Hilfe - Partner depressiv oder "bescheuert"?

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JB1986
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Registriert: 16. Jul 2015, 09:43

Hilfe - Partner depressiv oder "bescheuert"?

Beitrag von JB1986 »

Hallo zusammen,

da ich mir langsam keinen Rat mehr weiß, wende ich mich an dieses Forum. Es geht hier nicht um mich (auch wenn ich nicht drauf poche, dass meine Psyche im Reinen ist…), sondern um meinen Partner.

Zu uns im allgemeinen: Wir sind sehr verschieden. Ich bin sozial sehr vernetzt, partywütig, kontaktfreudig, selbstbewusst. Manche nennen es stark (das aber eher aus der Not heraus, dazu später mehr). Habe einen großen Freundes- und Bekanntenkreis über ganz Deutschland verteilt. Und so haben mein Freund und ich uns kennen gelernt, durch ein gemeinsames Hobby (Sportveranstaltungen).

Er ist eher ruhig. Nicht unbedingt zurückgezogen, aber schüchtern. Verschlossen. Von Natur aus sehr zurückhaltend, was neue Kontakte betrifft. Wählerisch, was Freundschaften betrifft. [Das bin ich auch, aber mit anderen Kriterien]. Dazu steckt er voller Selbstzweifel. Und ist in manchen Dingen einfach … ich weiß nicht… schwach?! Dazu gleich mehr.

Trotz dass wir grundverschieden sind, führen wir seit fast 3 Jahren eine Beziehung. Die ebenfalls nie leicht war. Zum einen wohnen wir 320 km auseinander. (Ruhrpott vs. nördl. BaWü) Zum anderen haben wir schon sehr viel Mist durchlebt, was ich wohl mal chronologisch aufführen muss.

Im August 2012 sind wir zusammengekommen. In Amsterdam. Traum von Amsterdam quasi. Da wir mitten in der Sportsaison waren, hat sich das auch alles super entwickelt. Waren viel unterwegs (Bremerhaven, Kroatien etc.)
Hier stellte sich bereits raus, dass er in Sachen Alkohol ein Ganz-oder-Gar-Nicht-Typ ist. Ja, einen über den Durst trinken, das kann ich auch sehr gut. Allerdings ist es bei ihm eine Spur härter. Bereits eine Woche nachdem wir zusammen gekommen sind, hat er sich radikal aus dem Leben geschossen. Und damit meine ich wirklich radikal. Irgendwann kommt bei ihm der Punkt, wo er es nicht mehr kontrollieren kann und – egal in welcher Position – einschläft. Und nicht so ein putziges „och-guck mal, er schläft“. Nein. Er ist nahezu komatös. Ohne ihm ernsthaft weh zu tun, bekommt man ihn nicht mehr wach. Und wenn man dann irgendwo in einer fremden Stadt mitten in der Pampa ist und zum Hotel muss, ist das überaus unspaßig, da der Junge wohl knapp 120 kg auf die Waage bringt. (Ein Punkt, weshalb er unter anderem voller Selbstzweifel ist.) So ging es dann regelmäßig. Irgendwann habe ich von einem Freund von ihm aus Hannover erfahren, dass das so der Standard ist. War mir natürlich alles andere als lieb. Habe ihn regelmäßig drauf angesprochen, geändert hat sich nur kurzfristig was. Spätestens beim dritten Ausflug ist es dann wieder passiert.

Ich muss dazu sagen: Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Dennoch hat mir da immer so das Gefühl gefehlt, dass grds. jemand da wäre, der auf mich aufpassen könnte. Ich brauchte es nicht, ich wollte es einfach nur im Hinterkopf haben. Statt „Oh je, jetzt muss ich wieder ein Auge drauf haben“. Wie gesagt, es änderte sich nichts. Aber wir blieben zusammen.
Dann war 2013 das ChampionsLeague Finale, ich weiß es noch wie heute. Ich war eine Woche in BaWü und irgendwie war mein Freund merkwürdig… ich kann es nicht beschreiben. Es war komisch. Nach dem Spiel zuhause die Türe rein – er hatte sich mal wieder aus dem Leben gezwirbelt, wir waren aber zum Glück heim gekommen – ist er ins Koma gefallen und ich wurde mein schlechtes Gefühl nicht los. Also habe ich das getan, was man niemals tun darf: Handy. Und ich wurde fündig. Und wie….

Dass ich ihm nicht die Bude zerlegt habe, war alles. Ich war am Boden zerstört und wollte ihm weh tun. Sehr weh tun. War doch eigentlich soweit fast alles gut.
Details spare ich mir hier. Fakt ist, die 9 Monate, die wir bereits zusammen waren, ist er zweigleisig gefahren. Bitter. Habe auch mit ihr geschrieben. Hohl wie ne Bassgeige, die Frau. Aber jut. Warum mein Partner es im August 2012 nicht beendet hat? Keine Ahnung. Wir haben lange drüber geredet (nachdem er es dann endlich mal zugegeben hatte und ich ja auch zu ihr Kontakt aufgenommen habe)… Er hat es irgendwann geschafft, sich selbst in die Opferrolle zu bringen. Und zum Teil – mit einem Blick auf seine Psyche- habe ich das sogar auch so gesehen. Er war einfach zu schwach. Er will es allen recht machen. Und hat sich dann irgendwie selbst verar***t. Und in einen Kreisel reinmanövriert aus dem er nicht mehr raus kam.
Ich muss dazu sagen, dass er auch in Summe so unfassbar Konfliktscheu war (und teils heut noch ist). Davor hat er nahezu Angst. Statt sich dem zu stellen, hat er früher einfach den Kontakt eingestellt. So kam es dazu, dass ich mal 3 Tage nichts von ihm gehört habe. Ich musste jedoch arbeiten und konnte deshalb nicht hin fahren. Ich bin beinahe wahnsinnig geworden.

Irgendwie haben wir es dann geschafft, diese Phase zu überwinden. ich habe für mich mal mehr mal weniger gut einen Cut gemacht und das ganze als Neuanfang gesehen. Bzw. es versucht. Es ist mir nicht immer gelungen. Aber zumindest war er irgendwann dann soweit, sich auch den Konflikten zu stellen damit ich Dampf ablassen konnte.

Nochmal ein kleiner Einwurf, der nichts mit der Chronologie sondern mit nem allgemeinen Punkt zu tun hat: Sein soziales Umfeld. Freunde vor Ort hat er keine. Nur Bekannte. Und die sieht er selten bis gar nicht. Alle zwei Jahre gibt es einen Kreis von Leuten, die gemeinsam Fußball EM oder WM schauen. Ich war dort. Nettes Volk! Aber in der Zwischenzeit kein Kontakt. Seine engsten Freunde (3) wohnen in Hannover. Einer schon immer, zwei waren mal ein Paar, haben in BaWü gewohnt, sind nach Hannover gezogen und haben sich getrennt. Hannover BaWü sind über 400 km. Schwierig. Dazu hatte er einen Kumpel aus der Umgebung. Ich persönlich kann mit ihm nichts anfangen. Sind einfach nicht auf einer Wellenlänge. Die beiden sind immer gut ausgekommen. Waren viel unterwegs. Haben Touren ins Ausland gemacht.
Jetzt ist der Kontakt mittlerweile tot. Weil ich irgendwann meinte, ich könne nichts mit ihm anfangen. Finde ich von meinem Freund eigentlich eine Sauerei. Habe ich ihm auch so gesagt. Ist ihm wohl egal bzw. mittlerweile meldet der Kumpel sich auch nich mehr.

Dazu ein Sportfanclub. 4-5 Leute. Haben jährlich immer eine Tour gemacht. Die letzten beiden Jahre hat Freund das ganze gecancelt. Und ICH bekomme dann die Beschwerden der Organisatoren, dass er sich nicht meldet. Ich kann ihn diesbezüglich ja nur ansprechen. Nicht kontrollieren. ich finde es überaus schade, dass er das so macht. Er fixiert sich immer und immer mehr auf mich. Ich bin mittlerweile seine einzige richtige Bezugsperson.

Hin und wieder ging er mit zwei Arbeitskollegen mal was trinken. Die Sache mit dem Alkohol habe ich bereits angesprochen. Nachdem er sich dann zweimal abgeschossen hat und ich ihn zusammengefaltet habe, da er sich abends nicht gemeldet hat, dass er gut angekommen ist (konnte sein Handy nicht mehr bedienen), hat er auch das eingestellt.

Und seine Family ist eh der größte Witz. Eltern früh geschieden. Leiblicher Vater wollte meinen Freund als Kind wohl vom Balkon schmeißen. Ich weiß nicht, inwiefern er da vielleicht ein tiefsitzendes Trauma erlitten hat. Mutter wieder geheiratet, haben zusammen eine 18jährige Tochter. Das Verhältnis zu seiner Familie ist wirklich merkwürdig. Er fühlt sich da glaube ich auch nicht wirklich geliebt, nicht behütet. Eltern und Großeltern abnormal intelligent (politisch engagiert, Kohle wie Heu). Freund hat „nur“ einen Realschulabschluss und dann ne Ausbildung zum Mediengestalter gemacht. Sehr spezielles Themengebiet (dazu später mehr). Ich weiß nicht, ob es wirklich so ist, aber er empfindet es, dass er eh nicht akzeptiert wird. Komische Verhältnisse da… Aber wie gesagt… er fixiert sich immer weiter auf mich. Ohne mich hätte das Leben keinen Sinn. Und so Zeug.
Und was ihn auch belastet (und was er mir vorwirft....): wenn wir unterwegs sind, dann bin ich ja auch immer die , die im Fokus steht. Ja, das kann sein. Aber nur, weil ich einen anderen Umgang mit Menschen pflege. Ich bin da sehr offen. Habe bei allen schnell Anschluss gefunden, die er mir vorgestellt hat. Und andersrum war es zumindest bei meinem engen Freundeskreis auch so. Die Leute akzeptieren ihn und wollen ihn dabei haben. Bei anderen hat er es sich hier und da verscherzt, weil er sich (bewusst oder nicht) zurück gehalten und abgekapselt hat.

Nun ja, soviel dazu. Irgendwann hatten wir unsere Beziehung wieder im Griff. Aber das mit dem Trinken wurde nicht besser. Dazu kam er dann in eine Phase, in der alles Schei*e war. Der Wasserhahn tropft – Drama. Duschkopf kaputt – Drama. Auto braucht Öl – Drama. Also habe ich mangels Alternativen alles abbekommen und in einem Umfang – als würde die Apokalypse nahen. Weil das Leben ja so scheiße ist….
Und dann ist mir irgendwann der Ar*** geplatzt. Genauer im April 2014. Ich hatte mich zuvor intensiv mit einem Bekannten aus dem Süd/osten über alles unterhalten. Wir waren uns immer sympathisch, hatten aber nur sporadisch kontakt. Als es dann auf Tour ging Richtung Osten, habe ich im Auto bald n Koller bekommen. 5 Stunden fahrt und mein Freund hat ca. 3 Sätze mit mir gesprochen. Wow. Ich habe mir nichts anmerken lassen und mit den beiden anderen Mitfahrern Späßken gemacht. Per SMS Kontakt mit dem Bekannten. Vor Ort ein paar Bierchen getrunken. Weiterhin vom Freund ignoriert. Dann habe ich ein Angebot angenommen: Der Bekannte hat 150 km Fahrt auf sich genommen und hat mich abgeholt. ich bin heimlich gegangen. Ich hatte einfach keinen Bock mehr!!!! Sachen aus dem Hotel geholt, Zettel hin gelegt und weg.

Und das hat ihm dann wohl die Augen geöffnet. Nachdem er mich eine lange Runde per Handy beschimpft hat, wurde ihm irgendwann klar, was er anrichtet und hat die Richtung gewechselt… Eigentlich wollte ich nach zwei Nächten im SüdOsten direkt heim. Es war wirklich ne schöne Zeit. Wirklich. Auch wenn nichts passiert ist. Aber es war emotional sehr intensiv.

Aber ich konnte nicht heim. Also habe ich einen Zwischenstopp in BaWü eingelegt und ihm klar gemacht, dass es nicht sein kann, dass ich der Prellbock für jeden Pillepalle schrott bin. Das Gespräch war sehr einseitig. Aber er hat es eingesehen und wollte sich ändern. Hat er auch. Er meinte, es hätte klick gemacht (war natürlich schön von ihm zu hören, dass es ihm vorher irgendwie egal war, was ich sagte und wollte. Aha…..). Naja, wie gesagt, ab da hat es sich geändert.

Unglücklicherweise kannte er den Kollegen, wo ich das WE verbracht habe. Er ist auch regelmäßig auf Veranstaltungen, wo wir sind. Und damit war dieses Verhältnis dann komplett zerstört. Für Freund war der Kollege von nun an gestorben! Was dann zur Folge hatte, dass er mich unter Druck setzen wollte. "Er oder ich". Immerhin hätte er ja seine 9-Monats-Freundin komplett abgehakt. Jetzt ist für mich die Situation aber eine komplett andere…. Die zwei hatten eine Beziehung. Der Kollege von mir zählte mittlerweile zu meinen Freunden und man sieht sich auf Veranstaltungen, die beide Seiten besuchen. Auf ein Hase-Igel-Spiel habe ich nun keine Lust!!!
[Bevor jetzt jemand meint, ich müsse auch mal was für meinen Freund machen und Kompromisse eingehen: Habe ich jede jede jede Menge!!!!]

Und mit dieser Situation habe ich bis heute zu kämpfen. Meist meidet Freund dann Veranstaltungen , wo der Kollege auch auftaucht. Gut. Dann ist das so. Ich lasse mich an der Stelle nicht erpressen. Und wenn die Herren nicht in der Lage sind, das Kriegsbeil zu begraben (hier auch wieder. Angst vor Konflikten seitens Freund!!!!!)

Dennoch hatte sich die Beziehung gebessert. Die Situation mit dem Alkohol, die grundsätzliche Einstellung zum Leben (Kaputter Duschkopf kein Drama…).

Zwischenzeitlich ging dann mein Leben 2014 ein wenig den Bach runter…Rückblickend war es seit 2001 immer wieder schwer. Scheidung der Eltern. Kontakt zu Mutter beendet. Opa gestorben an Krebs. Vater zum Alkoholiker geworden. (Bis heute, aber als ich noch zuhause gewohnt habe, war es für mich noch schlimmer). Oma wurde immer immer unselbständiger und hat Vatter immer weiter vereinnahmt. 2004 hatte er nochmal geheiratet. Völlige Psycho-Tante. Mit Polizei und 14 Tage Hausverbot für meinen Vatter. (Hat sie geschubst und sie war voll wie ne Eule und hat dann Kasalla gemacht). 2014 kam es dann ein wenig dicke. Neue Freundin von Vatter (5 Jahre zusammen) hatte Krebs (Diagnose 2013) und ist Anfang des Jahres gestorben. Im September kurz vor meinem Geburtstag ist meine Oma nach einjähriger krasser Dememz mit Fußamputation, fast blind und Heimhopping dann ebenfalls beerdigt worden. Mit Vatter wurde es immer schlimmer. aber da kann ich nicht intervenieren, das muss er selbst sehen. Dazu gab es noch zwei Todesfälle im Freundeskreis, beide äußerst plötzlich (Herzinfarkt – 60 J), Treppensturz (44J. ) Und ein guter Freund aus Dänemark sitzt im Gefängnis, beschuldigt, seinen eigenen Sohn abgestochen zu haben. Er hat am gleichen Tag Geburtstag wie ich. Es ist schlimm.

Meinen Freund habe ich versucht von allem einigermaßen fern zu halten. Er weiß mit solchen Sachen nicht umzugehen, da er das nie wirklich erlebt hat. Alle Großeltern noch da. Scheidung als er noch klein war. Er wollte mir immer helfen, wusste aber nicht wie. Sagte selbst, er kann damit nicht umgehen. Und ich brauche bei Sowas nur Leute, die mir zuhören, dass ich mich ein wenig auskotzen kann und dann normal mit mir umgehen. Mich im Idealfall ablenken und zum Lachen bringen. Freund driftet direkt ins Mitleid. Samthandschuhe. Kann ich nicht mit.

Aber auch das wurde überstanden. Dann gingen wir die Zukunftsplanung an, vor etwa 3 Monaten schätze ich.

Jetzt muss man noch erwähnen, ich bin Beruflich sehr gebunden. Beamtenstatus, nur eine Lokation wo ich mein aktuelle Tätigkeit ausüben kann. Blöd. Er ist Mediengestalter. auch recht spezialisiert. Dennoch hat er eine Bewerbung für einen Job in NRW verschickt. [Einwurf: Im Mai - kurz vor seiner Bewerbung ist er sogar mit nach ins Ausland, obwohl der Kollege dabei war und wir haben uns nur einmal gezofft!!!!]

Unterdessen hat er die Zelte schon zu 80 % abgerissen. Sachen gepackt, zu mir gekarrt. Die 70 qm Wohnung hat noch eine Einrichtung für ein 1Zimmer-Appartment. In der Gleichen zeit wo die Bewerbung offen war (Bewerbungsgespräch erfolgreich, Probearbeiten/Assesment stand an) kam es dann nochmal beknackter: Eigenbedarf für die Bude in der er aktuell wohnt.

Und genau an der Stelle kann ich verstehen, dass man steil dreht. Bewerbung unsicher. Wohnsituation unsicher. Beides zeitlich so nah beieinander. Da hängt man in der Luft. Die Mieten und die Wohnmarktsituation bei ihm sind auch die Hölle. Also: Ich kann völlig nachvollziehen, dass man jetzt durchdreht.
Und da bin ich auch die letzte, die was sagt. Ja, logisch, ich habe ihn immer wieder versucht, ein wenig runter zu holen. Mal mehr mal weniger gut. Aber es ging.

Dann hatte er am 19.6. sein Probearbeiten. Und es war eine Katastrophe. Da war dann schon alles gelaufen. Wir sind von mir aus zu ihm (20.6. Konzert Hockenheim) und die Autofahrt war schon ein Drama. Konnte ihn ein wenig aus der Reserve locken, dass er mich nicht 320 km anschweigt sondern sich auskotzt. Mir hilft sowas. Ihm wohl eher nicht so. Das WE ging rum (hatten Freunde da) und ab dann ging das Drama los.

Da wir beide nicht so die großen Telefonierer sind, geht die Hauptkommunikation per Whatsapp ... und da hätte ich mich auch mit einem Computer-Bot unterhalten können. Kühl, Mechanisch. Er hatte sehr zeitnah die Absage für den Job bekommen und damit ist bei ihm eine Welt zusammen gebrochen.
Welche Konsequenzen?
Thema Arbeit:
Er kann nichts.
Er wird noch Jahre bei sich festhängen.
Er findet hier nie einen Job.
Photoshop Weiterbildungen? - Zu teuer. [er arbeitet mit einem anderen Tool.]
Umschulen? - Was denn?
Chef mal fragen, ob man übergangsweise per Fernzugriff arbeiten kann? - Erlauben die eh nich (keine Ahnung, ob er mal gefragt hat, denke nicht...)
Xing Account? - mal gucken
Und überhaupt, er kann ja nix.

Thema Wohnung (DG Wohnung, zwei Wespennester aufm Balkon, da würde ich auch nicht wohnen wollen....)
[als es so heiß war] das schlägt auf die Gesundheit
Geh in die Wanne - ja, mal gucken.
Geh in den Keller - da is dreckig.
Nimm nasse handtücher - mal gucken.
[Umzug]
Miete so teuer, 200 euro mehr, wohnungsmarkt ätzend.
Warum nicht in der Umgebung? - ich will nicht aus der gewohnten umgebung raus. (nach dem Warum habe ich nicht mehr gefragt. M.M.n. hat er nichts davon, außer, dass er den Arbeitsweg kennt und die Regalverteilung im Penny.....)
Warum so ne Große Wohnung, wenn wir für einen Übergang planen? 1 Zimmer is zu wenig, ich will nicht jahrelang im Wohnzimmer schlafen.

Im Endeffekt hatte sich das dann mit der Wohnsituation recht zügig aufgelöst. Vertrag wurde unterschrieben, in seinem Dörfchen. 100 Euro mehr.

Dazu meinte er dann, bzgl Umzug, er würde soweit alles allein hin bekommen, bräuchte nur mit Waschmaschine, Spülmaschine, riesiger Eckcouch, Kühlschrank und Gefriertruhe meine Hilfe. Ohhh.. da habe ich dann eine Diskussion angefangen, aus der ich dann als A***h hervor gegangen bin. Ich habe mich gewagt zu fragen, warum er denn ausgerechnet seine Freundin (FRAU!) für den schweren sperrigen Mist fragt? Dann fragt man bei Family und Bekannten rum und dann kommen schon 1-2 Kerle, die Tragen helfen. Neeeeeiiin, das will er nicht. Er will keine Hilfe. Kommt ja eh keiner (könnte ich nicht verstehen, da bei mir alle springen). Er wüsste ja auch nicht wen (meine Vorschläge wurden ignoriert). Er würde dann eine Firma beauftragen, weil ich ihm nicht helfen will.
Da wurde ich dann sauer. Wir haben uns wegen finanziellen Gründen öfter mal drauf geeinigt, dass wir mal ein-zwei Wochenenden ausfallen lassen, wo wir uns sehen. Im gegenzug will er dann eine Firma beauftragen... Achso. Wie das jetzt weiter geht, weiß ich noch nicht. Ich war auf jeden Fall die, die nicht helfen will.

Jetzt ist aber ja trotzdem erstmal nichts besser geworden. Weil dann is das ja noch mit den Adressänderungen, und und und. Besserung, obwohl eine unsicherheit weg ist: Nein.

Thema Alltagsgestaltung:
Er will keinen Sehen. Niemanden. Er verbarrikadiert sich zuhause. Fängt (laut seinen Aussagen) Streit auf der Arbeit an. (daher auch die Arbeitskollegen nicht für den Umzug).
Veranstaltungen besuchen auf keinen Fall. Zu anstrengend.
Letztes WE war er hier, waren um Grillen bei meinem Vater und seiner Freundin. War ihm im Nachhinein zu anstrengend. (Hat er mir Montags dann geschrieben. Weil am WE hat man nicht drüber geredet, ist ihm zu anstrengend. Und wie hat es sich ausgewirkt? Magenschmerzen.)
Heute ging es um Reisepläne mit Freunden im Mai 2016. Ich solle alleine buchen. Mit ihm wäre ja eh nichts anzufangen. MAI 2016!!!!!!!!!!!

Thema Körperliche Beschwerden:
Kopfschmerzen. Immer.
Magen hin und wieder.
Kein Hunger. Oder zügelloser Appettit.
Fühlt sich schwach (würde ich auch wenn ich meine ganze Bude komplett alleine demontiere).
Fühlt sich krank. (auf meinen Hinweis, er solle sich mal ne Auszeit im Büro nehmen: Nein, wenn er damit anfängt, geht er irgendwann gar nicht mehr).

Thema Zukunft:
Wegen seinem Scheitern bei der Bewerbung meint er nun, dass das ja eh alles nichts wird. Und er macht nun MIR Vorwürfe , es würde mich nicht tangieren. Weil ich versuche, positiv nach vorne zu blicken. Und mir wäre es ja recht, dass er nicht zu mir zieht (Mein ganzer Keller steht voll mit Pröddel von ihm und in meiner 55qm Bude habe ich bereits Schränke und Fächer für sein Zeug frei geräumt.). Mir geht das auch gegen den Strich. Es wäre vieles Einfacher. Aber mich jetzt so einzumausern, das ist nicht meine Art. Zumal die Situation vom Grundsatz her erstmal die gleiche ist. Er hat seinen gut bezahlten Job und den Vertrag für die Neue wohnung in der Tasche. Ich könnte ohne weiteres verstehen, wenn er gekündigt wäre und in einem Monat auf der Straße sitzen würde, dass er solche Gedanken hat. Aber es hakt aktuell "nur" dran, dass es alles nicht so schnell geht wie er es gern gehabt hätte ("von heute auf morgen") und ich jetzt nicht in großes Geheule verfalle. Ich brauche allerdings auch all meine Energie um ihn irgendwie aufzubauen und ihm nicht den Hals umzudrehen (letzteres liegt halt dran, obs ne Depression ist oder einfach ne Macke.....)

Vielleicht hat er auch eine masochistische Ader und quält sich mit absicht selbst. Oder er will mich zu irgendwas bringen, ich weiß nicht wozu. Ggf u.a. die Wochenenden Canceln, gegen die er sich so sträubt. Und mich so auf ihn zu fixieren, wie er auf mich. Aber das mache ich nicht. Ich kenne das aus der Erfahrung. Leute lassen für den Partner alle anderen um sich rum hängen. Das mache ich teilweise auch, weil Fernbeziehung etc. Es geht einfach nicht alles. Aber so radikal wie er das betreibt, würde ich es niemals machen!!! "Bruder vor Luder" heißt es bei den Herren so schön. Würde er mich bei Guten Freunden ernsthaft vor die Wahl stellen, würde er einfach einsehen müssen, dass er im Zweifel den kürzeren zieht. Und das liegt nicht daran, dass ich ihn nicht liebe. Das ist einfach .. mein Wesen, meine Einstellung. Aber ich schweife an der Stelle etwas ab.

Die Fragen, die sich nun auftun:
Ist es seine Persönlichkeit, dass er aktuell so ist wie er ist? Oder ist es krankhaft? Seit mittlerweile einem Monat lese ich tagtäglich diesen kühlen inhaltlosen Müll bei Whatsapp, gespickt mit Vorwürfen, mit Selbsthass, mit Aussichtslosigkeit, mit "Alles ist scheiße!"
Empfindet er das so, weil er nichts schlimmeres kennt? Oder weil er es nicht anders empfinden kann?

Und... was kann ich tun? Ich habe ihn schon mit dem Thema Depression konfrontiert. Keine Ahnung, ob er sich dem Thema wirklich angenommen hat. Ich habe ihm gesagt, dass er nicht so mit mir umgehen kann. Kurzer Redeschwall, dann war es wieder vorbei. Ich habe ganz normal mit ihm geredet und späßchen gemacht und ihm Bildchen geschickt. Ist ihm egal. Ich rede ihm gut zu und versuche ihn aufzumuntern. Auch egal.

Ich würde ihm ja sogar seine Leute aus Hannover "auf den Hals" hetzen, aber ich weiß nicht, wie das so ankommen würde..... Oder einfach bei ihm in der Nähe einen Arzttermin vereinbaren. Aber ich weiß nicht, ob ich ihn dahin bekommen würde....

Und es ist ja nun nicht so, dass mein Leben frei von Stress und Sorgen wäre. Mein Job wird aktuell immer heftiger, meine Zukunftsaussichten dort sind mau und ich denke drüber nach , mich eventuell zu verändern. Mein Vatter macht mich wahnsinnig. Dazu hatte ich einen Wasserschaden in der Küche, der 52 Tage (!!!!!!!!!) bis zur Reparatur benötigt hat. Die Terminkoordination musste ich erstmal irgendwie gebacken kriegen bei den Arbeitswegen und Fahrzeiten. Mein Auto hats grad so über den TÜV geschafft.
Meine Freunde hier aus dem Umkreis sehe ich auch kaum, die Freunde von weiter weg noch seltener. Geschwister habe ich keine, Patentante hat MS, Patenonkel probleme mit dem Herzen, "Cousine" - da hat sich der Lebensinhalt in verschiedene Richtungen entwickelt. Meinen Haushalt muss ich auch noch irgendwie stemmen, während ich nach der Arbeit noch 2-3 mal die Woche Volleyball spielen gehe zum Ausgleich (und damit ich nicht noch dicker werde.... fast 100 kg auf 1.81 ist auch laut BMI nicht ohne).

Trotz allem bekomme ich mein Leben auf die Kette, und habe bis vor kurzem dann sowas wie eine glückliche Beziehung geführt. Ich bin nur hart an der Grenze des Erträglichen im Moment. Und würde ich nun solche Wochenenden mit Party und Sozialkontakten auch noch in die Tonne treten, dann wäre das sehr schädlich für mich und meine Beziehung, falls das aktuell eine ist....

Nun, auch wenn vieles denke ich mal sogar noch fehlt... es ist so schon jeeeeeeeeeeeeede Menge Text. Und ich hoffe, dass sich hier jemand die Zeit nimmt, ihn zu lesen und einen Tipp abgibt, was los ist und was ich tun kann...

Danke!!!!!!!!!!!!!!!
Minya
Beiträge: 79
Registriert: 18. Sep 2014, 16:42

Re: Hilfe - Partner depressiv oder "bescheuert"?

Beitrag von Minya »

Hallo JB.

Ich habe deinen kompletten Text gelesen ;). Manchmal fällt mir das tatsächlich schwer, aber deiner war sehr gut und authentisch geschrieben. Irgendwie so, wie ich selbst es ausgedrückt hätte. Ich mag deine Ausdrucksweise und dann fällt es mir leichter so lange Texte zu lesen.

Soa also ich denke nicht, dass dein Freund "bescheuert" ist, sondern ein Problem hat. Die körperlichen Beschwerden, die du schilderst könnten schon auf eine Depression hindeuten. Eigentlich alle diese hatte auch mein Mann (und noch andere dazu!). Unerklärlicherweise. Findest du nicht auch? Der andere klagt immer über körperliche Beschwerden, dabei ist er doch eigentlich kerngesund? Dann dass er aus vielem ein "Drama" macht..das er solche Selbstzweifel hat..wenn was nicht klappt, er gleich die Null des Jahrtausends ist und nichts gebacken bekommt. Ein Nichtsnutz ist. Dass er dich so an dich klammert. Passt schon alles in Depression, aber Sicherheit kann dir nur ein fundierter Arzt geben.

Das er einfach ganz anders ist als du. Mhm. Manche finden es gut, manche schlecht :). Man sagt ja "Gleich und gleich gesellt sich gern" und "Unterschiede ziehen an". Also es geht so und so. Ihr seit individuell und vielleicht auch unterschiedlich vom Rythmus, vom Lebensgefühl, von der Offenheit, aber das muss euch nicht gegenseitig ausschließen. Ich denke, so was ich lese, dass wenn du totunglücklich über eure Verschiedenheiten wärst, ihr doch nicht schon 3 Jahre zusammen wärt? Wie alt seit ihr wenn in Fragen darf?

Ich würde auch denken, dass eure Fernbeziehung enden sollte. Das belastet euch beide. Schade, dass es mit dem Job für ihn nicht geklappt hat, aber ich würde versuchen ihn weiter zu motivieren. Das er das schafft, weil er das gut kann was er macht! Ich kenne das nur zu gut..dieses mit Engelszungen auf den anderen einreden in der Hoffnung das doch irgendwas davon bei ihm ankommt und ihn nicht seine Selbstzweifel und sein Selbsthass ihn zerreissen. Ich reiche dir mal symbolisch die Hand und Respekt! Wenn du nicht so stark wärst (wie du selbst schriebst) würdest du an dieser Situation sicherlich zerbrechen. Ich betitel mich selbst auch gerne als stark..mein Mann ist das eigentlich auch wieder..aber ich habe nie versucht ihm Vorwürfe zu machen als er krank wurde. Trotz unserer ganzen Verpflichtungen (Kind, Haus, Autos etc.). Ich dachte immer "Ok. Er kann nicht. Ich muss. So einfach ist das. So funktioniert Ehe/Partnerschaft. Wenn der eine nicht kann, wuppts der andere.". Gegenseitiges Einstehen. Er hätte und hat es für mich ja auch schon getan. So sehe ich das heute noch.

An deiner Stelle würde ich ihn nochmal versuchen richtig auf das Thema Depressionen anzusprechen. Oder zeig ihm mal was da so für Symptome vorherschen. Ob er sich da selbst wiederfindet. Für Männer ist das wirklich schwer, sich einzugestehen, dass was nicht richtig läuft. Liebe Männer keine Haue! Das ist absolut kein Vorwurf. Ich verstehe das. Die Gesellschaft erwartet von einem "Mann" eben was anderes :roll:. Ich persönlich teile diese Meinung nicht.
Sonst wüsste ich nicht was du tun kannst. Einfach einen Arzttermin ausmachen, könnte für ihn vielleicht schon der Schritt zu weit sein. Er ist ja nunmal nicht entmündigt. Sei ehrlich. Sag ihm, dass du dich sorgst..dass sein Verhalten (sorry) einfach nicht normal ist und du es gut fändest..auch für eure Beziehung..wenn er sich mal untersuchen ließe.

Nun weiß ich gar nicht, ob ich dir geholfen habe, aber naja. Ich habs versucht :).

Liebe Grüße
-Minya
Mehrschwein
Beiträge: 89
Registriert: 2. Mai 2015, 09:07

Re: Hilfe - Partner depressiv oder "bescheuert"?

Beitrag von Mehrschwein »

Hallo JB1986,

auch ich habe deinen Text gelesen, ganz. Das ist ja ganz schön viel, was da so bei euch und deinem Freund los ist. Sicher nicht einfach.

Ich würde mich Minya anschließen und sagen, eigentlich kann nur ein Arzt/Therapeut helfen. Deinem Freund (sofern er diese Hilfe will) und aber auch dir. Denn schlecht geht es euch ja beiden. Und du kannst erstmal nur nach dir schauen.

Was mir beim Lesen noch aufgefallen ist: ich hätte da jetzt bei all den Details Schwierigkeiten mit der Privatsphäre. Wie ginge es deinem Freund damit, wenn er durch Zufall davon liest?

Und dann kam bei mir noch die Frage auf: was gibt es eigentlich noch Schönes in eurer Beziehung? Wo sind die Werte, kleine positive Dinge? Gibt es noch so etwas wie gegenseitigen Respekt, Vertrauen, Ehrlichkeit?
Für mich, ganz persönlich, würde ein Weiterkämpfen ohne dies wenig Aussicht versprechen, mir die Kraft und Hoffnung rauben.

Alles Gute wünsch ich dir!
stromschlag
Beiträge: 1
Registriert: 18. Nov 2015, 21:15

Re: Hilfe - Partner depressiv oder "bescheuert"?

Beitrag von stromschlag »

Hallo,

ich habe deinen Text ganz gelesen und mich hier extra angemeldet, um dir antworten zu können. Ich kann mich mit dem Verhalten deines Freundes stark identifizieren; bevor ich zum Arzt gegangen bin und es mir einfach schlecht ging und ich nicht wusste weshalb habe ich mich ganz ähnlich verhalten (bin übrigens weiblich) und dadurch auch viele Menschen verletzt.

Für mich klingt dein Freund nicht 'bescheuert' sondern krank. Es klingt schon stark nach einer Depression aber ich bin ja kein Arzt.

Ich versuche mal, dir sein Verhalten aus meiner Sicht zu erklären (Wie gesagt, ich habe mich ganz ähnlich verhalten und weiß deswegen, wie man sich fühlt und warum man macht, was man eben macht; ich kann dir aber nicht garantieren, dass ich Recht habe, Verhalten und Gefühle sind ja immer individuell)

Aus allem ein Drama machen: Wenn man eine Depression hat, fühlt man sich die ganze Zeit beschissen. Man freut sich auf nichts mehr und muss sich zu allem aufraffen, selbst wenn diese Dinge eigentlich Spaß machen sollten (z.B. ein Urlaub mit dir) Also investiert man seine ganze Energie darein, sich aufzuraffen und stellt sich vor, was genau passieren wird, wie man darauf reagiert und versucht sich einzureden, dass es Spaß machen wird.
Wenn dann auch nur eine Kleinigkeit schief geht (z.B. kaputter Duschkopf) wird die ganze Planung über den Haufen geworfen und das unterschwellige Gefühl, dass doch alles 'scheiße' ist wird bestätigt. Man hat auch einfach keinen Nerv mehr dafür, da man sooo viel Energie aufbringen muss um ganz alltägliche Dinge zu erledigen. Wahrscheinlich strengen ihn schon Unterhaltungen mit dir an (und das liegt nicht an dir!!)

Außerdem fühlt man sich mit einer Depression minderwertig (weil man ja doch irgendwie merkt, dass im eigenen Kopf irgendetwas nicht stimmt) und total unverstanden und einsam (weil die eigenen Gefühle nun einmal krank sind und sehr wenig Menschen das verstehen können. Egal, wie sehr du auf ihn eingehst, du wirst ihn nicht ganz verstehen können und das weiß er)
Also wenn er z.B. sagt, er könne seine Kollegen oder Freunde für den Umzug nicht anrufen, dann tut er das nicht um dich zu ärgern sondern weil er ernsthaft davon ausgeht, dass keiner kommt. Und er alle nervt und ihn sowieso alle hassen. Vielleicht traut er sich nicht, um Hilfe zu fragen, selbst bei Dingen wie einem Umzug, weil er so scheinen möchte als hätte er alles unter Kontrolle; und er weiß selbst, dass er gar nichts unter Kontrolle hat.

Der Jobwechsel und der Umzug sind bestimmt der Hammer für ihn weil man mit Depression überhaupt nicht belastbar ist.
Also wenn er wirklich eine Depression hat, dann sieht er alles schwarz (er kann nichts, nichts wird funktionieren, er bleibt arbeitslos und und und) weil in seinem Gehirn bestimmte Neurotransmitter fehlen. Das kann er nicht ändern und du kannst ihn durch Logik nicht dazu bringen, es anders zu sehen. Das überfordert ihn nur und lässt ihn noch verzweifelter werden.
Er ist kein kleines Kind, dass einen Trotzanfall hat wenn ersagt, dass er nichts kann und keine Umschulung etwas bringen wird. Er weiß nicht weiter und ist verzweifelt. Deswegen streitet er mit dir aber eigentlich ist er nur auf sich selbst sauer und hat Angst.

Ich hatte auch eine Phase, in der ich mich nur mit Leuten gestritten habe, die mir eigentlich helfen wollten, weil ich die Dinge nicht so wie sie sehen KONNTE. Und dann wird man sauer auf die anderen, weil man sich selbst nicht helfen kann und sie eben auch nicht. Man ist sauer, weil sie nicht helfen. Und sie sind sauer, weil man so 'dickköpfig' oder trotzig erscheint.

Also ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst. Aber wenn du deinen Freund und sein Verhalten so beschreibst, dann klingt er für mich definitiv krank. Und er geht ihm wahrscheinlich sehr sehr schlecht.

Wenn du mit ihm redest, solltest du Depressionen nicht als Gefühl oder so bezeichnen, sondern als Krankheit. (Vielleicht kommt er sich weniger schwach vor, wenn man ihm sagt, er sei krank als wenn man ihm sagt, dass irgendetwas mit seinen Emotionen nicht stimmt)

Allerdings muss ich dir auch sagen:
Zwar sagen Leute immer 'Psychisch Kranke, die können nichts dafür' aber ich sehe das anders. Dein Freund ist für sein Verhalten verantwortlich und du bist nicht sein Boxsack oder einfach jemand 'an dem er es auslassen kann'. Er muss selbst zum Arzt gehen und dafür sorgen, dass ihm geholfen wird.
Klar, mit einem depressiven Partner muss man etwas nachsichtiger umgehen, als mit einem gesunden. Und auch Depressive verdienen Liebe, trotz ihrer Krankheit. Aber das heißt nicht, dass du dir alles gefallen lassen musst.
Als ich damals zum Arzt gegangen bin war es meine eigene Entscheidung und vorher hat mich niemand dazu überreden können. Ich weiß jetzt, dass ich damals viele Leute verletzt habe und das war - trotz meiner Krankheit und dem ganzen 'Sie-ist-doch-krank,-sie-kann-nichts-dafür' - meine eigene Schuld.

Liest dein Freund? Falls ja kannst du ihm ja Bücher besorgen, in denen die Protagonisten depressiv sind. Vielleicht erkennt er sich ja da wieder und realisiert, dass er krank ist.

Ich würde nicht einfach so einen Termin beim Arzt ausmachen, da geht er bestimmt nicht hin und ihr werdet wieder streiten.
Du kannst ihm sagen, dass du denkst, er sei krank (und dass das 'krank' nicht beleidigend ist, sondern er einfach eine Depression haben könnte sowie andere Menschen Asthma haben) und er sich Hilfe holen solle.
Wenn ihr einen ruhigen Moment habt frag ihn doch einfach mal, wie es ihm geht, ganz ernsthaft.
Vielleicht kannst du seine Hemmungen zum Arzt zu gehen auch abbauen, indem du ihm eine Blutabnahme vorschlägst (Ständige Müdigkeit kann von Eisenmangel kommen)

Ich wünsche dir/euch viel Glück aber vergiss nicht, dass du zuallererst auf dich selbst Acht geben musst.
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