Postpartale Depression

Lerana
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Lerana »

Liebe Samu,

wie schön, wenn dich mein Beitrag im postiven Sinne etwas aufrütteln konnte. Und vielen Dank für deine Mutmaßungen bezüglich meiner Ausstrahlung. Ich versuche mal, sie einfach stehen zu lassen und nicht gleich "Ja, aber..." zu schreien!

Wenn du das Gefühl hast, dein damaliger Therapeut hat dich nicht gut genug mit Strategien ausgerüstet, um jetzt gut zurecht zu kommen, dann kann ich dir nur empfehlen, nochmal nach jemandem zu schauen. Ich erlebe Vieles aus der Therapie als ausgesprochen hilfreich und möchte meine Therapeeutin als ständigen Joker im Hintergrund nicht missen.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hy Mädels,

Ich gehe jetzt nicht intensiv ein. Ist grad zu viel in meinem Kopf.
Aber eines zu dir, samu:
Ich habe eine Psychoanalyse gemacht. Habe mich währenddessen auch immer gefragt, warum ich mich nicht so fühle, als ob ich jetzt gestärkt werde oder wirklich mein Leben mit diesen Tipps für mich besser gestalten kann. Nach zwei Jahren (hätte noch ein Jahr gehabt) stellte ich fest, dass mein Therapeut die Schweigepflicht verletzt hat. Er hat einem Bekannten, der auch bei ihm in Behandlung war, Dinge erzählt, die ich nur ihm gesagt hatte. Ebenso umgekehrt. Teilweise lagen sogar Arztbriefe und Berichte offen bei ihm rum. Das Behandlungszimmer war nicht abgesperrt, ich ging rein wenn ich zum Termin da war und er kam dann zu Beginn der Stunde. Man konnte also alles lesen.
Ich habe dann sofort abgebrochen und ihn beim Ärztlichen Kreisverband gemeldet. Er hat sich natürlich herausreden können.
Anfangs war es sehr hart für mich und vor allem enttäuschend. Brauchte einige Zeit um darüber wegzukommen.
Im Nachhinein habe ich aber erkannt, viele Dinge wurden mir durch die PA erst klar und haben zu meiner Besserung der Depression wesentlich beigetragen. Dankbar bin ich ihm trotzdem nicht.

Ich denke, vielleicht wäre eine Verhaltenstherapie für dich besser. Da lernt man eher Dinge, die man sofort für sein Leben übernehmen und einsetzen kann. Ich habe vor 15 Jahren eine gemacht (mei bin ich alt :lol: ).

Denk mal für dich drüber nach. Nur so eine Idee von mir.

Einen schönen Tag!
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
anna54
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
mich haben viele Beiträge nachdenklich gemacht,aber auch ein Gefühl wieder wach gerufen.

Zweifel bleiben,kommen und gehen,oder machen jeden Tag schwierig----in der Schwangerschaft alles möglich----am Ende wird alles gut?!

Ich möchte den guten Ausgang bestärken,die Natur hat so viele gute Lebensgesetze,dass eine junge Mutter den guten Anfängen vertrauen darf und auch muss.
Keiner kann es vorhersagen,wie die Entbindung sein wird,wie ich mich fühlen werde,woher ich die Kraft schöpfen kann.

Genau das muss ich als Mutter,in dem Moment leben und handeln----und das ist das Besondere,ich kann das dann auch,ganz sicher.
Die einzelnen Fälle einer schweren postnatalen Depression sind gut zu behandeln,besser als zu anderen Zeiten.
Dazu gibt es inzwischen gute Kliniken mit guten Programmen.

Was immer kommt,am Ende wird alles gut,nie wieder im Leben ist das so wahrhaftig,wie in der Schwangerschaft. Sich darauf zu verlassen,eine andere Möglichkeit hatten Frauen aus vorherigen Generationen nicht----und sie haben es gemeistert.

Meine Mutter hat 10Kinder geboren,wie nur hat sie überlebt,dass drei Kinder wieder starben?
Weil es Naturgesetze gibt,jetzt mit 60Jahren kann ich das sagen,vorher hatte auch ich tausend Zweifel.
Mitte der 80.Jahre hab ich meine Kinder geboren,da waren unsere wirtschaftlichen Bedingungen schlecht,ich angeblich steril,dennoch bin ich schwanger geworden.

Wenn ich allein das bedenke,was Medizin sagt,wann wer und wie schwanger werden kann,welche Probleme das in jetztiger Zeit ist------dann wird mir ganz anders.

Vertrauen können,in guter Hoffnung sein----alte,aber weise Worte.

Früher hat man alten Frauen Weisheit über das Leben zugestanden
Hebammen hatten eine ganz besondere Lebensweisheit----und haben sie immer noch,wenn sie unter guten Bedingungen arbeiten könnnen.
Sie zu fragen,ihnen zuzuhören,andere Mütter zu erleben----das ist der Reichtum dieser besonderen Zeit.

Der Zauber liegt in dem Moment,wo ich das neue Leben,das aus mir geboren wird erlebe,es sehe,es annehme.
Das dieser Moment gelingt,daran arbeitet die Natur seit ewigen Zeiten,darauf darf jede Frau vertrauen.

Da helfen keine Therorien,da helfen nur Momentaufnahmen,wie ich sie erlebe,sie bei anderen auch sehe und annehme.
Darin liegt dann auch die Veränderung des Blickwinkels,der dann auch die Veränderungen des Umfeldes und Bekanntenkreises nach sich zieht.

Früher hab ich die Verzückung um eine Schwangere,um ein Neugeborenes wenig nachvollziehen können,ich fand es übertrieben.
Jetzt kann ich es nachvollziehen,hab es selbst erlebt,kann es weiter geben.

Nie werde ich den Moment vergessen,in den verschiedenen Vorbereitungskursen fühlte ich mich überfordert----als eine Schwangere zur Gruppe kommt,leicht verspätet,sie hat schon Kinder:

schnell auf die passende Unterlage gerutscht mit dem großen Bauch,schaut sie in die Runde,stellt sich kurz vor----und erzählt: ich hatte bisher schöne Entbindungen---wird diesmal auch nicht anders werden.

Dieses Vertrauen auf sich,auf das werdene Leben----das konnte sie erklären,sie war so wahrhaftig,ich konnte das annehmen und das hat mir ganz viel Zuversicht geschenkt.

Wirklich wahrhaftige Mütter hab ich auch viel später in den Stillkursen getrofffen,auch außergewöhnliche Geschichten,auch erlebt,wie Frauen sich nur während der Schwangerschaften verändern,später wieder ganz anders sind.

Alles wird gut werden-----
wie anders wäre Schwangerschaft immer wieder anders sonst möglich gewesen.

Zu meiner jetzigen Einstellung kommen Erfahrungen mit 20Jahren beruflicher Tätigkeit mit jungen Eltern hinzu.
Vertrauen können und dürfen,nie wieder so wahrhaftig wie in der Schwangerschaft.
Alle guten Wünsche
anna54
Samu
Beiträge: 38
Registriert: 25. Jun 2015, 14:26

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Guten Morgen zusammen,

liebe Jamba, was Du über Deine Erfahrungen mit dem Therapeuten der Psychoanalyse schreibst, ist natürlich noch einmal eine ganz andere Dimension als meine Erfahrung, mit der ich aus meiner Therapie gegangen bin! Dass Du trotzdem einige Dinge mit Hilfe der Analyse erarbeiten konntest, ist gut, dass Du dem Therapeuten aber dafür nicht dankbar sein kannst und Du erst einmal diese Tatsachen verdauen musstest, ist nur zu verständlich. Ich finde es absolut nicht selbstverständlich, dass Du überhaupt wieder Vertrauen in Therapie fassen konntest, mein Misstrauen sitzt schon sehr tief, um wie vieles tiefer muss Deines gesessen haben. Umso mehr Danke für Deine Offenheit damit!

Auch ich möchte nicht in Frage stellen, dass meine Therapie in bestimmten Phasen gut und hilfreich war, und sei es nur, dass ich damals eine Stütze hatte, die mich aufgefangen hat. In dieser Zeit nahm ich zum ersten Mal auf Anraten des Therapeuten Antidepressiva, was mich im Alltag sehr entlastet hat, und damals war auch das Thema Klinik mal zur Disposition gestanden; zumindest in den ersten 1, 1,5 Jahren konnte der Therapeut meinen Zustand realistisch einordnen, auch wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass ich durch das viele Reden über meine Schwierigkeiten usw. im wirklichen Leben weiterkomme. Aber gegen Ende der Therapie konnte er das eben nicht mehr einschätzen. Ich hatte nach einigen fatalen Beziehungen meinen jetzigen Mann kennengelernt, und ich hatte das Gefühl, dass für ihn damit (und dadurch er die Praxis abbaute und die genehmigten Stunden sich langsam dem Ende zuneigten) das Ganze für ihn eine richtige Richtung bekommen hatte und er sich innerlich aus der Therapie verabschiedete (ich kann mich noch gut erinnern, dass er sogar mal nach Kinderwunsch fragte, für mich damals eine völlig absurde Frage, und wenn ich mich in meiner jetzigen Situation daran wiedererinnere, muss ich fast ein bisschen bitter lachen …). Aber dass ich Erkenntnisse aus dieser Therapie mitgenommen habe (die Therapie liegt wie gesagt jetzt schon bald 15 Jahre zurück), ist mir überhaupt nicht bewusst - außer vielleicht die Erkenntnis, dass ich es selbst irgendwie schaffen muss, da mir ja die Therapie nicht half.

Heute bin ich auch an dem Punkt, dass eine andere Therapieform, z.B. eine Verhaltenstherapie für mich, wenn es wirklich nochmal nötig wird, in jedem Fall die bessere Therapieform wäre. Dass ich das angesichts meiner momentanen Lage im Blick behalten sollte, habe ich auf dem Schirm, daher auch mein Ansinnen, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, die letztlich etwas kurzfristiger zu organisieren ist. Mich jetzt noch auf die Suche nach einem Therapeuten zu machen, widerstrebt mir allerdings sehr: Nur zu gut kann ich mich an das "Vorsprechen" bei verschiedenen Therapeuten erinnern, wie ein Bittsteller fühlte man sich; bis da etwas anläuft, könnte das Kind schon ein halbes Jahr alt sein … Mir sitzt momentan aber die Hebammensuche und noch vieles anderes im Nacken. Und ganz ist mein Misstrauen einfach (noch) nicht weg.

Liebe anna54, vielen Dank auch für Deinen Beitrag! Vielen Dank für das Bestärken des Positiven, des "Auf die Natur vertrauens"! Es ist gut, dass hier auch solche Beiträge hineinfließen. Ich habe in Bezug auf Kinder schon immer gerne nur mit dem Ohr gehört, dass Kinder Stress sind. Vielleicht erzählen Eltern einfach mehr von den stressigen Momenten, aber ich habe sicher auch einen entsprechend eingestellten Filter, der mich eher bestärkt hat, keine Kinder haben zu wollen, passend zu meinem nicht existenten Wunsch danach. Nicht ganz einfache Familienverhältnisse ließen mich noch zusätzlich dazu bringen, das Ganze "dann doch besser zu lassen".

Ich wünsche mir sehr, dass auch ich das Vertrauen spüren werde. Letztlich weiß ich ja, dass neben den körperlichen und hormonellen Veränderungen, die sicher ihren zusätzlichen Beitrag leisten, mein Kopf der Punkt ist, der auf eine große Veränderung mit einem altbekannten Verhaltensmuster reagiert. Vielleicht ist es eine Chance, einmal mehr daran zu wachsen, dieses Verhaltensmuster einmal mehr zu überwinden.

Ich wünsche Euch allen einen guten Start in die Woche!
Samu
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Postpartale Depression

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe samu
ich hab ja erst im Rückblick erkennen können,dass ich seit der Jugend an immer wieder an Depressionen erkrankt bin.
Da sind meine Jahre als Schwangere und als Mutter eine besondere Zeit.
Es waren meine besten Jahre.

Ich war "beschützt",egal wie ich es immer beschreibe,es war Kraft,Motivation,Mutterliebe----
es war so wahrhaftig,so richtig und voller Liebe.

Die Überforderungen gab es auch,Schreibaby,Allergien und Asthma.
Trotzdem war es Glück pur.

Dann wurde meine Schwester so krank,es war eine belastende Zeit,trotzdem war ich eine glückliche Mutter.
Ein Stück Wahrhaftigkeit ist immer die Aufforderung durch das Kind in dem Moment zu leben.

Jedes Lächeln kann die Welt retten.
Nichts anderes rettet Frauen und Mütter.

Viele Jahre später,in der tiefen Depression hab ich noch gearbeitet,mir jeden Tag ein Lächeln schenken lassen,und ich bekam es geschenkt,von irgendeinem Baby,das mir wohgesonnen war.

Der Kopf will es wissen,was der Bauch längst weiß.
Unser Bewußtsein sind 15mm gegen 15km Unterbewußtsein---------------

Vertrauen mag fast "oberflächlich" wirken,es ist die Erfahrung eines Lebens darauf wieder zurück zu greifen.
Der Kreis schließt sich---wo vorher nur eine Ahnung war.

Jetzt bin ich unter kranken Menschen am Lebensende,auch da begegnet mir die Hoffnung bis zuletzt,das Vertrauen auf eine,wie auch immer zu benennende Kraft,die unser Leben in Händen hält.

Wie auch immer das,auch kompliziert beschrieben werden kann---es sind die ganz einfachen Erlebnisse,die ganz einfachen Worte,die es treffen.

Vertrauen----was ist Vertrauen-----------wo finde ich es,wenn ich es verloren habe-------------
es ist immer wieder die Sehnsucht nach Leben.

Das Wunder,dass ein neuer Mensch entsteht,auch unabhängig davon,was gerade im Kopf der Mutter abläuft,das ist Zuversicht,das Leben läßt sich auf alle Möglichkeiten ein----es vertaut auf uns als Hoffnungsträger.

Manchmal überlege ich meine Worte als zu "kitschig",aber ich hab keine anderen Worte,nie wieder kommen zwei Dinge so eng zusammen.

Es gibt keinen Kinderwunsch,der nur vom Kopf entschieden werden kann,dann würde niemand dieses Risiko eingehen wollen.
Kinderwunsch ist die Sehsucht des Lebens nach sich selbst.
Damit wir dieses Kind auch großziehen,es umsorgen,beschützen,dafür
schenkt uns diese Natur ein Gefühl,das stärker ist,als alles andere.

Wer wie ich, es auch beruflich immer wieder erlebt hat,wie sonst strenge Kopfmenschen sich fallen lassen in dieses Gefühl,der weiß irgendwann wovon er spricht.

Ein altes Wort für Schwangerschaft ist--------in guter Hoffnung zu sein.

Da Frauen das Leben weiter tragen
,haben sie besondere Fähigkeiten,denen sie sich erst im Laufe ihrer Mutterschaft bewußt werden.

Noch heute begegnen mir jetzt alte Frauen,die als erstes davon erzählen,dass sie keine Kinder bekommen konnten,als das Schwerste,was sie zu tragen hatten,in ihrem Leben.

Heute wird alles wissenschaftlich auf nüchterne Ergebnisse gestellt----das gilt nur zum Teil.

Wie anders ist zu erklären,dass Familien,die auch ein behindertes Kind großziehen,das als den Gewinn in ihrem Leben erklären.

Neben aller Angst,allen Sorgen---allen Fragen-----kommt irgendwann die Annahme.

Ich hatte auch tausend Fragen,tausend Sorgen---------in der ersten Schwangerschaft,hab Frühwehen bekommen,umstittende Medikamente nehmen müssen.
In der zweiten Schwangerschaft waren die gleichen Symptome da,ich hatte eine gute Begleitung im Stillkurs---hab keine Medikamente genommen--------ein glückliches Kind geboren.

Ich halte durch viele Erfahrungen und Erfahrungsaustausch ganz viel von der Begeleitung der Schwangerschaft durch Hebammen.
Ärzte haben nur Momentaufnahmen von Geburt und Mutterglück.
Frauen,die andere Frauen erleben in diesen Monaten der Wandlung und diesen Moment der glücklichen Elternschaft immer wieder bezeugen können,die können das auch wahrhaftig rüberbringen.

Alles andere ist graue Therorie----ich muss es fühlen können,wenn mich jemand begeistern will.

Ganz liebe Grüße
anna54
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hy ihr,

Ich hab heut irgendwie keine Energie, weder zum Lesen noch zum Schreiben :|

Bis morgen, einen schönen Abend euch!

Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Jamba
Beiträge: 563
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo ihr Lieben,

wow, anna54, vielen Dank für deine Beiträge. Die sind so schön zu lesen! Da spricht wirklich ganz viel Lebenserfahrung als Mutter und auch von deinem Job her (wie ich das rausgelesen habe, bist du in einem Altenheim oder Palliativstation tätig?). Das erfordert sicher alles viel Mut, Stärke und Kraft. Mein absoluter Respekt!

Du schreibst viel über die menschliche Natur. Ich denke, ganz vieles, eigentlich alles, wäre einfacher und besser, wenn wir uns unseres Körpers bewusst wären bzw. auf ihn hören würden. Ihn ganz genau kennen würden und erstmal tief in uns gehen würden, bevor wir agieren. Aber der Verstand hindert uns daran und redet zwischenrein. Schade, dass es keinen Knopf gibt, wo man sagen kann, ich schalte mein Hirn aus und lasse nur mein Inneres, meinen Körper, entscheiden.
Da geht es nicht nur um Entscheidungen, sondern auch um sowas wie Ernährung (hört man genau auf seinen Bauch, sagt einem der genau, was er braucht und wie viel) oder Sport (bekommt man gesundheitliche Probleme, ist das ein Hilferuf des Körpers, dass er Bewegung braucht).

Samu, die richtige Hebamme zu finden ist bestimmt nicht einfach. Wir haben uns damals zwei Kliniken angeschaut (eine hier in der Stadt, eine in einem kleinen Ort gleich in der Nähe). Und dann entschieden, welche uns sympathischer war. Das war die kleinere (da ich keine Risikoschwangere war, sonst hätten wir uns für die größere in der Stadt entschieden). Hier stellten sich die Hebammen auch vor und ich habe sofort "meine" gefunden. Das hat von vornherein gepasst, ihre Art war mir sofort sympathisch. Und sie war auch genau die richtige.
Habe aber von Freundinnen auch schon von anderen Fällen gehört :| Also: Am besten genau aufpassen, was dein Unterbewusstsein ganz spontan sagt.

Ich grüße euch ganz lieb!
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Samu
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Hallo an Euch alle zusammen,

anna54, ich kann Jamba nur beipflichten: Aus Deinen Beiträgen spricht eine große Lebenserfahrung, sowohl in Deinen persönlichen Erfahrungen als auch in Deiner beruflichen Tätigkeit, bei welcher Du anscheinend immer wieder das neue Leben in einer jungen Familie begleitet hast, als auch das andere Ende des Lebens, den Lebensabend zu begleiten scheinst. Deine Worte haben so eine durch und durch positive Einstellung gegenüber dem kommenden und werdenden Leben, und durch Deine reiche Erfahrung wirken sie überzeugend. Ich bin momentan nicht in der Lage, diese grundsätzlich positive Einstellung nachzufühlen, dazu bin ich viel zu verunsichert über das, was da auf mich zukommt. Aber ich kann Deine Worte als tröstlich empfinden, eben durch ihre Überzeugungskraft und weil sie mir einen Ausblick darauf geben, was kommen könnte und dass sogar ich möglicherweise irgendwann so empfinden könnte. Ich finde, diese Beiträge sind sehr wertvoll!

Immerhin hat sich nach vielen frustrierenden Absagen just in diesem Moment das "Hebammenproblem" gelöst: Der Geburtstermin am Jahresende ist eine reine Katastrophe, und auch wenn wir hier kein Mangelgebiet zu sein scheinen, habe ich bisher nur Absagen bekommen (eine Bekannte sagte, dass es hier zwar viele Hebammen gibt, aber es durch die Großstadt samt Einzugsgebiet einfach trotzdem schwierig ist, jemanden zu finden). Eine Hebamme bot mir an, dass ich bei ihr die Geburtsvorbereitung machen kann, auch wenn sie die Geburt (wie so viele andere) nicht betreuen kann. Da sie nicht nur vor der Geburt, sondern auch danach viele Kurse anbietet, sie von uns aus gut zu erreichen ist und sie mir auch sympathisch war, habe ich das festgemacht. Sie gab mir Adressen anderer Hebammen und markierte darauf Kolleginnen, die sie kennt. Nachdem auch hier einige abgesagt haben, hat jetzt vor 10 Minuten eine Kollegin, mit der sie früher zusammengearbeitet hat, angerufen und mir zusagen können. Es klang am Telefon gut, und für mich ist es einfach wichtig und beruhigend, dass ich diese Suche jetzt abschließen kann. Es gibt noch genug anderes, was mir den Kopf blockiert.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht: Interessant für mich hier im Forum ist die Erfahrung, dass es mir hier irgendwie leichter fällt, offen zu sein und "zuzugeben". Im realen Leben spreche ich meine Skepsis und Schwierigkeiten mit der Schwangerschaft an, aber es fällt mir schwer (wie eigentlich immer schon), Rat und Erfahrungen anderer anzunehmen, meine Befindlichkeit nicht "runterzuspielen". Vielleicht liegt es daran, dass ich im realen Leben oft die Rolle einnehme, Rat zu geben und mich selbst zurückzunehmen, und an der Anonymität des Forums, dass ich hier kein "beschriebenes Blatt" bin und keine Notwendigkeit besteht, mich hinter einer Fassade zu verstecken. Insofern ist es wirklich etwas besonderes, hier schreiben zu können, für mich eine ganz neuartige Erfahrung.

Euch noch einen schönen, ausklingenden Sommertag!

Samu
Jamba
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Guten Abend,

Ich hatte heute Nacht richtig schlimm Durchfall und mir war den ganzen Tag sehr übel. Musste mich zum Glück nicht übergeben. Aber allein Übelkeit ist für mich ein Flashback in die Schwangerschaft. Ist gar nicht gut. Zumindest geht's mir jetzt einigermaßen besser und ich werd heut Abend lieber mit meinen Tropfen schlafen, damit nicht wieder wirre Träume kommen und ich zumindest heute Nacht durchschlafen kann.

Das mit der Hebamme kommt mir bekannt vor, ich hatte am 22.12. Termin und mir wurde gleich zu Anfang gesagt, möglichst früh zu suchen. "Meine" Hebamme hatte generell nur immer 4 bis 5 Schwangere pro Monat und über die Feiertage noch weniger. Ich hatte Glück und sie hat mir dann auch geholfen, dass mein Kind früher kam (18.12.) - wollte auf keinen Fall ein Christkind ;)

Wie geht es denn deinem Mann mit deiner Schwangerschaft? Macht er sich Sorgen um dich? Unterstützt er dich, kann er dir etwas die Angst nehmen?

In letzter Zeit mag unsere Kleine immer Fotobücher aus der Zeit, als sie noch ein Baby war, anschauen. Bisher war das immer eher schmerzhaft für mich, vor allem die vom ersten Jahr. Aber jetzt merke ich, wie ich die Fotos gerne anschaue, und ihr auch gerne aus der Zeit erzähle, auch wenn es mir damals gar nicht gut ging.
Ein wenig Wehmut ist auch dabei, weil ich die ersten Jahre mit ihr nur durch einen Schleier wahrgenommen habe und mir oft gewünscht habe, mein altes Leben wieder zu haben. Aber zum ersten Mal finde ich es schön, diese Bilder anzuschauen.

Das ist doch was positives. Ich werde doch noch eine Mama, die gerne Mama ist :)

Ich wünsche euch einen schönen Abend und morgen einen schönen Tag - frohes Schwitzen :roll:

Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Samu
Beiträge: 38
Registriert: 25. Jun 2015, 14:26

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Guten Abend zusammen,

Jamba, ich hoffe, dass Dich auch das Mitlesen in diesem Thread nicht zu sehr in die Erinnerungen an die Zeit nach der Geburt zurückbringt! Wobei ich mich natürlich sehr freue, dass Du als Betroffene einer postpartalen Depression Dich hier einbringst, das ist unheimlich wertvoll, und dann eben auch mit den positiven Worten
Aber jetzt merke ich, wie ich die Fotos gerne anschaue, und ihr auch gerne aus der Zeit erzähle, auch wenn es mir damals gar nicht gut ging.
Das ist doch was positives. Ich werde doch noch eine Mama, die gerne Mama ist :)
Das macht Mut.

Ich hoffe auch, dass es bei mir kein Christkind wird ... Ehrlich gesagt wäre mir jeder Tag "Überfälligkeit" am liebsten, so dass es 2016 wird - wenn es zu früh kommt, ist bei mir die Gefahr eines Christkindes sehr hoch ...

Mein Mann freut sich sehr auf das Kind und versucht mich natürlich auch emotional zu unterstützen, soweit es ihm möglich ist. Das Problem ist, dass er momentan leider arbeitstechnisch extrem eingespannt ist, unter der Woche kann ich froh sein, wenn ich ihn abends ein, zwei Stunde sehe, und auch am Wochenende muss er immer mal ran. Er wird selbst momentan zerrieben zwischen seinem schlechten Gewissen mir gegenüber und der derzeitigen Situation auf der Arbeit. Es ist Besserung in Sicht, aber gerade ist die Phase noch ziemlich heftig. Dadurch mache ich mir auch Sorgen um ihn, sage ihm natürlich auch, dass sich spätestens im Herbst etwas ändern muss (auch in seinem Sinne) und dass es jetzt noch jemand anderen gibt, der ihn braucht, viel mehr als ich. Und, ja, klar, manchmal fühle ich mich dann auch alleine, bin froh, dass ich keine wirklich schlimmen körperlichen Schwierigkeiten habe. Aber er nimmt mich ernst in meinen Gefühlen und kann sich dabei trotzdem freuen (das habe ich ihm auch gesagt, nachdem er fast ein schlechtes Gewissen hatte, sich zu freuen, wenn es mir nicht gut geht damit: "Lass Du Deine Freude zu; wenn ich es momentan nicht kann, ist es doch wichtig und gut, wenn das Kind dann den anderen Elternteil hat, der sich von ganzem Herzen und von Anfang an auf es freut").

Ich glaube, es ist nicht nur für mich, sondern auch für ihn gut, dass er Elternzeit nimmt, um mal komplett rauszukommen aus der Arbeitsmühle. Und wenn er dann wieder einsteigt, kann er die Dinge "familienfreundlicher" ordnen. Prinzipiell ist das bei seiner Firma zum Glück kein Problem, nur bisher war für ihn da ja keine Notwendigkeit da. Und dann ist halt eine neue große Sache reingekommen, die die daran Beteiligten momentan einfach an den Rand ihrer Kapazitäten bringt (nicht nur ihn). Durch die Vaterschaft konnte er schon jetzt einen Teil der Verantwortung mit "gutem Grund" abgeben.
Was gut ist und worüber ich sehr froh bin: Mein Mann hat, seit er mich kennt, so gehandelt, dass er für mich Partner sein kann und will, aber nie eine Therapeutenrolle o.ä. einnehmen kann und will. Auch wenn es ihm wehtut, wenn es mir mal schlecht ging/geht, weiß er um seine Rolle und seine Grenzen. Das kann er auch artikulieren, und das finde ich auch ganz wichtig, für ihn, für mich und für uns.

Ich habe das Gefühl, bei mir sind die Emotionen wellenförmig, gerade ist wieder eine "ruhige Phase"; ich hatte auch viel auf der Arbeit zu tun, sodass ich das Thema ein bisschen in den Hintergrund schieben konnte; heute konnte ich sogar mal wieder mit meinem Mann beim Frühstück über Namensfindung reden. Aber ich kann noch nicht von "meinem Kind" sprechen, es ist noch "das Kind" oder zu meinem Mann "Dein Kind", und auch ist der Bauch einfach etwas dicker geworden (dass es mal in der Leiste zieht, ist man ja als Frau sowieso gewöhnt), auch wenn die Form dann doch langsam etwas anders aussieht, als wenn man einfach zugenommen hat.
Ich bleibe jetzt einfach mal in dieser ruhigen Phase im Jetzt, trotz aller Zweifel, die da so rumschwirren (das sind auch zum Teil "gute alte Bekannte", die sich jetzt wieder mit einschleichen), ohne gleich in Habacht-Stellung vor dem nächsten Tief zu sein.

Ansonsten habe ich das Gefühl, dass sich körperlich alles etwas stabilisiert, ich musste seit gut einer Woche nicht mehr erbrechen (*toitoitoi*), und mit ständigem Kleinigkeitenessen schaffe ich es, die Übelkeit zu verhindern. Das ist schon mal sehr viel wert, vor allem bei der momentanen Hitze …

Ich wünsche Euch allen einen kühlen Ort an diesem Wochenende!
Samu
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Liebe Samu und alle anderen Mitleser,

keine Sorge, mich triggert das Schreiben hier nicht. Ich hatte ja den Fall das letzte Mal und habe, denke ich, daraus gelernt. Damals hing es aber auch damit zusammen, dass ich aufgrund des Beschäftigens mit dem Thema viel davon geträumt habe. Und Träume machen mich immer sehr fertig. Seit der Depression träume ich wirklich extrem viel. Anfangs waren das Nebenwirkungen der AD, inzwischen bin ich ja von damals 375 mg auf 75 mg runter, hoffte, die Träumerei würde nicht mehr ganz so krass sein. Aber vor allem in Stressphasen oder wenn ich viel grüble, holt es mich nachts ein. Ich kann mich inzwischen jedoch relativ gut einschätzen und nehme ggf. dann vorher meine Schlaftropfen.

Mir tut es sogar gut, über meine PPD zu reden. Der Hauptgrund, mich hier anzumelden, war eigentlich, dass ich im "realen Leben" viel zu oft über meine Depri gesprochen habe. Dadurch haben sich einige Bekannte von mir abgewandt, weil sie nicht mit dem Thema umgehen können bzw. es ihnen einfach zu viel war. Das kann ich ihnen auch gar nicht verdenken. Und ich brauchte einfach ein Ventil. In eine Selbsthilfegruppe wollte ich nicht, denn hier kann ich sofort schreiben, wenn ich Probleme habe, und muss nicht alles kanalisieren auf einen Termin in der Woche.

Egal - zum Thema. Es freut mich so sehr, das von deinem Mann zu lesen. Du hast da einen ganz tollen erwischt :) . Das ist richtig schön zu lesen, wenn du von ihm erzählst. Er wird dir sicher eine große Stütze und Hilfe sein. Du musst nicht so viel Angst haben, wenn du so einen Menschen an deiner Seite hast. Davon bin ich überzeugt!
Wie lange geht er in Elternzeit? Toll, dass seine Arbeit da so mitspielt. Sind beileibe nicht alle Firmen so familienfreundlich.

Mein Mann musste es auf die "harte Tour" lernen. Während der Schwangerschaft war ich mir der Depression ja noch nicht bewusst, deshalb konnte sich keiner von uns darauf einstellen (wenn man sowas überhaupt kann - du hast den Vorteil, dass du Zeit dazu hast und auch mit dem Thema Depri schon "vertraut" bist!). Nach der Geburt war es wie ein Schlag, für uns beide. Er hatte einige Wochen Urlaub und kümmerte sich um vieles. Den ersten Tag, als er wieder in der Arbeit war (unsere Tochter war da knapp 5 Wochen alt), habe ich noch überstanden. In dieser Nacht habe ich nach der zweiten Nacht ohne Schlaf dann morgens um vier nicht mehr gekonnt. Ich hab meine Mama angerufen und die fuhr mich in die Psychiatrie.Ich hatte so schlimme Angst vor mir selbst, das war einfach nur die pure Angst, vor allem. Ich erinnerte mich, dass ich zusammen mit meiner damaligen Therapeutin 13 Jahre zuvor einen "Anti-Suizid-Vertrag" mit mir selbst geschlossen hatte. Der hat mich dazu gebracht, meinen Mann zu bitten, meine Mama anzurufen und sie fuhr mich in die Psychiatrie.

Ich werde nie das Gefühl vergessen, als ich über die Schwelle der Notaufnahme getreten bin. Diese Erleichterung, diese Gewissheit, jetzt passt jemand auf mich auf. Jetzt bin ich beschützt, mir wird geholfen. Und ich kann schlafen.

Mein Mann jedenfalls musste die folgenden 3 Monate auf die harte Tour lernen, was es heißt, einen Säugling zu versorgen und eine depressive Frau zu haben. Und er sagte mir später: "Klar würde ich mir wünschen, es wäre anders. Aber ich habe dich geheiratet und versprochen, bei dir zu sein, und das halte ich auch"

Wenn du erzählst, du kannst nicht von "deinem Kind" sprechen, das erinnert mich so an meine Zeit in der Psychiatrie. Bei mir war es auch immer nur "das Kind". Aber ich machte jede Woche Fortschritte. Zuerst sprach ich von "meinem Kind". Dann konnte ich zum ersten Mal ein Foto von ihr ansehen. Später kam mein Mann mich mit ihr besuchen. Ich konnte irgendwann ihren Namen sagen. Und noch später konnte ich sie auf den Arm nehmen. Natürlich hat mir anfangs immer, wenn sie quengelig wurde, mein Depri-Teufelchen eingeredet, dass sie das mit Absicht tut :(

Aber: Es wurde immer besser. Und bei dir ist es so, dass du diesen Prozess schon jetzt, in der Schwangerschaft, durchmachen kannst. Dich und auch deinen Mann trifft es nicht wie ein Schlag. Das ist ein großer Vorteil.

Ich jedenfalls glaube ganz fest an dich!

Liebste Grüße,
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Postpartale Depression

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
was gibt mir als Frau Sicherheit,den Schritt zu wagen---eine Mutterschaft zuzulassen?

Das kann der Kopf nicht beantworten,weil der Kopf mich hindern wird,zuzulassen,dass mein Unterbewußtsein,dass alles längst weiß,was mir begegnen wird ----die größer,lautere Stimme hat.

Ich kann das auch nur im Rückblick sagen.
Meine Worte,meine Erfahrungen,die vielen Begegnungen waren alle im Bauch,wo die Weißheit wohnt.

Ich sehe mir gerade viele Vorträge von Vera Birkenbihl an,über unser Gehirn,die Möglichkeiten und die Kraft des Unbewußten.
Es ist immer wieder die Bestätigung über Lebensrealitäten,die mir nicht immer bewußt sind aber die ich trotzdem weiß,weil ich so handele und mich auf mein Gefühl verlassen kann.

Wenn einem der Zugang dazu verloren geht,dann helfen ihre Tatschläge.
Besonders wir Frauen haben Fähigkeiten,deren wir uns bewußt werden können,nie wieder so stark wie in Schwangerschaft und Muttersein----dann ist die Tür offen zu ganz viel Wissen und Stärke,wenn es mir gelingt---die Angst zu vertreiben.

Beim zweiten Kind hatte ich eine 100%ige Verlässlichkeit,wann das Baby schläft und wann es schreit----z.B. nach Nahrung,also nach mir.
Ich bekam ein Gefühl im Bauch wie eine leichte Wehe----dann hatte ich noch 10 Minuten,dann war das Baby wach und rief nach mir.

Dieses Bauchgefühl hielt noch Jahre an,er warnte immer,wenn Gefahr drohte,meine Kinder spielten noch auf der Straße und im Wald.
Beim ersten Kind hatte ich das sicher auch,aber konnte es nicht wahrnehmen,weil die Angst zu groß war.
Vertrauen auf die eigenen Kräfte,nie stärker als in der Mutterschaft----wir sind nicht allein,die Natur hat tausend Möglichkeiten das Leben zu schützen.

Dass es Fälle gibt,wo das Gefüge von Hormonen und Gefühlen gestört ist,das ist leider so,dann kann aber Hilfe geholt werden----immer geht es darum,das Vertrauen ins Leben wieder zu finden.

Mich hat umgeworfen,wie beschrieben wurde,dass beim Schritt über die Tür zur Notfallambulanz die Last abfiel,die Angst endlich an einen andere Instanz abgeben werden konnte.

Mütter müssen auch lernen,sich Hilfe zu holen,besonders der fehlende Schlaf zieht eine Furche in die Energievorräte.
Schlafen,wenn das Baby schläft,oder immer abwechseln,wer aufsteht.
Nichts gibt mehr Unruhe und Zweifel,wenn man sein Baby nicht beruhigen kann,also Hilfe holen,die Hände frei bekommen---um auch für sich selbst sorgen zu können.

Wie oft hab ich einen kleinen Schreihals erst mal der Mutter "entrissen",damit sie einen Moment finden konnte für sich,dann einen Plan machen,dann Zuversicht schenken,dann die Hilfe installieren----,es ist nicht nur Glück pur,es ist auch der völlig neue Weg ein neues Leben anzunehmen.

Hätte ich nicht das Glück gehabt,ein zweites Kind zu bekommen,das nur zufrieden und glücklich war und ist,ich hätte mich als die unfähigste Mutter aller Zeiten gefühlt,so hat mich mein ersten Kind überfordert.

Da wünsche ich jeder Frau früher eine stabile Unterstützung,Tages-und Nachtpläne können helfen,damit eine Mutter zur Ruhe kommt,ein gutes Kindermädchen auch---ich lobe die ganz alten Kinderwagen,die noch schaukelten,dann schlafen Babys ein----durch das Ruckeln.

Autofahren kann auch helfen,ist aber tückisch,weil das Kind schnell wieder aufwacht.

Mein Kind frisst mich auf
das Gefühl muss gestoppt werden
auch in der Schwangerschaft kann das schon so sein.
Zuversicht,das Kind nimmt nur seinen Teil----ich kann ich bleiben.
Ein Kind als Geschenk des Lebens zu erfahren und zu begreifen,das kommt manchmal viel später,aber auch dann ist es größer als alles andere,was Leben auch sein könnte.

Zuversicht,den Anfängen vertrauen----das sind die wichtigsten Grundpfeiler----man bekommt sie manchmal geschenkt,oft muss man sie suchen----
Liebe Grüße
anna54
Jamba
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo Anna54,

Ich hatte noch das Glück, dass unsere Kleine schon immer sehr viel schlief, selbst in der Anfangszeit war es so, dass man im Grunde genug Zeit gehabt hätte, sich selbst auszuruhen. Man lernt das ja schnell als Eltern - jede freie halbe Stunde für einen kurzen Schlaf zu nutzen ;)
Das geht mir heute noch so. Wenn ich nachmittags mal müde bin, weil ich schlecht geschlafen hab oder zu wenig, leg ich mich ins Bett und bin sofort weg. War früher undenkbar.

Jedenfalls, ich konnte damals zwei Nächte am Stück einfach nicht schlafen. Meine Tochter und mein Mann lagen neben mir und schliefen, und ich lag da, mit weit aufgerissenen Augen, und hatte einfach nur panische Angst.

Meine Mama, die Jahre zuvor eine Depression hatte, als sie in die Wechseljahre kam, sagte: "Wenn du nicht mehr schlafen kannst und wenn du Angst hast - dann brauchst du Hilfe"

Heute nur kurz, ich hab gestern schon so viel geschrieben. Morgen mach ich nen Forumsfreien Tag glaub ich :)

Ich grüße euch ganz lieb.

Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Samu
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Hallo miteinander,

Jamba, schön, wenn es Dir sogar hilft, über die Postpartale Depression zu schreiben! Es ist gut, dass Du schreibst, wann die Grenze zum Handeln überschritten war: Dadurch bekommt man ein bisschen ein Gefühl, wann Handeln wirklich angeraten ist.
Über das, was du zum Unterschied "reales Leben - Forum" schreibst, habe ich ein bisschen nachdenken müssen: Ich brauche lange Zeit, bis ich im realen Leben von meinem Innenleben erzähle, aus verschiedenen Gründen. Viele Menschen wissen vieles von mir auch gar nicht, und wenn es mir gut geht, setze ich mich selbst möglichst auch nicht mit Problemen aus bestimmten Zeiten in meinem Leben auseinander (ich spalte vieles ganz gerne innerlich ab). Im Forum fällt es mir leichter, darüber zu "reden". Der Rahmen ist einfach geschützt: Wer sich von einem Thema überfordert fühlt und wem es zu viel wird, kann ja einfach nicht mitlesen, darauf kann/muss man als Schreibender (innerhalb der vorgegebenen Regeln) vertrauen - jeder kann sich aber auch eben jederzeit einklinken, wenn man sich wiederfindet, wie z.B. in diesem Thema. Die Vielfalt an Menschen mit einem "irgendwie gemeinsamen Hintergrund" sorgt vielleicht dann einfach dafür, dass es immer Reaktionen geben kann, die einem etwas geben, und sei es nur das Bewusstsein, "gelesen" zu werden. Auf der anderen Seite bleibt man selbst ebenfalls geschützt, weil man sich nur hier kennt und eben nicht im realen Leben. Dadurch kann zumindest ich an der einen oder anderen Stelle vielleicht offener sein als im realen Leben.

Mit meinem Mann bin ich auch sehr zufrieden ;) . Auch wenn es natürlich im Zusammenleben immer mal Probleme gibt, gehört das doch zum Leben dazu, und es wäre gruselig, wenn alles nur harmonisch wäre. Eben weil er so ist wie er ist, dachte ich, dass ich ihm seinen Kinderwunsch nicht einfach komplett unmöglich machen kann. Er hätte es vermutlich akzeptiert, keine Frage. Aber es hätte ihm vermutlich wehgetan, es nicht mal versucht zu haben.
Er will erstmal drei Monate Elternzeit nehmen, und vor der Geburt kann er vermutlich Resturlaub nehmen und ein paar Überstunden abbauen. Ich hoffe dann sehr, dass er sich nach der Geburt in das Kümmern um das Kind einbringt, aber das wird er vermutlich auch von sich aus tun. Wir sind noch unschlüssig, wie lange ich pausiere, ggf. kann er ja auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal ein paar Monate nehmen, wenn ich wieder einsteige o.ä. Aber das ist noch alles unklar. Ich bin mir da sehr unsicher, weil ich mich und meine Gefühle nicht einschätzen kann. Irgendwann werden wir es entscheiden müssen.

anna54, ich denke, wir Menschen haben uns in vielen Bereichen von unseren "Instinkten" und unserem Bauchgefühl entfernt oder vielleicht auch einfach gar nicht gelernt, darauf zu vertrauen, oder wir haben in einem entscheidenden Lernmoment eine schlechte Lernerfahrung abgespeichert, in dem das Bauchgefühl uns getrogen hat, und diese Lernerfahrung leitet dann unser Bauchgefühl fehl (zumindest bei mir kann ich da sicher die eine oder andere Sache in dieser Richtung identifizieren). Viele Frauen können vielleicht gerade in einem solchen Bereich wie Schwangerschaft und Geburt an sich erleben, wie Instinkte (wieder) einsetzen. Vermutlich hat die Natur das so eingerichtet, weil das Kinderkriegen so eine tiefgreifende und "lebenserhaltende" Sache ist. Umso schöner, wenn der Zugang zu diesen Instinkten und Gefühlen klappt.
Ich für mich sehe meine derzeitigen Gefühle einfach nur im Kontrast zu dem, was in mir geschieht, und die Gefühle gehen eben so gar nicht in Richtung "Kinder, oh wie schön". Aber natürlich wünsche ich mir, dass die Natur an dieser Stelle ihren Dienst noch tun wird.
(Zu der von Dir genannten Frau mit den Vorträgen habe ich leider gar keine positiven Bezug, da mir Vorträge von ihr zu einem bestimmten Thema mal in meinem beruflichen Rahmen begegnet sind, und da war das, was sie da erzählt hat, leider alles andere als seriös; meine Berührungspunkte beschränken sich natürlich nur auf diesen Bereich, der jetzt auch nichts mit Therapie o.ä. zu tun hat.)

Gestern habe ich eine frühere Kollegin getroffen, die ein jetzt dreimonatiges Kind hat. Für sie war das Kinderkriegen auch eine zwiespältige Sache, wenn auch anders gelagert als bei mir. Sie ist jetzt, nachdem das Kind da ist, jedoch sehr glücklich. Meine innere Reaktion ist in Bezug auf mich selbst immer noch die gleiche. Ich sehe das Kind und kann mich natürlich für sie freuen, aber nicht für mich. Fühle "Nichtwollen" und Abwehr, kein "oh wie süß", sehe nur die Belastung, das Angebundensein. Vielleicht ist es so, wie Jamba es schreibt: Die Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen findet schon in der Schwangerschaft statt, vielleicht wie eine Art innere Vorbereitung, damit diese ganze Abwehr ihren Weg schon vor der Geburt nach draußen findet … wünschen würde ich mir, dass dadurch der Weg frei wird für etwas Positives.

Herzliche Grüße und einen schönen Sommertag!
Samu
Jamba
Beiträge: 563
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Guten Abend,

Bin gedanklich nicht so ganz da die letzten Tage. Stress mit Kolleginnen und das beschäftigt mich. Es sollte mir am A... vorbei gehen, aber dann regt es mich doch auf. Und dann rege ich mich auf, weil es mich aufregt :lol:
Naja und zu meiner Reha kommen auch immer wieder Gedanken, Zweifel, Grübeleien auf. War aber gerade mit einer lieben Freundin was trinken und habe in Ruhe alles analysiert. Ich lasse das alles mal sacken und setze mich dann mal in Ruhe hin und schreibe mir auf, was ich eigentlich erwarte von der Reha.

Samu, euer Plan klingt toll, vernünftig und ihr lasst euch genug Puffer, falls etwas sein sollte. Super, dass du und dein Mann alles zusammen beschlossen hat. Gerade die erste Zeit ist schwer. Man ist selbst noch so aufgewühlt von der Geburt und es prasselt so viel Neues auf einen ein. Ich hoffe, du kannst einiges lockerer sehen, wenn du dich vorab schon mehr mit dem Gedanken beschäftigst. Wenn nicht, ist dein Mann da.
Ich hab mir auch immer wieder Zeit genommen, Baby beim Mann oder Oma gelassen, eine Runde spazieren gegangen oder sowas. Nur ja nicht versuchen, dem Ideal der perfekten Mutter nachzueifern!

Vielleicht wird es für dich leichter, eine Beziehung zu deinem Baby aufzubauen, wenn du weißt, was es wird?
Was macht deine Hebammensuche?

Soweit für heute. Leider ist mehr nicht drin :)

Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Samu
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Hallo miteinander,

die Hitze ist vorbei, die Natur und ich atmen bei dem Regen und der kühlen Luft einfach nur auf.

Jamba, das mit dem Stress mit Kollegen kenne ich zu gut: Ich versuche dann immer, die unnötigen Gedanken dazu auszuschalten, aber leider klappt das nicht immer gut. Man kann sich innerlich ganze Wochenenden damit um die Ohren schlagen, und das, auch wenn man sich eigentlich schon eine Handlungsweise zurechtgelegt hat, also gar nix mehr zum Durchdenken ist. Aber man ärgert sich einfach und ich schaffe es nicht (immer), den Ausknopf zu finden.
Für Deine Gedanken zur anstehenden Reha kann ich Dir leider nichts sagen. Ich habe da keinerlei Erfahrung und kenne Deine Situation auch nicht (bin ja primär in diesem Thread unterwegs ;) ). Das Einzige, was mir dazu einfällt, ist, dass eine Auszeit in jeglicher Form aus meiner Sicht immer eine Chance ist, eingefahrene Pfade zu verlassen, aus der Alltagsmühle herauszutreten und sich mal "daneben" hinzustellen und alles aus einem anderen Blickwinkel anzusehen. Und sei es nur, dass man die Möglichkeit und den Rahmen zur Erholung hat, der einem zuhause selbst mit Urlaub und Freizeit fehlt. Bei einer Reha ist vermutlich immer auch die Frage, ob einem das Angebot der jeweiligen Einrichtung zusagt und es einen voranbringt. Aber auch wenn es nicht 100%ig passt, hat man einfach trotzdem die Möglichkeit, einmal aus dem Alltag herauszutreten und sich Zeit für sich zu nehmen. Ich weiß natürlich nicht, ob diese Worte überhaupt Deinen Gedanken und Zweifeln zur Reha entsprechen und ob meine Denkweise für Deine Situation nicht viel zu "einfach" ist.

Bei mir wird es gerade bezüglich des Stresses Kollegen und mit der Arbeit spannend, da ich ja irgendwann meine Elternzeitwünsche angeben muss und alle natürlich am liebsten gestern schon wüssten, wann und wie lange ich ausfalle. Entsprechend habe ich gerade erst die gesetzlichen Regelungen an meinen Kollegen weitergeschickt. In solchen Dingen kann ich nach außen hin glücklicherweise "sehr sachlich" handeln und prinzipiell werden, da beißt mein Chef im Zweifelsfall auf Granit.
Es reicht schon, dass ich mich mit dieser Frage auseinandersetzen muss, ich kann einfach nicht im Vorhinein beurteilen ob es mir guttut, wieder früh einzusteigen, um mir etwas "Gutes zu tun" oder ob sich auch bei mir plötzlich der Mutterinstinkt meldet, dem das Wiedereinsteigen ggf. dann viel zu früh ist. Zum Glück ist es bei mir sowieso Teilzeit, was die ganze Sache hoffentlich erleichtert.

Die letzten Tage ging es mir mit der Kindersache generell nicht so gut. Ich habe Anflüge von Angst bekommen und habe auch ein bisschen Angst vor den Kindsbewegungen, die wohl irgendwann so in zwei Wochen beginnen werden; ich kann nicht sagen, ob diese meine Gefühle positiv verändern werden, was ja sehr schön wäre, oder ob die Panik und Ablehnung dadurch größer werden. Entsprechend "horche" ich jetzt abends manchmal schon angespannt in meinen Bauch, ob sich da was tut, was nicht mehr der Verdauung o.ä. zuzuordnen ist.
Außerdem habe ich das Gefühl, dass mir die Zeit davonrennt. Es ist noch einiges auch unabhängig vom Kind zu organisieren und zu erledigen, aber mein Mann hat immer noch nicht viel Zeit, und wir haben dazu noch bald Urlaub - doch eigentlich was positives, Stichwort s.o. Auszeit: Auch wenn ich mich jetzt danach fühle, lieber zuhause bleiben zu wollen, um "den Stapel wegzuschaffen", ist es gut, dass wir etwas mit einer Freundin gebucht haben, also verbindlich wegfahren "müssen". Ich weiß genau, dass das eben wegen dieses inneren Stresses genau richtig ist, quasi "gezwungen zu sein", einmal eine Woche rauszukommen aus der Mühle, etwas anderes zu sehen und zu tun, um wieder etwas runter zu kommen.

Das für mich aber noch Wichtigere ist, dass ich mich ans Herz gefasst und einen Termin für eine Beratung vereinbart habe, ich habe es vor mir her geschoben … Die Frau am Telefon war sehr nett und fragte mich angesichts meiner Beschreibung, ob es denn eine Schwangerschaftsberatung oder eine Beratung für psychische Erkrankungen sein sollte. Wir haben vereinbart, dass es erstmal eine Beratung rund um die Unsicherheit mit der Schwangerschaft sein wird, sich aber ggf. eine Beratung für psychische Erkrankungen anschließt. Damit bin ich einfach erleichtert.

Wir wollen auf jeden Fall wissen, was es wird, ob Junge oder Mädchen, auch einfach, um schon die Namenssuche eingrenzen zu können :D Vielleicht hilft es mir auch, das zu wissen, mal sehen.
Das mit der Hebamme hat zum Glück geklappt, eine einzige Zusage für die Zeit ums Jahresende bei etwa 10 Absagen … Große Erleichterung!

Eine gute Woche für Euch alle!
Samu
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Liebe Samu,
Nicht wundern. Ich weiß nicht, ob ich die nächste Zeit schreiben kann. Ich bin fertig - mein schwarzer Depressions-Teufel ist wieder aufgetaucht. Siehe Einstand-Thread.
Ich melde mich wieder,
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Minya
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Minya »

Hallo Ihr Lieben :hello:
Ich wollte schon die ganze Zeit schreiben, aber irgendwie kam ich dann doch nicht dazu. Tut mir leid.
@Jamba : Es tut mir leid zu hören, dass es dir momentan wieder schlecht geht. Ich hoffe du kannst den Teufel ganz schnell wieder loswerden. Trotzdem hatte ich noch im Kopf, dass du mich was gefragt hattest : "Wie hast du denn dann Hilfe bekommen? Was hast du getan, damit dir geholfen wurde?"
Also durch meine Migräne war ich eh immer bei einem Neurologen in Behandlung und dieser ist auch Psychiater und Psychologe. Jedenfalls legte meine Familie mir damals nahe, mal mit ihm darüber zu sprechen, was mich so beschäftigt. So wie du sagtest : unsere Tochter schlief mit 4Wochen durch. Ich hatte ja nach einem Milchstau mit dem Stillen/Abpumpen aufgehört und eigentlich doch ein Traum oder? Nicht für mich. Ich lag nachts stundenlang wach und das Gedankenkarussell kam nie zum stehen. Ich konnte aber auch nie sagen WAS mich denn so beschäftigt..mein Kind schlief seelenruhig und ich kam eben nicht zur Ruhe. Dann war ich auch sehr fixiert auf sie..aber nicht körperlich..immer wenn ich sie hielt, schrie sie. Ich glaube das kanntest du auch. Man denkt das, dabei ist es gar nicht so :|. Wenn sie nur mal nieste, war ich in heller Panik, dass ich sie krank gemacht hätte..das 2 Paar Socken besser gewesen wären. Jedem Besucher hab ich sie in den Arm gedrückt. Angeblich untypisch. Ich empfand es als..ja..Erleichterung..der Druck war weg..ich wollte mich kümmern! Sie musste überall sein wo ich war..aber eben nicht so körperlich an mir dran..echt schwer zu beschreiben und ich schäme mich auch heute noch manchmal dafür..als hätte ich was verpasst..was kaputt gemacht beim Mutter-Kind-Verhältnis..heute nach fast 4Jahren sehe ich das natürlich etwas anders. Ich habe ein inniges Verhältnis zu ihr. Wir schmusen auch. Früher wollte sie das auch von sich aus nicht, was mich manchmal traurig stimmte..wollte ja was wieder gut machen :).
Natürlich war ich auch froh, dass bei mir das pflanzliche Mittel geholfen hatte und ich keine richtigen AD´s brauchte.
@Samu : Das Problem mit dem Planen der Elternzeit kenne ich auch. Aber eigentlich hast du da noch Zeit für? Ich meine man muss das n paar Wochen vor der Geburt mit dem AG besprechen, bzw. hatte ich das alles schriftlich und unpersönlich machen müssen, da ich zu der Zeit im KH lag. Bestünde denn bei dir zB die Möglichkeit nach einem vollen Jahr Elternzeit erstmal Teilzeit einzusteigen? Du hast ja 3 Jahre zur Verfügung (beamtet bist du nicht oder?). Ich wollte damals 50% machen im zweiten Jahr und habe dann doch, wegen des Geldes, 70% gemacht. Gut. Ich für mich kann dir sagen : ich habe es bereut. 50% hätte gereicht. Ich habe soviel verpasst :cry:. Das ist nicht übertrieben. Aber wenn du Angst hast 2 Jahre voll daheim zu bleiben, wäre Teilzeit vielleicht eine Möglichkeit..wenn dein AG mitspielt.
Das du Angst vor den Kindsbewegungen hast, kann ich jetzt leider nicht soviel zu sagen. Ich habe mich total gefreut als die spürbar waren. Ein richtiges Wunder. Aber ich denke da liegt manchmal wieder dieser Punkt zwischen uns : psychisch vorbelastet ja oder nein. Ich meine mich zu erinnern, dass Jamba mal ganz am Anfang des Threads berichtete, dass sie die nicht schön fand. Dass sie ihren Körper wieder für sich wollte. Ich hoffe und wünsche mir einfach für dich, Samu, dass du diese Bewegungen, wenn sie beginnen, genießen kannst. Das sie dich positiv stimmen. Das aus der Liebe von deinem Mann und dir so etwas Wunderschönes entstanden ist. Ein kleines Wunder eben ;).
Super das du einen Termin gemacht hast! Finde ich klasse! Und wenn es da jetzt erstmal um die Unsicherheit in der SSW geht, könntest du da ja mal das ansprechen, dass du son bissel Angst hast, wenn die Bewegungen bald anfangen sollten. Vielleicht können die dir ja auch da die Angst davor nehmen oder schmälern.
Und guck mal : du hast ja Freude daran wegen dem Namen mit deinem Mann zu überlegen. Das ist doch schonmal positiv! Ich empfinde das jedenfalls so. Eine gewisse Freude darüber wissen zu wollen was das Würmchen denn wird :).
Das mit der Hebamme : Auch positiv. Es wird doch liebe Samu. Versuch positiv nach vorne zu sehen. Das wünsche ich mir für dich. Und noch viel von dir zu lesen natürlich!

Liebe Grüße und alles Gute an Jamba
-Minya
Samu
Beiträge: 38
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Guten Morgen,

Jamba, das tut mir Leid, dass es Dir wieder schlecht geht! Dass Du uns Bescheid gibst, dass Du vielleicht länger nicht schreiben wirst, ist wirklich total nett! Und das, wo Du jetzt wahrlich andere Probleme hast ... Ich hoffe, der "schwarze Hund" (soweit ich weiß, hat einst Winston Churchill seine Depression so bezeichnet, irgendwie mag ich dieses Bild, auch wenn ich schwarze Hunde auch sehr gerne habe) geht bald wieder!

Minya, ich arbeite sowieso nicht Vollzeit, was die ganze Geschichte mit der Elternzeit für mich etwas leichter macht. Natürlich könnte ich mich auf die Gesetze berufen und die 7 Wochen-Frist ausnutzen; das habe ich meinen Kollegen ja auch schon deutlich gemacht, dass sie froh sein können, wenn ich es eher mitteile (nachdem da schon etwas panisch reagiert wurde). Letztlich geht es aber bei meinem Job im Hinblick auf die Vertretungssuche einfach nicht so knapp. Blöd ist auch der Wiedereinstieg: Ich bin im lehrenden Bereich tätig, das heißt, es ist schon in meinem Sinne und im Sinne der Vertretung besser, einen sinnvollen Startpunkt zu finden und nicht mitten in laufende Kurse einzusteigen. Das wiederum macht den Wiedereinstieg etwas komplexer: Entweder ich starte recht früh wieder (wenn das Kind ca. 9 Monate ist) oder eben deutlich nach einem Jahr.
Zwei Jahre oder mehr auszusetzen traue ich mich nicht, da ich mich dann fachlich nicht mehr kompetent fühle (letztlich ist das auch mein Kopfkino, ich weiß), außerdem weiß ich nicht, ob ich wirklich so lange draußen bleiben möchte.
Aber ich werde den anstehenden Urlaub mit meinem Mann nutzen und diese Sachen in Ruhe besprechen. Bei einem frühen Wiedereinstieg dachte ich, dass er ggf. einfach noch mal 2, 3 Monate Elternzeit nimmt. Der Urlaub kommt also gerade recht, um mal in Ruhe verschiedene Möglichkeiten durchspielen zu können.
Ich hoffe auch sehr, dass die Kindsbewegungen von mir positiv verarbeitet werden. Und wie Jamba schrieb: Vielleicht erleichtert es die Sache auch, wenn ich weiß, was es wird.
Ich glaube inzwischen wirklich, dass das Wiederauftreten von Symptomen wie Angst, Abwehr etc. eine Art Vorbereitung auf das Kommende ist, um das Ganze letztlich abzufedern. Das ist vielleicht wirklich der Unterschied zum ersten Auftreten einer (postpartalen) Depression: Man kennt sich einfach schon ein bisschen und kann die Sachen einordnen. Ich bin auch wirklich froh, eine Beratung vereinbart zu haben (der Termin wird noch 2, 3 Wochen dauern, aber ich habe es schon als Anker im Kopf und muss mich nicht mehr dazu durchringen). Danke für Deine positiven Worte!

Euch allen eine gute Zeit und viel Kraft für Jamba! Ich werde wieder weiterberichten.

Viele Grüße
Samu
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Ihr Lieben,

Ich bin immer noch tief in meinem Loch, aber heute habe ich zumindest eure Beiträge gelesen. Ich lese auch weiter, auch wenn ich gerade nichts schreiben kann, aber ich verfolge den Thread, ich würde gern wissen, was sich so bei dir tut, samu...
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Samu
Beiträge: 38
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Guten Abend miteinander,

Jamba, wie schön, dass Du Dich meldest! Ich freue mich sehr, dass Du trotz Deiner eigenen Situation im Moment mitliest, soweit es geht!

Ja, was tut sich bei mir? Ich schiebe gerade wieder alles etwas weg von mir, so gut es geht - geht nur leider nicht immer … Und dann merke ich, dass sich nicht viel in meiner Wahrnehmung verändert.

Eine Bekannte hat vor zwei Wochen entbunden und mich am Wochenende angerufen. Es war für mich nicht wirklich erbaulich, als sie mir von ihren weniger schönen Erfahrungen der Geburt und dem anfänglichen sehr schmerzhaften Stillen erzählt hat. Die Geburt habe ich bisher noch gar nicht an mich herangelassen, natürlich weiß ich "theoretisch", dass es sehr schlimm und schmerzhaft sein kann, aber muss ich mir das schon vorher vorstellen? Das kann ich sowieso nicht, da ich es schlichtweg noch nicht erlebt habe. Vermutlich hat sie es sogar gut gemeint, mir ihre Erfahrung mitzuteilen, aber für mich war es gerade das Falsche.

Auch heute, bei einem Treffen mit einer Kollegin mit ihrem vier Monate alten Sohn und meiner ebenfalls schwangeren Kollegin merkte ich wieder, dass ich nach wie vor innerlich immer nur denke, "nein, ich will nicht, ich will diese Veränderung nicht, ich will nicht mein ganzes Leben auf ein kleines Kind ausrichten", und dabei war der Kleine echt lieb und nett … Die Konfrontation mit der realen Situation bewirkt bei mir momentan einfach nur nach wie vor Abwehr.

Zudem macht mir die Aussicht, für längere Zeit aus der Arbeit auszusteigen, Angst im Hinblick darauf, dass ich zu sehr "rauskomme" (habe mit Sprachen zu tun, da vergisst man einfach viel), nicht mehr gut reinkomme und mich unfähig und minderwertig fühle, wenn ich wiederkomme (wäre nicht das erste Mal). Momentan ertappe ich mich sowieso wieder stärker beim "mich minderwertig fühlen", habe das Gefühl, gar nichts ausreichend zu können; die herabgesetzte Energie und Konzentrationsfähigkeit fördert das natürlich auch. Überlege, ob es dann nicht sogar besser wäre, meinen "Platz zu räumen" für jemand anderen (nicht, dass ich eine Alternative hätte).

Und dann noch die Angst, dass das Kind auch diese negativen Gefühle "erbt" (mit einer der Gründe, warum ich keine Kinder wollte, das wollte ich einem möglichen Nachwuchs einfach ersparen).

Bin gerade nicht glücklich mit mir und der Situation.

Immerhin habe ich jetzt einen Beratungstermin in gut zwei Wochen, mal sehen, ob und was dabei herauskommt.

Etwas geknickte Grüße von Samu
Minya
Beiträge: 79
Registriert: 18. Sep 2014, 16:42

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Minya »

Liebe Samu.

Erstmal jetzt direkt vorab einen virtuellen Drücker! Dein Text liest sich so traurig für mich. Das tut mir leid für dich.
Ich erzähle nicht von meiner Geburt :lol:. Denn ich hätte auch nicht viel Positives zu berichten, obwohl ich "nur" 4 Std gebraucht habe (erstes Kind ja wohl gemerkt!). Aaaber ich kann dir sagen, so wie Jamba das auch weiter oben mal schrieb, es gibt zB Schmerztropf und auch PDA. Soweit ich gelesen habe, hatte Jamba eine und ja ich auch. Ich schäme mich nicht im Geringsten dafür. Wieso solche Mittel nicht nutzen, damit der Schmerz erträglicher wird? Darüber wirst du eh dann vor der Geburt im KH, dass du dir aussuchst, aufgeklärt. Und ich denke auch nicht, dass man sich so etwas verwehren dürfte, nur weil man dass doch "auch so schaffen" kann. Jede Frau empfindet Schmerz anders. Jede kann unterschiedlich viel, lange oder stark aushalten oder eben nicht so gut. Punkt. Mach dich da nicht jetzt schon verrückt. Denk einfach dran, dass wenns dann soweit ist, du die Möglichkeit hast, dass du diese Schmerzen nicht "aushalten" musst. Der einzige Einwand bei PDA ist, dass man, glaube ich, ab 6-7 cm keine mehr bekommt, weil die Geburt dann zu weit fortgeschritten ist. Ich hatte mir bei 3 cm eine geben lassen. Ich bereue es nicht ;). Ich habe zB vorher auch Wanne probiert, aber das war nix für mich. Eben auch wieder jede Frau anders :).
Ich gehe auch mal davon aus, dass deine Bekannte nichts von deinen Depressionen weiß? Vielleicht wäre sie dann vorsichtiger mit ihrer "Geburtsgeschichte" gewesen. Ich wäre es gewesen und bin ich ja jetzt auch, weil ich weiß, dass sowas einfach Angst machen kann. Aber hey! Meine Freundin hat damals 3Wochen vor mir entbunden und sagte wortwörtlich "Minya.Es war das Schönste was ich je erlebt habe!". Ohne Scherz jetzt. Und sie hatte keine PDA etc. So ist das manchmal. Jeder kann es eben anders aushalten ;). Es gibt also auch positive Bericht von Frauen, die ihre erste Geburt hinter sich haben. Und kurz danach ist eh immer alles noch sehr "frisch". Später verblasst die Erinnerung daran und man versucht auch nicht anderen werdenden Freundinnen das wie eine "Horrorgeschichte" zu verkaufen. Natürlich weißt du nicht wies ist, weil du ja richtig sagst, dass es dein erstes Kind ist. Du wirst es ja in 5 Monaten (? richtig ?) erfahren und ich werde dir gedanklich alle Däumchen drücken!

Das dein Beratungstermin näher rückt, finde ich sehr gut und wichtig, da man merkt, dass du wirklich sehr ans Grübeln kommst. Beruf, Kind, Veränderung, Vererbung. Apropos Vererbung. Mhm. Ist vermutlich leicht gesagt aber : Mach dir deswegen doch bitte nicht so einen Kopf. "Ja" denkste "die hat gut reden", aber weißt du? Dein toller Mann hat doch keine solche Probleme oder? Und das Kind bekommt schonmal 50 % der Gene von ihm ;). Stell dir doch einfach vor, dass von euch beiden nur das "Beste" zusammen kommt. Dein Kind MUSS das nicht von dir erben. Du bist nicht schon vorher an irgendetwas "Schuld"! Ich hoffe du kannst die Bedeutung meiner Worte an dich ranlassen!

Gaaanz liebe Grüße (auch an die anderen hier)
-Minya
Samu
Beiträge: 38
Registriert: 25. Jun 2015, 14:26

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Hallo miteinander,

Minya, vielen Dank für Deine Worte, die mich wirklich sehr getröstet haben! Der Sonntag und der Anfang der Woche waren einfach irgendwie "misslungen", ich konnte mich gar nicht abgrenzen, fühlte mich einfach nur fehl am Platze an allen Fronten. Auch das kommt immer mal wieder vor. Und Du hast so recht in dem was Du schreibst. Ich glaube, die Freundin, die von ihrer Geburt berichtete, stand noch sehr stark unter dem Eindruck der Geburt, dass sie gar nicht anders davon erzählen konnte. Für mich war zudem etwas befremdlich, dass ich sie zwar schon ganz gut kenne, aber so gut auch wieder nicht. Einerseits ist es ja schön, wenn jemand dann so offen ist, aber vielleicht war es an dieser Stelle eine Spur "zu übergriffig" für mich (finde gerade keine besseren Worte). Vielleicht konnte ich mich auch nur an diesem Tag einfach schon nicht mehr so gut abgrenzen.
Diese Freundin weiß zwar schon um die eine oder andere Unsicherheit, die ich im Leben so habe, ich mache ja auch kein Geheimnis um meine Schwierigkeiten mit der Schwangerschaft, aber sie kennt sicherlich nicht tiefergehende Hintergründe. Für mich ist es sowieso sehr oft schwierig, "beruhigende Worte" oder "Ratschläge" annehmen zu können (und ich glaube, sie meinte es in dem Moment wirklich gut).

Wie gesagt, über die Geburt habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, ich denke, das kann ich machen, wenn der Geburtsvorbereitungskurs losgeht - und dann werde ich ja auch erfahren, wie frau damit umgehen lernen kann. Bisher habe ich in Bezug auf dieses Thema die Abgrenzung gut hingekriegt, aber manchmal schaffe ich es anscheinend nicht.

Das mit der Vererbung ist so eine Sache: Meine Familie bringt schon einiges an psychischen Erkrankungen mit. Auch in der Familie meines Mannes sehe ich einiges kritisch (auch wenn es dort vielleicht gar nicht kritisch gesehen wird …). Aber ich glaube trotzdem nicht, dass alles dadurch determiniert ist, nicht umsonst schaffen es Menschen, trotz widriger familärer Umstände einen positiven Blick auf das Leben zu entwickeln. Ich denke nur immer wieder an viele Zeiten in meinem Leben, bei denen ich weiß, dass ich so etwas meinem Kind ersparen möchte - von Problemen andere Mitglieder meiner Familie ganz zu schweigen.
Letztlich weiß man aber sowieso nie, wie sich die Kinder entwickeln, sie haben dann ja auch immer Anteile einer ganz eigenen Dynamik, auf die die Eltern vermutlich nur begrenzt bis gar keinen Einfluss haben. Das birgt wieder alle Risiken aber eben auch alle Möglichkeiten an positiven Entwicklungen. Auch das kann ich durchaus immer wieder so sehen.

Jetzt, am Ende dieser Woche fühle ich mich schon wieder ausgeglichener, morgen geht es erstmal für eine gute Woche in den Urlaub, was sicherlich auch dazu beiträgt. Darauf freue ich mich, da mein Mann und ich dann ein bisschen Zeit zum Durchschnaufen und zum Überlegen haben. Danach ist auch schon der Beratungstermin, auch ganz wichtig, denke ich.

Ich wünsche Euch allen eine gute Woche, hoffentlich mit etwas Abkühlung! Samu
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Guten Morgen,

Ich bin wieder in der Spur, mir geht's wieder gut. Wie es so oft in depressiven Phasen bei mir ist: Eines Tages wache ich auf und es geht mir gut. Ich kann wieder lachen, lächeln und es auch so empfinden. Am Freitag früh war ich mit einer Freundin reiten, es war sooo wunderschön, wir sind durch den Wald. Obwohl ich dann um 13 Uhr in die Arbeit musste, habe ich total abgeschaltet und war richtig, richtig relaxt.

Zum Thema hier...

Wegen der Arbeit kann ich dir, samu, sagen, was ich gemacht habe. Ich habe während der Elternzeit auf 400 € Basis gearbeitet, zwei Nachmittage die Woche. Meine Elternzeit hatte ich zwei Jahre genommen (das hat uns vom Geld her gereicht, man kriegt halt 50 % Elterngeld, dafür aber zwei Jahre lang). Das Arbeiten hab ich hauptsächlich gemacht, weil es mir psychisch sehr geholfen hat (ich hatte wieder meinen "eigenen Bereich", wo ich nicht nur Mama war). Auch wenn ich hier bisschen Abzüge beim Elterngeld bekommen habe. Ich habe es als Investition in die Zukunft gesehen - ich bin dran geblieben und der Wiedereinstieg in Teilzeit fiel mir leichter.
Vielleicht wäre das auch eine Option für dich. Kannst du dir immer noch überlegen.

Thema Geburt. Bei mir war es zwar nicht angenehm, im Vergleich zur Schwangerschaft aber absolut okay. Mir hat es auch gut getan, dass mein Mann dabei war. Vor allem als der Punkt angelangt war, als ich sagte "Ich kann nicht mehr" (man sagt ja, dann dauert es nimmer lang :) ). Mein Mann sah mich an und sagte, doch Jamba, das schaffst du - natürlich sagte er meinen richtigen Namen :D Das gab mir die Kraft und letzte Energie für den "Endspurt". Niemals hat mir ein Wort mehr bedeutet als mein Name, den er da sagte. Schön, nicht?

Überlege dir das mit dem Stillen bitte ganz, ganz genau! Ich habe den Fehler gemacht, das nicht zu tun und es auf mich zukommen zu lassen. Dann hat es eben nicht geklappt bzw mir nicht gut getan und ich musste einige Tage diese dummen Abstill-Tabletten nehmen, die zusätzlich auf meine Stimmung gedrückt haben.
Außerdem ist zu überlegen, dass dein Mann dich dann unterstützen kann und auch eine engere Bindung zum Baby aufbauen kann als wenn es nur an dir hängt, im wahrsten Sinne des Wortes ;)

Wie sieht es aus mit den Kindsbewegungen? Ich bin gespannt!

Soweit von mir - schönen Tag!

Jamba (ich hasse diese Hitze!!!!)
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Kroki »

Liebe Samu,

da ich nur noch selten hier im Forum schreibe, möchte ich Dir erst ein bisschen von mir erzählen, damit Du weißt, mit wem Du es zu tun hast.

Ich bin weiblich, Ende 30, verheiratet und leide seit dem jungen Erwachsenenalter immer wieder unter Depressionen. Meinen ursprünglichen Beruf als Lehrerin musste ich nach wenigen Berufsjahren aufgeben, weil ich ihm aufgrund meiner psychischen Erkrankung nicht mehr gewachsen war. Nun habe ich einen Bürojob und arbeite in vollzeitnaher Teilzeit. Mein Mann, der ebenfalls eine psychische Erkrankung mitbringt und deutlich älter ist, und ich haben uns aus Gründen, von denen sich einige in Deinen Beiträgen wiederfinden, gegen Kinder entschieden:
Angst vor Überforderung, die Befürchtung, das mühsam in Balance gehaltene Leben wieder aus dem Gleichgewicht zu bringen, die Sorge vor genetisch oder sozial bedingter Weitergabe der Neigung zu Depressionen, die Befürchtung, dem Kind nicht die notwendige Sicherheit, Stabilität und Struktur mit ins Leben geben zu können und nicht zuletzt auch ein grundlegender Zweifel daran, dass die Menschheit die drängenden globalen Herausforderungen bewältigen kann.

Du schilderst für mich nachvollziehbar, dass Du aus teils ähnlichen Gründen eigentlich keine Kinder haben wolltest, aber Dich auf den Kinderwunsch Deines Mannes eingelassen hast.

Etwas kann ich jedoch nicht nachvollziehen:
Du berichtest, dass Dein Mann im Gegensatz zu Dir einen ausgeprägten Kinderwunsch hatte und sich sehr auf das Kind freut.
Die Arbeitsbedingungen in seiner Firma beschreibst Du als "prinzipiell familienfreundlich".
Von Dir berichtest Du, dass Dein Verhältnis zum werdenden Kind überwiegend von Ängsten und Sorgen, Abwehr und großer Distanz geprägt ist. Du möchtest aus fachlichen und persönlichen Gründen eher nicht so lange aus Deiner Arbeit aussteigen. -

Warum denkt Ihr denn auf diesem Hintergrund nicht einmal ernsthaft darüber nach, ob Ihr Euch Kinderbetreuungs- und Erwerbsarbeit nicht 50 : 50 aufteilen wollt oder Dein Mann den Großteil der Kinderbetreuung und Du den Großteil der Erwerbsarbeit übernimm(s)t? -

Natürlich kenne ich Euren beruflichen Hintergrund und Eure Einkommensverhältnisse nicht.
Ich finde es aber irgendwie befremdlich, dass der Elternteil mit der offensichtlich deutlich größeren Kinderliebe gleichzeitig unbedingt der Hauptverdiener sein muss.

Eine freundlich gemeinter Denkanstoß von Kroki,
die sich mit ihrem Mann über dieses Thema ebenfalls schon sehr viele Gedanken gemacht hat
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