Neu hier - Kurzvorstellung und ein paar Fragen

[MrsMurphy]

Hallo zusammen,

ich habe mich hier neu angemeldet und würde mich gern kurz vorstellen, und euch eventuell direkt mit Fragen überfallen. Aber zunächst einmal: Hallo, ich freue mich darauf, euch kennenzulernen.

Ich wurde in meiner Jugend, so mit 17/18, mit einer schweren Depression diagnostiziert (ich werde dieses Jahr 30). Dem ging eine insgesamt schwermütige Jugend voraus, eine negative Grundstimmung hatte ich eigentlich immer. Nun ja, ich war in Behandlung, was mir aber rückblickend betrachtet eher nicht half. Mit 20 habe ich mein Studium und die Therapie abgebrochen, die Medikamente abgesetzt. Ich war in einer ziemlichen Krise und hatte nicht so angenehme Pläne. Im Laufe der Zeit habe ich mich aber gefangen, eine Ausbildung gemacht, lebe mittlerweile ganz zufrieden mit meinem Lebensgefährten und zwei Katzen, gehe Vollzeit arbeiten, von außen betrachtet also alles super.

Hier angemeldet habe ich mich, weil von innen eben leider noch nicht "alles super" ist, und ich merke, dass die schlechten Tage und Phasen wieder mehr werden. Ich habe Angst davor, es nicht allein zu schaffen. Ich will nicht wieder so abrutschen, dass ich tagelang das Bett nicht verlasse, und ich kann das auch nicht. Es ist also klar, dass sich etwas ändern muss... und da kommt (hoffentlich) das Forum ins Spiel

Das Problem nämlich: Ich weiß überhaupt nicht, in welcher Richtung ich mir Hilfe suchen soll. Damals haben mich andere an die Hand genommen und mir Vorgaben gemacht, und ich muss gestehen, dass die ganze Zeit damals in meinem Gedächtnis ziemlich lückenhaft ist. Wie geht man am besten vor, um die passende Behandlung zu finden, oder erstmal abzuklären, was Sache sein könnte? Macht man erstmal einen Termin beim Allgemeinarzt? Ich zögere, das zu tun, weil ich keinen "Arzt meines Vertrauens" habe und mich generell bei Arztbesuchen eher abgefertigt fühle, als dass ich ernstgenommen werde. In der konkreten Situation lasse ich das dann auch eher geschehen und habe nicht die Geistesgegenwart, um auf meiner Meinung zu bestehen. Ich will mich einfach bestmöglich vorbereiten.

Nun ja... das erstmal als Anfang, es wird ja doch schon ein sehr langer Text. Entschuldigung dafür.

[Sonnenblume14]

Hallo mrs Murphy

der Allgemeinmediziner wäre tatsächlich die erste Wahl, auch, weil du dort recht schnell einen Termin bekommst. Aber du hast auch andere Möglichkeiten.

Zum einen der sozialpsychiatrische Dienst deiner Gemeinde. Die Menschen könnten dir weiterhelfen - vor allem auch mit Adressen in deiner nähe.
Die kirchlichen Einrichtungen bieten oft auch Unterstützung an.

Im ärztlichen Bereich kannst du dir natürlich auch gleich einen Psychologen oder Psychiater suchen, die ersten Sitzungen laufen ganz normal über die Krankenkassenkarte. Leider gibt es dort längere Wartezeiten und das Abtelefonieren ist etwas für gute Nerven. Normalerweise landetman auf einem AB und muss zu festen Zeiten dort wieder anrufen (dann ist häufig besetzt). Bei Psychiatern hat man manchmal mehr Glück, aber die machen auch eher die medikamentöse Einstellung - nicht so sehr di eTherapiegespräche.
Eine elegante Lösung ist die PIA (psychiatrische Institutsambulanz) - eine Ambulanz in den krankenhäusern mit psychiatrischer Abteilung. Dort bekommt man bisweilen schneller einen Termin und im allgemeinen sind die Leute dort auch recht fit. ABER: dafür brauchst du eine Überweisung vom Hausarzt - und so eine PIA muss natürlich in deiner Nähe sein - das ist ja auch nicht überall gegeben.

Wenn es GANZ schlecht wird, steht dir jederzeit offen, in eine Klinik zu gehen. Ein Krankenhaus mit psychiatrischer Abteilung wird dir immer kurzfristig helfen. Übrigens - eine Einweisung gegen deinen Willen ist nur dann zulässig, wenn Gefahr für dein Leben oder das anderer besteht.

Ich hoffe, dass ich dir damit ein wenig helfen konnte.

LG Sonnenblume

[MrsMurphy]

Hallo Sonnenblume,

danke für deine Antwort - das ist wirklich hilfreich! Ich werde dann mal versuchen, beim sozialpsychiatrischen Dienst hier anzurufen.

Ja, die Suche nach einem Psychologen ist so eine Sache. Allein die Telefonzeiten zur Terminvereinbarung stellen mich vor eine gewisse Herausforderung - ein Tag in der Woche, 15-16 Uhr? Wie soll ich das machen? Ich arbeite von 9-18 Uhr und habe kein Einzelbüro, auch nicht gerade einen Job, bei dem ich mich mal eben zum Telefonieren irgendwohin zurückziehen könnte.

Aber Ausreden finden sich wohl immer.. hm.

Momentan habe ich das Gefühl, dass mir alles irgendwie entgleitet und ich keine Kontrolle mehr habe. Da ist eine simple Anlaufstelle erstmal gut - mal sehen, was die mir raten können. Danke und einen schönen Abend.

[miss stress]

Hallo MrsMurphy , erstmal danke für deine Antwort auf meine Frage.
Das mit den Psychologen ist echt Chaos, 1 Stunde in der Woche telefonische Sprechzeit - wo dann immer alle anrufen und man am Schluss vertröstet wird und sich niemand mehr meldet. Ich hab jetzt ein Jahr an einen Therapeuten hingearbeitet, zum Glück kann man den besser über E´mail erreichen. Habe jetzt endlich meine Vorgespräche und es passt. In der Zwischenzeit hatte ich ein Gespräch bei einem anderen, das hat aber gar nicht gepasst. Da muss die Chemie schon stimmen, sonst bringt´s nichts.
Die Zeit habe ich mit einer Beratungsstelle der Diakonie überbrückt, zum Glück waren dort kompetente Leute, die Wartezeit kurz und die Hemmschwelle niedrig.
Meine Erfahrung ist das Hausärzte mit dem Thema oft total überfordert sind und nicht damit wissen umzugehen. Gut ist wenn sie das einsehen, dich ernstnehmen und dir eine Überweisung an den Facharzt übergeben.
Das Doofe ist man läuft von a nach b und wieder zurück, wartet auf den einen und anderen Rückruf, geht zu Terminen und das alles zu einer Zeit wo oft jeglicher Antrieb fehlt und alles anstrengend ist.
Halt durch, es lohnt sich.
Alles Liebe

[MrsMurphy]

Danke schön. Das klingt ja, als hättest du da auch schon einiges Gerenne hinter dir Aber es freut mich, dass du nun jemanden gefunden hast, mit dem du zurechtkommst. Das ist eine Menge wert.

Ich habe noch nicht angerufen - hier ist gerade die Hölle los, aber weil ich gerade einen kleinen Aussetzer habe, war ich so frei, mir ein paar Minuten zu nehmen, um ein bisschen runterzuschreiben, was mich bewegt.

Diese Woche ist auf der Arbeit so anstrengend. Eine Kollegin ist krank und ich mache nun ihre Vertretung, und ich bin so nervös deswegen. Sie hat sehr anspruchsvolle Aufgaben, die ich z.T. noch nie gemacht habe, also bloß kein Leistungsdruck, was? Ich sitze so oft hier und merke, dass das total auf den Kreislauf geht, diese ständige Unsicherheit: Herzrasen, mir wird heiß und kalt, die Hände zittern. Ich mag meinen Job so überhaupt nicht, ärgere mich mittlerweile, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Ich gehe mit Magenschmerzen zur Arbeit und komme abends nicht zur Ruhe.

Aber zum Teil bin ich selbst schuld. Ich kann mich auf nichts konzentrieren, mache so viele Flüchtigkeitsfehler und lasse Dinge liegen, ich weiß gar nicht warum.

Entschuldigung. Manchmal ist es gut, Dinge einfach irgendwo aufzuschreiben.