Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

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mirabella
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Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von mirabella »

Da ich heute selbst ein wenig depressiv und ohne Hoffnung bin frage ich Euch ob es tatsächlich ein Happy End gibt ???

Im Grunde liest man hier immer wieder die gleichen Geschichten. Man findet sich in den Geschichten selber wieder.
Nur aus einer Geschichte ging ein Happy End hervor.
Gibt es ihn nur selten oder haben die Angehörigen nachdem die Partner wieder zu sich gefunden haben, kein Interesse mehr daran zu schreiben ???

Nach 8 Monaten Demütigungen, Vorwürfe, Liebesentzug bin ich an einem Punkt angekommen wo ich keine Kraft mehr habe an ein Happy End zu glauben.

Ich bin hilflos, verzweifelt, voller Angst vor die Zukunft, verletzt, enttäuscht und kraftlos

Ich denke es geht mir nicht alleine so und alle Angehörige dieser Gruppe würden doch gerne lesen ob sich ein warten lohnt.
Ichbinschön
Beiträge: 53
Registriert: 30. Mai 2013, 08:24

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von Ichbinschön »

Nein
PaulM
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Registriert: 9. Dez 2014, 02:53

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von PaulM »

Hallo Mirabella,

ich denke nur du allein kannst sagen ob sich das Warten lohnt. Doch einen gewissen zeitlichen Rahmen würde ich mir schon setzten.

LG Paul
Geduld und Liebe überwinden alles.
Theodor Storm
lucky8
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Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von lucky8 »

Hallo Mirabella,
ich warte nun schon seit drei Jahren, ob es ein happy end geben kann.... inzwischen bin ich der Meinung, dass es das nur sehr selten gibt und jeder selbst abwägen muss, ob sich das Warten lohnt.
Für mich sehe ich keins und bin am überlegen, wie ich die Beziehung am schonendsten für alle Beteiligten auflösen kann.
Ich sehe bei ihm nichts böses, aber auch kein bisschen Anstrengung, etwas auf die Beine zu kommen. Therapien werden von der KK nicht bezahlt, er selber möchte nichts bezahlen und so sitze ich da und weiß nicht weiter....
Ich wünsche dir, dass du bald eine Besserung erleben darfst oder die Kraft findest, dich aus der Beziehung zu lösen...
Alles Liebe
lucky
Michael NRW
Beiträge: 7
Registriert: 1. Mär 2015, 21:24

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von Michael NRW »

Die Frage von Dir......"gibt es ein Happy End" hm schwer zu beantworten. Ich habe gemerkt, dass sich meine Frau sehr stark verändert und viele Dinge anders sieht. Sie ist nun schon seit 4 Monaten in der Klinik und es gibt Tage da geht es und wiederum Tage da denkt man.....2 Wochen umsonst. Ich denke die Menschen werden sich verändern Du wirst Dich verändern und die Frage ist doch komme ich mit dem veränderten Menschen klar, den ich damals kennen und lieben gelernt habe. Wie komme ich klar mit der neuen Situation an der Seite eines Menschen zu sein, der mehr mit sich selber beschäftigt ist alss mit den Kindern und dem Ehepartner. Diese Problematik bezieht sich ja nicht nur auf den PArtner sondern auch auf die Kinderdie ebenfalls gleichgültig sind. Daran kann man sehen wie gefangen doch diese Menschen sind und was es für eine böse Krankheit ist.

Für mich ist es schwer den Kindern zu vermitteln das "Mama Monster im Kopf hat" und Mama nicht mehr so sein wird wie sie es war. Ich selber kann damit "noch" gut umgehen weil ich ein sehr großes Netzwerk von Freunden und Bekannten haben die mir auch noch zuhören wenn ich mal meinen "Müll" loswerden muss.

Dennoch habe ich auch viele Gedanke darüber verloren wie es ist, wenn sie mal wieder nach Hause kommt. Wir sind alles segr gespannt.

LG
Michael
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von julcas »

Hallo mirabella,

ob es für euch ein Happy End gibt, vermag ich nicht zu beurteilen. Du liest dich sehr verzweifelt, verletzt und hoffnungslos.

Mein Freund und ich sind seit gut 6 Jahren ein Paar. Die ersten 1,5 Jahre waren super schön und dann kam die Krankheit meines Freundes. Die folgende Zeit war von Höhen und Tiefen gezeichnet. Von schwersten Depressionen, Manien und wieder Depressionen. Aber weißt du was, es gab keine Demütigungen, keine Vorwürfe. Die gibt es auch heute nicht.

Auch wir hatten Zeiten in denen wir fast keinen Kontakt hatten, auch wir hatten Zeiten in denen für mich Beziehung nicht fühlbar, nicht greifbar, nicht lebbar war. In diesen schweren Zeiten stand Beziehung nicht im Vordergrund, sondern der Mensch ( mein Freund) der dringend Hilfe brauchte, weil er sich selbst nicht helfen konnte. Oh, ich war auch oft sehr traurig und einsam und ich hatte oft Angst vor der Zukunft, war überfordert und wütend und hilflos. Diese Gefühle haben ihre Berechtigung und ich habe diese Gefühle angenommen.

Mit der Zeit habe ich gelernt auf mich selbst aufzupassen. Ich habe gelernt die guten Zeiten umsomehr zu genießen. Ich habe gelernt das ich, unabhängig wie es meinem Freund geht, glücklich sein kann und ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Das soll nicht heissen das es mich nicht interessiert wie es meinem Freund geht. Aber ich kann es ja nicht ändern wenn es ihm schlecht geht. Wenn es mir gut geht, muss er sich wegen mir kein schlechtes Gewissen machen. Denn das würde er tun, sollte es mir nicht gut gehen. Ich war lange Zeit bei der Diakonie und beim sozial psychiatrischen Dienst zu Gesprächen. Diese Gespräche waren für mich goldwert und haben mir bei meiner Entwicklung sehr sehr geholfen.

Mein Freund macht nach nunmehr 6 Jahren mini mini mini Schritte in die richtige Richtung. Darüber bin ich sehr froh. Klar bin ich auch manchmal ungelduldig und fassungslos, weil er seine Krankheit so gar nicht greifen kann. Aber er nimmt seine Medikamente regelmäßig, geht regelmäßig zum Psychiater. Bei Bedarf gehe ich mit zum Psychiater. Seine Therapeutin hat jetzt eine neue Therapie beantragt.

Ich versuche meinen Freund so zu akzeptieren wie er ist, ohne Erwartungen und ohne Druck. Er geht seinen Weg in seiner eigenen Geschwindigkeit. Ich freue mich sehr über die kleinen Gesten des Alltags. Manchmal steht mein Freund vor mir auf und macht Frühstück für uns beide. Oder er schmiert mir mein Frühstücksbrot für die Firma. Er entlastet mich mit kleinen Dingen im Haushalt, Geschirrspüler und Betten. Im Sommer mäht er den Rasen. Er geht täglich mit einem meiner beiden Hunde raus.

Ja ich liebe diesen Mann noch immer. Seine Krankheit hat er sich nicht ausgesucht und er besteht ja nicht nur aus seiner Krankheit. Ich weiß das mein Freund mich auch sehr liebt. Ist das ein Happy End ? Das weiß ich nicht, aber ich weiß das wir glücklich sind miteinander. Rückschläge gehören dazu.

Ich wünsche euch allen die Kraft und den Mut die ihr für die Zukunft braucht.

lg julcas
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von mirabella »

Danke für Eure Antworten..

Julcus, ja würde ich sagen, es ist ein Happy End. Es soll ja nicht so sein wenn der Partner krank ist das man ihn verlässt.
Wie in guten so in schlechten Zeiten....
Ich würde meinen Mann auch nicht verlassen. Bin mir aber nicht sicher ob er mich verlässt weil er vor sich selbst wegläuft und dazu gehört sein bisheriges Leben.

LG
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von julcas »

Hallo mirabella,

klar, nur weil der Partner krank ist würde ich ihn nicht verlassen. Aber ich würde auch nicht für alle Zeiten ausschließen das ich ihn verlasse. Genauso wenig kann ich ausschließen, das mein Freund mich irgendwann verlässt. Ich weiß nicht was die Zukunft bringt. Ich mache mir um die Zukunft nicht so viele Gedanken. Im Hier und Jetzt bin ich glücklich mit meinem Freund. Das ist was zählt.

Trennungen gibt es so viele, auch wenn beide Partner gesund sind. Es gibt keine Garantie im Leben.

Ich wünsche dir alles Liebe

lg julcas
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von mirabella »

An alle hoffnungslose, verzweifelte Angehörige die genauso wie ich auf der Suche nach dem Happy End sind.

Ich habe mich oft gefragt ob es überhaupt Hoffnung gibt das alles wieder gut wird, besser gesagt ob wir wieder zueinander finden.

Ich habe heute eine Geschichte gehört von einer Kundin deren Schwiegersohn auch an Depressionen erkrankt war.
Die Tochter meiner Kundin kennt sich allerdings mir der Krankheit aus deshalb hat sie mit Verständnis ihrem Mann gegenüber reagiert.
Die Depression dauerte ca 8 Monate. Heute ist alles wieder ok.... Happy End !!!
Sun78
Beiträge: 382
Registriert: 19. Jan 2015, 15:50

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von Sun78 »

Mirabella,

Dankedankedankedanke. Schön, dass du das geschrieben hast. Wir wollen alle auch realistisch sein, aber wir brauchen doch auch mal Hoffnung. Kaum einer erzählt von einem guten Ausgang.

Danke, fur ein wenig Hoffnung!
...es geknebelt, gebrochen ist und und weggesperrt,
und mir endlich gehorcht, mein armes Herz.
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von mirabella »

Ich denke auch das es auf der Beziehung wie sie vorher war, ankommt.
Wir sind 8 Jahre zusammen das immer Sonnenschein in 8 Jahren ist, kann mir Niemand erzählen.
Da der Erkrankte nur die negativen Dinge in seinem Gedächnis hat, kommt es zu diesen Vorwürfen.
Ich empfand, auch mein Mann als er noch gesund war, unsere Beziehung für gut, außer ein paar Differenzen, die wohl jeder hat.
Da ich mich sehr mit der Erkrankung auseinander setzte, vergleiche ich es mit einer Angstphsychose. Menschen die zB das 1. mal eine Panikattacke in einem Lebensmittelgeschäft hatten, werden dieses immer wieder dort haben und meiden, im schlimmsten Fall, jahrelang einkaufen zu gehen. Ich habe mich früher mal mit diesem Thema intensive beschäftig, da ich selbst darunter litt.
Einige Unserer Partner bekamen ihre Depressionen zuhause. Ist es dann nicht so das sie eine Verbindung zwischen uns und ihrer Krankheit sehen ?
Deshalb das Zurückziehen ? Alleine sein wollen und sich nicht melden (was viele machen?)
In meinem Fall ist es so, dass mein Mann sein zuhause, sein Garten, seine Hunde liebte, was er immer wieder öffentlich bekannt gab. Auf einmal hat er die schlechteste Ehe, das Haus und der Garten ist eine Belastung und die Hunde wollte er noch nie!
Mir sagte er täglich das er mich liebt. Kurz vor seiner Depression sagte er noch "ich liebe dich, verlasse mich niemals". Jetzt sagt er, man kann sich auch entlieben.

Jetzt muss ein guter Therapeut ans Werk, die Ursache herausfinden.
Ich bin mir nicht sicher ob der Therapeut den er hat, der Richtige ist.
Allerdings geht er bald zur Kur, da sind auch andere Therapeuten. Mehrere Meinungen sind immer besser.

Ich hatte aber diesen Thread nicht eröffnet weil ich wissen wollte ob es bei mir ein Happy End gibt, dass weiß Niemand.
Mich interessiert wie ihr generell darüber denkt ob es möglich ist.

LG
pamina-san
Beiträge: 55
Registriert: 25. Feb 2015, 13:16

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von pamina-san »

Ich glaube, es wird ein Ende geben. In welcher Art, das weiss niemand.
Ihr schreibt alle von euren PartnerInnen. Da sieht die Sache sicher so aus, dass ein Happyend ein erneutes Aufleben der Beziehung meint, oder aber man schafft es nicht und trennt sich.

Was aber heißt das für andere Familienangehörige? Von einem Kind kann man sich nicht trennen und man kann noch weniger in sein Inneres sehen. Ich habe oft daran gedacht, meinen Freund wegen seiner depressiven Tochter zu verlassen...
Als Eltern kann man keinen Schlussstrich ziehen und sich selbst schützen. Wenn es kein Happyend gibt, gibt es das für niemanden in der Familie. Deswegen stellt sich mir die Frage gar nicht. Es MUSS eine Entwicklung geben, ein Ende der Entwicklung gibt es im Leben eh nicht. Und ich hoffe, dass die Entwicklung in eine positive Richtung verläuft.
Quappe
Beiträge: 107
Registriert: 23. Apr 2012, 16:03

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von Quappe »

"Am Ende wird alles gut. Und wenn nicht alles gut wird, ist es auch nicht das Ende."

Ob es ein Happy End geben kann ist wohl nicht pauschal zu beantworten. Von meinem persönlichen Standpunkt aus ganz eindeutig: ja. Es kommt vor allem drauf an, was man darunter verstehen möchte oder für sich erwartet.

Ich bin heute das erste Mal seit ziemlich langer Zeit wieder hier - und das ist auch gut so. Denn das bedeutet für mich, dass ich offenbar die letzten Monate an "externer" Unterstützung keinen Bedarf mehr hatte. Mein Gatte war 2012 ein gutes Jahr lang wegen Depressionen krank geschrieben und ich habe mir hier sehr viele hilfreiche Informationen, Ratschläge und enorm viel Trost und Zuspruch abholen können. Ich habe sehr viel über das Thema Depressionen gelesen und gelernt. Irgendwann, nach Therapie, einer Depression wie aus dem Bilderbuch und sehr viel Geduld, ging es bei uns dann wieder bergauf, der Mann irgendwann auch wieder arbeiten, 2013 ging ins Land und es hätte so schön werden können... wenn es dann nicht mich ebenfalls erwischt hätte. Depressions-Ping-Pong. Meine Akkus waren einfach leer, physisch und psychisch.

Es hat ziemlich gedauert, bis ich mich mit meiner "Niederlage" abfinden konnte und ich war auch nicht hier mit meinen Problemen. Wahrscheinlich weil ich mich als unverbesserlicher Optimist irgendwie geschämt habe. Schließlich war ich immer der Meinung, man sollte auch über die positive Entwicklung in der Beziehung berichten und die anderen Angehörigen teilhaben lassen, wenn es endlich wieder gut statt immer nur schlechter läuft. Dass es dann für mich persönlich noch härter wurde war mir irgendwie... peinlich.

De facto bin ich heute ebenfalls wieder gesund. Ich war fast ein Jahr zuhause, habe meinen Job gekündigt und mir einen Teilzeitjob gesucht. Mittlerweile gehe ich wieder Vollzeit arbeiten und sitze in jeder Hinsicht psychisch fest im Sattel. Ich habe eine tolle Therapeutin gefunden, brav meine Antidepressiva genommen und vor allem an mir gearbeitet. Mein Gatte, der für mich eine Weile so eine heftige Belastung war, war immer für mich da und hat mich als es mir schlecht ging, unterstützt wo es nur ging. Er hat das gut hinbekommen. Es stellte sich irgendwann heraus, dass die Depression neben psychischen auch hormonelle Ursachen hatte und ich habe mit wieder gut eingestelltem Hormonspiegel ohne Mühe fast 20 Kilogramm abgenommen. Das war ein wirklich positiver Nebeneffekt; von der Behebung etlicher anderer Unwohlgefühle ganz abgesehen.

Die Depression war leider ein Zeichen dafür, dass sich mein Leben oder eher die Einstellung dazu gravierend ändern musste. Es ging mir zwischendurch so richtig schlecht mit mir selbst. Und zwar so richtig, richtig schlecht, schlechter und schlechter bis zum absoluten, untersten Tiefpunkt. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits in Therapie. Ich habe ihn bewusst wahrgenommen und entschieden, dass es so nicht weitergehen kann.

Ich weiß nicht einmal, ob Außenstehenden die Veränderungen überhaupt auffallen, aber innerlich hat sich bei mir seitdem vieles relativiert. Zwar hat mir das Leben einen Schuss vor den Bug versetzt, aber andererseits habe ich eine Chance bekommen und sie genutzt so gut ich konnte. Denn wenn ich eins will und immer wollte, dann mein Leben und mich selbst zurück so wie es früher immer war. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mich selbst wieder erkannte. Leicht war das nicht. Wie soll man für sich sorgen, wenn man nicht mehr weiß wie das geht?

Man kann es zum Beispiel neu lernen. Ich nehme mir Zeit für mich, meine Bedürfnisse und stelle die Anderer wenn nötig hinten an. Ich nähe. Nicht mehr für Andere oder zu Reparaturzwecken, sondern ausschließlich für mich. Ich fotografiere. Nicht mehr für die Festplatte, sondern ich hänge die Bilder auf. Ich habe mir ein neues Fahrrad geleistet und fahre seitdem irrsinnig gern. Und viel. Meine Wohnung ist im Gegensatz zu früher oft ungeputzt. Ich befürchte ich war vor der Depression so eine Art Wutputzteufel und habe vieles, was in meinem Innern nicht mehr zu ordnen war, durch äußere Ordnung versucht zu kompensieren.

Heute fühle ich mich gut. Gesund. Geerdet. Fest mit beiden Beinen auf dem Boden. Meinem Mann geht es ähnlich. Auch er hat viele Konsequenzen aus seiner Krankheit gezogen. Wir gehen vor allem deutlich respektvoller und achtsamer miteinander um.

Natürlich hat man mal Tage, an denen es das Leben nicht gut mit einem meint. Und ja, man ist manchmal auch müde, traurig, erschöpft. Aber es hat einfach nicht mehr die intensive, herabziehende, erdrückende Qualität einer Depression. Sondern es ist dann einfach ein schlechter Tag. Den hat jeder mal.

Mir ist bewusst, dass meine Worte eventuell den Einen oder Anderen hier irritieren oder traurig machen. Man steckt oft so tief drin in seiner Situation, dass ein Posting wie meines vielleicht nicht das Gefühl hervorruft, was ich damit eigentlich bezwecken möchte. Hoffnung. Es gibt sie.

Man darf und soll sie haben. Man muss sie einfach haben. Manchmal ist sie der seidene Faden, der stabil genug ist um sich daran wieder hochzuhangeln. Egal wie blöd man vielleicht dabei aussieht.
Sun78
Beiträge: 382
Registriert: 19. Jan 2015, 15:50

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von Sun78 »

Hallo Quappe,

nein, du enttäuscht nicht. Mich jedenfalls nicht. vielen Dank für dein Post. Auf mich wirkt es realitätsnah und trotzdem eindeutig Hoffnung gebend. Und die brauchen wir. Manchmal glaube ich, es liegt auch sehr an jedem einzelnen (auch unter uns Angehörigen), wie lange wir die behalten (wollen) und wie sehr die Liebe uns darin bestärkt, daran festzuhalten.

Es freut mich, dass es dir und euch wieder gut geht. Und es ist toll, dass du, nach langer Zeit, dennoch dich wieder einmal hier gemeldet hast, um zu schreiben, wie du es siehst.

Danke!
...es geknebelt, gebrochen ist und und weggesperrt,
und mir endlich gehorcht, mein armes Herz.
sabse33
Beiträge: 553
Registriert: 13. Feb 2015, 10:25

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von sabse33 »

@Quappe,

[/DANKEEEEEEEEb] :)

genau das brauchte ich....

LG
Sabse
"Ich bin wie Unkraut - ungewollt und unkaputtbar"
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Gibt es tatsächlich ein Happy End ???

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo,

es kommt darauf an, wie man "happy end" definiert und es hängt von den Betroffenen UND Angehörigen ab. Es sind viele individuelle Faktoren, die hineinspielen, so dass man weder das eine noch das andere behaupten kann. Ziel sollte sein, dass sich NIEMAND auf dem Weg verliert.

Ein Betroffener muss zunächst akzeptieren, dass er krank ist und Hilfe annehmen. Ohne diese Grundlage ist alles aussichtslos. Auf dem Weg liegen viele Steine - aufgeben gilt nicht. So wie es war, wird es nicht wieder. Das ist auch gut so, denn der Weg hat in die Krankheit geführt. Ich habe am ersten Tag in der Klinik den Wunsch geäußert, mein altes Leben zurückhaben zu wollen. Nach 7 Wochen hatte ich verstanden, dass ich mit dem falschen Wunsch gekommen war. Aber ich hatte inzwischen durch die Hilfe die Richtung gewechselt.

Klar muss jedem sein, dass Veränderungen stattfinden. Meine Kinder sagten zu mir: "Du bist ganz schön egoistisch geworden" "Nein", habe ich geantwortet. "Das nennt sich achtsam". Diese Veränderungen sind zum Teil unangenehm - weil die Betroffenen plötzlich Raum für sich fordern. Die Veränderung, das plötzliche Selbstbewusstsein und die Konsequenz sind Punkte, mit denen das Umfeld ebenfalls umgehen lernen muss. Wurde uns damals so erklärt: eine Veränderung ist niemals einseitig. Verändere ich mich, rufe ich dadurch eine Reaktion des Umfeldes hervor. Diese wiederum muss ich beantworten - und damit rechnen, dass die Reaktion negativ ist. Es kommt zu Spannungen, weil das Gewohnte durchbrochen werden muss. Der betroffene kämpft an mehreren Fronten: einerseits gegen seine eingefahrenen Rituale (Konfrontation vermeiden, lieber selbst machen), andererseits gegen den Unwillen der Umwelt, die plötzlich auf angenehme Gewohnheiten verzichten muss. Der Partner von Betroffenen sieht sich plötzlich mit ungewohnten Widerständen konfrontiert.

Das wird dann so gedeutet, dass die Therapie den Menschen verändert hat. Hat sie. Ja. Weil ihm plötzlich das bewusst wird, was er wirklich ist. Ein Mensch mit Gefühlen, mit Bedürfnissen und dem Wunsch, Bedürfnisse auszuleben, die er vorher (oft unwissentlich) unterdrückt hat.

Diese Schwierigkeiten bewältigt nicht jede Partnerschaft. Aus unterschiedlichen Gründen. Meine Erfahrung - nach einem Jahr Depression, 8 Monaten AU und jetzt langsam wieder Fuß fassend - ist, dass es ganz, ganz wichtig ist, mit dem Partner im Gespräch zu bleiben. Immer. Wenn ich überreagiert habe, den Partner verletzt habe (und leider tut man das als Betroffener unwissentlich häufig) - hilft ein ruhiges Gespräch. Vieles macht di eKrankheit. Wenn ein Angehöriger es schafft, das auch zu trennen und spürt, dass der Betroffene Hilfe annimmt, sich auf Angebote einlässt, ich denke, dann kann es auch zum Happy End führen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
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