Alles Einbildung oder was?

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Backfee
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Alles Einbildung oder was?

Beitrag von Backfee »

Hallo zusammen,
nachdem es mir Anfang des Jahres nicht besonders ging (mittelschwere Depression) habe ich seit Mai einen Teilzeitvertrag. Obwohl ich jetz schon verkürzt arbeite, kriege ich trotzdem auf der Arbeit nicht die Kurve ---> arbeite ohne Pause (die mir abgezogen wird) durch um dann rechtzeitig gehen zu können bzw. "...Ich mach das noch schnell fertig.." :roll: Aber ich arbeite daran, was mir echt schwer fällt, auch mal 5 grade sein zu lassen. Leider schaffe ich aber auch in meiner Freizeit dann nicht alles, wie ich es gerne hätte. Ich verstehe ehrl. gesagt nicht, wie ich das früher geschafft habe bzw. wie andere das mit einer Leichtigkeit hin bekommen.
Ich fühle mich immer noch (vor allem derzeit) total müde, habe "bleierne" Beine und bin träge. Alles ist mir zuviel und ich kann mich kaum z.B. für meinen Sport 1-mal die Woche aufraffen. Heute bin ich auch zu Hause geblieben (was ich sonst nicht machen würde) ummich auszuruhen. Habe dann auch bis es an der Haustür geklingelt hat geschlafen. Ich frage mich dann, wenn es mir so geht wie jetzt, ob das an der Depression oder am Wetter liegt. Immerhin hatte ich schon länger keine Heulattacken mehr. Ich habe dann das Gefühl, irgendwas stimmt mit mir nicht oder das ich viell. verrückt bin. Wobei ich verrückt an dieser Stelle nicht definieren kann :?
Eigentl. sollte es mir gut gehen: guter Job,Dach überm Kopf usw. Doch warum fühle ich nicht diese Zufriedenheit oder Dankbarkeit? Es wird einem geraten, dass man sich etwas Gutes tun soll. Manchmal weiß ich es aber nicht,das empfinde ich als schlimm. Klar,probiere ich dann Dinge aus,über die man sagt, dass sie einem gut tun, aber es bewirkt nichts in mir. Irgendwie dachte ich, dass ich auf dem Weg der Besserung bin, aber jetzt fühle ich mich gar nicht so. Geht das nie wieder weg? Ist das Einbildung oder steigere ich mich da hinein? Ich fühle mich echt körperl. total fertig/müde,das ist keine Einbildung.Aber andere fühlen sich doch auch schlapp.....Die haben doch nicht alle Depressionen?! Ich weiß auch nicht wie ich wirkl. in diesem Zustand in die Gänge kommen soll, durch meinen Hund komme ich raus, aber ich bin doch immer wieder sehr froh,wenn ich dann wieder zu Hause bin. :) Wenn mein Mann dann hier zu Hause mehr machen muss, da ich mich nicht so gut fühle, habe ich immer ein schlechtes Gewisssen. Ich könnte ja schon, aber ich schaffs nicht wirklich. Ist das "normal" für Menschen mit Depression? Ich kann es manchmal nicht unterscheiden. Verrückt, oder? Bin ich wieder auf dem Weg weiter in die Depression zu fallen? :?: Es muss doch irgendetwas geben, dass man aus diesem "Trägheitszustand" raus kommt.....???!!!
Backfee
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Re: Alles Einbildung oder was?

Beitrag von Backfee »

Hallo Annie,
als es mir Anfang des Jahres so schlecht ging,wurden auch die Blutwerte überprüft(u.a. auch Schilddrüse und Vit. D). Der Vit.D war deutlich im Keller. Der Wert lag bei 6 ng/ml was auf einen Mangel deutet, denn der "Normalwert" liegt bei 30-100 ng/ml. Ansonsten waren keine Auffälligkeiten im Blut erkennbar. Hierfür nehme ich seitdem Vit.D hochdosiert ein. Außerden für die Nerven noch Rhodiolan.
Ansonsten fühle ich mich derzeit echt schlapp und relativ antriebslos, was ich mir gar nicht erlauben kann,denn es gibt in einer Familie immer etwas zu tun. Und wenn ich dann noch an die Arbeit denke,habe ich überhaupt keine Lust am Montag hin zu gehen. Was nicht unbedingt an der Arbeit oder den Leuten liegt. Ist irgendwie schwer zu erklären,bin einfach antriebslos.....
ndskp01
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Re: Alles Einbildung oder was?

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Backfee,

Menschen brauchen Pausen. Auch Mütter und Menschen, die arbeiten.
Die Arbeitsgesetze tragen dem Rechnung, sie verpflichten den Arbeitgeber, ihren Arbeitnehmern mindestens eine halbe Stunde (!) Pause zu erlauben, wenn sie insgesamt sechs Stunden Arbeitszeit haben. Und jetzt kommst du und erlaubst sie dir nicht? Bist dir selbst ein schlechter Arbeitgeber.

Wenn du nicht fertig wirst, was passiert? Vermutlich: Nichts. Und zu Hause: Wenn das Essen mal keine drei Gänge hat, sondern nur einen: Na und? Wenn die Wäsche mal ein paar Tage liegen bleibt: So what. Bügeln ist sowieso nur was für Spießer. Bei mir wird nicht gebügelt, die Hemden und Oberteile werden nass auf einen Bügel gehängt, dann werden sie wunderbar glatt.

Du schreibst, in der Familie gibt es immer was zu tun. Doch deine Aufgabe als Mutter ist es auch, den Kindern in ihr Leben zu helfen und ihnen zu zeigen, dass Pausen zum Alltag dazugehören. Setzt dich mit Ihnen auf den Balkon oder in den Garten und lass dir von Ihnen was erzählen. Nimmt dir Zeit für sie. Und für dich.

Puk
ndskp01
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Re: Alles Einbildung oder was?

Beitrag von ndskp01 »

P.S.

Was du beschreibst klingt so, als nehme sich der Körper nun selbst, was du ihm über Jahre (?) nicht gegeben hast. Der schreit nach Pause.

Viele Grüße, Puk
Backfee
Beiträge: 16
Registriert: 10. Mär 2015, 13:08

Re: Alles Einbildung oder was?

Beitrag von Backfee »

Hallo Puk, hallo Citaro,
eig. mache ich schon mal die ein oder andere Pause wie z.B. ein kleiner Schwatz auf der Arbeit, wobei ich dann (wenn dieser "ausartet") auf meine Pause verzichte, denn in dieser Zeit mache ich ja nichts für die Arbeit, oder denke ich da falsch? :roll: Außerdem möchte ich nicht,dass es von den Kollegen heisst "....die schwätzt nur rum, macht dann noch ne Pause und geht früher...". Wenn etwas liegen bleiben würde, würde mir bestimmt kein "Schaden" entstehen, denn ich habe noch 2 Kollegen, die das auch machen könnten. Außerdemist mein Chef ein absoluter Softie. Allerdings fühle ich mich (aus welchen Gründen auch immer) für diese Arbeit verantwortlich und will auch nicht dass es heisst, dass sich immer nur andere kümmern und ich nicht. Dieses Benehmen meinerseits kann ich sehr schwer aus mir raus bekommen. Wir dürfen und müssen relativ viel selbst entscheiden und kriegen viel freie Hand. Somit mache ich auch viel bzw. fühle mich für viel zuständig. Zu Hause mache ich auch kleinere "Pausen": Kaffeetrinken oder mal eine Sendung im TV gucken. Aber manchmal weiß ich gar nicht, wieviel Pause gut ist,denn der Rest der Arbeit zu Hause muss doch auch gemacht werden. Ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht dieses Pausen genießen und zurücklehnen kann, weil ich dann ja trotzdem noch die anderen Dinge tun muss. Das nimmt mir ja (bis auf meinen Mann abends) keiner ab. Weitere familiäre Hilfe (Oma, Opa, etc) haben wir nicht.
Wenn ich mich mal nachmittags ins Bett lege (für ne halbe Stunde) oder am Sonntag länger schlafe (gehe dann aber auch abend später als sonst ins Bett) dann bin ich entweder fertiger (müder) als vorher und sonntags ist dann schon der halbe Tag dann fast gelaufen......---> was mich dann wieder frustriert, denn ich habe immer Dinge,die ich machen möchte und nicht wirklich dazu komme, das alles dann zu tun. Teilw. auch, weil ich mich dann zu müde bin und dann auch nicht wirklich aufraffen kann. Das finde ich dann irgendwie schon frustrierend.
Meine Hausärztin hat die Diagnose "Deression" in Betracht gezogen,das Blutbild musste ich aber nicht bezahlen. Meine Psychotherappeutin (die mich seit Jahren immer mal wieder begleitet und sehr viel mit Depressionspatienten zu tun hat) hat die Diagnose mittelschwere Depression gestellt. Da hier in der Stadt und im Umkreis die Psychiater teilw. einen Aufnahmestopp haben,ist es schwer hier eine Person des Vertrauens zu finden. Hier habe ich erst Ende Juli einen Termin.
Vor Jahren wurde auch mal ein EEG bei mir gemacht und ein CT, alles aber i.O.
Ich fühle mich einfach momentan körperl. fertig und vieles ist mir zuviel. Oftmals habe ich auch Probleme Entscheidungen zu treffen, was meine Umwelt teilw. irre macht. :?
So wie jetzt z.B.---> ich versuche es heute ruhig anzugehen, doch wenn ich an die Arbeit morgen denke, würde ich lieber zu Hause bleiben. Und dann frage ich mich, ob jeder so sonntags denkt, oder ob das nur an mir liegt?
Ich bräuchte wahrscheinl von Grund auf ein neues Hirn, denn ich müsste soviel Dinge an mir und meinem Verhalten ändern, dass ich gar nicht weiss wo ich anfangen soll........ :shock:
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Alles Einbildung oder was?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Backfee,

was du beschreibst, ist typisch für Depressionen. Dieses in dem Hamsterrad gefangen sein, ständig gut sein müssen, schauen, dass die anderen ja nichts zum Kritisieren finden können. Und auch die Tatsache, dass du dir keine Auszeit erlaubst, ist typisch.

Meiner Wahrnehmung nach wäre es für dich das beste, wenn du dich eine Zeit lang von allem zurückziehen könntest. Nach sechs Wochen Klinik sieht die Welt ganz anders aus und du wirst vermutlich erleben, dass es sehr wohl auch zu Hause ohne dich geht.
Wie alt sind denn deine Kinder? Wenn niemand für die Betreuung da ist, gibt es von der KK bezahlte Haushaltshilfen, das wäre eine Option, die sinnvoll sein könnte. Meine Schwägerin hat damit gute Erfahrungen gemacht.

Ansonsten hilft es vielleicht, sich bewusst anderen Aufgaben zuzuwenden, einem Hobby, das einen fesselt, und bei dem man mal all die Pflichten vergisst. Dann kann sich der Alltag relativieren.

Hast du schonmal daran gedacht, dich zumindest krankschreiben zu lassen?

Viele Grüße, Puk
Mim
Beiträge: 1383
Registriert: 21. Dez 2013, 19:41

Re: Alles Einbildung oder was?

Beitrag von Mim »

Hallo Backfee,

auch ich kenne Deine Müdigkeit und Trägheit - ich war selber erstaunt, dass sie mich auch befiel, als ich weniger arbeitete als zum Beispiel momentan.


Wir Menschen sind so wunderbar anpassungsfähige Wesen *lach* und ich könnte mir vorstellen, dass das auch bei Dir gerade zum Tragen kommt.

Habe ich das überlesen - wie lang/schwer war Deine depressive Episode? Wieviel hast du davor gearbeitet, wie war da Deine Situation zu Hause? Denn es könnte tatsächlich sein, dass Du einfach noch Nachholbedarf hast.

Ich glaube aber, dass es etwas anderes ist. Für mich liest es sich so, als hättest Du eher weniger vom alten, aber im Grunde nichts "Neues".
Du machst Dinge, die Du tun "musst" (so liest es sich für mich). Arbeit, Haushalt, Schlafen - äh - Punkt?!

Füllt Dich Deine Arbeit aus? Wenn nein, lässt Du da schon mal eine Menge Energie.
Danach kommt der Haushalt, der ach für die wenigsten eine erfüllung darstellt und dann eben die Frage, was "muss" ich jetzt tun, damit es mir gut geht?

Hast du schonmal überlegt, einmal am Tag etwas komplett anderes zu machen? Allein ins Kino, ins Schwimmbad, zum Friseur, in die Sauna. Nicht am Abend, sondern mitten am Tag. Als Zwischendrin-Extra - nicht als Belohnung, sondern, weil Du es Dir einfach gönnen darfst.

und danach kannst Du immer noch überlegen, ob dann das Geschirr dran ist.

Tendentiell bin ich auch eher der Meinung, dass nicht weniger Arbeit hilft, sondern mehr. es muss allerdings die richtige sein....

Liebe Grüße,
Mim
Botus
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Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Alles Einbildung oder was?

Beitrag von Botus »

Vielleicht gibt es auch unterschiedliche Typen von Menschen (?)

Bei mir wäre ganz egal, wie ich mir Hausarbeit einteile, mit Plan, ohne Plan, wenig machen, viel machen, es wäre immer eine Quälerei, genau wie Rasenmähen und Ähnliches. Zu sowas hatte ich schon als Kind keine Lust.

Solche Tätigkeiten frustrieren mich, weil man sie (wenn sie erledigt sind) bald nochmal machen muss. Immer wieder. Man ist nie "fertig". Frust ! Ganz anders fühle ich mich, wenn ich Sachen machen kann, bei denen es ein "Fertig" gibt. Ich baue was und irgendwann ist es fertig. Sowas liegt mir. Weil es ein "fertig" gibt.

Bei meiner Partnerin ist es genau anders rum. Sie mag wiederkehrende Aufgaben. Ich denke, jeder ist da anders. Das gilt aus meiner Sicht auch bei Freizeit und Entspannung. Der eine mag im Garten rumschrökeln, lesen, backen, zu Hause halt. Der nächste wird bei sowas unglücklich, weil er was erleben will.

So ist das auch bei Sozialkontakten. Der eine braucht viele Freunde zum oberflächlichen Schwatzen, damit er glücklich ist. Der nächste wird bei sowas unglücklich und sehnt sich nach gehaltvolleren und tieferen Kontakten. Die Menschen sind einfach total verschieden.

Es gibt deshalb kein Patentrezept. Aber wenn man heraus findet, was für ein Typ man ist, wäre schon viel gewonnen. Danach kann man seine Batterien gezielt aufladen und alles, was die eigene Batterie entleert, gezielt meiden.

Liebe Grüße vom Dobi
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