Wie lange noch?

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ff
Beiträge: 80
Registriert: 25. Aug 2003, 22:44

Wie lange noch?

Beitrag von ff »

Hallo Leute,

habe schon gestern unter einer anderen Rubrik meinen Seelenmüll abgeworfen.
Seit ein paar Tagen rutsche ich wieder ins Tief ab. Ich war wirklich auf einem guten Weg, bin seit Monaten in psychiatrischer und therapeutischer Behandlung. Anfangs war ich froh, dass mir geholfen wird. Jetzt merke ich, dass ich immer mehr auf der Stelle trete. Wie lange soll das noch weitergehen?
Dauert eine Depression wirklich so lange?
Habe in ein paar Tagen wieder Termin beim Doc und bin deshalb auch noch bis dahin arbeitsunfähig geschrieben.
Ich stehe unter einem Rechtfertigungsdruck, gerade bei meinem Arbeitgeber und den Kollegen, da ich mich schon seit Monaten nicht mehr habe blicken lassen. Gerade dort liegt auch der Grund meiner Depression (Burn out,Überlastung, Unzufriedenheit, Mobbing).
Ich habe jahrelang die Belastungen ausgehalten und mehrere "Kröten geschluckt".
Wie verhalte ich mich bei Nachfragen und den Prognosen meiner Krankheit?
War froh, dass ich nach vielen Wochen wieder Auto fahren konnte, aber in letzter Zeit hätte ich beinahe zwei kleinere Unfälle riskiert. Bin total verwirrt, hatte heute morgen einen Heulkrampf, konnte mein Gesicht im Spiegel nicht ertragen. Mein Hund kriegte dies mit und leckte mir die Tränen weg.
Merke auch, dass ich keinen richtigen Appetit habe, es ist so wie am Anfang der Krankheit.Spüre auch eine nervliche Irritation in meinen Beinen. Muss diese Woche auch einiges mit Behörden regeln (hat aber nichts mit der Krankheirt zu tun), habe jetzt schon ein Gefühl von Ohnmacht und Angst im Körper. Sowas habe ich noch nie gekannt. Vielleicht habe ich bislang als Mann viel verdrängt in der Vergangenheit.
Möchte endlich wieder Perspektiven in meinem Leben sehen, gerade im beruflichen Bereich wünsche ich mir so schnell wie möglich einen Wechsel, der mich zufrieden stellt. Kann mich aber nicht aufraffen, etwas zu tun.
Nehme mir jeden Tag vor, Kontakte zu suchen, Bewerbungen zu schreiben - rien ne va plus!
Das nervt mich, denn mein eigentliches Arbeitsverhalten ist ganz anders. Bin wirklich jemand, der gerne arbeitet, aber zu meinem jetzigen Arbeitsplatz habe ich null Beziehung mehr. Der Gedanke an diese Arbeit, führt in mir zu Panik und Lähmung gleichzeitig.
Könnt ihr mir da ein paar Tipps geben?
Wisst ihr, wie lange das noch so weitergehen kann?
Würde mich über eure Reaktionen sehr freuen!
Vielen Dank für euer Interesse und eure Aufmerksamkeit!

Liebe Grüße und seid umarmt

ff
Ann
Beiträge: 105
Registriert: 8. Aug 2008, 15:58
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Re: Wie lange noch?

Beitrag von Ann »

Hallo lieber Leidensgenosse,
ich kann so gut nachfühlen, wie es dir geht! Dieser Teufelskreis aus Depression, Schuldgefühlen, dem Wissen, dass etwas geschehen muss und der gleichzeitigen Unfähigkeit dazu, scheinbar eine Spirale ohne Ende. Aber nur scheinbar! Beim Lesen deiner Zeilen kamen mir zwei Gedanken. Beides kenne ich aus eigener Erfahrung. Zum einen: wie wäre es, wenn du mal stationär in eine psychosomatische Klinik gehen würdest. Heraus aus allem, Abstand gewinnen, dich ganz auf dich selbst konzentrieren, neue Kräfte finden. Vor allem der Abstand hat mir damals sehr gut getan, um an wichtige Entscheidungen heranzukommen! Und der andere Gedanke ist: dringend eine Entscheidung treffen wegen dem Arbeitsplatz. Ich habe damals eine Ausbildungsstelle, die ich mir lange erkämpft hatte, wegen Depressionen aufgrund Mobbing und anderem aufgeben müssen. Es war die richtige Entscheidung gewesen, so schwer sie mir gefallen ist. Eine Freundin von mir hat ähnliche Erfahrungen, sie konnte aufgrund des ärztlichen Attests, dass sie dieser Arbeitsplatz krank gemacht hat (u.a. auch wegen Mobbing!) mit Unterstützung eine Umschulung machen und arbeitet jetzt woanders. Wenn es dich interessiert, kann ich dir Genaueres schreiben. Nach deinen Zeilen klingt es so, dass der Arbeitsplatz einer der "Knackpunkte" deiner Depression ist. Ich möchte dir einfach Mut machen, genau an diesem Punkt was zu unternehmen. Auch wenn es noch so schwerfällt, es könnte der Anfang des Knäuels sein!
Verlier nicht den Mut, melde dich wieder, wenn du magst!
Alles Liebe von
Ann
Ginabel
Beiträge: 3
Registriert: 24. Nov 2003, 14:33

Re: Wie lange noch?

Beitrag von Ginabel »

Habe seit 3 Jahren Depressionen mit körperlichen Begleiterscheinungen. Symptome die du beschreibst kenne ich auch. War letztes Jahr 8 Wochen in einer psychosomatischen Klinik, hat mir sehr gut getan, obwohl ich mich erst dagegen gewehrt habe. Dort kam auch der Anstoß, eine Umschulung zu machen. Bin jetzt seit einem halben Jahr dabei. Ich bin zwar noch nicht gesund, aber es geht mir viel besser und ich habe wieder eine Zukunftsperspektive. Nehme allerdings auch noch Psychopharmaka, weiß nicht ob ich ohne sie auch klar kommen würde. Therapie hilft auch, aber nicht in der schlimmsten Phase, da habe ich erst mal Medis gebraucht. Hoffe du findest noch deinen Weg. Kannst gerne auch noch Fragen stellen, wenn du willst.
Liebe Grüße
Bina
ClemensMeyer
Beiträge: 10
Registriert: 21. Nov 2003, 11:28

Re: Wie lange noch?

Beitrag von ClemensMeyer »

Hallo,
bei mir ist es genau so, ich habe auch keine Lust mehr zur Arbeit zu gehen.
Aber ich denke mir, es muss ja weiter gehen.
Meine Depressionen kommen aus meiner Kindheit, weil ich ohne Liebe aufgewachsen bin, meine Eltern haben mich so zu sagen einfach nur bekommen, aber sonst wahr da nichts.
Mit Hilfe meiner Frau, die ich sehr und über alles Liebe werde ich das auch schaffen um aus den Tief heraus zu kommen.
Hast du denn keinen Partner der dir hilft?
Wenn du magst, können wir mal reden ich glaube das hilft.
Auch andere können sich bei mir Melden.
Und jetzt Kopf hoch und durch, du schaffst das da bin ich mir ganz sicher.

Denn in jeden neuen Tag, ist auch neuer Lebensmut den man braucht.
neodym
Beiträge: 0
Registriert: 10. Jun 2003, 23:04

Re: Wie lange noch?

Beitrag von neodym »

Hallo ff,

Deine Geschichte haben viele so ähnlich erlebt, ich auch.

Du fragst wie lange kann es dauern? Jahre. Oft sind es Jahre, die man qualvoll durchlebt.

Bei mir kam es 2002 zum endgültigen Showdown, und ich fand mich in der Klinik wieder. Viel gearbeitet, etc. Ich war in einem Ingenieurbüro tätig, da ging immer die Post ab. Bis es endgültig zu viel war. 4 Monate war ich in der Klinik, bis ich wieder eingegliedert wurde. Aber auch das lief schief. Jetzt, nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit, geht es mir wieder besser. Meine Akkus sind wieder aufgeladen, ich bin ein anderer Mensch geworden.

Suche die Möglichkeit, in eine Klinik zu gehen bevor sie Dich da hineintragen. Plane, wenn es geht, sinnvoll Deinen Aufenthalt dort. Und denke drüber nach, ob Du nicht beruflich Dich verändern kannst.

Viel Grüße

Ralf
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