Postpartale Depression

Lupine_84
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Lupine_84 »

Danke Dorma,
für deine Geschichte dazu. Ja ich hatte einiges gelesen zu dem Wunsch mehr Zeit mit Enkeln verbringen zu können. Kinder hat man sein ganzes Leben. Und sie wiederum haben ihr Leben. Da kommt viel zusammen... sicher auch an Sorgen und Sehnsüchten. Und ich bin eh schon ein katastrophierender Sorgen-Mensch :roll:

Danke Selea für deine Worte!

Kinder bekommen oder nicht, das spukt einem einfach zu einer gewissen Zeit im Kopf herum. Auch wenn ich biologisch evtl. noch bis zu 10Jahre habe... länger als 5 möchte ich die Entscheidung allerdings nicht herauszögern.
Ich sollte mich dennoch entspannen, und mich vielleicht nicht jeden Tag und in jeder Situation fragen: Wäre das ein Leben für mich? Das wäre doch mal ein hilfreicher Schritt :)

Und dann ist es sicher auch normal, dass die Angst eines Depris vor erneuten Rückschlägen jede weitere Entscheidung beeinflusst.
Ich habe einfach die Hoffnung, um möglichst viele Auslösefaktoren herumschippern zu können.
Mir macht daher inzwischen jede Lebensveränderung etwas Angst. Angst ich könnte nicht stark genug sein. Angst, dass es mich umwirft, selbst wenn ich aktiv an der Entscheidung zur Veränderung beteiligt war.

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Jamba
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo ihr,

Jetzt hab ich mich paar Tage nicht gemeldet, ich hatte richtig schöne Ostern und viel Zeit allein mit meinem Mann als Paar. Kino, Essen gehen, spazieren ... Es war echt so toll und harmonisch. Verzeiht, dass ich nicht in Stimmung war mich ins Forum hineinzudenken.

Dorma und Selea, ich finds super, dass auch ihr aus eurer Sicht Lupine antwortet. Wir sind drei ganz unterschiedliche Frauen: Eine kinderlos, eine glücklich als Mutter, eine unglücklich als Mutter. Da kriegst du das ganze Spektrum. :P

Also. Ich glaube dieses Gefühl Mutterglück einen Tag lang gehabt zu haben. Am 18. kam meine Tochter zur Welt. Sobald sie zum ersten Mal an meiner Brust war spürte ich, das mag ich nicht, das fühlt sich einfach nur falsch an, ich will meinen Körper wieder für mich selbst haben. Am 19. war ich einfach nur glücklich. Das war schön, ich hatte sie im Arm und hätte sie ewig nur ansehen können. Am 20. morgens ging es los, ich habe nur geheult, und an dem Tag ist meine Oma gestorben. Sie war seit vielen Jahren an Alzheimer erkrankt und lag schon lange auf der Intensiv, also war es absehbar.
Aber mein Gedanke war: "Meine Oma musste sterben, weil ich so selbstsüchtig war, ein Kind zu wollen." Erst war da der Hass gegen mich selbst, und dann der Hass gegen meine Tochter.

Inzwischen habe ich (nach über 6 Jahren) endlich auch Muttergefühle. Kein Mutterglück, sondern Muttergefühle. Ich kann sie ansehen und es berührt mein Herz. Ich merke, ich liebe sie.
Sagen wir so, ich habe gelernt, sie zu lieben. Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich sie weg gegeben. Hm.

Nachdenkliche Grüße,
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
dorma
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von dorma »

liebe jamba, ich freue mich so, dass es di gut geht,

ich habe daraus gelesen oder verstanden, dass du und dein mann noch sehr verliebt seid und du stolz auf deinen mann bist? (mit meinem mann als paar)

du bist im muttersein anders, das weißt du und das akzeptierst du und kannst mittlerweile damit umgehen.

du warst einen tag nach der geburt so glücklich, den tag danach nicht. das war wahrscheinlich der babyblues, den hatte ich auch am 3. tag der entbindung. doch dann starb deine oma. einer geht, einer kommt. so ist das leben. ich hoffe, du glaubst nicht heute noch daran, dass du selbstsüchtig warst und deine oma deswegen starb. und deine tochter kann ja gar nichts dafür. ihr habt sie gewollt und deswegen ist sie da.

du hast dein mädchen nun kennen- und lieben gelernt. und ich glaube, je größer es wird, desto besser wird eure beziehung. nimm es so, wie es heute ist, denn heute ist es gut so. denke nicht mehr so oft daran, was du getan hättest. das zieht dich runter.

liebe grüße
dorma
Jeder von uns ist Kunst, gezeichnet vom Leben. (Casper)
Mim
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Mim »

Z.B.in dem Sinne, ja ich bin Selea, ja ich bin Jamba, ja ich bin Winter mit all den Mängeln und mit dem Nicht so ganz Gelungenen.
Aber ich gebe mein Bestes. Jeden Tag.
Jeden Tag aufs Neue.
Auch wenn ich nicht betroffen bin - Danke Selea für die obigen Zeilen!
Ich glaube die sind wichtig - immer wieder - für jeden von uns! :)

Liebe Grüße,
Mim
Minya
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Minya »

Hallo nochmal.

Ich habe mich mal versucht durch eure Beiträge zu ackern ;).

Ich finde es gut, dass ihr Lupine Tipps gebt. Entscheiden muss sie es natürlich ganz allein bzw. mit ihrem Partner zusammen. Ich denke, wenn beide wirklich feste nein sagen..kann ich das verstehen. Nicht nur aus dem Aspekt heraus, dass man einfach keine Kinder möchte..nein auch unsere Gesellschaft macht es uns nicht einfach. So wie Selea schon sagte. "Mal ebend" ein Kind bekommen und locker flockig großziehen ist einfach nicht mehr möglich. Mein Mann und ich gehören zu der sogenannten Mittelschicht..denke ich mal..und selbst da ises schwer finanziell ein Kind zu bekommen. Wieso überlegen so viele ob sie es sich "leisten" können ein Kind zu bekommen? Traurig oder? Und auch was das berufliche angeht, sind wir Frauen heute mehr gefordert. Meine Mama blieb damals über 10 Jahre für meinen Bruder und mich zu Hause..heute undenkbar! Außer der Mann bringt horende Summen allein nach Hause. Mal vom Wiedereinstieg der Frau mal abzusehen. Selbst ich musste mich mit einem Kind Diskriminierung aussetzen..ich bewarb mich und das zweite was gefragt wurde ist wie und wie lange mein Kind versorgt ist und wie das geregelt ist, wenn mein Kind krank wird. Schrecklich oder? Ich finde das sooo unmöglich.

Jamba hat auch absolut Recht damit, dass sich einfach ALLES ändert mich einem Kind. Verantwortung ist klar. Aber was ist mit dem Paar an sich? Ich rede meinen (noch) kinderlosen Freunden nie schlecht Kinder zu bekommen, wenn sie welche wollen. Auch ich dachte mal nach einem Artikel wo drin stand "Wieso zerbrechen Beziehungen an Kindern?", das die doch alle spinnen. Aber genaugenommen völlig korrekt. Allein die Paarbeziehung zu deinem Partner ändert sich schlagartig und unwiederruflich. Viele kommen damit einfach nicht klar. Man ist nicht mehr zu zweit..man kann nicht spontan sagen "Schatz ich möchte dies und das machen". Mal als überspitzes Beispiel Sex, Freunde besuchen, Essen gehen usw. usw.
Die Privatsphäre als Paar wird stark eingeschränkt und verändert. Und tatsächlich kenne ich einige in meinem Umfeld, die nach einem Kind oder Kindern sich getrennt haben, weil sie einfach..naja..wie soll man das erklären? Sie funktionierten als Paar, aber nicht als Eltern. Ich hoffe das war verständlich.

Trotz meiner PPD habe ich es NIE bereut mein Kind bekommen zu haben und ich will auch noch eins. Ohja. Ich hoffe dieses Jahr :oops:..ich bin nicht vorbelastet und ich denke es kann einen Unterschied machen. Spricht man eigentlich von einer PPD, wenn eine depressiv erkrankte Frau ein Kind bekommt? Ist das dann nicht eher eine neue depressive Episode? Ich will das jetzt nicht runtermachen oder so, aber ich denke da gibt es sicherlich spezifische Unterschiede vielleicht? Ich hatte nie Depressionen..in unsere Familie gibt es 1-2 Leute, aber nicht nahe verwandt (okay meine Oma). Mein Neurologe/Psychiater sagte mir damals 20%..vielleicht gibt es heute neue Thesen und %te. Er hat damals glaub ich auch einfach damit sagen wollen, dass ich nicht annormal bin. Weil ich mir annormal vorkam, dass ich nicht glücklich war. Rückblickend war an meiner Schwangerschaft leider auch fast nichts glücklich..was mich sehr traurig stimmt..ein Wunschkind..absolut..direkt am Anfang 2 Wochen Bettruhe..dann halt 8Wochen KH mit drohender Frühgeburt..komplizierte Geburt. Heute noch denke ich mit Schrecken daran..nichts von wegen "Wenn das Kind im Arm liegt, vergisst du alle Schmerzen". Ich weiß zB ganz feste, dass ich keine natürliche Geburt mehr möchte..und ich denke, dass darf ich sogar, wenn ich schon eine durchlebt habe.
Trotzdem möchte ich noch eins..von Herzen gerne..vielleicht weil ich mir erhoffe, dass dann alles unkompliziert ist und ich eine glückliche Schwangere sein werde..ich hoffe es so sehr. Und auch wenn ich weiß, dass ich höchstwahrscheinlich wieder eine PPD bekomme..wir wissen es ja vorher..wir sind drauf vorbereitet und können sofort etwas tun.

Ich nehme übrigens keine AD´s und habe damals auch keine von meinem Arzt bekommen..wir haben es erstmal mit hochdosiertem Johanniskraut "probiert" mit der Möglichkeit auf AD`s zu gehen, wenn es nicht angeschlagen hätte. Hat es. Von daher war ich nach etwas über 1 Jahr symphtomfrei. Vielleicht wollte er auch damals keine AD`s probieren, da ich ja so 3-4Monate nach der Geburt kam..da meine Familie gemerkt hatte, dass etwas ganz falsch läuft.

Liebe Grüße
-Minya
Jamba
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Guten Abend,

@ Dorma: Ja, mein Mann und ich verstehen uns seit einiger Zeit wieder besser und es läuft richtig gut. Ich hatte letztes Jahr ja einige Probleme diesbezüglich und habe die Beziehung oft infrage gestellt, immer nur die schlechten Seiten gesehen und mir alles mies geredet, mich reingesteigert, bis ich selbst davon überzeugt war, dass es mir ohne ihn besser ginge :|
Es kamen auch Gedanken an andere Männer auf und ich war extrem verwirrt und überdreht, unruhig und getrieben. Inzwischen haben mein Arzt und ich ja festgestellt, dass ich eine bipolare Störung habe und diese Zeit (vor allem letzten Sommer) eine heftige manische Phase war. Die bipolare ist zutage getreten, weil ich meine Dosis reduziert hatte (bzw. den Versuch gewagt habe). Gedanken über Untreue, Hunger nach sexuellen "Eskapaden", Ausbrechen aus einer Partnerschaft, das sind oft Merkmale einer manischen Phase.
Jedenfalls, seit ich wieder auf meiner alten Dosis bin und diese auch wirkt, und ich das ganze hinter mir habe, kann ich in keinster Weise mehr nachvollziehen, wie ich damals drauf war. Als wäre ich eine andere Person gewesen. Und jetzt ist es so, als würde ich mich wieder entsinnen, warum ich ihn so sehr liebe und warum er genau der richtige Mann für mich ist <3

@ Minya: Danke für deine Erfahrungen! Ich finds toll, dass du es auch ohne ADs geschafft hast und nach einem Jahr schon das schlimmste überstanden hattest. Wow! Dazu gehört viel Kraft, ich habe riesen Respekt vor dir!
Es ist auch toll, dass du und ihr noch ein Kind plant. Man kann nie wissen, ob es beim zweiten Mal wieder zu einer PPD kommt. Und wenn du nicht vorbelastet bist, stehen deine Chancen eh gut.
Haha - ich lache auch noch jedes Mal über den Spruch "Wenn das Kind da ist, vergisst man alle Schmerzen" :lol: Nichts vergisst man. Und das, obwohl bei mir die Geburt wirklich nicht "schlimm" war - irgendwie muss es ja raus, und ich hab mir ne PDA geben lassen, weil ich mir denke, wenn schon die Möglichkeiten da sind, warum soll ich sie nicht in Anspruch nehmen? Es war nicht angenehm, aber auch nicht so, dass ich sage, es war absolut traumatisch. Aber die Schmerzen, die vergisst man nicht.

Das mit der Gleichberechtigung und ob man sich ein Kind finanziell leisten kann, ist ein so dermaßen frustrierendes Thema. Als Frau ist man immer gearscht in der Gesellschaft. Man wird schräg angeschaut, wenn man es "wagt", trotz Kind ein eigenes Leben außerhalb der Mutter-Rolle zu haben und zu wollen. Oder wenn man das Kind halt länger im Kiga lässt, um mehr als nur 450 Euro zu arbeiten, damit man wenigstens ein wenig in seine Rentenversicherung einzahlt... Ich hab mir da schon einige blöde Blicke eingefangen.
Jetzt, wo ich mit dem Gedanken gespielt hab, mir eine neue Arbeit zu suchen, bin ich auf den harten Boden der Tatsachen gefallen. Sofern man nicht in der Firma ist, wo man vor der Schwangerschaft war, hat man kaum Chancen auf einen Job mit Verantwortung. Ich bin jetzt Abteilungsleiterin und Assistenz der GF, und alles was es auf Teilzeit gäbe, sind Sachbearbeiter- oder Bürohilfen-Stellen. Das mit dem dementsprechenden Gehalt.
Ich muss aber dazu auch noch sagen, dass es mir erstens wichtig ist, dass ich auch mein eigenes Geld verdiene, Bestätigung erfahre, und dass wir uns einen gewissen Lebensstandard erhalten können. Also nicht jeden Cent zweimal umdrehen müssen, sondern auch mal sagen können, heute hab ich keinen Bock auf kochen, wir gehen essen. Oder fahren mal ein WE weg.

Was Minya auch sagt, mit der Partnerschaft, das ist schon schlimm. Und je mehr Kinder, desto mehr rückt die Partnerschaft in den Hintergrund. Wenn man dann keine Großeltern im Rücken hat, hat man auch nicht die Möglichkeit, wenigstens einmal im Monat einen Pärchenabend zu machen. Dabei ist das so wichtig.
Und was mir so fehlt, ist das spontane. Wie du schreibst, einfach mal das tun, worauf man gerade Lust hat, oder mal einen Sonntag komplett im Bett liegen zu bleiben. Sich nicht zum Sex verabreden zu müssen. Solche Dinge...
Das schöne ist, je älter das Kind wird, desto einfacher wird alles. Seit meine Tochter ca. 5 ist, ist sie viel selbständiger und mehr unterwegs, und mir fällt es auch leichter sie gern zu haben (so blöd das klingt). Sie ist nicht mehr so abhängig von mir, das tut mir gut.

So, das reicht jetzt. Kann gar nicht mehr aufhören :D

Liebe Grüße, Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Jamba
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo,

der Beitrag den ich gestern geschrieben habe, war wohl nicht gut für mich. Ich hab mich zu sehr reingedacht und mich selbst damit getriggert.
Ich hatte eine beschissene Nacht, ich träumte ich wäre wieder schwanger. Mein ganz persönlicher Albtraum.

Werde versuchen, mich heute davon zu erholen.
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
dorma
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von dorma »

liebe jamba,
aus dem grund kann ich manchmal dinge, die mich nun schon lange begleiten, die sich nicht mehr ändern lassen, ganz gut verdrängen. aber es geht auch nicht immer. gestern habe ich in einem neuen thread "zuürck aus der reha" oder so ähnlich, von meinem sohn geschrieben. weiß gar nicht, wie ich darauf kam. aber das führte dazu, dass ich vieles rausließ, was ich gar nicht so vorgesehen hatte. so können wir uns heute die hand reichen. mir geht´s auch scheußlich. ich habe keine ahnung, ob es die erkältung ist. auf jeden fall fühle ich mich voll daneben und werde mich jetzt ausruhen. die putzhilfe war da und ich habe viel mitgearbeitet.

wünsche dir alles gute, auf dass es dir wieder besser geht.

dorma
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Jamba
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo Dorma,

Mir geht's nicht wirklich besser, der Traum verfolgt mich immer noch. Und mein Kopf und mein Rücken schmerzen den ganzen Tag :cry:
Hab mein Dilemma im Einstands-Thread geschrieben, vielleicht könnt ihr mir dazu nen Rat geben. Es geht nicht ums Muttersein, deswegen steht es nicht hier.

:( , eure Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Minya
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Minya »

Hallo Jamba.

Wie geht es dir nach über 2 Wochen? Hast du dich erholt oder ist es nicht besser geworden?

Liebe Grüße
-Minya
Jamba
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo minya,

Das ist ja lieb, dass du schreibst :) Ich hatte den Thread schon fast vergessen und das Thema war ganz hinten in meinem Gehirn geparkt. Muss aber auch sagen, dass ich mich die letzte Zeit im Forum in nicht viele Themen reinlese und schreibe. Aber das schwankt von Zeit zu Zeit immer wieder.

Mir geht's gut! Hab Abstand bekommen und meinen Kur-Antrag hab ich heute weggeschickt. Ich hoffe, es klappt bald... Obwohl ich weiß, dass es harte Arbeit für mich wird, mit mir alleine zu sein über drei oder mehr Wochen. Ich möchte auch Therapiegespräche haben und lernen, mit der Krankheit zu leben.

Meine Nächte sind wesentlich besser geworden. Manchmal träume ich so schlimm, dass mich das noch tagelang verfolgt. Und dann komplett aus der Bahn wirft. Vorteil, wenn man schon länger depressiv ist, man kann besser gegensteuern, wenn man merkt, es geht nach unten...

Wie geht es euch denn? Dir, minya, Lupine, Selea? Würde gerne wieder in diesem Thread mit euch schreiben!

Liebe Grüße, Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Minya
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Minya »

Hallo mal an alle zusammen ;).

Ach Jamba brauchst dich nicht bedanken. Ich hatte nur spontan an dich gedacht. Komme ja aus dem Angehörigenteil und schaue sehr selten in den der Betroffenen.

Vorteil, wenn man schon länger depressiv ist, man kann besser gegensteuern, wenn man merkt, es geht nach unten...
Genau das hat mein Mann vor ein paar Monaten zu mir gesagt, als ich mir mal wieder den Kopf zerbrochen habe, ob es ihm wirklich gutgeht..ob er klarkommt mit dem neuen Job..er sagte dann "Schatz. Mach dir nicht immer sonen Kopf. Mir gehts besser. Ich bin nicht mehr so krank wie vor 6 Monaten geschweigedenn wie vor 1 Jahr und vorallem weiß ich, wie ich gegensteuern kann, wenn ich merken würde, dass ich mich abwärts bewege".

Das mit deiner Kur finde ich super. Ich wollte eigentlich auch schon lange eine machen..mit unserer Tochter..aber mein Mann schläft grottig ohne mich und irgendwie..naja..ich WILL ihn nicht alleine lassen für 3-4 Wochen. Zwar war ich mit Kind, Haus, Arbeit etc. völlig alleine, als er in die Klinik ging, aber ich möchte ja nicht "das gleiche Recht wie er". Hoffe ihr wisst was ich meine.

Mir ging es die letzten Monate sehr schlecht. Als ob mein Körper gesagt hätte "Jetzt hole ich mir alles zurück, was du mir alles zugemutet hast in den letzten 12 Monaten". Viele sagen das gibt es wirklich. Das sobald man zur Ruhe kommt..es bergauf geht..eigentlich alles gut sein müsste, der Körper sich alles zurückholt als man ihn nur mitgeschliffen hat..funktioniert hat. Trotzdem habe ich mir einen Termin bei meiner Endokrinologin gemacht..nochmal die Schilddrüse vielleicht umstellen. Abwarten.

Und wenns mir wirklich besser geht..mein Mann das Ende seiner Probezeit sieht (September) dann wollen wir vielleicht einen "2. Versuch" starten ;). Tja das ist immer der Nachteil am "planen". Geplant war es für letzten Sommer..nicht diesen..wow hat mich das unsäglich belastet..wenn man sich selbst und seine tiefsten Wünsche so in den Hintergrund rücken muss. Aber ich weiß ja wofür ichs getan habe..für meinen Mann..unser Leben..unsere Tochter..erst wenn wir alle wieder weitgehends in der Spur sind, kann man "neue Pläne" ansetzen. Mal sehen wies kommt :).

Liebe Grüße an euch
-Minya :)
Jamba
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

:hello: minya,

Das ist schön, wenn dein Mann dieselbe Erkenntnis hat wie ich. Das hilft mir auch immer wieder durch ein Tal, ich weiß, wie ich damit klar komme und das es besser wird bzw. nicht mehr so schlimm.

Du bist deinem Mann echt eine tolle Frau! Auch deine Überlegungen in Bezug auf Kur finde ich sehr vernünftig. Dafür ist immer noch Zeit, wenn er länger stabil ist. Eine Beziehung soll ja ein geben und nehmen sein. Momentan braucht er dich mehr, andersrum wird es auch mal wieder so sein. Hauptsache man hält zusammen und redet miteinander.

Das mit dem körperlichen kenne ich, oft ist das so, wenn der Körper zur Ruhe kommt, im Urlaub zum Beispiel, gerade dann wird man krank. Den eigenen Körper kann man eben nicht austricksen! Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich psychische Probleme oder Sorgen äußern können, das ist sehr vielfältig. Deshalb würde ich auf Kur gerne was mit Körpertherapie machen um auf Warnsignale besser hören zu können und schnell reagieren.

Einen schönen Tag! Eure Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Jamba
Beiträge: 563
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo ihr!

Ich lasse diesen Thread mal wieder aufleben, einesteils für Selea, andererseits aber auch für mich selbst. Ich bin seit einigen Wochen stabil und würde das Thema gerne wieder aufnehmen, wenn es klappt. Mir tut es nämlich auch gut, darüber zu reden, weil das Thema ein Tabu in der Öffentlichkeit ist und wohl bleiben wird. Was meint ihr, wird das so sein?

Ich habe das Gefühl, die öffentliche zunehmende Akzeptanz ggü Depressionen im Allgemeinen ist wieder weniger geworden, seit der Germanwings-Sache. Oder kommt es mir nur so vor, weil die Medien sich jetzt nicht mehr so viel damit beschäftigen.

Einen schönen Tag, bald haben wir die Hitze überstanden...

Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Selea

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Selea »

Hallo liebe Jamba :)

Für mich musst du diesen Thread nicht wieder aufleben lassen.

In einem anderen Beitrag an dich (in einem anderen Thread ) habe ich nur gemeint, dass ich es schade fand, dass dich dieser Thread dann doch irgendwie getriggert hat.

Mir hat der Thread gut getan, (Als Kind einer Mutter mit postpartalen Depressionen).
Damals in den 50er Jahren wurde ja all dies totgeschwiegen, nicht behandelt, mit den dann gravierenden Folgeschäden in der Mutter_Kind_Beziehung.

Ich hab mich gefreut, wie gut und offen ihr damit umgegangen seid bei euch, in eurem Leben.
Und auch sowas hat was Heilsames. Für mich.

Nein, ich finde nicht, dass es Rückschritte gibt, gesellschaftlich, was die Akzeptanz von seelischen Erkrankungen anbelangt.
Tatsächlich hat meine PKV dazugelernt in dem letzten Jahrzehnt.
Ich hab n Schreiben gekriegt, ob ich z.B. an einem Coaching für Depressions_Erkrankte teilnehmen möchte............

Vor 15 Jahren hat genau diese PKV noch jegliche stationäre Behandlung mit dem Argument abgelehnt, es sei medizinisch nicht notwendig....

Ich stelle fest, dass sich in den letzten 15 Jahren in der Medizin ungemein viel getan hat, nicht nur, was die Behandlung seelischer Erkrankungen anbelangt.


Schönen Abend noch allen.
Selea
Samu
Beiträge: 38
Registriert: 25. Jun 2015, 14:26

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

... und wie als ob dieser Thread für mich auf die erste Seite hochgeholt worden wäre ... Vielen Dank dafür!

Aber ein paar Worte vorneweg: Ich bin etwa Mitte dreißig und lese in diesem Forum schon seit etlichen Jahren immer mal wieder mit. Nach einer Essstörung in der Jugend entwickelte ich in den frühen Zwanzigern (laut Diagnose) Angst- und Selbstwertstörungen, später kam die Diagnose Depression. Ich habe wegen der ersten Diagnosen ambulante Therapien gemacht, bin aber vor allem aus der zweiten (tiefenpsychologisch fundierten) Therapie sehr ernüchtert raus, da ich das Gefühl hatte, nach so vielen Jahren Therapie genauso schlau wie vorher zu sein und nicht wirklich stabiler. Mein Vertrauen in Therapie war dahin, obwohl ich doch alles tun wollte, dass ich innerlich stärker und angstfreier werde. In schlimmeren Zeiten wandte ich mich schließlich immer an Psychiater, die mir Antidepressiva verschrieben, da ich in der zweiten Therapie die Erfahrung gemacht hatte, dass diese einem einfach den Alltag erleichtern können. Beide (nach Wohnortwechsel und Pause von den Medikamenten kam Psychiaterwechsel) rieten mir immer zu einer erneuten Therapie, die ich aber einfach kategorisch ablehnte.

Veränderungen im Leben, das Älterwerden und vielleicht auch die eine oder andere Begegnung mit Menschen, die mir irgendwie was mitgeben konnten, machten auch irgendwann die Antidepressiva überflüssig. Im Laufe der Jahre war es mir anscheinend möglich, auch ohne Therapie einen Weg zu finden, dass es mir besser ging und ich mich (mit Rückschlägen) angstfreier, stärker und weniger oft "depressiv" fühlte. Gedankenkreisen, sich leer und emotionsarm fühlen u.ä. konnte in den Hintergrund treten, meinen Alltag konnte ich mir dank meiner Partnerschaft immer nicht zu sehr überfordernd gestalten, im Gegenteil, er stützt mich.

In schlechteren Phasen, die vor allem bei großen Veränderungen auftreten, hat mir das Mitlesen im Forum immer geholfen. Vielleicht ist einfach tröstlich, wenn man merkt, dass man nicht alleine ist, wenn man von Menschen mit ähnlichen, im Ausmaß sehr oft noch größeren Schwierigkeiten liest. Sich in der einen oder anderen Erfahrung wiederfindet, vielleicht vom einen oder anderen Tipp profitiert. Selbst mitschreiben kam aber irgendwie nie in Frage, dazu ging es mir immer "zu gut". Bei mir stand nur selten einmal die Frage nach einem Klinikaufenthalt im Raum, und diese Frage hat bei mir irgendwie immer "Überlebenskräfte" geweckt, es immer irgendwie ohne zu schaffen.

Aber jetzt steht eine große Veränderung an, die mich zum ersten Mal veranlassen ließ, hier zu schreiben: Meine Schwangerschaft (warum sonst reagiere ich genau in diesem Thread ;) ). Ich hatte nie einen Kinderwunsch, aber mein Mann. Bis zu einem gewissen Alter kann man/frau dieses Thema einfach mehr oder weniger ignorieren, aber langsam wird es schwieriger. Da ich wusste, dass meinem Mann Kinder wichtig sind, habe ich mich auf den "Deal" eingelassen, nicht zu verhüten und die Natur entscheiden zu lassen, aber klargestellt, dass ich keine zusätzlichen Maßnahmen unternehmen würde (Hormonbehandlung o.ä.), wenn es nicht klappen sollte. Andere Paare in meiner Umgebung im gleichen Alter brauchen Jahre und ggf. Unterstützung, bei uns macht es "zack". Vermutlich war die entspannte Haltung genau die richtige.

Die Biologie funktioniert, die Psyche hinkt hinterher: Ich habe das Gefühl "ich will das nicht". Mein Leben hat endlich ruhigere Fahrwasser erreicht, ich fühle mich halbwegs wohl und habe endlich auch mal das Gefühl, mein Leben soweit möglich selbst zu gestalten und nicht von Ängsten oder Grübeleien u.ä. "gestaltet zu werden". Kinder kriegt man am Rande mit, aber ich fand sie nie spannend, eher nur "nervig", und auch junge Erwachsene (mit denen ich beruflich zu tun habe) machen mir keine Lust darauf, Kinder kriegen zu wollen.

Die Schwangerschaft bringt mich nun phasenweise immer wieder zurück in die schlechten Gefühlslagen. Ich fühle einfach keine Freude (alle um mich rum freuen sich, nur ich nicht), wie wenn die Freude "ausgeknipst" ist, nur das Gefühl von "ich möchte das nicht, ich wollte nie Kinder" und Gedanken wie "wenn das Kind so ein Seelenleben wie ich kriegt, ist es besser, gar keines zu kriegen" sowie Angst vor Überforderung "kann ich dem überhaupt genügen". Naheliegend natürlich auch gleich die Frage: Kommt es evtl. nach der Geburt noch schlimmer? Deswegen hat mich das Lesen dieses Threads so berührt, die verschiedenen Erfahrungen, dass es eben wirklich Mütter gibt, die keine Freude am Muttersein haben, die die Gebundenheit an das Kind belastet.

Ich tue nichts, was das Kind gefährden könnte, bereite das eine oder andere auch vor, aber ich mache es eher aus "Pflicht", nicht aus Freude. Der Alltag lässt mich die schlechten Gefühle und das "Nichtgefühl" auch immer mal gut verdrängen, ich "versuche mich zu freuen", aber weg sind die negativen Gefühle nicht, und sie ploppen bei entsprechenden Gelegenheiten wieder auf.

Das Positive vielleicht: Ich rede drüber, und ich möchte, dass zumindest nähere Verwandte und Freunde wissen, dass es mir überhaupt nicht gut geht damit. Mein Mann stützt mich soweit es geht, aber er und ich wissen, dass ich es irgendwie verarbeiten muss (er ist Partner, kein Therapeut). Außerdem haben es die Männer irgendwie viel leichter: Ich habe die Schwangerschaft inklusive aller "Unannehmlichkeiten" 24 Stunden bei mir, er kriegt es nur nach der Arbeit mit (und mit der ist er momentan auch am Limit). Das führt mich zur nächsten Angst und zum nächsten" "ich will es nicht": Er wird Elternzeit nehmen, aber es ist klar, dass er der Hauptverdiener sein/bleiben wird. Wer also wird sich mehr um das Kind kümmern müssen? Ich. Wer wird länger aus dem Beruf aussteigen (und dann evtl. kein Selbstbewusstsein mehr beim Wiedereinstieg haben)? Ich. Wer wird sein Leben mehr auf das Kind ausrichten (müssen)? Ich. Will ich das?

Auch meinem Frauenarzt gegenüber bin ich ehrlich gewesen. Er nahm sich Zeit, als ich es ansprach, und mich ernst, stellte fest, dass das evtl. mehr ist als die normalen "Schwangerschaftsstimmungen". Er fragte, ob ich das alleine schaffe oder denke, dass ich professionelle Hilfe brauche. Weiterhin, dass man die Zeit nach der Geburt ebenfalls im Auge behalten muss. Eine große Erleichterung für mich, "erkannt" zu werden, auch wenn es keine Lösung des Problems ist.

Das Schwierige ist: Ich weiß nicht, was ich tun soll. Eine Therapie "auf die Schnelle" zu organisieren erscheint mir utopisch, und dann das Ganze auch noch mit meiner Skepsis gegenüber Therapien und Therapeuten. Soll ich zumindest in eine Schwangerenkonfliktberatung? Bringt das was? Soll ich darauf hoffen, dass die Hormone "das schon richten werden"? Es kann sich alles noch wenden, ich will es nicht ausschließen, aber Immerhin ist die Disposition zur Depression eindeutig gegeben. Wenn ich in einer "ignorierenden Phase" bin, kann ich zumindest Sachen vorbereiten, lasse alles aber innerlich nicht an mich ran. Dann kommt wieder das Gefühlsleben bzw. -nichtleben ("Nicht-Freude") hoch, und ich bin einfach nur hilflos, fühle mich zurückversetzt in die Situation, die Kontrolle über mein Leben zu verlieren. Die körperlichen Auswirkungen der Schwangerschaft machen das Ganze natürlich nicht angenehmer.

Es gäbe noch vieles mehr dazu zu sagen, aber der Beitrag ist jetzt schon so lange geworden. Ich weiß auch gar nicht, was ich mir davon "erhoffe": Erfahrungen, Zuspruch, Ideen? Auch hier empfinde ich Ratlosigkeit.

Vielen Dank aber schon mal an alle, die es mit dem Lesen bis hierher geschafft haben ;)

Samu
Selea

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend Samu.

Erst einmal Herzlich Willkommen hier in diesem Forum.
Du scheibst, dass du schon lange mitliest, und du dadurch immer auch Trost und Hilfestellungen gefunden hast.
Das wird die Betreiber (Moderatoren) :hello: dieses Forums sehr freuen.

Zum Mitdiskutieren ging es dir dann doch immer
"zu gut"
schreibst du.

Es gibt Viele hier, die schreiben, obwohl es ihnen oft oder meist recht gut geht.
Auch ich gehöre dazu.
Man muss nicht erst völlig am Abgrund stehen, um hier zu schreiben und Gedanken auszutauschen, sich Trost zu holen oder zu diskutieren, oder____selber gemachte Erfahrungen weiterzugeben.


Nun zu deinem ganz speziellen Thema.

Da habe ich jetzt den ganzen Tag überlegt, ob und wie ich dir antworten kann oder soll.
Nun habe ich mich entschieden.

Ich bin kinderlos, das wirst du gelesen haben in meinem Beiträgen zu diesem Thread.

Nun bekommst du also ein Kind, obwohl du nie Kinder kriegen wolltest. Dein Mann wollte unbedingt ein Kind, dem Wunsch hast du nachgegeben.
Und oft geht es dir jetzt gar nicht gut damit. Alle freuen sich, nur du nicht.

Das mit dem angeblichen Mutter_Liebe_Gen ;) ,das halte ich für übertrieben.
Eine Frau, die schwanger ist, weiß sehr wohl um alle Vor-und Nachteile, die das Leben mit einem neuen Erdenbürger so mit sich bringt.
Allermeistens entwickelt sich die Mutterliebe eh erst, wenn das Kind geboren ist, und frau mit dem Kind lebt etc. etc.

Oft hört man ja von den unerwünschten Kindern, nicht mehr geplant etc. etc.
Aber kaum sind sie auf der Welt, will Frau sie nicht mehr hergeben, und es werden heißgeliebte Kinder.

Auch dir kann das passieren. In dem Moment, in dem du das Kind in deinen Armen hälst, kann eine unbändige Liebe entstehen.
Ich sage "kann".

Wie gesagt, ich bin keine Fachfrau, in diesem Thema *lach*
Vielleicht schreibt dir noch die eine oder andere Mitforistin, die Ähnliches erlebt hat wie du.


Ich selber hatte ja aufgrund meiner Biographie eine ungemein ambivalente Einstellung zur Mutterschaft.
Mein langjähriger Partner damals tat ja alles, um mich diesbezüglich in die Flucht zu schlagen, weil er einfach auf seinem Lebensplan von 3 Kindern bestanden hat.

Irgendwann war klar, ohne mich. Er sieht meine Ängste und Wünsche und Vorstellungen, es vielleicht erst einmal mit einem Kind zu versuchen_____nicht.

Nun konnte / wollte ich es also nie ausprobieren, ob mir Mutterschaft gut getan hätte oder nicht.
Und ob es ein Kind bei und mit mir gut gehabt hätte.

Auf dieses Wagnis hast du dich nun eingelassen.
Ausgang_____ungewiss.
Rückgabe____nicht möglich.



Ein Kind zu haben ist eine große Herausforderung. In Vieles im Leben wächst man aber auch herein.

Soweit mal meine Abendgedanken
für ein sehr sehr heikles Thema
Selea
Samu
Beiträge: 38
Registriert: 25. Jun 2015, 14:26

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Guten Morgen Selea,

vielen Dank für Deine Antwort auf mein dann doch nicht ganz kurzes Post ;)
Es gibt Viele hier, die schreiben, obwohl es ihnen oft oder meist recht gut geht.
Auch ich gehöre dazu.
Man muss nicht erst völlig am Abgrund stehen, um hier zu schreiben und Gedanken auszutauschen, sich Trost zu holen oder zu diskutieren, oder____selber gemachte Erfahrungen weiterzugeben.
Da hast Du natürlich mehr als Recht. Aber ich öffne mich sowieso sehr schwer, die wenigsten Menschen im realen Leben vermuten bei mir, dass ich mit irgendwelchen psychischen Problemen zu tun haben könnte, und ich habe auch bei nur sehr wenigen Menschen das Bedürfnis, es zu thematisieren; das Internet ist dann wieder eine andere, ja skurilere Situation: Einerseits ist man anonym, kann also diesen Rahmen auch für Offenheit nutzen, aber auch da habe ich Hemmungen, mich zu öffnen. Ich bin generell kein großer Nutzer von sozialen Netzwerken u.ä. und finde es manchmal schlimm, was Menschen dort alles in die Welt tragen; das trägt sicher auch dazu bei, dass ich mit dem Schreiben im Netz an sich schon vorsichtig bin.

Aber ich habe das Gefühl, der Schritt, sich jetzt anzumelden, war genau richtig.

Auch wenn Du selbst keine eigenen Kinder hast, kannst Du mir in Deiner Antwort hilfreiche Worte geben! Es tut gut, wenn jemand ganz "unaufgeregt" verschiedene Möglichkeiten und Blickwinkel aufzeigt: Dass sich die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind vermutlich immer erst so richtig nach der Geburt entwickelt. Dass es aber keine Garantie dafür gibt, sondern eben auch die Möglichkeit, dann erst so richtig "abzustürzen". Dass es vielleicht sogar den Fall wie bei Jamba (? Ich glaube, es war Jamba) gibt, wo sich diese Liebe erst über die Jahre und die zunehmende Unabhängigkeit des Kindes entwickelt.

Im Gegensatz zu Deinem früheren langjährigen Partner hat mein Mann mich nie mit seinem Kinderwunsch unter Druck gesetzt. Er hätte es vermutlich auch akzeptiert, wenn ich das Ganze nicht zugelassen hätte. Aber ich wusste immer, dass der Wunsch bei ihm da ist, und dass er sich, wenn wir es nicht versuchen würden, vermutlich in 10 Jahren, wenn es dann zu spät wäre (zumindest mit mir ...), die Frage stellen würde "war es das?". Und tief in mir frage ich mich natürlich auch, ob der Kinderwunsch - das klingt irgendwie falsch für mich, vielleicht besser ein "Kinder in mein Leben lassen" bei mir nicht einfach unter dieser dicken Kruste an Gedankenschleifen u.ä. begraben liegt und einfach keinen Weg nach oben findet.

Von außen betrachtet sind die Bedingungen ideal: Wir leben schon lange zusammen, haben in vielen Dingen den gleichen Blick auf die Welt, und ich glaube, er wird ein guter Papa. Von innen betrachtet habe ich die Sorge (wie sie vorher hier im Thread auch schon angesprochen wurde), dass ich dem Kind mit meiner Geschichte etwas davon "mitgebe", zumal man mit meiner Familie eine etwas größere Bandbreite des ICD abdecken kann ... Dass ich mit meinen Minderwertigkeitskomplexen, die nach wie vor immer wieder durchblitzen, meinem Kind gar keine gute Basis mitgeben kann. Dass das Gefühl des "Ausgeknipstsein an Freude" in Bezug auf das Kind anhält und ich es nur als Belastung sehe. Dass ich nicht mit der Veränderung klarkomme und mich schlichtweg überfordert fühle (was ja nicht das erste Mal im Leben so wäre). Wie Du so schön schreibst: "Zurückgeben ist nicht" ...

Ich bin ein Mensch, der nach Kontakten sucht, aber nur in den wenigstens Kontakten wirklich "Tiefe" empfindet. Ich bin Menschen gegenüber skeptisch, empfinde sehr viele Menschen als "oberflächlich", womit ich ihnen vielleicht sogar Unrecht tue, fühle mich gleichzeitig an der einen oder anderen Stelle minderwertig, aber vor allem anders und dadurch irgendwie "unverstanden" (wer mich im realen Leben kennt, würde sich fragen, ob ich hier wirklich über mich schreibe). Ich glaube, ähnliche Empfindungen in vielen Beiträgen hier herauslesen zu können. Und trotzdem brauche ich Kontakte für mein Wohlbefinden, mag Gesellschaft, möchte nicht alleine sein, dabei auch immer auf der Suche nach Menschen, bei denen ich einen tiefen Kontakt entwickeln kann (gelegentlich finde ich auch so jemanden, das sind dann wahre Offenbarungen). Bin ich durch ein Kind nicht noch mehr zu der Art von Kontakten gezwungen, wie ich sie gar nicht haben will? Gerade bei Müttern prallen ja gerne Weltanschauungen aufeinander, wo ich mich bisher einfach raushalten konnte. Ist so jemand wie ich überhaupt geeignet, um einem Kind ein gesundes Selbstbewusstsein mitzugeben? Und: Ist es nicht besser, ich erspare einem Kind ein Leben auf dieser Welt, wenn es auch nur annähernd diese inneren Konflikte durchmachen müsste wie ich?

Das "Gute" ist vielleicht: Ich werde nicht aus dem Nichts überfallen. Es sind Probleme, wie ich sie schon viele Jahre in der einen oder anderen Verpackung kennengelernt habe. Auch wenn es nicht schön ist, ist es nicht aus heiterem Himmel, wie es vielleicht Frauen ergeht, die in ihrem Leben noch nie etwas mit Depressionen o.ä. zu tun hatten und dann in/nach der Schwangerschaft"überfallen" werden. Gut ist vielleicht auch, dass ich offensiv damit umgehe, dass also auch bei meinem Mann, meinem Frauenarzt und auch dem einen oder anderen im Umfeld eine Sensibilität da ist, die diese (hoffentlich) eingreifen lässt, falls alles "abkippt". Vielleicht erinnere ich mich in einem halben/dreiviertel Jahr (ich bin jetzt im 4. Monat) an diese Zeit und kann sagen "es war ein böser Spuk", vielleicht aber auch nicht.

Für mich ist momentan jedoch einfach schwierig abzuschätzen: Sind meine Gefühle noch im Rahmen und kann ich es noch selbst tragen? Oder sollte ich doch eine Unterstützung, in welcher Form auch immer, annehmen?

Noch einmal danke für Deine Abendgedanken, Selea, vielleicht kommt ja der eine oder andere Gedanke von Dir oder jemand anderem hinzu.

Samu
Lerana
Beiträge: 2088
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Lerana »

Samu hat geschrieben:Von innen betrachtet habe ich die Sorge (wie sie vorher hier im Thread auch schon angesprochen wurde), dass ich dem Kind mit meiner Geschichte etwas davon "mitgebe", zumal man mit meiner Familie eine etwas größere Bandbreite des ICD abdecken kann ... Dass ich mit meinen Minderwertigkeitskomplexen, die nach wie vor immer wieder durchblitzen, meinem Kind gar keine gute Basis mitgeben kann. Dass das Gefühl des "Ausgeknipstsein an Freude" in Bezug auf das Kind anhält und ich es nur als Belastung sehe. Dass ich nicht mit der Veränderung klarkomme und mich schlichtweg überfordert fühle
Huhu samu,

vielleicht hilft dir nochmal ein etwas anderer Blickwinkel. Ich will deine Ängste nicht klein reden nur mal versuchen, sie in ein etwas anderes Licht zu stellen.

Ich finde die Ängste, die du hast, völlig normal!!!! Auch "gesunde" Frauen machen sich diese Gedanken. Ich weiß von Freundinnen, die beim zweiten Kind die ganze Schwangerschaft über Angst hatte, sie könnten ihr zweites Kind nicht lieben, wie das erste und kenne Frauen, die einfach Angst hatten, völlig überfordert zu sein, wenn der Schnatz da iat. Ähm! Ich hatte auch Angst. Warum sollte man auch keine Angst haben dürfen. Und ja, es gibt es, wie auch hier geschildert, dass die Mutter-Kind-Beziehung nicht gleich von unfassbarer Liebe gekennnzeichnet ist. Und auch das ist okay, denn auch dafür gibt es Lösungen. Ein Kind zu bekommen, bedeutet nicht lebenslanges Unglück, selbst, wenn es zu Beginn nicht fluppt. Es bedeutet übrigens auch nihct ununterbrochenes Glück und Frauen, die so daherreden finde ich viel besorgniserregender. Denn die kommen dann tatsächlich nicht klar, wenn es nicht rund läuft.

Und außerdem: Du wirst in jedem Fall zwischendurch überfordert sein. ;) ;)
Alle sind das! Ich war das auch! Das gehört einfach dazu und das ist doof, aber DAS GEHT VORBEI!!!!
Mein Kind hat z.B. nie geschlafen und nachts nur geschrien. Ich war verzweifelt, also habe ich mir Hilfe gesucht, bin in ne Schreiambulanz und die haben mich beraten und mir geholfen und evoila, es ging besser.

Es gibt für viele Probleme Lösungen auch für Beziehungsprobleme mit dem eigenen Kind (wurde hier ja auch schon geschildert).

Und auch ich bin ja gerne mal der Worst-Case-Fanatiker. Aber mal ehrlich, was bringt es dir, dich das jetzt alles zu fragen. Auf ein Kind kann man sich emotional nie optimal vorbereiten. In Köln sagt ma: Et kütt, wie et kütt. Du bist schwanger, das kannst du nicht mehr rückgängig machen und du hast Angst! Völlig normal, aber vielleicht versuchst du, nicht in die Zukunft zu orakeln, denn die kommt von ganz allein und dann kannst du entscheiden.

Und sollte dein Worst-Case-Szenario tatsächlich eintreten, du empfindest nichts für dein Kind, fühlst dich gefangen, bereust die Entscheidung..., dann wirst du Hilfe brauchen und BEKOMMEN!!!!! Es gibt so viele Stellen die helfen: Therapeuten, Ärzte, Hebammen, der ASD, Erziehungsberatungsstellen, Kliniken mit diesem Schwerpunkt! Du bist mit dem Problem nicht allein.

Und die Angst, als Mutter nicht gut zu sein, oder ätzende Muster auf meinen Sohn zu übertragen, habe ich auch. Da bin ich aber an dem Punkt, an dem ich sage: Dann muss ich an meinem Selbstwert arbeietn. Denn wenn ich so zufrieden mit mir bin, dass ich keine Angst mehr habe, meinem Kind etwas doofes zu übertragen, dann hilft das auch meinem Kind! Auch da kannst du dir Hilfe suchen!

Was ich sagen will: Für alle ist, Eltern zu werden, einfach total krass und alle haben Angst und alle sind unsicher und auch ich habe meinen drei Monate alten Sohn nachts angeschrien: DU MUSST JETZT SCHLAFEN! DU MUSST JETZT SCHLAFEN! Bis mein Mann mich rausgeschickt hat! Und dann habe ich mir Hilfe geholt. Und soll ich dir was sagen: Ich liebe meinen Sohn, er ist ein fantastischer kleiner Kerl, mit dem ich gerne Zeit verbringen, mit dem ich gerne Quatsch mache und und und. Und trotzdem geht er mir manchmal tierisch auf die Nerven und ich freue mich, wenn ich alleine bin.

Es gibt Hilfen! Du bist nicht allein!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo ihr alle,

Jetzt bin ich auch da :hello: und freu mich, dass dieser Thread auch für einen Neuling hilfreich ist bzw. sein wird. Gestern hatte ich irgendwie keine Ruhe zum Schreiben.

Liebe Samu,

Erstensmal finde ich es klasse, dass du (jetzt schon) darüber redest, wie du dich mit der Schwangerschaft fühlst.
Wie geht es dir denn körperlich?
Ich hab ja meine Depression schon in der SSW entwickelt. Ich denke das wirkte sich aufs körperliche aus. Ich hab mich 7 Monate lang fast jeden Abend übergeben. Ich hab (laut meiner damaligen Kollegin, die mich ja jeden Tag erlebte) nicht einmal glücklich, zufrieden gewirkt oder gelächelt während der SSW. Ich hasste das Gefühl, meinen Körper mit jemand anderem teilen zu müssen, dass sie sich im Bauch immer so extrem viel bewegt hat. Als ich vier Wochen vorher zum ersten Mal bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur war, bin ich ohnmächtig geworden! Ich war einfach nicht bereit, ein Kind zu kriegen.

Bei mir war es so, dass ich nicht oft äußerte, dass ich keine Freude empfinde. Ich dachte, das kann ich ja schlecht, wenn mir jeden Tag übel ist und ich ständig überm Klo hänge. Und dann sagte mein Frauenarzt, das sind die Hormone. Ich mache ihm keinen Vorwurf, er wusste nicht dass ich vorbelastet bin was psychische Krankheiten angeht.

Außerdem: Es können ja wirklich die Hormone sein! Und die beeinflussen uns so dermaßen, dass man sich das gar nicht vorstellen kann. Deshalb, lass dich nicht verunsichern von meinen Erfahrungen. Jede Frau ist anders! Möglicherweise hast du dein Kind nach der Geburt das erste Mal im Arm und das Mutterglück ist da. Ich wünsche es dir von Herzen.
Und falls es nicht so ist: Du hast Leute, die dich unterstützen. Und du scheust dich nicht, um Hilfe zu bitten.

Ich find es super, dass sich Lerana hier auch eingeklinkt hat. So haben wir lauter verschiedene Erfahrungen. Und was Lerana schreibt, ist was ganz wichtiges. Nicht zu viel nachdenken, du kannst eh nichts dran ändern. Wenns so sein soll, wird es so sein.
Und jede Mama ist mal überfordert. Nur würden es viele niemals zugeben, weil sie wie die perfekte Mutter aus der Hipp-Werbung wirken wollen :roll:
Kinder sind anstrengend, Kinder verändern alles, aber Kinder machen auch glücklich! Und zwar nicht nur dich, sondern auch viele andere.

Wegen der Freundschaften bzw. Kontakten. Ich hab über eine Krabbelgruppe viele neue Freundinnen kennengelernt. Klar dreht sich anfangs alles nur um die Kinder. Aber wir haben inzwischen auch andere Gemeinsamkeiten entdeckt bzw entwickelt. Wenn wir uns treffen, ist das inzwischen meistens ohne Kinder ;)
Zwei Freundinnen hatten bzw haben auch schwer zu kämpfen aufgrund psychischer Probleme. Es tut mir unheimlich gut, mit denen zu reden. Da muss man kein Blatt vor den Mund nehmen und kann sagen, wie es ist. Dass man manchmal wünscht, man hätte nie ein Kind bekommen. Ohne gleich schräg angeschaut zu werden.
Vielleicht findest du dann auch so jemanden, oder du schreibst hier im Forum.

Ich bin gerne für dich da!!! Kannst mich auch Sachen fragen, wenn du was wissen willst.

Schwangerschaftskonfliktberatung würde ich mir mal überlegen, vielleicht können die dir Mut machen. Vielleicht geht's dir dabei aber auch nicht gut, weil du zu viel drin "rumstocherst"
Versuch dich zu entspannen! Auch wenns leichter gesagt als getan ist.

Was ist denn ICD?

Ganz liebe Grüße,
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Samu
Beiträge: 38
Registriert: 25. Jun 2015, 14:26

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Liebe Lerana, liebe Jamba,

vielen Dank auch für Eure Beiträge! Es ist für mich sehr hilfreich, dass jemand meine Worte liest und kommentiert, jeder mit seinen Erfahrungen und Gedanken, die ja durchaus auch sehr unterschiedlich sind.

Lerana, Du hast Recht, wenn Du sagst, dass es sich eigentlich nicht lohnt, diese ganzen Gedanken jetzt schon zu machen und vom Schlimmsten auszugehen. Rational weiß ich das ja auch - aber ist nicht genau auch das ein Denkmuster der Depression? Das ewige sinnlose Grübeln, das zu nichts führt, das "immer und prinzipiell vom Schlimmsten ausgehen", das "Dinge nicht mit einer positiven Spannung anzugehen", sondern tendenziell mit Angst und Überforderung zu reagieren?
Über die Jahre habe ich es wirklich geschafft, diese negativen Gedanken in den Hintergrund treten zu lassen und dem positiven Denken mehr Raum zu geben. Etwas mehr Gelassenheit zu entwickeln und den negativen Gedanken auch mal Einhalt zu gebieten. Umso mehr irritiert es mich jetzt, dass diese Gedanken und Gefühle durch die Schwangerschaft wieder kommen. Und genau diese Frage kann ich für mich nicht beantworten: Ist es "noch" im normalen Rahmen der Zweifel, die wohl die meisten Frauen ereilen, oder ist es eben "schon" auf der anderen Seite des Grats.

Dass ich an der einen oder anderen Stelle tatsächlich überfordert sein werde (und dass das jeder ist, unabhängig von Depressionen), glaube ich nur zu gut und gerne - aber genau davor habe ich ja Angst bzw. genau das will ich nicht: Ich habe mein Leben nach vielen vielen Jahren endlich auf ein Niveau gebracht, wo ich mich eben nicht mehr ständig überfordert fühle und den Anforderungen halbwegs gewachsen fühle. Warum muss ich mich also wieder schon fast "bewusst" aus dem Gleichgewicht bringen lassen? Dass es für diesen Gedanken jetzt eigentlich zu spät ist, ist klar, aber ich wusste einfach auch nicht, dass mich das so von den Socken hauen würde ... Und die "Unausweichlichkeit" macht es ja nicht unbedingt leichter.

Deine Worte, dass es Hilfe gibt, egal für welche Probleme, ist in jedem Fall gut zu lesen. Du hast es auch geschafft, und dass ein Schreikind nochmal eine besondere Herausforderung ist, habe ich von Freunden gehört, die ebenfalls eines hatten.

Jamba, ich weiß nicht, warum es mir so ein Bedürfnis ist, reinen Tisch mit meinen Gefühlen zu machen. Ich glaube, weil ich jahrelang nach außen immer den Anspruch hatte, dass man mir nichts anmerkt von meinen inneren Problemen. Irgendwie ist auch das ja eine Fähigkeit, und auch sehr hilfreich, denn es muss ja nicht jeder wissen, wie es in mir aussieht. Aber bei Leuten, die es etwas angeht (mein Mann sowieso, meine Mutter, die Schwiegereltern, die vermutlich ein Problem damit haben, dass es nicht so harmonisch ist, wie sie es gerne immer - zumindest nach außen - haben, der Frauenarzt), habe ich einfach das Gefühl, sie sollen wissen, dass alles eben nicht gut läuft. Vielleicht ist es eine Art instinktiver Selbstschutz und Vorsichtsmaßnahme, damit im Zweifelsfall die anderen reagieren, wenn ich es nicht tue, im Falle meiner Schwiegerelten vielleicht auch ein bisschen Trotz, um ihnen klar zu machen, dass die Welt eben oft anders und nicht so geradlinig verläuft, wie sie sich das gerne mal zurechtlegen. Und bei meinem Frauenarzt bin ich sehr froh, er hat sich beim letzten Termin eine ganze Stunde Zeit genommen, um mit uns darüber zu reden, und hat die Sache wirklich ernst genommen.

Körperlich geht es mir solala. Die ersten Wochen habe ich, "mich im Laufe der Wochen steigernd", gekotzt, meist morgens, so dass zumindest keine Nahrung mehr im Magen war, spätestens abends wurde mir immer übel. Ich dachte, "wenn das gegen Ende des dritten Monats eher schlimmer wird, kann das ja heiter werden", aber langsam wurde es weniger. Die Übelkeit ist immer noch latent vorhanden, ich muss ständig essen, aber sehr "geschmacksarm", es macht auch keine Freude, sondern ist eher getrieben von "was esse ich jetzt, damit mir nicht schlecht wird". Gelegentlich kommt noch mal was wieder zurück aus dem Magen, z.B. abends, wenn ich mal zu lange nix gegessen habe: Mir wird schlecht, ich esse was, um es wegzukriegen, und es kommt wieder raus. Ansonsten bin ich einfach nur fertig, fühle mich wie eine "sehr alte Frau". Jede normale Tätigkeit wird zur Herausforderung, ich habe (obwohl ich nicht mal voll arbeite) auch zweimal schon krankgemacht, weil ich einfach dachte, ich schaffe es nicht. Ich schlafe weniger nachts, anfangs hatte ich viel Blasendruck, dafür muss ich nach jeder "Tätigkeit" (z.B. im Supermarkt einkaufen) erstmal schlafen. Die Arbeitstage sind für mich immer totale Hämmer. Für mich ist es ein ganz unangenehmes Gefühl, nicht mehr "zu können", selbst in den Phasen, in denen es mir psychisch gar nicht gut ging, habe ich mich immer gezwungen, weiterzumachen (ob das immer gut war, sei dahingestellt). Dass die Psyche dabei momentan sicherlich ihre Auswirkungen auf den Körper hat, da bin ich mir ganz sicher.

Das mit den Kontakten ist einfach auch eine Angst von mir, dass ich es nicht schaffe, gute Kontakte aufzubauen, eben weil es mir so schwer fällt und ich so "komisch" darin bin. Wir leben seit zwei Jahren nicht mehr in, sondern "vor der Stadt", und irgendwie habe ich mir bei Wohnortwechseln immer schwergetan (Stichwort Veränderung). Es dauert manchmal Jahre, bis ich mich halbwegs wohlfühle und vielleicht den einen oder anderen halbwegs guten Kontakt habe. Auf der anderen Seite ist ein Kind natürlich auch ein guter "Aufhänger" - aber sind dann die anderen Mütter die, die mir zusagen oder fühle ich mich wieder minderwertig oder finde ich sie "doof"? Ihr seht, ich schaffe es, auf jeder Baustelle die Katastrophe vorherzusehen ;) Es ist toll, Jamba, dass Du es geschafft hast, aus der Krabbelgruppe nicht nur Kontakte, sondern auch gute Kontakte zu schaffen! Und wenn man dann Leute trifft, bei denen es eben auch nicht alles so rund läuft, ist das fast ein "Glückstreffer" (für mich sind das meist die interessanteren Menschen, so komisch das klingt).

Ich bin inzwischen geneigt, vielleicht wirklich eine Beratung zu machen, vielleicht, um eine Einschätzung zu kriegen, auf welcher Seite des Grats ich mich gerade befinde, vielleicht auch einfach, um mich zu informieren, damit ich weiß, was tun, wenn es nötig werden sollte. Wenn ich darüber nachdenke, passt der Gedanke, den ich weiter oben geschrieben habe, der mir auch beim Schreiben erst gekommen ist, vielleicht wirklich: Ich handle irgendwie "vorsorgend", um im Falle des Falles vorbereitet zu sein.

Eigentlich wollte ich alles schon gestern Abend geschickt haben, aber dann kam so eine Welle an "ich will nichts mehr hören und sehen" über mich, so dass ich einfach nur noch ins Bett gegangen bin.

Eigentlich wollte ich mich auch entschuldigen dafür, dass ich soviel über mich schreibe, so viel Raum einnehme hier. Aber das ist ja irgendwie auch der Sinn des Forums, da muss ich mich erstmal dran gewöhnen, dass ich mich hier zum Thema machen darf ;)

Euch einen schönen Tag (die Sonne kommt wieder, fast schon wieder zu sehr ...)!
Samu

PS: Ich habe Jambas Frage ganz vergessen:
ICD:
https://de.wikipedia.org/wiki/Internati ... tsprobleme
Ich habe mal eine Ausbildung im Gesundheitsbereich gemacht, und der Begriff ICD ist da interessanterweise/komischerweise immer nur im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen genannt worden, auch wenn er ja eigentlich alle Krankheiten umfasst. Das steckt hinter den Nummern, die Ärzte gerne mal auf irgendwelche Unterlagen für die Krankenkasse schreiben ;)
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Lerana »

Samu hat geschrieben: Ist es "noch" im normalen Rahmen der Zweifel, die wohl die meisten Frauen ereilen, oder ist es eben "schon" auf der anderen Seite des Grats.
Huhu Samu,
was würdest du denn tun, wenn du dich entschiedest, es wäre nicht mehr im normalen Rahmen? Also ich reagiere in vielen Belastungssituationen mit depressiven Mustern. Das ist so, das wird mein Leben lang wahrscheinlich so bleiben. Ich habe mit meiner Therapeuton eine Liste mit Frühwarnsignalen zusamenngestellt und auch mit Gegenmaßnahmen und die Verabredung getroffen, dass wenn das nicht ausreicht, ich mich bei ihr melde. Hast du sowas auch? Was spricht dagegen, wenn du denkst, es geht wieder los, das Dauergrübeln ist ein Symptom, dich schon jetzt nach Hilfe umzugucken? Was hat dir denn früher geholfen? Kannst du das jetzt auch anwenden? Es ist doch okay, beruflich kürzer zu treten. Du bist schwanger und damit haben dein Körper und deine Seele mit der Vorbelastung, die du hast, genug zu tun. Nimm das alles doch ruhig als Frühwarnsignale ernst, was steht denn dann an? Selbstfürsorge? Lass dich doch ruhig krank schreiben, tue, was dir gut tut.... Du bist wichtig, nimm dich doch ruhig ernst!
Samu hat geschrieben:genau das will ich nicht: Ich habe mein Leben nach vielen vielen Jahren endlich auf ein Niveau gebracht, wo ich mich eben nicht mehr ständig überfordert fühle und den Anforderungen halbwegs gewachsen fühle. Warum muss ich mich also wieder schon fast "bewusst" aus dem Gleichgewicht bringen lassen?
Weil das das Leben ist! Weil ein Leben in Sicherheit absolut laaangweilig ist, weil man sich eh nicht vor allen Unwägbarkeiten schützen kann, weil es immer mal wieder weh tun wird, weil wir unser Leben nicht von Angst bestimmen lassen wollen, weil Wagnisse motivieren, weil Mut Erfolge und Belohnungen bringt, weil du nicht weißt, ob du, ohne schwanger zu werden, nicht auch nochmal depressiv geworden wärst, vielleicht einen neuen Job suchen müsstes irgendwann, in eine Krise mit deinem Partner stürzt, dich in jemand anderen verliebst..... und das alles reicht bei mir durchaus um ne depressive Episode anzubahnen!

Du hast eine mutige Entscheidung getroffen! Und sie ist für dich bestimmt noch schwieriger, weil du deine psychischen Grenzen kennst. Ich habe aus diesem Grund übrigens nur ein Kind und nicht zwei! Aber das eine - ne, ne, ne das will ich sowas von nicht missen.

Will sagen, du hast den sicheren Hafen verlassen und eine wagnisreiche Lebensentscheidung getroffen. Diese hat aber mindestens (ich denke ja viiieeel mehr) genauso viel Potential dein Leben unbeschreblich zu bereichern, wie es einzuschränken. Vielleicht kannst du versuchen, diesen Abschnitt deines Lebensweges vorbereitet und gefasst ob der Gefahren, die da kommen KÖNNEN, aber nicht in einer Abwehrhaltung aus Angst zu beschreiten. Und vielleicht brauchst du dabei Unterstützung! Dann hol sie dir und nimmm sie an. Du segelst doch gar nicht alleine auf dem großen Mutterschiff! Nur Mut!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Minya
Beiträge: 79
Registriert: 18. Sep 2014, 16:42

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Minya »

Hallo ihr Lieben.

Lange habe ich mit mir gerungen, ob und was ich nochmal hier in den Thread schreiben soll und kann.
Erstmal : Samu, ich finde es toll, dass du dir hier Unterstützung erhoffst (von uns Leidgeplagten einer PPD) und hoffentlich auch bekommst. Hut ab vor uns allen Frauen, die offen über ihre PPD sprechen können ;)!

So was wollte ich denn genau sagen? Ich habe mir nochmal die "Erläuterungen" zu einer PPD durchgelesen, da ich doch schon manchmal das Gefühl habe, dass wir uns in manchen Dingen unterscheiden. Der Hauptpunkt für mich ist, wie Jamba letztens schrieb "Auch wenn es nicht schön ist, ist es nicht aus heiterem Himmel, wie es vielleicht Frauen ergeht, die in ihrem Leben noch nie etwas mit Depressionen o.ä. zu tun hatten". So eine Frau war ich. Jetzt könnte man pingelig sein und sagen ich hätte eine "familiäre Vorbelastung" da meine Oma schwer depressiv ist, aber es gibt sonst niemanden (auf beiden Seiten der Familie) der psychische Probleme hat. Und ich hatte vorher NIE irgendwelche psychischen Erkrankungen.
Ich denke eher, dass ich zu den Frauen gehörte die Aufgrund traumatischer Erlebnisse in der SSW, während der Geburt und danach eine PPD schleichend entwickelt hat.

Ich möchte hier nichts Kleinreden oder sagen "Keine von uns hat/hatte die gleichen PPD-Symptome wie die andere". Das geht denke ich auch nicht. Ich fühle mich nur anders. Ehrlich gesagt. Anders als jetzt zB Jamba und Samu..da ich halt nie vorher mit solchen psychischen Erkrankungen zutun hatte. Deswegen sind mir vielleicht eure selbsterkannten "Warnsignale" auch fremd. Ihr wisst ja wie es ist Depressionen, Angststörungen etc. zu haben. Ich wusste das nicht, weil ich sowas nie hatte. Das kam bei mir erst alles mit der PPD. Und ich erschrecke echt, wenn ich lese, wie sowas verlaufen kann oder dass es sogar noch eine schlimmere Form gibt (PPP = Postportale Pschose).

Nun um ich würde Samu auch raten sich jetzt schon professionelle Hilfe zu suchen. Sich Leuten anzuvertrauen, die mit solchen Krisen Erfahrung und Rat haben. Und ich glaube auch fest daran, dass selbst wenn du nach der Geburt eine PPD bekommen würdest, du weißt wo du Hilfe bekommst. Ich hatte diese nicht. Es stimmte was nicht mit mir..das merkte ich..das merkte jeder. Aber WAS das wusste keiner. Das war das Schlimmste für mich. Ich habe mein Kind immer geliebt..von Anfang an..ich WOLLTE dieses Kind und ich war so glücklich schwanger zu sein. Nur hat mir eben alles andere den Boden weggerissen..alles..monatelang im KH liegen..diese Geburt (sorry es war für mich NICHT das Schönste was einer Frau passieren kann..so sagte mal eine Bekannte zu mir)..dieses Heckmeck mit dem Stillen..Abpumpen (Milchstau)..Druck Druck Druck..mir was das alles zuviel. Ich fand alles unfair. Ich konnte mir nicht mal andere Schwangere ansehen..weil ich diese SSW zwar genoss..aber unter Angst..schwer zu beschreiben :(.

Manchmal denke ich, dass ich einfach "anders" krank war, als wie ihr es zum Teil beschreibt. Deshalb auch mein Zwiespalt nochmal zu schreiben.

Aaaber wo ich Recht geben muss : Ich habe auch ganz tolle Mädels bei einem Babykurs kennen- und lieben gelernt. Wir treffen uns regelmäßig..1-2 sind sogar "Freundinnen" geworden. Das ist schön. Denn der Freundeskreis (vorallem Kinderlose dabei) ändert sich sehr, wenn man ein Kind bekommt. Nicht nur negativ gemeint. Aber (leider) ist das so. Auch wenn wir uns als Mütter nicht immer in allem einig sind (Schnullerschoten, Arzttermine, Erziehung, Ernährung usw. usw. usw.) ist es doch immer harmonisch.

Ich hoffe noch viel von euch zu lesen.
-Minya
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Jamba »

Guten Morgen,

Minya, ich freue mich, dass du mitschreibst, auch wenn es dich Überwindung gekostet hat. Deine Erfahrungen zeigen, dass es so viele verschiedene Formen von PPD gibt. Ist auch logisch, weil jeder Mensch auch anders ist.

Ich war zwar damals psychisch vorbelastet, aber ich wollte viele Frühwarnzeichen während der SSW einfach nicht erkennen. Nach der Geburt hatte ich einen Tag etwas, das ich mir unter dem Begriff "Mutterglück" vorstelle. Am zweiten Tag starb ja meine Oma und da ging das große Heulen los. Alle sagten immer, das sind die Hormone. Ich weiß auch, dass es in vielen, vielen Fällen auch wirklich der Babyblues ist. Aber ich hatte immer im Unterbewusstsein diese feste Gewissheit, dass das bei mir nicht so einfach vergehen wird.
Ich kenne auch dieses Überlegen - Was ist normal, was ist schon so, dass man professionelle Hilfe braucht? - und dass man das nur für sich selbst entscheiden / wissen kann. Niemand kann einem sagen, wie man sich gerade fühlt. Das ist ja gerade das schlimme.

Ich wurde immer wieder gefragt, ob ich dieses Kind überhaupt haben wollte. Klar wollte ich es! Auch wenn ich es nicht erklären kann, warum. Vielleicht habe ich einfach der menschlichen Natur nachgegeben oder so...
Wer mir geholfen hat, war eine Dame vom Gesundheitsamt, mit der ich Kontakt hatte wegen dem Ausfüllen meines Antrages für das Elterngeld. Komischerweise, obwohl ich sie nicht kannte, habe ich ihr erzählt, dass ich zweifle, ob das alles okay ist bei mir. Und sie sagte mir dann gleich die Adresse eines Psychiaters, der sofort am nächsten Tag für mich Zeit hatte.

Wichtig ist: Man muss sich so weit kennen, dass man weiß, wann man die Notbremse ziehen muss! Und man muss über seine Gedanken und Gefühle und Sorgen und Ängste sprechen! (Samu, und das tust du, das ist schonmal die beste Voraussetzung)

@ minya: Wie hast du denn dann Hilfe bekommen? Was hast du getan, damit dir geholfen wurde?
Ich kenne deine Erlebnisse nur zu gut, wobei es bei mir nicht so war, dass ich die Geburt schlimm fand (es gab keine größeren Probleme, und mit PDA war das nichts, wo ich sagen würde, es war total schrecklich). Klar, dieser alte Spruch, man vergisst alle Schmerzen, wenn das Kind im Arm liegt, der stimmt nicht. Aber das finde ich auch nicht schlimm. Es ist eben so: Irgendwie muss es ja raus :mrgreen:
Die Stillerei fand ich auch blöd. Kann gar nicht verstehen, wie manche Frauen das schön finden können. Aber ich denke auch, das hat dann was mit der Psyche zu tun. Ich hatte mich zuvor nicht intensiv mit der Frage beschäftigt, ob ich stillen möchte oder nicht.

Leranas Beitrag finde ich sooo toll! Der ist super positiv und den kann sich samu am besten ausdrucken und übers Bett hängen :D . Ich kanns nur wiederholen, toll dass hier auch eine Mutter mitschreibt, die nicht so arge Erfahrungen wie wir haben. Nicht dass das samu noch runterzieht, das ist ein wenig meine Befürchtung :|

Ich hatte immer Probleme damit, das Bild der "perfekten Mutter" aus meinem Hirn zu kriegen. Immer wollte ich alles richtig machen. Es hat Jahre gedauert und eine Psychoanalyse, bis ich begriff, dass jeder anders ist und ich keine Vollblutmama bin. Ich brauche viel Zeit für mich selbst, meine Tochter verbringt viel Zeit mit anderen bzw. im Kiga. Aber sie akzeptiert das und kennt es auch nicht anders.
Ab und zu regt sich das schlechte Gewissen, z.B. wenn ich sie einfach mal vor den Fernseher setze und ewig schauen lasse, weil ich meine Ruhe haben will. Oder wenn sie Husten hat, sie einfach mit Saft ruhig stelle und in den Kiga schicke, weil ich meine Ruhe haben will. Wenn ich meinen Urlaub auch mal in Zeiten nehme, in denen sie im Kiga ist, ohne dass ich sie dann daheim bei mir lasse. Oder mit meinem Mann drei Tage wegfahre und sie bei Oma und Opa bleibt.
Aber: Es wird immer einfacher. Ich kann sagen, ich liebe sie aus vollem Herzen und kann so einen Mutter-Tochter-Tag wirklich genießen. Auch wenn ich keine klassische Mama bin.

Wenn sie jetzt dann in die Schule kommt ab September wird es wieder eine Umstellung. Ich arbeite weniger. Sie ist bis 13 Uhr in der Schule, kommt dann zu mir ins Büro (das ist gleich nebenan), und wir gehen zusammen heim. D.h. ich habe sie quasi ohne Pause dazwischen (im Kiga ist sie immer bis 14 oder 15 Uhr) und muss mich auch gleich nach der Schule mit ihr beschäftigen, Hausaufgaben und so. Das wird schon hart werden für mich.
Meine zwei freien Vormittage hab ich aber weiterhin. Da arbeite ich von 13 - 18 Uhr und meine Tochter ist bei Oma und Opa oder der anderen Oma. Das ist schon mal gut.
Mal sehen. In meiner Reha werde ich versuchen, für diese Zeit Kraft zu schöpfen.

Hm, doch wieder so viel geworden ;)

Ich grüße euch ganz lieb!
Jamba (mit ruhiggestelltem Kind vor dem iPad :lol: )
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Samu
Beiträge: 38
Registriert: 25. Jun 2015, 14:26

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Samu »

Hallo zusammen,

ich möchte doch erstmal loswerden, wie sehr ich Euch danke, dass Ihr all Eure Erfahrungen und Perspektiven hier einbringt! Es hilft mir ungemein, das alles zu lesen, und ich bin beeindruckt, dass es wirklich Menschen da draußen in der Welt gibt, die sich hier meinem Problem widmen, ganz uneigennützig und in der Hoffnung, mir und vielleicht noch anderen stillen Mitlesern eine Hilfestellung zu bieten. Das ist eine ganz tolle Sache.

Lerana, Jamba hat Recht, ich sollte mir Deinen tollen Beitrag übers Bett und an den Badspiegel kleben! Er rüttelt mich im positiven Sinne auf. Das Leben ist wohl einfach lebensgefährlich ;)
Mich juckt es durch diesen Beitrag übrigens in den Fingern, Dir etwas zu Deiner Attraktivität zu schreiben, da ich deinen anderen Thread gelesen habe ;) Anhand Deiner geschriebenen Worte habe ich eine Ahnung, dass Du ein Frau sein musst, die eine tolle Ausstrahlung hat durch ihr Temperament, ihren Witz und Spontanität - und das ist soooo unabhängig von Kilos, ebenmäßigen Gesichtsformen u.ä.!!! Vielleicht schreibe ich dazu noch in Deinem Thread, wenn ich ein bisschen Zeit finde.
In Bezug auf meine Therapie habe ich leider nicht so gute "Handlungsanweisungen" bekommen, genau dieser Part hat mir in der (tiefenpsychologisch ausgerichteten) Therapie immer gefehlt: Was mache ich denn nun im realen Leben, wenn ich mich so und so fühle? Das Ende der Therapie war auch nicht glücklich (ich war einer der letzten Patientinnen vor der Rente des Therapeuten, und ich kam durch Wohnort- und Uniwechsel wieder in die Krise, aber hatte das Gefühl, dass der Therapeut mich schon "abgeschlossen" hatte), und ich habe Jahre damit gehadert, von meinem Therapeuten"mit meiner Verzweiflung allein gelassen worden zu sein", aber von ihm keine einzige Strategie erworben zu haben, im realen Leben mit mir und meinen Gefühlen umzugehen. Vielleicht sind meine Aktivitäten hier und das Reflektieren über meine Gefühle instinktiv eine Art Abtasten der Situation, wie Du es in den Vereinbarungen mit Deiner Therapeutin erzählst.

Minya, das ist vielleicht wirklich ein Unterschied, ob man wie Du von Depressionen in der Schwangerschaft überfallen wird oder ob man schon damit rechnet, weil man vorbelastet ist: Ich habe in meiner negativen Denkweise schon immer gesagt, dass ich vermutlich zu den Frauen gehören werde, die mit Schwangerschaft und Kind Depressionen entwickeln werden, da ich eigentlich seit meiner Jugend mit psychischen Problemen kämpfe (wenn es anders sein sollte, werde ich sehr sehr froh sein). Aber andere werden auch nach vielen glücklichen Jahren von "Depressionen überrascht", ähnlich wie bei Dir haben sie vielleicht in der vorherigen Phase nicht die Signale erkannt, dass sie darauf zusteuern. Einschneidende mehr oder weniger plötzliche Veränderungen im Leben, und dazu zählt vielleicht eine Schwangerschaft genauso wie eine Trennung von Partner, Arbeitslosigkeit u.ä. bergen wohl immer das Risiko, dass ein Mensch daran zerbricht. Warum die einen Menschen an solchen Situationen geradezu wachsen und andere genau die andere Richtung einschlagen, ist ja wirklich das große Rätsel. Hätte man dazu die Lösung, hätte man vermutlich ausgesorgt. Die Schwangerschaft birgt aber im Gegensatz zu "äußeren" Ereignissen zusätzlich vielleicht einfach noch die zusätzlichen Faktoren, dass es auch eine körperliche Ausnahmesituation ist.
Danke auch Dir für Deinen Beitrag! Es zeigt mir, dass so eine schwangerschaftsbezogene Depression auch tatsächlich "schwangerschaftsbezogen" sein und bleiben kann - und das ja vielleicht auch unabhängig von Vorbelastungen. Ich freue mich außerdem zu lesen, dass auch Dir es gelungen ist, Freundinnen aus Deiner Babyzeit gewonnen zu haben! Vielleicht klappt es auch bei mir ...

Jamba, wie gut tut es zu lesen, dass Du schreibst, dass Du Dein Kind aus vollen Herzen lieben kannst, trotz Deiner schwierigen Startphase. Das zeigt, dass es auch trotz so einer schwierigen Startphase möglich ist, dass eine für alle tragbare Wendung kriegt - und was heißt schon "gute" oder "klassische Mutter" ... Ich befürchte, das gibt es gar nicht. Ich hoffe, Ihr bekommt die Umstellung mit der Schule hin! Aber auch das ist ja wieder ein nächster Schritt in Richtung Selbständigkeit Deiner Tochter!

Ich denke, ich werde mich bald um einen Beratungstermin kümmern, die nächste Woche ist noch viel los mit Arbeit, aber dann wird es etwas ruhiger.

Noch einmal danke und ganz herzliche Grüße! Samu
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