Freunde

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roswellgirl19
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Registriert: 27. Okt 2014, 09:33

Freunde

Beitrag von roswellgirl19 »

Hallo liebes Forum,

mich würde mal das Thema "Freunde" interessieren. Ich habe gerade lange mit einer Freundin von mir telefoniert, die ich schon seit 20 Jahren kenne und irgendwie hatte ich wieder mal das Gefühl sie versteht mein Festhalten an der Beziehung und die ganze Geschichte nicht. So geht es mir oft bei Freunden, wobei ich mich trotzdem zwinge den Kontakt, wenn auch teilweise oberflächlicher als früher zu halten. Gleichzeitig wurden meine Frau und ich immer von Freunden bewundert, dass wir so gut zusammen passen und das merke ich immer noch. Wenn wir uns also gemeinsam mit Freunden treffen ist es manchmal so, als wenn nicht wäre, nur ich merke sofort wenn es meiner Frau nicht gut geht.

Es schwankt also zwischen einem Aufpassen auf eine von uns, einer klaren Aussage meine Frau (oder auch ich) muss sich so langsam entscheiden, also einem Wahnsinnigen Druck und einem ignorieren der Situation, was mir noch immer am liebsten ist und uns weiterhin als Paar sehen, was wir in meinen Augen auch sind, weil wir die Dinge (fast wie früher) und wenn, mit Spaß gemeinsam machen.

Wie erlebt ihr eure Freunde/euer Umfeld. Hattet/Habt ihr gemeinsame Freunde? Was macht ihr mit denen?

Ich freue mich auf eure Antworten und die Diskussion!
lucky8
Beiträge: 476
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Freunde

Beitrag von lucky8 »

Hallo roswellgirl19,

wir hatten/haben auch gemeinsame Freunde. Die halten sich mit Ihrer Meinung zurück. Stehen dem eher neutral gegenüber, viele haben sich allerdings auch komplett zurück gezogen.
Meine eigenen Freunde, die ich auch schon vor der Beziehung hatte, reden mir fast alle zu, ihn zu verlassen und mir ein neues Leben aufzubauen. Als ob man einen Schalter umlegen könnte, das alte beenden und sofort neu durchstarten. Verständnis trifft man nur ganz selten. Und meistens nur bei Menschen, die ähnliches durchgemacht haben.
Gemeinsame Freunde treffen wir ab und zu, meine Freunde treffe ich alleine oder telefoniere mit ihnen.
Es würde mich auch interessieren, wie es anderen mit den Freundschaften geht.
Liebe Grüße
lucky
Pia again
Beiträge: 106
Registriert: 14. Aug 2014, 07:39

Re: Freunde

Beitrag von Pia again »

Hallo Rosewell,

da ich persönlich arg wählerisch bin, wen ich als Freund bezeichne und wer für mich Bekannter / guter Kollege oder was auch immer ist, kann ich Folgendes dazu schreiben:

gemeinsame Freunde hatten wir nie;
seine sog. Freunde haben mich als "bekloppt" angesehen, da mein Mann ja nie krank war oder ist nur eben ruhig......... da kennen sich wirklich welche aus, gell.

Echtes Interesse an dem Freund, wenn man bedenkt, dass die sog. Freunde länger als 25 Jahre "an seiner Seite" waren; da muss man schon arg augengeschädigt sein, damit einem Nichts auffällt..... ist auch weniger anstrengend, wenn einem Nichts auffällt.

Was mein Bekanntenkreis, der ja nun allemal mitbekam allein schon vom Verhalten meines Mannes her (wortlos neben sich stehen, nie ne Meinung zu irgendwas) das ganz sicher nicht alles "normal" verläuft sagte, war mir immer egal.

Bei meinen wirklichen Freunde ist mir dies allerdings alles andere als egal.

Aber da hab ich wohl gut gewählt:

Meine wirklichen Freunde, ein überschaubarer Kreis hat es so formuliert:

Ich (ich spreche jetzt bewusst nicht in der Mehrzahl) würde das nicht mit mir machen lassen, für mich wäre eine solches Leben nichts.

Allerdings akzeptiere ich, dass Du einen anderen Weg gehst; schließlich kenne ich Dich über 20 Jahre und weiss tausend Prozent, dass Du gehen wirst, dies dauerhaft nicht leben magst........ irgendwann, wenn Dein Zeitpunkt gekommen ist.

Bis dahin bin ich einfach für Dich da und akzeptiere Deinen Weg.

Es ist schön Freunde zu haben.
Dieses Glück hat nicht jeder.

Grüße
Pia
Sun78
Beiträge: 382
Registriert: 19. Jan 2015, 15:50

Re: Freunde

Beitrag von Sun78 »

Pia: darum bist du wirklich zu beneiden.
Ich hadere immer wieder sehr mit der Rolle meiner Freunde für mich, die sich doch in den letzten Monaten der Depression meines Freundes sehr verändert hat.
Anfangs war da großer Schock, teilweise vielleicht auch Skepsis, ob "Der das nicht nur so sagt?", aber allgemein doch Mitgefühl und "Wird schon, halte durch!"

Dann habe ich natürlich auch sehr gelitten, das kann ich nicht leugnen, tu ich ja heute noch. Und sicher größtenteils aus Sorge hat sich dann vieles geändert. Meine Freunde, die ihn ja nicht kennen, haben immer mehr misstrauisch auf ihn, und bedauernd auf mich gesehen. Mir gegenüber nur noch ein belächelndes Kopfschütteln und "wann ich denn endlich aufwachen will".... Dass mir das unendlich weh tut, ist dabei zweitrangig, die, die so etwas äußern, sind sich sicher, dass sie den echten ungetrübten Blick auf die Dinge haben, und dass ich endlich die "Wahrheit" einsehen muss. :!:
Bis hin zu aggressiven Antworten, wenn ich mal positive Momente teilen möchte: "Siehste?! die ganze Zeit lässt er dich zappeln, und du bist unglücklich. Kaum sagt er ein Wort, bist du happy! Du stellst dein Leben total ab!!! :x "

Ich muss gestehen. Eine meiner alten Freundinnen reagiert ähnlich, wie von dir, Pia, beschrieben, und für die reflektierte Sichtweise bin ich mehr als dankbar.

Nun zu meinem Umgang mit den Dingen, und der musste sich auch erst ändern.
Ich schließe niemanden aus meinem Leben aus, schließlich brauche ich auch Menschen, mit denen ich einfach so zusammen sein kann, mich auch ablenken kann, die mir von ihren Sorgen erzählen. Aber ich klammere das Thema weitgehend aus. Das macht mich - mal mehr, mal weniger - traurig und ich merke, auch das Verstellen belastet mich.
Aber grundsätzlich ist es ein sparsamer Umgang mit meinen Ressourcen. Es kostet mich unendlich Kraft, in den guten UND den schlechten Phasen Ihn und Mich immer wieder zu verteidigen und diesen Gegenwind auszuhalten. Es ist momentan alles schwer genug und meine Kräfte oft genug am Limit. Manch einer mag sagen, ich stelle mich der "Wahrheit" nicht, aber wer kennt schon die "Wahrheit"?

Da brauche ich mehr als anderes Menschen, die mir Kraft geben, sagen, dass sie auf mich und den guten Ausgang vertrauen und mich unterstützen wollen. Das kann und macht längst nicht jeder.
...es geknebelt, gebrochen ist und und weggesperrt,
und mir endlich gehorcht, mein armes Herz.
Sunshine90
Beiträge: 167
Registriert: 18. Jan 2015, 20:12

Re: Freunde

Beitrag von Sunshine90 »

Oh ja liebe Sun, so wie du das beschreibst, kenne ich das auch nur zu gut. Ich habe auch so langsam das Gefühl manche Bekannte die das mitbekommen haben halten mich für abgrundtief naiv und treudoof, frei nach dem Motto was ich ihm denn alles durchgehen lasse und er mich ja nur ausnutzt, ich mache es ihm ja auch einfach. Es ging sogar soweit, dass einer meinte vielleicht sollte er das mit den Depressionen auch mal ausprobieren, sei ja eine super Ausrede...dann kommen noch die dazu, die dir erzählen wollen, dass sei ja alles Willenssache, d.h. er will das alles ja nur nicht, endet alles mit demselben Fazit: Man rechtfertigt sich und die Leute halten einen für blöd, weil SIE ja die "Wahrheit" kennen und ich ja nur nicht hinschauen will, ich dummes Ding. Ich handhabe das wie du und klammere das Thema weitesgehend aus, es kostet einfach zu viel Kraft sich auch noch immer zu rechtfertigen. Die denken auch sie haben die Weisheit mit Löffeln gegessen.

Ich erwarte nicht, dass das jemand versteht oder mein Verhalten verstanden wird (schön wäre das natürlich), aber Akzeptanz und dann einfach da sein und trösten, wenn es grad mal doof ist oder ablenken oder einfach nur zuhören, das wäre super und nicht krampfhaft versuchen es mir auszureden, das führt nur dazu, dass ich einfach nichts mehr sage und es weiter mit mir alleine ausmache...

Ich für meinen Teil habe jedenfalls Diskussionen mit Leuten deren "Verständnis" für Depressionen und meine Situation von der Tapete bis zur Wand reicht einfach aufgegeben, ich werde sie eh nicht vom Gegenteil überzeugen, schont meine Ressourcen, wie du schon sagst, die sind woanders besser investiert.

Liebe Grüße
Sunshine
"Life isn't about waiting for the storm to pass...
it's about learning to dance in the rain."
-Vivian Greene-
MUT65
Beiträge: 448
Registriert: 18. Jan 2013, 11:59

Re: Freunde

Beitrag von MUT65 »

Hallo Zusammen,

leider kann ich mich nur voll und ganz anschließen.....!!

Ich habe kaum noch Kraft mich jemanden wirklich voll zu öffnen.
Eine sehr gute Freundin ist geblieben, wir kennen uns über 40 Jahre und wir vertrauen
uns sehr....sie war selbst schon schwer depressiv und kann daher verstehen, wie sehr
sich das Wesen innerhalb einer Depression ändern kann.

Aber selbst bei Ihr stoße ich an Grenzen - zumindest wenn es mir schlecht geht und
ich mich gehen lasse - dann will auch sie HELFEN und gibt mir Ratschläge die mein Kopf
alle weiß, aber mein Herz nicht kann........

Insgesamt habe ich mich daran gewöhnt nur noch Häppchenweise von mir und meinem
Expartner zu berichten. Immer soviel, wie ich an Reaktionen gerade aushalte - leider ist das
so :-(
Nicht, dass ich keine kritischen Meinungen ertrage, aber mir geht es genau wie Euch -
mein Expartner wird rundum schlecht gemacht und mir GERATEN endlich abzuschließen,
dass das nicht geht, erstrecht in einer Krise nicht, wird leider nicht verstanden.

Mich macht das noch immer sehr traurig. Von einigen Freunden bin ich auch sehr enttäuscht.
Egal wie sehr ich mich, bzw. Depressionen erklärt habe, sie urteilen nur nach "normalen"
Beziehungskriterien - demnach wäre er ein A...und ich hätte Besseres verdient.

Was tun ? Hier schreiben, wenn der Druck besonders groß ist - wenn die Kraft es zulässt,
wieder und wieder darum bitten, dass man auch ohne Urteil manchmal einfach nur erzählen
möchte.

Leider habe ich keine besseren Ideen - und ja, auch mir tut es gut, auch mal über ganz andere
Themen zu sprechen, wenn es doch MEIN ständiges Thema bleibt.

Grüße
von
Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
Sun78
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Re: Freunde

Beitrag von Sun78 »

Das hast du gut beschrieben, Mut. Es ist nicht so, dass man einfach zu stur ist, um etwas kritisch zu reflektieren. Eigentlich haben wir alle mehr als genug, nein viel zu viel vom reflektieren, überdenken und grübeln, von allen Seiten.
Aber aussenstehende könne offenbar zu selten Verständnis dafür aufbringen, wie kräftezehrend unsere Rolle in der ganzen Sache ist, und dass wir dennoch nicht aufgeben, was wir lieben. Eine Freundin sagte mir mal: naja, manchmal lockt einen ja auch, was einen quält.

Also mein ganz eigener Masochismus, ja? *kopfschüttel* ach es gäbe hundert andere Sachen, die mich anmachen würden.
Gut, wenn jeder wenigstens eine Freundin hat, die einen noch tolerant ernst nimmt.
Aber für sehr vieles sind wir hier ja auch gut. ;-)
...es geknebelt, gebrochen ist und und weggesperrt,
und mir endlich gehorcht, mein armes Herz.
MUT65
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Re: Freunde

Beitrag von MUT65 »

.....auch nicht schlecht :-))

Mir fallen auch spontan mind. 3 Dinge ( Gefühle!!) ein die ich
gern mal wieder hätte :-)

Mutter Theresia hat mich auch mal EINE FREUNDIN genannt - ganz ehrlich,
dafür hab ich schon den passenden Job - privat wäre auch ich mal wieder so
gern "dran"..........ich will (kann) ihn nicht heilen, aber für eine Umarmung
täte ich so Einiges...
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Epikur von Samos
Pupi
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Re: Freunde

Beitrag von Pupi »

Freunde, die schon Erfahrung mit Depressionen haben, verhalten sich sehr verständnisvoll, raten mir zu Geduld, sind für mich da und lassen mich einfach reden.
Ansonsten kam sowas wie, dass Trennung besser so sei und ich in mein Unglück renne usw.
Die krassesten Aussagen: Seine Depressionen seien doch nur eine Ausrede für die Trennung. Oder auch, dass es Depressionen gar nicht gebe. o.O

Er hat nur seinen Eltern von seiner Krankheit erzählt. Es wissen nur ein paar Leute von mir. Unsere gemeinsamen Freunde/Bekannte wissen also teilweise nichts von seiner bzw. unserer Krise. Das fällt aber gar nicht mehr so auf: wir sind wieder händchenhaltend unterwegs und manchmal gibt es Bussis.
Sun78
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Re: Freunde

Beitrag von Sun78 »

ooooohhh. das klingt so toll und freut mich unheimlich für dich! Glückwunsch. Versuch es zu genießen!
...es geknebelt, gebrochen ist und und weggesperrt,
und mir endlich gehorcht, mein armes Herz.
Pupi
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Re: Freunde

Beitrag von Pupi »

@Sun
Danke, so langsam kann ich es auch genießen und "finde" wieder zu mir. Ich entdecke wieder Spaß an einigen Dingen.
Sun78
Beiträge: 382
Registriert: 19. Jan 2015, 15:50

Re: Freunde

Beitrag von Sun78 »

aaach, du bist meine Hoffnung. :-)
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Pupi
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Re: Freunde

Beitrag von Pupi »

Es besteht Hoffnung, aber das ist noch nicht das "Happy End".
Sun78
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Re: Freunde

Beitrag von Sun78 »

Das kann ja auch nicht aus dem Himmel fallen... Ich denke, man sollte für kleine Schritte dankbar sein.
...es geknebelt, gebrochen ist und und weggesperrt,
und mir endlich gehorcht, mein armes Herz.
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