Zu etwas Zwingen was sich zur Zeit als Last anfühlt?

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Adr
Beiträge: 12
Registriert: 18. Mai 2015, 20:24
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Zu etwas Zwingen was sich zur Zeit als Last anfühlt?

Beitrag von Adr »

Seitdem mir eine Depression diagnostiziert wurde habe ich mein Studium abgebrochen und bin zurück zu meinen Eltern gezogen.
Letztes Wochenende habe ich endlich nach monatelangem vorherschieben mein altes WG-Zimmer leergeräumt.
Es fiel mir sehr schwer und die Tage danach waren umso schlimmer.
Nun muss ich eigentlich dieses Wochenende noch ein mal zu meinen alten Mitbewohnern um mich quasi noch ein Mal richtig zu verabschieden.
Ich verstehe mich super mit Ihnen und eigentlich gäbe es absolut nichts negatives an diesem Besuch.
Aber wieso fühlt es sich so an als wäre es fast unmöglich zu bewältigen?
Mein inneres plagt mich mit Ausreden und gleichzeitig schlechtem Gewissen, dazu dann noch Frustration vor der eigenen Feigheit wenn man es so nennen kann.

Hat jemand einen Tipp wie man mit dieser Situation umgehen könnte?
Wieder einmal absagen und sich verkriechen oder es doch einfach mal versuchen??
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Zu etwas Zwingen was sich zur Zeit als Last anfühlt?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Adr,

bist du in Therapie?

Zunächst einmal finde ich deine Reaktionen verständlich und nachvollziehbar. Niemand gibt ein (gefühltes) Scheitern gerne zu, insofern wirst du vermutlich mit Fragen konfrontiert, die du nicht beantworten magst?!

Mein Vorschlag wäre: Versuche, hinzugehen - Vielleicht kündigst du an, dass es dir nicht gutgeht, alles tagesabhängig ist, dass du versuchst zu kommen, sie aber nicht böse sein sollen, wenn es nicht klappt. Nachteil, wenn du nicht gehst: du hast es noch vor dir. Wenn du gehst, vertrau auf dich, vertrau auf deine Kräfte. Stell dich vor den Spiegel und sage dir "Hej, das schaffe ich - es sind nur ein bis zwei Stunden zu überstehen, danach kann ich mir etwas Gutes tun ... " Mach einen Deal mit deinem Inneren. Ruh dich danach richtig aus,nimm dir das vor und tu das auch.
Wenn es dir dann total schlecht geht damit, bleibt dir immer der Ausweg Absage. Bevor du absagst, frag dich einfach, ob du dich mit der Absage tatsächlich besser fühlst.

Grundsätzlich ... hast du deine Lebenssituation komplett geändert. Du hast einen eingeschlagenen Weg, den du betreten hast, weil du glaubtest, er sei der Richtige, verlassen. Das musst du jetzt akzeptieren und das dürfte nicht ganz einfach sein. Ich -als Außenstehende- finde das nicht schlimm, wo Weg A nicht zum Ziel führt, nimmt man eben einen anderen Weg oder einen kleinen Umweg.
Jetzt zählt erst einmal eines: gesundwerden. Du hast auf irgendwas im Inneren nicht gehört, es ignoriert, jetzt musst du lernen dich selber wahrzunehmen und auch diese Stimmen zu achten. Das geht nicht immer - aber ich komme mit den Deals ganz gut zurecht.

nimm dir erst einmal nichts vor - dieser Besuch bedeutet einen Abschluss, daher finde ich es wichtig, das zu machen. Danach ... gesund werden. Schön wäre es, wenn deine Eltern sich ein wenig mit der Krankheit befassen und evtl eine Angehörigengruppe besuchen. Auch sie müssen ein Gleichgewicht finden und dürfen dich nicht ausschließlich betüddeln.

Hilft dir das ein wenig weiter?

LG Sonennblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Katerle
Beiträge: 11261
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Zu etwas Zwingen was sich zur Zeit als Last anfühlt?

Beitrag von Katerle »

Hallo Adr

Wuerde auch empfehlen das du versuchst dich zu überwinden dort hinzugehen. Ansonsten wuerde ich so vorgehen wie sonnenblume es bereits vorgeschlagen hat.

Alles Gute fuer dich.
Adr
Beiträge: 12
Registriert: 18. Mai 2015, 20:24
Wohnort: Berlin

Re: Zu etwas Zwingen was sich zur Zeit als Last anfühlt?

Beitrag von Adr »

Danke für eure Antworten!
Die Idee vorher ein Deal mit seinem Inneren zu machen find ich interessant, das sollte ich auf jeden fall ausprobieren!
Ich bin zur Zeit leider nicht in Therapie, da ich noch auf einen Platz warte. Deswegen muss ich da irgendwie allein mit fertig werden.
Mal gelingt es besser mal weniger
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Zu etwas Zwingen was sich zur Zeit als Last anfühlt?

Beitrag von Botus »

Du kannst es Dir auch leichter machen, in dem Du Dir sagst, dass Du nicht zu Anderen hinfährst, sondern zu Gleichen. Rein statistisch werden sich mehr als die Hälfte Deiner WG Mitbewohner nach dem Studium in atypischen Beschäftigungsverhältnissen wiederfinden oder es wartet ein Praktikum nach dem anderen. Es werden auch viele von beruflicher Überlastung getroffen. Es werden auch einige im Leben von anderen belastenden Umständen betroffen sein, wie z.B. Partnerproblemen, dem Älterwerden oder Burnout. Du hast "es" jetzt. Die anderen werden "es" zeitverzögert später bekommen. Insofern gibt es mehr Gemeinsamkeiten zwischen Euch, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. So würde ich das sehen. Dann könnte der Gang dort hin viel entspannter sein.
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