Haben Depressionen immer einen Auslöser?

qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

@inerta
so hatte ich deine frage auch verstanden.

das es immer mal wieder so ist, das ein trigger wieder eine episode auslöst, ist glaube ich unbestritten.
aber ich nehme mal die bipolaren oder borderliner die switschen zwischen den zuständen hin und her zumeist auch ohne äusseren anlass. bei borderliner kann es ziehmlich irritieren, wen das mehrfach in einen gespräch passiert.
ich denke das ist bei depressionen mit episodenhaftenverlauf eben so. nicht zuletzt verlassen ja auch depressive immer wieder mal das tal ohne irgendeine äußere unterstützung, ohne das sich irgendwas wriklich geändert hat.


nachtrag
ich habs irgenwo schon mal geschrieben: ich glaube an zufälle, aber ich mistraue ihne zu tiefst.
guckst du hier:http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/d ... 33288.html
zum thema warum psychische erkrankungen
heinzpeter
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von heinzpeter »

Das gehört schon lange nicht mehr zum Thema dieses Threads, aber ich muss es jetzt loswerden - egal ob Depression vererbbar ist oder nicht.
Meine Tante - ich habe sie nie gekannt, denn es war vor meiner Zeit - ist von den Nazis in Hadamar umgebracht worden, weil sie das Down-Syngrom hatte. Und ich finde es bedenklich, wenn in Deutschland ernsthaft wieder darüber nachgedacht wird, ob ungeborene Kinder nicht besser abgetrieben werden sollten, weil man weiß, dass sie mit dem Down-Syndrom zur Welt kommen werden.
Aber werde ich hier überhaupt noch ernst genommen? - Kann es sein, dass ich in diesem Forum ganz einfach auf dem falschen Dampfer bin? - das ist meine Depression...
Liebe Grüße heinzpeter
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von lucya »

Lieber Heinz Peter,
Das was Du da über das Down Syndrom schreibst finde ich absolut richtig!!!!!

Aber nun sollte Schluß sein.

Gruß
Lucya
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Bittchen65
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Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo,
ich lese schon ein paar Tage mit ,in diesem Thread.
Also Nazizeit und Depression finde ich schon harter Tobac.
In der Zeit ist so viel Unrecht geschehen,das ich darüber gar nicht reden will.
Das es bei Depressionen eine Veranlagung gibt, ist ja wohl erwiesen,
aber es muss darum nicht jeder erkranken.Da spielen immer mehrer Faktoren eine Rolle.
Ich weiß oft nicht,was bei mir eine depressive Phase ausgelöst hat, weil ich chronisch
krank bin.Wenn ich suche gibt es immer Gründe.Heute spricht man ja auch eher von Störung ,als von Krankheit.Bei Suchtkranken spricht man mittlerweile von Klienten. Hoffentlich sind diese Wortklauberei nicht Vorboten von den Krankenkassen,das man einige Leistungen selber bezahlen soll. Ist nur mal so ein Gedanke von mir.Bei manchen Therapien,z.B.die rTMS ,ist das so.Mir hat das sehr gut geholfen,aber auf Dauer kann ich mir das nicht leisten.Geheilt hat es nicht,aber das wird auch nicht versprochen,aber aus dem Tief war ich nach 10 Anwendungen erst mal raus.
Eine gute Zeit wünsch ich Euch. Liebe Grüße Bittchen
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1688
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Anne Blume »

Das sehen wir genauso, Lucya.
Sonst würde ich den Thread schließen wollen.

Viele Grüße
Anne Blume
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von timmie2002 »

mir wurde von fachleuten mehrfach gesagt, dass depressionen immer einen auslöser haben. während ich anfangs dieser aussage auch noch ablehnend gegenüberstand, bin ich heute überzeugt davon, dass es so ist.

ursachen und auslöser müssen zunächst mal ganz scharf voneinander getrennt werden. das fällt oft schwer bzw. werden diese immer mal wieder miteinander vermischt.

problem für uns depressive ist, so meine erfahrung, dass wir die oder den auslöser oft nicht bemerken, vor allem dann nicht, wenn er im unterbewusstsein verankert ist. wir glauben also, dass es für den depressiven schub oder den erneuten beginn einer depressiven episode keinen auslöser gibt.

mit hilfe meiner therapeuten habe ich gelernt, in diesem falle in meinem unterbewusstsein nachzukramen und es ist dann immer so, dass ich feststellen muss, dass eine frühe erfahrung von mir angetriggert wurde und somit depressive symptome ausgelöst wurden. oftmals benötige ich aber auch hierbei therapeutische unterstützung, um diesen zusammenhang zu erkennen.

glg final
Katerle
Beiträge: 11331
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Katerle »

Also bei mir wurde damals die Depression durch den plötzlichen Verlust eines geliebten Menschen ausgelöst und wenn ich darüber nachdenke, eigentlich schon viel eher. Hatte ja alles seinen Hintergrund.
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von saneu1955 »

Hallo, oftmals wird doch erst viel später bemerkt, dass man an Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen leidet.
Ich habe bis zu meinem 40. Geburtstag auch nicht gewußt, was mit mir los war. Erst dann wurde allmählich klar, dass ich Depressionen, eine Angststörung und noch so einiges andere habe.
Natürlich habe ich mich immer gewundert, warum ich teilweise anders bin als andere.

Aber erst nachdem ich meine Psychoanalyse begonnen habe, wurde mich nach und nach klar, dass alles schon viel früher begonnen hatte und die Ursachen bei mir in der Kindheit und auch in meinem weiteren Leben liegen. Umso schwerer ist es für mich, dies alles aufzuarbeiten. Ich werde nie alles schaffen und muss mit meinen Depressionen leben und das tu ich auch.

Immer Stück für Stück.

Heinz-Peter: Ein paar Worte noch zu dir. Bitte sei so nett und überdenke deine Beiträge vorher noch einmal. Ich empfinde diese manchmal als sehr aggressiv. Du kämpfst mit aller Macht dagegen an, depressiv zu sein, diese Frage stellst du dir ja immer wieder.

Viele haben versucht hier, durch ihre Beiträge zu helfen.

Nur ich habe mittlerweile den Eindruck, dass du immer dann hier schreibst, wenn du sehr wütend bist. Ich weis nicht, was mit dir los ist, kenne die Hintergründe nicht. Nur du kannst an deiner Situation etwas ändern, indem du für dich heraus findest, was du möchtest und woran es hapert.

Saneu1955
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo heinzpeter,
du klingst sehr verbittert,wer hat dich so verletzt? Helfen kannst du dir nur selbst,
indem du dir Hilfe holst. Abklärst, ob du wirklich depressiv bist,die Krankheit annimst
und dich behandeln lässt.Hier bekommst du Verständnis und auch Tips.Du kannst von dir erzählen
und dich öffnen ,auch das ist Hilfe.Ich glaube niemand hat gesagt, du bist nur Dreck. Wie gehst du denn selber mit dir um?
Liebe Grüße Bittchen
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
Kontaktdaten:

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Heinzpeter,

in den allermeisten Fällen scheitert es an der Kommunikation und nicht an der Person. Wenn du von 99 Personen verstanden wirst und einer Person nicht, liegt das Problem bei dem. Wenn du von 99 Personen missverstanden wirst und nur von einer verstanden, liegt das Problem bei dir. Man sagt zwar, "der Empfänger macht die Botschaft", aber ich halte das für Unsinn. Wenn man sich vage ausdrückt, bleibt viel Spielraum für Interpretationen und somit auch Spielraum für Fehlinterpretationen. Aber ich habe es selbst in der Hand, in meinen Aussagen eindeutig zu sein.

Du hast geschrieben: "Aber das Depressionen genetisch bedingt sein sollen - da sträubt sich in mir alles! Das ist +++-Ideologie, die ich für mich nicht akzeptieren kann."

Du hättest auch schreiben können. "Meine Tante wurde aufgrund ihres Down-Syndroms von den Nazis umgebracht und heutzutage wird drüber nachgedacht, Föten mit Down-Syndrom besser gleich abzutreiben; wenn Depressionen eine genetische Ursache hätten, fürchte ich, würde man auch darüber diskutieren, diese Föten abzutreiben und mit diesem Gedanken kann ich nicht umgehen."

Ich wette mit dir, dass du damit viel weniger bis überhaupt kein Gegenwind bekommen hättest. In einer schriftlichen Konversation hat man zwar den Nachteil, dass der Lesende nicht hören kann, in welchem Tonfall der Schreibende seine Aussage gemacht hat und man hat voneinander auch keine anderen Sinneseindrücke, keine Körpersprache etc.
Aber es gibt auch einen entscheidenden Vorteil, denn man kann sich in Ruhe ( ;) ) überlegen, wie etwas wohl beim Gegenüber ankommt. Da hilft es auch immer, sich beim Schreiben insbesondere in einem anonymen Forum klarzumachen, dass der Lesende absolut rein gar nichts über einen weiß außer den schlichten paar Worten und nichts darüber hinaus. (Es sei denn, man schreibt schon länger miteinander. Aber es lesen immer auch neue User mit oder User, die frühere Threads von einem nicht verfolgt haben.)

Was auch hilfreich sein kann ist sich zu überlegen, warum schreibe ich was ich schreibe und warum forumliere ich es so, wie ich es formuliere? Wenn man z.B. immer in seinen Aussagen vage und somit für das Gegenüber unverständlich bleibt, hat das sicher seine Gründe. Welche sind das? Will ich dann, dass der andere nachhakt (und bin dann enttäuscht, wenn er das nicht tut)? Traue ich mich einfach nicht, konkreter zu werden - möglicherweise aus Angst vor den Reaktionen oder aus Angst, dass es wahrer wird, wenn ich es ausspreche? Weiß ich selber eigentlich noch nicht so ganz genau, was ich eigentlich aussagen will? Will ich missverstanden werden, damit ich meine Überzeugung, immer missverstanden zu werden nicht revidieren muss?

Du schreibst: "Aber ihr habt Recht, hab ja keine Ahnung, ich bin nur Dreck, ich störe nur und gehöre hier nicht hin." Erstens hat NIEMAND behauptet, du seist Dreck, störst und gehörst hier nicht hin; daher werden sich durch das "ihr habt Recht" sicher viele angegriffen fühlen und man findet niemanden sympathisch, der einen angreift (wenn auch nur gefühlt). Zweitens weiß ich das nicht zu interpretieren, da du es gepostet hast ist es sicher nicht bloß eine Botschaft oder Feststellung an dich selbst (denn es ist ja an alle Lesenden gerichtet). Wie soll ich das also verstehen? Soll ich widersprechen? (Fürs Protokoll, das tue ich!) Ist das Trotz? Beleidigtsein? Verzweiflung? Traurigkeit? Frust? Wenn du geschrieben hättest "Ich fühle mich wie Dreck", hätte das für mich mehr Informationsgehalt gehabt, denn dann hätte ich mich in dich hineinfühlen können und es hätte mir gesagt, was dein aktueller Gemütszustand ist. (Damit wäre klar gewesen, dass es eben nicht Trotz oder Beleidigtsein ist.)

Es hilft auch, sich selbst klar zu werden, was man ganz genau vom anderen erwartet - und das dann auch glasklar kommuniziert. Ein gutes Beispiel dafür ist Lucyas Thread "Hat jemand ein paar nette Worte für mich?" - da ist jedem klar, sie möchte einfach ein bisschen Zuspruch, Mitgefühl eben.
Verständnis kann ich nur aufbringen, wenn ich weiß, was ich verstehen soll. Ich habe z.B. auch nicht verstanden, wieso eine genetische Disposition von Depressionen dich an +++-Ideologie erinnert. Dagegen verstehe ich nach deiner nachgereichten Erklärung sehr gut, dass der +++-Mord an deiner Tante, die eine gentische Krankheit hatte, dich traumatisiert hat und damit sehr schlimme Gefühle verbunden sind.

Was verstehst du denn unter "echter Hilfe"? Was bedeutet das, was - konkret! - wünscht du dir und wie könnte diese echte Hilfe aussehen? Und kann ein Internetforum das auch realistisch betrachtet überhaupt leisten? ;)

:hello: Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

@heinzpeter

STOP
niemand hier hat dich persönlich angegriffen oder beleidigt. es sei den ich hab da was überlesen. einzig dein standpunkt in einer bestimmten fragestellung wurde kritisiert. wer stellung bezieht muss das aushalten.
aus deinen posts konnte man schon ablesen das da irgend ein persönlicher bezug existiert und du hast ihn ja später auch genannt.
da das anscheinden für dich wichtig ist, was hälts du darf einen eigenen thread auf zu machen?
um zu beschreiben was das wissen um deine tante für dich bedeutet. dann wirst du mit zeimlicher sicherheit auch mitgefühl erfahren, denn dann geht es um gefühle und nicht um kalte wissenschaftliche fakten.



nachtrag zu salavtore
schöner beitrag
du bist mir dazwischen gerutscht
heinzpeter
Beiträge: 43
Registriert: 19. Jun 2015, 19:26

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von heinzpeter »

Hallo Salvatore, hallo qwertzuiop, jetzt habe ich bereits eine Antwort geschrieben an Salvatore und bin dann seltsamerweise rausgeflogen, so daß er jetzt verloren gegangen ist. Ich werde mich späteer noch mal ausführlich äußern, nur so viel: Ihr habt mir beide einen Spiegel vorgehalten - und das war gut so. Ich fühle mich jetzt doch irgendwie verstanden, muss aber noch gründlich drüber nachdenken.
Also ich sage erst mal dankeschön! Bis bald wieder und liebe Grüße
heinzpeter
qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

@heinzpeter
das mit dem verlust von geschreibenen passiert mir auch ständig. es kommt vor wenn jemand anders zwischenzeitlich ein beitrag geschrieben hat. wenn das passiert einfach im browswer einige seiten zurück gehen den text mit strgc kopieren, wieder im browser nach vorn und strgv.
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Jamba »

Hallo,

Ich klinke mich mal ein. Interessantes Thema, schade es die meiste Zeit um einen Satz von Heinzpeter geht, der so nicht gemeint war. Deshalb gehe ich gleich zurück zum ursprünglichen Thema.

Nur noch eines ganz kurz zu dir, Heinzpeter. Ich kann dich verstehen. Und ich finde salvatores Beitrag oben sagt alles aus, der ist sehr gut geschrieben. Bitte denke nicht, hier kannst du keinen Zuspruch oder Austausch bekommen! Hier findest du eben nur nichts, das eine fachärztliche Behandlung ersetzen kann. Schön, wenn du, wie du oben angekündigt hast, dich nun mehr verstanden fühlst.

Zum ursprünglichen Thema kann ich nur den Beitrag von timmie2002 / final unterschreiben. Toll formuliert! Ich denke auch, dass ein großer Unterschied zwischen Ursache und Auslöser besteht.
Eine depressive Veranlagung, mag sein, dass man die hat. Damit kann man sicher auch ohne große Probleme leben, ohne das man es groß merkt. Dann ist jemand eben sensibler oder nachdenklicher als andere. Manchmal passieren dann Dinge, die verursachen, dass die Depression mit voller Wucht zu Tage tritt. Ob dieser Auslöser groß oder klein sein mag. Und ob das tatsächliche Problem viel tiefer liegen mag.

Aber wenn es im Leben eines Menschen zu einem traumatischen Ereignis kommt (Plötzlicher Verlust o.ä.), kann es doch auch durchaus sein, dass man allein aufgrund dieses Ereignisses eine Depression entwickelt. Das wäre dann quasi "von heute auf morgen".
Oder? Was meint ihr?

Schönen Tag,

Eure Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Botus
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Botus »

Ich denke, dass die Vorgeschichte eines Menschen auch in anderer Hinsicht entscheidend ist.

Zum Beispiel, was Notlagen angeht, in die kaum jemand hinein gerät, wie zum Beispiel als Schüler der 11. Klasse plötzlich mittellos und obdachlos auf der Straße zu stehen, weil einen der wahrscheinlich lebenslang durch alles mögliche benebelte und auch geistig / sozial unterentwickelte Partner der krankheitsbedingt wie im Nebel stehenden Mutter einfach raus schmeisst.

So zu tun als ob (man ein normales Leben führt) und niemanden merken zu lassen, dass man im Grunde kein Zuhause hat und natürlich auch kein Geld, ständig Kohldampf schiebt usw., prägt einen Menschen sehr entscheidend. Da wird man sehr einfallsreich, schon was Selbstverständlichkeiten angeht, wie z.B. das Duschen oder das Essen. Wenn es niemand merken soll (weil sich dann alle von einem abwenden) muss man wirklich begnadet improvisieren. Zumal es ja auch noch gilt, den Spagat zu schaffen zwischen ständigem Arbeiten in allen möglichen (Scheiß-) Jobs und dem Ziel Abitur.

In so einer Situation denkst Du keine Sekunde über die menschliche, bzw. zwischenmenschliche Tragödie nach. Man fühlt auch kein seelisches Leid, sondern denkt nur an die 3 Ziele. Irgendwie überleben. Das Ziel erreichen. Und andere niemals was merken lassen, denn die Menschen sind nicht gerade nett zu Leuten, die in so einer Situation stecken. Man hat dann kaum eine Chance. Wer unten ist, bleibt da meist. Also niemals unten sein.

Mit so einer Vorgeschichte läuft das ganze spätere Leben entsprechend abweichend von den meisten anderen ab. Notlagen können mir nichts anhaben. Meine Anfälligkeit für Depressionen liegt in der Erfahrung, dass jederzeit alles vorbei sein kann, wenn ich von jemandem abhängig bin, der aus irgendeinem bloßen Gefühl heraus komische Sachen macht, die ich als unverhältnismäßig einstufen würde. So bin ich jemand geworden, der sich mit rein verstandgesteuerten Menschen blind versteht, aber mit rein Gefühlsgesteuerten nur in wenigen Einzelfällen (wenn die Gefühle klar sind). Bei Leuten, deren Gefühle mal so und mal so sind, gehe ich vorsichtshalber auf Abstand.

Damit ist auch klar, dass ich nur allein leben kann. Auch bei den sozialen Kontakten bin ich darauf angewiesen, dass die anderen entweder 100 %-ige Vernunftsmenschen sind (was beruflich gewährleistet ist, deshalb ist das auch meine Welt) oder emotional 100 % stabil (was im Privaten leider so gut wie nie der Fall war). Ich habe nur ganz wenige Menschen in meinem Leben getroffen, die sozusagen stabil glücklich waren, meist waren das ältere Leute.

Ich sehe Depressionen als eine Art Generationskrankheit, die sich speziell in den Ländern, die als hoch entwickelt gelten und in denen es den Menschen angeblich gut geht, explosiv ausbreitet.

Liebe Grüße vom Dobi
bingo123

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von bingo123 »

Also ich glaube, wenn jemand der Meinung ist, dass Depressionen einfach nur so erscheinen, ist nicht
über sein Seelenleben im Bilde.

Wüssten wir alle sofort, warum Depressionen auftauchen, wären Maßnahmen die sich dagegen stellen schnell die Schlussfolgerung dessen.

Ich denke, Depressionen werden allgemein als "Volkskrankheit" durch Überlastung, Stress etc. hingenommen.
Jeder der solch Erschöpfungssymptome hat, sollte sich und seinen Lifestyle mal gewaltig hinterfragen um heraus zu finden,
was und warum ihm/ihr gewisse Dinge Stress bereiten und was man dagegen tun kann um diesen nicht
zu verfallen bzw. in eine Depression zu geraten.

Einfach ist das nicht, denn ein jeder muss ja erst einmal genau wissen, was diesen Zustand in der Seele und darauf folgend im Körper auslöst.
Sich seinen täglichen Abläufen bewusst zu werden, ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, sonst würde nicht so viele Menschen, über Jahre an Depressionen leiden.

Vielen Situationen kann man schlicht weg heutzutage nur schwer ausweichen.
Sei es im Alltag, im Umgang mit Menschen aus der Familie, dem Beruf etc.

Vieles ist davon abhängig bzw. sind wir so gepolt, sich davon abhängig zu machen bzw. der festen Meinung zu sein, dass dies so sei.

Was natürlich völliger Quatsch ist. Es spielt immer die Perspektive, Erfahrungen die gemacht wurden, und was weiß ich noch wie viele Aspekte berücksichtigt werden müssten, eine große Rolle.

Und somit ist meine Meinung, dass nichts was dem Körper oder der Seele schaden zufügt, einfach nur so da ist oder einen befällt...

Oder denkt hier jemand, dass "Krankheiten" Langeweile haben und in einen Körper einfahren, weil sie Lust drauf habe,n jemanden schaden zuzufügen?

wohl kaum!
qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

@jamba
ja trauma können eine depression indizieren. egal bei welcher psychosozialen vorgeschichte. die depression kann auch als notfallmodus verstanden, werden um in erster linie das überleben zu sichern.

und was das thema prävention angeht. notfallseelsorger gibt es genau deswegen.

das depressionen sich ausbreiten oder gar eine zivilisationskrankheit ist, ist unbewiesen und durch aus zweifelhaft. melancholie ist schließlich eine altgriechischer begriff. mehr stress als früher haben wir heute auf gar keinen fall. und die offizellen zahlen steigen nur weil die diagnositik verbessert und die stigmatisierung verringert wird. wer will den eine vernünftige aussage dazu treffen wie hoch der anteil vor sagen wir mal 200 jahren war?
otterchen
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von otterchen »

"mehr stress als früher haben wir heute auf gar keinen fall."
hm.
Anderen Stress.
Die alten Griechen: die hatten ja nun auch mit Kriegen zu tun; mit Hunger, mit Krankheiten, mit Sklaverei uvm.
Natürlich waren das Stressauslöser.
Aber SO im Berufsleben wie wir heute standen sie nicht. Sie mussten auch nicht den Spagat vollziehen zwischen gutem Autofahrer, gutem Partner, gutem Elternteil, Vollzeitverdiener, guter Hausfrau, sexy Partnerin usw.
Wie die Griechen damals ihre Umwelt verstanden haben und welchen Stress das für sie darstellte, das werden wir nicht ergründen können.
Aber so allgemein "mehr Stress als früher haben wir heute auf gar keinen Fall" möchte ich irgendwie auch nicht so stehenlassen... ich finde, das kann man so pauschal doch gar nicht sagen.
Oder wie kommst Du darauf?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

@otterchen
du hast ja schon eine menge stresssoren genannt, die heute zu mindesten in diesem land nicht mehr gültig sind. aber die sozialen stresssoren waren sogar noch heftiger, 10h tage iss nich, freietage in der woche iss nich, halbwegs gesichertes einkommen iss nich, urlaub iss nich.
zu gegeben das mit dem autofahrer kommt erst in der neuzeit. aber der rest ist genauso wie früher die (zwangs-)partnerschaft muss funktionieren, die kinder parrieren, der lebensunterhalt kam nicht nur aus einer quelle sondern tröpfenweise aus verscheidenen wenn überhaupt, der haushalt war auch damals schon das aushängeschild und immer zu wollen bzw zu müssen das verpönt ist, ist auch nicht gerade entspannend.
hinzu kommt etwas von dem man in westliche gesellschaften zumindest versuchen kann sich zu befreien. dem vorbestimmte platz in der gemeinschaft, in dem man sich zu fügen hatte, den man zu erfüllen hatte, ohne chance daran was zu ändern. wir haben heute mehr möglichkeiten als jemals zu vor uns dem distress, und über den reden wir ja hier, zu entziehen. das wir uns dann häufig wieder in den selben begeben wie bing123 schon geschrieben hat, nun ja der mensch ist per definition schon nicht vollkommen.
Lemur
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Lemur »

Wir erleben ja auch eine zunehmende Vereinzelung der Gesellschaft. In Berlin ist schon jeder zweite Haushalt ein Single-Haushalt. Das ist eine Form von Stress, die es früher bzw. in anderen Kulturen niemals gab, da man zum Überleben immer auf die enge Bindung an die Gemeinschaft angewiesen war. Ich könnte mir schon vorstellen, dass der Wegfall dieser sozialen Bindung in der Moderne die Neigung zu Depressionen erhöht.
otterchen
Beiträge: 5118
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von otterchen »

Naja, es ist wohl müßig, darüber zu sinnieren, wer nun mehr Stress hat(te): die alten Griechen oder wir.
Selbst wenn sie ihre Art von Stress hatten, hilft mir das heute mit meinem Stress nicht weiter.
Versteht Ihr, wie ich das meine? Stress relativiert sich durch sowas nicht (jedenfalls nicht bei mir).

Je älter wir werden (Griechen vs. Neuzeit) und je mehr wir mitbekommen, dass man auch anders leben kann (Medien), desto größer wird die Unzufriedenheit - kann das sein?
Jedoch: ich habe bereits als kleines Kind gewusst, dass das Leben für ein Kind anders sein sollte. Hm.

Anyway: irgendwas ist immer (um es mal so platt auszudrücken). Und wenn es die Situation ist, dass ein zufriedener Zustand nicht immer anhält und das Leben sich ändert. Wer dazu neigt, kann wohl anhand von vielen Auslösern depressiv werden.
Aber: ich finde, auch diesen "Umgang mit dem Leben" kann man lernen. Oder nicht?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
silkesilke
Beiträge: 291
Registriert: 17. Jul 2015, 17:34

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von silkesilke »

Für die therapeutische Arbeit finde ich es oft sinnvoll, nicht ewig die Gründe zu suchen und auseinanderzunehmen. Der Umgang mit Zuständen ist wichtig, herauszuarbeiten, was ich aktuell und grundsätzlich für mich tun kann.

Einzelne Symptome sollten extra behandelt werden. Schilddrüsendiagnostik gehört dazu, auch Vitamin - oder nährstoffmangel. Das kann individuell helfen, teilaspekte zu verbessern. Und das tut dann ja auch insgesamt gut.

Ich persönlich fand den biologisch genetischen Aspekt nicht hilfreich. Es gab mir das Gefühl, dem ganzen machtlos ausgeliefert zu sein und nichts tun zu können. So in die Richtung: bei Belastungen klappen sie eben zusammen.

Ich musste mich von diesem Konzept lösen um voranzukommen in meinem persönlichen Umgang damit. Das war kein leichter Weg, auch familiär, aber ich habe profitiert davon.

Grüße Silke
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo zusammen,
Silkes,erst mal herzlich willkommen.
Silkes oder Otterchens Ansicht kann ich mich anschließen.
Es gibt verschiedene Typen,wenn ein empfindsamer Mensch zu hohen
Belastungen ausgesetzt wird, kann er depressiv werden.
Vater oder Mutter waren auch empfindsam, hatten aber ein eher ruhiges Leben,
wurden nicht depressiv.Das ist einfach ausgedrückt, aber so kann es sein.
Wenn ich denke,ich habe eine schlimme Krankheit geerbt,fühle ich mich
machtlos und gebe mich eher meinem Schicksal hin.

Viele Grüße Bittchen
Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Mione »

Guten Morgen :hello:

Die Suche nach möglichen Gründen für eine Depression finde ich sehr menschlich. Heutzutage suchen wir für so viele Fragen aus verschiedensten Themenbereichen eine Antwort, sei es naturwissenschaftlich, gesellschaftliche Phänomene, philosophisch etc. Auch die Religionen, wenn man denn gläubig ist, sprechen viel von einem Sinn hinter den Dingen.

Mir selbst fällt es sehr schwer, Dinge einfach anzunehmen. Ich möchte verstehen, warum sie so sind, wie sie sind.
Daher habe ich mich auch lange in unermüdlichen Grübeleien mit der Frage gequält, warum gerade ich depressiv wurde. Ich konnte es nicht nachvollziehen, wollte eine eindeutige Erklärung dafür und erlebte es oft als unfair ("Warum ich, ich sollte mich eigentlich gerade mit anderen Dingen beschäftigen wie meine Mitstudenten - Studium, Arbeiten, Welt entdecken, Familienplanung ... ").
Im Nachhinein gesehen habe ich viel Energie in diese Frage gesteckt, die ich lieber darin investiert hätte, meinen Zustand annehmen zu lernen. Ich habe mich durch diese ständigen Grübelein oft schlecht und hilflos gefühlt.
Seit die Frage nach dem Warum nicht mehr mein Leben bestimmt und ich versuche, ihr nur noch im gesunden Maß nachgehe - z.B. um mögliche Stressfaktoren zu identifizieren - fühle ich mich deutlich besser. Ich fühle mich weniger hilflos und sehe dieEinflussmöglichkeiten, die ich habe. Das, worauf ich keinen Einfluss habe, möchte ich lernen anzunehmen. Auch wenn es teils schwer ist.

Noch mal kurz zur Vererbung: Ich denke, es kann die Gefahr bestehen, dass man sich ohnmächtig demgegenüber fühlt oder sich darauf ausruht ("Ich habe das geerbt, also kann ich eh nicht daran ändern").
Ich habe das Wissen um meine genetische Veranlagung aber auch oft als Trost erlebt: Es gibt einen Grund dafür, dass ich schwermütiger und stressanfälliger bin als andere, ich bilde es mir nicht ein, ich bin deswegen nicht schlecht oder falsch.

Ich glaube nicht, dass Krankheiten immer einen Grund haben oder man sie sich gar aussucht.

Viele liebe Grüße
Mione
Zuletzt geändert von Mione am 17. Aug 2015, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Botus »

Das ist vielleicht auch eine Übungssache.

Ich bin eher ungeübt, somit wirkt es auf mich bereits deprimierend, wenn ich nur Negatives höre, zum Beispiel im Bereich Partnerschaften. Was ich da von Freundinnen meiner Partnerin mitbekomme oder mir Männer so erzählen, deprimiert mich. Weil es einfach zu viel ist. Da ist ja nur Negatives. Aber den Beteiligten selber macht das offenbar gar nichts aus. Sie lassen nur ihren Müll ab, danach geht es ihnen wieder gut.

Sie sind in Unglück geübt. Ich nicht. Sie haben Strategien entwickelt, um nicht krank zu werden. Ich nicht. Insofern scheint das auch eine Übungssache, bzw. eine Sache der Gewohnheit zu sein.
Antworten