Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

anna54
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
in der aktuellen Newsletter April sind einige Links zu finden zu der aktuellen Diskussion.
Sehr hilfreich,danke dafür.
anna54
malu60
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Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von malu60 »

Hallo Zusammen,
in meiner Heimatstadt war heute der Trauer-Gottesdienst und ich hab an den Reden,der berührende Musik und Stille,vom Sofa aus teilgenommen.Es macht traurig und ergriffen,auch dankbar und still....Wir wissen nicht,was alles im Leben auszuhalten ist und letzlich weiß keiner,wieviel Lebenszeit er hat.


Eigentlich ist es, je älter ich werde ,immer mehr kostbare Zeit,die ich durch die Depression verliere.Jetzt bin ich fast 1/2Jahr sehr eingeschränkt und isoliert im Haus,oft im Bett gewesen,wie schade.
Wenn sich die Decke hebt,die AD,endlich wirken,bin ich so dankbar...........
In den letzten Tagen hab ich gedacht,wenn mein Sohn im Flugzeug gesessen hätte,ob ich da handlungsfähig gewesen wäre.......Gefühl und Antrieb waren gleich Null,und das ohne äußeren Grund......Hoffentlich haben die Trauernden "Menschen" um sich,die da sind und begleiten und können es annehmen.
Es hilft über die" verlorenen Lieben" zu sprechen...L.G. MAlu

Lieber Walter
ich will Dir noch sagen,dass ich Deine Beiträge gern lese,sie regen mich an zu denken.Wenn es mir nicht so gut geht,lese ich nicht in längeren Beiträgen,weil ich mich darauf nicht konzentrieren kann.Manches hab ich anders erfahren und teile ich nicht.,aber es bereichert mich,andere Blickwinkel einzunehmen.Du hast bei Bibo so gute Hilfestellung gegeben,da war viel Gutes für mich dabei....Hast Du Deine "Segnung,die Letzte", gut überstanden?L.G. Malu
Leben ist mehr
Sonnenblume14
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Malu,

ich möchte dir dazu noch etwas sagen, zu der verlorenen Lebenszeit. Ich habe das ähnlich gesehen, ich war 8 Monate "neben der Spur". Zum einen sieh mal die 6 Monate im Verhältnis zur Gesamtlebenszeit.

Und zum anderen ... aus meiner Erfahrung heraus hat mir die Zeit, so schwer sie auch war (mit klinik und AU über 8 Monate), viel gebracht. Ich habe einen anderen Blick auf die Dinge bekommen, nehme jetzt Momente, Stimmungen und Schönes wahr, das ich vorher ignoriert habe. Ich habe einen Teil von mir kennengelernt, der 50 Jahre lang unbekannt in mir schlummerte. Am Ende - sprich jetzt - habe ich ein anderes und viel erfüllteres Leben. Mein "Lebensfilm" hat eine neue Hauptrolle und eine neue Handlung. ich habe verinnerlicht, dass ich jetzt die Regisseurin bin. Wenn diese Zeit notwendig war, um das alles zu erkennen - dann war es das wert.

Ich weiß,dass es viele hier gibt, die das nicht so sehen (können), weil die Krankheit bei ihnen einen anderen Verlauf genommen hat, weil sie in einem anderen Stadium sind . Bitte seid mir nicht böse - ich berichte definitiv nur von dem, was ICH selber empfinde. Ein halbes Jahr, nachdem ich die Wiedereingliederung und das Krankengeld hinter mir gelassen habe. Ich bin noch in Behandlung, aber das Leben ist leichter. Es gibt Tiefs, aber ich kenne sie und kann sie akzeptieren.

ICh wünsche dir einen ähnlichen Weg.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
malu60
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von malu60 »

Liebe Sonnenblume.
Ich seh vieles Ähnlich wie Du. >Hab bisher noch nicht ausführlich über meine chronische Depression geschrieben.Sie begann mit 17 Jahren in einer Landesklinik,da verlor ich meine Ausbildung zur Krankenschwester.
Mit viel Glück konnte ich ins Beamtenverhältnis einer Krankenkasse kommen,bekam mit 20Jahren meinen Sohn und war 17Jahre relativ beschwerdefrei,auch mit Vollzeit und die letzten Jahre als Alleinerziehende immer gut beschäftigt,hab ich gut funktioniert.
Mit Ende 30 kamen wieder Depressionen und alte Traumata an die Oberfläche,der Sohn wurde flügge und der Sinn meines Lebens Ende 30 .......wo war er.....
Ich begab mich in Analyse,besuchte Seminare,Frauengruppen ich wurde immer öfter arbeitsunfähig.Ging in Kliniken,Tagesklinik,ect.Sass ja in der Krankenkasse an der Quelle und suchte nach Heilung.Lange ohne AD;s
Letzendlich musste ich nach 30Jahren in die Frühpension,da nach Wiedereingliederung,die Phasen immer wieder für mehrere Wochen im Jahr auftraten,auch halfen die Tabletten nicht immer,es gab viele Versuche und Therapien.Im Ruhestand fehlte die Tagesstruktur und erst
durch Ehrenamt,Familienpatin ect.konnte ich wieder mich gebraucht fühlen.Aber die Depressionen kommen immer wieder.
Diesmal war es aber sehr lange und ich hatte mich sehr isoliert und wollte keine Hilfe annehmen.
Es sind lange Zeiten ,die ich so unter der dicken Wolke der Depression erlebt habe.
Mit 60 versuche ich jetzt noch mal durch Verhaltenstherapie etwas zu verändern.

Es wird mir bewußt,wie kostbar das Leben ist und ich bin so dankbar,dass ich wieder da bin.
Die Zeit ist nicht verloren ,ich ruhe und reflektiere viel,habe nie Todeswunsch,aber es ist immer wieder schrecklich auch wenn ich akzeptiere und hoffe.........

Ich glaube,hier hätte ich nicht soviel über mich schreiben dürfen,sorry, verzeiht mir
Schönes Wochenende Malu
Leben ist mehr
w-j-l
Beiträge: 83
Registriert: 7. Feb 2015, 16:47

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von w-j-l »

Liebe Malu,
vielen lieben Dank für Deine an mich gerichteten Worte. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich habe meine letzte Episode hinter mir, mir geht es wieder besser. Es war keine schöne Zeit, die ich vor Ostern bzw. über die Osterfeiertage hatte. Aber, ich schaue immer noch vorne, behalte, so gut es geht, meinen Optimismus bei.- Ich fand es gut, was Du heute über Dich geschrieben hast. Also mache Dir keine Gedanken, dass Du nicht so viel über Dich hättest schreiben sollen. Das ist in Ordnung und gut, dafür ist dieses Forum, sind die Menschen, die sich hier bewegen, da.
Mir imponiert das sehr, dass Du ein Ehrenamt wahrnimmst, Familienpatin bist. Was ist das eigentlich, eine Familienpatin? Ich kann mir darunter nicht viel vorstellen, schreibe mir doch bitte etwas dazu. Wenn Du magst, (auch) als persönliche Nachricht. Es berührt mich auch, dass Du meine Gedanken gerne liest. Meine Gedanken muss man auch nicht immer teilen.
Es ist völlig normal und in Ordnung, dass man nicht jeden Gedanken eines anderen Menschen teilt. Allein deshalb, weil jeder Mensch andere Erfahrungen gesammelt hat, seine eigene Geschichte hat und jeder, ganz berechtigt, seine Sicht aus seinem bisherigen Leben herleitet.
Ich mag es offen zu sein und schätze es auch sehr, wenn andere Menschen offen mit mir sprechen, wertschätzend mit mir umgehen. Daher, wenn Du etwas anders siehst, dann schreibe es nieder, schreibe es mir. Ich lerne auch gerne dazu.
Dein Kompliment, wonach ich "Bibo" eine gute Hilfestellung gegeben, bereitet mir auch Freude, genauso Dein Gedanke, dass für Dich auch etwas Gutes dabei war. Das ist der Sinn dieses Forums, sich gegenseitig zu unterstützen, sich auszutauschen, zu diskutieren, Freude zu teilen usw..
Ich grüße Dich sehr herzlich und wünsche Dir ein bezauberndes Wochenende und stets eine gute, wohlige Zeit.
Herzliche Grüße
Walter
P.S.: "Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es auf jeden Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht." Charlie Rivel
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Meister Eckhart (1260 - 1327), deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von malu60 »

Hallo Walter,
schön von Dir zu lesen,tut mir gut.
Eine Familienpatin,wird von der Caritas
bei uns im Rheinland geschult.
Dannach wird sie von Problemfamilien,
die auch das Jugendamt begleitet, stundenweise
bei der Kinderbetreuung eingesetzt,
Spielplatz,Eisessen,spazierenfahren,was die Mutter möchte.....
Die Anfrage kommt von der Mutter,und sie soll entlastet werden in Ihrem Sinne.
Man hilft auch schonmal beim Alltag oder Behördenpost.Wenn die Mutter was auf dem Herzen hat,kann sie mit unserer Verschwiegenheit rechnen,wenn es nicht etwas mit Gefahr fürs Kind
zutun hat.Eine Patin kommt 2x die Woche ca .2 Stunden,mit Anfahrt reicht mir dies auch.
1xim Monat haben wir Supervision und tauschen uns aus,das ist sehr erfüllend.....

Dann gibt es noch einen Fair-Trade-Laden,wo ich sehr gerne mithelfe.Nun muß ich nach der langen Krankenzeit wieder langsam anfangen.Mit dem Therapeuten wollen wir auch weiter nach Tagesstruktur suchen,ohne mich gleich zu überfordern.

Hier geht's ja eigentlich um den Flugzeugabsturz und ich wollte aber die Frage dennoch beantworten,hätte nicht gewusst,wo sonst.........

Allen ein sonniges Wochenende Malu
Leben ist mehr
Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Selea »

:hello: Hallo miteinander.

Der Thread_Titel war Aktueller Umgang der Medien mit dem Thema "Depressionen".

Ich meine, der Thread ist jetzt ziemlich zum Ende gekommen.

Allerdings sind so kleine Zwiegespräche oder Ausreißer in einem jeglichen Thread Willkommen.

Die kleinen Außreißer hier sind.
Aktueller Umgang.......zum Thema "Depressionen".

Ich fand es jetzt eben sehr interessant zu lesen, von dir, :) malu60, was du da als Familienbegleiterin inclusive Supervision machst.

Ich les das hier auch immer wieder als Stellenangebote........hatte aber nicht unbedingt die Idee dazu, dass das auch professionell via Supervision begleitet wird.


Alles off_topic.
Trotzdem diese Gedanken.


Nun allen alles Gute.
Ich glaub mit dem Thread, das wars.


Herzlich
eure Selea
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Bellasus »

Jetzt sag ich doch auch noch was hier, es kann aber sein, dass ich bereits geschriebenes wiederhole, da ich das meiste dieses Threads, aber nicht alles gelesen habe und ich versuche, mich auf wenige Punkte zu reduzieren:

1. Nach der fatalen Richtung, in der die öffentliche Diskussion z.T geht, ist Aufklärung, Aufklärung und nochmal Aufklärung und Klarstellung wichtiger denn je.

2. Es sollte nun erst recht eine Menge Energie darein investiert werden, an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Und das ist ganz bestimmt nicht eine Methode, potentiell ach so gefährliche Depressive zu erkennen und von diversen Berufen auszuschließen. Sondern der Ansatzpunkt muss doch sein, allen Erkrankten eine wirksame Behandlung zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört vieles - eine Gesellschaft, in der man sowohl sich selbst als auch seiner Umwelt eingestehen kann, an einer Depression erkrankt zu sein. Aber auch, und zwar wirklich zeitnah, der niederschwellige Zugang zu Ärzten und Therapeuten. Ich weiß, v.a. auf dem Land wartet man z.T. auch ewig auf beispielsweise einen Augenarzttermin - das ist genauso schlimm.
Aber der Dreh- und Angelpunkt sind nun mal die zur Verfügung stehenden Psychiater und Psychotherapeuten und das sind schlicht zu wenige. Hier muss mehr Druck auf die Gesundheitspolitik her, ist meine persönliche Meinung.

Ansätze zu einer humaneren Arbeitswelt sind definitiv auch nötig, aber das ist, wenn überhaupt, eine so langsame Entwicklung, dass man schlecht darauf warten kann. Außerdem gibt es genügend Betroffene, wo die Ursachen woanders liegen.

Und wie in allen Berufen gibt es leider auch bei den Therapeuten gute und weniger gute. Wenn eine Autowerkstatt Mist gebaut hat, gehe ich nächstes Mal woanders hin. Wenn ich endlich überhaupt einen Therapeuten gefunden habe, bleibe ich aber mangels Alternative und weil wohl meist einfach die Kraft zum Weitersuchen fehlt, höchstwahrscheinlich da, auch wenn die Chemie nicht passt oder ich das Gefühl habe, dass mir die Therapie nicht hilft oder gar schadet. Hier reguliert sich der "Markt" nicht von selbst, auch die weniger guten Theras haben genug zu tun... Mit den fatalen Folgen, dass viele Hilfesuchende eben nicht wirklich gut behandelt werden, vielleicht in typisch depressivem Denken auch noch glauben, sie wären an der ausbleibenden Besserung selbst schuld - und jedes Jahr gehen dann 10000 den letzten Weg, weil sie nichts und niemanden gefunden haben, der ihnen helfen konnte. Auch wenn der Copilot sicher keine reine Depression hatte, ist für mich sein Handeln nichts als eine schiere Verzweiflungstat. Wenn nichts terroristisches dahintersteckt, was ja wohl wirklich nicht der Fall sein soll, ist für mich die einzig mögliche Erklärung, dass er nichts und niemanden gefunden hat, der ihn wirklich auffangen und Wege aufzeigen konnte, auch beruflich. Das ist mitnichten eine Entschuldigung, aber vielleicht eine Erklärung für diese absolut ungeheuerliche Tat.

Ja, vielleicht oder wahrscheinlich hätte er seinen Beruf aufgeben müssen. Das müssen andere Menschen auch, wegen Depression oder anderer Erkrankungen. Hier hat ihm ganz offensichtlich eine Instanz gefehlt, die ihm hilft, von selbst zu dieser Entscheidung zu kommen und andere Wege einzuschlagen. Genau das passiert ganz bestimmt auch jeden Tag Dachdeckern, Laboranten, Zahnärzten, Sekretärinnen... "Er kann nur Pilot" hat Herr Plasberg gesagt. Er hätte anderes lernen können, hätte er Hilfe gehabt, aus seinem vermeintlichen Elfenbeinturm des Pilotenstatus abzusteigen.

Nach der Sendung erreichten die DDL und mich etliche Anrufe und Schreiben von Betroffenen und Angehörigen Betroffener, die noch keine adäquate Behandlungsmöglichkeit gefunden haben und um konkrete Hilfe baten. Das können wir logischerweise nicht leisten, leider. Was aber die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, das Bündnis gegen Depression und die DepressionsLiga leisten können, ist mit Nachdruck Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, die Presse mit fundierten Informationen zu versorgen und nach dem Motto steter Tropfen höhlt den Stein mit der bisherigen Arbeit weiterzumachen. Ich erlaube mir an dieser Stelle mal, um euren Eintritt in die DDL zu bitten, denn wir brauchen eine breite Basis als Background und für wirkliches Gewicht bei der politischen Arbeit.

Liebe Grüße
Annette




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anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von anna54 »

Liebe Annette
hatte dich schon vermisst,haben wir dich doch in der Sendung gesehen.
Ganz großes Lob an dich!!!

Neben der ganzen Diskussion und der ganzen Aufregung war es wichtig,dass ganz viel Aufklärung,Erklärung und Information, auch hier, zu lesen war.
Ich finde die Verknüpfung der Katastrophe mit dem Wort Depression so schlimm.

Danke,dass du Stellung bezogen hast!
anna54
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Bellasus »

Ja, ich finde es auch schlimm, aber die Möchtegern - Meinungsmacher bekommen zum Glück auch sehr viel Gegenwind.

Vielen Dank für deine liebe Rückmeldung :-)




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Botus »

In den Medien haben heute alle Gruppen ihre eigene Lobby.

Jede Gruppe versucht, ihr Weltbild zu verkaufen. Jede bekommt auch sehr heftigen Gegenwind.

Die Mehrheit der Bürger reagiert darauf, indem sie sich auf den jeweiligen Themen ausklinkt, weil sie auf die Streitereien unter den Gruppen keine Lust hat.

Ich rechne damit, dass alles wieder wie vorher sein wird, wenn Gras über die Sache gewachsen ist. Eine Veränderung im Bewusstsein der Bevölkerung ist für mich weder zum Negativen, noch zum Positiven erkennbar. Die Mehrheit ist bereits wieder (als Zuschauer) mit völlig anderen Themen beschäftigt, um die verschiedene Gruppen miteinander rumstreiten.

Liebe Grüße vom Dobi
w-j-l
Beiträge: 83
Registriert: 7. Feb 2015, 16:47

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von w-j-l »

Wahre Entrüstung findet statt nicht über irgendeine Gesellschaft, die Anderen,
die die Umsetzbarkeit in Geld, von materiellem Glück, Erfolg zum obersten Wert befördert hat,
sondern über jeden Einzelnen, der sich diesen "Werten" entsprechend verhält,
statt sich seiner Möglichkeiten bewusst zu werden,
was er/sie selbst ändern kann, besser machen kann
und
sich entsprechend verhält,
entsprechend handelt -
statt es nur von den Anderen einzufordern.

w-j-l
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Meister Eckhart (1260 - 1327), deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner
Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Tag miteinander.

:) annette, :) anna, :) dobi :) und w-j-l :) danke für die neueren Beiträge.

Annette, dir einen Dank hierfür, dass du dich als die Mitforistin geoutet hast ;) , die bei Plasberg war.

Dein Posting hier geht mir noch heute durch den Kopf , so von wegen, dass es halt öfters passiert in einer langen Berufsbiographie, dass Menschen ihren Beruf aufgeben müssen, egal aus welchen Gründen.
Auch dein vehementes Eintreten für Hilfen zur Behandlung. etc.

Ich möchte euch eine kleine heutige Begebenheit erzählen, die mir doch Hoffnung macht, dass die Erkrankung Depression auf dem Wege ist, sich zu
entstigmatisieren.

Seit 25 Jahren bin ich eine Kundin einer Vertragswerkstatt eines renommierten Automobilherstellers hier in meiner Großstadt.
Heute ließ ich mir die Sommerreifen aufziehen.

Wie schon im Herbst bei der Winterreifen_Prozedur vermisste ich die langjährige Sektretärin am Empfang,......
Im Herbst sagt man mir, sie sei längerfristig erkrankt.

Beim Bezahlen nahm ich mir ein Herz und frug ihre Vertretung, auch eine sehr sympathische, aber jüngere Frau nach der Kollegin.
Und ich bekam eine ehrliche und prompte Antwort. Frau_____ist schwer an Depressionen erkrankt. Sie wird demnächst in eine Klinik gehen, wahrscheinlich komme sie nicht mehr an diesen Arbeitsplatz zurück.

Wir kamen in ein Gespräch darüber, dass Depressionen einen Jeden treffen könne, oft auch schneller, als einem lieb sei.
u.s.w.Diese Kollegin ging sehr liebevoll und empathisch mit dieser Krankheit um.

Ich dachte, auch diese Frau kennt Depressionen, bei sich oder in der Familie.
Leider getraute ich mich nicht, mich zu meinen Episoden zu bekennen.

Schließlich stand ich an der Theke, zusammen mit anderen Kunden, KFZ_Mechaniker drum herum, die 2 Kollegen des Lagers in Hörweite.....irgendeine innere Stimme sagte mir, mach das mal lieber nicht.

Ich ließ der Kollegin Grüße ausrichten, und ich werde, so habe ich es mir vorgenommen, einen kleinen Brief an sie schreiben, in dem ich mich oute, ihr alles Gute wünsche, auf das Bündnis Depression und die DepressionsLiga etc. hinweisen werde.......

Ich dachte nur, es hat sich was getan, in diesem Unternehmen wird mit der Erkrankung Depression offen umgegangen.
Man muss nicht hinter vorgehaltener Hand darüber tuscheln.

Natürlich gilt mein Mitgefühl der sympathischen erkrankten Kollegin, 6 Jahre jünger als ich, 30 Jahre im Beruf, kinderlos......mehr weiß ich nicht.
Ich dachte nur, wie ähnlich, und so ein langes Berufsleben bleibt auch für Frauen schwierig. Es kann schwierig werden, gesund zu bleiben, egal, was man, frau macht.

Natürlich weiß ich letztlich nichts über die Ursachen dieser Depression.


Ich finde, diese kleine Episode von heute___die passt ganz gut in diesen Thread.
Für mich ist sie ein kleiner Mutmacher.

Steter Tropfen hölt den Stein.


In diesem Sinne
ciao
Selea
akinom53
Beiträge: 319
Registriert: 2. Mär 2015, 23:41

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von akinom53 »

Hallo ihr Alle, liebe Annette,
du hast in deinem Beitrag geschrieben, dass man der DDL beitreten kann. Irgendwie habe ich noch nicht begriffen, wie und wo ich es tun kann, denn wenn ich hier im Forum bin, heißt das doch noch lange nicht, dass ich in der DDL bin. :oops:
LG aki
krimi56
Beiträge: 1919
Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von krimi56 »

Hallo akinom,

dazu bekommst du von mir eine PN.

krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
w-j-l
Beiträge: 83
Registriert: 7. Feb 2015, 16:47

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von w-j-l »

wer in die DDL eintreten möchte, annette's bitte folgen möchte, hier ist der Link zum onlineantrag:
http://www.depressionsliga.de/Online-Antrag.html" onclick="window.open(this.href);return false;

herzliche grüße
walter
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Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Bellasus »

Danke Walter, da warst du schneller als ich :-)

Akinom, die Trägerin dieses Forums hier ist die Stiftung Deutsche Depressionshilfe http://www.deutsche-depressionshilfe.de" onclick="window.open(this.href);return false;". Diese und die DepressionsLiga arbeiten eng zusammen, sind aber jeweils eigenständige Organisationen. Dabei ist die DepressionsLiga die Vertretung der Betroffenen und ein gemeinnütziger Verein, in den man nur als Betroffene/r oder Angehörige/r oder aber als Fördermitglied eintreten kann. Sie ist quasi die Stimme der Betroffenen gegenüber Öffentlichkeit, Politik und Medien. Mehr erfährst du direkt auf http://www.depressionsliga.de" onclick="window.open(this.href);return false;", das würde jetzt hier zu weit führen ;-)
Wenn du dich ein bisschen durchgelesen hast und eintreten magst, würde ich mich riesig freuen :-)
Es gibt übrigens keinerlei Verpflichtung, irgendwie aktiv mitzuarbeiten - man kann, muss aber nicht, die rein formale Mitgliedschaft ist schon sehr wertvoll für unsere Arbeit!

Selea, dir auch noch mal vielen Dank!

Viele Frühlingsgrüße
Annette




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w-j-l
Beiträge: 83
Registriert: 7. Feb 2015, 16:47

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von w-j-l »

Hallo liebe Annette,

ich habe mich direkt, nach dem ich den Link ins Forum hinterlegt habe, online bei der DDL angemeldet.
Habe schon eine Bestätigungsmail von dort empfangen dürfen.


Herzliche Grüße
Walter
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Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo Citaro,

mich stört bei dieser Berichterstattung sehr,das immer wieder gesagt wird: Der Pilot war depressiv. Du muss sehr viel mehr eine Rolle gespielt haben,wie eine depressive Störung.
Nur wie soll man das ändern ?
Von Fachärzten wurde schon widersprochen,zB.in HART ABER FAIR vor einem Jahr.

Gruß Bittchen
Nina345
Beiträge: 280
Registriert: 25. Jan 2016, 16:02

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Nina345 »

Halli Hallo,

ist es tatsächlich so typisch für ne Depression andere mit reinzuziehen? Ich hatte immer eher den Eindruck dass die Selbstöter keine Belastung mehr sein wollten. Nicht für sich noch für ihr Umfeld.

Andere Leute mit reinziehen wäre an sich ja eigentlich eher untypisch für die Krankheit, oder? Oder ändert sich das mit dem Schweregrad der Depression? Weil eigentlich ist ja ne Depression was (Trauer?) gegen sich selbst und nicht unbedingt was gegen andere (Wut) Oder?
Be a PINEAPLLE: Stand tall, wear a crown and be sweet on the inside!
Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Selea »

Guten Morgen citaro und bittchen :hello:

Schlagzeile einer renomierten Tageszeitung meiner Stadt gestern
Copilot Lubitz nahm starke Medikamente
...Ärzte hätten ...als schwere depressive Episode eingestuft. Mit Mitrazapin und Cipralex habe der 27-Jährige zwei starke Antidepressiva bekommen. Zudem seien nach dem Unglück in seinen Haaren Spuren des Schlafmittels Zolpidem gefunden worden.....
Missfallen hat mir diese Berichterstattung mit dem Tenor, Menschen mit depressiven Episoden seien
ein Sicherheitsrisiko allgemein und eben unberechenbar.

Noch mehr missfallen hat mir, wie nun wirklich jeder Pups, den der Pilot gemacht hat, jede Gesundheitsstörung der Allgemeinheit mitgeteilt wird. Am kommenden Sonntag wollen die Behörden den Bericht der Öffentlichkeit vorstellen.

Mir graut einfach, müssen wir als Öffentlichkeit eigentlich alles wissen, jedes Detail. Ist sowas nicht auch Leichenfledderei?

Vielleicht ist dieser kommende Sonntag, an dem der BEA_Bericht der Öffentlichkeit vorgestellt wird, auch ein Anlass für DDL oder Bündnis gegen Depression parallel eine Pressemitteilung herauszugeben, wo NOCH EINMAL dezidiert klargestellt wird, dass Menschen mit Depressionen keine verkappte Mörder / Massenmörder sind?

Soweit meine Gedanken
zu einem sehr schweren Thema
Selea
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Bellasus »

Hallo zusammen,

erstmal großes Sorry dass ich damals gar nicht mehr geantwortet habe! Weiß auch nicht mehr, wieso eigentlich nicht - Asche auf mein Haupt :(

Ja da sollte die DDL sich zu äußern, ich spreche es mal an.

Viele Grüße

Annette




www.depressionsliga.de

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Nina345
Beiträge: 280
Registriert: 25. Jan 2016, 16:02

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Nina345 »

Hallo Citaro,

also ich bin noch nicht so lange depressiv von daher kann ich nicht so gut allgemeinern. Aber ich hab eigentlich auch ein fürsorgliches Bild von Depressiven.

im Alltag an guten Tagen erkennt man meiner Meinung nach nen Depressiven an übertriebener Höflichkeit, tausend Entschuldigungen, leiser Stimme, gebeugter Haltung. Meine depressiven Freunde wollen mir immer helfen, obwohl sie gar nicht können. und wenn sie können nicht sollen. (" Wirklich lieb von dir, aber Entschuldigung, ich kann deine Hilfe nicht annehmen, du brauchst deine Kraft für dich." "Es tut mir leid, dass ich nicht mehr Kraft habe, ich würde dir so gerne helfen.")

Aber na ja ist natürlich auch subjektiv. Vielleicht ist es eine Art fürsorglich depressiv zu werden, wenn man davor schon ein "lieber" Mensch war. Wie ne Art Verstärkungswirkung. Wenn man davor vielleicht knallhalrt war, passiert vielleicht das. Aber na ja, auch wenn wir nicht wirklich rational sind und schon einigen Unfug treiben. Massenmörder sind wir nicht.
Be a PINEAPLLE: Stand tall, wear a crown and be sweet on the inside!
Christiane1
Beiträge: 583
Registriert: 19. Dez 2013, 09:10

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Christiane1 »

Hallo zusammen,

ich denke auch, dass eine Kombination von spezieller Persönlichkeitsstruktur plus Depressionen plus Ängsten beim Co-Piloten vorlagen, die zu dem Vorsatz die Maschine abstürzen zu lassen geführt haben.
Gleichzeitig bin ich mir nicht mehr sicher, ob es auch tatsächlich genau so war.
Ich kann es nicht wirklich begründen, es ist nur ein Gefühl entgegen der auch mir bekannten Fakten, doch irgendwie stört mich noch etwas dabei.

Etwas ganz anderes aber erscheint mir unbegreiflich. Der Mann war krank und hatte über 40 Ärzte aufgesucht in recht kurzer Zeit, seit Jahren schon war er in Behandlung und flog und flog und niemand machte sich die Mühe, Verantwortung zu übernehmen. Bestimmt war der Mann kein einfacher Mensch und dachte nicht im Traum daran, das Fliegen mal selber zu lassen, das hätten aber andere unbedingt schon viel früher fordern müssen. In einer langen Kette voller medizinischer Untersuchungen und Diagnosen von fluguntauglich bis zu flugtauglich wurde hier auf ganzer Linie versagt.
Ein psychisch kranker Mensch in dem Ausmass dürfte nicht mal einen Linienbus fahren normalerweise, aber hier in diesem Fall waren wohl auch aussergewöhnliche Überzeugungskraft des Mannes und der angesehene Pilotenstatus blendend für die Ärzte.

Mir wäre diesbezüglich eine lückenlose Aufklärung und wenigstens eine Teilübernahme von Verantwortung seitens der Behandler des Piloten wichtig, schon um den Angehörigen in ihrem Schmerz beizustehen und zukünftig solche krassen Einzelfälle zu vermeiden.

Viele Grüsse
Christiane
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Kroki »

Hallo Ihr,

nach all dem, was wir heute wissen, hat der Copilot wie ein Amokläufer gehandelt. Das halte ich nicht für typisch depressiv - eher im Gegenteil.

Sofern er tatsächlich trotz Krankschreibung unter dem Einfluss von Mirtazapin und/oder Zolpidem geflogen ist, dürfte es sich um einen klaren Regelverstoß gehandelt haben - damit sollte man auch nicht Auto fahren.

Problematisch sind damit vor allem die Unvernunft dieses Menschen selbst und die Fehleinschätzung der Behandler - offensichtlich wäre ja eine Zwangseinweisung indiziert gewesen.

Für die Medien ist es natürlich ein "gefundenes Fressen", wenn sie mit der Depression eine psychische Erkrankung für das Geschehen verantwortlich machen können.

Für mich als depressiver Mensch und als Fluggast bleibt da bei aller Tragik nur das Fazit, dass die Menschen sich simple Erklärungen für komplexe Vorgänge wünschen und dass man nicht jedes Risiko eliminieren kann.

Herzliche Grüße

Kroki
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