Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

zicke
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von zicke »

Danke Dr. Niedermeier
AF
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Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von AF »

Hallo Zicke
sorry wenn ich etwas falsch geschrieben habe, mir ging es nur um den Absatz, daß Depressionen nicht heilbar sind.
Ich selber hatte schon oft Depressionen und beschäftige mich seit über 10 Jahren damit.
Gruß
Theo
zicke
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von zicke »

Hallo Theo,
ist in Ordnung. Ich denke der Doc hat es gut beschrieben. Ich denke bei mir auch, das ich mit der Depression leben muß, selbst wenn sie zur Zeit nicht akut ist.

Gruß zicke
Greta
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Greta »

Hallo Captain,
ich habe in Seesen (Schildautal-Klinik) genau die Erfahrungen gemacht.Alles überbelegt und keiner hatte Zeit. Hoffe ich und alle Anderen im Forum enden so toll wie Zicke!!!
Grüße von Greta.
Xenia
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Xenia »

Hallo Winnie,

habe gerade weiter oben gelesen, wie es für Dich in Bad Grönenbach war. Ich habe mich auch schon gefragt, woher diese Klinik ihren guten Ruf - zumindest in der Borderline-Therapie - hat... Ich habe während meiner stat. Aufenthalte in der Psychiatrie zwei Mitpatientinnen kennengelernt, die mir ähnliches erzählt haben wie Du - gerade diese Erziehungsmethoden und die schlechte therapeutische Begleitung, am Anfang Kontaktsperre usw. Muß ja echt ein übler Schuppen sein, zumindest für Leute, die ein echtes und schwerwiegendes Problem haben.

Wie lautet eigentlich Deine Diagnose? Hast Du eine PTSD?

Liebe Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
winnie
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von winnie »

Liebe Xenia,

nein, bin keine Borderlinerin (zumindest wurde sowas bei mir noch nie angesprochen).
Diagnose - hm, wenn man da bloß immer was Genaues gesagt bekäme... Das Genaueste, was ich weiß ist "Schwere Depression mit psychosomatischen Erscheinungen". Alle weiteren Details sind Selbstdiagnose, da eigentlich nie jemand wirklich wissen wollte, wie mein Leben bisher aussah.

Wegen Grönenbach - klar gibt es sicherlich ehemalige Patienten, die davon profitiert haben und sich gerne dran erinnern.
Und ich will auch gar nicht alles nur auf die Klinik schieben, wahrscheinlich war ich persönlich dort einfach verkehrt.
Aber Fakt war wirklich so, daß man dort sehr lässig mit wirklich schweren Problemen umging. Ich habe Situationen miterlebt, wo schwersttraumatisierte Mißbrauchsopfer gezwungen wurden, sich "gefälligst mal zusammenzureißen" (sie taumelten dann dreiviertels katatonisch umher, wagten aus Angst, man würde die Drohung wahrmachen, sie in die Psychiatrie einweisen lassen, keinen Widerstand mehr - im Bericht stand dann hinterher, sie hätten sich geweigert, am Therapieprogramm teilzunehmen... Welchem Therapieprogramm...???) Ich habe zugesehen, wie man Patienten mit schweren Bandscheibenschäden ihre Schmerzmedikamente "entzog" (Das müsse so sein!), ohne ihnen irgendeine Alternative anzubieten - was ohnehin nicht ging: eine Ärztin mit 6 Stunden Sprechzeit pro Woche (!!!) für ca. 100 Patienten...
Ich habe erlebt, wie Patienten mit wirklich heftigen Selbstwertproblemen bis hin zur Suizidgefährdung in jeder Gruppenstunde verhöhnt und niedergemacht wurden (obwohl sie wirklich rührend bereit waren, mitzuarbeiten!)
Gut, ich hatte wohl auch noch das zusätzliche Pech, in einer Gruppe zu landen, wo der Therapeut vermutlich noch vom alten Sigmund persönlich ausgebildet worden war, und seine Methoden waren noch einen Schlag geschmacksabhängiger als das Hauskonzept ansonsten.
Aber ich kann nur sagen, daß bei mir ein ziemlich bitteres Gefühl zurückblieb. Denn immerhin bin ich damals im Mai in diese Klinik, weil ich hoffte, dort Hilfe zu bekommen. Raus kam ich dann 10 Wochen später mit dem Gefühl, ich sei nichts als ein Haufen Dreck - neurotisch, untherapierbar, unsympathisch, sozial unfähig, völlig verkehrt in allem, und außerdem an allem selbst schuld.
Und irgendwie kann's das doch nicht sein.
Inzwischen hab ich gottlob wieder etwas Abstand zu dem Ganzen. Aber eine wirklich Hilfe war mir diese Reha wirklich nicht. Im Gegenteil, ich darf froh sein, wenn ich nicht noch ein paar Knackse mehr mit heimgebracht habe.
Ja, die "Gemeinschaft 3", die Abteilung mit den Persönlichkeitsstörungen, Borderliner usw. - dort muß es noch heftiger haben. Dort waren die "Erziehungsmethoden" noch ein paar Grade derber, wie ich mitgekriegt hab. Wobei es mir im Haus 2 schon gereicht hat. Das, was Frank übrigens erzählte, was er alles dort an tollen Dingen machen konnte - tja, wenn ich sowas mal hätte machen dürfen! Aber der Seniortherapeut hatte mich ja gleich zu Anfang als "Sucht" abgestempelt, und damit war mein "Therapieprogramm" kaum mehr als eine Stunde Suchtgruppe in der Woche.

So, jetzt laß ich's aber erst mal, sonst reg ich mich bloß wieder auf.

Ich wünsch Dir was, Xenia, ich hab gesehen, daß Du wieder sehr kämpfst im Moment. Halt durch!

Gute Nacht und lieben Gruß,
Winnie
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Nico Niedermeier »

Jetzt mal bei aller Liebe Winnie..
ich kenne ne Menge Leute die in Grönenbach waren..z.T. mit gutem Erfolg und z.T mit weniger gutem Erfolg...aber das was Sie hier schreiben und vor allem wie Sie es schreiben..ist schon etwas sehr strange..
Dr. Niedermeier
winnie
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von winnie »

Hallo Doc,

glaub ich gern, daß viele anderes erzählen würden. Ich hab ja dazu geschrieben, daß ich vielleicht auch noch besonders Pech hatte. Aber ich bin nicht die einzige, die mit diesen Erfahrungen heimfuhr, das versichere ich Ihnen. Ich habe nämlich in keiner Weise übertrieben. Ich könnte Ihnen exakte Namen nennen für die Beispiele, die ich beschrieb. Und ich mag zwar depressiv sein, aber nicht bekloppt.
Im übrigen möchte ich noch anfügen, daß ich in der Zeit, wo ich in Grönenbach war, mehrmals Situationen miterlebte, wo Patienten sich über die Methoden und die "Hilfe", die sie dort nicht erhielten, aufregten - und deshalb schweren Ärger mit dem Therapeutenteam bekamen, vor's "Tribunal" zitiert und mit Rauswurf oder Einweisung in die Psychiatrie bedroht wurden.

Des weiteren hab ich meinen Bericht gelesen, wie er hinterher an den behandelnden Arzt ging. Und da standen Sachen drin, die mir die Haare zu Berge stehen ließen. Wenn ich all das, was man mir angeblich als Therapie (psychisch wie physisch) zukommen gelassen hatte, tatsächlich erhalten hätte, wäre ich vermutlich gesund. Und die Formulierungen, die da zum Teil benutzt wurden - mein Therapeut sagte dazu, daß er das als blanke Unverschämtheit betrachte.

Ich weiß, es hört sich unglaubwürdig an, deswegen werde ich da jetzt auch nichts weiter sagen. Denn Patienten haben leider dort wie hier sowieso keine Chance, daß ihnen geglaubt wird - immerhin sind wir ja "seelisch krank" und leiden wahrscheinlich unter einer "verschobenen Wahrnehmung".

Wie gesagt, meine persönliche Erfahrung.
Aber die darf ich auch äußern. Dachte ich zumindest.

Nichts für ungut, und Gruß!
Winnie
zicke
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von zicke »

Hallo Winnie,
ich glaube dir, das du all das erlebt hast, und ich denke auch nicht das du unter einer verschobenen Wahrnehmung leidest.
Aber es ist ja sooooo einfach für andere, sich darauf auszuruhen. Wenn man jetzt nicht mehr der Meinung anderer ist, oder es sogar wagt sich gegen etwas aufzulehnen...kommt "na ja die ist ja psychisch krank." Damit habe ich auch zu kämpfen und merke immer mehr, dass man nicht dagegen ankommt. Einzig allein Menschen die mich kennenlernen, ohne von meiner Krankheit zu wissen, nehmen mich ernst und akzeptieren meine Meinung.
Traurig...aber wohl nicht zu ändern. Wenn jemand mich nur auf meine Krankheit reduziert, ich rechtfertige und erkläre nicht mehr. Für mich hat sich jedes Gespräch erledigt.
Liebe Winnie, ich wünsche dir einen schönen 1. Advent
liebe Grüße zicke
winnie
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von winnie »

Liebe Zicke,

danke, damit hast Du genau das ausgedrückt, was ich empfand, als ich das Posting vom Doc las. Es hat mich sehr traurig gemacht. Weil ich damit wieder gezeigt bekam, wie allein man da steht mit und in dieser Krankheit.

Auch Dir einen schönen Tag und alles Liebe,
Winnie
Xenia
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Xenia »

Lieber Herr Dr. Niedermeier,

so strange wie Winnie Grönenbach beschrieben hat, ist es wohl tatsächlich! Die beiden Mitpatientinnen, die in der hiesigen Psychiatrie unabhängig voneinander kennengelernt haben, haben mir da was sehr ähnliches erzählt. Auch was den Umgang mit Retraumatisierungen bzw. dissoziativen Zuständen betrifft. Leider weiß ich nicht mehr, wie in Grönenbach mit selbstverletzendem Verhalten umggegangen wird. Ich erinnere mich jedoch, daß mir die Haare zu Berge standen, als die beiden mir davon erzählten. Und ich meine auch, gehört zu haben, daß man in Grönenbach leicht zu den Süchtigen "gehört" und dann in der Therapie der Fokus auf das vermeintlich vorhandene Suchtproblem gesetzt wird...

Ich habe ähnlich negative Erfahrungen übrigens auch im Internet auf irgendwelchen Borderline-Seiten gelesen.

Herzliche Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




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winnie
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von winnie »

Liebe Xenia,

ich kann Dir erzählen, wie in meinem Fall mit selbstverletzendem Verhalten umgegangen wurde.
Ich hatte (ehrlich wie ich bin) beim Aufnahmegespräch erzählt, daß ich mich während meiner schlimmsten Depressionsphasen ab und zu mit Alkohol oder Beruhigungstabletten narkotisiert hatte. Deswegen wurde mir "selbstzerstörerisches Verhalten" attestiert (und deswegen hat man mich auch als "Sucht" eingestuft - daß ich von meinen bis dahin 38 Lebensjahren 37 1/2 niemals getrunken oder Tabletten genommen hatte, fiel unter den Tisch).
Dann geschah es, daß ich an einem Tag in Grönenbach einen ziemlichen Absturz hatte - es war einiges passiert, was mich sehr niederklopfte, und ich war ziemlich übel drauf. (In die Pflege wollte ich nicht gehen, da sie mich dort schon mal in einer ähnlichen Situation ziemlich rüde rausgeschmissen hatten, so nach dem Motto "Was sollen wir denn da tun?") Ich bin dann in mein Zimmer, um ein paar Takte zu heulen - und saß dann dort mit der Tablettenschachtel in der Hand und überlegte, ob ich, oder ob ich nicht. Und ich entschied mich, es NICHT zu tun. Das Tief diesmal OHNE Narkose durchzustehen.
Und am nächsten Tag hab ich dann - laut Vereinbarung, und weil die Winnie ja so blöd ist, sich an Vereinbarungen zu halten - genau das in der Gruppenstunde erzählt. Daß ich überlegt hatte, selbstzerstörerisches Verhalten zu tun, und mich dann entschloß, es NICHT zu tun.
Reaktion des Therapeuten: Er warf mich aus dem Zimmer. Sagte, ich solle für den Rest des Tages in Klausur gehen und darüber nachdenken, warum ich keine Hilfe geholt hätte. Und bitte einen 1 1/2seitigen Bericht darüber abfassen und in sein Fach legen.
Ich hab erst gedacht, das könne doch nicht sein. Die anderen in der Gruppe bestürmten mich, mich zu wehren, sagten, das hätte er bestimmt nur gesagt, damit ich endlich lernte, mich gegen sowas zu behaupten. Also ich im Zimmer geblieben und dagegen protestiert. Die Folge war, daß er mich dann noch ein zweites Mal, und zwar absolut kalt, des Raumes verwies. Ich versuchte noch zu erklären, was dieser Rausschmiß für mich bedeutete - immerhin hatte ich meine gesamte Kindheit hindurch sowas seitens meiner Eltern erlebt ("Hau ab, geh mir aus den Augen, ich will dich nicht mehr sehen, und sieh zu, daß du erst mal lernst, dich anständig zu benehmen...!) Zwecklos, er hörte mir nicht mal mehr zu.

Dazu muß ich sagen, es war ein Freitag.
Die Therapeuten machen Freitag nachmittag Feierabend bis Montag früh. Es hat lediglich ein einziger telefonische Notrufbereitschaft, für 150 Patienten.

Ich weiß nicht mehr, wie ich diesen Tag überstanden hatte. Ja, ich hab den Bericht geschrieben, und ausführlich erklärt, warum und wieso. Und auch nochmal reingeschrieben, was diese Klausur für mich bedeutete. Den Rest des Tages - ich weiß es nicht mehr. Ich lag im Bett, hab nur noch gezittert, ich hörte meine Eltern, ich sah mein Zimmer von früher, ich wußte nicht mehr, wo ich war und wer ich war.
Und kein Mensch guckte nach mir.
Später hab ich erfahren, daß der Therapeut den anderen in der Gruppe gesagt hatte, er selbst würde nochmal nach mir gucken - deswegen kam dann auch keiner von den anderen. Aber auch der Therapeut kam nicht.
Es wurde Freitag abend, ich war halbtot, konnte weder essen noch sonstwas.
Am Samstag dann holten mich zwei Mitpatientinnen aus meinem Zimmer raus, waren entsetzt über meinen Zustand - ich war immer noch nur am Zittern, am Kotzen und am Heulen - aber an einem Samstag war kaum jemand im Haus, um mit mir zu reden. Die meisten anderen waren auf Ausflügen, Therapeuten waren keine im Haus. Und die zwei oder drei Mitpatienten, die ich dann noch vorfand, sagten alle nach einer Weile, ich solle ihnen nicht böse sein, aber das überfordere sie, da bräuchte ich fachliche Hilfe.
Abends hab ich mich dann durchgerungen, doch in die Pflege zu gehen und um Hilfe zu bitten, damit ich wenigstens irgendwie aufhörte zu zittern und kotzen. Mit dem Ergebnis, daß die Schwester mich kurz abfertigte: "Da kann ich dir nicht helfen, das mußt du am Montag mit dem Therapeuten klären." Und draußen war ich.

Und als ich das dann später mit dem Therapeuten klären wollte, wurde er pampig und beschuldigte mich, ich wolle da wohl einen persönlichen Konflikt mit ihm inszenieren. (Obwohl ich ihm klar und deutlich sagte, daß es mir darum ging, was diese "Strafe" bei mir ausgelöst hatte, und nicht darum, daß ich seine disziplinarischen Maßnahmen an sich in Frage stellte!)

Übrigens, bei diesen Tabletten handelte es sich nicht um Benzos, sondern um Vivinox Einschlaftabletten. Die kriegt man in jeder Apotheke. Und das wußte er.

So, jetzt bin ich wieder total aufgewühlt, ich hör deshalb jetzt auf. Vor allem auch deshalb, weil solche Berichte hier wahrscheinlich keiner lesen will.

Lieben Gruß von Winnie
Caroline1
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Caroline1 »

Leider reicht es ja nicht, mal kurz irgendwo in die nächste Klinik eingewiesen zu werden, die sozusagen mal einen Platz frei hat. Wenn das Konzept einer Klinik XY für einen bestimmten Patienten nichts taugt, so kommt im besten Fall gar nichts dabei heraus. Im schlimmsten Fall wird ein sehr viel kränkerer oder traumatisierterer Mensch entlassen, um nicht zu sagen abgeschoben nach draußen. Wenn das Konzept hingegen paßt, steht einer erfolgreichen Therapie ja schon sehr viel weniger im Wege, und daher gibt es sicher Patienten, die gesünder werden im Laufe eines Klinkaufenthaltes. Soviel zur Statistik.....

Ja Winnie, und auch wenn dein Neurologe "viel mit dieser Klinik zusammen arbeitet" und zum Teil auch gute Gründe haben mag, dich ausgerechnet dorthin zu überweisen (wobei ein "mit dieser Klinik hab ich schon sehr viel gute Erfahrungen gemacht" es manchmal auch sehr einfach für einen Arzt macht, nebenbei bemerkt), so kann das noch immer grundfalsch für dich sein, wie leider geschehen

Ich habe meinen eigenen Klinikaufenthalt (nicht in Grönenbach) für mich persönlich als sehr bereichernd erlebt. Ich bekam aber auch mit, dass es für andere Mitpatienten überhaupt nicht so war, dass die schlicht und einfach an einem für sie völlig ungeeigneten Ort waren, und dementsprechend auch mit ihnen umgegangen wurde. Wehrten sie sich, wurden sie mit sehr zweifelhaften Methoden "in ihre Schranken verwiesen", und das einzige, was denen ein ganz klein wenig half, war eine gewisse Solidarität unter den Mitpatienten.

Das wollte ich jetzt auch zu diesem Thema mal gesagt haben.

An euch alle hier liebe Grüße ( ich hoffe, sie schaffen es durch den Nebel )

Caroline
Emily
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Emily »

Liebe Winnie,

ich habe lange überlegt, was ich dir sagen soll zu deinen Erfahrungen. Vielleicht nur soviel: Lass dich nicht entmutigen. Es ist sehr wichtig, darüber zu reden. Man muss diese Erlebnisse irgendwie verarbeiten, und Schweigen ist nach meiner Erfahrung kein Weg, der dabei viel hilft. Und dass deine Erlebnisse hier keinen interessieren, stimmt nicht.

Liebe Grüße von einer sehr Interessierten.
Xenia
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Xenia »

Liebe Winnie,

was soll ich dazu sagen? Ich habe leider eine ähnlich schlechte Erfahrung gemacht in einer psychosomatischen Klinik (Klinik Kinzigtal in Gengenbach). Gerade was die Betreuung außerhalb der üblichen Geschäftszeiten betraf, was man sio ziemlich auf sich allein gestellt. Ich war auf einer Station mit 10 Betten (glaube ich) und es gab 1 (!) Stationsschwester, die aber nur von 08.00 Uhr bis 16.00 Uhr da war, also zu Zeiten, in denen man sowieso meistens beschäftigt war. Es gab zwar nach 17.00 Uhr einen Bereitschaftsdienst, 2 Pflegekräfte für insgesamt 150 Betten und 1 BEreitschaftsarzt.... Ich habe mich des öfteren gefragt, was die wohl machen, wenn vier Patienten auf einmal die absolute Krise schieben...

Die Klinik hat damals noch tiefenpsychologisch fundiert gearbeitet. Ich kam dorthin mit einer schweren Depression und meinen Traumata, die ich bis dahin aber irgendwo sicher abgespeichert hatte. Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie hat bei mir bewirkt, daß buchstäblich über Nacht alles, was mir jemals passiert war, wieder in meinem Kopf war. Mir ging es immer schlechter, das haben die doch mitkriegen müssen! Aber es wurde immer weiter "aufdeckend" gearbeitet. ALs ich entlassen werden sollte, fragte ich meinen Therapeuten, wie ich jetzt damit weiterleben soll und ihm fiel nichts besseres ein, als mir zu sagen: "indem Sie es immer und immer wieder durchleben" Toll, dachte ich. Man muß dazu sagen, daß mein ambulanter Therapeut die Therapie abgebrochen hat, als er den Arztbrief von dieser Klinik gelesen hätte. Er sagte, daß er nicht gewußt hat, daß ich so viel schlimmes erlebt habe und daß er sich das nicht zutraut. Er ist Verhaltenstherapeut und ich sei seiner Meinung nach ein Fall für die Psychoanalyse. Da stand ich also, super-retraumatisiert und ohne ambulante Therapie.. Mein Nervenarzt hat mir dann eine Analytikerin besorgt, bei der ich auch drei oder vier Termine hatte. Am letzten Termin sagte sie: Sie sind nicht nur das Opfer, sie sind genauso Täterin". Dieser Satz war dann wirklich zuviel für mich. Ich ging nach Hause, wußte überhaupt nicht mehr, wo mir der Kopf steht und nahm eine Überdosis Tabletten. Ich konnte mir ein Leben einfach nicht mehr vorstellen, wenn ich Täterin sein sollte. Sie hat diesen Satz gebracht als wir darüber gesprochen haben, daß ich in meinen stationären Therapeuten verliebt war und er sich nicht abgrenzen konnte.

Ich habe ein wahnsinniges Glück gehabt, daß ich mir das Leben nehmen wollte. Hört sich seltsam an, ist aber so: nachdem ich aus der Medizinischen Klinik in die Psychiatrie gebracht wurde, hat sich ein Arzt mal richtig Zeit für mich genommen, eine gescheite Diagnostik gemacht und mich an ein Therapieprogramm verwiesen, das mir helfen würde. Letztendlich hat mir das Therapieprogramm auch nicht wirklich richtig geholfen, aber ich bin dadurch in die richtige Behandlung gerutscht. Meine Ex-Therapeutin findet, daß ich in der Klinik und vor allem von dem Therapeuten völlig falsch behandelt wurde.... Toll, das hat mir viele Jahre Krankheit beschert. Aber ich will nach vorne sehen...

Ich verstehe nicht, warum solche Kliniken nicht zugeben, wenn der Patient nicht ins Konzept paßt und dann eben auch die Konsequenz zieht, einen solchen Patienten zu verlegen oder zu entlassen. Das ist das gute an nicht-privaten Kliniken, die sind nicht auf Patienten angewiesen, die besonders lange dableiben.

Da komme ich dann schon ins Grübeln, ob solche Kliniken nur einen Gedanken an den individuellen Patienten verschwenden. Oder ob nur das Geld zählt?! Wenn das so ist: arme Gesellschaft...

Für mich ist jedoch eines klar: ich würde nie mehr in eine psychosomatische Klinik gehen, um richtig Therapie zu machen. Wenn es mir nicht so besonders gut geht und ich mal raus will, dann könnte ich mir vorstellen, noch einmal in eine psychosomatische Klinik zu gehen. Aber dann steht von vornherein fest, über welche Themen nicht gesprochen werden wird.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, daß man als Mensch, der an einer psychischen Erkrankung leidet, in einer Psychiatrie viel besser aufgehoben ist. Schon allein aufgrund der viel intensiveren Betreuung, nicht nur durch Ärzte oder Psychologen, sondern auch durch Pflegekräfte, die wissen, wovon sie sprechen. Und natürlich nicht zu vergessen die Sozialarbeiter, die vieles für mich schon getan haben. Ich habe das Gefühl, daß in der Psychiatrie die Angestellten viel besser ausgebildet sind und viel mehr Erfahrungen haben auch mit Schwerstdepressiven. Denn ich glaube, daß in psychosomatischen Kliniken der Schwerpunkt auf den psychosomatischen Erkrankungen liegt, wie Z.B. Morbus Crohn oder so.

Aber daß die Dir sozusagen einfach Zimmerarrest gegeben haben und Dich dann Deinem Schicksal überlassen haben, finde ich unerhört! Ich meine, Du hättest weiß Gott was machen können!

Wütende Grüße, Xenia

P.S. Warst Du danach nochmal in irgendeiner Klinik?
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
amadea1666
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von amadea1666 »

Hallo Thomas,

ja, das ist dir Frage: Hilft ein Klinikaufenthalt? Ich kann dir nur sagen, daß er mir sehr geholfen hat. Obwohl ich das in meinen schlimmsten depressiven Phasen nicht gerade meine Empfinden war.

Nach einer langen manischen Phase, war ich sehr depressiv. War lange auf geschlossenen Stationen. Ich kann nur sagen, versuch dir helfen zu lassen. Sei es durch Gespräche oder auch durch Gespräche und zusätzliche Medikation.

Es hört sich immer so blöd an, wenn man sagt, daß es seine Zeit dauern wird. Aber es stimmt einfach, du mußt dir viel Zeit lassen. Irgendwann wird es besser. Sprich mit Mitpatienten, sei ehrlich, wenn du Suizidgedanken hast. Dann wird man dir helfen können.

Ich hatte auch schon angefangen, mich aufzugeben. Aber mein Vater und meine Freunde waren immer für mich da. Du mußt einfach versuchen, mit anderes zu sprechen. Ich weiß, das ist ja gerade das Schwierige. Man hat auch nicht so die Lust, weiß nicht über was man reden soll. Ich bin viel rausgelaufen, lange Spaziergänge, Arbeitstherapie, Entspannungstherapie....Das sind ja alles Sachen, die dir geboten werden. Vielleicht reicht es ja bei dir schon, wenn du eine Tagesklinik besuchst.

All diese Entscheidungen kannst aber nur du treffen. Wenn du mal jemanden zum Austausch brauchst, schreib doch an mich amadea7033@gmx.de.

Ich wünsche dir alles Gute und gib nicht auf. Das Leben ist lebenswert.

Sei ganz lieb gegrüßt, Nicole
zicke
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von zicke »

Liebe Winnie, ich bin total entsetzt wenn ich deine und auch die schlechten Erfahrungen von den anderen lese. Es scheint das ich mit meiner klinik wirklich Glück hatte, und ich dachte es wäre überall so.

Liebe Winnie, auch ich habe getrunken in der schlimmsten Zeit meines Lebens. Das habe ich auch in der Klinik offen gesagt, aber die dortigen Ärzte unf Therapeuten haben verstanden warum ich getrunken habe und das ich kein Alkoholproblem habe.

Liebe Winnie, lass dich nicht entmutigen bitte. Es sind nicht alle Kliniken so wie die in der du warst. Es wird sicher schwer für dich nochmals einen Klinikaufenthalt in Betracht zu ziehen, weil man aus Angst das so was nochmal passiert lieber die Finger davon läßt.
Süße ich bin der Beweis das es gute Kliniken gibt.
Ich möchte dir und jedem Mut machen, aber auch gleichzeitig betonen, das ich mich nicht als geheilt fühle. Es gibt bei mir auch immer wieder dunkle Tage, aber keine schwarzen Löcher mehr. Und ich muß jeden Tag an mir und mit mir arbeiten. Aber ich weiß jetzt worauf ich achten muß und wie ich mit der krankheit umgehen kann und vor allem leben kann.
Liebe Grüße zicke
C.
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Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von C. »

Liebe Winnie,

"Weil ich damit wieder gezeigt bekam, wie allein man da steht mit und in dieser Krankheit"
Du stehst aber mit diesen Erfahrungen nicht allein. Auch wenn das sicher kein grosser Trost ist.
Und es gibt Leute, die dir da zuhören wollen, wenn du darüber reden magst, wenn dir das gut tut. Auch wenn ich nicht sehr viel dazu sagen kann, zum einen weil's mir einfach die Sprache verschlägt, zum anderen weil ich meine Efahrungen in solche Richtungen z.Zt. nicht erzählen möchte weil es mir grad nicht gut tut zu vieles auf einmal aus meinen eigenen tiefen hochzurühren..

Ich habe auch den Eindruck, dass es leider so einige "Institutionen" oder Fachleute gibt, die mit dem Problem Retraumatisierung nicht besonders gut umgehen (können?).

"So, jetzt bin ich wieder total aufgewühlt, ich hör deshalb jetzt auf."
Ja, wenn es dir mehr nicht-gut tut als hilft, dann hör auf.

Allgemein finde ich es sehr wichtig, auch die Möglichkeit zu haben, über so schlimme Erfahrungen reden zu können! Und dann eben nicht "abgebügelt" zu werden.

Das "Leiden und Schweigen" tut mir jedenfalls oft nicht gut, ganz "unverständlicherweise" rutsche ich dann meist noch tiefer rein in die Depression. Das Erinnern tut auch oft nicht gut, aber genau das möchte ich lernen, zu entscheiden wann was guttuend und mir möglich ist - und damit dann auch ernstgenommen werden.

liebe Grüsse,
Clara
winnie
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Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von winnie »

Danke für Eure ermutigenden Beiträge!
Ja, es ist schwierig, über solche Erfahrungen zu reden, deshalb hab ich mich da bisher auch immer sehr bedeckt gehalten, obwohl ich jetzt schon wieder seit 4 Monaten zu Hause bin. Denn man kaut ja nicht nur an seiner Retraumatisierung - es ist ja auch das, daß man völlig verunsichert wurde. Man zweifelt an sich und an allem, was man tut und getan hat, und verliert jedes Maß, was ok war und was nicht. Und man hatte sich so viel von diesem Klinikaufenthalt erhofft, und nun hat man das Gefühl, als sei die letzte Chance vorüber.

Ich glaube auch nicht, daß ich nochmal in so eine Klinik gehen werde. Übrigens, Xenia, was das Psychosomatische angeht: ich bin ja eigentlich in diese psychosomatische Klinik, weil ich ziemliche psychosomatische Symptome hab. Ich kann seit einem Jahr nicht mehr richtig laufen, und keiner konnte mir bisher helfen. Und wenn Du vermutest, daß wenigstens das in Grönenbach thematisiert wurde - Pfeifendeckel. In 10 Wochen zum Beispiel nicht ein einziges Mal Physiotherapie. Der Orthopäde hatte mir einen Brief mitgegeben, wo drinstand, Massagen dringend empfohlen. Tja, aber für Winnie war das in Grönenbach natürlich Unsinn. Man schickte mich für zwei Stunden in die "MassageGRUPPE" - dort lernt man, wie man einen Partner richtig massieren kann. TOLL, davon hab ich was als Alleinstehende! Und selbst wenn ich jemanden hätte, wüßte der deswegen trotzdem immer noch nicht, wie er meine Beine wieder hinkriegen sollte... Und das einzige, was mir wirklich was gebracht hätte, wäre Aquatraining gewesen. Aber leiderleider fand das immer genau dann statt, wenn unsere Gemeinschaft "Komitee" hatte. Hinz und Kunz erhielt zwar Befreiung vom Komitee, wegen irgendwelcher Pflenz, aber Winnie wegen Aquatraining natürlich nicht. Pech eben für Winnie... Tja, und das Ende vom Lied war, daß ich ab der 5. Woche mit Krücken rumhumpelte. Und ab und zu abgezählt eine Voltaren statt Krankengymnastik.

Ja, es wühlt mich sehr auf, Clara,
Aber andererseits tut es auch mal gut, es rauslassen zu können.

Danke!

Lieben Gruß von Winnie

P.S.: Im Bericht an die BFA stand dann übrigens drin, daß ich am Aquatraining teilgenommen hätte...
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Captain Kirk »

Hallo Dr. Niedermeier,

ich möchte etwas zu Ihrem Posting an Winnie sagen.

Ich erlebe Sie hier im Forum als sehr engagierten und sorgfältigen Arzt. Sie arbeiten wahrscheinlich mit ebenso freundlichen engagierten Ärzten und Therapeuten zusammen und haben so den Eindruck, dass das überall so ist.

Ist es aber nicht!

Ich habe hier auch schon einige Geschichten über erlebnisse in der Psychosomatischen Klinik und bei Ärzten zum Besten gegeben, die unter der Rubrik STRANGE verbucht werden können. Es sieht in der Realität leider so aus, dass ziemlich viele üble Dinge passieren, die so ungeheuerlich sind, dass man sie wirklich nur noch als strange bezeichnen kann. Aber dies dem Boten dieser Geschichten anzukreiden ist ein Fehler.

Gruß
c.
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ich leide seit 03/2003 unter schweren Depressionen.....

Beitrag von Emily »

Hallo Captain,

heute mittag habe ich vergeblich nach den passenden Worten gesucht. Du hast sie gefunden. Danke!

Ich kenne die genannte Klinik zwar nicht, aber ich finde auch, dass es möglich sein muss, seine negativen Erfahrungen in einem solchen Forum mitteilen zu dürfen, sofern man das denn möchte. Niemand wird bestreiten, dass andere Patienten vielleicht ganz andere Erfahrungen gemacht haben in der gleichen Klinik. Das hebt aber die eigenen negativen Erfahrungen nicht auf. Die Empfindungen, die man bei solchen Erfahrungen durchlebt, wünscht man seinem ärgsten Feind nicht.... Romane könnte ich schreiben....

Emily.
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