Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängste...

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Eva1415
Beiträge: 7
Registriert: 13. Jul 2015, 13:14

Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängste...

Beitrag von Eva1415 »

Liebe Forumsmitglieder,

ich weiß ehrlich gesagt nicht wie ich anfangen soll... ich war heute wieder an einem Punkt wo es mir wirklich sehr schlecht ging, ich habe bestimmt eine Stunde lang einfach nur geweint.
Ich saß vor meinen Unisachen und habe versucht für die Klausur in 2 Tagen zu lernen. Aber sobald ich ein paar Sätze gelesen habe, habe ich den Anfang schon wieder vergessen. Das war früher in der Schule nicht so.
Häufig ist es so, dass wenn ich wieder mal länger vor einem Text oder einer Aufgabe sitze einfach nur noch weinen könnte, oft dauert es dann auch nicht lange bis die ersten Tränen rollen.
Es fällt mir so schwer konzentriert zu sein und auch motiviert zu sein.
In den letzten Monaten gab es einige Tage und auch Wochen wo ich mehrfach nicht zur Uni gegangen bin. Meistens verbringe ich dann den ganzen Tag im Bett und schaue Fern.
Mit meiner Mutter habe ich mich deshalb auch schon ordentlich in den Haaren. Sie sagt, dass ich faul bin. Aber ich kann mich einfach nicht aufraffen...
In manchen Momenten denke ich, dass sie recht hat. Aber, wenn ich dann wieder einen sehr schlimmen Tag habe, vielleicht viel weine und vor allem über meine Zukunft grüble, denke ich, dass das doch eigentlich nicht normal sein kann.
Nur ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Woran merkt man ob man faul oder depressiv ist?
Mit meiner Familie oder Freunden kann ich darüber nicht sprechen.
Mit meiner Ärztin könnte ich mir das schon eher vorstellen, aber ich wüsste gar nicht was ich sagen sollte, warum ich einen Termin haben möchte...
Wie macht man so was?
Wie kann ich machen, dass diese Versagens- und Zukunftsängste aufhören?
Vielleicht kann mir ja hier jemand helfen. So fühle ich mich nun schon sehr lang und weiß nicht wie es weiter gehen soll...

Ich würde mich sehr über Antworten mit eventuellen Einschätzungen und Ratschlägen freuen.

Liebe Grüße, Eva
makz
Beiträge: 9
Registriert: 10. Nov 2013, 12:24

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von makz »

Hallo Eva,

willkommen hier im Forum. Da noch keiner geantwortet hab, mach ich jetzt den Anfang.

Ich kann sehr gut nachempfinden, wie es Dir geht. Ich war vor knapp einem halben Jahr in der gleichen Situation wie Du jetzt. Ich studierte ebenfalls und als es in die Klausurenphase ging, lief alles schief.

Was mir damals sehr geholfen hat, war ein erstes offenes Gespräch mit meinen Eltern (welche mich ebenfalls für faul hielten, aber als ich ihnen meine Situation ausführlich geschildert habe, sehr offen mit mir umgegangen sind). Deswegen kann ich Dir nur raten unbedingt entweder das Gespräch mit Deinen engsten Vertrauten (oder wenn eben Ärztin) zu führen, denn das kann schon der erste wichtige Schritt sein. Vielleicht auch damit Dir jmd. in den Arsch tritt und sagt: "Komm mach dir jetzt einen Termin beim Therapeuten." Das hat mir zumindest damals geholfen, dass immer jmd. hinter mir her war...

Denn nur der Therapeut kann dir letztendlich eine eindeutige Diagnose geben...

Ich wünsch Dir auf jeden Fall alles Gute für Deinen weiteren Weg.

LG

makz
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von malu60 »

Hallo Eva,willkommen im Forum,falls Du Dich wohlfühlst,im Bett zu liegen und fern zusehen,Unitage verpasst und statt dessen schöne Sachen machst,könntest Du "faul" sein,oder im falschem Studium....
Über Depressive- Gefühle kannst Du im Forum lesen und vielleicht selbst herausfinden,wie Deine Gefühle sind.Das Grübeln und im Bett bleiben gibt schon zu denken....

Beim Hausarzt läßt sich das ansprechen,dass Du Dich unwohl fühlst.Abklären kannst Du es am Besten bei einem Facharzt für Psychiatrie.
Vielleicht kannst Du auch in der Uni eine Beratung bekommen.
Für einen Arzttermin reicht erstmal,dass Du Dich schlecht fühlst,Die Ärztin wird im Gespräch
merken,was zu tun ist.Nicht verstellen und ehrlich sagen,wie Du Dich fühlst und so unsicher bist,was mit Dir los ist.Wünsche Dir,dass Du Dich mal aussprechen kannst,nur Mut malu
Leben ist mehr
Eva1415
Beiträge: 7
Registriert: 13. Jul 2015, 13:14

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von Eva1415 »

Hallo makz,
Vielen Dank für deine Antwort...
Ich spiele mit dem Gedanken mal die Freundin meines Vaters anzusprechen. Sie ist ein sehr ruhiger Mensch und wird mich auf jeden Fall ernst nehmen. Außerdem ist sie Psychologin und kann mir vielleicht direkt einen fachlichen Rat geben.
Bei meinen Eltern weiß ich nicht genau wie ich das Gespräch anfangen sollte. Ich liebe die beiden wirklich sehr. Aber mein Vater hat es nicht so mit "über Gefühle sprechen". Und mit meiner Mutter ist die Situation sehr angespannt. Sie hat selbst viel um den Kopf und eher wenig Zeit mir ernsthaft zuzuhören. Entweder hört sie mir nicht richtig zu oder sie sagt "du hast ja auch keine Zeit mir zuzuhören".

Vor einer richtigen Therapie habe ich eher Angst bzw Bedenken, denn ich möchte Lehrerin werden und sehe durch eine Therapie gegen Depressionen eine Verbeamtung gefährdet, was meine Zukunftsängste natürlich noch mehr verstärkt.

Ich danke dir nochmal ganz herzlich für deine Antwort.

Liebe Grüße, Eva
Eva1415
Beiträge: 7
Registriert: 13. Jul 2015, 13:14

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von Eva1415 »

Also beim Arzt war ich schon wegen starker Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit.
Wurde einmal komplett durchgecheckt und habe körperlich keine besonderen Einschränkungen.
Deshalb hat mich meine Ärztin dann auch auf eine Depression angesprochen. Ich bekam einen dicken Kloß im Hals und musste stark meine Tränen unterdrücken. War ein extrem kkomisches Gefühl.
Aber ich habe versucht zu lächeln und es verneint.
Auch die Nachfrage der Ärztin ob ich mein lachen verloren hätte weiste ich ab. Obwohl das ernst gemeint war, denn gelegentlich habe ich schon zeiten in denen ich lache.

Danke auch dir für eine Antwort malu
makz
Beiträge: 9
Registriert: 10. Nov 2013, 12:24

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von makz »

Dass Du schon einmal deine Ärztin aufgesucht hast, spricht doch schon ganz eindeutig für dich. Wenn Du zu der Freundin deines Vaters ein gesundes Verhältnis hast, dann spricht doch auch nichts gegen ein Gesprächt mit ihr.

Sie wird Dir auf jeden Fall einen Rat geben können. Wenn Du das nicht möchtest, dann scheinst Du mit deiner Ärztin auch einen guten Ansprechpartner zu haben!

Und was deine Verbeamtung gefährend soll; Du schaffst das! In fünf Jahren bist du Verbeamtet und dann kannst Du mich gerne hier quoten :)

Beste Grüße

makz
Eva1415
Beiträge: 7
Registriert: 13. Jul 2015, 13:14

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von Eva1415 »

Ich werde mal schauen ob es sich bald ergibt dass ich mal mit der Freundin meines Vaters ungestört sprechen kann.

Aber möglicherweise sollte ich mich doch nochmal überwinden zu meiner Ärztin zu gehen. Seit ich so im Prüfungsstress bin und einfach nichts auf die Reihe bekomme habe ich an ein paar Körperstellen einen Ausschlag und abends vorm schlafen regelmäßig Kopfschmerzen.
Mal sehen wann sich Zeit und Mut ergibt. Ich fühle mich etwas blöd zur Ärztin zu gehen, da ich letztes mal das Thema so abgewehrt habe.
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von malu60 »

Hallo Eva
Es tut mir leid,wenn mein Posting etwas forsch rüber kam.Ich hatte es nicht so erkannt,dass Du Dich so schlecht fühlst.Entschuldige bitte. (mit dem "Faul,"das hatte mich iritiert :oops:
Ich verstehe jetzt auch,dass die Depression Dir Sorgen machen würde wegen der Verbeamtung.

Trotzdem ist es erstmal wichtig,mit jemandem zu sprechen.Vielleicht hift Dir die Freundin Deines Vaters und Deine Ärztin steht ja auch unter der Schweigepflicht.
Ich hatte Dich so verstanden,als hättest Du Schwierigkeiten einen Termin aus zumachen.
Vielleicht ist es der Druck unter den Dich die Klausur setzt und es ist schön,dass auch Lachen
möglich ist.......Gut,dass Du hier schreibst liebe Grüße malu
Leben ist mehr
Eva1415
Beiträge: 7
Registriert: 13. Jul 2015, 13:14

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von Eva1415 »

Ach kein Ding malu, ich glaub ja manchmal schon selbst dass ich einfach nur faul bin....
Vor allem, wenn man es öfters von der eigenen Mutter hört.
Meine ältere Schwester versucht mich auch ständig davon zu überzeugen mein Studium abzubrechen. Sie sagt ständig dass ich kein Lerntyp bin und zu faul zum studieren.
Natürlich erwartet sie nur dass ich versage... das setzt mich ziemlich unter Druck.
Sie hat in ihrer Ausbildung ständig die besten Noten und ist Klassenbeste. Genau so wie meine Mutter bei ihrer Umschulung in den letzten Monaten.
Ich bin die einzige in meiner Generation in der Familie die es geschafft hat an die Uni zu kommen.
Abgesehen davon dass es mein Traum ist Lehrerin zu werden sollte mich das doch eigentlich motivieren. Stattdessen habe ich nur das Gefühl unter unglaublichem Druck zu stehen. Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen wie meine Zukunft aussehen soll wenn ich jetzt so weiter mache wie bisher.
Habe auch schon nach einem Plan B geschaut. Aber nichts möchte ich mehr als Mathematik und Theologie zu unterrichten.
Was nicht wirklich hilft ist dass die abbrecherquote bei mathe extrem hoch ist. Was mir natürlich jeder ständig und immer wieder sagen muss...

LG Eva
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Hilfe: Depressiv oder Faul? Zukunfts- und Versagensängst

Beitrag von Botus »

Hallo Eva,

auf die Frage "depressiv oder faul" wirst Du in der Realwelt immer unterschiedliche Antworten erhalten. Die Antwort, die Du dort bekommst, hängt aus meiner Sicht nicht von den Kompetenzen oder der Empathie des Gesprächspartners ab, sondern vielmehr von der Frage, ob der jeweilige Gesprächspartner sich täglich buchstäblich zur Arbeit aufraffen muss oder nicht. Je weniger das der Fall ist, desto größer wird sein Verständnis sein (und umgekehrt).

Bei dem Berufswunsch würde ich raten, einen Blick auf die Zahlen zu werfen. In Hamburg scheiden beispielsweise 9 von 10 Lehrern wegen psychischer Probleme vorzeitig aus dem Schuldienst aus. Das ist aus meiner Sicht kein gutes Omen, wenn bereits im Studium Probleme bestehen. Vielleicht gibt es ja noch andere berufliche Perspektiven.

Das Ding mit "Klassenbeste" & "besten Noten" solltest Du nicht überbewerten. Für die Mehrheit der heutigen Studienabsolventen führt dieser Trugschluß dazu, dass sie prompt in ein Loch fallen, sobald die Schule zu Ende ist. Im realen Leben wird nämlich anders bewertet. So müssen die meisten nach dem Studium in atypische Beschäftigungsverhältnisse ausweichen oder sie erwartet ein unbezahltes Praktikum nach dem nächsten.

Wenn die Existenz gesichert ist und die Möglichkeit besteht, ganz in Ruhe zu studieren, egal ob schnell oder langsam, würde ich mich an Deiner Stelle nicht unter Druck setzen, sondern diese Zeit genießen. Die Gelegenheit, an manchen Tagen gar nichts machen zu müssen, kommt vielleicht nie wieder.

Liebe Grüße vom Dobi
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