Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Botus
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Botus »

Die Gräben innerhalb der Gesellschaft werden halt tiefer, in immer mehr Bereichen. Die Medienlandschaft spiegelt diese Entwicklung wider. Es ist mittlerweile schwierig, eine neutrale Informationsquelle zu finden. Nahezu alle Medien versuchen, den Bürger in eine bestimmte Denkrichtung zu steuern. Weil viele Menschen das nicht bewusst merken, aber dennoch spüren, nimmt das Misstrauen gegenüber den Medien immer weiter zu. Auch der Umstand, dass sich heute im Prinzip jeder, der über Zeit und einen Internetanschluß verfügt, als Journalist bezeichnen kann, senkt die Qualität des geschriebenen Wortes und auch das Vertrauen in das geschriebene Wort.
Czarek
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Czarek »

:hello:
Zuletzt geändert von Czarek am 1. Feb 2017, 21:51, insgesamt 1-mal geändert.
"Liebe Dich selbst - dann können die andere Dich gern haben"
(Hirschhausen)
Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Selea »

:hello: SChönen Guten Tag allen und DANKE für die vielen, vielen interessanten und differenzierten Beiträge.

:) Czarek, tatsächlich wollte ich in meinem Eingangsposting auf genau dieses Buch
querverweisen.

Böll: Die verlorene Ehre der Katharine Blum
Erstveröffentlichung 1974.
Damals im Freundes_und KollegInnenkreis heftig diskutiert.

Aber dann kam ich mir "damit" doch ein wenig zu altertümlich vor.
Also dir jetzt einen Dank hierfür.

Hmmh. Gegen manche Berichterstatter laufen ja auch aktuell Internet_Petitionen.
Hab mich auch bei einem Kolumnisten an so was beteiligt.......


Selea
akinom53
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von akinom53 »

Hallo ihr Lieben, :hello:
ich muss mal etwas richtig stellen, ICH WAR IN MEINEM LEBEN NIE ALS JOURNALISTIN tätig. Ich habe in einem einem großen Unternehmen gearbeitet, in dem Kunden wegen gesundheitlicher Probleme sowie aus gesetzlicher Pflicht ( ein Träger der Sozialversicherungspflicht ) zu uns bzw. mir kamen. Ich habe dadurch sehr viel verschiedene Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten kennen gelernt. Es waren verschiedene Charaktere dabei, solche die nur forderten, die immer gleich den Chef sprechen wollten, sehr liebe einfühlsame und dankbare Menschen, aber auch welche, denen es nur um sich und das Geld ging. Dies meinte ich auch, gibt es unter den Reportern. Ich gebe zu, die Differenzierung ist sehr schwer. Habe ich in meinem Leben immer alles richtig gemacht, so wie es viele von mir erwarteten, nein. Manchmal musste ich auch für das Wohl und Schutz meiner Familie oder weil es der Vorgesetzte forderte, Entscheidungen treffen, die mein Gewissen belasteten. Natürlich hätte ich mich auch dagegen wehren können, doch wie sollte ich dann meine Kinder ernähren? Unser oberster Vorgesetzter sagte immer nur, wer nicht mitzieht, kann sofort gehen, es stehen genug Leute vor der Tür die Arbeit brauchen. Nach der Wende war es und ist es leider in den neuen und inzwischen auch teilweise in den alten Bundesländern so. Den Preis den ich dafür bezahlt habe ist mein jetziger psychischer und physischer Zustand. Ich will auf keinen Fall nur Anderen die Schuld geben, ich habe nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen und war lange Zeit bereit für Gerechtigkeit zu kämpfen. Ich habe nicht erkannt, dass ich allein gegen Wände renne. Na ja so ist eben das Leben, vielleicht war es auch wichtig all diese Erfahrungen zu machen, sonst wäre ich heute vielleicht ein Mensch dem alles egal wäre, der Sensationen liebt und hinterher rennt..
Euch allen ein frohes Osterfest, für die die noch arbeiten, erholsame Tage .
GLG aki :)
rovigo
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von rovigo »

ger_han hat geschrieben: Dabei hat sich der Pilot behandeln lassen.

http://www.depression-heute.de/blog/76- ... raute.html" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Vielleicht wurde er einfach nicht über die Nebenwirkungen aufgeklärt.
"Nebenwirkungen". Das ist ja nun eine mehr als fragwürdige Spekulation. Auch die verlinkte Internetseite finde ich sehr dubios, oder zumindestens sehr "einseitig". Im Gegenteil finde ich es gefährlich, hier rein spekulativ die Verantwortung auf Medikamente zu schieben.

lg, pesto
rovigo
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von rovigo »

Sicher ist es bedauernswert, wenn die Medien suggerieren (würden), dass jeder Depressive eine potentiell tickende Zeitbombe ist. Aber dazu gab es in den letzten Tagen auch viele aufklärende und relativierende Berichte und Sendungen. (Ich habe im Medien-Unterforum ein paar Links genannt.) Es wird natürlich immer Menschen geben, die das nicht checken und ihren Vorurteilen freien Lauf lassen. Dagegen kann man eh nichts tun.

Spekuliert wurde ja in erster Linie an den ersten beiden Tagen. Aber nach der Pressekonferenz des französischen Staatsanwalts ist die Indizienlage so extrem, dass eine Unschuld des Co-Piloten nun sehr sehr unwahrscheinlich ist. Natürlich kann man darüber streiten, ob eine so "klare" Aussage des Staatsanwalts so früh sinnvoll war. Auch ist es richtig, dass die Aussage eines Staatsanwalts nicht 100%ig der Wahrheit bzw. dem tatsächlichen Ablauf entsprechen muss. Es kamen dann schnell die Hinweise auf psychische Erkrankungen des Co-Piloten, und nun auch noch die Internetaktivitäten des Co-Piloten in den letzten Tagen. Es ist damit nun extrem unwahrscheinlich, dass der Co-Pilot unschuldig ist. Eine Frage, die aber unbedingt zu klären ist, ob es *zusätzlich* auch einen technischen Defekt gab. Etwa, ob die Tür von außen nicht geöffnet werden konnte aufgrund eines technischen Defekts. Heute wurde ja endlich die zweite Blackbox gefunden. Allerdings weiss ich nicht, ob sich sowas daraus überhaupt ablesen lässt.

Ohne selbst Psychiater oder Psychologe zu sein, ist auch mir völlig klar, dass eine solche Handlung nicht durch eine Depression zu erklären ist. Inzwischen ist ja auch mehr von "bipolar" die Rede. Eine manische Phase könnte sicherlich eher dafür verantwortlich sein. Aber auch gewisse Persönlichkeitsstörungen sind wohl "notwendig", um eine solche Tat zu begehen. Ich finde es nicht als ungerechtfertig, den Copiloten als "Täter" zu bezeichnen, wobei man das aber momentan mit dem Zusatz "mutmaßlich" aussprechen sollte. Ob es als "Mord" oder "Amoklauf" zu bezeichnen ist, wäre dann letztlich eine juristische Frage. Die wird vielleicht nie sicher beantwortet werden können. Denn wird man je das wirklich Motiv des Co-Piloten kennen? Wird man je die Schuldfähigkeit feststellen können?

Fragwürdig finde ich es, wenn hier im Forum nun Medikamente als Ursache gesehen werden. Welches Indiz gibt es dafür? Auch wissenschaftlich scheint es mir keine Belege für ein erhöhtes "Amoklauf-Risiko" durch Antidepressiva zu geben. Dass man mit gewissen Medikamenten weder ein Flugzeug noch ein Auto steuern sollte, ist natürlich klar.

Das große mediale Interesse finde ich menschlich schon verständlich. Auch, dass ein Unglück mit vielen deutschen Opfern "uns" mehr interessiert als igrendein Unglück am anderen Ende der Welt, finde ich menschlich. Auch weil man sich dann eher denkt, dass man selbst hätte betroffen sein können. Und wenn man sich die Berichterstattung nur deswegen anschaut, weil man froh ist, selbst nicht betroffen zu sein. Aber auch in Zukunft will man ja selbst mit einem guten Gefühl fliegen können. Das versucht man alles zu rationalisieren. Man möchte solche Unglücke "verstehen", auch um das Risiko einschätzen zu können. Dass es letztlich unmöglich ist, das Risiko genau einzuschätzen (außer statistisch), geschweige denn, solche Unglücke zu verhinden, steht auf einem anderen Blatt. Der Wunsch nach absoluter Sicherheit ist heute wahrscheinlich größer denn je. Dass man diese nicht vollständig kontrollieren kann, scheinen die meisten vergessen oder verdrängt zu haben.

lg, pesto
Anne Blume
Moderator
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Anne Blume »

Auch wir Moderatoren finden diese Spekulationen, viel mehr auch zu Antidepressiva, höchst fraglich. Um eine Verunsicherung anderer Nutzer dieses Forums zu vermeiden, bitten wir Sie höflich darauf zu verzichten.

Vielen Dank für Ihr Verständnis
Anne Blume
ichbingut
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von ichbingut »

Mim:
Ich sehe das ganze haargenau wie du!!!100%
Vielen dank für deine guten, standhaften Antworten!!

LG ibg
Der Weg ist das Ziel!
w-j-l
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von w-j-l »

----
Herzliche Grüße
w-j-l
Zuletzt geändert von w-j-l am 29. Mai 2015, 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Meister Eckhart (1260 - 1327), deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner
Sonnenblume14
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo w-j-l,

ich habe die Berichte heute Morgen auch gelesen und sie haben mich sehr betroffen gemacht. Viele Gedanken gehen mir seitdem durch den Kopf, die ich nicht beschreiben kann, es ist eine verrückte Mischung von Gefühlen.

Das Schlimmste ist, dass ich nicht glaube, dass man derartige Reaktionen vermeiden oder verhindern kann. Es ist leider auch hier so: solange derjenige sich nicht äußert, können andere nicht handeln. Man kann niemandem in den Kopf schauen und das Frustrierende ist, dass dieser Mensch in Behandlung war. Nach außen hin sein Leben gemeistert hat und im stillen Kämmerlein das Netz durchsuchte, seinen Plan schmiedete. Ich habe gehofft, es würde sich als spontane Handlung herausstellen, die war es offenbar nicht.

Zurück bleibt Mitgefühl - für alle Betroffenen. Aber auch für die Familie, die nun mit Fragen leben muss - vor allem mit der Frage, ob sie etwas hätten merken müssen oder können. Ich glaube es nicht, denn auch die Experten haben die drohende Gefährdung nicht erkannt.

Man wird es nicht verhindern können, natürlich kann man einmalig psychisch erkrankte von bestimmten Berufen ausschließen - aber wer sagt, dass nicht auch ein nicht psychisch erkrankter in eine Ausnahmesituation gerät, in der er so oder ähnlich handelt? eine 100%ige sicherheit wird es nie geben.

Ganz, ganz nachdenkliche Grüße
Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
anna54
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
wenn die Fakten zusammengefügt sind
dann bleibt auch die Trauer um einen Menschen,der keinen anderen Ausweg sah.
Dann bleiben Fragen,warum Männer scheinbar noch weniger Hilfe finden und annehmen können.

Da sind wir alle gefragt,wie können solche hohen Suizidzahlen seit ewigen Zeiten so hoch bleiben.

Ich trenne meine Betroffenheit über die gestorbenen Insassen heute mal ein Stückchen für die Möglichkeit,auch einige Gedanken an den Co.Piloten zu haben.

Ich fahre seit Jahrzehnten an einer Stelle der Bahngleise vorbei----wo Generationen von Menschen aus unserem kleinen Dorf vor den Zug gelaufen sind.
Es waren Familienmitglieder von denen ich inzwischen die dritte Generation kenne,sogar einige gut kannte.

Niemand kann sich vorstellen,wie es einem Menschen gehen muss,der dazu fähig ist.

Auch ich kenne nur die Möglichkeit----in meinem Umfeld----in die Geschlossene zu gehen.
Aber wer das einmal erlebt hat,der macht das nie wieder---leider sind die Umstände da so,weil es keine Möglichkeiten gibt,so schwer kranke Patienten in verschiedenen Fachabteilungen zu trennen.

Schon einmal wurde mein Beitrag darüber gelöscht.
Es nützt niemandem,darüber zu schweigen,weil andere Patienten abgehalten werden könnten,auf solche Stationen zu gehen.
Warum gibt es keine Fachstationen für Suizidgefährdete----warum steht dahinter der Zwang einer richterlichen Verfügung.
Es wird nur gehandelt,weil sich Kliniken und Ärzte absichern----in die Pflicht genommen werden zu können.

Ich habe leider den Ort vergessen,wo es ein Weglaufhaus gibt,eine psychiatrische Einrichtung,wo Suizidgefährdete bleiben oder auch wieder gehen konnten----aber die Tür bleibt offen!


Die Tür war offen----------welch eine Gnade,wenn nur ein Mensch noch diesen Co-Piloten hätte erreichen können.

Gestern war auf 3sat bei scrobel wieder die Diskussion über den Suizid,alle "eiern" nur rum um die Tatsache,dass es möglich sein sollte,dass Mensschen ihr Leben beenden können----der Beginn war wieder mit entsprechenden Bildern versehen-----------was Menschen noch immer machen müssen----um ihr Leben zu beenden .

Ich habe eine große Betroffenheit über die Qualen,die es ermöglichen ,dass solche Schritte auch gegangen werden.

Jetzt bleibt uns das Entsetzten,die Anklage,die Wut----und die Tatsache,dass so viele Menschen mitgerissen wurden.
Es gibt immer Ereignisse im Leben,da werden Menschen unfreiwillig mitgerissen----das ist ungerecht,unverantwortlich und es ist zu verurteilen.
Trotzdem stelle ich andere Fragen
Robert Enke wurde "gefeiert" mehr noch---nach seinem Tod----ein Zug entgleist nicht so schnell.
Trotzdem hat er das Leben anderer ausblenden können----um seinen letzten Weg zu gehen.

Wurde ich auf der anderen Seite des Tisches sitzen,wo ein Patient----ein Mensch---gefährdet erschien,sein Leben weg zu werfen----ich würde einen Vertrag mit ihm machen,einen Lebensvertrag.

Viele Patienten haben mir schon davon berichtet,wie leicht er werden kann,wenn endlich der Zwang---und die Ängste davor wegfallen.
So lange die Psychiatrie "nur wegsperren" kennt,werden Patienten nicht freiwillig sich entmündigen lassen.

Die Suizidgefährdung ist ein Symptom in einer gewissen Phase der Krankheit----da gibt es viele Möglichkeiten,es wurde auch nur eine gereichte Hand genügen.

Wer meinen Beitrag in diesem Forum falsch findet,der kann recht haben,ich hab mich damals umgeschaut,als in ein anderes Forum dafür wählen sollte---------ich bin gelandet bei den Psychiatriehassern----und da wollte ich sicher nicht hin.
Wir reden und schreiben hier über Depressionen,da ist es nicht angebracht sich an die zu wenden,die auf Grund von schwersten Psychosen und deren Folgen sich die Psychiatrie als Gegner geschaffen haben.

Psychiatrie kann ein Segen sein,kommt man früh genug an die richtigen Ärzte und Therapeuten,
Psychiatrie kann die Endstation eines selbstbestimmten Lebens sein,wenn man die pschotischen Symptome nicht mehr in den Griff kriegt.
Psychiatrie sollte ein Halt sein,wenn die Qualen größer werden als jedes Leben,größer werden----daß es möglich ist das Leben anderer nicht mehr zu sehen.

Ja,der Co.Pilot hat den Tod und das unendliche Leid so vieler Menschen zu verantworten,aber wo war der Punkt,wo sich die Wege auseinander bewegt haben----Hilfe hat er ja gesucht.

Voller Zweifel
anna54
Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend.

Vielen Dank für die vielen Beiträge.

Vorallem die letzten 3 von dir, w-j-l :) , sonnenblume :) und anna :) berühren mich sehr, und ich teile das Meiste von dem Gesagten.

Die Zeichen verdichten sich, dass der Copilot von langer Hand geplant hat, eine Maschine zum Absturz zu bringen, bzw. sich ausgeprägt mit Suizid beschäftigt hat.

Ich bin erschüttert, darüber, wie weit die Seelenfinsternis vorangeschritten gewesen sein mag, und niemand hat was bemerkt, selbst die Fachleute nicht.

Die Angehörigen und Freunde/Bekannte der Opfer aber auch des Täters werden sehr sehr lange brauchen, bis dieses Unglück verarbeitet ist.

Es macht mich sehr betroffen und traurig.


Alles Andere ist ja schon gesagt worden.


Sehr nachdenklich
Selea
Botus
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Botus »

Es ist ja bereits ein Umdenken in Teilen der öffentlichen Diskussion zu erkennen.

Wir wissen doch: Das Böse ist offiziell abgeschafft. Sowas gibt es nicht mehr. Es gibt nur noch das Gute (das sich leider in zunehmender Weise nicht frei entfalten kann). Diese neu gewonnene Definition wird auf lange Sicht auch auf diese Tragödie angewandt werden.

Man sollte bedenken: Das war das erste Ereignis dieser Art in unmittelbarer Nähe. Somit braucht es seine Zeit, um es nach den neuen Defintionen zu kommunizieren. Für die anfängliche Wut muss man Verständnis haben. Das hat mit den vielen Opfern zu tun. Viele werden bei sowas halt wütend.
malu60
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von malu60 »

Guten abend,ich habe bisher mitgelesen und Dein Beitrag w-j-l spricht mir aus der Seele.Selbst Ärzte haben die Verzweiflung dieses jungen Mannes nicht erkannt,wobei sich da ein Verstellen,bezw.automatisch eine Tarnmaske aufsetzen lässt.Ich hab auch schon in schwerster Depression die Rückmeldung bekommen,dass ich noch gut rüber käme.Diesem Menschen hat das Vertrauen gefehlt ins Leben und in Menschen.

Vor kurzem durfte ich selbst erfahren,wie wichtig es ist,Hilfe anzunehmen und eine helfende Hand gereicht zu bekommen.Dann kann vieles abgemildert werden,wir Menschen sollten aufmerksam sein,da sein.......
Ich wünsche mir,dass das Thema Depression sein Stigma verliert und Ängste abgebaut werden können.

Den Menschen,die diese schrecklichen Verluste ertragen müssen wünsche ich Trost und Begleitung in dieser schweren Zeit,besonders den Eltern des Co-Piloten,die zudem Schuldgefühle plagen werden.........
Einen schönen Ostergruss von Malu
Leben ist mehr
Lupine_84
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Lupine_84 »

Anna,

Hochachtung und Danke für deinen Beitrag!!!'

Ich hoffe er darf hier stehen bleiben!!!

An einem Punkt war mein Horrorszenario vor dem Gefängnis Psychiatrie unermesslich größer als irgendeine Angst vor dem Tod. Ich hatte nur Angst vor einem solchen Leben.
Und da ist der Blick halt nur noch offen für die "Möglichkeiten" und Psychiatrie ist eben ggf dann keine davon.

Ergriffene Lupine dankt für offene Worte!
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
rovigo
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von rovigo »

Ich finde das hier aufgebrachte Verständnis für den Co-Piloten etwas befremdlich. Was sollen Angehörige der Opfer denken, wenn sie dies lesen? Außerdem lese ich hier wieder "Depression" als Begründung für die Tat, eine Gleichsetzung, über deren Verwendung in den Medien sich hier viele (zurecht) aufgeregt haben. Diese Tat, das sagen ja alle Experten, ist aber absolut untypisch für einen depressiven, suizidalen Akt.

Sicherlich mag der Copilot in letzter Zeit sehr gelitten haben. (Allerdings wissen wir selbst das nicht.) So sehr ich persönlich Verständnis für suizidale Gedanken und im Extremfall für suizidale Handlungen und das dahinter liegende Leid habe, so wenig Verständnis habe ich dafür, völlig unschuldige Menschen mitzurei0en. All diese Menschen haben sich in die Obhut der Piloten begeben, sie haben ihnen (wenn auch abstrakt) vertraut. Die Piloten haben auch deshalb eine hohe Verantwortung. Diese hat der Copilot (nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen, zu 99,999%) in schädlichster Weise missbraucht. Es ist schlimm genug, wenn eine Person, die Suizid begeht, dafür andere, unbeteiligte Personen zur Durchführung benutzt (Stichwort: Bahngleise). Aber andere Personen mit in den Tod zu reißen ist für mich bei aller persönlichen Tragik des Copiloten nicht verstehbar.

Es mag oder mag nicht sein, dass der Copilot "schuldunfähig" war, weil er evtl. einem Wahn oder einer Psychose ausgesetzt war. Vielleicht war es aber auch "einfacher" Hass. Das alles wissen wir nicht. Jedenfalls scheint der Plan der Tat seit längerer Zeit abrufbar gewesen zu sein. (Das ist ja auch plausibel.) Ich sehe aber zunächst mal kaum einen Unterschied zu anderen Amokläufern. Auch bei denen wissen wir ja meist nicht, was denen im Kopf vorging. Und ich sehe keinen Zusammenhang zu Depressionen ansich. Ich denke, der Copilot hätte auch im Vorfeld genug Möglichkeiten gehabt, die Notbremse zu ziehen, auch wenn das schmerzlich die Aufgabe seines Pilotentraums bedeutet hätte. Aber das hätte er tun müssen!

Die Ermittlungen werden sicherlich noch genauer ergeben, was die ärztlichen Untersuchungen in der letzten Zeit ausgemacht haben. Haben Ärzte das Gefahrenpotential falsch eingeschätzt? Wenn sie es erkannt hätten, hätten sie ihn zwangseinweisen sollen und müssen. Das wäre natürlich einem Ende seiner Pilotenkarriere gleichgekommen. Wurde darauf (zuviel) Rücksicht genommen? Gleiches lässt sich über das Verhalten und Wissen der Fluggesellschaft fragen.

lg, pesto
akinom53
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von akinom53 »

Hallo Alle,
ich bin da eurer Meinung, Psychiatrie kann Hilfe sein, aber auch Gefängnis und Hölle. Ich habe in ein und der selben Klinik das erste mal echte Hilfe bekommem, die Psychologin hat mir sogar meiner Meinumg nach, das Leben gerettet, denn damals war ich zu allem fähig. Mit dieser Erfahrung wieder eine Einweisung, ich dachte mich trifft der Schlag, selbst der Chefarzt sagte immer wieder, wir können sie nur aufbewahren, aber ihnen nicht helfen. Zusammen mit Demenzkranken und anderen schweren psychisch Erkrankten, die den ganzen Tag geschrien haben, in einem Zimmer zu dritt in dem eigentlich nur zwei Patienten sein sollten. Im Überwachungszimmer mit zwei ganz alten verwirrten Damen, eine hat nachts gleich mal meine Sachen angezogen, aber die Ärzte haben sich überhaupt nicht um Änderung bemüht. Die einfachste Lösung für sie war, mir ein Mittel zu verabreichen, was mich total handlungsunfähig machte, so dass ich es nicht mal mehr schaffte meine Blase zu kontrollieren. Aber das schlimmste waren die hygenischen Bedingungen. Keine Toilette und Dusche auf dem Zimmer, dafür für Männer und Frauen gemeinsame Nutzung. Ihr könnt euch ja vorstellen, was passiert, wenn jemand beim Toilettengang nicht mehr weiß wo man sein Geschäft erledigt. Ja und auf die Reinigung konnten wir schon mal Stunden warten, wenn das Personal mal Lust zur Reinigung hatte. Am Wochenende wurde gleich mal aus Kostengründen die Reinigung eingespart. Also von Genesung war keine Rede, ich bin eigentlich in einem schlechteren Zustand entlassen worden. In diese Klinik bekommen mich keine zehn Pferde mehr., in eine andere nur wenn es äußert schlecht um mich stehen sollte. Wenn dann noch niemand für mich da gewesen wäre, dann hätte ich auch x-mal mein Vorhaben in der Geschlossenen verwirklichen können. Ich will nicht spekulieren, aber wenn der Co- Pilot niemanden für seine Probleme fand????? Ich gebe dir Recht , anna, warum gibt es keine getrennten Abteilungen,? Warum muss man sich auch noch mit verschiedenen Erkrankungen beschäftigen, von denen man vorher nicht einmal etwas wusste, obwohl man selbst krank ist und Hilfe braucht. Wäre dies nicht auch ein Thema für das Treffen im September.
Euch Allen noch ein schönes Osterfest und eine warme Stube. Mich hat dieses Thema sehr zum Nachdenken und betroffen gemacht.
aki
grossbaer
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von grossbaer »

Für mich ist der Umgang der Medien mit der Person des Co-piloten spätestens seit heute unter aller Sau!
Da habe ich nämlich entdeckt, das die BILD-Zeitung ihn auf eine Stufe stellt mit Massenmördern wie den Norweger Brevik oder den deutschen Jungen die mit der Waffe Amok gelaufen sind. Für mich ist der Co-Pilot kein Massenmörder. Er war einfach nur eine arme Sau die nicht mehr weiterwußte und verzweifelt war.
Er hat das Flugzeug nicht zum Absturz gebracht um die Menschen zu töten sondern um sich selbst zu töten. An die anderen Menschen im Flugzeug hat er einfach nicht und konnte er wahrscheinlich auch nicht denken.
Aber letzten Endes werden wir die komplette Wahrheit nie erfahren. Alle die dabei waren und berichten könnten was wirklich vorgefallen ist, sind tot. Wer weiß ob die Geschichte mit dem Suizid des Co-Piloten überhaupt wahr ist. Er kann sich dazu ja jetzt nicht mehr äußern und verteidigen. Deshalb kann er jetzt auch gut der Sündenbock sein. Das wichtigste für die Wirtschaft und die Industrie, also Airbus und GermanWings, ist doch das der Aktienkurs davon so wenig wie möglich beeinflusst wird. Alles andere ist für die doch zweitrangig. Die Kohle muss stimmen.
w-j-l
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von w-j-l »

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Herzliche Grüße
w-j-l
Zuletzt geändert von w-j-l am 29. Mai 2015, 22:56, insgesamt 1-mal geändert.
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Meister Eckhart (1260 - 1327), deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner
riverflow
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von riverflow »

Er war einfach nur eine arme Sau die nicht mehr weiterwußte und verzweifelt war.
Er hat das Flugzeug nicht zum Absturz gebracht um die Menschen zu töten sondern um sich selbst zu töten. An die anderen Menschen im Flugzeug hat er einfach nicht und konnte er wahrscheinlich auch nicht denken.
Tut mir leid, bei solchen Aussagen läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.
Er hat zumindest die Energie gehabt, sich ausführlich im Internet zu informieren. Das nimmt den potentiellen Affekt oder Kurzschluss aus dem Geschehen.
Es waren Kinder und Babys im Flugzeug und ich möchte nicht wissen, was eine solche Aussage mit ihren Eltern macht, die sich nun zwangsweise auf ein Leben ohne ihre Liebsten einrichten müssen.
Nach wie vor finde ich es nicht gut, dass so schnell der volle Name von Andreas L veröffentlich wurde, das bedeutet aber nicht, dass er keine Schuld trägt und ein "armer Kerl ist", das heißt nicht, dass eine solche Tat mit einer psychischen Störung "entschuldigt" werden sollte.
Genügend andere Betroffene reißen nicht eine Menge anderer Menschen, besonders Kiinder mit in den Tod.
grossbaer
Beiträge: 11
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von grossbaer »

Hallo,
für mich ist die BILD-Zeitung auch nicht DIE Medien, sondern nur eine Zeitung und eine sehr schlechte noch dazu. Aber es ist doch so: Steht es erstmal in der BILD, dann schreiben es viele andere einfach ab und schon fertig. Wieviele deutsche Zeitungen recherchieren denn heutzutage noch wirklich?
Brevik ist bewußt los gegangen um all diese Menschen zu töten. Er wollte vor seinem Tod noch so viele Menschen wie möglich erschießen.
Der Co-Pilot wollte einfach nur sterben. Mehr meiner Meinung nach nicht. Er hatte sich ja, wenn man den Berichten glauben mag, vor seinem Tod über Suizidmöglichkeiten informiert. Ihm ging es dabei nicht um den Tod der Menschen sondern nur um seinen Tod. Er flog gerne, womöglich lag es da für ihn nahe bei etwas zu sterben was er gerne tat. Für mich ist er deshalb kein Massenmörder.
Das mit der Wahrheit hat nichts mit Verschwörungstheorie zu tun. Es ist doch vollkommen klar, das wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht erkennen kann, das Geld die Welt regiert. Und für Geld tun die Menschen alles. So ist die traurige Wahrheit.
Botus
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Botus »

Erhellung könnte der Luftfahrtpsychologe Kemmler beisteuern. Er verfügt über die nötige Befähigung und Ausbildung, über jahrzehntelange Erfahrung, er hat hunderte von Piloten betreut.

Aber wer die öffentliche Diskussion verfolgt, stellt fest, dass man diesen Experten nicht mal einen einzigen Satz zu Ende reden lässt. Es folgt umgehend Empörung.

Irgendein Interessenvertreter irgendeiner Gruppe empört sich immer, denn er möchte seine Gruppe nicht in einem schlechten Licht sehen.

Weil Interessenvertreter das Sagen haben und Dinge wie Ausbildung, Erfahrung, Fachkompetenz chancenlos sind , gehe ich davon aus, dass die Geschichte so abgeschlossen wird, wie wir das von anderen Fällen kennen: Keiner ist für irgendwas verantwortlich. Nichts ist steuerbar. Nichts ist vermeidbar. Und überhaupt: Alle sind gut.
Botus
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Botus »

Hallo Citaro,

dass Depressionen oder Burnout ursächlich sein sollen, war ja von anfang totaler Quatsch.

Das wurde fälschlicherweise so kommuniziert, weil der Copilot mit diesen beiden Begrifflichkeiten (sich selbst und anderen gegenüber) verharmlosen wollte, wie er tickt und was in ihm tickt.

Dass jetzt viele Betroffene unter Generalverdacht stehen, ist der Ausrede des Copiloten geschuldet. Wir kennen das aus anderen Bereichen, wie z.B. der Religion. Mit der Ausrede, man sei besonders gläubig, werden Allmachtfantasien frei ausgelebt. In der Folge stehen Millionen Muslime unter Generalverdacht.

Meine Meinung: Bei der Germanwings Tragödie wollte ein kleiner Mann um jeden Preis ein ganz großer Mann sein. Damit ist er schon früh (vermutlich schon lange vor Beginn seiner Ausbildung) regelmäßig an die harte Wand der Realität geklatscht. Wäre er zu dem Mann geworden, den er gemäß seiner Fantasie gerne darstellen wollte, wäre das alles wohl nicht passiert. Ich glaube, dass es sich hier um einen Mann handelt, der auch in einer anderen Situation (z.B. Frau reicht Scheidung ein und zieht mit den Kindern zu einem neuem Partner) ähnlich reagiert hätte.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 4. Apr 2015, 10:03, insgesamt 1-mal geändert.
Sonnenblume14
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo,

für mich passt das mit einer Depression auch nicht zusammen. Und wenn ich ihn auch nicht mit dem Norweger auf eine Stufe stellen würde (dessen Motiv und Vorgehen war ein ganz anderes), aber dennoch ist er Schuld am Tod von 150 Menschen. Das ist einfach Fakt. Da er es offenbar akribisch geplant hat, indem er sich informierte, wie die Cockpitverriegelung funktioniert, ist die Mordaussage naheliegend.

Die psychische Erkrankung steht doch auf einem anderen Blatt. Es mag ein Auslöser gewesen sein, aber wird die Tat deswegen weniger schlimm? Niemand von uns weiß, was in ihm vorging, aber wenn er sich im Internet über Möglichkeiten, sich das leben zu nehmen, informiert hat, ist es schwer vorstellbar, dass er nicht an die menschen gedacht hat, die er dem sicheren Tod ausliefert.
Was der Grund war, dass er nicht besagtes Segelflugzeug nahm ... darüber kann man spekulieren. Wissen werden wir es nie.

Ich verabscheue die reißerische Berichterstattung ebenso wie Ihr. Das muss nicht sein, das Leid ist auch so groß genug, das muss man niemandem in großen Buchstaben vor Augen halten. Aber dennoch sollte man auch die augen nicht vor den Fakten verschließen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
DocHolliday
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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Beitrag von DocHolliday »

@grossbaer

Der Co-Pilot wollte aus meiner Sicht "nicht nur sterben", sondern durch seine Tat auch eine Aussage über seine riesengroße Wut und Verzweifelung machen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, welches Aufsehen er damit bewirken würde und er hat vermutlich dieses Szenario mehrfach gedanklich durchgespielt. Seine Aggression richtete sich gegen die Welt, gegen seinen Arbeitgeber und gegen sich.

Wenn man "Depression" als verinnerlichte und unterdrückende Autoaggression versteht, die aber auch häufig in Unmut über gesellschaftliche Verhältnisse oder Verhaltensweisen von Mitmenschen nach Außen tritt, ist so eine wahnsinnige Tat depressionsbedingt sicher absolut selten, aber nicht völlig abwegig und aus meiner Sicht nicht unerklärbar.

Es macht mich jedoch fassungslos, wie jemand vordergründig über einen längeren Zeitraum beruflich "funktioniert", aber innerlich eine derartig zerstörerische Idee entwickelt und die dann offensichtlich kontrolliert und kaltblütig umsetzt.

DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
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