An den Ehemann Pia

Pia again
Beiträge: 106
Registriert: 14. Aug 2014, 07:39

An den Ehemann Pia

Beitrag von Pia again »

So, Pia ´s Ehemann;

da Du ja eh seit Jahren mitliest hier mal ein Beispiel von dem, was ich zu Dir meinte, mit Hochachtung vor gleichfalls Erkrankten und Du bist kein Einzelfall in Deinen sämtlichen Fragestellungen.

Statt Deinen Mustern: ich versuche herauszufinden, was mein Gegenüber (egal ob Ehefrau, Brotverkäuferin oder wer weiss ich) will, solltest Du mal anfangen, Dich um Dich zu kümmern.

Unsere Ehe ist kaputt; ja, und Dein Therapeut hat ganz sicher Recht damit, "Schuld sind immer beide"; leider hat Dein Therapeut aber nicht verstanden, dass es hier nicht um Schuld geht, sondern um in Beziehung treten.

Für mich ein riesengroßer Unterschied.

Ich habe mir mal erlaubt, hier den Beitrag von meiner sehr geschätzten Lerana zu kopieren, die wohl so ziemlich das aus ihrer Sicht und Erfahrung beantworten dürfte, was ich versuche mit Dir seit ewigen Jahren zu thematisieren.......

Leider konntest Du Dich nie darauf einlassen.

Schade,
ich hab wirklich gedacht, wir hätten eine Chance gehabt.

Und ja: ähnlich, wie Lerana auch schildert, so habe auch ich ganz sicher im Umgang mit Dir Fehler gemacht: allerdings hat mir auch nie jemand geholfen; kein Therapeut, kein Paartherapeut und Deine Welt ist so fremd für mich, das ahnst Du gar nicht.

Kommunikation hätte da geholfen;
leider war diese und ist nach wie vor nicht möglich.

---------

Nochmal zur Info für alle, die mich nicht kennen (was mittlerweile die meisten sein müssten). Ich bin selber Betroffene (rezidvierende Depression, im Moment aber in einer sehr, sehr guten Phase und das schon länger!!) und mein Mann ist auch betroffen. Ob er wirklich "nur" Depressionen hat oder sonst noch psychische Sachen vorliegen, weiß kein Mensch, denn mein Mann hat nur wenig Krankheitseinsicht und sich leider bis jetzt auch nicht zu einer Therapie oder wenigstens einem Arztbesuch durchringen können (abgesehen von unserer Paarberatung vor einem Jahr).

Ich möchte auf das "sich selber finden" aus euren Beiträgen eingehen. Ich denke auch, dass ein Therapieprozess bzw. die Gesundung aus einer Depression sehr viel mit "sich selbst finden" zu tun hat. Und das ist natürlich tatsächlich in gelebter Beziehung schwer.

Konkret: In einer depressiven Episode, stimmt die eigene Wahrnehmung nicht, man ist gereizt, nimmt vieles persönlich, bezieht alles auf sich, unsicher.... Sprich, man ist nicht "richtig". Wäre da alles shanti, hätte man keine Depression.

In einer Partnerschaft halte ich meinem Geggenüber immer, egal wie bemüht ich bin, "neutral" zu sein, einen Spiegel vor. Der "gesunde" Partner sieht also die verzerrte Wahrnehmung, das falsche Selbstbild und spiegelt in bester Absicht: So, wie du die Welt siehst, ist sie gar nicht. Du bist im Momement nicht "richtig". Das ist die Depression.

In der Therapie lernen wir: Nimm dich so an, wie du bist! Du bist gut so! Mit all deinen Ängsten... Klar gemeint ist damit nicht, die depressive Weltsicht zu feiern. Aber unterscheide das mal in einer Episode.

Während der Betroffe also damit bemüht ist, für sich selber herauszufinden, was bin ich, was ist Depression, was will ich, was fühle ich, was lasse ich zu, wogegen versuche ich mit Techniken anzugehen, sieht er immer noch im Spiegel des Partners ein Bild, das ruft: Das bist nicht Du, ich kenne dich, das ist die Depression, deine Wahrnehmung ist nicht richtig!!!!!!

Wenn das mal nicht verwirrend ist.

Ich erlebe das gerade bei meinem Mann. Der hat ne schwierige Phase gerade und sagte mir neulich: Und du spiegelst mir andauernd, dass ich nicht richtig bin.

Ich dachte darüber nach und zähneknirschend dachte ich: Das stimmt. So sehr hoffte ich auf Krankheitseinsicht, dass ich an vielen Stellen immer wieder spiegelte: Schau mal, wie verzerrt deine Wahrnehmung gerade ist.
Ganz zu schweigen von Streits, die ich in meiner Arroganz seiner depressiver Unzufriedenheit zuschob und nur deutlich machen wollte, das macht dein Kopf mit dir, das ist nicht echt! Spiegelbild: Sieh, wie krank du bist. Du brauchst Hilfe.
Vielleicht habe ich sogar recht, aber wie schwer muss es sein, in ner schlechten Phase zu stecken und dann einen Partner zu haben, der auch noch andauernd sagt: Du bist krank, du bist krank, du bist krank!!!

Klar mich hat das in der ein oder anderen Phase entlastet, nach dem Motto: Ist nicht echt, ist dein quakendes Depressionsradio. Aber dazu muss man schon viel für sich sortiert haben.

Aus diesem Grund kann ich verstehen, dass es leichter ist, sich zu finden, wenn man das ohen Dauerspiegel tut. Auch ich brauchte Zeit! Mein Mann und ich hatten ein halbes Jahr ein zusätzliches Appartment und haben qasi getrennt gewohnt.

Ich hoffe, man kann mir folgen!

Herzliche Grüße
Lerana

-------------------

Gruß Pia
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Gerbera »

Liebe Pia,

ich kann Lerana sehr gut folgen. Und etwas für mich mitnehmen. Ganz offensichtlich habe auch ich jemandem gespiegelt, dass er krank ist, denn der Betreffende hat sich vor nicht allzu langer Zeit darüber beschwert und seinen Rückzug während der Akutphasen meiner Depression damit erklärt. Allerdings kämpfe ich noch damit, das für mich irgendwie zu akzeptieren oder auch zu werten.

Wie viele Depressive besitze ich extrem viel Einfühlungsvermögen. Von daher verstehe ich Dich, liebe Pia, nur zu gut. Leider wird Dein Posting an Deinen Mann mit 99,9 %-iger Wahrscheinlichkeit nicht die Wirkung haben, die Du gerne hättest. Ich hatte zuletzt den Eindruck, dass Du Dich damit abgefunden hattest, dass Dein Mann sich nicht ändern wird und es an Dir ist, etwas zu ändern. Klang zwar traurig, aber entschlossen.

Warum hakst Du nun wieder nach? Ist es für Dich so schwer loszulassen? Oder bist so tief verletzt, dass es nicht möglich ist loszulassen? Liebe Pia, bitte schau auf Dich, ganz allein auf Dich und versuche Deinen Weg zu finden, um mit dem, was Du mit Deinem depressiven Mann erlebt hast, klarzukommen. Ihn kannst Du nicht ändern, wie gut gemeint das auch immer ist. Und ich glaube, Du meinst es sehr gut. Arbeiten kannst Du nur an Dir selbst.

Ich schick Dir eine herzliche und liebevolle virtuelle Umarmung.

Ganz liebe Grüße,
Gerbera

Alles Gute auf Deinem weiteren Weg!
Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Tabarka1 »

Liebe Pia,
Ein ganz herzliches HALLO liebe vertraute Pia! Auch wenn ich nur noch selten hier lese, hier will ich doch gerne ein Lebenszeichen von mir geben.

Es ist zum Mäusemelken, oder? Du siehst bei Deinem Mann wo ein möglicher Weg zu Gesundung ist UND er geht ihn nicht. Du siehst den ersten Schritt genau vor Dir UND er weiß nicht ob er ihn gehen will. Du weißt, wie die Bewegung des Fußes starten müsste UND er weiß gar nicht was Du von ihm willst. Und spätestens dann sind beide verwirrt.

Ich könnte meinem Mann seitenweise Vorschläge zur Gesundung von ihm machen und er nimmt nicht einen an. Im Gegenteil, seine Methode der Heilung besteht im Rückzug UND es geht ihm immer schlechter. Ich habe bei ihm den Eindruck, dass Depression ein selbstverstärkender Prozess ist leider in Richtung Erkrankung. Denn je mehr er sich zurückzieht desto schwieriger wird die Kommunikation.

Mich macht das einfach nur traurig, hilflos und manchmal auch wütend.

Und ich finde das Thema Gesundheit und Krankheit nur schwierig. Eigentlich kenne ich es so, dass Menschen gesund werden wollen. Mein Mann ist da leider anders - quasi ohne Leidensdruck. Und was mache ich dann? Ersetze ich seinen Leidensdruck durch meinen Druck auf ihn? Lasse ich ihn einfach laufen? Verzweifle ich in Wut, Trauer und Hilflosigkeit?
Wenn ich, wie jetzt, entspannt hier sitze, weiß ich: ICH DARF MICH NUR UM MICH KÜMMERN- ER IST SCHON GROß!

Und doch immer wieder dieses Theater: mach doch dies, ich will nicht, dass Du den ganzen Tag rumhängst.... Ich mach ihm deutlich: Du bist nicht o.k.

Liebe Pia, wie gerne würde ich auch mit Dir dieses Theater spielen und Dir sagen:.....

Es scheint meine Krankheit zu sein - zu wissen was für andere gut ist, statt meine Energie erst mal auf mich zu verwenden, mich zu umsorgen, zu verwöhnen, zu tanzen, zu lachen und in Leidenschaft zu leben - für MICH.

Ich drücke Dich ganz zärtlich
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
MUT65
Beiträge: 448
Registriert: 18. Jan 2013, 11:59

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von MUT65 »

Hallo Pia und auch Gerbera,

ich war überrascht HIER einen Brief an Herrn Pia vorzufinden.

Ehrlich gesagt war ich manches Mal, wenn ich nicht wusste wie ich aus meiner
Traurigkeit entkomme, fast schon ein wenig neidisch auf die coole Pia.

Deine Beiträge, liebe Pia, klangen für mich immer so logisch, auch rational und jetzt
das hier - ich empfinde es als absolut menschlich und nicht als nachhaken.

Wir alle können UNS hier doch gar nicht richtig beurteilen /einschätzen - man liest
von einander und hat vllt. eine Art Bild im vom Schreiber im Kopf.
So war es auch bei mir - Pia kann sich alles mit dem Verstand erklären, ganz im Gegensatz
zu MUT, die emotionale Heulsuse.

Da geht eine Ehe auseinander - für Beide die Zweite, wenn ich es richtig in Erinnerung
habe.
Da waren sicher, trotz Krankheit, eine Menge Träume und Illusionen - auf beiden Seiten.

Ich fühle wirklich mit Pia, der Weg war ja kein Honigschlecken und auch Pia hat auf
ihre Weise versucht mit der Krankheit einen GEMEINSAMEN Weg zu finden.

Ich weiß was es heißt auf TAUBE OHREN zu stoßen - ich glaube es ist eine der schmerzhaftesten
Erfahrungen die ich in meinem Leben machen musste.
Immer verstehen, sich zurücknehmen und immer wieder an ein WIR glauben - nicht wahrhaben
wollen das es nicht reicht sein BESTES zu geben, wenn der Dialog nicht von beiden Seiten
als einzige Chance gesehen wird.

Klar kann ich hier Herrn Pia nicht beurteilen - aber solltest Du das hier lesen, wir Angehörigen
sind mehrfach so weit über unsere Grenzen gegangen, dass ein Scheitern einer Beziehung
wegen einer Depression, ein echtes Loch in einem zurück lässt.

Die hochnaive MUT hat mit 50 Jahren tatsächlich geglaubt, das LIEBE
das Ganze schon irgendwie packt.

Pia, mich würde sehr interessieren wie es zu Beginn Eurer Beziehung war -
falls Du das hier schreiben magst.
Du beschreibst Herrn Pia ja schon als jahrzehntelang krank - hast ihn also schon
"krank" kennengelernt.

Wieso ging da Beziehung auf Augenhöhe - was lief anders und was denkst Du,
wo ihr Euch verloren habt.

Immer wenn ich Dich las, dass sich Dein Mann nicht trennen würde, war ich ein
wenig neidisch - ich dachte, Du hast wenigstens ne Chance aus eigener Kraft
einen Weg MIT Depression zu finden....

Ich wurde einfach aussortiert - war ich 6 Monate vorher noch eine Frau zum
heiraten, war ich auf einmal nur noch im Weg in Richtung ICH ICH ICH.

Diese Bitterkeit die ich bis heute dabei empfinde will nicht weichen - und da hat
Gerbera wohl recht, bei einer so tiefen Verletzung kann man ( ich) nur schwer
los lassen und "vergeben".

Für mich ist das Schlimmste, dass ich mir nicht vorstellen kann, mich nocheinmal
so tief auf einen Menschen einzulassen.
Mir reicht es - wenn ich auch jeden Tag die Bindung an einen Mann an meiner Seite
vermisse.

Ich glaube hier könnte ne Menge Briefe an Herrn XY stehen ;)

Grüße
von
Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
Pia again
Beiträge: 106
Registriert: 14. Aug 2014, 07:39

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Pia again »

Hallo Ihr Lieben,

ich hacke nicht nach; den Beitrag habe ich für mich geschrieben.

Ich habe nie ernsthaft erwartet darauf von Seiten meines Mannes eine Reaktion zu bekommen.

Nun, so könnte man argumentieren; hättest Du zur Verarbeitung Deiner Wunden auch zu Hause im PC verfassen können und gut.

Stimmt.

Aber die Anonymität des Internets nutzte nunmal eben auch ich dafür und es hilft mir.

Wie Mut schon richtig erfasst hat, so bin ich sehr rational;
ich bekomme gerne Antworten, wenn ich Fragen habe oder wenigstens Ansätze.

Die habe ich in der Beziehung zu meinem Mann seltenst erhalten.

Das ist mein Problem.
Stimmt.
Aber ganz sicher nicht allein meines.

Es gibt hier leider fast keine "alten Hasen" mehr;
daher schildere ich Euch meine Erfahrungen der letzten Jahre:

die reine Auseinandersetzung der Angehörigen hier im Forum hat mir und anderen
sehr, sehr viel geholfen.
Ganz sicher nicht in der Beziehung zum Betroffenen, ich kenne nach wie vor keine
Beziehung, die das überlebt hätte, aber in der Beziehung zu mir selber.

Ich erwarte hier keine Lösungen, ich erwarte auch kein therapiert werden.
Aber die wirkliche Auseiandersetzung hier der Angehörigen miteinander über ein
"er hat sich immer noch nicht gemeldet" oder "ich vermisse ihn so" hinaus, hat hier wirklich
viel gebracht: nämlich Wachstum. Wachstum des Angehörigen.

Und da gibt es wohl keinen Stillstand.

Vor Kurzem, als ich einen Beitrag von Mut las dachte ich: juhu: die so von mir geschätzte Auseiandersetzung der Angehörigen hier im Forum ist wieder da. Yieppieh....... das hat mich veranlasst diesen Brief zu verfassen.

Nein, leider ist es mir nicht möglich "über meinen Mann vollständig hinweg zu sein".
Nein.

Er wird auch immer zu meinem Leben gehören;
wie auch immer, in welcher Form auch immer.
Als Partner eben nicht.

Trotzdem, trotz allem gibt es eine tiefe Verbundenheit und ja: der Schmerz ist immer noch da.
Mal weniger, mal mehr und ja: ich versuche immer noch zu verstehen....... es gelingt mir aber nicht.

Ich möchteauch nochmal klar machen, dass ich nicht für meinen Mann "die Lösung" kenne,
nie behauptet habe, seinen Weg ihm vorzuschlagen, diesen zu kennen;
absolut nicht; ich kann nur Vorschläge machen, die mein Weg wären, als Denkansatz;
Anregen, Hinweise geben; problematisch, nein sch..... finde ich halt, dass mein Mann in den letzten 5 Jahren eben nicht einen einzigen Schritt gemacht hat:

nur in der Krankheit bleiben.
Fertig.
Ist sicherer scheinbar, wie Neues ausprobieren.

Seine Statements dauerhaft sind:

ihm kann halt keiner helfen;
er erzählt immer alles den Therapeuten ganz genau, wo seine Problematiken
liegen und keiner hilft.......

usw. usw.

Da sage ich ganz klar: glaube ich nicht!

Ich war selber mal 10 Stunden in therapeutischer "Behandlung", nachdem mir meine Erkrankung den Boden unter den Füßen weggezogen hatte und ich habe bis auf den letzten alle Therapeuten meines Mannes persönlich kennengelernt und nein, ich glaube das einfach nicht.

Ich kann einfach mit dem "keiner kann mir helfen" nicht umgehen.
Es mag sein, dass es Zeit braucht und nicht leicht ist, den Therapeuten zu finden, der gut ist für einen, aber es gibt ihn.

Er hat ´s gar nicht erst wirklich versucht.

Naja, da lag wohl schon der Fehler.
Mein ihn Schubsen.

Er war zwar immer froh drum, aber im Ergebnis hat es nix geholfen.

Mein Mann ist Ersttäter (verheiratet).
Vor 32 Jahren waren wir schonmal zusammen; ich hab "Schluss" gemacht, weil ich meinen Mann komisch fand (auf ne psychische Erkrankung war ich nun wirklich damals nicht gekommen im Gegensatz zum Wiedersehen) und vor allem: w e g e n s e i n e s Schweigens!!!

Als ich ihn dann wieder traf (bzw. er mich) habe ich mir verdammt viel Zeit gelassen (über 6 Monate) ihn neu kennenzulernen, nächtelang zu sprechen, viel gemeinsam zu lachen, Werte "abzugleichen" bevor wir ansatzweise zusammen kamen und ich war mir so sicher, so verdammt sicher, wir hätten eine Chance.

Dieser Mann hat speziell zum Beziehungsthema dermaßen tolle Dinge gesagt; sich mit der Thematik auseinander gesetzt.......wenn dies alles angelesen oder ein mich lesen (was will sie hören) war: Respekt. Hat vollends geklappt.

Genau weil in unserer gemeinsamen Jugend unsere Beziehung an seinem Schweigen, seinem "komisch sein" zerbrochen ist, war ich auf der Hut.
Ich bin bescheuert und ganz bescheuert, wenn ich verliebt bin, sicher, aber ich mache selten 2 x denselben Fehler......... dachte ich.

Ha, ha........

Ich war so auf der Hut gerade wegen seines wirklich für mich unerträglichen Schweigens.

Genau deshalb tut mir das Ganze so weh.
Ich fühle mich verarscht; alles, was uns ausgemacht hat, fast alles, wurde gebrochen.

Im Grunde, exakt mit dem Zusammenzug, der von ihm ausging, ging es nur noch bergab.

Ja, liest der gute Angehörige nach; speziell ein Zusammenziehen kann den psychisch kranken überfordern...... also Geduld, versuchen nicht zu überfordern, Geduld, Geduld, Geduld. .... nicht überfordern, überfordern, überfordern, geduldig sein.........

Im Grunde ist er aus diesem Tief niemals mehr wirklich rausgekommen;
trotzdem habe ich von den Gefühlen dieser ersten 2 Jahren, diesen wundervollen Jahres gelebt; wir haben sogar geheiratet............ und spätestens ab da ging es nur noch bergab.

Immer wenn ich dachte: depressiver geht nicht mehr, wurde ich eines besseren belehrt.

Oft habe ich Zuhause gesessen und mich gefragt: wer ist das da?
Das ist nicht der Mann, den Du kennst; mit dem Du so viel besprochen, abgeklärt hast.
Nein, das kann nicht sein; gerade weil er sich oft z.B. bei Klinikaufenthalten exakt anders
Verhalten hat, als das, was er mir geschildert hat, was ihn ausmacht.

Ich habe immer glasklar (Mut, Du kennst das ;-) ) meine Meinung gesagt:

ich will kein - heute - 2. 50 jähriges Kind,
ich möchte einen Partner, der sich der Beziehung stellt,
ich bin ein Mensch, der nicht so schnell wegwirft; wenn ich ja sage, meine ich ja

- beispielhaft -.

All das habe ich immer so gesagt, gemeint und genau so gelebt.

Vor Kurzem habe ich mit meinem Mann nochmal sprechen können: ganz genau darüber,
was Du angesprochen hast, liebe Mut.

Wieso, wieso(!) war all das meinen Mann möglich; Augenhöhe, verdammt super tolle Augenhöhe fast ein Jahr lang; es fühlte sich unendlich echt an; authentisch, wirklich authentisch und dann: peng: Mann weg und nicht mehr aufgetaucht.

Wieso???????????
Wie kann das sein?

Ich habe ihn gefragt:

Bist Du einfach nur ein absolutes Ar........ hast mir was vorgemacht, Theater gespielt?
Wie kann das sein?

Wo sind all diese Kompetenzen hin.
Dauerhaft?

Ich verstehe es nicht.

Er versichert aufrichtig kein Ar..... zu sein, mir nicht absichtlich, bewusst so weh getan zu haben.
Er hat es in die Richtung erklärt er hätte überschätzt, was es heisst: Familie zu leben.

Fein.
Auch da kann man drüber sprechen, Auszeiten nehmen, oder sich "im Guten" trennen.

Verdammt nochmal.

Warum hat er 5 Jahre lang und auch jetzt noch sich immer nur geweigert, geweigert, geweigert, gesagt: er will mich, Familie und sein Verhalten spricht definitiv eine andere
Sprache.

Verdammt nochmal, warum?
Weil er krank ist?
Weil er keine Krankheitseinsicht hat?

Ich weiss es nicht.

Ich weiss nur eines und das ist und bleibt mein Lebensmotto:

Es ist keine Schande am Boden zu liegen;
aber es ist eine verdammte Schande nicht aufzustehen.


Seine Therapeutin hat zu mir mal gesagt: es sei in Deutschland nicht verboten krank sein
zu wollen.

Ich kann das nicht glauben, ich kann es nicht.
Ich kann nicht glauben, dass dieses vegitieren ein "Leben" sein soll, dass zufriedenstellt.

Anderer Sachverhalt, trotzdem führe ich es erneut an:

ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass jemand so bekloppt sein kann, wenn er sich umbringen will, mal eben 149 andere Menschen mitnimmt.

Mein Kopf packt das nicht;
vielleicht genau deshalb, liebe Mut, weil eben vieles nicht rational zu begründen ist.

Das ist sogar mir klar; aber ich werde niemals im Leben verstehen, niemals:

wie man den Wert einer aufrichtigen Liebe, eines gemeinsamen Lebens wegwerfen kann,
wie man einfach auf der Couch sitzen bleiben kann, wenn man doch angeblich ach so sehr liebt.

Und da kommen wir dann wirklich an den Punkt, der mir das Herz bricht:

hat dieser Mann wirklich jemals geliebt - mich - oder war alles nur eine Farce.

Ich weiss es nicht;
vermutlich werde ich es nie erfahren.

Eigentlich ist es mir auch egal, weil ich mir mehr Wert bin.

Ich werde meine Lebenseinstellung, dass mir der Mensch mehr Wert ist, als sämtlicher
Besitz auch definitiv nicht ändern.
Das wäre dann nämlich tatsächlich nicht mehr ich.

Vergeben?

Momentan kann ich damit noch nicht soviel anfangen;
ich hasse ihn nicht, ich wünsche ihm Nichts Schlechtes (mehr; ich gebe es zu),
aber ich habe ihn aufrichtig, ehrlich und tief geliebt; er mich angeblich auch und
ich werde niemals verstehen, wie man eine solche Basis wegwerfen kann.

Da bin ich dann halt auch die naive Pia;
vielleicht waren unsere Denkansätze gar nicht so unterschiedlich, liebe Mut.

Fakt ist: ich habe keine Antwort; weder von ihm, noch von mir.

Ich habe aber aufgehört danach zu fragen, zu suchen und widme mich wieder dem
Leben.......

Ich kann verdammt gut ohne Mann an meiner Seite leben; vermutlich sogar um einiges
besser...... aber was mich so verletzt hat ist, dass er in meinen Augen in den Jahren nie
auch nur versucht hat, Veränderung in ein gemeinsames Leben zu gehen.

Nicht mal versucht!
Das tut w e h !!!!!!

LG
Pia
lucky8
Beiträge: 476
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von lucky8 »

Liebe Pia,
du sprichst mir aus der Seele.....
Ich wünsche dir viel Kraft und Mut, dein Leben schön und angenehm zu leben...
Ich bewundere, dass du es geschafft hast, dich zu lösen...
Ich umarme dich virtuell und drücke dich ganz fest
Alles Liebe und Gute
lucky
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von mirabella »

Liebe Pia,
Auch ich kann dich gut verstehen!
Ich mache diesen ganzen Mist zwar erst 1 Jahr mit, nach 8 jähriger Beziehung.
Mein Mann will sich zwar helfen lassen, allerdings habe ich nicht die Hoffnung das es wieder so sein wird wie früher.
Ich glaube das komplette loslassen funktioniert aus dem Grund nicht weil wir es nicht in unserem Kopf rein bekommen!
Weil wir anders sind, weil wir anders denken und das macht es so schwer.

LG
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Gerbera »

Liebe Pia,

ja, das tut weh, sehr sogar. Verstehe ich voll. Und auch, dass Du das loswerden möchtest. Es tut sehr gut, sich mit anderen auszutauschen, ohne Verpflichtungen, sozusagen neutral und Trost, Zuspruch oder was auch immer zu bekommen. Da unterscheiden sich Kranke und Angehörige nicht.

Ich habe von Dir und den anderen Angehörigen vieles gelernt und manches besser verstanden, mich selbst und die Reaktionen meiner Umwelt. An dieser Stelle ein herzliches Danke dafür.

Deinen Mann kenne ich nur aus Deinen Schilderungen. Das macht es schwierig, Dir dabei zu helfen, Antworten zu finden. Und ich glaube, Du musst Antworten finden, um zur Ruhe zu kommen. Deshalb zumindest ein kleiner Ansatz: Du schreibst ganz richtig, in DEINEN AUGEN hätte er nie versucht, Veränderungen in ein gemeinsames Leben zu gehen. In seinen Augen sieht das vielleicht ganz anders aus. Vielleicht hätte er es gerne getan, aber er konnte nicht. Ich hätte mir, ehe ich krank wurde, nie vorstellen können, dass man null Energie, keinerlei Gefühle und keine Hoffnung mehr haben kann, seine Gedanken und teilweise auch Handlungen nicht mehr steuern kann, nicht mehr versteht, was um einen herum vorgeht.

Keiner von uns kann in einen anderen Menschen hineinschauen, Du nicht, ich nicht, und auch sonst niemand. Ob und inwieweit Dein Mann in der Lage ist, selbst in sich hineinzuschauen, ist fraglich.

Eines kann ich Dir jedenfalls versichern: kein (schwer) Depressiver verletzt einen anderen Menschen ABSICHTLICH; kein Depressiver ist in der Lage Liebe vorzuspielen. Das geht schlicht nicht, weil die Ressourcen dazu nicht mehr vorhanden sind. Wie verletzt Du auch sein magst, zweifle bitte nicht daran, dass er Dich einmal sehr geliebt hat. Tu's Dir zuliebe, denn ich denke, Du verletzt Dich selbst am meisten, wenn Du solche Zweifel hochkommen lässt.

Liebe Pia, geh Deinen Weg und suche Dir notfalls noch einmal therapeutische Unterstützung bei der Aufarbeitung Deiner Ehe. Ich lese aus Deinen Worten sehr viel Zorn und sehr viel Bitterkeit. Wirklich frei wirst Du erst sein, wenn Du das hinter Dir lassen kannst. Das braucht Zeit, viel Zeit, und es wird immer mal wieder hochkochen, so wie jetzt gerade. Du hast mein ganzes Mitgefühl.

Und sei mir bitte nicht böse, wenn ich hier bei den Angehörigen mitmische, obwohl ich keiner bin. Es ist gut gemeint und keinesfalls als Kritik, Angriff oder dergleichen gedacht sondern als Hilfestellung.

Ich wünsche Dir von Herzen viel Glück und die Kraft, irgendwann mit der Vergangenheit abzuschließen.

Liebe Grüße,
Gerbera
Pia again
Beiträge: 106
Registriert: 14. Aug 2014, 07:39

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Pia again »

Guten Morgen @ all,

nein, Gerbera; ich bin nicht böse.

Es kann sogar helfen und ist sehr weiterführend die Sichtweise von Betroffenen, die sich äußern können
zu lesen.

Ja, das stimmt tausend Prozent.

Das haben mir betroffene und mein Mann sogar selber immer wieder bestätigt, dass mini-mini-mini
Schritte, die der Betroffene wahrnimmt, aber das gesunde Umfeld nicht, wohl vorliegen.

Möchte ich nicht bestreiten.

Aber es wäre schön, wenn die Betroffenen auch mal ihre Realität wahrnehmen: nämlich die, dass "Beziehung leben" nicht funktioniert; in welchem Zeitrahmen auch immer.

Ich hätte mir gewünscht zu dem Personenkreis zu gehören, der einen Popo-Tritt bekommen hätte;
dann hätte ich sauer sein können und gut.

Bis heute verwehrt mir mein Mann eine - auch finanzielle - Auseinandersetzung; er verwehrt aber gleichfalls die Inanspruchnahme von Hilfe für ihn.

Wenn das kein Egoismus ist, was dann?
Liebe?
Dann möchte ich nicht geliebt werden.

Es stimmt auch, dass ich in der Tat die scheinbar vollumfängliche Kraftlosigkeit und Resignation nicht nachvollzogen werden kann.

Wenn ich als Betroffener in der Lage bin zu sagen: "ich will mich nicht trennen, niemals, ich will es nicht", dann reicht die Kraft auch zu sagen:
helf mir, in eine Klinik zu gehen.

Das ist Fakt.

Meines Erachtens fehlt dann da der Wille und vor allem die diesbezügliche Einsicht;
für mich reicht da eine Kraftlosigkeit nicht;
schließlich ist eine Klinik, eine einsame Insel oder was auch immer ein geschützter Raum, wo der Kranke nicht mehr überfordert wird; zur Ruhe kommen kann; warum hält man dann an dem Alltag fest, den man eh nicht packt.

Es ist wirklich absolut richtig, dass ich wirklich nicht nachvollziehen kann und vermutlich im ganzen Leben nicht können werde, dass jemand auf der Couch sitzt und über Jahre der Meinung ist, dadurch Veränderung zu schaffen.

Wie schafft man sowas von sich zu geben?
Ein wirklich intelligenter Mensch?
Über Jahre????????

Genau das, zumindestens über Jahre ist es ja wohl auch, was so krank macht.

Sorry, das übersteigt mein Denkvermögen.

Ich bin Dir nicht böse für Deine Sichtweisen;
allerdings bin ich auch der Meinung, dass ihr Betroffenen halt aushalten müsst, die Beiträge der Angehörigen hier zu lesen.

Es gibt ja immer eine Wahl: man muss sie ja nicht lesen ;-).

Auch, wenn Betroffene immer wieder versichern, keinen Angehörigen aus bösem Willen zu verletzten, so versichere ich Dir: das hilft niemandem, denn der Schmerz ist dergleiche, egal ob aus Vorsatz oder nicht.

Es ist und bleibt für Außenstehende völlig unfassbar,
wie psychisch kranke Menschen handeln und der Gedanke: es war nicht absichtlich, der Mensch ist halt krank, hilft dabei nicht.

Es hilft deshalb nicht, weil die Masken der psychisch Kranken eine andere Sprache sprechen und ich glaube: jetzt malwieder auf den Flugzeugabsturz gesehen: es ist für jeden Angehörigen wie eine Ohrfeige, wenn man sich das anhören muss und dann auch noch von behandelten Erkrankten (dieser Niederländer, der nach einem S-Versuch im Rollstuhl sitzt) hört, dass sie keine Schuldgefühle haben, da sie ja krank sind/waren.

Grauenhaft.

All das sind wohl Tragödien des Lebens, unvermeidbar, schutzlos ausgeliefert, im Großen
(Flugzeugabsturz) und in ganz vielen kleinen Bereichen (viele Angehörige hier).

Ja, wir brauchen wohl hier alle viel Therapie:
Therapie des Annehmens.........

VG
Pia
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von anna54 »

Hallo Pia
wenn du selbst diese Vergleiche anstellst bezüglich des Flugzeugabsturzes,dann möchte ich dir sagen: du verletzt,du teilst aus,warum auch immer.
Du wirst durch Anklagen niemanden aus der Starre der Depression raushauen können.

Ich mag deine Beiträge,weil du Klartext sprichst,aber vergleiche uns bitte nicht mit dem Co.Piloten,von dem eine Depression angenommen wird,aber gestern erst wieder grausame Details in allen Zeitungen standen.

Schuld,Schuldzuweisungen,das brauchen wir hier nun wirklich nicht auch noch.

Erschrocken bin ich,dass du hier so deutliche Worte hast,und plötzlich offen machst,dass du weißt,dass dein Mann hier mitliest.
Das ist für mich unmöglich,da schreibst über ihn,und er kann das hier lesen????????????????
Wie soll da ein Gespräch,geschweige eine Partnerschaft überhaupt noch funktionieren.
Ich sage es dir ganz ehrlich,wenn ich in einem Forum schreibe,dann weil ich den Schutz der Anonymität brauche,aber nicht als "versteckte" Botschaft oder Angriff auf den Partner.

Ich lese ganz selten im Angehörigenteil,weil das sehr schwierig ist,aber den Brief an deinen Mann,das ist schon grenzwertig.
Ich hoffe,du bekommst,was du dir so sehr wünscht,was ich auch allen Angehörigen wünsche,eine Verständigung,einen Austausch,wo immer auch,Depression frisst alles,den Betroffenen und auch die Angehörigen.
Alle guten Wünsche
anna54
Pia again
Beiträge: 106
Registriert: 14. Aug 2014, 07:39

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Pia again »

Guten Morgen Anna,

nur ein psychisch kranker Mensch kann nach meiner Auffassung 149 Menschen mit sich in den Tod reissen.

Wenn Du daraus liest, ich verteile Schuld "an die Depressiven", dann musst Du das daraus lesen.

Geschrieben habe ich: das psychisch kranke Menschen (egal welcher psychisch kranken Diagnose, ist den Opfern nämlich egal) durch die Erkrankung Leid im Großen und im Kleinen anrichten können und es entsetzlich ist, nichts dagegen tun zu können vorab.

Die dann ausgesprochene Empathielosigkeit Betroffener in offenen Interviews ist für mich persönlich unerträglich.

Wenn Du Dich mit dem Co-Piloten verléichst, mach das. Ich habe definitiv nicht geäußert: alle Depressiven sind Mörder. Das ist Deine Phantasie.

Für Dich ist zB. mein Beitrag grenzwertig bis ggf. unerträglich für meinen Mann: für mich sind eben die geschilderten Dinge unerträglich.

Deine Denkweise, wie unmöglich es ist einen offenen Brief an meinen Mann zu schreiben ist für mich ein gutes Beispiel.

Nämlich ein gutes Beispiel dafür, dass Du wertest, ohne Hintergründe zu kennen.

Hast Du dazu ein Recht?
Ganz sicher nicht.
Kannst Du wirklich urteilen?
Ganz sicher nicht.

Mein Mann hat sich nach über 5 Jahren von sich aus geoutet, dass er hier schon immer mitgelesen hat, er hat also meinen PC auspioniert, mich überwacht, mir hinterher spioniert.

Für mich ist das das Allerletzte!

Und vor allem ist es eines: s e i n e Verantwortung, nicht meine.
Wenn ich eines nicht wollte, dann ganz sicher, dass er hier auch noch mitliest.

Kein Raum für mich, nicht mal hier!!!!!!!!!!!

Das ist ok?
Das ist krank.

Das Forum war für mich immer ein guter Weg mich mit Angehörigen auszutauschen, wie es uns oder dem jeweiligen wirklich geht, zu wachsen, zu weinen oder sich einfach nur auszuk........

Eine Möglichkeit von wenigen.

Klar gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige;
es kommt aber immer auf deren "Besetzung" an, in wieweit es einem wirklich weiterhilft und gut tut.

Hier waren die Jahre 2010 bis 2013 für mich ein absoluter Gewinn.

Ich hätte mir gewünscht, dass mein Mann mir zugesteht, mich hier auszutauschen welchen Inhaltes auch immer und mir diesen Raum gibt, wo er mal nicht ist; auch nicht mitlesend.

Genau das hätte ich mir gewünscht.
Endlich mal ein Bereich, wo seine Depression nicht ist. Raum für mich, nur für mich.

Das finde ich nicht nur grenzwertig, sondern bodenlos, wie er mich überwacht hat und es verletzt mich!

Wenn er sich bei seinem Therapeuten über mich ausheult oder Mitpatienten, akzeptiere ich das doch auch. Wieso auch nicht; die Realität zählt, dass, was der Partner draus macht, sich verhält und nichts anderes.

Wieso haben immer nur die Kranken Rechte und die Angehörigen nicht?

Mein Mann macht mir klar, er hätte das so gemacht aus Interesse an mir.
Ne, is klar. Ganz sicher.
Depressiv halt.

Ich hätte mir gewünscht, wenn es ihn interessiert, wie es mir geht, er fragt mich schlichtweg.
Ich wäre begeistert gewesen.

Nein, still, heimlich, heimtückisch überwachen und jahrelang mitlesen ohne einen Laut zu geben.
Wer kann das überhaupt?

Eine Antwort muss ich darauf wohl nicht wirklich geben.

Ach, wird der empathische Mitbetroffene vielleicht jetzt argumentieren: das hat er ja nur gemacht wegen des niedrigen Selbstwertes......

Ja, ja.......

Wo leben wir denn?

Statt mir hinterher zu spionieren hätte er lieber mal an seinem Selbstbewusstsein arbeiten sollen;
mit Hilfe einer Therapie erkennen sollen, dass es normal ist, dass es in jeder Beziehung Probleme gibt; man kann sie aber lösen!!!!!!

Aber ganz sicher nicht, indem man den Partner überwacht, wortlos überwacht.

Für mich ein No Go!!!!!!!

In dem Moment, in dem ich es nötig habe meinen Partner zu überwachen muss ich erkennen: ich habe ein Problem, welcher Art auch immer; nicht mein Partner.

Das hätte ich mir gewünscht statt 5 Jahre sinnlose Zeit zu verbringen mich auszuspionieren.

Es gibt in jeder Beziehung Probleme, in definitiv jeder gesunden Beziehung und es ist normal, sich auszutauschen; auch unschön, diese Gefühle sind nämlich in einem.

Dafür stehen zumeist reale Personen zur Verfügung.
Stimmt.
Lebt man in einer Beziehung zu einem psychisch kranken Menschen, kann das Umfeld spätestens nach ein paar Jahren sich das Ausheulen aber nicht mehr anhören und vor allem: schlichtweg noch weniger nachvollziehen, als wir Angehörigen, es sei denn, man hat ein Freundesumfeld mit Betroffenen; was ich nicht habe.

Schuldzuweisungen...... ja.

Stimmt. Damit kann man keinen Depressiven aus seiner Depression herausholen; nach meiner Erfahrung geht das eh mit nichts oder möchtest Du mir vielleicht jetzt auch noch locker unterstellen, ich wäre die letzten 5 Jahren nur schuldzuweisend (und ohne Verstädnis für den Erkrankten) gewesen?

Ich denke wohl nicht.

Ich für mich kann nur sagen: leider habe ich viel zuviel Verständnis gehabt,
leider habe ich in dem bodenlosen Versuch und dem immer fortwährenden Aufforderungen seitens Ärzten, Therapeuten und weiteren Betroffenen viel zu wenig danach geguckt, was für mich "noch normal" ist und das ist jetzt keine weitere Schuldzuweisung an den genannten Personenkreis sondern eine Erkenntnis für mich von mir:

heute würde ich mich gar nicht mehr erst auf dieses bodenlose, nicht enden wollende Verständnis, schonen und nicht überfordern sollen gar nicht mehr in einer Partnerschaft einlassen.

Ich bin nämlich ein Mensch und kein Therapeut,
kein Hobby-Therapeut und auch keine hauptberufliche Pflegerin, Hellseherin oder was auch immer.

Einfach nur ein Mensch,
ein Mensch der kommunizieren möchte,
ein Mensch der doch tatsächlich gesunde Ansprüche an eine Beziehung hat,
Geben und Nehmen leben möchte, Beziehung leben möchte und sich auseinandersetzen möchte.

Das ist kein Verbrechen;
sonder ganz normaler Anspruch an eine Beziehung.

Grüße
Pia
sabse33
Beiträge: 553
Registriert: 13. Feb 2015, 10:25

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von sabse33 »

Liebe Pia,

ich glaube du hast ausgesprochen, was viele hier denken!!!!!
"Ich bin wie Unkraut - ungewollt und unkaputtbar"
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von anna54 »

Hallo Pia
das lassen wir lieber:
alle Depressive sind Mörder
wie kann du solche Worte rauslassen----------????

Die Betroffenen sind immer beide,wenn ich in einer Gemeinschaft lebe,dann erlebe ich alle Stationen jeder Krankheit eben auch mit.
Mitgefangen-mitgehangen

Wenn dein Mann deinen PC ausspioniert,dann sagt das ganz viel über die Sprachlosigkeit aus----aber warum änderst du dann nicht deine Zugangsdaten----und überhaupt ist dann das Forum für dich "verbrannt",du weißt doch bei jedem Wort,dass du schreibst um seine Spionage.
Ich finde das Verhalten deines Mannes da völlig daneben.
Dieser Raum wäre deiner gewesen.

Da du mich nicht kennst,sind deine Worte an mich erst mal nur in den Raum geworfene Vermutungen.
Ich möchte mich an dem Frust hier nicht mehr beteiligen,mir war der Fakt,dass du um das Mitlesen weißt und das auch noch für dich nutzt, sehr grenzwertig.

Der Co.Pilot war vielleicht AUCH depressiv,aber das war nicht der Grund ,Menschen in den Tod zu reißen,da gibt es auch das einfach kaltblütige abgrundtiefe Böse.

Alle Menschen haben eben auch alle Eigenschaften und Charakterzüge,die Depression ist ein Nebel der sich nur noch darüber legt.

Die große Verzweiflung,die Trauer um den einst so geliebten Menschen,der in den Tiefen der Depression versunken ist,das kann ich gut verstehen,aber das ist ein Symptom dieser Krankheit,das läßt sich nicht wegreden oder auf Druck verändern.
Bei einer Krebserkrankung des Partners stehe ich auch hilflos daneben und kann nichts fordern.
Liebe Grüße
anna54
sabse33
Beiträge: 553
Registriert: 13. Feb 2015, 10:25

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von sabse33 »

Anna das sagte Pia net, sie sagte das Mörder meist psychisch krank sind


DAs schrieb PIA

Wenn Du Dich mit dem Co-Piloten verléichst, mach das. Ich habe definitiv nicht geäußert: alle Depressiven sind Mörder. Das ist Deine Phantasie.
"Ich bin wie Unkraut - ungewollt und unkaputtbar"
lucky8
Beiträge: 476
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von lucky8 »

Bravo Pia, ich bin der Meinung, du kannst deine Meinung wie alle anderen offen äußern. Und ich bin der Meinung, dass dir die meisten hier zustimmen. Und es zeigt sich mal wieder, dass die meisten Betroffenen nicht verstehen, wie diese Krankheit uns und unser Leben belastet.
Bleib offen und stark....
Liebe Grüße
lucky
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von mirabella »

Liebe Pia,
auch ich schließe mich an, das du nichts falsches geschrieben hast!

Mein Mann hat sich auch 2 Jahre auf seiner Krankheit "ausgeruht"
Wenn er nicht weiter wusste, dann hieß es, verstehst du nicht, das ich krank bin!

Ja, wir verstehen es und entschuldigen jede Art der Empathielosigkeit mit dieser Krankheit.
Wir leiden, hoffen und flehen, lieben,liegen am Boden und es wird noch reingetreten!
Wir sind Schuld an den Beziehungproblemen, wahrscheinlich noch an der Depression, wie der Phsychiater meines Mannes sagte. (Es liegt auch an der Beziehung)

Ja, so fühlen sich die Angehörigen!

Aber wir müssen Verständnis haben, bis wir auch einen Phsychiater aufsuchen müssen.

Können wir nicht mehr und trennen uns nach Jahren der Qual, sind wir wahrscheinlich noch die Dummen!

Sorry, aber ich musste mir auch einmal Luft machen!

LG
Minya
Beiträge: 79
Registriert: 18. Sep 2014, 16:42

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Minya »

Liebe Pia.

Ich habe schonmal einmal geschrieben, dass ich deine Beiträge sehr mag. Ehrlich und ungeschönt. Und allein in der Auseinandersetzung mit Anna sieht man mal wieder wiiie groß diese unendliche Schlucht zwischen Betroffenen und Angehörigen klafft. Jede Kritik am Verhalten des Betroffenen, sehen andere Betroffene als unfair oder unangebracht an. Ja. Warum? Weil sie selbst betroffen sind und "verstehen" können wieso der jenige sich so bodenlos verhält. Wir Angehörige können das eben NICHT. Weil wir NICHT betroffen sind von Depressionen. Punkt Aus Ende. Diskussion für mich beendet.
Ich lese ab und an im Betroffenenteil und man liest oft, dass manche sich einen Schuh anziehen, der ihnen einfach nicht passt. Aber sie wollen sich reinzwängen um sagen zu können "deine Worte haben MICH verletzt". Ich nehme Anna ihr Posting nicht übel. Nein. Aber wenn sie sich den Schuh anziehen will, soll sies tun. So sehe ich das.
Du, Pia, hast nichts Schlechtes getan mit diesem Thread, sondern deine Wut (?), Enttäuschung, Verletzheit und vieles mehr rausgelassen, als dein Mann dir eröffnete, dass er jahrelang mitliest. Wie also hättest du deinen PC schützen sollen, wenn du nie wusstest, dass er dich ausspioniert?! Auch wieder ein Detail das Anna überlesen hat. Aber egal.

Ich bewundere dich sehr Pia..ich habe versucht so vieles von dir zu lesen wie es ging und liebe deine Schreibweise. Es ist einfach so. Du sprichst unverhohlen aus, was viele andere sich nicht trauen. Ich vielleicht auch manchmal nicht. Ich für mich kann dir nur sagen : ICH verstehe dich.

Fühl dich (unbekannterweise) gedrückt
-Minya
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Lerana »

Huhu liebe, liebe Pia,

erst heute (ich schwöre ;-) ) finde ich diesen Beitrag, in dem du dich auf mich beziehst!

Das darfst du immer gerne!!! Aber jetzt habe ich das entdeckt und finde das spannend und habe nichtmal die Zeit alles zu lesen. Oh menno! Immer diese knappen Zeitfenster!!!! Grrr! Ich hole das nach! Versprochen!

Oh, wie spannend!!
Die allerherzlichsten Grüße an dich und an all die anderen!
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Selea

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Selea »

:hello: Pia, guten Abend.


Von einigen UserInnen in diesem Unterforum /Thread wirst du als klarsischtige und kluge Frau wahrgenommen.
Dich selber siehst du auch so.

Warum :roll: um Himmels Willen dann über diesen Thread einen derartigen Rosenkrieg anfangen ????
Derartige schmutzige Wäsche für eine Beziehung, die du längst als beendet betrachtest????

Zielführend____für wen?


Zu meiner Person.
Es dürften jetzt 7 Jahre sein, dass ich mich in diesem Forum aufhalte.
Ich selber bin Betroffene, habe also schon Depressionen gehabt.
Bin aber auch schon Angehörige eines psychisch erkrankten Partners gewesen.
Und ich bin Angehörige meiner psychisch kranken und dementen Mutter.


Anfangs habe ich noch oft im Angehörigenteil mitgelesen.


So erinnere ich mich sehr genau, an dich und deine Darstellungen, wie du deinen Mann "neu" kenenlerntest.
Du sprachst immer davon, zu wissen, er habe Depressionen.
Trotzdem hast du den 2. Versuch eurer Beziehung mit ihm gewagt.

Ich erinnere mich auch ganz genau an deinen Thread bezüglich der Heirat/Hochzeit.
Plötzlich bekamst du alle möglichen Köpersensationen und ganz ganz viele Zweifel und hättest am liebsten die Hochzeit abgesagt.

Du hast diesen Mann trotzdem geheiratet.



Auch erinnere ich mich gut an den Austausch mit Lerana, und dass ihr Zwei euch eure tollen Exemplare von Ehemännern gesichert hättet.

Soweit ja eigentlich alles o.k.


Leider hat sich dein Ehemann nicht in dem Sinne verändern lassen, wie du es gerne gehabt hättest.
Er ließ sich einfach "nicht" nacherziehen.
So ist das bei erwachsenen Menschen.
Egal, welche Krankheit sie haben. Oder auch nicht.


Pia, Trennungen tun immer weh. Immer.


Aber bitte_____ich bitte dich sehr darum. Lass doch diesen unselige Nachtreten.
Und vielleicht________kannst du doch einmal in einer stillen Stunde und mit einem richtig guten Therapeuten, der auf Trennungen spezialisiert ist, deine eigenen Anteile beleuchten.

Warum du in erster Ehe mit einem Alkoholiker gescheitert bist.
Und jetzt in zweiter Ehe mit einem unbelehrbaren Depressiven.


Pia, ich erwarte gar keine Antwort von dir. Die brauche ich nicht.
Deine Wortgewalt würde mich eh erschlagen.


Aber bitte______lass diesen unseligen Thread jetzt endlich sein.
Ein Thread, in dem dein getrennter Ehemann als Antichrist dargestellt wird, und in welchem
Betroffene von Depressionen , die ihre Meinung sagen, als Nichtswissende herabgemindert werden.

Es gibt eine große Grauzone bezüglich Krankheit und Gesundheit.



Selea
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Pia
ich bin hier raus,war ein Fehler,hier zu schreiben.
Alle guten Wünsche
anna54
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Lerana »

Boah!!!!

Jetzt konnte ich mich doch nicht losreißen, und dankenswerter Weise steht mein Sohnemann mit Oma im Stau, und habe alles gelesen.

Und jetzt ist hier, glaube ich, mal Fingersptzengefühl gefragt, dass hier nicht eine Front: Angehörige gegen Betroffene entsteht.
Ich denke schon, dass man sich als Angehörige im Angehörigenteil mal den Frust von der Seele schreiben kann und ich lese in Pias Beitägen auch kein Nachtreten, sonder vielmehr Enttäuschung, Trauer und ne ordentliche Portion wut. Fair enough!!!

Im Betroffenteil dürfen wir ja auch über unsere ignoranten Partner meckern. ;-)

Ich denke auch, dass Pias Mann hier niht geschont werden muss. Ich denke, wenn er hier mitliest selber schuld. Mein Mann hat auch alles Recht der Welt mit seinen Freunden über mich zu schimpfen und ich wünsche ihm, dass sie für ihn parteiisch sind. Meine sind es jedenfalls.

Außerdem habe ich noch viel, was ich sagen will, aber jetzt kommt Sohnemann tatsächlich. Also später mehr!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Selea

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Selea »

:hello: :Lerana_harmoniebedürftig.

Wo tun sich denn Fronten auf, bezüglich Angehörigen und Betroffenen , die du mit ganz viel Fingerspitzengefühl angehen musst. :roll:

Die Betroffenen haben sich doch eh schon zurückgezogen.......

Ich empfinde ____als Angehörige und als Betroffene_____nach wie vor die Art der Threaderöffnung-und Weitergestaltung als peinlich.
Als gegen die "guten Sitten verstoßend".

Ja, ja, ich weiß, jetzt krieg ich wieder ellenlange Postings um die Ohren gehauen. :roll:

Ich sags trotzdem. Es gibt für mich auch in Internetforen Grenzen, dessen, was wir sagen.....vorallem wenn wir wissen, dass Menschen, die wir mal geliebt haben , das auch lesen.


Aber vielleicht sollte ja dieses Forum nicht mehr Diskussions_Forum heißen????

Sondern Auskotz_Forum _______ich weiß es nicht___letztendlich.


Ich bin hier raus.
Auch ich.

Letztlich gehts mir viel zu gut für solche komischen Internet_Beziehungs_Diskussionen.


Selea
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Gerbera »

Hallo Leute, liebe Pia,

hier tun sich keine Fronten auf, sondern sie werden thematisiert - meine Meinung. Und diese Fronten gibt es in gewisser Weise: die Betroffenen haben Mühe, sich selbst UND ihre Angehörigen zu verstehen, die Angehörigen haben Mühe, die Betroffenen zu verstehen. Das ist Tatsache. Ich kenne das von beiden Seiten, und erst durch meine eigene Erkrankung habe ich zu verstehen begonnen, wie es einem Freund aus meiner Jugendzeit ging und wie es einem Depressiven aussehen KANN.

"Kann" deshalb, weil ich glaube, allen Gemeinsamkeiten zum Trotz gibt es nicht DIE Depression, sondern sie fällt bei jedem ein bisschen anders aus, unabhängig vom Schweregrad, der natürlich auch einen Einfluss hat.

Meine Therapeutin hat mal gesagt, Beziehungsprobleme sind immer auch Kommunikationsprobleme, und da stimme ich ihr voll zu. Sie hat mir im Lauf der Therapie auch gesagt, dass ich als Kranke auf einer anderen Ebene kommuniziere als psychisch gesunde Menschen. Hab ich damals zwar zur Kenntnis genommen, konnte aber nichts damit anfangen. Erst heute sehe ich, wie Recht sie hatte. Je besser es mir geht, desto weniger begreife ich, was ich damals gesagt, gedacht und getan habe. Damals fand ich mich total logisch...

Und da sind wie wieder bei Dir, liebe Pia. Dein Mann kommuniziert aus Deiner Sicht gar nichts, oder zumindest nichts, was Du verstehst. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die, dass Dich seine Art der Kommunikation (= meist Schweigen) sehr verletzt, was er wiederum nicht versteht. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Es gibt gefühlt 100 mögliche Gründe, warum Dein Mann in der Depression so ist, wie er ist. Und so sehr Du denkst, er hätte die Verpflichtung, seinen Teil zu Eurer Beziehung beizutragen, so wenig kann er das wahrscheinlich. Du hast 5 Jahre durchgehalten, und jetzt ist es Dir zu viel geworden. Das ist Dein gutes Recht, genauso wie Du enttäuscht, gekränkt, wütend usw. sein darfst. Das sind DEINE Gefühle. Die kann Dir niemand absprechen, wie krank oder gesund er auch ist.

Gefühle sind ok, Schuldzuweisungen nicht. Niemand kann etwas dafür, wenn er krank wird und niemand trägt die Schuld an den Symptomen. Ein Gelähmter kann nicht gehen, daran hat er keine Schuld; und ein Depressiver kann andere Dinge nicht, z.B. eine Beziehung so führen wie ein Gesunder. Daran ist nicht er schuld sondern die Krankheit. Fand ich sehr entlastend, diese Denkweise, als meine Therapeutin sie mir vorgestellt hat, und sehr hilfreich.

Das Mitlesen und irgendwann auch Mitschreiben bei den Angehörigen hat mich vieles gelehrt. Mir ist durchaus klar, dass das Leben mit einem depressiven Partner dem gesunden sehr viel abverlangt, er sich oft sehr alleingelassen fühlt mit seinen Lasten, denn der Depressive fällt je nach Krankheitsgrad komplett aus, als Mensch und als Partner; der Kranke kriegt eine Therapie, der Gesunde kann sehen, wo er bleibt - krass ausgedrückt. Das ist nicht fair, und da sehe ich dringend Verbesserungsbedarf.

Klinik, ja, gute Lösung, würde ich heute sofort machen. Aber heute bin ich wieder leidlich gesund und denke wie ein normaler Mensch. Damals war das leider ganz anders. Ich erinnere mich an sehr zwiespältige Gefühle: einerseits wollte ich nicht aus dem gewohnten Umfeld weg, andererseits war mir alles zu viel, wäre ich am liebsten abgehauen, irgendwohin. Nur hatte ich nicht die Energie dazu. Dass ich bei meiner Therapeutin gelandet bin, verdanke ich ihrem Chef, einem Endokrinologen an der Uniklinik, der im Gegensatz zu seiner niedergelassenen Kollegin erkannt hat, dass ich dringend eine Therapie brauche und auch gleich einen Termin für mich vereinbart hat. Selbst hätte ich das nicht (mehr) auf die Reihe gebracht.

Natürlich verstehe ich, dass es Dir nicht gefällt, dass Dein Mann hier mitliest. Aber das hier ist ein öffentliches Forum und für alle da, auch für ihn. Wenn Du verhindern willst, dass er Deine Threads verfolgt, wäre ein neuer User-Name gefragt und - so leid's mir tut - allgemeiner gehaltene Threads, sodass er nicht erkennen kann, was von Dir stammt.

Pia, Du liegst mir schon ein bisschen am Herzen, auch wenn wir uns nicht wirklich kennen, und ich mach mir auch Sorgen um Dich. Deshalb noch einmal die Bitte: versuche, eine Therapie zu machen und Deine 5 Ehejahre aufzuarbeiten. Da hat sich sehr viel angesammelt, was einer genauen Besichtigung bedarf - am besten mit therapeutischer Unterstützung. Tu es für Dich, und nur für Dich. So ganz falsch ist der Ansatz möglicherweise nicht, dass Du 2 x Partner hattest, die nicht gesund waren. Es könnte gut sein, dass Du da eine (sehr liebenswerte aber für Dich schädliche) Schwachstelle hast.

Herzliche Grüße,
Gerbera
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von FrauRossi »

Hallo liebe Pia, liebe Angehörigen, liebe Betroffenen,

Ich bin selber Betroffene, das nur vorweg.

Depression ist schlimm, sehr schlimm und vieles geht nicht. Soweit so gut. Aber Mann kann auch nicht alles auf die Depression schieben. - heimlich den PC des Partners auszuspionieren? - "HALLO! GEHTS NOCH!?!"
Nein! Leute das ist kein Symptom der Depression.
Das ist nicht zu entschuldigen und schon garnicht mit: ich bin eben depressiv, mein Selbstwert ist am Boden etc.

Pia hat doch (zumindest bei dem was ich las) früher nie etwas schlechtes über ihren Mann geschrieben. Sie hat ihren Kampf geschildert sonst nix. Wenn der Mann also wirklich hier gelesen hat? Mein Gott dann müsste er doch gesehen haben mit wieviel Liebe und Engagement, Pia für ihre Beziehung zu kämpfen bereit ist.

Dennoch hat er sich entschieden, in seinem Schneckenhaus zu bleiben.

Wer verstünde besser als ich dieses "ich kann nicht!" "Ich konnte nicht!" ? Ich weis leider wie das ist.

Pia's Mann hat's wohl nicht rausgeschafft aus seinem " ich kann nicht". Ok, so kann es in der Depression eben laufen.
"Ich kann nicht aufstehen, ich kann nichts tun, ich kann nicht zum Arzt, ich kann mich in der Therapie nicht öffnen, ich kann nicht im Haushalt helfen, ich kann nicht spazieren gehen, ich kann nichts fühlen, ich kann es dir nicht erklären, ich kann nicht, ich kann nicht, ich kann nicht mehr".

Das ist alles legitim, so ist Depression wohl. Ich kämpfe selbst oft mit diesem "ich kann nicht" und oft ist das niederschmetternd. Aber ich kämpfe. Und zumindest bei mir ist es so dass ich zwischendrin doch was kann. Eben auch ab der Beziehung arbeiten. Aber ich kenne Pia's Mann nicht. Gestehen wir ihm zu: er kann halt nicht. Und das seit Jahren. Leider kann das so sein.

Bedenken wir weiter: alle Menschen machen mal Fehler, Treffen falsche Entscheidungen, lassen sich zu moralisch nicht einwandfreien Dingen hinreißen. Dann und wann. Gestehen wir Pia's Ehemann also zu dass ihm das wiederfahren ist. Und in einem Irren Momment, ließ er sich hinreißen zu einem Blick in den PC seiner Frau. Und aufeinmal war er drinn in einer Situation, bei der es irgendwann zuspät war. Wer kennt das nicht? Eine Grenze wurde überschritten, ein Zeitpunkt verpasst.

Gut gut. Alles menschlich soweit.

Aber (mir gefällt dieses Beispiel) "es spielt keine Rolle ob wir ein Glas nehmen und es aus purer Bösheit, oder nur um zu gucken was passiert, oder aus Versehen, oder aufgrund eines Muskelkrampfes - zu Boden fallen lassen. Dann ist das Glas kaputt. Wir können uns bei dem Glas entschuldigen, es ist dadurch nicht wieder heil. Es ist kaputt. Der Grund im groben egal.

Gehen wir davon aus es entglitt uns wegen einem Muskelkrampf (weil wir dafür nix können) und es war unser Lieblingsglas. Dann nehmen wir vielleicht die Scherben und kleben sie wieder zusammen. Wir wissen nun um unsere Muskelkrämpfe tuen aber nichts dagegen und so fällt das Glas uns immer wieder herunter. Gehen wir davon aus es ist ein Zauberglas, es kann sich nicht selbst heil machen, aber es kann sich selbst zusammen kleben. Wir können das wegen unserer Muskelkrämpfe nicht. Aber jedesmal wenn das Glas runterfällt klebt es sich Gott sei Dank wieder selbst zusammen. Mit der Zeit gewöhnen wir uns daran. Das Glas zerspringt gelegentlich, aber was soll's? Den Schreck den wir empfinden wird jedesmal etwas kleiner. Denn das Glas macht das schon. Es klebt sich schon wieder zusammen. Irgendwie blöd. Aber irgendwie auch bequem. Irgendwie nicht so schlimm.
Aber wir übersehen dabei, dass die Scherben zu Splittern werden und diese werden jedesmal kleiner und jedesmal wird es schwieriger alle wieder zu finden und es dauert jedesmal länger sie wieder zusammen zukleben. Das Glas wird dessen müde. Und mit der Zeit gibt es Splitter die nicht mehr gefunden werden können oder sich nicht mehr einkleben lassen. Und irgendwann ist das Glas endgültig kaputt.

Warum diese Geschichte? Weil es egal ist ob die Verletzung die Pia empfindet absichtlich oder unabsichtlich zugefügt wurden. Sie sind da und jetzt ist der Punkt erreicht wo es eben nicht mehr geht.

Und wäre Pia ein Zauberglas, dass außer der Fähigkeit sich selbst zusammen zu kleben, auch noch Gefühle hat und sprechen kann. Hat sie nicht jedes recht der Welt zu sagen: ich war dein Lieblingsglas, und ich hab mich immer wieder selbst für dich zusammengeklebt. Aber du hast gegen deinen Muskelkrämpfe nichts unternommen. Du hast mir sogar hinter her spioniert und gewusst wieviel schwerer es jedesmal wird. Und dennoch hast du nichts getan.

Pia hat jedes recht der Welt, zu Schreien, zu heulen, wütend aufzustampfen, ungerecht zu sein.

Na und? Sie hat sich Jahre lang den Arsch aufgerissen!
Klar kann man das grenzwertig finden, einen offenen Brieg ins Netzt zu stellen. Um wie viel grenzwertiger ist es aber bitte, heimlich mitzulesen?

Klar bringt das nix (außer dass Pia sich mal Luft machen kann). Ich selbst bin ein ruhiger Mensch. Seit ein paar Jahren halt mit Depressionen. Am Anfang schwere Depression, jetzt nur noch leicht bis mittel und manchmal garnicht. Ich bin ein reflektierter Mensch. Ich bin ein therapierter Mensch. Ich bin ein Mensch mit Posttraumatischer Belastungsstörung (die bekommt man nicht einfach so, was es dazu braucht, ist nicht schön. Darauf kann ich Brief und Siegel geben), daher bin ich aber auch ein Mensch der versucht nicht vorschnell zu urteilen, bin ein Mensch der immer versucht auch das Gegenüber zu verstehen (denn was wissen wir schon? Was unser Gegenüber vielleicht durchgemacht hat?), ich bin ein Mensch der viel von Rosenberg's Gewaltfreier Kommunikation hält, ein Mensch der gelernt hat dass Vorwürfe niemals Zielführend sind.

Aber ich bin auch einfach nur ein Mensch. Ich bin ein Mensch der Gefühle hat. Da ich ein dpressiver Mensch bin muss ich das mit dem Zusatz versehen "meistens", ich bin also ein Mensch der meistens Gefühle hat.

Und daher kann ich es verstehen dass EINEM MANCHMAL EINFACH NUR DER ARSCH PLATZT!!!

Also Pia! Scheiß drauf! Du hast jedes recht der Welt dich auszutoben! Schrei, schimpf, stampf auf, sei ungerecht, sei auch mal böse, weine.
Und wenn du fertig bist, dann gehts dir vielleicht besser und wir sind hier und geben dir virtuell ein Taschentuch und sagen dir: scheiß auf die Scherben.

LG FrauRossi
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: An den Ehemann Pia

Beitrag von Lerana »

Ich unterschreibe jedes Wort von Frau Rossi! In großen fetten Buchstaben:LERANA!!!!

Liebe Pia und ergänze eine virtuelle Schulter zum Anlehnen und ausheulen. Ich drücke dich jedenfalls gaaanz festE!

Danke Frau Rossi.

LERANA
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Gesperrt