Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Metuka
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Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Metuka »

Hallo ihr Lieben,

Ich bin neu hier...und ich habe das starke Bedürfnis, mich mit Euch auszutauschen. Ich lese schon länger Eure Beiträge mit und viele Eurer Treads haben mich zutiefst berührt, mir sehr geholfen, Mut gemacht aber auch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ich hoffe sehr, dass Ihr Lust habt, Eure Erfahren mit mir zu teilen.

Ich habe vor einigen Monaten einen Mann kennengelernt. Wir haben von Anfang gleich sehr viel Zeit miteinander verbracht. Wir haben uns jeden Tag gesehen, er schrieb mir täglich mehrere Nachrichten, war sehr unternehmungslustig und lebensfroh. Ich war mir anfangs nicht so sicher wo das Ganze für mich hinführen soll aber er war extrem anhänglich. Es folgte eine schöne und intensive Zeit. Gleich bei einem unserer ersten Treffen erzählte er mir von seiner Depression. Er vertaute sich mir komplett an. Er nimmt seit über einem Jahr Antidepressiva (Escitalopram, höchstmögliche Dosierung) und ist in therapeutischer Behandlung, chronisch depressiv ist er nicht, sagt er.
Vor knapp 2 Monaten hatten wir eine Auseinandersetzung, leider von mir angezettelt, woraufhin er sich von heute auf morgen auf einmal zurückgezogen hat, dann folgte totale Funkstille. Ich mache mir jetzt noch solche Vorwürfe...ein gemeinsamer Freund sagte mir irgendwann, dass er in einer Depression stecke. Ich habe mich daraufhin zum ersten Mal ganz intensiv über diese Krankheit informiert. Nach langen stummen Wochen habe ich ihn dann mal zufällig getroffen woraufhin er mir erzählt hat, dass seine Medikamente nicht mehr wirken. Er nimmt die gleichen Medikamente trotzdem weiter und geht auch weiterhin zur Therapie. Es folgten noch ein paar Treffen mit schönen und intensiven Gesprächen aber ohne Berührungen oder ein Zeichen von Zuneigung. Ihm geht es sehr schlecht. Nur allein die Tatsache, dass er die Energie auftreibt sich mit mir zu treffen, zeigt mir wohl, dass ich ihm nicht egal bin. Wir haben jetzt sporadisch Kontakt. Wenn ich was schreibe, antwortet er in der Regel nach 3 bis 5 Tagen mit nie mehr als ein paar Wörtern. Ich arbeite gerade an einem Weg, wie ich mit dieser Situation umgehen kann. Ich weiß, die Beziehung ist noch sehr frisch aber ich vermisse ihn so sehr. Dieser Mann ist einfach ein wunderbarer Mensch und ich möchte ihn nicht mehr in meinem Leben missen.

Depressive Schübe trotz AD, kommt das oft vor? Dass die Medikamente auf einmal nicht mehr wirken? Ich kenne mich nicht aus und wäre sehr dankbar von Euch etwas darüber zu erfahren.
Vielen Dank dass Ihr Euch das alles durchgelesen habt.
Ich freue mich auf Eure Antworten.

Metuka
qwertzuiop

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von qwertzuiop »

"Depressive Schübe trotz AD, kommt das oft vor? Dass die Medikamente auf einmal nicht mehr wirken? Ich kenne mich nicht aus und wäre sehr dankbar von Euch etwas darüber zu erfahren"

Ja und Ja

depressionen gibt es in unterschiedelichen schweregraden, eigentlich hat wohl jeder betroffene seinen eigenen und das kann sich theoretisch jederzeit auch ohne äußeren anlass änder. verbesser oder verschlechtern.
das medis auf einen schlag nicht mehr wirken ist eher selten, meist kommt es zu einer langsamen unwirksamkeit. das kann lange unbemerkt bleiben, weil es so langsam geht und dann anscheinend überraschend tragend werden.
das ad's im laufe der zeit ihre wirksamkeit verlieren ist eher normal als eine ausnahme. nicht zuletzt sind sie niemals wirklich auf einen langzeit einsatz getestet oder ausgelegt worden.
Metuka
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Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Metuka »

Hallo qwertzuiop,

danke für deine Antwort!

Was sind denn die Möglichkeiten der Betroffenden in so einem Fall? Die Medis wechseln und/oder absetzen? Kann es denn sein, dass das gleiche Medikament irgendwann wieder wirkt wenn man es nicht absetzt und einfach weiternimmt?

Du hast Recht, es ging ihm schleichend schlechter. Zuerst hatte er "nur" eine Grippe...und dann wurde es immer schlimmer. Das "von heute auf morgen" habe ich wahrscheinlich nur so gefühlt, weil ich die Anzeichen nicht erkannt habe. :(

Glaubst du es tut ihm irgendwie gut, wenn ich ihm zeige, dass ich für ihn da bin? Ohne ihn unter Druck zu setzten natürlich.

Metuka
Sonnenblume14
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Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Metuka,

Ich stimme meinem Vorschreiber völlig zu, Antidepressiva sind nichts, was man nimmt und alles ist wieder gut. Sie sind hilfreich, unterstützend, sofern man das richtige erwischt. Schlimmstenfalls wirken sie gar nicht.
Die weitere Behandlung beurteilen kann nur ein Psychiater - zusammen mit dem Patienten. Zum Teil ist es auch ein wenig ausprobieren vom Patienten selber.
Aus eigenem Antrieb absetzen sollte er keinesfalls, einige medis müssen unter Aufsicht ausgeschlichen werden. Er soll das mit seinem Psychiater besprechen.

Jedenfalls verhindert ein AD nicht unbedingt eine neue depressive Episode.

Ich finde es schön, dass du so warmherzig von ihm sprichst. Natürlich streitet man sich in einer Beziehung mal, mach dir deswegen keine Vorwürfe.
Er holt sich Hilfe, geht zur Therapie, das ist schon sehr ugt. Das bedeutet, er hat das Problem erkannt und ist bereit, daran zu arbeiten. Wenn er dir so wichtig ist, lass es ihn wissen - auch ,dass du ihn gerne unterstützen möchtest, aber nicht weißt, wie du reagieren sollst. Ob er Nähe wünscht oder alleinsein. Motiviere ihn, seine Bedürfnisse zu äußern und prüfe, ob du darauf eingehen kannst. keinesfalls darfst du dich selber dabei verlieren.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
qwertzuiop

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von qwertzuiop »

@metuka

"Was sind denn die Möglichkeiten der Betroffenden in so einem Fall?"
wie sonnenblume schon geschrieben hat, den rat eines fachmanns einholen. kein hausarzt die sind mit psychischen erkrankungen idr überfordert.
grundsätzlich: steigerung der dosis, absetzen und wechsel oder sein lassen

"Die Medis wechseln und/oder absetzen?" s.o.
"Kann es denn sein, dass das gleiche Medikament irgendwann wieder wirkt wenn man es nicht absetzt und einfach weiternimmt?" theoretisch ja, aber unwahrscheinlich

"Glaubst du es tut ihm irgendwie gut, wenn ich ihm zeige, dass ich für ihn da bin?"
immer, auch wenn evtl nicht die erwartete reaktion gezeigt wird.
mirabella
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Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von mirabella »

Hallo Metuka,
Schön das du dich mit uns austauschen möchtest.
Das mit den Medis ist Ansichtssache und da sind sich wohl auch die Mediziner nicht einig,jeder sagt etwas anderes.
Ich habe letztens noch gelesen das manche Menschen ihr Leben lang AD einnehmen müssen um die Depression vorzubeugen. Da stand nichts das die AD irgendwann nicht mehr wirken.
Allerdings kenne ich das von meinem Mann. Er ist chronischer Schmerzpatient, seine hochdosierr Medikation wirken auch nicht mehr!

Du machst es schon richtig, wenn er dir wichtig ist, dass du dich zwischendurch meldest und ihm wissen lässt das du da bist für ihn, wenn er dich braucht.

Er ist momentan so mit sich selbst so beschäftigt das er Niemandem wahr nimmt.
Viele interessieren sich nicht mal für ihre Kinder!
Erkrankte sind totale Egoisten, sie können aber nichts dafür, vielleicht ist es Selbstschutz um ihr Gehirn wieder neu zu ordnen.

LG
Metuka
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Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Metuka »

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eurere Antworten! Sie helfen mir wirklich sehr.

Ja, ich hoffe, dass ich ihm gut tue, indem ich zeige, dass ich für ihn da bin. Aber es ist sehr oft ein Drahtseilakt...wann ist es zu viel, wann zu wenig. Das muss ich noch lernen. Bis jetzt geht es mir aber gut. Ich kann mich gut ablenken und es hilft mir natürlich, dass wir (wieder) in Kontakt sind. Die Zeit wo Funkstille herrschte, war schon sehr schwer. Wenn ich so lese, was einige von Euch durchmachen...es zerreißt mir das Herz.

Auch wenn ich die Hoffnung auf eine Liebesbeziehung noch nicht aufgebenen habe...momentan akzeptiere ich das rein freundschaftliche Verhältnis. Ich muss nur für mich schauen, wie lange ich das aushalte.

Für mich ist es sehr schwierig zu verstehen wie ein Mensch der so gerne und so viel lacht auf einmal keine Freude mehr verspüren kann... :(

Er hat gesagt, ich soll so sein wie immer und keine Rücksicht auf ihn nehmen, denn er will noch am richtigen Leben teilnehmen und das kann er nicht, wenn wir ihn alle in Watte einpacken.

Wir sehen uns wahrscheinlich heute Abend aber meine Erwartungen habe ich auf null runtergeschraubt. Ich freue mich einfach etwas Zeit mit ihm zu verbringen.

Mirabella, wie geht es denn jetzt bei deinem Mann weiter? Wird er sein Medikament ausschleichen und dann wechseln oder sogar ganz absetzen? Wie lange nimmt er denn schon AD (wenn ich fragen darf)?

ganz liebe Grüße,
Metuka
mirabella
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Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von mirabella »

@metuka
Das ausschleichen bezieht sich auf die Schmerztmedikente.
AD hat er genommen, was er jetzt in der Kur bekommen hat weiß ich nicht.
Wenn er in guter Verfassung ist, frag ich ihm mal.
SucheAustausch
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Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Metuka,

ich kann von meinem Mann berichten, dass seine AD immer nur etwa 2-3 Monate lang wirkten. Danach fiel er immer wieder in sein schwarzes Loch. Er nimmt sie aber fleißig weiter.

Ich bin ja der Meinung, dass die Medis bei Depressionen nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Ich sage nur: Therapie, Therapie, Therapie.

Und aus meiner eigenen Geschichte kann ich nur sagen, dass mein Mann mir jetzt nach der Trennung noch immer erzählt, dass er nicht chronisch depressiv ist.
Er ist auch der Ansicht, dass er "nur" einen Burnout hatte und dass das erst vor wenigen Jahren passiert ist. Ich habe ihn aber ca. 10 Jahre (von knapp 11 Jahren Beziehung) mit den Symptomen erlebt.

Ich wünsche Dir, dass Du nicht so viel leiden musst.

Alles Gute!

Austausch

PS. tut mir leid, wenn ich gerade dazu tendiere, allen, die eine Beziehung mit einem depressiven Menschen eingehen möchten, rate, so schnell wie möglich die Beine in die Hand zu nehmen... :oops:
qwertzuiop

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von qwertzuiop »

@sucheaustausch

"PS. tut mir leid, wenn ich gerade dazu tendiere, allen, die eine Beziehung mit einem depressiven Menschen eingehen möchten, rate, so schnell wie möglich die Beine in die Hand zu nehmen... "
sehe ich genauso. es gibt sicher schlimmeres aber die liste ist eher kurz und sehr unschön. deswege leben ich allein.

"Ich sage nur: Therapie, Therapie, Therapie. "
mit einer einschränkung: wirksame methodik
und da hakts gewalltig.
Metuka
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Registriert: 2. Apr 2015, 13:36

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Metuka »

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die Antworten.

@qwertziop: Es tut mir leid, dass ich das jetzt so direkt frage, aber diese Fragen geistern mir schon lange durch den Kopf. Viele Betroffene wollen für sich sein, lassen sich auf keinen anderen Menschen mehr ein, wollen kein Risiko eingehen, fühlen sich unter Druck gesetzt, können keine Verwantwortung übernehmen...aber...wie ist es bei dir? Hast du denn nie das Bedürfnis nach Zweisamkeit, nach einem Austausch von Zärtlichkeiten? Mit Liebe In den Arm genommen zu werden? Ich möchte meinem Menschen sagen, dass ich ihn liebe. Denkst du das ist eine bescheuerte Idee?

@SucheAustausch: Das mit dem Burnout und der "einmaligen" Depression kommt mir bekannt vor...Ich versuche gerade etwas Abstand zu kriegen aber es ist schwer...
Wie geht es dir denn momentan?
Und wie geht es deinem Mann denn jetzt gerade? Hat er die Medis immer wieder ausschleichen lassen und dann gewechselt? Mich interessiert euere Geschichte sehr.

liebe Grüße,
Metuka
mirabella
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Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von mirabella »

Hallo,
Ich weiß es von Schmerzmittel.
Man braucht immer eine höhere Dosis weil der Körper sich daran gewöhnt und irgendwann hilft nichts mehr.
Warum sollte es bei AD nicht so sein.
Meiner Meinung nach sollten AD nur vorübergehend eingesetzt werden, als Unterstützung zur Therapie!

LG
MUT65
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Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von MUT65 »

Hallo Metuka,

ich möchte Dir über meine Erfahrungen mit AD's schreiben.

Erfahrungen die ich an MIR gemacht habe und die ich an meinem Expartner
beobachten konnte.

Trennung Ende 2012 - er schwerst depressiv, könnte mit niemanden mehr in
Beziehung gehen - auch nicht mit mir ( 2,5 jährige,enge Beziehung)

Weiter Kontakt durch Umzug etc.

Sehr lange ( bis Anfang 2014 ) meinte er, dass er es ohne Medis schafft,
schaffen will, da er nach einem erstmaligen, nur 4-wöchigen Versuch 2012 ( vor unser
Trennung) mit CITALOPRAN sehr unter den NW ( Libidoverlust) gelitten hatte.

Er kam ohne Medis Ende 2013 nach Klinik und Tagesklink wieder auf mich zu.
Noch immer sehr krank, aber in der Lage sich mitzuteilen, wenigstens für 30 Min.

Um seinen Antrieb zu steigern, verschrieb ihm sein Arzt Anfang 2014 VENLAFAXIN ret.
da waren wir sehr in Kontakt, ich nenne es immer unser Fast-Comeback.
Was er mir wohl aus Scham verschwiegen hatte, war die Tatsache dass er auch Panik und
Ängste entwickelt hatte ( " ich kann nicht mehr allein zu IKEA, oder in ein EKZ)

Ich habe die volle Wucht dieser Medis mitbekommen.
Die schlimmen Einschleichsymptome und im Sommer 2014 auch das,
was (meiner Meinung nach) dieses Medikament mit ihm /aus ihm gemacht hat.

Ein emotionsloses Wesen nämlich.
Gut, die Ängste waren besser - wir konnten wieder zusammen unter Menschen gehen.
Aber alles Andere, war einfach nur schlimm.
Er war wieder nicht in der Lage sich mitzuteilen - sprach ich ihn darauf an, wie kühl er sei
wiedersprach er, meinete sogar "du wolltest doch dass ich Medis versuche".

Er wirkte immer extrem ruhig und abgedeckelt von allem ! Ja, seine ganzen Probleme
( Privatinsolvens, Arbeitslosigkeit etc) machten ihn nicht mehr so verrückt, aber er sah
auch so abgedeckelt keinen Handlungsbedarf sein Leben wieder Richtung LEBENSWERT
zu gestalten....er war( ist?) wie in einer Käseglocke - und wie hier zu lesen ist kam ich auch
nicht mehr an ihn heran.

Ich selbst habe von Ende 2012 ( völlige Überforderung durch die Trennung und einigen
anderen privaten Problemen) bis vor ein paar Wochen selbst ein AD genommen.
Und ja, ich kann absolut bestätigen dass es sein kann das es nicht mehr wirkt.

Auch ich nahm es um mich ruhiger zu fühlen ( hatte immer eine gewisse Angst in mir-
ohne zu wissen wovor) und gleichzeitig mehr Antrieb zu bekommen.

Es war meine allererste und hoffentlich auch letzte Erfahrung mit einem AD !

Denn :

- ich war ebenfalls seltsam "abgedeckelt " - im Guten wie im Schlechten.
Allerdings niemals emotionslos - fühlen ging immer.

-Mein Antrieb war eine zeitlang ( ca 12 Mon ) tatsächlich besser

In diesem Jahr habe ich mich dann aber gefragt was es mir tatsächlich noch bringt.
Ich wollte einfach wissen, wie ICH nach über zwei Jahren AD - eigentlich bin.

Ausgeschlichen - ganz langsam - und es dann weggelassen.

Stell Dir vor, mein ANTRIEB ist viel besser geworden ! Ich fühle mich "näher bei mir" !
Ich spüre wieder Glück für kurze Momente - ob es nun ein dankbarer Patient ist, oder ein
liebes Lächeln einer Verkäuferin, ich spüre die guten Momente in meinem Leben intensiver.

Das waren / sind meine Erfahrungen dazu - es kann also sehr gut sein, dass ein
AD nicht mehr wirkt - und ich habe eine ganze Weile gebraucht bis ich mich getraut habe
es ohne zu versuchen.

Auf keinen Fall will ich pauschal AD's verdammen - absolut nicht - aber
ich bin gerade besser OHNE dran.

Lieben Gruß
von
Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
Metuka
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Registriert: 2. Apr 2015, 13:36

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Metuka »

Guten Morgen liebe Mut,

vielen Dank für deine ausführliche und sehr interessante Antwort.

Für mich ist das alles Neuland und ich muss noch sehr viel lernen. Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv mit der Krankheit beschäftigt aber gerade merke ich, dass ich etwas Abstand brauche. Ich muss irgendwie neue Kraft sammeln bevor ich weitermachen kann.
Es ist so schwer und tut so weh...bei mir ist die Beziehung ja sehr frisch und erst am Anfang gewesen. Manchmal will ich einfach nur rennen und nicht zurückschauen. Es muss wahnsinnig schwierig sein, wenn der Partner in eine Depression verfällt, mit dem man(frau) schon jahrelang zusammen ist.

Was die Medikamente betrifft, habe ich auch absolut keine Ahnung. Ich nehme nicht mal Aspirin, wenn ich Kopfschmerzen habe. Gerade momentan merke ich, dass ich auf der Sonnenseite lebe...
In unserem Fall ist es nun so, dass er die Medikamente nicht absetzen will, da er Angst hat, wie es ohne sie ist.
Du schreibst, dass dir im Endeffekt ohne die ADs besser ging. Meine Frage ist, wie du in schlechten Zeiten ohne ADs reageirst? Bemerkst du die Anzeichen, und weißt jetzt besser damit umzugehen?
Du schreibst auch, dass dein Antrieb mit den Medis wieder besser wurde (ca 12 Monate) und du diese dann ausgeschlichen hast. Du hast wahrscheinlich wahnsinnig viel an dir gearbeitet, dass es dir wieder besser geht. Aber denkst du, dass die Medis in diesem Prozess bei dir eine entscheidene Rolle gespielt haben? Wie denkst du heute darüber? Hättest du es auch ohne schaffen können?
Entschuldige bitte die vielen Fragen...
...aber ich will lernen...

ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche.
Metuka
MUT65
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Registriert: 18. Jan 2013, 11:59

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von MUT65 »

Hallo Metuka,

kein Problem, Du kannst mich gern fragen - soviel wie Du magst :-)

Bin im Job und antworte Dir heute Abend ausführlich.

Dir auch einen schönen Tag !

Mut
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Epikur von Samos
MUT65
Beiträge: 448
Registriert: 18. Jan 2013, 11:59

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von MUT65 »

So, jetzt ist Sofatime und ich hab Zeit :-)

Ja, es war anfangs, als wir noch zusammen waren, sehr sehr schwer - fast
schwerer als jetzt, denn da wusste ich ja nicht was mit ihm los war.

Nach zwei liebevollen, sehr intensiven Jahren, wurde aus meinem sanften
Partner ein Eisklotz....ich bin damals fast durchgedreht.

Zu Deinen Fragen :


1.
Meine Frage ist, wie du in schlechten Zeiten ohne ADs reageirst? Bemerkst du die Anzeichen, und weißt jetzt besser damit umzugehen?

-->Ich fiel Ende 2012 , etwa 6 Wochen nach seiner Trennung mehr und mehr in ein
Loch - ich war nicht mehr aus eigener Kraft in der Lage dagegen zu steuern.
Es war so, als wenn ich mir beim fallen zugesehen habe, aber kein Mittel fand es
zu beenden.
Das hat mir ungeheuer Angst gemacht. Ich hatte plötzlich vor allem ANGST -

Angst nicht mehr aus dem Bett zu kommen
Angst meinen Job nicht mehr zu schaffen
Angst vor der Angst

So ging ich erstmalig in meinem Leben selbst zu Medikament?"
Ich sagte " die Angst soll weggehen".
Er diagnostizierte eine Belastunsgdepression. Wenige Monate vor der
Trennung war mein erst 15 jähriger Sohn unter großem Pupertätsstress zu meinem Exmann
gezogen, was mich sehr fertig gemacht hat ( heute alles wieder ok)
Und dann noch die Veränderungen in meiner Partnerschaft und letzten Endes die Trennung.

War zuviel für mich. Und ich musste einsehen dass ich Hilfe brauchte.
Ich nahm das AD bis vor wenigen Wochen ( also über 2 Jahre) -daher kann ich Dir
nicht sagen ob ich es jetzt rechtzeitig merken würde, wenn ich es ohne Medis wieder
nicht schaffe.

Ich denke aber ich weiß inzwischen soviel über Depressionen und auch über mich,
dass ich rechtzeitig darüber nachdenken würde.
Ich bin aber auch trotz absetzten noch bei der Psychiaterin - sie ist ganz großartig
und hat mich sehr untersützt es mal OHNE zu versuchen.

2.

Aber denkst du, dass die Medis in diesem Prozess bei dir eine entscheidene Rolle gespielt haben? Wie denkst du heute darüber? Hättest du es auch ohne schaffen können?

Das weiß ich nicht - die Medis haben eine zeitlang meinen Antrieb gesteigert.
Ohne Antrieb habe ich es zwar geschafft zu arbeiten, aber gleich nach dem Job in ich
täglich sofort ins Bett gegangen - das ist nicht lebenswert!

Erst der Antrieb machte es mir möglich die Dinge zu tun, die mein Kopf zwar
wusste, ich sie aber einfach nicht umsetzten konnte.
Diese Tatsache hat mich damals so fertig gemacht - es war ( ich wiederhole mich)
als wenn ich mir beim fallen selbst zugesehen habe.

Schrecklich war das.......

Heute denke ich, ich hätte mich ruhig früher trauen können es OHNE zu probieren,
denn es geht mir tatsächlich besser.
Meine Therapeutin erklärte nochmal das AD's die Gefühlsspitzen kappen - das heisst
Gutes fühlt sich grau an und Schlechtes auch.

Alles Grau - nie WEISS - nie Schwarz - alles ein Brei.

Dennoch verurteile ich AD'S auf keinen Fall - sie sind eine sinnvolle Krücke,
wenn man die Richtigen erwischt.
Dass mein Expartner sich gleich mit dem ersten AD zufrieden gegeben hat, obwohl
es ihn zu einem GRAUEN MONSTER machte, verstehe ich bis heute nicht!

Denn sein GRAU war viel extremer als meines - an nichts hatte er mehr Freude , selbst
bei einem Lächeln blieben seine Augen wie tot - vor dem AD war es deutlich anders.

Frag ruhig, wenn ich Dir helfen kann - wichtig ist mir noch - SO WAR ES BEI MIR,
also rein subjektiv.

Liebe Grüße und trotz aller Umstände einen schönen Abend !

Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
Metuka
Beiträge: 13
Registriert: 2. Apr 2015, 13:36

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Metuka »

danke liebe Mut für deine ausführliche Nachricht.
Pia again
Beiträge: 106
Registriert: 14. Aug 2014, 07:39

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Pia again »

Hallo Metuka;

nach meinen Kenntnissen, sind AD maximal unterstützend; jedenfalls definitiv kein Heilmittel:

AD und die Depression ist gegessen.
Nette Vorstellung, aber leider nicht annähernd
Realität.

Entweder hab ichs überlesen oder Du hast nix dazu geschrieben:

das A & O ist die Veränderung der krankmachenden Umstände bzw. Aufarbeitung ggf. des Krankmachenden.

AD kann dabei eine Basis schaffen (mehr Antrieb, Denken wieder möglich) um dann arbeiten (Therapie) zu können und Veränderung zu schaffen.

Bildlich gesprochen:

bleibt alles beim Alten und man sitzt auf der Couch (oder ist zu ungeduldig; Veränderung braucht Zeit) und erwartet vom AD Heilung ist das nach meiner Erfahrung der gerade Weg in ´s Nichts.

Wir Angehörigen können nahezu nichts tun;
der Betroffene muss seinen Weg finden und seinen Weg gehen (mit AD, ohn, mit Therapie, ohne, mit welcher auch immer - Verhaltens- Tiefen-) und wir sind nebensächlich im Sinne von : aktiv an der Heilung beteiligt sein.

Grüße
Pia
Metuka
Beiträge: 13
Registriert: 2. Apr 2015, 13:36

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Metuka »

Liebe Pia,

vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe das Gefühl, ich habe viel über diese Krankheit gelernt in den letzten Wochen, vor allem dank dieses Forums. Aber es bleiben noch tausend Fragen offen.

Weiß jemand von euch zufällig was der Unterschied zwischen den Medikamenten Escitalophram und Elontril ist?

Meine Person ist schon seit über einem Jahr in Therapie. Ich bewundere seine Kraft und sein Durchhaltevermögen. Ich habe ihn als wahnsinnig lustigen und einfühlsamen Menschen kennengelernt...und ihn jetzt so zu sehen tut mir einfach nur weh. Aber wenn er weiterhin so hart an sich arbeitet, wird es doch wohl irgendwann wieder bergauf gehen...hoffentlich.
Pia again
Beiträge: 106
Registriert: 14. Aug 2014, 07:39

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Pia again »

Hallo Metuka,

also Tante Wikipedia sagt dazu,
dass

a) Escitalophram ein Serotoninwiederaufnahme-
hemmer ist.

Der Klassiker meines Wissensnach bei Depressionen.
Serotonin ist ein Botenstoff der dazu beitragen soll, dass sich die Stimmung / die Psyche aufhellt.

Wird wohl öfters auch bei Angststörungen eingesetzt.

Kann sich wohl nicht positiv auf das Sexualleben auswirken.

b) Elontril (ursprünglich gar kein AD) ist ein
Dopamin und Noradrenalinwiederaufnahme-
hemmer; wirkweise ähnlich wie a); wird
eher bei Menschen eingesetzt, die körperlich
und geistig Erschöpft sind.

Soll sich nicht so auf das Sexualleben negativ
auswirken.

Grüße
Pia
Metuka
Beiträge: 13
Registriert: 2. Apr 2015, 13:36

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von Metuka »

Danke liebe Pia :hello:
qwertzuiop

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von qwertzuiop »

in ergänzung zu pia

der wirkstoff escitalopram ist ein abkömmling von citalopram, solle nw ärmer sein.
die gehören zu den Selectiv Seretonin Reupload Inhibitor (SSRI) übersetzt Selektive Seretonin Wiederaufnahme Hemmer

Elontril ist ein Handelsnahme für den wirkstoff bupropion(hydrochlorid) ein Selectiv Noradrenalin Dopamin Reupload Inhibitor (SNDRI) und das einzige ad das primär aufs dopamin wirken soll.

grundsätzlich sollen die, die wiederaufnahme(recycling) von botenstoffen verlangsamen und damit die verfügbarkeit(wirkungszeitraum-stärke) verbessert werden.
ob darauf die wirkung tatsächlich beruht, wird insbesondere in letzter zeit bezweifelt.

beide gehören zu den ad's mit der besseren wirksamkeit/nw relation.
balsamico
Beiträge: 153
Registriert: 19. Apr 2013, 09:50

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von balsamico »

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Zuletzt geändert von balsamico am 30. Mai 2015, 10:45, insgesamt 1-mal geändert.
qwertzuiop

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von qwertzuiop »

@balsamico

du hast recht das mir dem "versuch und irrtum" es gibt keine möglichkeit vorherzusagen ob und welches ad bei wem wirkt. es gibt eine pet untersuchung die die wahrscheinlichkeit der wirksamkeit von sswh vorhersagen kann, bekommt man aber wohl nicht in deutschland.

was die wirksamkeit angeht 30% bei placebo 40-50% bei ad, wenn eins wirkt ist die wahrscheinlichkeit hoch das auch ein anderes wirkt. je mehr man ausprobiert und nicht wirkt, um so schlechter.

tatsächlich sind alle eingesetzten wirkstoffklassen nur zufallsentdeckungen
balsamico
Beiträge: 153
Registriert: 19. Apr 2013, 09:50

Re: Depressive Schübe trotz AD / Wirkung von AD läßt nach

Beitrag von balsamico »

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Zuletzt geändert von balsamico am 30. Mai 2015, 10:38, insgesamt 1-mal geändert.
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