Was ist das, die Psyche?

Antworten
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
Kontaktdaten:

Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Salvatore »

Was ist die Psyche?

Wir reden immer von ihr wie von einem Organ. Sie kann erkranken, man kann an ihr herumdoktorn, man kann sie schonen oder überlasten und sie nimmt Einfluss auf unseren Körper, steht in Wechselwirkung mit ihm.

Ich glaube nicht an Gott. Ich habe es mal ausprobiert, aber es passt nicht zu mir. (Ich beneide alle, die die Gabe haben zu glauben.)
Wieso glaube ich an die Psyche? Beziehungsweise, tue ich das denn überhaupt? Sind wir mehr als die Summe unserer Teile oder sind wir das Ergebnis der biochemischen Prozesse in unserem Körper? Was sind wir?

Was ist die Psyche? Wo ist sie und was macht sie? Wie schafft sie das, uns Depressiven so viele Probleme zu bereiten und warum kämpfen so viele von uns über Jahre, Jahrzehnte mit ihr - trotz allen möglichen Therapien?
Setzen wir am falschen Ende an? Räumen wir der Psyche einen zu großen Stellenwert ein? Bei Zwangserkrankten konnte man eine Veränderung der Basalganglien feststellen. Ernährungsexperimente an Strafgefangenen in den USA konnten das Aggressionspotenzial der Probanden erheblich senken. Diverse (körperliche) Krankheiten können Symptome hervorrufen, die denen von Depressiven aufs Haar gleichen (Schilddrüstenfehlfunktion, Adrenal Fatigue, Leaky Gut,...).

Dass mir diese Gedanken gerade jetzt mal wieder durch den Kopf spuken, hat seine Gründe. Ich habe es schon zwei-, dreimal erlebt - und kürzlich gerade wieder -, dass es mir von heute auf morgen gut ging. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Dreiviertel meiner Symptome waren von jetzt auf gleich verschwunden. Ängste weg, Zwänge weg, dafür Zuversicht, Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Energie, Antrieb, Motivation, Freude, Glück. Schlaf war top und nicht mehr als acht Stunden, ich war von alleine um acht wach und auch WACH, fühlte mich ausgeschlafen und konzentriert, brauchte keinen Kaffee.
Das ging vier oder fünf Wochen, so lange wie bisher noch nie. Genauso schnell wie es kam war es aber auch wieder vorbei. Jemand hat den Schalter wieder zurück umgelegt und von heute auf morgen war alles wieder beim Alten. Ich schlafe nicht gut, zu viel und zu lange, komme nicht hoch und bin müde, schlapp, unkonzentriert. Ängste und Zwänge sind wieder da.
Ich kann beim besten Willen keinen Auslöser feststellen und ihr könnt mir glauben, ich habe wirklich gesucht. Es ist nichts geschehen und ich habe nichts anders gemacht als sonst. Ich habe einfach keinen Einfluss.
Ich wollte im Sommer eine neue Psychotherapie beginnen. Aber welchen Sinn hätte das schon? Bin ich überhaupt psychisch krank? Oder stimmt irgend etwas anderes mit mir nicht, das nur keiner erkennt?

Es ist äußerst schwierig, über diese Gedanken mit Behandlern zu sprechen. Meine Psychiaterin hört sich meinen Sermon an und nickt freundlich - was schon fast mehr ist, als man erwarten kann. Aber letztlich stellt sie mir dann doch bloß ein neues Rezept aus. Mein Therapeut nennt es "deutliche Widerstände gegen therapeutische Interventionen". Ich soll mich halt einlassen, wirklich einlassen. Aber auf was eigentlich? Auf eine Operation an dem Organ, das nicht einmal materiell ist und dessen Existenz auch nicht belegter ist als die von Gott?

Bin gespannt auf eure Gedanken!

LG, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Lupine_84 »

Liebe Salvi :)

Ich finde richtig gut, dass du diesen Thread eröffnet hast! Er ist für mich und bestimmt für viele andere hier sehr spannend!
Ich werde ihn verfolgen.
Und wenn ich nicht ganz so müde bin, schaue ich mal ob mein Oberstübchen dazu auch etwas beizutragen hat :)

Heute bleibt es vorerst bei: Ganz liebe Grüße :D
Bis dann!

Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
SLSL
Beiträge: 323
Registriert: 7. Apr 2013, 19:41

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von SLSL »

Hallo Salvatore,

vielleicht hilft es, Psyche und Seele zu trennen.
Die Seele ist was spirituelles. Die Psyche sehe ich schon als Organ, in unserem Hirn. Da geht es um Botenstoffe und Du weißt schon, was alles.
Und angeblich (also auch ich zweifel z.Z.mal wieder) hilft da die Therapie.

Nur so als erste Gedanken,
liebe Grüße,Blauregen
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

Vielleicht ist Psyche der grundsätzlich falsche Begriff?

Man erkrankt am Bewusstsein. Da kann eine Therapie greifen.

Mehr kann ich grad nicht schreiben.

Aber ein grundsätzlich guter Threadgedanke!

Dass Behandler einen mit solchen Gedanken wegtreten lassen ist traurig aber vorhersehbar. Neuerungen kommen für die maximal aus der Wissenschaft, doch nicht von den stümperhaften Überlegungen von Patientent. Das würde ja das Chema stören und zuviel Einsatz verlangen (Ironie Modus)

LG FrauRossi
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Botus »

Hallo Salvatore,

ich mache es so, dass ich versuche, von anderen zu lernen. Beispiel: Einige versuchen es über viel Sport, aber ihre Probleme bleiben. Also lasse ich das. Anderes Beispiel: Einige versuchen es über Beziehungen, aber ihre Probleme bleiben. Also lasse ich das. Weiteres Beispiel: Einige gehen zum Arzt, nehmen Medikamente, aber ihre Probleme bleiben. Einige arbeiten ihre Kindheit auf, aber ihre Probleme bleiben. Einige schonen sich besonders, aber ihre Probleme bleiben. (Und so weiter und so fort...) Ich versuche, möglichst nichts zu machen, bei dem (nach meinen Beobachtungen bei anderen) eine geringe Erfolgsaussicht besteht.

Ich versuche statt dessen, mir zufriedene Menschen näher anzuschauen und sammle dann die vielen kleinen und großen Dinge, die ich bei ihnen sehe. Für mich sind solche Sachen dann quasi die Anleitung. Ich übernehme nur Dinge von anderen, wenn ich auch Erfolge sehen kann. Eine besonders ergiebige Quelle sind für mich ältere Menschen. Sie wirken vielfach auf mich, als wüssten sie, worauf es im Leben ankommt. Bei jüngeren Menschen und Gleichaltrigen kann ich hingegen selten etwas finden, das ich abgucken könnte. Jüngere und Gleichaltrige wirken auf mich oft ratlos und orientierungslos. Dieses Phänomen verbreitet sich zunehmend. Ratlosigkeit überall.

Die Psyche braucht (aus meiner Sicht) Anleitung. Diese Anleitung sollte idealerweise durch Menschen erfolgen, die uns etwas (in ihren Ergebnissen) voraus haben. Das krasse Gegenbeispiel wären Menschen, die so auftreten, als würden sie für alles Lösungen wissen, aber nicht mal ihre eigenen Sachen geregelt kriegen. Ich versuche, mich an Menschen zu orientieren, denen Zufriedenheit gelingt. Die sind bedauerlicherweise zunehmend schwerer zu finden.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 14. Apr 2015, 10:16, insgesamt 1-mal geändert.
Haferblues
Beiträge: 1005
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Haferblues »

Hallo Salvatore,

da wagst du dich an ein schwieriges Problem ran!! Wo oder was ist die Psyche?? Ich glaube, hier sind wir alle aufs glauben angewiesen, weil wir das nicht mit Sicherheit wissen können.

Gibt es überhaupt eine Psyche/Seele außerhalb bzw. unabhängig vom Organismus?? Wenn ja, wo ist die zu finden?? Wenn nein, warum machen wir dann so ein Bohai drumrum??

Was genau erkrankt eigentlich bei einer Depression? Ist es das Hirn, das wie wild Botenstoffe rumschickt? Oder sind wir es selbst, die durch ungute Verhaltensweisen und/oder Gedanken unser eigenes Leid verursachen? Haben wir einen Einfluss darauf?? HABEN wir eine Depression - unter anderen Eigenschaften, die durchaus "normal" bzw. erfreulich sein können. Oder SIND wir depressiv - also allumfassende Sch.......??

Ich finde Dobermanns Ansatz vielversprechend. So mach ich das auch. Von zufriedenen Menschen kann man viel lernen. Und natürlich auch aus Büchern. Ich hab in meiner Herkunftsfamilie jede Menge unglücklich machende Verhaltensweisen gelernt. Es macht mich immer wieder sprachlos, wie einfach es im Grunde ist glücklich zu sein.

auf eure Gedanken dazu gespannte Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von anna54 »

Hallo Salvatore
Psyche ist für mich Empfinden,Gefühle,ja,alle Emotionen,auch Angst,auch Selbstbewußtsein usw.
Wo die Psyche sitzt? Im Gehirn,im Herzen?Ich glaube an die Seele.

Das Gehirn ist zwar die Schaltzentrale,aber ich sehe den Körper als Ganzes,Emotionen sitzen auch im Bauch----also was ist Bauchgefühl? Auch,und gerade im Bauch sitzt die Psyche,da kann sie auch wunderbar stören.

Die Seele ist der Reichtum des Menschen,sie kann sein Leben in allen Farben strahlen lassen.
Die Psyche ist ein anderer Begriff für Seele,weil es nur einen Teil betrifft,was Seele sein kann.

Ein Mensch der beseelt ist,empfindet etwas Außerordentliches,das geht über den Begriff Psyche weit hinaus.

Organische Erkrankungen bedingen zur Hälfte die Erkrankung der Psyche mit ein,weil viele Krankheiten einfach Angst und Schrecken verbreiten.
Eine psychische Erkrankung zieht organische Symptome mit.

Wenn ich frage: wie geht es dir,dann meine ich deinen z.B gebrochenen Fuß,deine Ängste,wie wird die Wundheilung fortschreiten,deinen Ärger,jetzt so eingeschränkt zu sein und deine Seele,die einen großen Schmerz erfahren hat,weil z.B deine Freundin jetzt ohne dich in Urlaub gefahren ist.

Seele ist nicht Psyche
Seele ist viel umfassender
Seelenkrankheiten-----------das Wort kenne ich nicht,weil es falsch ist
Psche kann lernen----Seelen reifen,aber ich kenne auch verkümmerte Seelen.
Psychische Erkrankungen werden teils durch biochemische Vorgänge ausgelöst,wie z.B. Psychosen.

Depressionen haben eine andere Grundlage,sie umfassen den ganzen Menschen,mit all seinen Erfahrungen,Verletzungen und Überforderungen.

Auch ein Tier hat eine Seele,jeder Hundebesitzer weiß das und fühlt mit seinem Tier.
Achim Rhode,der Raubein sagte kürzlich,nicht mal einen Fisch wollte er als Haustier----jetzt habe er einen Hund,und der sei die Seele des Hauses.

Ich kann es nicht leiden,wenn Ärzte und Therapeuten mich einteilen wollen,wo ist Psyche,wo ist "dann berechtigt" körperlicher Schmerz.
Ich bin ich
anna54
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
Kontaktdaten:

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Salvatore »

Hallo ihr Lieben,

ich danke euch für eure Gedanken. Einen Teil des Problems sehe ich in der Semantik. Da wir eben nicht so ganz genau wissen (wissenschaftlich belegen können), was die Psyche ist, müssten wir uns zunächst mal auf eine Definition einigen. Das ist schwierig, denn jeder wird eine etwas andere Vorstellung davon haben; ein bisschen anders ist es bei den "materiellen" Organen, beim Herzen z.B. gibt es einen breiten Konsens darüber, wo es sitzt und was es macht. (Wobei es natürlich auch darüber hinaus gehende Ansichten gibt, die eher in den spirituellen Bereich gehen, aber dass es sich um einen pumpenden Muskel handelt, dürfte niemand bestreiten.)

Ich zweifle genau genommen nicht wirklich, ob es die Psyche gibt. Ich kann beobachten, dass es sie geben muss - und zwar nicht nur im Menschen, sondern auch in Tieren. Wenn mein Hase Stress hat, wird ihr Schnupfen schlimmer. Wenn ich ein Vorstellungsgespräch vor mir habe, ist mir speiübel; diese Übelkeit gibt sich schlagartig, wenn ich das Gespräch hinter mir habe.
Die eigentliche Frage ist deshalb wohl eher, was verstehen Psychiater und Therapeuten unter diesem Begriff und was verstehe ich darunter (bzw. ihr) und wie wahrscheinlich ist es, dass diese Ansicht richtig ist.
Im allgemeinen Sprachgebrauch meint man damit das gesamte Spektrum des Denkens, Fühlens und Träumens. Ich persönlich glaube, dass die Psyche auch über das Bewusstsein hinausgeht und in Abgrenzung zur Seele stirbt die Psyche mit dem Subjekt, während die Seele auch über den Tod hinaus existieren kann und wesentlich mehr umfasst als die Psyche.
Ich stelle mir die Psyche wie ein nichtstoffliches Black-Box-Organ vor und siedle es rein intuitiv irgendwo im Gehirn an. Aber es ist evtl. eher ein gedankliches Hilfskonstrukt, weil wir eben keine andere Vorstellung haben. So wie die Atommodelle ja eben auch nur Modelle sind.
Für mich steht fest, dass die Psyche nicht unabhängig vom Organismus besteht, beides beeinflusst sich gegenseitig (ich bin da also ganz bei der Psychosomatik).
Einen weiteren Teil des Problems sehe ich aber in der Henne-Ei-Frage. Bei zwei Menschen, die beide dasselbe traumatische Erlebnis durchmachen, kann es passieren, dass einer eine Depression oder PTBS entwickelt und der andere nicht. Da frage ich mich, löst das Trauma einen Mangel an Botenstoffen aus, woraufhin es dem Betroffenen schlecht geht? Oder führt ein bereits bestehender Mangel an Botenstoffen dazu, dass der Betroffene das Erlebnis nicht verwinden kann?

Ich bin seit Jahren in Behandlung. Als ich mir 2010 erstmals Hilfe gesucht habe, gab es diverse potenzielle Ursachen/Auslöser für mein schlechtes Befinden. Diese Auslöser habe ich aber im Laufe der Zeit alle bearbeitet und abgehakt (ein Trauma, das es zu verwinden gäbe, habe ich nicht). Aktuell gibt es absolut keinen plausiblen Grund für meine Symptome, aber es gibt sie trotzdem. Warum?
Es gibt sehr viele, die von den diversen Therapien, die angeboten werden, wahnsinnig profitieren - also scheinen die gängigen Theorien über die Psyche nicht gänzlich falsch zu sein. Aber es gibt ja noch die vielen anderen, bei denen die Therapien mehr schlecht als recht anschlagen und die sich trotz aller Arbeit an sich selbst immer noch depressiv fühlen.

Also scheint das Konzept auch nicht gänzlich richtig zu sein, es ist mindestens lückenhaft.
Wie sonst ließe sich erklären, dass es hier so viele langjährige User gibt?
Dobi, ich mache es genau umgekehrt wie du. Du vermeidest, was anderen auch schon nichts gebracht hat. Ich probiere aus, was bei anderen erfolgreich war. Manchen hilft Sport? Prima, teste ich auch. Einigen helfen Medikamente? Prima, probiere ich auch. Egal welche Maßnahmen wir auch anführen, wir werden immer Beispiele finden, wo es funktioniert hat und Beispiele, wo es nicht funktioniert hat. (Deine Methode ist die entspanntere, aber auch die hoffnungslosere.)
Übrigens habe auch ich mich schon immer eher an älteren orientiert; allerdings versuche ich auch, offen für Neues zu sein.

Entscheidend wäre für mich ebenfalls die Frage, was genau bei einer Depression eigentlich erkrankt. Und ich frage mich, wenn ich nur lange genug suche, komme ich dann irgendwann auf die Lösung und kann das Problem beheben? Oder verschwende ich meine Zeit?
In meinem grenzenlosen Optimismus glaube ich eigentlich, dass niemand von uns krank sein muss, dass sich niemand mit der Depression abfinden muss und dass es prinzipiell für jeden eine Heilung gibt. (Und ja, ich glaube tatsächlich an Heilung!)
Ich glaube, dass es für jeden einzelnen eine individuelle Stellschraube gibt, an der man drehen kann und die nur gefunden werden muss. So wie in dem Spruch: Am Ende wird immer alles gut; wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Nun gut, dass meine Behandler sich meinen Gedanken nicht in epischer Breite hingeben wollen, kann ich gut verstehen. Ich will ja auch nicht, dass jemand zu mir in die Buchhandlung kommt und mir erklärt, warum er nicht an Bücher glaubt. Und es ist ja so, geh mit Rückenschmerzen zum Zahnarzt und er vermutet das Problem im Kiefer. Geh zum Psychologen, er hält es für psychosomatisch. Geh zum Neurologen, der sucht im Gehirn. Geh zum Orthopäden, der beguckt sich die Knochen. Geh zum Chiropraktiker, der renkt dich wieder ein. Und erzähl denen mal, warum du glaubst, gerade in seinem Fachgebiet nicht richtig zu sein - dann sagt er dir, geh halt woanders hin. Nur habe ich noch nicht herausgefunden, wo dieses "woanders" ist.

LG, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Elefantasia
Beiträge: 138
Registriert: 2. Mär 2015, 12:48

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Elefantasia »

Ich bin keine Betroffene, aber ich finde die Fragestellung sehr interessant! Ich glaube an Folgendes:

Die Psyche besteht für mich aus dem Bewusstsein und Unterbewusstsein. Während des Lebens speichert die Psyche alle Erfahrungen und Empfindungen entweder im Unterbewusstsein oder Bewusstsein ab, so dass wir auf manches zurückgreifen können und auf manches eben nicht.

Und da liegt m.E. auch der "Fehler" in der Behandlung durch Tabletten oder Psychotherapie. Tabletten sorgen einfach für Veränderungen von Botenstoffen. Wenn diese aber gar nicht gestört sind, helfen sie auch nicht, sondern machen nur vielmehr Nebenwirkungen. Die Psychotherapie geht davon aus, dass man das Problem erkennen kann und dann durch neue andere Verhaltensweisen eine Veränderung herbeiführen kann.

Was ist aber, wenn die Ursache gar nicht im Bewusstsein zu finden ist, sondern im Unterbewusstsein, was wir selbst nicht erreichen können? Warum ist z.B. Hypnose so wirksam und wird oft als sehr viel wirksamer angesehen?

Ich bin z.B. auch erkrankt, wobei man die Ursache der Krankheit nicht kennt und daher nur symptombezogen behandelt. Ich habe vor kurzem eine sog. Subliminaltherapie gemacht und nicht im Ansatz daran geglaubt, dass es irgendetwas bewirkt. Denn bei meiner Krankheit steht die Psyche nicht im Vordergrund bzw. wird eigentlich außer Acht gelassen. Bei der Therapie greift man auf das Unterbewusstsein zu, so dass ich mein "Problem" nicht kennen muss und es auch nicht erfahren werde. Fakt ist, dass sich danach bei mir tatsächlich etwas zum Positiven verbessert hat, wodurch ich einfach für mich selbst die Erfahrung gemacht habe, dass das Unterbewusstsein so viel stärker ist, als man glaubt.

Ich will hier keine Therapieformen anpreisen, sondern nur deutlich machen, dass ich für mich herausgefunden habe, dass man oft Ursachen einfach nicht finden kann, weil sie nicht in unserem Bewusstsein verankert sind. Ist ja vielleicht auch eine Art Schutzmechanismus des Körpers, der dann aber irgendwann nach hinten losgeht. So lässt sich vielleicht auch erklären, warum zwei Menschen ein und dasselbe schlimme Erlebnis anders verarbeiten. In ihr Bewusstsein dringt es auf gleiche Weise ein, aber in ihrem Unterbewusstsein löst es aufgrund all der gespeicherten Informationen unterschiedliches aus. Und das würde erklären, warum keine Tabletten, kein Sport, keine Therapie hilft.

Weil man eben vielleicht an der falschen Stelle ansetzt. Das ist meine Theorie :)

Liebe Grüße
2304.1900
Beiträge: 260
Registriert: 21. Nov 2010, 00:19

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von 2304.1900 »

die Antworten der anderen Lese ich erst wen ich diesen Text eingestellt habe ;o)

Hallo Salvatore ,

Wenn wir von dem Gehirn als alleinigem grundlegendem Denkorgan sprechen, greifen wir zu kurz.
Der Organkomplex „Gehirn“ ist „nur“ eine von mehreren wichtigen Arbeit und Steuerungszentren in uns. (zu. Autonomes Nervensystem)
Das ICH- oder auch Tagbewusstsein benannte, ist auch nicht der Alleinherrscher im inneren Geistigen Universum, wie wir uns das immer wünschen oder besser einbilden.
Ich finde es viel einfacher, wenn man erst mal begreift, dass unser so Hochgelobtes „ICH“ bereits Teil eines weitaus größeren Bewusstseinspools ist.
Das zwar eine Zentrale und wichtige Aufgabe und Funktion hat und damit auch einen scheinbar weitreichenden Einfluss,
aber außerhalb dieser Aufgaben wenig zu melden hat. Und diese Aufgaben sind real sehr, sehr begrenzt gemessen am eigentlichen Potenzial.

Das was ich Psyche nennen würde liegt in dem Bereich Verborgen den Mann Fälschlich-irritierend „Unter-bewusstsein“ nennt.
Gut getrennt und verborgen von dem alles verschlingenden Monster das viele Namen hat, und das doch Notwendigerweise so untrennbar
mit dem Menschlichen „ICH“ verbunden ist.

Genau da liege meiner Meinung nach auch das/ein Problem, wie unterscheide ich aus der Sicht der Psyche was/wer das Monster und wer/was das ICH ist?
Wenn ich in die Sparkasse stürme; den Holzhammer schwinge; laut Brüllend alle beleidigen; und sie unfähige Betrüger nenne –brauche ich mich nicht zu wundern
das ich dort kein Konto eröffnen kann, oder bald keines mehr habe.
Genau so geht es aber dem UB mit dem ICH, jeder der „Autogenes Training“ Therapeutisch erlernt hat weiß das das UB eine andere Sprache und Denkweise hat.
Erst wenn man diese erlernt hat kann man theoretisch eingeschränkt mit ihn Kommunizieren.
Wer hundert Gedanken gleichzeitig hat, brüllt.
Bei zehn Gedanken wird der Lärm erträglicher.
Am Liebsten ist es aber dem UB, wenn es mal absolut still ist oder der Gedanke leise plätschert wie ein Bach.
Dann kann es seine dünne Stimme erheben und sein Lied singen, seine Ohren auf das lauschen lassen das du ihn erzählen willst.
Das Ich wird es vorsichtig berühren und verstehen, das Monster es anbrüllen und unfähig nennen.

Wie die Psyche ist und was sie Steuert und wie, das ist sehr individuell.
(Grundsatz dazu: du gleichst dem Geist den du begreifst)
Ich personalisiere gerne, also ist sie für mich eine reale Person in der inneren Welt. Mit der ich nach
30 Jahren ganz gut umgehen kann-oder sie mit mir.
Für andere ist sie eine Black-Box; für andere unfassbarer als ein Gott, für andere noch unbegreiflicher.
Schlussendlich muss sich jeder sein Modell und seine Vorstellung selber erschaffen und umsetzen so bis sie für ihn passen.

Es geht, nicht um die eine unumstößliche Wahrheit sondern um Gedankenaustausch und neue Impulse auf der Suche und wie ich mich selber sehe.


Viele Grüße,
Stefan

Ps.
die Psyche ist für mich ein Vermittler der zwischen Körper und Geist interagiert, bzw. zwischen Tagbewusstsein und anderen Bewusstseinsschichten.
Und sorry; ist wieder 3 Tage Denkarbeit in ein Parr Zeilen gepresst, und sicherlich mit entsprechend bekannten; nachteiligen Folgen gespickt.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Salvatore, hallo in die Runde!

Psyche ist das, was uns bei 17,6°C in der Wohnung
im Winter dazu bringt, die Heizung hochzudrehen und eine Strickjacke überzuziehen,
was uns am heutigen Tag aber dazu bringt, im T-Shirt vor dem Rechner zu sitzen, das Fenster zu öffnen und sich auf einen warmen, sonnigen Tag zu freuen.

Die Psyche "sitzt" nirgendwo... für mich war sie eigentlich immer mit dem Geist verknüpft, aber so langsam dämmert es mir, dass auch der Körper Einfluss auf die Psyche hat (genauso wie umgekehrt).
Den körperlichen Aspekt möchte ich von nun an ein wenig einbeziehen.
Ich glaube, dass es für jeden einzelnen eine individuelle Stellschraube gibt, an der man drehen kann und die nur gefunden werden muss.
Tja, ich fürchte, es ist eher eine Vielzahl von Schrauben. Sowas wie ein Mischpult in einem Tonstudio.
Ich habe mittlerweile die Regler im kognitiven Bereich wunderbar eingestellt, aber trotzdem ist eine Schieflage eingetreten - weil ich mich halt nur auf diese Regler konzentriert und andere Bereiche außer acht gelassen hatte.
Nun geht es darum, auch dort ein paar Einstellungen zu verändern - und dass ist gar nicht so einfach. Wie bei einem Synthesizer - man braucht ein gewisses Geräusch, aber das gibt es real nicht (also niemand mit einem Klavier im Tonstudio). Ergo pusselt man herum, bis man diesen Ton synthetisch eingestellt hat, was wiederum... örgs.
Und sobald dieser Klang für die eigenen Ohren gut klingt, kommt unerwartet jemand mit seinem Klavier und spielt... man versucht dann, die Synthesizer-Einstellungen wieder rückgängig zu machen, weil man ja nun lieber das echte Klavier hören möchte und die anderen Geräusche auf einmal störend sind... wendet sich nicht dem Klavierspieler zu... der dann wieder von dannen zieht...
Oder man will dem Klavierspieler sagen, wie und was er zu spielen hat...

Was auch immer: es ist ein permanentes Herumregeln ^^

Ich glaube allerdings, dass manche Menschen nur wenige Regler haben, manche haben Unmengen.
Und manche Regler haben ein seltsames Eigenleben: sobald Knopf A nach rechts gedreht wird, schiebt sich irgendwo anders ein Knopf nach unten.

Erklärt das die Psyche? Bestimmt nicht.
;-)
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von anna54 »

Ja,liebes Otterchen
das erklärt Psyche wunderbar!

Überhaupt erklärst du wunderbar!
Danke
wünsche dir ein schönes Wochenende
anna54
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von timmie2002 »

hallo ihr lieben,

ich denke, dass diese frage wirklich nicht eindeutig bzw. allumfassend zu beantworten ist.
für mich ist der zentrale kern die gefühlswelt, die unsere psyche ausmacht. wieviel davon genetisch oder durch erfahrungen geprägt ist, durch endogene oder exogene faktoren ist schwer zu beantworten.

in bezug auf meine depressive erkrankung stelle ich die erfahrungen in den fordergrund, denn diese haben mein unterbewusstsein beeinflusst. in den jahren meiner erkrankung habe ich gelernt, dass das unterbewusste eine ganz entscheidende rolle spielt. das ich als erwachsene z.b. in kindliche denk- und verhaltensmuster dissoziiere, steuert letztendlich mein unterbewusstsein.

anders als elefantasia bin ich überzeugt, dass ich mein unterbewusstsein erreichen und beeinflussen kann. das unterbewusstsein hat durch die erfahrungen gelernt und ES handelt entsprechend dieser erfahrungen. indem ich selber die möglichkeit schaffe, neue und andere erfahrungen zu machen, die gefühle wie wohlbefinden, freude und glück erzeugen, kann ich meinem unterbewusstsein beibringen, dass es zu den kindlichen verhaltensmustern alternativen gibt, die mir mehr nutzen bringen. das ist ein schwieriger und langer prozess, jedoch machbar. und ich benötige dazu fachmännische unterstützung, weil ich von allein nicht weiß, wo ich am besten ansetze und wie.

die psyche ist für mich ein stück weit ein mysterium. aber sie ist ein wichtiger teil von mir, macht sie doch mein menschliches wesen aus. für mich ist die psyche auch das, was jeden menschen zu etwas einzigartigem macht. dieses einzigartige liegt weniger im denken als vielmehr im fühlen. hätten wir nur unseren verstand, wären wir nur rational- kognitiv ausgerichtet, würde doch ein wichtiger bestandteil des menschseins fehlen, wir wären irgendwie nur roboter, androide oder vielleicht ein mister spock.

doch: wie sehr sind wir uns unseres menschseins, unseres menschlichseins, der bedeutung unserer gefühle bewusst?

in hypothetischer steigerung: wie würde unsere gesellschaft heute wohl aussehen, wenn wir nicht dem denken den höheren rang einräumen, wie es meiner meinung nach ist, sondern dem fühlen?

glg final
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
Kontaktdaten:

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Salvatore »

Hallo ihr,

danke für euren Input! Ob ich heute noch zu wirklich vernünftigen Gedankengängen fähig bin, weiß ich nicht, aber ich will trotzdem ein bisschen was schreiben in der Hoffnung, dass es irgenwie Sinn macht und nicht allzu blöde ist.

Also, in Zeiten des Frustes tendiere ich immer mal wieder in eine Richtung, die den Menschen - und besonders mich - doch irgendwie eher zu einem Androiden macht. (Durch Finals Hinweis auf Spock fiel mir Lt. Cmdr. Data ein und wie er immer versuchte, den Menschen und seine Gefühle zu ergründen; wenn ich mich nicht irre, gab es da auch mal einen Emotions-Chip und Datas "Nachfolgemodell", sein Bruder Lore, war ja dann böse. Aber das nur am Rande.)

Mir macht zu schaffen, dass die Psyche und Gefühle zu abstrakt sind. Ich habe es gerne logisch und ordnungsfähig. Wenn ich etwas mache, dann immer mit System. Ich kann nicht, wie mein Therapeut regelmäßig vorschlug, "einfach machen", ich muss immer zuerst darüber nachdenken. Wenn ich einen Flohmarkt besuche, lasse ich mich nicht einfach treiben, ich gehe Reihe für Reihe. Das macht Sinn.
Gefühle machen aber keinen Sinn, sie "sind" einfach. Manchmal lassen sie sich erklären, manchmal vorhersehen, aber nicht immer. Verlassen kann man sich jedenfalls nicht auf sie.

Und ich frage mich andauernd, wie entstehen sie eigentlich? Weil, wenn ich das erst weiß, dann kriege ich vielleicht auch heraus, wie ich sie steuern kann - denn das würde ich gerne! Dabei weiß ich nicht einmal, ob das überhaupt gut wäre, wenn man Gefühle steuern könnte oder ob einem dadurch nicht ein wesentlicher Teil des Lebens abhanden käme. (Spontanität?! Überraschungen?!)
Und es ist ja nun so, dass man langsaaaaam feststellt, inwieweit der Körper an unseren Gefühlen beteiligt ist. Angst zum Beispiel ist nicht nur im Kopf, sondern eine Folge von biochemischen Prozessen, in denen die Nebennieren Stresshormone ausschütten, um den Körper auf eine fight-or-flight-Reaktion vorzubereiten. Und deshalb ebbt Angst auch zuverlässig IMMER irgendwann ab, denn irgendwann sind sämtliche schnell verfügbaren Hormone ausgeschüttet und es dauert etwas, bis die Produktion nachkommt.

DAS ist eine Sprache, die ich verstehe. Und es birgt Möglichkeiten, die über das Handeln (z.B. Angstsituation vermeiden oder im Gegenteil gezielt aufsuchen) hinausgeht. Ich kann vielleicht meinem Körper helfen, die Stresshormone wieder abzubauen oder ich kann ihm helfen, abschwächende/beruhigende Botenstoffe zu produzieren, die den Stresshormonen entgegen wirken. Ich kann mit Nahrungsergänzungsmitteln nachhelfen.
Mein Körper redet mit mir und wenn ich seine Sprache lerne, kann ich ihn auch verstehen. Ich bin z.B. Schokoholiker und stehe eigentlich nicht auf Chips. Von Zeit zu Zeit kriege ich aber einen richtigen "Janker" danach und ich habe festgestellt, dass es eigentlich nicht um die Chips geht, sondern um das Salz. Wenn ich also meinetwegen großzügig gesalzene Kartoffeln esse, verschwindet auch mein Heißhunger auf Chips. So. Und ich frage mich, was erzählt mir mein Körper noch alles, das ich bloß nicht in ähnlicher Weise übersetzen kann?

Das Unterbewusstsein verunsichert mich sogar noch viel mehr als die Psyche als Gesamtkonzept oder Gefühle. Es ist viel undurchsichtiger und noch schlechter fassbar.
Mit Hypnose bin ich noch nie in Berührung gekommen und kenne auch niemanden persönlich, der damit Erfahrung gemach hat, deshalb kann ich zu der Wirksamkeit auch (leider) überhaupt nichts sagen. Ich glaube jedoch, dass an jedem einzelnen Prozess Botenstoffe beteiligt sind, denn wie sonst werden die Vorgänge innerhalb des Körpers kommuniziert bzw. erkennbar? Auch Stimmungen sind ja definitiv hormonell gesteuert, was sicher (fast?) jede Frau mindestens während der Menstruation bestätigen wird. Also denke ich auch, dass man da bestimmt gut ansätzen könnte, wenn man denn wüsste, wo genau das Problem ist. Die gängigen Antidepressia schlagen ja meist in eine ähnliche Kerbe, Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer z.B. kümmern sich halt speziell um das Serotonin, aber wenn nun gerade das nicht am Problem beteiligt ist, nützt es natürlich auch nix.

Aber wie sonst kriege ich das mit, dass meine Psyche - bewusst oder unbewusst - beschlossen hat, dass ich jetzt Angst habe? (Oder mich freue, oder verliebt bin, oder...)
Den Begriff "Tagbewusstsein" finde ich gut, kannte ich noch nicht. Macht aber Sinn, habe ich gleich eingesogen. Anscheinend muss ich mich mal mit Autogenem Training befassen, habe ich bisher umgangen, weil mich meine äußerst rudimentären Kenntnisse (bzw. Vorstellungen) eher abschreckten, da es einen, wie soll ich sagen, spirituellen? Eindruck auf mich machte. Aber die Aussicht, evtl. mit dem UB kommunzieren zu können ist schon verlockend. Ich bin ja ein lebendiger Träumer, aber meine Träume kommen mir nicht besonders tiefsinnig vor oder sie sind so sehr verschlüsselt, dass ich mir nicht im Ansatz vorstellen kann, was sie zu bedeuten haben. Allerdings kann ich auch sagen, dass besonders ein Medikament (ich meine, es war Trimipramin oder/und Mirtazapin) bei mir zu vermehrtem Träumen geführt hat, also scheint auch diese Fähigkeit eine chemische Ursache zu haben!

Danke an Otterchen für das Bild mit dem Mischpult! Das übernehme ich mir auch direkt mal, denn ich finde es sehr treffend und sehr schlüssig. Ein tolles Bild, das die Problematik glaube ich sehr schön veranschaulicht.
timmie2002 hat geschrieben:doch: wie sehr sind wir uns unseres menschseins, unseres menschlichseins, der bedeutung unserer gefühle bewusst?
Oder, Gegenfrage, sind wir - also gerade WIR hier - uns dessen vielleicht ZU SEHR bewusst? Ich bin durch meine Therapien und mein angelesenes Wissen schon so darauf gepolt, "tiefenpsychologisch" zu suchen und zu forschen, dass ich manchmal denke, es ist des Guten zuviel. Vielleicht sollten wir der Psyche etwas WENIGER Bedeutung einräumen.
timmie2002 hat geschrieben:in hypothetischer steigerung: wie würde unsere gesellschaft heute wohl aussehen, wenn wir nicht dem denken den höheren rang einräumen, wie es meiner meinung nach ist, sondern dem fühlen?
Interessanter Gedanke. Aber ich glaube, das wäre gar keine gute Idee. Ich habe noch nie jemanden geschlagen, aber ich hatte schon mehrfach das dringende Verlangen - würde ich also rein nach meinem Gefühl handeln, dann hätte ich sicher schon ein paar Menschen eine gescheuert. Oder Schlimmeres?

Worüber ich einfach nicht hinwegkomme, nach meiner letzten Episode des völligen Gutfühlens: wie kann man es aus psychologischer Sicht erklären, dass ich mich von jetzt auf gleich annähernd gesund fühlte?
Um nochmal die Angsttherapie als Beispiel anzuführen: das Prinzip der Desensibilisierung leuchtet mir ein. Ich setze mich einer Angstsituation aus, die Angst steigt an und nimmt nach einigen Minuten ab. Setze ich mich mehrfach dieser Angstsituation aus, wird meine Angstreaktion von mal zu mal schwächer, bis es überhaupt keine mehr gibt.
Viele erleben etwas ähnliches ja auch in ihrer Depression(stherapie), durch verschiedene immer wieder angewendete Maßnahmen verbessern sich die Symptome.
Aber über Nacht? Das erscheint mir einfach nicht "typisch" (was immer das heißt). Das verstehe ich nicht. Und das macht mich wahnsinnig, denn es gibt eben keine Handlungen, die ich einfach wiederholen kann, um so meine Symptome (mit der Zeit) zu lindern.

Naja, das ist ja jetzt mal wieder reichlich Lesestoff...

LG, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Salvatore,

ich schreib mal meine Ideen zum Thema.

Die Trennung zwischen "Körper" und "Psyche" ist denke ich etwas künstliches, gedachtes, um Vorgänge besser verstehen zu können. Ich glaube, eine solche Trennung gibt es nicht, Psyche und Körper sind immer gleichzeitig, es löst auch nicht eins Vorgänge im anderen aus, oder so, es ist einfach EINS.

So wird jeder psychische Vorgang seine Entsprechung im Körper haben, jedes Gefühl, jeder Gedanke. Hormone, Hirnbotenstoffe und vielleicht weitere Vorgänge, die wir noch gar nicht kennen, bilden diese Entsprechung.

Alles, was von unserer Zeugung an auf unseren Organismus einwirkt, hinterlässt Spuren. Unsere Nahrung, unsere biologische und soziale Umwelt. Organismus und Umwelt stehen in ständiger Wechselwirkung.

Ich kenne das auch, dass ich in sehr verschiedenen psychischen Verfassungen sein kann, ohne dass ich weiß, wieso. Ich bin überzeugt davon, dass Hormone da eine ganz große Rolle spielen. Ich habe z. B. einen sehr niedrigen Cortisolspiegel. Nehme ich etwas Cortison, bin ich psychisch viel stabiler. Bei einer einer sehr hohen Dosis aber depressiv.
Seit den Wechseljahren habe ich oft kurze, vorrübergehende Angstzustände, die ich früher nicht kannte. Ohne bedrückende Gedanken, nur körperlich.

Irgendwie glaube ich, dass der Weg über eine Therapie der körperlichen Prozesse möglicherweise besser helfen könnte, Depressionen (jedenfalls manche) zu lindern. Nur verstehen wir die körperlichen Prozesse noch zu wenig und die derzeitigen Medikamente sind sehr grob, wirken oft nur auf einen einzelnen Faktor und wirken auf anderen Ebenen sogar ungünstig. Mir erscheint das manchmal so, als wolle man mit einer Heckenschere einen filigranen Scherenschnitt machen.

Das fällt mir gerade so dazu ein.
Zum Thema "Gefühle" könnte es vielleicht interessant für dich sein, mal ein Buch über Emotionspsychologie zu lesen. Ich kann gerade keins empfehlen, aber da gibts bestimmt gute, die den aktuellen Forschungsstand wiedergeben.

LG, Wolke
Renu

Re: Was ist das, die Psyche?

Beitrag von Renu »

Danke Wolke! Hast Du sehr verständlich zusammengefasst!

GRUSS
Antworten