Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

saneu1955
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Heinzpeter, ich kreise nun schon eine ganze Weile um deine Beiträge heraum, wollte dir auch schon antworten, habe es dann doch wieder gelassen. Jetzt aber möchte ich dir einige Worte widmen.

Was mir auffällt ist, dass du immer wieder den Eindruck hast, nichts mehr wert zu sein, minderwertig zu sein und abgestempelt zu sein. Du bist wütend und aggressiv. Kann es evtl. sein, dass du mit deinem Rentnerdasein nicht zurecht kommst. Ich weis ja nicht, wielange du schon im Ruhestand bist.
Denn das ist ein großer Einschnitt im Leben. Plötzlich fällt die tägliche Arbeit weg, der Alltagsrhythmus verändert sich total und man hat viel Zeit. Diese muss dann neu ausgefüllt werden mit neuen Arbeiten, mit Hobbys usw. Ist jetzt nur ein Gedanke von mir.

Ich weis auch nicht, wie du vorher mit deinen Krankheiten, wie der Epilepsie umgegangen bist, als du noch gearbeitet hast. Wenn man nämlich dann viel Zeit hat, konzentriert man sich ja doch mehr auf sich selber und plötzlich erscheinen vorher gut händelbare Krankheiten hinderlich.

Du möchtest nicht wahr haben, dass du depressiv bist, was bitte ist daran so schlimm. Wie einige hier schon geschrieben habe, haben Depressionen viele verschiedene Facetten. Wenn es mir z. B. schlecht geht, dann brauche ich viel, viel Schlaf, ich habe auch keine Schlafprobleme wie viele andere. Dafür habe ich viele andere Probleme.
Und auch bei mir ist es nicht nur die Depresssion allein. Auch andere Krankheiten spielen da noch eine Rolle und dann bin ich auch über 60. Es geht halt manches nicht mehr so schnell, nicht mehr so gut wie früher. Na und, dann mache ich halt langsam, nehme mir Zeit und setze mich nicht unter Druck.

Was ich dir damit sagen möchte, jedes Alter hat seine guten und schlechten Seiten. Wichtig ist doch nur, was man daraus macht. Ich konnte z. B. viele Jahre nicht unter Menschen gehen, habe mich zurück gezogen und voriges Jahr habe ich dem dann ein Ende gemacht, ganz langsam, Stück für Stück. Jetzt habe ich in einem Krankenhaus ein Ehrenamt, ich komme unter Menschen, kann helfen, meine vielfältigen Erfahrungen einbringen. Es ist mir nicht leicht gefallen, jetzt macht mir es aber Spass und ich habe das Gefühl gebraucht zu werden.

Warum also quälst du dich nur so, warum richtest du alles gegen dich. Das Leben ist nun mal kein Ponnyhof, für keinen, auch für die Gesunden nicht.
Und ich weis auch, dass der Satz – nur du selbst kannst etwas tun – abgedroschen klingt, aber es ist nun mal so.

Das sind natürlich nur meine Gedanken dazu.

LG Saneu1955
Gänseblümchen2
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu Ihr Lieben,

freut mich das ich dich mit meiner Metaphorik erreichen konnte, HeinzPeter^^. Verzeih mir bitte das ich dich in der letzten Nachricht als Hanspeter angeschrieben hatte^^.

Ich kann dir nur den Rat geben, sich weiterhin mit Depressionen und Co. zu beschäftigen. Viel schlimmer könnte es dadurch sowieso nicht mehr werden^^. Mir zumindest hatte es sehr geholfen mich damit zu beschäftigen. Ich hab zwar keine Lösungen für meine Probleme gefunden, aber das hilft mir dennoch etwas besser mit den Problemen umzugehen. Vielleicht gibt mir das Wissen allein zugleich auch ein Gefühl dafür, meine Beschwerden besser unter Kontrolle zu haben. Mir ist bspw. klar geworden, das ich mehr Ängste habe, als ich gedacht habe. Es gibt bspw. viele Dinge die ich tun will/möchte, aber die tue ich, weil ich mich einfach schrecklich unwohl dabei fühle, also mache ich es auch nicht. Ich dachte immer das ich einfach nur bescheuert deswegen bin, und das das alles allein an mir liegt. Doch jetzt kann ich davon ausgehen, das dieses ständige „Unwohl sein“ nichts anderes als Ängste sind, die mit meiner Depression zu tun haben können. Das bedeutet für mich, das also nicht nur ich allein für meine Probleme verantwortlich bin, sondern das es auch viele äußere Einflüsse gab, die zu meiner jetzigen Situation beitrugen. Zu wissen das es nicht alles meine Schuld ist, gibt mir zu gleich auch ein bessere Gefühl über mich selbst und dieses Gefühl ist vor allem dann etwas besonderes, wenn man unter Depressionen leidet.^^ Wie gesagt ich kann es nur weiterempfehlen. Zudem kriegst du auch automatisch mit, wie andere Leute unter denselben Problemen leiden oder damit umgehen, woran du dich zur Not orientieren könntest, wenn du nicht mehr weiter weißt.

Noch kurz zur Aggression… das ist nichts schlimmes, solange du deine Wut nicht an andere auslässt.^^ Ich hab auch manchmal Momente wo ich komplett am Ausrasten bin und dabei gehört das überhaupt nicht zu meiner Natur und ist auch ohnehin ziemlich Kräfte zehrend. Aber ohne die Aggression die mich kurzzeitig aus der Depression herausholt, würde ich durch die Depressionsbedingte Niedergedrücktheit noch erheblich weniger auf die Reihe bekommen (und das was ich derzeit tue ist nich großartig viel).

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)

PS. Hatte ich noch vergessen... je früher du deine Situation akzeptierst um so besser. Denn genau ab den Zeitpunkt kannst du anfangen darauf zu reagieren. Es ist schon schwierig genug, wenn du dich vor anderen Leuten verstellen musst, um zu verbergen das es dir schlecht geht oder gar an Depressionen leidest. Aber wenn du dich vor dir selbst verstellen musst, machst du dich langfristig nur noch mehr kaputt.
Du könntest theoretisch die Depression auch als eine Art Warnsignal für dich interpretieren, das darauf hinweist das momentan irgendwas nicht richtig läuft und du deswegen einen anderen Kurs einschlagen musst. WEnn du z. B. ein so kaputtes Knie hast das du vor Schmerz kaum laufen kannst, dann kommst du ja auch nicht auf die Idee das komplett zu ignorieren und startest direkt ein Marathonrennen. Meiner Meinung ist das bei Depression so ähnlich, nur ist unser aller Leben so fest in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt, wodurch wir nicht die Möglichkeit haben alternative Kursrichtungen einzuschlagen (Leute die bspw. auf ihren Arbeitsplatz angewiesen sind, können dann auch nicht einfach sagen: "Ich fühle mich schei...e hier, und mein Chef und die Kollegen sind auch schei..e, deswegen kündige ich". Die haben keine Wahl als so weiter zu machen wie bisher um über die Runden zu kommen)
Uns fehlt einfach irgendwas was uns aus dieser "miesen Stimmung" herausholt, nur wissen wir (häufig) nicht was es ist. Doch die Suche nach der Antwort auf die Frage was uns fehlt, kannst du erst dann anfangen zu beschreiten, wenn du deine Situation akzeptiert hast und nicht so tust als wäre sie nicht da.
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
Gänseblümchen2
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu noch mal Ihr Lieben,

ich hab hier zufällig gerade eine Art (kurze) Video-Beschreibung gefunden wo es inhaltlich ungefähr darum geht wie: was sind Depressionen und das es zugleich auch ein gesellschaftliches Tabu-Thema ist. Ich dachte mir, weil es in diesem Thread ja darum geht zu diskutieren, ob Depression eine Krankheit ist oder nicht und für manche das Thema Depression was Neues ist, dachte ich mir ich kann hier ein Link verlinken.^^ Ist für die, die sich oberflächlich damit befassen wollen eine gute Grundlage, denke ich.

https://www.youtube.com/watch?v=bt9zXzBA_Dg" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich hab auch noch ein anderes Video wieder gefunden, was ich zum einen für alle, zum andern aber auch speziell für dich HeinzPeter gesucht habe.^^ Ich weiß zwar nicht ob du was damit anfangen kannst, aber es war für mich eines der ersten Sachen die mich auf „meine“ Depression erst richtig aufmerksam gemacht haben. Daher ist es auch was Besonderes für mich und inhaltlich dementsprechend wichtig. Allerdings ist das ein etwas längerer Vortrag und auch relativ „Geistreich“, soll heißen man sich kann sich nicht dabei einfach entspannt zurücklehnen sondern sollte stattdessen schon aufmerksam zuhören können. Natürlich kann es nicht schaden, wenn du dir den gesamten Vortrag anschaust. Sollte das aber aus irgendeinem Grund nicht möglich sein, habe ich dir dennoch den (für mich relevanten Zeitabschnitt eingrenzt, da geht es ungefähr darum, wie ein Depressiver empfindet --> und für mich war es deshalb so bemerkenswert, weil es auch mich zu 100% richtig beschrieben hat, fast schon wieder gruselig^^)

Vortrag (im übrigen ist der Vortrag in 2 Teile unterteilt, aber der 2. Teil hat mit dem Vortrag selbst nichts zu tun)

https://www.youtube.com/watch?v=m-knVi5bkS4" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

relevanter Abschnitt --> 23:02-39:50

Aber wie gesagt, der Rest ist auch nicht weniger wichtig, weil er zu beschreiben versucht, wie eine Depression bereits im Kern entstehen kann. Zudem lernt man hier auch viel über zwischenmenschliches Verhalten dazu --> Auch wenn es etwas schwierig zu verstehen ist, würde ich den Vortrag jedem empfehlen, der sich dafür interessiert (ich verallgemeiner das jetzt mal^^) was in einem Depressiven vorgeht.

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)

PS. Ich hoffe Ihr und evtl. auch die Neulinge unter Euch, können was damit anfangen :)
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
heinzpeter
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von heinzpeter »

Hallo Gänseblümchen und alle, die ihr hier mitlest! Ich hätte nie gedacht, dass meine Meinung, die Depri sei vielleicht gar keine Krankheit, doch ein gewisses Echo auslöst. Gut für mich, denn auf diese Weise lerne ich 'ne ganze Menge dazu.
Danke auch für den Tip mit dem Vortrag von Herrn D. Inzwischen habe ich mir den Vortrag angehört - und mich selbst darin wiedergefunden. Im positiven Sinn. Einiges ist mir klarer geworden und ich glaube, ich kann meine Depression nun etwas besser verstehen.
Ich fühle mich ganz spontan erst mal bestätigt, dass die Depression (für mich jedenfalls) keine Krankheit ist, sondern eher ein seelischer Zustand. Doch ich muss das Gehörte erst mal richtig verinnerlichen. Ich sag ja, das ganze ist ein Lernprozess - und unheimlich spannend noch dazu.
In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts (wie das klingt!) hatte ich mal so'n bischen katholische Theologie studiert und Herr D. wurde uns damals nicht gerade als Vorbild hingestellt - um es mal so auszudrücken. Es gab schon irre Diskussionen wegen ihm. Aber das ist lange her und inzwischen sehe ich Vieles anders.
Deshalb bin ich froh, ihn auf diese Weise wiederentdeckt zu haben. So ein Zufall! Oder Schicksal? Der Vortrag ist auf jeden Fall sehens- und hörenswert. Vielen Dank, Gänseblümchen für den Tipp!
Liebe Grüße! heinzpeter
Gänseblümchen2
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu lieber HeinzPeter,

Nichts zu danken! Das mache ich doch gerne :)
Ich sehe es (wie ich auch schon vorher erklärt habe) ebenfalls so ähnlich wie du. Depression ist nicht einfach nur eine "Krankheit" für mich sondern viel mehr ein Zustand. Ach was!, es ist viel mehr als das, nur ist es so wahnsinnig komplex das ich es kaum in Worte fassen kann.

Daher finde ich den Vortrag ja auch so toll. Der Redner versucht die Depression nicht nur auf eine Krankheit zu reduzieren und verpasst zugleich dem gesamten Themenkomplex ein menschlicheres Antlitz.

Freut mich sehr das es geholfen hat. :)

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
Botus
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von Botus »

Aus eigener Erfahrung möchte ich beisteuern, dass die Erreichung eines Zustands der Versorgung ohne dafür (bildlich gesprochen) im Akkord jede einzelnen Euro erackern zu müssen, eine Depression (bzw. die Symptome) auslösen kann.

Wenn man Zeit hat, reicht ein einziges aktuelles unlösbares Problem aus, um (im Zuge seiner Unlösbarkeit) durch endloses Grübeln auf weitere Dinge zu stoßen, die im eigenen Leben statt fanden oder statt finden. Dann kann eine Endlosschleife in Gang geraten.

So ist das bei mir gewesen. Ich habe früher Tag und Nacht gearbeitet. Heute ist die Firma aufgebaut und ich kann ernten. Darauf habe ich mich eigentlich gefreut.

Aber dann trat ein unlösbares Problem ein, das ich unbedingt lösen wollte. Wildfremde Leute begannen damit, mich fortlaufend herab zu reden, ich wäre ein Nichts, eine lächerliche Figur, eine schlechte Wahl, einer, der nichts Ordentliches zustande bekommt. Wie soll man sowas lösen ? Unmöglich ! Das ginge nur durch Trennung von der Frau, die so eine Art von Kindesvater, so eine Art Exfreund und so so eine Art von "Fans" hat. Aber das will man natürlich nicht.

Also grübeln... immer wieder... über ein unlösbares Problem. Ich habe das 12 Jahre lang getan. Dabei sind mir Sachen in den Kopf gekommen, an die ich nie im Leben gedacht habe. Jetzt dachte ich nur noch daran. Neben (atypischen) depressiven Symptomen habe ich auch Aggressionen in mir entwickelt, die sich aber nicht gegen meine Frau und ihre Fans richteten, sondern gegen alle, die andere klein reden, um selbst großer zu erscheinen. Die Welt scheint voll mit solchen Leuten. Das ist mir früher nicht aufgefallen.

Ich bekämpfe die (atypischen) Symptome einer Depression damit, dass ich mich a) mit Arbeit beschäftige (fast nur in der Firma aufhalte) und b) das Ausgangsproblem als unlösbar akzeptiere. Das heißt in meinem Fall, ich lasse sie gehen, um diese ständige Hintergrundmusik wieder loszuwerden.

Wenn die Symptome atypisch sind, ist es (aus meiner Sicht) auflösbar. Dazu muss aber das auslösende Ursprungsproblem als unlösbar akzeptiert und zu den Akten gelegt werden.

Liebe Grüße vom Dobi
Gänseblümchen2
Beiträge: 43
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu lieber Heinzpeter (dein Beitrag worauf ich mich beziehe ist irgendwie nicht mehr da?) und Dobi (es geht auch teilweise um dich und deinen Grübeleien),

ich vermute das gehört zu diesen üblichen Grübeleien von denen so viele und auch ich betroffen sind. (Gestern erst wieder…. meine Fresse…)

Ich kann nur immer wieder sagen Ablenkung, Ablenkung und noch mehr Ablenkung! Ich hatte es schon einem der anderen Threads erwähnt, das man unbedingt versuchen muss sich von den negativen Gedanken abzulenken. Denn sind die erst einmal da und haben sich bereits teilweise im Kopf etabliert, dann kommst du aus den negativen Gedanken nicht so schnell wieder heraus und fängst über allen möglichen Schei… und dessen Folgen, was schief gelaufen ist, und was man hätte besser machen können und etc. und etc. nachzudenken.

Du hältst dich doch bspw. auch lieber länger an einem Ort auf, wo du dich wohl fühlst. Orte die du stattdessen als unangenehm empfindest, dort bleibst du ja auch nicht länger als unbedingt nötig. Bei den Gedankengängen ist es ähnlich. Denkst du nur darüber nach wie blöd deine Situation ist und wie schei..e alles ist, dann fühlst du dich auch längerfristig schlecht. Themen wie Depressionen sind ja auch depressiv/traurig-machende Themen… (fast aus jeder Perspektive in der du das Ganze betrachten willst) und wenn du dich richtig fertig machen willst, dann beschäftige dich mal mit Tierhaltung oder Tierlebensmittelproduktion. Wenn du auch nur ein bisschen Menschlichkeit besitzt, geht die Stimmung massivst den Bach runter... unfassbar!, und da soll man sich noch fragen, wie man in dieser Welt nicht depressiv werden könnte…

Es reicht für den Anfang wenn du es schon schaffst, nicht ununterbrochen darüber nachzudenken bzw. neutrale Gedanken zu haben.
Eine Möglichkeit wäre: Du kannst dir bspw. einen Film ansehen, den du besonders GUT findest. Schau ihn dir an und überprüfe anschließend mal deine Gedanken. Hast du während du ablenkt warst über die üblichen (schlimmen) Dinge nachgedacht? Und hast du dich während des Films genau so schlecht gefühlt wie davor auch? --> du kannst es ja mal ausprobieren, aber ich sag auch schon im Voraus, das es ziemlich leicht ist wieder in die alten Denkmuster zurückzufallen (nach Ende des Films bspw.). Daher wäre es super wichtig, wenn man etwas hat womit man sich langfristig beschäftigen kann (aber leider fehlt auch oft gerade das und man ist dementsprechend in einem Teufelskreis gefangen). Dobi hatte es ja auch erwähnt, das er sich mit „Arbeiten in der Firma“ beschäftigt. Bei mir war es bisher immer was für die Uni zu machen. Allerdings ist das Problem hierbei, das man sich eben nur versucht abzulenken. Ich für meinen Teil muss aber gestehen, das mich dieses Handlungsweise in keinsterweise glücklich macht und somit auch nicht zu einer Besserung meiner Gesamtsituation beiträgt. Es hilft einfach nur, damit ich mich deutlich weniger beschis…en fühle, als es tatsächlich der Fall ist (und ich fühl mich dadurch auch etwas weniger allein, obwohl ich derweil nahezu ununterbrochen alleine bin)

Ich hoffe (wie immer), dass ich zumindest etwas helfen konnte.

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
vanezzo
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von vanezzo »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe nicht alles komplett gelesen, wollte aber dir, Gänseblümchen, für das Verlinken des Vortrags von Drewermann danken.
Für mich ist es ein Augenöffner, um gerade auch familiäre Beziehungen zu verstehen... und wie sich über Generationen hinweg das depressive Denken und Verhalten einschleifen kann.
Ich habe mich mehr als einmal "ertappt" gefühlt und denke, ein kleines bisschen mehr die "Draufsicht" erlangt zu haben. Danke dafür.
Botus
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Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von Botus »

Hallo Gänseblümchen,

was Du geschieben hast, kann ich nur unterstreichen.

Zu der Beschäftigung (der Ablenkung) mit Arbeit (bzw. dem Aufenthalt hier in der Firma) möchte ich sagen, dass das in meinem Fall funktioniert, weil es dazu führt, dass dabei (quasi als Nebeneffekt) andere Probleme ganz weg sind (z.B. Materielle). Somit habe ich dann auch das Gefühl, dass es einen Sinn macht. Ich hatte ja früher immer massive finanzielle Sorgen und musste früher auch immer viel Nachts zusätzlich arbeiten, also Angst, Sorgen, keine Zeit zum Leben, kein Zuhause. Diese Probleme sind heute alle weg. Somit gibt diese Ablenkung mir auch viel zurück.

Liebe Grüße vom Dobi
heinzpeter
Beiträge: 43
Registriert: 19. Jun 2015, 19:26

Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von heinzpeter »

Halli hallo, ich muss mich doch mal wieder zu Wort melden.
Ich bin hin und her gerissen. Ist die Depression nun eine Krankheit oder ist sie es nicht? Man versucht es mir immer wieder einzureden, dass ich krank sei. Schließlich bin ich ja auch noch Epileptiker, da ist man sowieso nicht ganz dicht.
Ich schreibe jetzt einfach so drauflos, egal, ob's jemanden interessiert oder nicht. Ich bin ein bischen durcheinander, aber der ganze Frust muss raus - und nebenher höre ich eine CD mit 'nem Violinkonzert von Mozart. Das passt....
Letzte Woche habe ich ein MRT machen lassen - man hat mir in den Kopf geguckt, und es kam nichts Gutes dabei zum Vorschein. Im Gegenteil. Jetzt hätte ich in der Tat einen Grund dazu, depressiv zu sein. Aber ich will nicht! Ach, das ganze macht mich so aggressiv.
Dabei möchte der kleine Junge in mir doch nur in den Arm genommen und getröstet werden.
Mozart ist ein schwacher Trost. Aber das Konzert ist einfach nur schön!
Und das Schreiben hier im Forum hilft mir ein bischen - ich hoffe nur, dass ich euch mit meinem Gejammere nicht auf den Wecker falle. Ich sitze allein zu Hause und fühle mich etwas einsam. Das geht hin und her bei mir. Wird sicher auch wieder besser.
Liebe Grüße heinzpeter
Gänseblümchen2
Beiträge: 43
Registriert: 31. Jul 2015, 23:45

Re: Ist die Depression wirklich eine Krankeit?

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu Ihr Lieben,

@vanezzo Mache ich doch gern :) Mir hatte es auch sehr geholfen menschliches Verhalten (besser) zu verstehen.

@Dobi Da hast du wirklich Glück, das es sich bei dir auszahlt. Bei mir wird leider nur in den seltensten Fällen, wirklich Erfolg zu teil bzw. das ich überhaupt einen Nutzen in meinen Handlungen erkenne.

@Heinzpeter

gefühlt würde ich sagen, das es bei dir 2 mögliche Status-Möglichkeiten gibt:
1. Dir geht es ziemlich schlecht und du bist depressiv
2. Dir geht es ziemlich schlecht und du bist nicht depressiv

Auf eines der beiden Möglichkeiten wird es wahrscheinlich hinauslaufen. Doch egal was es nun davon in Frage kommt, was macht das für dich einen Unterschied? bzw. was ändert das an deiner Situation?

Ich war mein ganzes Leben lang einsam und bin es immer noch und leide wahnsinnig darunter. Es war früher so und genauso ist es auch heute. Früher hatte ich auch noch keine Depressionen, was aber nicht heißt das ich früher unendlich viel beliebter war als heutzutage.

Ich glaube du störst du dich indirekt immer noch zu sehr an einem Krankheitsbegriff. Wie wärs stattdessen mit „hilfsbedürftig“? Dir geht es schlecht und leidest unter deiner Einsamkeit, also bist du ähnlich wie ich dringenst auf die Hilfe/Unterstützung/Einfluss/Anwesenheit/Nähe anderer angewiesen. Das ist nichts schlimmes und auch nicht unnormal, es ist rein menschlich. Nur haben wir leider nicht das Glück, das uns jemand beisteht. Vielleicht brauchst du aber auch nur etwas Zeit um damit lockerer umzugehen.

Weißt du… ich habe seit ein paar Jahren „colitis ulcerosa“ (oder so ähnlich der Name). Es könnte zwar schlimmer sein, aber es gab schon viele Anzeichen die vermuten lassen, das es auch eine chronische Erkrankung bei mir ist und muss auch mit Medikament behandelt werden (ist aber Gott sei dank immer nur Phasenweise, auch wenn die Phasen Monate dauern können). --> Was habe ich mich da wegen diesem Scheiß aufgeregt! Aber nach paar Monaten hatte ich mich daran gewöhnt bzw. ich denk nicht so großartig darüber nach. Es ist einfach da, und es verschwindet nicht einfach, nur weil ich kein Bock auf diesen Dreck habe. Die Symptome sind ja da und das allein ist schon Grund, das ich da irgendwie reagieren muss. Nur wenn ich es akzetpiere das sie da sind, kann ich auch was dagegen machen (und Glücklichweiser hilft das Medikament). Ich glaube bei solchen Sachen ist der Schock-Moment einfach viel zu groß, weshalb man nicht richtig auf solche Sachen reagieren kann. Ich glaub das braucht einfach Zeit, bis man so etwas akzeptiert hat.

Vielleicht hast du Depressionen oder vielleicht hast du auch keine. Doch was macht das wenn es dir so oder so schlecht geht? Wenn du die Depression für dich akzeptierst, hast du zumindest so etwas wie einen Lösungsansatz, wie du dir vielleicht helfen könntest. Das muss aber nicht heißen das du automatisch Depressionen hast. Du kannst auch weiterhin versuchen dich parallel nach einem Alternativen Lösungsweg (außerhalb der Depressionsthematik) umzuschauen. [Ich halte ja auch verzweifelt Ausschau nach dem Licht im Nebel]. Versuch einfach nicht unbedingt manche Möglichkeiten kategorisch auszuschließen, halte dir lieber verschiedene alternative Wege offen, auch wenn du momentan nicht davon ausgehst, das du die jemals beschreiten wirst.

Ich hoffe für uns beide, dass wir es schaffen aus der Einsamkeit entfliehen zu können.

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)

PS. Man kann sich nur bemühen nicht allzu viel zu meckern. Aber manchmal geht’s nicht ohne. Irgendwie muss man ja Dampf ablassen.
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
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