Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

momo
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von momo »

Hallo Ben

Seit ein paar Tagen fühl ich mich unfähig, irgendetwas zu tun. Wenn ich mir die Situation mit Hilfe der Ichs vorstelle, ist es, wie wenn sie mich alle in eine andere Richtung zerren würden. Es geht weder vor noch zurück, weder links noch rechts, aber es zerreisst mich fast... irgendwie zerreisst es mich aber doch nicht. Also immer wenn ich denke, jetzt passiere dann gleich was, ist plötzlich alles weg...

Sorry, ich kann das überhaupt nicht beschreiben... weiss auch nicht, ob das nun hierher passt oder nicht, aber vielleicht hast du trotzdem einen Gedanken dazu?

Gruss
Momo
ben1
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von ben1 »

Hallo Momo

diese Zerrisenheit beschreibst Du sehr eindringlich und gut. Egal, was man machen möchte, es sträubt sich auch ein Teil in einem dagegen. Wenn ich schlafen möchte, ist ein Teil, der noch überlegen möchte, wenn ich arbeiten möchte, ist ein Teil da, der seine Ruhe haben möchte, wenn ich nach links gehen will, ist ein Teil da, der nach rechts will. So ist es wirklich! Und da wieder raus zu kommen, ist schwer, weil so eine "Unordnung" im Denken besteht. Wenn ich meine, eine Sache sei wichtig, kommt sofort der Teil in mir, der sagt, das sei unwichtig - und umgekehrt! Auch wenn ich eine Sache nicht für wichtig halte, kommt sofort der Gegenspieler und erklärt mir, wie wichtig die Sache sei.

Wie kriegt man da wieder Ordnung rein? Ich wiederhole mich - zuerst finde ich es wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu kennen - und das geht am Besten über die Beobachterrolle. Erst, wenn man die Bedürfnisse kennt, kann man wieder Entscheidungen treffen. Das ist, wie Bürgermeister einer Stadt zu sein. Da gibts die verschiedensten Interessenvertreter, jeder meint, er hat recht, und Dein Job ist es jetzt, das Gleichgewicht herzustellen. Everybodys Darling kann man da nicht sein - dennoch bringt es wenig, sich nur mit einer Seite zu arrangieren und z.B. die Perfekte zu werden - das isses nicht! Wenn das Beobachten so nicht klappt, dann schreib eine "Postiv"/"Negativliste" - erst mal egal zu welchem Thema, und schreib alles auf, was dafür und dagegen spricht, etwas zu tun. Und wenn Du der Meinung bist, alle Ichs gehört zu haben, dann entscheide! Versuchs erst mal mit banaleren Sachen, nur um mal ein Gespür dafür zu bekommen, wer da alles in Deinem Kopf mitdiskutiert und gehört werden will.

Viel Erfolg!

Ben
ben1
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von ben1 »

Hallo Momo, hallo Silke

seit Ihr noch da?

Würde mich freuen, wieder von Euch zu lesen!

Ben
srb
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von srb »

Hallo Ben,

ich war in der letzten Zeit tatsächlich wenig im Forum, was wohl zum einen daran lag, daß ich auf der Arbeit mal richtig viel zu tun hatte, ich zum anderen zur Zeit aber auch wieder häufiger in absolute "Laßt mich doch alle in Ruhe"-Zustände verfalle, in denen ich zu absolut nichts Lust habe. Da ist dann schon Lesen im Forum zu anstrengend und über das nachdenken, was da steht (und Deine Beiträge regen mich immer sehr zum Nachdenken an ) geht überhaupt nicht. Fühle mich im Moment einfach vollkommen erschöpft, müde und schlapp und weiß eigentlich gar nicht, warum... Wollte aber noch kurz was zu der Zerrissenheit schreiben, die Du und Momo beschreiben, denn das Gefühl kenne ich auch so gut. Mein Freund meinte mal, ich würde unbewußt zu jedem Argument sofort ein Gegenargument erfinden, damit ich mich dann bloß nicht in eine Richtung bewegen muß. Weil ich mich dazu vielleicht noch nicht in der Lage fühle. Das Aufschreiben von Pro und Kontras habe ich auch schon versucht, aber so richtig geholfen hat mir das nicht, weil mir die Gewichtung der einzelnen Argumente einfach nicht klar war. Und sich auch ständig änderte.

Fand aber noch einen Satz von Dir bemerkenswert, daß wir oft Angst davor haben, was manche Ichs uns sagen wollen, weil wir befürchten, daß sie unser ganzes Leben umkrempeln wollen. Da ist wirklich was dran!

Nun fallen mir doch noch ein paar mehr Sachen ein, aber ich kann mich irgendwie nicht dazu aufraffen, sie aufzuschreiben... Ich hoffe, das ändert sich bald wieder!

Bis dahin viele Grüße von einer ziemlich müden Silke
ben1
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von ben1 »

Hallo Silke

müde und schlapp bin ich zur Zeit auch oft. Macht aber nix, liegt am Wetter oder an der Jahreszeit, oder auch daran, das mein Körper das nun mal braucht (nach all den Jahren Schufterei ). Also ich gönn mir diese Zeiten ganz bewußt, ohne gleich zu hinterfragen - das ist befreiend.

Das mit dem Umkrempeln unseres Lebens ist so eine Sache - es geht denke ich mehr darum, ein paar Sachen zu ändern, mit kleinen Dingen anzufangen und zu erkennen, das mich das nicht umwirft. Und mit zunehmendem Erfolg kann man sich auch an größere Sachen wagen - immer nur so weit gehen, wie es gut tut. Das eigene Tempo finden und sich darauf einpendeln - das bringts

Ben
momo
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von momo »

Hey

Bin irgendwie im Tiefflug. Studium dahin - keine Ahnung, was ich nun machen soll. Nicht mal was Schlaues schreiben kann ich hier...

Momo
ben1
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von ben1 »

Hallo Momo

Studium dahin? Fertig oder wars nicht das richtige für Dich? Schreib doch ein paar Zeilen, wenn Du willst.

Ben
srb
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von srb »

Hallo Ben,

heute geht es mir immerhin schon wieder ein wenig besser, nachdem ich mir gestern einfach mal einen Tag Ruhe gegönnt habe. Habe praktisch den ganzen Tag verschlafen und wirklich mal gar nichts gemacht...

Das richtige Tempo für mich zu finden, das fällt mir wohl immer noch ein wenig schwer. Einfach einen Tag zuhause bleiben und sich eingestehen, daß das jetzt mal sein muß übrigens auch...

Mal sehen, wie es heute so geht!

Viele Grüße, Silke
srb
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von srb »

Hi Momo,

das klingt gar nicht gut...! Würde mich Ben anschließen, wenn Du magst, schreib doch mal, was passiert ist!

Wünsch Dir alles Gute!

Silke
ben1
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von ben1 »

Hallo Silke

so ein Tag kann ganz gut tun - wenn man sich auch wirklich drauf einlässt. Was ist schlimm, einen Tag nix zu tun? Alles hat seine Zeit. Das Leben besteht nicht nur aus Leisten, sondern auch mal aus "nur" Sein. Und das Leben besteht nicht nur aus Sein, sondern auch mal aus Arbeit. Beides hat seinen Stellenwert und beides ist zum Gesundsein wichtig. Ich denke, das ist mit allem so - jeder Part hat seinen Gegenpart, der ebenfalls zum Leben gehört und der beachtet werden will. Einen Part auszusparen, macht krank. Willst Du über diesen Gedanken mal nachdenken? Ein paar Impulse

- das Leben besteht nicht nur aus Nähe, sondern auch aus Distanz - und umgekehrt
- nicht nur aus Erfolg, sondern auch aus scheitern - und umgekehrt
- nicht nur aus Liebe, sondern auch aus Hass
- nicht nur aus Gut, sondern auch aus Böse
- nicht nur aus angepasst, sondern auch aus rebellisch

und alles auch umgekehrt.

Und wenn Du genau hinsiehst, kannst Du statt "das Leben" auch "Silke" nehmen - oder Ben - so sind wir! Wir haben nicht nur "gute" Seiten (wer legt gut und schlecht fest?), sondern auch unsere Schatten, die zu uns gehören. Warum verleugnen, warum bekämpfen, warum nicht einfach so komplett wie möglich leben?

Ben
momo
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von momo »

Hallo Ben, hallo Silke

Mein Studium habe ich vor zwei Jahren begonnen. Letzten Herbst hätte ich das erste Vordiplom schreiben sollen, da ich mich aber ziemlich überschätzte und den ganzen Sommer arbeitete, war da plötzlich viel zu wenig Zeit um zu lernen, weshalb ich diese Prüfungen verschob. Etwa drei Wochen nachdem ich mich von diesen Prüfungen abmeldete, meldete sich mein Freund von mir ab (für mich aus heiterem Himmel). Da hatte ich eine ziemliche Krise, konnte mich kaum auf etwas konzentrieren. Wollte die Prüfungen im letzten Frühjahr aber dennoch schreiben – bin recht deutlich durchgefallen.

Diesen Herbst wollte ich diese Prüfungen nun endlich bestehen, denn wenn man ein zweites Mal durchfällt, ists vorbei mit dem Studium (mit allen naturwissenschaftlichen Studiengängen). Nun, einmal mehr liefs nicht nach meinen Plänen. Ich wurde krank geschrieben und habe darum im kommenden Frühjahr nochmals eine Chance. Damit ich nicht nochmals ein Jahr ‚verliere’, hab ich das nächste Semester begonnen – und bereits wieder beendet, weil ich es nicht schaffte. Ich krieg einfach gar nichts auf die Reihe. Mittlerweile komm ich schon fast nicht mehr aus der Wohnung...

Was mach ich nun mit mir? Kann das Ganze nicht verstehen... irgendwie glaub ich, dass dieses Studium für mich durchaus machbar wäre, denn eigentlich würd es mir wirklich Spass machen... es scheint mir nur so weit weg... falls ich diese Prüfungen nicht bestehe, ist sowieso alles gelaufen und falls schon, muss ich noch eine Bank ausrauben, damit ich das zusätzliche Jahr irgendwie finanzieren kann.

Ziemlich verzweifelt
Momo
ben1
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von ben1 »

Hallo Momo

verzweifelte Situation! Das gibts einen teil in Dir, der das Studium schaffen kann und will und einen Teil, der sich hoffnungslos überfordert fühlt. Nennen wir die Teile mal "Erfolgsich" und "Misserfolgsich". Tja, wo liegt die Wahrheit, wo liegst Du? Ich denke, das Studium ist nicht so leicht, wie das Erfolgsich Dir zu sagen versucht - und auch nicht so schwer, wie das "Misserfolgsich" befürchtet. Du springst da von einem Extrem ins andere, oder? Alles oder nichts. Und die Wahrheit liegt dazwischen ... Also, nimm Dir Zeit, nimm Dir Distanz und schau deine Lage mal an, als würde es jemand anderen betreffen - das setzt neue Perspektiven frei.

Ben
sae1962
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von sae1962 »

Hallo!

Diese Gedanken in dieser Form habe ich nicht gehabt. Aber bevor ich meine "Depression" bekam - die Form, welche ich habe nennt sich Alexithymie -, hatte ich den Drang, krank zu werden & so aus dem Teufelskreis herauszukommen. Bei Depressionen werden ja Kranke durch negative Gedanken oder totaler Antrieblosigkeit gequält. Diese negative Gedanken können bis zum Äußersten führen. Bei Alexithymie ist es so, dass man keinerlei Gefühle mehr hat - weder negative, noch positive. Man ist also selbst nicht akut gefährdet. In meinem Falle führte es zu einem nervösen Magen (Gastritis), welche zur Magenerosion & somit zur Anämie führt.

Zu der Frage, ob ich wieder gesund werden will: ich glaube, dass ich mit dem alten schnellen Gang nicht mehr leben & mich überall einsetzten werden können. Da ich mir in diesem Punkt sicher bin weiß ich, dass ich so wie vor meiner Erkrankung NICHT leben darf, die sie ja zu meiner Erkrankung führte. Und mit dieser wichtigen Erkenntnis kann ich sagen - und nur mit dieser Erkenntnis - : ja, ich will gesund werden!


Grüße!

sae1962
Grüße,
sae1962
srb
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von srb »

Hallo Momo,

das ist wirklich eine ziemlich schwierige Situation. Ich kann meine Gedanken zur Zeit nur ziemlich schwer ordnen, darum schreibe ich jetzt einfach mal, was mir dazu einfällt, vermutlich ziemlich konfus, aber vielleicht ist ja trotzdem was für Dich dabei!

Ich habe ja selber was naturwissenschaftliches studiert und auch mehrere Jahre "verloren", meist dadurch, daß ich Dinge abgebrochen habe, Studium, Diplomarbeiten. Damals fand ich es auch total dramatisch, Zeit zu verlieren, vor allem auch, weil ich mein Studium über Bafög finanziert habe und die fördern eben nur eine bestimmte Zeit oder auch, weil ich dachte, später stellt mich keiner ein, weil ich zu lange gebraucht habe. Aus heutiger Sicht muß ich allerdings sagen, daß das bei weitem nicht so dramatisch war. Es läßt sich für viel mehr eine Lösung finden als man denkt. Darum wäre auch mein größter Rat, wenn es irgendwie geht, nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Schreib die Prüfungen nur, wenn Du Dich wirklich dazu in der Lage fühlst. Mich haben meine Depressionen so richtig schlimm erst während Diplom- und Doktorarbeit getroffen, da hatte ich fast alle Prüfungen schon hinter mir. Aber ich weiß auch noch, wie schwer ich mich damit getan habe, für meine Doktorprüfung zu lernen, weil ich einfach nicht begriffen habe, was da stand. Hätte auch versuchen können, Chinesisch auswendig zu lernen. So macht es einfach keinen Sinn! Das kann nicht funktionieren. Dann geh lieber ein halbes Jahr irgendwo jobben und versuche die Zeit zu nutzen, wieder gesund zu werden (ich weiß, daß auch das nicht einfach ist, aber es ist auch eine Möglichkeit)!

Dann kam mir noch eine weitere Aussage in Deinem Text bekann vor: "... irgendwie glaub ich, dass dieses Studium für mich durchaus machbar wäre, denn eigentlich würd es mir wirklich Spass machen..." Dieses Wörtchen "eigentlich". Ich erzähle jetzt mal wieder einfach von mir. Bis zum Vordiplom hat mir mein Studium wirklich Spaß gebracht (aus heutiger Sicht hatte ich damals aber auch einfach eine gute Phase zwischen zwei Depressionsattacken), danach ist mir dieser Spaß irgendwie (aus verschiedenen Gründen) abhanden gekommen, aber es war einfach das Naheliegendste, das Studium erstmal zuende zu machen. Die Diplomarbeit hat dann wieder Spaß gebracht (nächste gute Phase) und Jobs gab es danach sowieso nicht, also habe ich mich für eine Doktorarbeit entschieden. Da kam ich dann irgendwie überhaupt nicht mehr klar, obwohl ich eigentlich dachte, daß ich das Ganze durchaus schaffen könnte und es mir auch Spaß bringen könnte, wenn ich mir nur nicht immer so dermaßen selbst im Weg stehen würde. Nicht immer Angst hätte, Fehler zu machen, Fragen zu stellen, mich zu blamieren. Wenn ich mich besser verkaufen könnte. Da gab es Leute, die fachlich bestimmt nicht besser waren als ich, aber sie haben soviel Selbstbewußtsein ausgestrahlt, daß jeder sie um Rat gefragt hat und nicht mich. Dabei war ich doch eigentlich viel besser. Ich habe viel darüber nachgedacht und bin mir heute absolut nicht mehr sicher, ob es so einfach ist. Ob ich mir nur "selbst im weg stehe". Vielleicht tue ich das ja nur, weil das eben doch nicht der richtige Job für mich ist, er mich irgendwo überfordert und ein Teil in mir einfach streikt. Auf jeden Fall erkenne ich heute beispielsweise das "sich verkaufen können" als eine Fähigkeit an, die mindestens genauso wichtig ist wie fachliche Qualitäten. Und die mir einfach fehlt. Wie manche andere Fähigkeiten auch. Ich will Dich jetzt um Gottes Willen nicht verunsichern, das ist meine Geschichte, ich habe daraus nur gelernt, daß man bei Worten wie "eigentlich" hellhörig werden und das Ganze mal ein bißchen genauer angucken sollte...

Zusammenfassung? Versuch, Dich nicht noch mehr unter Druck zu setzen, bisher ist noch nichts Dramatisches passiert!! Sag Dir das immer wieder! Und wenn Du jetzt noch ein Jahr länger brauchst, Du bist doch noch jung!

Red vielleicht mal mit Deinen Professoren, damit sie wissen, was los ist. Auch das nimmt Druck. Ich habe ein halbes Jahr gebraucht, um mich zu trauen, mit meinem Chef zu reden, nur um festzustellen, daß er sowieso schon einen Verdacht hatte und sehr verständnisvoll reagiert hat. Seitdem habe ich wenigstens nicht mehr diesen "Er darf nichts merken, er hält mich bestimmt für blöd" Druck. Es wird für Dich im Moment nicht so aussehen, aber Dir stehen noch viele Wege offen!!! Ganz bestimmt!

Ich wünsch Dir alles Gute und laß wieder was von Dir hören!

Silke
srb
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von srb »

Hi Ben,

als ich Dein Posting gelesen habe, sagte etwas in mir gleich Grrr, will ich nicht, nein - und zwar, als es um das Scheitern ging. Schon komisch, damit kann ich mich am wenigsten abfinden. Liebe und Haß,Gut und Böse, rebellisch und angepaßt, da kann ich eher mit leben, aber der Gedanke an Scheitern jagt mir wirklich eine Gänsehaut über den Rücken....

Aber vielleicht muß ich mir das wirklich immer und immer wieder ins Gedächnis rufen, damit es irgendwann seinen Schrecken verliert? Bisher ist es nämlich meist so, ist mir gestern auch irgendwie aufgefallen, daß Deine Gedanken sehr gut meinen Kopf erreichen, der auch sagt: Stimmt, das klingt gut, aber irgendwie nicht mein Gefühl. Kannst Du das nachvollziehen? Wie bringe ich mein Gefühl dazu, das wirklich so zu empfinden? Denn ich habe ja das Gefühl, daß diese extreme Kopfsteuerung gerade eines meiner Probleme ist....

Wie bringst Du Kopf und Bauch in Einklang?

Fragt sich Silke
ben1
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von ben1 »

Eine gute Frage!

Scheitern ist (war) bei mir wirklich mit einem Gefühl der Wertlosigkeit, ja sogar der Lebensgefahr (durch drohenden Liebesentzug der Eltern) verbunden. Und dieses Gefühl wurde durch Leistung verdrängt. "Blos alles tun, um dieses Gefühl nicht mehr aushalten müssen" - so sehe ich es im Nachhinein.

Vom Kopf her weist Du, das scheitern nicht gleichzusetzen ist mit Untergang. Aber Deine Erfahrungen sprechen eine andere Sprache.

Vielleicht ist es ganz nützlich, sich mal Situationen zu vergegenwärtigen, wo man gescheitert ist. War das wirklich so schlimm? Hat es da nicht einfach gemenschelt? Sind die Auswirkungen so gravierend, wie wir meinen?

Lass mich einen Bogen zum Thema des Threads schlagen. Solange es mir schlecht geht, habe ich auch eine "Entschuldigung" für mein Scheitern. Wenn ich "gesund" bin, darf ich nicht mehr scheitern. Ich werde aber weiter scheitern (nicht immer, keine Bange), weil ich ein Mensch bin. Also darf/will ich nicht gesund werden.

Wenn Du mal akzeptieren kannst, das auch Du manchmal scheiterst, und das für Dich ok ist, gibts auch keine Notwendigkeit mehr, die Krankheit beizubehalten.

Mein Gott, es klingt so einfach - ist es aber nicht. Erstmal die Ängste ansehen, die hinter dem scheitern stehen (das tut weh), und dann durchgehen, dann kommt auch wieder Lich am Ende des Tunnels.

Ben
MadMax
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von MadMax »

Hallo Momo!

So recht weiss ich gar nicht was ich Dir schreiben könnte. Vielleicht hilft es Dir ein klein wenig, dass Du nicht allein so dastehst. Erkenne mich recht gut in Deinen Schilderungen wieder. Ich hab damals mein Studium abgebrochen. Nun stehe ich langsam aber sicher vor der Abschlußprüfung meiner Ausbildung. Und die Panik wächst.

Ich schieb Dir einfach mal so gut es geht ein bißchen Kraft herrüber!

Mad Max
MadMax
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von MadMax »

Hallo Ben!

Bleibt mir wieder nichts als Dir für diese "Klarsicht" der Dinge zu danken!
Der Bogen, den Du da geschlagen hast, ist glaub ich ein sehr nachdenkenswerter Ansatz. Nur leider nicht im Moment für mich an dieser Stelle (es geht gerade überhaupt nicht gut).

Viele Grüße!

Mad Max
ben1
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von ben1 »

Hallo Mad Max

danke!

Es gibt eine Zeit zum nachdenken und eine Zeit zum rasten, eine Zeit zum Tun und eine zum Sein. Also keine Gedanken machen, wenns gerade nicht passt, das ist ok. Es menschelt halt - ich finde das Wort genial.

Grüße

Ben
C.
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von C. »

Lieber MadMax,

habe dich hier grad "gefunden", und lese dass es dir so gar nicht gut geht... Was ist denn los? Ist es vor allem die nahende Abschlussprüfung und die Panik? Oder auch noch anderes?
Kannst / magst du darüber reden?

liebe Grüsse,
Clara
MadMax
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von MadMax »

Hallo Clara!

Hast Du mich also aufgespürt

Ja, die Panik ist natürlich latent immer da. Aber diesmal waren es hauptsächlich erstmal diese sch... Medis. Und alles zusammengenommen hat mich umgehauen. Vielleicht wird es jetzt ein bißchen besser...

Alles Liebe!

Mad Max
momo
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von momo »

Hallo Silke

Fühl mich nicht so schreibfähig, deshalb nur kurz: habe am Montag endlich mit dem Studienvorsteher telefoniert – muss nun ein Urlaubsgesuch schreiben. Urlaub... naja...

Gruss
Momo
momo
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von momo »

Hallo Mad Max

Vielen Dank für das Kraftpaket, ist lieb von dir!

Momo
srb
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von srb »

Hallo Momo,

ist doch egal, wie es heißt, wichtig ist doch nur, daß Du eine vorübergehende Lösung gefunden hast!!!

Ich wünsch Dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Silke
srb
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Re: Will ich eigentlich wirklich, daß es mir besser geht?

Beitrag von srb »

Hallo Ben,

bin momentan nicht so richtig "schreibmotiviert", darum lassen die Antworten manchmal etwas auf sich warten...

Das mit dem Scheitern ist schon ein ganz grundlegendes Problem. Gerade in den letzten Therapiestunden war das auch Thema, als es darum ging, daß ich mich auf meine Arbeit - und Arbeiten an sich - überhaupt nicht einlassen kann. Ich habe eine riesige Distanz dazu aufgebaut, die mich unter anderem auch vorm Scheitern schützen soll. Wenn mich das alles eigentlich sowieso nicht richtig interessiert, ist es weniger schlimm, wenn ich manche Dinge vielleicht wirklich nicht hinbekomme.... Andererseits hindert es mich aber auch daran, mich in irgendeiner Form zu engagieren, Motivation zu entwickeln. Das finde ich oft total schade. Gleichzeitig wehrt sich aber alles in mir dagegen, diese Distanz aufzugeben, davor habe ich eine derartige Angst, als wenn dadurch mein Leben bedroht wäre.

Ich habe mich solange Zeit in der Schule und im Studium nur über Leistung definiert und ich möchte nicht, daß es wieder so wird. Wobei wir bei einem Thema wären, daß wir hier auch schon mal hatten, glaube ich. In meiner Vorstellung gibt es nur ein Entweder-Oder. Ein Mittelweg existiert einfach nicht.

Die Idee, sich Situationen vorzustellen, in denen man gescheitert ist, ist mir auch schon gekommen. Und es war eigentlich nie eine Katastrophe. Wo bei mir zum einen die Frage auftaucht: Woher kommt dann diese Angst? Zum anderen merke ich aber auch den Widerstand in mir, mich von dieser Vorstellung, dieser Angst zu verabschieden. Womit wir dann wohl wieder beim Thema dieses Threads wären.... Und sich mir wieder die Frage stellt: Wo fange ich an, dieses Knäuel zu entwirren? Wo ist der lose Faden, an dem ich ziehen kann?

Silke
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