Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Mann

sweet7
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Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Mann

Beitrag von sweet7 »

Hallo Alle!
Ich darf mich mal vorstellen. Ich bin 34 Jahre und bin seit 18 Jahren, davon 13 Jahre verheiratet, mit meinem Mann zusammen. Wir haben 5 gemeinsame Kinder. Seit ein paar Jahren leidet mein Mann immer wieder mal an depressiven Phasen.
Erst jetzt hat er sich in Behandlung begeben, wo eine "leichte Depression" festgestellt wurde. Er ist bei uns zu Hause sehr unberechenbar, ist von 0 auf 100 in weniger als einer Sekunde. Ist teilweise mir gegenüber sehr verletzend und abweisend, was mir aufgrund der Krankheit auch klar ist. Er schildert sein Hauptproblem sei, dass ich vor unserer Beziehung mehr Sexualpartner hatte, als er. Was ich aber nicht glaube, da er wirklich sehr viel mitgemacht hat in seiner Herkunftsfamilie. Seitdem wir die Diagnose erhielten, versuche ich wirklich alles zu seinen Wohlergehen zu machen, d.h. wenn ihm die Kinder zu viel werden, hole ich alle zu mir und behalte sie in meiner Umgebung, mache den Haushalt, kümmere mich um sämtliche Termine, schaue einfach, dass alles bei uns rund läuft. Was auch ok ist. Nur wenn ich dann mal nicht mehr kann, und ihn mal anfliege ist es vorbei und er kommt sofort mit Trennung. Das war jetzt schon 2 mal so. Er meint, dass er bei mir keine Freude mehr empfinden kann. Er brachte mir früher immer wieder mal etwas mit und freute sich über meine Reaktion. Aber er liebt mich, dass weiß er. Mich verletzt das ganze natürlich jedes Mal sehr, da ich ihn ja auch sehr liebe. Jetzt habe ich ihm das letzte Mal gesagt, dass er nicht immer gleich mit Trennung kommen soll, wenn ihm alles zu viel wird, und das es nicht geht, wenn es mir auch mal zu viel er eben mit Trennung droht. Sollte er es wieder aussprechen, werde ich ihn ohne zu kämpfen gehen lassen.
Jetzt bin ich mir nur nicht sicher, ob das wirklich die richtige Entscheidung von mir war, denn wir lieben uns und haben auch 5 gemeinsame Kinder, da gibt man das gemeinsame Leben nicht einfach mal so schnell auf.
Was meint ihr, habe ich da zu viel zugemutet, oder war es wichtig auch dieses Grenze festzulegen.
Liebe Grüße
sweet7
qwertzuiop

Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von qwertzuiop »

vorne weg
wenn es nicht mehr geht, nimm die kinder und weg da.
eigenschutz geht immer vor.

"leichte depression" heißt das nur 1 der hauptsymptome ist erfüllt. über den tatsächlichen leistungsdruck eher wenig.
nach deinen schilderungen, würde ich auf eien atypische depression tippen. schlag mal nach.
"selbstwertproblematik" spielt definitiv eine rolle.

die fehlde freude ist auch ein symptom und dann auch das hauptproblem.
wenn nicht positives den negative, was ohne hin passiert, entgegensteht. wird das negative, auch der kleinste streit, die kleinste anstrengung, zum riesenproblem.
übertrennung in einer depression ist schon viel geschrieben worden auch hier im forum. letztendlich ist das individuell. ob er die grenze die du gezogen hast tatsächlich also solche wahrnimmt oder auch was das überschreiten dieser für folgen haben kann, wage ich zu bezweifeln. das ist bei depressiven schwierig.
mirabella
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von mirabella »

Hallo,
diese Streitigkeiten von 0 auf 100 kenne ich nur zu gut!
Sie holen Dinge aus der Vergangenheit und ziehen sich daran hoch!
Wenn er nicht an sich arbeitet mit Hilfe eines guten Therapeuten wird nur schwer Ruhe reinkommen.
Du musst an dich und deine Kinder in 1. Linie denken.
Ich finde nicht das du überreagiert hast. Und eine Trennung muss ja nicht heißen das man sich für immer trennt.
Du würdest ihm ja nur die Chance zur Selbstfindung geben und zu überdenken was er euch eigentlich antut.
Ein Neuanfang ist immer möglich.
Vielleicht wird er dann wach.

LG
Minya
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von Minya »

Huhu zusammen.

qwertzuiop : sie meint mit leicht doch wortwörtlich "leichte" Depression denke ich. Es gibt doch leicht, mittel und schwer depressiv?! Wurde uns jedenfalls in der Klinik so erklärt. Die Diagnose meines Mannes war zB "mittelschwere" Depression.

sweet : So wie du deinen Mann beschreibst, nur von der Ferne natürlich!, finde ich, dass es sich nach mehr als "leicht" depressiv anhört. Entweder wie qwertzuiop schrieb "atypische" oder schon eher "mittelschwere" Depression. Wobei wir ja hier nicht die Fachleute für die Schweregrade sind.
So ein bisschen kann ich deine Situation verstehen..wir haben ein Kind..und man merkte oft die "Überforderung" obwohl das doch früher kein Problem war. Ich denke das ist halt auch ein typisches Symptom. Vieles überfordert einfach. Kann ich sogar ansatzweise gut verstehen..man merkt ja selbst, dass was nicht stimmt..muss sich das eingestehen..muss damit zurecht kommen..ich denke sogar, dass es einfach auch große Angst macht..dass man sich selbst ja nicht mal mehr erkennt..und dann halt noch Frau, Kinder etc...ja für uns, die nicht so eine Erkrankung haben, nicht überfordernd. Keine Frage, ich will deinen Mann hier nicht in Schutz nehmen. Ich hatte halt nur auch monatelang einen, der oft losplatzte..nicht wusste wie laut er schon redet..viel Streit zwischen uns..Gefühlsausbrüche (wirklich stark)..uuund bei uns war auch prägnant, dass er viel vergessen hatte. Vielleicht 12h später wie als hätte das und das Gespräch oder der Streit nie stattgefunden.
Das war vermutlich auch dem Schlafmangel zuzuführen..wenn man nicht wirklich schläft, ist das Gehirn ja irgendwann auch einfach müde und überfordert.
Ach man ich hoffe, dass ihr schnell gute Hilfe bekommt und er nicht mehr diese Äußerungen tätigt, dich und die Kinder zu verlassen.

Liebe Grüße
-Minya
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

qwertzuiop: Ich möchte meinen Mann auf keinen Fall verlieren. Er ist wirklich meine große Liebe. Ich möchte, dass er wieder glücklich und zufrieden mit seinem Leben ist. Dass er mit uns wieder mal Spaß haben kann, einen kompletten Tag lang, nicht nur 10 Minuten und dann ist, wie wenn man einen Schalter umlegt und er sich dabei erwischt, dass er gerade Spaß hat und das darf nicht sein.

mirabella: Danke für deine Antwort, nur ich weiß nicht, ob ihm bewusst wäre, was er alles damit aufgeben würde. Denn ich müsste es mit den Kindern "ausbaden". Ihnen erklären warum der Papa nicht da ist und warum er in diesem Moment nicht Gute Nacht sagen kommt usw.

Mynia: Ich verstehe ihm ja, ich versuche so gut wie möglich auf ihn einzugehen, aber manchmal ist einfach alles falsch was ich mache. Wenn ich mäh statt muh sage ist es falsch, wenn ich muh sage, ist es auch falsch. Manchmal kann ich nichts recht machen. Was auch von der Krankheit kommt. Ich hätte nur gerne wieder einen glücklichen und zufriedenen Mann. Aber anscheinend möchte er das derzeit nicht, zumindest hat er es mir so gesagt. Anscheinend fühlt er sich wohl mit seiner Unzufriedenheit, seinem Frust und mit keiner Freude.
Streit ist kaum Thema bei uns, weil ich versuche ihm nicht zusätzlich unter Druck zu setzen, aaber manchmal glaube ich, dass er einfach nur nach etwas sucht, dass er mir vorwerfen kann. Ich kann meine Vergangenheit nicht ändern, er hatte auch ein Leben vor mir, welches er auch nicht mehr ändern kann.
Ich glaube, dass er dieses Hauptproblem nur vorschiebt um sich nicht mit seinen richtigen Problemen auseinander setzen zu müssen. Und auch ich glaube, dass der Schweregrad der Depression höher, als nur leicht ist.
Danke für eure Antworten.

Ich hätte diese Krankheit am liebsten schon hinter mir bzw hinter ihm.
LG
sweet
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

Ach ja, er ist seit einigen Wochen bei einer Therapeutin. Zwischendurch ging es ihm etwas besser und jetzt ist wieder eine Talfahrt.
Sunshine90
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von Sunshine90 »

Hallo Sweet,

das mit dem plötzlich hochgehen und nur negative Gefühle haben und nichts recht machen können, kenne ich leider auch. Und auch das was Minya beschreibt, das Vergessen nur zu gut. Immer wieder steht man ratlos daneben und weiß nicht, wie man damit nun umgehen soll. Es ist dann einfach nicht passiert und er will auch eh nicht über Probleme reden, das wird totgeschwiegen und ich hab ja dann keinen Grund verletzt zu sein, war ja nichts. Ich habe bis heute kein gutes Mittel gefunden, damit umzugehen und schwanke wie du zwischen Konfliktvermeidung, da es ja eh nichts bringt, ich nicht an ihn rankomme und so nur noch mehr böses Blut habe und es irgendwie ansprechen, weil es mich belastet und es eben einfach Dinge gibt, die eigentlich geklärt werden müssten...eigentlich, aber ich muss das immer alles alleine hinbekommen, funktioniert halt nicht. Ich bin so ratlos und hilftlos und weiß keinen Weg da raus, vielleicht tut sich mit der Therapie ja mal was, wenn die hoffentlich im Oktober dann mal so richtig beginnt...

Und qwertzuiop hat Recht, der Grad einer Depression wird bestimmt nach Anzahl der Hauptsymptome, aber es treten auch genug sehr typische Nebensymptome auf (die wir als Laien für Hauptsymptome halten könnten) und der Grad hat auch nichts mit der Ausprägung, also der Stärke der depressiven Symptome zu tun, sondern wie oben gesagt mit ihrer Anzahl. Bei meinem Angehörigen wurde im Februar eine mittelgradige Episode diagnostiziert...
"Life isn't about waiting for the storm to pass...
it's about learning to dance in the rain."
-Vivian Greene-
Sonnenblume14
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Sweet7,

bitte nimm dir selber den Druck. Du möchtest, dass das alles vorbei ist und er wieder so ist wie "früher". Das geht leider nicht mit Fingerschnippen und das funktioniert leider auch nicht, indem du ihm alle Lasten abnimmst und versuchst, ihm das Leben zu erleichtern. Das entlastet ihn, ja, aber ihr befindet euch an der Oberfläche.

Er braucht professionelle Hilfe, der ist in Therapie, das ist gut so. Eine Depression verläuft niemals in einer Geraden Linie, sondern wellenförmig. Das erklärt dir vielleicht ein wenig das Auf und Ab. Man denkt, ach, jetzt ist es besser und schwupps - hängt man im nächsten Tal. Das IST so.

Was Ihr braucht, ist ganz, ganz viel Geduld. Wir reden nicht von Tagen oder Wochen, sondern von Monaten. Das lässt sich nicht beschleunigen.

Ich bin ja inzwischen ein begeisterter Vertreter von Klinik/Tagesklinikaufenthalten, weil es genau das war, was bei mir geholfen hat. Die Therapie kann besser / intensiver gestaltet werden, weil man dort in einem geschützten Raum ist, abgetrennt von allen Alltagssorgen. Daneben erhält man durch die Enstpannungs/Sport/Kunstangebote Möglichkeiten, sich selbst zu entdecken und zu erkennen, was gut tut. Das wiederum hilft, die nächste Krise besser zu überstehen. Man fühlt sich nicht mehr so ausgeliefert und hilflos. Ob bei seiner Diagnose ein solcher Aufenthalt möglich ist, wäre mit einem (Fach)arzt zu klären. Bei mir reichte die Einweisung meines Hausarztes. Aber (da nicht akut gefährdend), leider gibt es auch da lmehrmonatige Wartezeiten.

Ich fände es auch wichtig, mit den Kindern zu sprechen, warum der Vater so "merkwürdig" reagiert. "Der schwarze Hund" ist da ein sehr schönes Buch, das die Problematik sehr anschaulich macht. Mit ganz vielen Bildern.

Ich wünsche dir ganz viel Stärke, denn die braucht jeder Angehörige. Wenn du selber an deine Grenzen stößt, kannst auch du dir Hilfe suchen. Der sozialpsychiatrische Dienst kann dir da sicher Adressen nennen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

sunshine: Ich wünsche Dir auch viel Kraft und dass es deinem Angehörigen bald wieder besser geht. Ich hoffe für meinen Mann auch, dass ihm die Therapie gut tut und er wieder glücklich sein kann bzw. Freude empfinden kann.

Sonnenblume: Es stimmt, dass ich gerne hätte, dass mein Mann wieder glücklich ist, er muss aber nicht wie "früher" werden, es würde mir reichen, wenn er wieder glücklich und zufrieden wird. Ich verstehe, dass es leider nicht mit einem Fingerschnippen geht, nur muss ich auch lernen mit der Situation besser umzugehen. Teilweise kann er meine Nähe nicht "ertragen", sondern würde gerne weglaufen, wenn ich ihm umarme. Ich weiß, dass es typisch ist für eine Depression, nur ich bin sehr gefühlsbetont und zuwendungs- und nähebedürftig. Ich versuche damit umzugehen und ihm seinen Freiraum zu lassen, was aber ehrlich gesagt nicht leicht ist.
Ich bin froh, dass er in Therapie ist und hoffe, dass er dadurch seine Probleme verarbeiten bzw aufarbeiten kann.
Wie geht es dir jetzt als Betroffene/r einer Depression?

Danke für eure Antworten!
qwertzuiop

Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von qwertzuiop »

@minya
ich drösel das mit den einteilungen der depresion mal kurz auf.
HauptSymptome:
gedrückte stimmung
interessenverlust
verminderter antrieb

NebenSymptome:
probleme mit konzentration und aufmerksamkeit
mangel im selbstwert
schuldgefühle und wertlosigkeit
negative zukunftansicht
selbstschädigendes verhalten
schlafstörung
verminderter Appetit

wenn 2 HS und 2NS leichte
2 HS und 3-4NS mittlere
3Hs und min 4NS schwere depression
wenn diese länger als 2 wochen bestehen

das sagt wie oben geschrieben nichts über den leidungsdruck aus. mit 2HS und 2NS kann man völlig unfähig sein, irgendwas auf die reihe zu bekomen. und nur noch in der ecke rumliegen. andersrum mit allen HS und NS kann man trotzdem alles am laufen halten, wenn auch nur mit ach und krach.

und sonnenblume14 muss ich widersprechen eine depression muss nicht wellenförmig verlaufen. das ist nur die standartansicht und kommt sicher auch am meisten vor, ABER es gibt alles von einem einmaligen ausbruch (episode) bis zur schweren dauerdepression (persistierende mdd).

die atypische unterscheidet sich etwas in den symptomen
aufhellbarkeit der stimmung, erhöhtes schlafbedürfniss , vermehrter appetit, überempfindlichkeit bei persönlicher zurückweisung

es gibt aber auch noch eine sogenannte männlich depression, mit weiteren, anderen symptomen. das konzept ist zwar umstritten, aber da gehört zum beispiel agressives verhalten dazu.

für die vollständigkeit: eine dystymie ist vom schweregard nicht mal leicht dafür aber dauerhaft.


das mit den gefühlausbrüchen, gehört in die kontrollen von emotionen. depressive müssen um zu funktionieren eine hochgrade emotionale kontrolle aufrecht erhalten. von zeit zu zeit versagt diese und es bricht einfach raus. der anlass kann nichtig erscheinen oder scheinbar längst erledigt, das stellt sich aber für den depressiven anders dar.

@sweet7
"er sich dabei erwischt, dass er gerade Spaß hat und das darf nicht sein."
und wenn er da merkt das das alles nur gespielt ist und er nicht wirklich freude empfindet sondern nur überspielt, eine maske trägt? und dann nochmehr merkt was ihm fehlt.
bei mir ist das mit anderen menschen so.
"Anscheinend fühlt er sich wohl mit seiner Unzufriedenheit, seinem Frust und mit keiner Freude."
da wäre er aber die ganz große ausnahme, vermutlich weiß er wie schwierig, anstrengend und oftmal auch vergebens es ist, es zu versuchen zu ändern. das ist purer frust.
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

@qwertzuiop: Du kennst dich sehr gut aus, danke für deine Aufklärung! Ich kann leider nicht in seinen Kopf hineinschauen, aber er hat gesagt, dass er manchmal mit den Kindern "blödelt" und Spaß hat, dann betrete ich das Zimmer und er ist mies drauf. Und das angeblich, weil ich mehr Sexualpartner hatte, als er, wohlgemerkt, bevor wir zusammen kamen.
Auch dass er in seinem Loch drinnen sein möchte, hat er gesagt. Dass er vielleicht gar nicht aus dem Loch geholt werden möchte, dass er mit seinem Frust zufrieden ist.
Ich glaube jedoch, so wie du es geschrieben hast, dass er sehr wohl leidet und es ein schwieriger Weg ist, sich mit seinem ganzen Leben auseinander zu setzen. Die Probleme und Verluste aufzuarbeiten. Anstatt, dem was man liebt einfach den Rücken zu kehren und wegzulaufen, denn dann muss man sich auch nicht mit den Problemen beschäftigen, dann kann man alles einfach verdrängen.

LG
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

@qwertzuiop: Du kennst dich sehr gut aus, danke für deine Aufklärung! Ich kann leider nicht in seinen Kopf hineinschauen, aber er hat gesagt, dass er manchmal mit den Kindern "blödelt" und Spaß hat, dann betrete ich das Zimmer und er ist mies drauf. Und das angeblich, weil ich mehr Sexualpartner hatte, als er, wohlgemerkt, bevor wir zusammen kamen.
Auch dass er in seinem Loch drinnen sein möchte, hat er gesagt. Dass er vielleicht gar nicht aus dem Loch geholt werden möchte, dass er mit seinem Frust zufrieden ist.
Ich glaube jedoch, so wie du es geschrieben hast, dass er sehr wohl leidet und es ein schwieriger Weg ist, sich mit seinem ganzen Leben auseinander zu setzen. Die Probleme und Verluste aufzuarbeiten. Anstatt, dem was man liebt einfach den Rücken zu kehren und wegzulaufen, denn dann muss man sich auch nicht mit den Problemen beschäftigen, dann kann man alles einfach verdrängen.

LG
sweet7
mirabella
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von mirabella »

Hallo,
Wenn er den Grund angibt oder immer wieder darauf rumreitet, das du mehr Sexualpatner hattest, hat er sich wahrscheinlich irgendwann darüber Gedanken gemacht und jetzt kommt es verstärkt zum Ausbruch.

Ich weiß noch das mein Mann viele lapidare Dinge die ich irgendwann mal gesagt hatte, jeder gesunde Mensch hätte die längst vergessen, mir zum Vorwurf gemacht hat.
Sein Therapeut sagte das die negativen Dinge eine falsche Wahrnehmung gleicht.
Ich hatte mir das in seinem Kopf so vorgestellt, dass während der Episode alle positiven Dinge, schöne glückliche Zeiten unserer Beziehung, ausgelöscht sind und nur Negatives vorhanden ist.
Deshalb auch die Vorhaltungen.
Ich brauchte eine lange Zeit das zu verstehen und ihm diesbezüglich zu verzeihen.
Ich fragte ihn mal ob er sich überhaupt an schöne Dinge in unserer Beziehung erinnern kann?
Er überlegte lange... Ja, als wir im Urlaub waren.

Das ist vielleicht auch der Grund das er dir das mit den mehreren Sexuakpatnern vorwirft.
Ich würde es nicht überbewerten.

LG
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

Liebe mirabella!

Er denkt die ganze Zeit darüber nach, auch teilweise, wenn wir miteinander schlafen. Wenn ich mit ihm schlafen möchte, lehnt er mich teilweise ab, da ich ja vor ihm schon genügend Sex hatte. Mit anderen Worten er bestraft mich für etwas, was ich vor 18 Jahren, bevor wir ein Paar waren. Das ist seine Aussage.
Es beschäftigt ihn jeden Tag, außer wenn er in der Arbeit mehr zu tun hat.

Ich muss nur lernen einfach richtig mit der Zurückweisung umzugehen. Und mich auch von der Krankheit ein bisschen abzugrenzen, jedoch nicht von dem Menschen den ich liebe, meinen Mann.

Es verletzt mich noch immer, wenn er meine Nähe abblockt und da miss ich daran arbeiten, dass mich das nicht mehr so verletzt.
Wie hast du das geschafft?

LG
mirabella
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von mirabella »

Wir hatten mal Sex, Silvester nach einer Party. Es klappte nicht.
War nicht weiter schlimm, fragte lachend ob er jetzt impotent wäre!
Das war ein Scherz und er lachte auch darüber.

In seiner Episode machte er mir das zum Vorwurf und sagte das er nie wieder mit mir Sex hätte!

Als die Depression noch nicht als Solche erkannt war, wies er mich auch ständig zurück! Es gab kein kuscheln mehr!
Zu meinem Geburtstag wünschte ich mit nur einen Wellnessabend, im Whirpool mit Kerzen, schönes Essen und ne FL Rotwein und anschl Massage, Sex eingeschlossen.
Er war lieblos und lustlos, sodass ich die Massage abgebrochen habe. Zum Sex kam es nicht!
Ich schob es auf seinen Schmerzmedis und redete auch nicht darüber.
Später, als die Depression im vollen Gange war, sagte er das er dann nicht wollte weil ich eine zeitlang auch nicht wollte (Arbeitsstress) und außerdem hätte ich ja damals gesagt, er wäre impotent!

Ich glaube eher das seine Libido durch die Depression zurückging!
Mir, wie für alles andere die Schuld gab!

Sie spüren sich nicht mehr, auch körperlich nicht! Bis sie begreifen das es an der Krankheit liegt, dauert lange und suchen die Schuld bei uns.
Wahrscheinlich auch dein Partner.

Als er in der akuten Phase war suchte er nach Bestätigung bei anderen Frauen. Die fingen ihn sofort auf, nutzen seine bzw unsere Ehekrise aus und winkten praktisch mit Unterhosen! Was natürlich zu weiteren Streitigkeiten führte. Später fing er ein tächtel mächtel mit einer unserer guten Bekannten/Nachbarin an.
Er streitete es bis ich ihm die Beweise auf dem Tisch legte ab.
Sie schickte ihm Pornofilme!
Er sagte, sie hätten keinen Sex gehabt.
Ob ich ihm das glaube ist unrelevant.
Möglicherweise lügt er nicht weil er nicht konnte und sie ihm deshalb die Filme schickte!

Zu deiner Frage wie ich vorher damit umgegangen bin, als er mich abgelehnt hat.
Garnicht! Ich nahm es so hin weil ich wusste das es an seiner Krankheit liegt.

Ich denke sie haben damit ein großes Problem und suchen die Schuld bei uns, wie bei allem.
Zeig Verständnis, mache ihm keine Vorwürfe und vor allem dir keine Gedanken darüber.
Damals wusste ich das alles nicht, mit dem Wissen von heute würde ich vieles anders machen.
Ob es anders gelaufen wäre? Keine Ahnung.

Das alles ist jetzt 1 Jahr her als es abgefangen hat. Vorher war die Depression auch schon da, es war uns nur nicht bewusst. Ich schätze seit 2 Jahren!
Heute wird mir einiges klar, was in den 2 Jahren gelaufen ist!

LG
qwertzuiop

Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von qwertzuiop »

@sweet7
als betroffener muss ich mich auskennen, da die möchtegern experten zwar ihre titel und abschlüsse vor sich her tragen, aber leider nicht wirklich wissen was sie da tun. besonders wenn man nicht dem standart entspricht. dieses oben schon angesprochene wellen/phasenhafte (die depression kommt und geht) und die NS selbstwert und schuld, kommen oft vor und werden als standart gesehen. ich entspreche dem nicht, und schon sind die aufgeschmissen und schaden eher als sie nützen.

zurück zu deinem
wegen dem mit den sexpartnern habe ich oben schon geschrieben, er hat definitiv ein selbstwertproblem und das ist eigentlich nur in therapie lösbar. wobei sich die frage stellt, ob das ein symptom der depri ist oder etwas eigenständiges, was die depri füttert.

@mirabella
in einer depression ist alles was eigentlich positives erleben geben sollte nichtig. es bringts einfach nicht mehr. das schließt sex mit ein. wobei fährerweise gesagt werden muss das, dass es bei einigen(vielen?) eine negative rückkopplung gibt. wenn ich mich richtig erinnere ein modell nach BECK negatives/ausbleiben von positiven erleben führt zu negativen denkmustern führt zu vermeidung und dann beginnt das ganze von vorne. VT setzt hier an, in dem sowohl übers denken als auch über aktivierung die vermeidung verändert werden soll. im idealfall führt das in eine positive rückkopplung. das mit dem desinteress an sex kann eine nw von ad's, wem das in der depression noch wichtig ist, sollte da vorsichtig sein.
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

Bist du immer wieder auf ihn zugegangen, oder hast du gewartet, dass er auf dich zukommt? Wir haben natürlich auch eine Ehekrise, da er ja öfters über Trennung nachdenkt bzw es auch schon ausgesprochen hat. Das Problem , das ich habe ist, dass ich ihn oft gerne umarmen würde oder ihn küssen möchte und nicht weiß ob ich weiterhin hingehen kann, oder ob ich warten soll, dass er das Verlangen hat zu mir zu kommen.
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

LG

Habe ich vergessen, sorry. ;-)
mirabella
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von mirabella »

Sweet,
Ich habe versucht seine Nähe zu finden, die er aber abgelehnt hat wegen irgendwelcher Wehwechen!
Dabei habe ich es belassen.
Als er in der akuten Phase war, sagte er ja direkt das er es mit mir, wegen dem gesagten, nicht mehr will!
Trauerweide252
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von Trauerweide252 »

Hallo Sweet,

ich habe ähnliche Probleme wie du. Ich habe versucht, ihm nah zu sein, da musste ich mir aber immer wieder Körbe einfangen, die mir wehtaten. Als ich dann immer nur ihn zu mir kommen lassen wollte, hielt er mir vor, ich würde ihn auf "Liebesentzug" setzen. Ich weiß nicht, was richtig ist und warte gespannt auf weitere Hinweise.
Du hast ihm immer Zuflucht gewährt, und wie oft hast du sein glückliches Lachen gehört.
Trauerweide, hör bitte auf zu weinen.
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

@qwertzuiop: Entschuldige bitte, och habe deine!Antwort übersehen. Das mit dem Selbstwert stimmt sicher, das hat auch seine Therapeutin gesagt. Hattest oder hast du das Problem mit der Nähe auch? Wenn ja und wenn du eine/n Partner/in hast, wie löst ihr dieses Problem? Ich habe ihn nämlich gefragt, ob ich warten soll, dass er kommt, oder ich komme und er einfach nein sagt, wenn er es nicht will, aber er konnte mir keine Antwort geben. Außer, dass alles kompliziert ist.

@mirabella: Es ist einfach sehr schwer das richtige zu erraten, vorallem, wenn man es nicht richtig machen kann.
sweet7
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Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

@Trauerweide: Es ist sehr verletzend und traurig, wenn man den Menschen den man liebt einfach nicht mehr erreicht. Man ist verzweifelt und weiß einfach nicht, was man machen soll. Ich wünsche Dir und mirabella auch noch weiterhin viel Kraft!

@qwertzuiop: Dir wünsche ich auch nur das Beste und eine baldige Genesung.

Ich würde es wirklich begrüßen, wenn man auch als Partner ab und zu mit dem Therapeuten des Partners sprechen könnte, natürlich nur mit der Erlaubnis des depressiven Partners. Dann könnte man vielleicht auch besser mit manchen Situationen umgehen. Ich hatte das Glück, dass mein Partner damit einverstanden war und ich bis jt einmal mit seiner Therapeutin sprechen konnte. Ich werde ihn nochmal in ein paar Monaten fragen, ob ich wieder mal mit der Therapeutin sprechen kann.

LG
qwertzuiop

Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von qwertzuiop »

@sweet7
wann sind beziehungen denn nicht kompliziert? zwei individuen treffen auf einander und müssen sich arrangieren.
bei mir und der damen welt war immer das problem das ich zuviel emotionale nähe wollte. ich bräuchte jemanden an meiner seite, in meinem rücken auf den ich mich verlassen kann und umgekehrt. bis auf eine außnahme konnte das aber niemand. im nachhinein ist klar, die konnten mit der depression nicht umgehen. wobei ich mich selber erst vor einigen jahren diagnositzieren mußte, weil keiner über dekaden was bemerkt haben will.
ich habe das mit der nähe/distanz immer als wechselspiel begriffen. mal der eine mal der andere. jenachdem wer es gerade mehr oder weinig braucht.
Sonnenblume14
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Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von Sonnenblume14 »

Guten Morgen,

na, qwertzuiop, meintest du michmit Möchtegernexperte? Ist definitiv nicht so, ich bin Betroffene und scheine wirklich eine 08/15-Depression erwischt zu haben. Bei mir passten die Aussagen der Ärzte ins Bild undmir persönlich hat die Darstellung der Wellenform geholfen, weil ich dadurch die Abschwünge etwas lockerer sehen konnte. Und da es auch zur Beschreibung der TE passte ...

@Sweet 7: Wie ich jetzt damit klarkomme? Ich bemühe mich mit therapeutischer Hilfe, mein Leben in Einklang zu bringen. Ich arbeite wieder, schaffe auch das Normalpensum, brauche aber immer zwischendurch mal verlängerte Wochenenden mit sehr viel Ruhe. Die nehme und gönne ich mir auch. Glücklicherweise sind die Kinder so gut wie erwachsen und die Familie kommt damit klar. Die Verbesserung seit der Klinikzeit ist enorm.
Allerdings waren bei mir einige Symptome völlig anders. Ich hätte in der tiefenPhase den ganzen Tag kuscheln können, ich brauchte enorme Anlehnung und konnte überhaupt nicht allein sein. Wir haben versucht, das so einzurichten. mein Mann konnte von zu Hause aus arbeiten - für ein knappes Jahr hat er das genutzt. Ich glaube, ichhabe ihn damals ganz schön eingeengt, aber ich war mir dessen auch bewusst. Ich war die absolute Glucke, nur halbwegs zufrieden, wenn das Rudel um mich war. Bei den Kindern habe ich dieses Bedürfnis soweit es ging unterdrückt und mein Mann und ich hatten eine Abmachung, dass er mir sagt, wenn es ihm zuviel wird.
Es war eine sehr schwere Zeit, auch, weil ich immer den Drang hatte, wieder zu arbeiten, wieder zu funktionieren. Mein Arzt,. mein Arbeitgeber und mein Mann standenlaufend auf der Bremse. Erst gesundwerden.

Und da ihr das Thema Sex angesprochen habt. Zumindest bei mir dämpfen die ADs enorm. Kuscheln ja, aber mehr dann bitte auch nicht. Nach der REduzierung der Dosis hat sich das wieder ein wenig geändert, aber eben auch nur ein wenig.

Kompliziert ist es definitiv. Ich hatte das "Glück", dass ich meinen Mann während einer Episode kennengelernt habe. Danach gab es eine 30-jährige fast beschwerdefreie Zeit. Somit war die neue Depression nichts völlig Neues. Nur die Behandlung, die hat sich in dieser Zeit wirklich positiv verändert.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
sweet7
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Registriert: 5. Aug 2015, 16:03

Re: Bin neu hier, brauche Hilfe im Umgang mit depressiven Ma

Beitrag von sweet7 »

@qwertzuiop: Ich weiß nicht, ob Partnerschaften immer kompliziert sind. Sicher gibt es immer schwierigere Phasen und einfachere, aber wenn beide daran arbeiten, funktioniert es mit Kompromissen.

@Sonnenblume14: Sehr schön, wenn dein Mann zu dir gehalten hat und dir das geben konnte, was du gebraucht hast. Das mit den ADs habe ich nachgelesen, deswegen haben wir die Einnahme erstmal nicht in Erwägung gezogen, denn ich habe auch gelesen, dass ADs Impotenz als Nebenwirkung haben und das auch dauerhaft (angeblich 27 %). Das finde ich ehrlich gesagt nicht sehr berauschend. Klar, wenn es nicht anders geht, aber solange man ohne ADs seine Probleme aufarbeiten kann, bin ich eher dafür, die Einnahme mal weg zu schieben.

LG
Antworten