Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

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hazmagetmaton
Beiträge: 160
Registriert: 8. Aug 2015, 21:39

Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von hazmagetmaton »

Hallo zusammen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht der einzige hier bin, der mal mehr, mal weniger eine gewisse Ziellosigkeit und Gleichgültigkeit in seinem Leben spürt, womöglich gekoppelt mit der ewigen Sinnfrage. Mich interessiert, was ihr damit für Erfahrungen gemacht habt und welche Haltung ihr dazu habt (soll aber keine Diskussion über den Sinn des Lebens werden, ich glaube so was gab's hier schonmal).

Wie sich das Problem für mich darstellt:
Für mich ist es häufig der Gedanke, dass alles, was in meinem Leben für mich Bedeutung hat, diese Bedeutung im Augenblick meines Todes durch meine Nichtexistenz verliert. Früher oder später wird das der Fall sein und damit scheint es mir im Grunde egal, ob mein Leben nun noch 50 Jahre dauert oder morgen vorbei ist. Über das Hier und Jetzt hinaus scheint es nicht wirklich etwas von Wichtigkeit zu geben. Im Hier und Jetzt leben kann zwar sehr schön sein, aber die Ziellosigkeit, die für mich oft damit einhergeht, ist irgendwie nicht sehr praktikabel (was langfristige Ziele angeht, wie etwa Studien-/Berufswahl. Für den Alltag bin ich sonst ganz gut gerüstet). Ich habe halt meine Lebenszeit und versuche sie mit Tätigkeiten und Menschen auszufüllen, die mir gut tun/Spaß machen/was auch immer, aber ohne größere Bestrebungen zu sein finde ich manchmal auch echt bedrückend.
Es fällt mir echt schwer, mich nicht mit solchen Dingen zu beschäftigen, auch wenn meiner Erfahrung nach grübeln nicht sonderlich viel bringt (außer düstere Stimmungen hervorzurufen).
Hmm, die Kurzfassung schätze ich. Klingt die nachvollziehbar?

Freundliche Grüße,
hazmagetmaton
qwertzuiop

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von qwertzuiop »

du willst ein ziel? nichts leichter als das.

mach die welt ein bißchen besser!

du musst ja nicht gleich krebs oder aids heilen und alle konflikt der welt beenden. aber wenn du dich bemühst es dem einen oder anderen mitgeschöpf etwas leichter zu machen, kann das ungeahnte möglichkeiten eröffnen.
Anne2507
Beiträge: 24
Registriert: 26. Mai 2015, 21:34

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von Anne2507 »

Hallo,

mir geht es genau so.Obwohl ich noch jung bin und noch alles vor mir habe, wie sie immer alle sagen, fehlt es mir auch an einem genauen Ziel im Leben. Viele wollen eine Familie gründen, ein Haus bauen etc. Aber ich frage mich ob das alles sein soll....?! Ich falle da eh etwas aus dem Rahmen, ich wäre froh wenn ich erstmal weiß was ich selber will und mit mir im Reinen bin. Das versuche ich schon seit Jahren heraus zu finden. Ich dachte, dass ich es weiß,wenn ich älter werde.Aber das ist bisher leider nicht der Fall gewesen....

Man braucht immer ein Ziel im Leben.Aber es ist schwierig, eins zu finden, mit dem man sich identifizieren kann! Ich versuche gerade mich ehrenamtlich nützlich zu machen und hoffe,dass das was für mich ist.
"Warum hast du Depressionen? Das Leben ist doch so schön!"
"Warum hast du Asthma? Gibt doch genug Luft zum Atmen!"....
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von Botus »

Ich denke, das Problem tritt vorzugsweise bei Menschen auf, die das Pferd quasi von hinten aufzäumen. Viele meinen, sie müssten "dieses und jenes" haben, dann würde das Leben erfüllt sein.

Beispielsweise heißt es ja oft, man sollte man am Wochenende etwas vor haben. Man sollte auch Freunde haben. Man sollte auch einen Partner haben.

Ich bin solchen Vorgaben bis Ende 20 auf den Leim gegangen...

Die Folgen waren (unter anderem): Belanglose Unternehmungen, belanglose Freundschaften, belanglose Partnerschaften.

Hätte ich damals so weiter gemacht, hätte sich (im nächsten Schritt) eine belanglose Ehe und ein belangloser Job ergeben.

Ursächlich dafür, dass viele so enden, ist aus meiner Sicht die Vielzahl der Prediger, die es als höchstes Ziel im Leben definieren, Menschen zu haben, Sozialkontakte zu haben, einen Partner zu finden (usw.)

Natürlich ist sowas wichtig, aber *sorry* das ergibt sich im Weiteren doch von selber ! Wie kann man sowas als höchstes Ziel im Leben sehen ? Ich verstehe das nicht.

Aus meiner Sicht wäre das höchste Ziel im Leben, genau das zu machen, was zu einem passt, was einem liegt und was einem Spaß macht. Seine Sachen geregelt zu bekommen, zufrieden zu sein. Erst wenn das erledigt ist, folgt der zweite Schritt. Es ergeben sich dann Menschen, mit denen es ggf. Gemeinsamkeiten und auch Sympathien gibt.

Liebe Grüße vom Dobi
Mim
Beiträge: 1383
Registriert: 21. Dez 2013, 19:41

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von Mim »

Daumen hoch für diesen Beitrag!!!
siyambala

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von siyambala »

.
Zuletzt geändert von siyambala am 13. Aug 2015, 11:50, insgesamt 1-mal geändert.
hazmagetmaton
Beiträge: 160
Registriert: 8. Aug 2015, 21:39

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von hazmagetmaton »

Ich danke euch für die Antworten.
qwertzuiop hat geschrieben:mach die welt ein bißchen besser!
Ich versuche, meinen kleinen Teil dazu beizutragen ;) Aber ich glaube eher aus einem ethischen Gewissen und (was Umweltprobleme angeht) letztlich einem Selbsterhaltungstrieb heraus, nicht aus wirklicher Leidenschaft. ...Vielleicht habe ich einfach nicht das Gefühl, für irgendetwas genug Leidenschaft oder Willen zu haben, um es zu einem langfristigen Ziel zu erklären. Das könnte es ein bisschen besser auf den Punkt bringen. Das, was Dobi beschrieben hat, trifft auf mich glaube ich eher weniger zu. Glücklicherweise.
Anne2507 hat geschrieben:Man braucht immer ein Ziel im Leben
Tja...braucht man?

(Übrigens, dadurch, dass ich das hier aufschreibe, versuche ich mir auch selbst nochmal klar zu werden, was mich an diesem Thema eigentlich so irritiert. Könnte gut sein, dass ich mir nur einrede, dass irgendwo ein Problem verborgen liegt. Vielleicht sollte ich einfach üben, mehr auf den Moment zu vertrauen, wie ich das vor kurzem gelesen habe...)
hazmagetmaton
Beiträge: 160
Registriert: 8. Aug 2015, 21:39

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von hazmagetmaton »

Ich werde diesen Thread jetzt einfach als Teil meiner Gedankensammlung erweitern. Wenn jemand was dazugeben möchte, immerzu.

In letzter Zeit habe ich versucht, vom Begriff "Sinn" abzukommen und stattdessen "Bedeutung" zu verwenden, da ich mit dem Begriff einfach mehr anfangen kann (objektiv habe ich "Sinn" schon länger abgeschrieben). Bedeutungen, genau wie Wertungen im Sinne von gut und schlecht, weise ich den Dingen immer im gegenwärtigen Augenblick zu. Beides verändert sich fließend, abhängig von meinen Gedanken und Gefühlen in dem Augenblick. Die Idee war, mich mehr im Hier und Jetzt zu ankern, als in meinen Gedanken, weil es im Hier und Jetzt doch immer etwas gibt, was mich in meinem Befinden beeinflusst und somit für mich von Bedeutung ist...

Ich wurde heute durch ein Buch in traurige Stimmung gebracht, die sich verstärkt hat, bis ich nur noch geschaut, geatmet und gedacht habe. Als ich soweit war, dass ich mich auf meinen Atem konzentrierte, habe ich schon versucht mich auf das, was mir im Moment von Bedeutung war, zu besinnen (statt auf meine Gedankenspiralen, die ich leider nicht mehr zusammenkriege...sie schien mir in dem Moment recht logisch). Aber was war in dem Moment für mich von Bedeutung? Der Begriff war mir plötzlich viel zu abstrakt. Ich versuchte, ihn zu reduzieren, auf das, was mir "wichtig" war... Mein Herz, das ich klopfen spürte? Mein Bein, das unversehrt und funktionstüchtig auf der Fensterbank lag? Der Wind, den ich durch's Fenster an meiner Nase spürte? Die Leute um mich herum, die ich nun seit bald einem Jahr kannte?...
Es schien mir alles die Bezeichnung "wichtig" nicht zu verdienen, es war als hätte sich eine Decke aus Egal um mich gelegt...Ich hatte kaum Motivation (/Kraft?), einen Muskel zu rühren und es war mir nicht möglich (oder kam es mir gar nicht in den Sinn?), irgendetwas in meiner Umgebung als wertvoll zu betrachten. Ich war zum ersten Mal richtig frustriert von mir selbst; ich war mir sicher, dass es die wichtigen Dinge für mich gab, aber ich konnte sie nicht erkennen.
Diese Decke wurde ich erst wieder los, als ich bei einem Spaziergang später weinen konnte. Und da fühlte ich mich echt wie befreit, es war plötzlich nicht mehr so wichtig, ob die Dinge nun wichtig oder wertvoll waren. Ich war plötzlich wieder gehobener Stimmung.
Den Rest des Tages habe ich es tunlichst vermieden, mich wieder damit zu beschäftigen, wollte es aber doch aufschreiben, bevor ich was vergesse. War auch gut so.

Abgesehen davon habe ich noch zwei "konkrete" Irritationen entdeckt:
1) Ich kann mich in der Regel über schöne Dinge und Situationen in meinem Leben freuen, aber nicht über die Tatsache, dass ich am Leben bin.
2) Ich habe das Gefühl, die Zeit, die vor mir liegt, füllen zu müssen, statt dass ich sie nutzen möchte.
Und bei beiden Punkten habe ich keinen Schimmer, warum sie mich so bedrücken können, wo doch die Sicht, die dahinter steckt, lange nicht negativ sein muss...

Seufz. Anstrengend.

hazmagetmaton
omena55
Beiträge: 16
Registriert: 3. Sep 2015, 00:42

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von omena55 »

Hallo Hazmagetmaton,
Du machst es mir nicht leicht,, in Dein nahezu geschlossenes Gedankensystem,hineinzukommen. Trotzdem, mehr als falsch verstehen geht ja kaum.
Auf geht`s. Es war schon eine kluge Entscheidung von Dir, nicht mehr über den Sinn des Lebens
(gibt es einen Sinn des Todes) zu grübeln. Jetzt führst Du aber Bedeutung (Bedeutung für Dich) als Instanz ein. Folglich mußt Du nun ständig neu entscheiden, ob und wenn ja, welche Wertigkeit etwas hat.
Ich habe in meinem Leben jedoch die Erfahrung gemacht,daß die Bedeutung von Personen, Erlebnissen oder Erfahrungen, einem Wandel unterliegt, also keine feste ,verlässliche Größe sind.
Das galt schon in meiner gesunden Zeit und jetzt, wenn ein neuer .Schub sich zwischen mich und die Welt schiebt,erst recht.
Du schreibst, dass Du Dich über Dinge und Situationen freuen kannst. Dann nimm das doch einfach so hin.Da hast Du verglichen mit anderen schon einen hübschen Vorsprung. Welche Bedeutung es morgen, nächste Woche usw. hat, wird sich zeigen. Du bist der Empfindende,
Du nutzt Deine Lebenszeit so oder so; also versuch mit etwas mehr Gelassenheit die schönen
Erfahrungen und Freuden, anzunehmen.

Grüße Omena
W_Blake
Beiträge: 184
Registriert: 7. Sep 2015, 18:21

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von W_Blake »

Ich gratuliere jedem, der es schafft, seine Aufmerksamkeit nur auf das Hier und Jetzt zu richten und damit zufrieden ist. Das mag wirklich eine gute Lebenshaltung sein, mit dem, wie ich es nennen möchte, Paradox der menschlichen Existenz umzugehen. Die Ausgangsproblematik kann ich aber gut nachvollziehen: Auf der einen Seite, glaube ich, gibt es keinen objektiven/höheren Sinn unseres Daseins (wir sind zufällig in die Welt geworfen), auf der anderen Seite sind wir aber Lebewesen, die sich an Vergangenes erinnern und an Zukünftiges denken können, womit eben nicht nur kultureller Fortschritt verbunden ist, sondern möglicherweise auch so etwas wie eine anthropologische Konstante, nämlich das Bedürfnis/die Suche nach dem Sinn der eigenen Existenz. Wenn das stimmt, suchen wir nach etwas (Sinn), was es nicht gibt (deswegen Paradox der menschlichen Existenz). Alles, was wir uns geben können, ist subjektiv gesetzter Sinn – aber dieser erfüllt möglicherweise nicht unsere Sehnsucht nach einem objektiven Sinn, nach etwas, was womöglich unsere eigene Endlichkeit überdauert … Natürlich ist im Hier und Jetzt alles Vergangene und Zukünftige im strikten Sinne nicht-existent, weswegen die meditative Haltung, seine Aufmerksamkeit nur aufs Hier und Jetzt zu richten, tatsächlich eine gute Lösung sein kann. Aber vielleicht steht diese Möglichkeit (z.B. aufgrund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen) eben auch nicht jedem offen. Wenn jemand eine funktionierende Anleitung für die Lösung des Paradoxes hat, wäre ich daran sehr interessiert.
omena55
Beiträge: 16
Registriert: 3. Sep 2015, 00:42

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von omena55 »

Unsere beständige, wider besseren Wissens, also absurde Sinnsuche , erinnert mich an meinen Sohn als Kind. Kurz vor Weihnachten fragte ich ihn,:" Sag mal Robin, glaubst Du eigentlich noch an den Weihnachtsmann? "
Antwort:"nö, eigentlich nicht, aber ich will auch kein Risiko eingehen."

Gruß Omena
Inertia
Beiträge: 200
Registriert: 8. Mär 2015, 02:14

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von Inertia »

Solche Gedanken kenne ich.

Allerdings glaube ich, wenn man das Hier und Jetzt wirklich genießen kann, braucht man nicht unbedingt einen übergeordneten Sinn oder ein großes Ziel. Ist doch auch irgendwie ein Sinn, sein Leben zu genießen und das Beste daraus zu machen. Aber dafür braucht man eben Dinge, die einem wirklich Spaß oder die einen glücklich machen. Also so richtig, nicht nur mal kurz ein bisschen. Genug, um die negativen und anstrengenden Seiten des Lebens auszugleichen. Dann kann man sich auch mal auf etwas freuen, und das hat doch auch irgendwie was von einem Ziel.

Hast du solche Dinge?

(Ab hier gehts nur noch um mich)
Ich leider nicht, das ist mein Problem. Wenn ich denn Alltag genießen könnte, würde ich mir (glaub ich) nicht mehr so viele Gedanken über die Zukunft oder den Sinn von allem machen. Aber leider kann ich das nicht. Ich bin eigentlich mit allem unzufrieden - mit meinem Alltag, meinem Privatleben, meinem Beruf, und noch ein paar anderen Dingen. All das könnte ich ändern, ich bin jung, unabhängig, gesund und hab Geld. Manchmal will ich einfach alles hinwerfen und "neu anfangen". Aber wo? Wie? Womit? Wie du schon geschrieben hast, ohne genug Leidenschaft für irgendwas sind solche Entscheidungen schwer zu treffen. Daher hätte ich auch gerne so ein großes Ziel. Etwas, dem ich blind nachrennen kann, weil es mich so sehr begeistert. Aber erzwingen kann man sowas ja leider nicht.
Cara Mia
Beiträge: 235
Registriert: 24. Aug 2015, 09:15

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von Cara Mia »

Ich komme ganz gut klar mit "vorläufigen" Zielen.
Dann ist es nicht mehr so wichtig d a s Ziel zu haben. Soll heißen, dass ich prinzipiell bspw. ein Studium ganz gut finde. Aber für welches Fach soll ich mich entscheiden? Welches ist das richtige für mich und die Welt? Welches ergibt am meisten Sinn? etc.
Wenn ich mich gerne mit Geschichte befasse, ist Geschichte schon mal ganz ok. Und dann bleibe ich dran. Danach kann ich weiter sehen. Jetzt studiere ich erstmal Geschichte. Wenn es mich nicht kreuzunglücklich macht, schließe ich das auch ab.
Falls es mich kreuzunglücklich macht, treffe ich eine neue Entscheidung.
Für mich ist das Leben wie ein Labyrinth, in dem es nur Wege gibt, die zum Ziel führen. Sie sind alle gleich gut, nur nicht alle gleich schön.
Und es ist ein lebendes Labyrinth. Kann sein, dass ich Weg A nehme und super finde. Oder ich nehme Weg B und der wird irgendwann beschwerlich. Währenddessen ist A aber schon zugewuchert.
Es geht weiter, ich gehe weiter. Ziel ist die Mitte, alle Wege führen dorthin, manche führen mich aber erstmal wieder ein Stück nach außen. Das ist ok. Alle Wegen führen zur Mitte.

Falls sich das predigerinnenhaft anhört ;-), so ist das. Ich predige mir das oft genug selbst.

Manchmal mit genau diesen Worten, wenn ich unruhig bin. "Alle Wege führen zur Mitte", "Jeder Weg ist gut", "Atme und gehe"....

Liebe Grüße,
danke für das gute Thema!

Cara
hazmagetmaton
Beiträge: 160
Registriert: 8. Aug 2015, 21:39

Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von hazmagetmaton »

Omena, du hast glaube ich schon ganz gut verstanden. Und ich merke gerade, dass Bedeutung/Wichtigkeit, wenn sie sich fließend verändert, natürlich auch mal für mich nicht vorhanden sein kann. Den Gedanken hatte ich vor zwei Tagen noch gar nicht richtig gedacht. Wahrscheinlich weil er mir gar nicht so recht gefällt, ngh.

Ja, wofür lohnt es sich, die unangenehmen Erfahrungen, die uns erwarten, durchzumachen? Für mich vielleicht Musik, erfüllende Schönheit...bin mir gerade nicht sicher, wie weit meine Liebe zu anderen Menschen hier mitgeht.
Allerdings...ob sich etwas für einen lohnt, hängt davon ab, wie man es bewertet...und wenn sich das ständig verändern kann, könnte es auch hier schwierig werden, Halt zu finden...
Schönheit ist für mich bisher jedoch etwas, was ich noch nie hinterfragt habe (auch wenn ich sie nicht immer genießen kann). Das ist schonmal ein angenehmer Gedanke.

Predige ruhig weiter Cara ;) Es stimmt, letztlich macht uns jeder Weg zu dem, was wir sind. Und da man eh nur einen gehen kann, sind im Grunde auch alle in Ordnung (denn ich bilde mir nicht ein, in der Unendlichkeit der Möglichkeiten etwas perfektes finden zu können).
Vielleicht beschäftige ich mich zur Zeit lieber mit meiner Angst vor meinem restlichen Leben als mit solchen praktikablen vorläufigen Zielen. Ein Hindernis? Hmm...

Zu platt zum Nachdenken. Ich danke euch für eure Beiträge (Blake ebenfalls, auch wenn mir jetzt sonst nicht einfällt, wie ich drauf eingehen könnte^^). Bin glaube ich auch ganz froh, dass ihr euch dafür interessiert ;)

hazmagetmaton
hazmagetmaton
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Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von hazmagetmaton »

Vorsicht, düster!
Aber ich leide nicht akut darunter, die Gedanken begleiten mich einfach schon länger.

Ich kriege den Eindruck, dass mir meist die Motivation/der Wille fehlt, mich überhaupt auf den Weg zu machen. Vielleicht weil ich bisher keinen wirklich überzeugenden Grund dafür sehe. Oder ich bin einfach lauffaul, was weiß ich.
Sich entlang eines Weges, den zu beschreiten nicht unbedingt mein Wunsch ist, Ziele zu setzen finde ich auch ein bisschen schwierig.

(Um in der Metapher zu bleiben: Ich weiß, dass ich gerade unterwegs bin, und mich dabei eine Hoffnung bzw. ein vages Ziel trägt. Aber ich habe das Bewusstsein, jederzeit stehen bleiben zu können, wenn ich mich dafür entscheide. Und dann bräuchte ich mir auch keine Ziele mehr zu setzen.)

Und obwohl ich jetzt dem Prinzip der alten Fabelerzähler gefolgt bin, weiß ich trotzdem nicht so ganz ob ich es abschicken soll. Whatever.

hazmagetmaton
hazmagetmaton
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Re: Wie geht ihr mit Ziellosigkeit um?

Beitrag von hazmagetmaton »

Halli hallo.

Nach längerer Zeit möchte ich mal wieder einige Gedanken loswerden. So eine merkwürdige Art von Gedanken, die mir manchmal im Hinterkopf rumschwirren und von denen ich nicht so ganz weiß, was sie mir, wenn überhaupt etwas, sagen wollen.
Existentiell, aber entspannt. Trotzdem sag ich hier mal Vorsicht… ;)

Ich fahre seit einiger Zeit im Grunde die Schiene, die auch die kluge, pragmatische Cara vorgeschlagen hat. Dazu gehört in meinem Fall, dass ich nach langer Pause das Tanzen wiederaufgenommen habe, mich somit auch mehr unter Leute (und Frauen ;) ) mische und mich für ein Studium vorbereite, dessen Wahl für mich vor einigen Jahren noch sehr angstbesetzt gewesen wäre. Die beruflichen Perspektiven sind nämlich alles andere als sicher. Ich bin mir auch heute nicht sicher was ich beruflich mal machen möchte, sprich ich habe im Grunde keine Ahnung. Ich beschäftige mich jetzt einfach mit Dingen, die mich interessieren und dann gucke ich, was dabei rauskommt.
Sich seiner Wünsche bewusst werden, soweit es geht, schauen, was man im Rahmen seiner Möglichkeiten ändern kann und was nicht, und dann Zeug machen und schauen was passiert. Das scheint mir echt eine der besten Strategien für ein entspanntes Leben zu sein. Und das Bewusstsein, dass die allermeisten Entscheidungen nicht endgültig sind. Unsere Erwartungshaltung bewirkt stimmungsmäßig echt viel…
Bei mir hat obiges auch dazu beigetragen, dass ich abends beim Einschlafen nicht überlegt habe, was ich in diesem Leben noch erreichen möchte oder auch nicht, sondern wie man Tangoschritte cool miteinander kombinieren könnte. Aktiv zu werden mit Dingen, die mich interessieren, hat auch meine Gedanken in entsprechende Richtungen gelenkt.

Vor ein paar Tagen bin ich mir bewusst geworden, dass ich wieder mit meiner Perspektive bei Tod war, hatte sehnsüchtige Gedanken daran, nicht mehr in einer Welt zu leben, in der einfache Entscheidungen kaum existieren und in der ich mich mit meinen Ängsten, Sorgen und Problemen auseinandersetzen muss. In meiner eher akuten Phase hatte ich mir gewünscht, mich aktiv für dieses Leben entscheiden zu können und jeden Weg mit seinen Schönheiten und Schwierigkeiten anzunehmen, wie er sich mir nunmal auftut (oder eben Tod zu wählen). Ich habe allerdings festgestellt, dass das eine Entscheidung war, die ich nicht treffen konnte (die ausführliche Begründung tische ich euch jetzt nicht auf; ich kann sie immer noch nicht überzeugt treffen, es ist auch, wie die meisten, keine endgültige Entscheidung; das macht es sowohl leichter als auch schwieriger…) und bin ständig an meiner Existenz zweifelnd durch meinen Alltag gegangen. Diese Zweifel waren das, was für mich am schwersten zu ertragen waren. Und das, was ich am meisten ändern wollte.
Keine Bange, ich bin nicht gefährdet (und würde mich in dem Fall auch nicht ans Forum wenden), meine Lage ist entspannt. Sie ist nicht nur erträglich, sondern sogar angenehm. Trotzdem hatte ich kürzlich das Gefühl, als wollte ich wieder traurig sein. Woher das kam, da bin ich mir nicht sicher, eventuell hat es auch einen konkreten, simplen Grund.
Meine Herangehensweise war halt in letzter Zeit, mich gedanklich und emotional anderswo zu investieren, was wesentlich zur Entspannung der Lage beigetragen hat. Und, oh Wunder, die Zweifel (die bei mir quasi definitionsmäßig in Worten formuliert sind und dadurch einen gewissen Denkaufwand erfordern) hatten in dieser entspannteren Zeit wenig bis geradezu keine Bedeutung. Meine Aufmerksamkeit lag in den allermeisten Fällen anderswo. Für diese Herangehensweise hatte ich mich im Zusammenhang mit meiner Therapie “entschieden”, ohne dass es sich für mich wirklich nach einer Entscheidung angefühlt hätte. Wie auch bei vielen anderen Dingen, die ich tue, gehe ich eher mit dem Motto “Joa, klingt nach ner ganz guten Idee, ich probier’s mal aus und schau, was passiert” dran. Siehe oben. Bin ich zufrieden mit diesem Motto?
Vielleicht habe ich den Eindruck, wenn ich meine Bedeutungszuweiseung in der Art beeinflusse, entziehe ich meinem Leben Bedeutung? Indem ich mich von der Ungeheuerlichkeit ablenke/abwende, die damit einhergeht, den Zustand Leben in Frage zu stellen? Sondern es bloß schulterzuckend akzeptiere; “ist halt so, mir doch egal”… (Allerdings denke ich dann an das Leben als ganzes und das war in der Vergangenheit nicht so praktisch, ist vielleicht auch unangemessen.)
Vielleicht fühlt es sich auch noch merkwürdig an, weil ich im Grunde auch weiß: Ich habe in diesem Leben keine Versicherung dagegen, dass Zweifel wiederkommen, besonders auch deshalb, weil mein Wille, Dinge zu ertragen, nicht sonderlich ausgeprägt ist. Mein Wunsch, in diesem Zusammenhang eine eindeutige Entscheidung treffen zu können erinnert mich gerade an ein Sehnen nach romantischer Liebe, heh. Auch so ein Zustand, wo alles so ist, wie es sein sollte oder zumindest so, wie man glaubt, dass man es sich wünscht…


Vielleicht wollen meine Gedanken mir sagen, dass es nicht so wichtig ist, worüber man sich Gedanken macht oder auch nicht. Solange man dabei einigermaßen entspannt mit sich selbst (und natürlich anderen) leben kann.
Sind Probleme bzw. Problemfragen wichtig, wenn sie keine eindeutig richtige Lösung haben (können)?

Uughhh, mein Kopf verwandelt sich gerade in Matsch. Ich poste das jetzt und schaue dann demnächst, wie mir gefällt, was ich geschrieben habe. Live the Dream! ^^

hazmagetmaton
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