Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Lieber Walter, liebe Sonnenblume!

@w-j-m :
Ich wünsche dir lieber Walter, dass deine Erschöpfung nur von kurzer Dauer ist.
Deine Angst bzgl. einer eventuellen längeren Episode kann ich vollends nachvollziehen.
Du hast mir in deinen Zeilen immer Hoffnung und Zuversicht vermittelt und das möchte ich jetzt auch tun. Es wird besser, auch wenn wir manchmal einen längeren Atem benötigen.
Ich wünsche uns beiden viel Mut mit dieser Angst fertig zu werden.
Am besten tust du jetzt etwas was dir gut tut.

@Sonnenblume:
Über deinen Vorschlag mit der Tagesklinik habe ich auch nachgedacht. Vor einer Woche hat mein Psychiater dieses für mich abgelehnt, weil ich es noch nicht schaffen würde.
Auf jeden Fall wäre es eine Option für mich, um nicht völlig aus meinem Alltag gerissen zu werden.

Viele Grüße
bibo
w-j-l
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von w-j-l »

Hallo,
es geht mir seit einigen Tagen nicht so gut. - Ich habe Gelenkschmerzen, fühle mich matt und antriebsarm, - schwach. Am liebsten würde ich nur schlafen. Fühle mich auch entsprechend müde. Ich hoffe sehr, dass ich es am Sonntag schaffe, eine liebe, längere Freundin zu besuchen, wir haben uns lange nicht mehr sehen können. Daher wäre es sehr schade, wenn ich ihr absagen müsste. - Mein Kopf ist sehr leer, möchte gerne irgendwas machen, aber es geht einfach nicht. Habe jetzt lange Ruhe gehabt, vor meiner Depression und jetzt scheint doch wieder eine Phase zu kommen, die sich nicht gut anfühlt, mich ratlos macht. - Hier, in Frankfurt a. M., scheint zwar die Sonne, aber sie erreicht mich, meine Seele nicht. Hoffe sehr, dass sie es bald wieder schafft.
Grüße
w-j-l
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Meister Eckhart (1260 - 1327), deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner
malu60
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von malu60 »

Hallo,lieber w-j-l
Ich wollte Dir ein bisschen Mut und Geduld schicken.Hab meist nur gelesen .
Dabei hast Du soviel Anteilnahme und gute Gedanken ins Forum gebracht.
Jetzt sollst Du wissen,das ich Dir gute Besserungswünsche schicke.
Vielleicht wird es ein schönes Treffen mit der Freundin,was Dich etwas rausholt aus
der Lethargie......Gute Wünsche und Ostergrüße von Malu
Leben ist mehr
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo!

Nun bin ich schon 6 Wochen arbeitsunfähig und fühle mich weit entfernt davon wieder meine Arbeit aufzunehmen.
Immer noch ermüde ich sehr schnell und je länger diese Phase andauert, desto trauriger und unzufriedener werde ich.
Letzte Woche habe ich Kontakt zu meiner Psychologin aufgenommen. Wie es so ist hat sie erst in fast 4 Wochen einen Termin. Wie es dann weitergeht kann sie natürlich nicht sagen, da sie auch keinen Therapieplatz in absehbarer Zeit hat.
Ich versuche die Situation anzunehmen und an meiner Geduld zu arbeiten.
Lieber Walter, wie geht es Dir?

Viele Grüße
bibo
malu60
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von malu60 »

Liebe Bibo,
Auch ich bin seit Anfang des Jahres in einem Tief.Kann daher gut nachempfinden,dass die Geduld
auch in Trauer und Verzweiflung umschlagen kann.Halte weiter durch,denn wir wissen ja,dass es
immer besser geworden ist.Der Therapeuten- Termin ist wenigstens gemacht und bis dahin erreicht ja vielleicht die Frühlingssonne eine Verbesserung der Stimmung.Ich wünsch Dir Kraft und Mut Malu
Leben ist mehr
w-j-l
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von w-j-l »

Hallo liebe Bibo und auch Dir liebe Malu60,
zunächst vielen lieben Dank für Eure Unterstützung und Hilfe, die ihr mir gereicht habt und auch das Mutmachen. Ab dem Mittwoch letzter Woche habe ich wieder ein Tal durschritten, durchschreiten dürfen. Heute geht es mir erstmals wieder besser, die Feiertage waren nicht herrlich. Ich habe viel geschlafen und geruht, hin und wieder meine Gitarre genommen und gespielt, dazu gesungen. Das hilft mir immer wieder ein bißchen. - Draußen war ich nur zum Einkaufen, am Samstag und sonst lief nicht viel. Immerhin habe ich am Samstag meine Wohnung aufräumen können. -
Liebe Bibo, ich weiß wie sich das anfühlt und kann es, aus persönlichen, aktuellen Gründen, sehr gut nachvollziehen, wie es Dir seit 6 Wochen ergeht. Das ist wesentlich länger als meine letzte, müde Phase.
Ich weiß auch, dass es besonders dann nicht gut gelingt sich in Geduld zu üben. Wichtig und gut ist, das sieht Malu60 richtig, dass Dein Therapeuten-Termin gemacht ist. Das ist ein, Dein Erfolg und professionelle Hilfe ist in Aussicht. Mir imponiert das auch. Ich hatte heute einen Zahnarzttermin, ich hatte mir für heute vorgenommen, diesen Termin nicht abzusagen, obwohl es mir heute Morgen seelisch noch nicht so gut ging. Ich habe ihn wahrgenommen und dies allein hat mir wieder Freude und Mut bereitet. - Mein Zahnarzt weiß von meiner Depression, er hätte jedes Verständnis für eine Absage gehabt. - Ich möchte Dir damit sagen, dass bereits ein kleiner täglicher Erfolg etwas Freude und Zufriedenheit bewirken kann.
Gut finde ich immer wieder an Dir, dass Du Dich hier im Forum mitteilst, öffnest. Behalte das bei. Wenn es sich einrichten lässt, dann vertraue Dich der Sonne an. Vielleicht hast Du einen Balkon oder einen Garten vor der Tür, setzte Dich einfach in die Sonne und genieße sie, so lange Du magst.- Auch insoweit hat Dir Malu60 einen guten, liebevollen Impuls gereicht.- Ich habe diese Woche Urlaub, werde mich deshalb jeden Tag mindestens eine Stunde draußen aufhalten und ich nehme Dich mit. :) Du bestimmst das Tempo, also keine Sorge, ich achte auf Dich. ;) -
Die Arbeit, Deine Arbeit ist zurzeit nicht das Entscheidende, wichtig und richtig ist, dass Du erstmal auf Deine Genesung schaust. Die Müdigkeit ist in Deinem Zustand normal, auch deshalb weil Du, soweit ich es richtig in Erinnerung habe, Medikamente nimmst. Deshalb finde ich, dass es ausreicht, wenn Du Dich irgendwo in die Sonne setzt und nur so lange draußen bist, wie es für Dich stimmig ist. "Alles kann, nichts muss." -
Malu60 und ich denken an Dich, stehen Dir nach Kräften bei. - Hinsichtlich eines Therapieplatzes, das scheint noch einen Moment zu dauern, aber, es ist im Blick und ich denke, dass bald einer zur Verfügung steht. Klar, insoweit benötigst noch Geduld, aber, das möchte ich nochmal deutlich machen, der Therapieplatz für Dich ist im Blick. Mehr konntest Du insoweit nicht erreichen, aber das im Moment Erreichbare ist erledigt. Auch ein Erfolg.
So liebe Bibo und auch Dir liebe Malu60 mir bleibt es noch, und das mache ich sehr, sehr gerne Euch beiden nochmal herzlichen Dank für Eure Unterstützung, Hilfe und Euer Mutmachen zu sagen. Ihr seid zwei herrliche Menschen.
Deshalb, besondere herzliche Grüße an Euch beiden
Walter
P.S. Freue mich schon darauf von Euch wieder zu hören.
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Meister Eckhart (1260 - 1327), deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner
FrauRossi
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

Ich schreibe auch mal hier in den Thread. Es geht ja schon seit Anfang des Jahres nur so lala bei mir. Aber jetzt ist es ein ausgewachsenes Tief.

Habe heute noch einen Krankenschein. Muss aber an Morgen wieder arbeiten. Ich habe keine Ahnung wie ich das schaffen soll. Ich war gerade draußen um wenigstens mal an die frische Luft zu kommen. Aber draußen Halte ich es nicht gut aus, muss mir die ganze Zeit die Tränen unterdrücken.

Ich habe das Gefühl ich stehe wieder genau da wo ich 2010 angefangen habe. All das Abstrampeln zwischen drin war umsonst. So zumindest kommt es mir gerade vor.

Ich schlafe schlecht, habe das berühmte Morgentief, wobei es über Tag nicht wesentlich besser wird. Ich weine viel. Ich schlafe viel. Ich sehne mich so sehr nach Ruhe.

Ich weis auch nicht wie ich es wieder "hoch" schaffen soll? Ich weis es einfach nicht.

Bitte habt ihr Tips?

LG FrauRossi
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo liebe Frau Rossi,

warum gehst du wieder arbeiten, wenn es dir so schlecht geht?
Ich bin jetzt 6 Wochen arbeitsunfähig und fühle mich nicht in der Lage zu arbeiten.
Selbst Freunde treffen strengt mich derart an, dass ich mich danach lange ausruhen muss.
Wie soll ich dann einen langen Arbeitstag durchhalten und danach nicht in ein noch tieferes Loch zufallen?
Leider verstehe ich meine depressiven Phasen auch nicht. Es läuft zeitweise alles rund bis es mich wieder einholt. Genau so wie du entwickele ich dann diese Gedanken was das ewige Abstrampeln soll, wenn ich dann wieder down bin und auch so einfach nicht aus dem Loch komme.
Meine Gefühle wechseln dann zwischen Traurigkeit mit Weinen, Wut, Verzweiflung usw.
Dauernd überlege ich was ich schon wieder falsch gemacht habe, dass es dazu gekommen ist.
Wahrscheinlich bringen uns diese Gedanken nicht weiter. Hilfreicher ist das Annehmen der Erkrankung und der Phase. Es fällt uns wahrscheinlich allen schwer.
Versuche zu arbeiten, aber versuche es nicht als Scheitern zu sehen, wenn es nicht klappen sollte. Vielleicht nimmt dir das ein wenig Druck aus der Sache.

Viele Grüße
bibo
Sonnenblume14
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Sonnenblume14 »

liebe Frau Rossi,

machst du dir Druck wegen des Arbeitens? Warum "musst" du arbeiten? Wenn dir die Ablenkung hilft, ist es gut, aber aus meiner Erfahrung gibt es Phasen, in denen das nicht mehr funktioniert. Dann hilft nur noch Ruhe und zwar für längere Zeit. Ohne Druck. Auszeit. Punktum.

Und ... mir wurde immer wieder gesagt, für Tiefflüge gibt es keine "Schuld" und nicht zwangsläufig einen "Anlass". Man denkt immer, man hat etwas falsch gemacht, nicht genügend an sich selber gearbeitet. Es dauert eben seine Zeit - und wir selber sind am ungeduldigsten.

@Frau Rossi, ist es wirklcih so, dass du bei 2010 angekommen bist? Oder ist das nur gefühlt, trügt der Schein? Wenn ich in meinem Tagebuch zurückblättere, stelle ich immer wieder fest, dass da Fortschritte sind. Wenn mich so ein Tief erwischt, krame ich in meinem Notfallköfferchen und alles geht wieder auf Anfang. Ich setze mich an meinen inneren ort und schaue mal, was dort los ist, was schiefläuft, wer Ärger macht.

@bibo: das mit dem Annehmen habe ich noch nicht hingekriegt. Das geht in guten Zeiten, in schlechten irgendwie gar nicht.
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
w-j-l
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von w-j-l »

Liebe Frau Rossi,
zunächst, ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn man wieder ein Tief hat. Und morgen wirst Du zur Arbeit gehen müssen, dürfen. Ich wünsche Dir daher sehr, dass der morgige Tag Dir freundlich begegnet, wohl gesonnen ist. Gehe, soweit es irgend geht, den Tag, Deinen Arbeitstag mit einer freundlichen Gelassenheit an. Also, mache Dir keinen "Druck", so wie es Dir Sonnenblume14 Dir anempfohlen hat. Ich gehe, wenn es irgendgeht, auch, wenn es mir nicht gut, arbeiten. Allein deshalb, weil ich ein tolles, verständnisvolles Team und Chefs um mich weiß. Wenn es bei Dir ähnlich sein sollte, dann denke morgens daran. Das hat mir immer wieder geholfen. Darüber hinaus, das sehe ich genauso wie Sonneblume14, kann die Arbeit auch eine gute Hilfe, Ablenkung sein. Hilfreich ist es sich auf alle Fälle sich keinen "Druck" zu machen, nach dem Leitsatz zu denken: "Alles kann, nichts muss." Also, soweit wie möglich, Gelassenheit den Vorzug geben.
Ich habe jetzt gerade auch eine Woche hinter mir, während der es mir nicht gut ging und weiß daher, dass dann Gelassenheit nicht so gut geling, keine Frage. Aber es ist doch der bessere Weg, sonst wirkt die Depression, die seelische Verfassung noch ärger, als sie ohnehin schon ist. - Ich nehme dann immer wieder meine Gitarre und spiele ein wenig, manchmal nur zwei, drei Stücke, aber so kann ich ein wenig Freude, Ruhe für mich schaffen.
Und wenn es gar nicht gehen sollte, dann gehe wieder zu Deinem Arzt, denn dann macht zur Arbeit gehen keinen Sinn. Dein Schlaf-/Ruhebedürfnis kann ich gut verstehen, ich habe den Eindruck, dass es während den nicht so bunten Zeiten, fast allen Menschen so ergeht. Auch das Weinen gehört dazu. Ich habe für mich aber erfahren, dass das Weinen mir Erleichterung schafft, es meinen seelischen Schmerz lindert. Ich lasse das daher auch zu, obwohl ich bzw. gerade weil ich ein Mann bin. - Nur mal so, für's Protokoll und im Hinblick auf das Gender-Mainstreaming. ;)
Ich wünsche Dir nun einen guten Start in den morgigen Tag und alles Liebe und Gute.
Herzliche Grüße
w-j-l (Walter)
P.S.: Also Kopf hoch. - Berichte bitte, wie es Dir heute ergangen ist.
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Meister Eckhart (1260 - 1327), deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner
FrauRossi
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

Gestern Abend hatte ich gedacht: nein du hast viel gelernt in der Zwischenzeit. Übungen, AT, Meditation.
Du gehst das an, du schiebst negativ Gedanken weg - die sind nicht real. Du denkst an positive Dinge. Sieh was du geschafft hast. Du kannst es wieder schaffen. Du musst jetzt besonders führsorglich mit dir umgehen. Tagesstruktur einhalten, Yoga machen. Aufpassen dass die Wohnung jetzt in Ordnung bleibt. Das drei gute Dinge Buch führen.

Heute früh ist da das Morgentief und dann ist das plötzlich alles nicht mehr so präsent. Dennoch ich habe den Entschluss gefasst also mache ich es auch.

Die Arbeit ist derzeit eigentlich mein Hauptproblem. Daher kommt der ganze Druck. Und mit Druck kann ich nicht mehr umgehen. Dennoch nützt es nichts sich krankschreiben zu lassen. Dinge laufen auf und bleiben doch bei mir hängen, ergo der Stress wird danach nur größer. Lieber nehme ich es jetzt so dass es diese Woche nur zwei Tage sind. In denen ich in Ruhe alles abarbeite. Versuche mir keinen Stress zu machen und am WE Kraft tanken und überlegen wie ich das weiter angehen kann.

Hinzu kommen private Probleme. Das macht mich sehr traurig. Ich versuche aber auch da zu sagen: ok es ist nicht das Ende der Welt. Aber das fällt sehr sehr schwer. Um das alles genau zu beschreiben bräuchte ich mehrere Seiten, daher lasse ich es.
Ich versuche auch hier das positive zu sehen. Ich konnte feststellen dass ich tatsächlich einige alte Verhaltensmuster durchbrochen habe und nun anders handeln kann. Noch nicht so wie es sein könnte, aber immerhin. Dennoch macht mich das alles sehr traurig.

Ich sitze jetzt hier und trinke meinen Kaffee. Die Fenster sind zum lüften geöffnet. Das Bett werde ich gleich noch machen. Obwohl ich alleine hier bin werde ich ein sorgfältiges Tages Make up auflegen. Fragt mich nicht wieso, aber irgendwie symbolisiert das für mich: du bist es wert.

Ich kann selbst bestimmen wann ich anfange zu arbeiten und auch wann ich wie Pause mache. Also ein großer Vorteil.

Endlich wird das Wetter schön. Vielleicht mache ich am WE einen Ausflug mit Kamera. Sind doch nur zwei Tage bis dahin.

Die dunklen Gedanken will ich bekämpfen. Wenn sie kommen, stattdessen laut sagen - was gut ist.

Es wird vergehen. Irgendwie tut es das immer.

Auch wenn ich jetzt gerade sehr unglücklich bin. Um so wichtiger am Guten festzuhalten. Auch wenn es wenig erscheint.

Am Ende hab ich wieder was gelernt.

LG FrauRossi
malu60
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von malu60 »

Liebe Frau Rossi,auch ich kann es gut nachfühlen,wie schwer es fällt,zu arbeiten wenn die Depression einen in den Klauen hat.Ein Versuch ist es wert,erstmal heute und morgen zu sehen,ob die Arbeit nicht zu viel ist .Eigentlich bin ich immer von mir enttäuscht,wenn es mich wieder erwischt und glaube auch nichts aus meinen Therapien gelernt zu haben.
Nur,so ist ja die Depression an sich,sie nimmt einem die Handlungsfähigkeit und zwingt zum Ruhen.So schwer es auch ist,da bleibt nur Akzeptieren,Betrauern,sich nicht aufgeben und Hoffnung behalten.
Ich lese oft mit,die guten Ratschläge und Tipps lassen sich leider nicht umsetzen.wenn der Körper nur Ruhe will und meine körperliche Schwäche nur zum Sitzen in der Sonne reicht,wird man zur Bescheidenheit und auch Dankbarkeit gezwungen.Ein Schrittchen nach dem Anderen und kleine Erfolge feiern,das ist im Moment mein Weg.

Meine Depression hat zur Frühpension geführt,erst war ich erleichtert,heute fehlt mir der äußere Druck.Sich selbst immer zu strukturieren,wenn man alleine lebt und kein Arbeitsalltag ruft,ist in Depressionszeiten Fluch und Segen zu gleich.
Wenn ich wieder zum Ehrenamt kann,dass Gefühl habe,gebraucht zu werden,ist auch die Stimmung und der Sinn wieder gegeben.

Arbeit mit viel Stress,ist natürlich sehr schwer in Depressionszeiten zu stemmen und es ist ein Zeichen von Selbstverantwortung,da früh genug die Reissleine zu ziehen und zum Arzt zu gehen.
Ich wünsche dir,liebe Frau Rossi,gut auf Dich zu achten.
Einen lieben Gruß an Bibo und Walter von Malu
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dorma
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von dorma »

hallo bibo,
helfen kann ich dir gar nicht. ich kann dich nur verstehen. ich bin genauso. ich habe gerne die unterhaltung zwischen euch gelesen und mich sehr erkannt. und ich hoffe immer, daraus zu lernen. ich kann nichts gutes für mich tun. kenne ich micht nicht? ich habe auch keine lust mir ein bad einzulassen, nicht die ruhe dafür. ich erkenne die zeichen des körpers nicht. okay, ich fühle mich seit gestern auch schlapp, ausgelaugt und trotzdem müssen dinge erledigt werden und ich nehme es einfach hin ohne darüber nachzudenken. ich finde es so schade, dass ich nicht weiß, was gut für mich ist. alt genug bin ich und doch.....ich kann auch schlecht einen rat annehmen, ich denke nur immer, ob das hilft? ich würde es so gerne lernen.

du hast länger nicht geschrieben. hoffentlich kein schlechtes zeichen.

gruß
dorma
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dorma
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von dorma »

oh, ich habe einen fehler gemacht. habe einfach als letzte auf seite 2 geantwortet und nicht gesehen, dass es auf seite 3 weiterging. nun passt meine antwort nicht so gut dazwischen. entschuldigt bitte. muss ich also die seite 3 noch lesen. mache ich gern.

bis bald
dorma
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von dorma »

hallo an alle,
nun habe ich die beiträge gelesen und ich kann nur sagen, es hat mir so gut getan. hier zu lesen, dass es anderen menschen genauso geht wie mir und sich dabei unterstützen.

frau rossi, ich kann alles so gut nachempfinden.
walter, danke für die einfühlsamen worte, auch wenn sie nicht für mich geschrieben waren, fand ich sie doch lehrreich.

danke an alle, die sich hier so einfühlsam geäußert haben. ich habe daraus lernen können und hoffe, dass ich auch verinnerlichen kann.#

gruß an alle
dorma
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

Der erste Arbeitstag ist um und es war nicht all zu schlimm gleich startet der nächste und es sieht schon anders aus. Mir graut's.

Aber dann ist ja WE.

Ich hasse das Morgentief und ich hasse es depressiv zu sein. Ich möchte ein anderes Leben bitte. Ne besser noch ein anderes ich.

LG FrauRossi
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von dorma »

frau rossi, es muss furchtbar sein, mit depressionen arbeiten zu gehen. gott sei dank, habe ich nur noch eine schwache erinnerung daran. ich war mir damals noch gar nicht sicher, dass es depressionen waren. sondern bin jeden tag über 1 1/2 stunden mit dem zug in aller herrgottsfrühe zum büro gefahren und nachmittags wieder zurück. aauch noch dahinzufahren, kam mir manchmal vor wie eine fahrt ins straflager.
zu hause kann ich im bett bleiben und mir meine zeit freier einteilen. das ist viel wert. mal einen termin absagen, weil es ja nicht so wichtig ist wie arbeiten. die freiheit haben selbstzubestimmen.

ich wünsche dir von herzen ein erholsames wochenende
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FrauRossi
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Dorma,

kenn ich auch noch. Damals habe ich auch 12 Stunden gearbeitet plus zwei Stunden fahrt. Ich bin dann irgendwann morgens immer heulend wach geworden und wusste nicht was los ist. Das das Depressionen sind wusste ich da noch nicht, aber dann sehr bald.

Jetzt ist es ganz ähnlich. Auch heute bin ich irgendwann heulend am Schreibtisch gesessen. Es ist zuviel alles zuviel. Aber ich arbeite nur noch 8 Stunden und das zumeist im Homeoffice. Also eine deutliche Verbesserung zu damals. Überhaupt ist das ganze Drumherum viel besser als damals. Daran habe ich hart gearbeitet. Dass es mich jetzt dennoch wieder so hart erwischt. Puh, damit habe ich nicht gerechnet. Aber jetzt ist Feierabend und Wochenende. Und ich konnte mich auch wieder fangen und das Problem lösen, das wäre damals nicht gegangen. Da ging nix mehr. Insofern bin ich unfair wenn ich jammere es ist wieder genau wie 2010. Das stimmt nicht. Aber bisher das schlimmste Tief seit damals. Das Tief damals hat 1,5 Jahre gedauert bis es besser wurde. Ich hoffe dass es diesmal schneller geht.

Der Welt den Rücken. Ich bleib auch am liebsten im Bett. Werde dennoch versuchen am WE nach draußen zu gehen.

LG FrauRossi
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo Ihr Lieben!

es ist einige Zeit vergangen und ich wollte mich mal wieder melden.
Seit ein paar Tagen kann ich einen ganz leichten Aufwärtstrend melden. Nach wochenlangem, langsamen Heraufdosieren von Venlafaxin fühlt sich mein Kopf ein wenig freier an.
Vorher hatte ich das Gefühl eine Glocke sitzt auf meinem Kopf.
Viele Symptome sind natürlich noch vorhanden und ich kann nicht davon sprechen, dass ich wieder arbeitsfähig bin.
Meine Selbstsicherheit spüre ich aber langsam wieder und das macht mir Mut.
Trotzdem denke ich über meine weitere berufliche Zukunft nach. Eine Jahrzehnte lange Erkrankungszeit mit zwischenzeitlich gesünderen Intervallen hat Spuren hinterlassen. Ich kann und muss damit leben, auch meine Belastbarkeit hat deutlich abgenommen.
In meinem Beruf und Betrieb eine andere Einsatzstelle zu erlangen wird sicherlich sehr schwierig sein. Ganz ohne berufliche Aktivität kann ich mir mein Leben noch nicht vorstellen.
Es wird mir immer Sport vorgeschlagen, was ja natürlich im Grundsatz richtig ist. Trotzdem merke ich bei höherer sportlicher Aktivität sehr deutliche Grenzen. Es tut mir dann gar nicht gut!
Ich habe mir jetzt vorgenommen mehr mit dem Fahrrad zu fahren, als 3x die Woche ins Fitnesscenter zu rennen, um festzustellen, dass es mir nicht gut tut. Für Außenstehende ist es oft schwer zu verstehen. Letztendlich ist es ausschlaggebend, was mir gut tut.

Liebe Grüße
bibo
Katerle
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Katerle »

Hallo bibo,

stimmt, der einfachste Beruf ist das nicht, aber er machte Spaß. Erfreulich, dass du langsam einen Aufwärtstrend beobachten kannst. Aber lasse dir ruhig Zeit.

Sport finde ich ebenfalls gut, halte es aber auch für wichtig, dabei auf seine Grenzen zu achten. Wie du schon geschrieben hast, für Aussenstehende ist das manchmal schwer nachzuvollziehen.

Wenn Fahradfahren für dich hilfreicher ist, dann mach das. Tue das, was dir guttut.

Alles Gute und Kraft.

Katerle
w-j-l
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von w-j-l »

Hallo liebe Bibo,
zunächst, ich freue mich darüber, dass es Dir ein wenig besser geht. Dein letzter Satz, den Du am 19.05.2015 geschrieben hattest, ist der entscheidende. Nämlich: "Letztendlich ist es ausschlaggebend, was mir gut tut." Damit hast Du für Dich den "Nagel auf den Kopf" getroffen. Es ist stets so, was dem einen Menschen hilft, kann für den anderen Menschen wenig hilfreich sein.
Fühle in Dich hinein, was Dir gerade helfen könnte. Damit dürftest Du Dich immer auf einen guten, günstigen Weg befinden. Das dem so ist, dass wünsche ich Dir vom ganzen Herzen.
Herzliche Grüße
Walter
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Meister Eckhart (1260 - 1327), deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo liebe Forianer,

nun bin ich seit fast 4 Monaten krank geschrieben und irgendwie geht es für meine Begriffe doch zu langsam voran.
Ich ermüde immer noch sehr schnell, meine Konzentration kann ich nur kurz aufrecht erhalten,
komme immer noch morgens schwer aus dem Bett. Erst gegen frühen Nachmittag fühle ich mich dann einigermaßen, um für die Familie einzukaufen, zu kochen und andere Alltagstätigkeiten zu verrichten.
Oft kommen die Gedanken an meine Arbeit, die ich aber in diesem Zustand nicht machen könnte.
Ich hätte viele Ideen, aber mangels Kraft kann ich die nicht umsetzen. Das macht mich dann traurig!
Wie geht ihr mit dieser starken Müdigkeit und Erschöpfung um? Wie bewältigt ihr euren Alltag?

Viele Grüße
bibo
Sonnenblume14
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Bibo,

Gelassenheit, Geduld und Demut. Das sind die Zauberwörter, die es umzusetzen gilt. Ich kenne diese Unzufriedenheit nur zu gut, sie begleitete mich viele Wochen. Schwierig sind diese Schwankungen - man denkt einige Tage, ach, es geht aufwärts und dann kommen wieder Tage, an denen man zurückfällt. Die Depression und der Weg heraus ist eben eine Wellenlinie. Ich habe Tagebuch geführt und daran gemerkt, dass es irgendwie bergauf geht - zwischendurch aber auch mal stagniert. Es dauert, solange es dauert.

Ich möchte noch einmal auf die Tagesklinik zurückkommen, die ich ja absolviert habe. Ich hatte 4 Monate Wartezeit und ganz ehrlich, wenn ich früher dorthin gekomen wäre, hätte ich es nicht geschafft. Tagesklinik ist psychisch sehr anstrengend, weil man dieses Hin und Her Klinik-Alltag meistern muss. Im Nachhinein ist es zwar gut, aber man braucht eine gewisse Stabilität. Dennoch würde ich um eine Einweisung bitten, denn die Wartezeiten können lang sein. Falls das der Weg für dich ist.

Es ist klar, dass du dich noch nicht fit für die Arbeit fühlst. Mach dir deswegen keinen Druck. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, kannst du mit einer Wiedereingliederung anfangen, das heisst, Schritt für Schritt wieder Fuß fassen.

Die Müdigkeit und Erschöpfung gilt es zu akzeptieren. Du hast jahrelang die Wünsche der Seele nach Ruhe und Einkehr mißachtet. Jetzt verschafft sie sich ihren Raum und muss sich erst einmal erholen. Sieh die Erschöpfung als Zeichen, dass jetzt ein teil von dir zu seinem Recht kommt. Und wenn dir die Zeit zu lang vorkommt - was ist sie im Vergleich zu deiner gesamten Lebenszeit? Wenn der Erfolg ist, dass du dich nachher besser im Gleichgewicht fühlst, lohnt sich jede Minute davon. Es mag sich saudämlich anhören, aber ich bin für dieses letzte Jahr, so schwer es auch war, dankbar. Ich bin weg vondieser Hetzerei, setze mich abends gemütlich in den Garten oder lege mich aufs Sofa - ganz bewusste Zeit für mich. Das geht zu lasten meines Zweitjobs, aber das ist eben so.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Katerle
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Katerle »

@ Bibo

Verstehe, dass dich das traurig macht. Nur, wenn einmal die Kraft raus ist, braucht es seine Zeit und auch Geduld, um langsam wieder etwas zu Kräften zu kommen. Deshalb mache es erst mal alles so, wie du es schaffst. Dich nicht unter Druck setzen, nicht gleich zu viel erwarten.

Villeicht mal eine Alltagstätigkeit durch einen kleinen Spaziergang ersetzen oder dich einfach ausruhen.

Liebe Grüße
Katerle
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Liebe Katerle, liebe Sonnenblume,

danke für eure lieben Antworten. So fühle ich mich nicht so alleine und vor allen Dingen zeigt es mir, dass ich mich nicht so furchtbar unter Druck setzen muss.
Es ist ein ständiges Ausloten der eigenen Grenzen. Heute Morgen war ich mit meinem Auto in der Autowaschanlage, dann einkaufen und eine unliebsame Auseinandersetzung. Jetzt bin ich müde und erschöpft. Allein das reicht mir zur Zeit schon.
über eine Tagesklinik denke ich auch immer mal wieder nach. Meistens komme ich selbstständig aus diesen Phasen. Diesmal hat es mich doch ganz schön umgehauen und so werde ich die ganze Sache noch einmal mit meiner Hausärztin besprechen. Mein Psychiater meint, dass ich es wie immer alleine schaffe. Meinen Beruf habe ich erst einmal ganz hinten angestellt. Ich sehe da noch keinen konkreten Termin. Das macht mich schon traurig :(
Wichtig ist jetzt aber erst einmal die Gesundung.

Liebe Grüße
bibo
Antworten