das klingt nicht gut *tröst-smiley*, auch wenn es die schlimmeren Sachen, die einem dann in den Kopf kommen, hoffentlich doch nicht sind.
Liebe Sinfonia,
Naiv klingt das nun nicht für mich. Eher auf eine ungute Art "irgendwie falsch-konsequent". Ich kann das auch nicht gut ausdrücken. Es ist mehr ein vages Gefühl. Ein bißchen das Gefühl, daß Du Dich verrennst, weil Du keinen Weg siehst und fast mit Gewalt Dir einen schlägst - vielleicht aber nur langsamer gehen und genauer schauen müßtest, wo sich vielleicht ein Trampelpfad (statt einer gepflasterterten oder geteerten Straße) auftut, vielleicht eine Wegstrecke aber erst auch mal nur verwirrender Wald oder schöne grüne Wiese oder totale Wüste wäre.Da mir jetzt ja immer wieder sowohl von Klinikseite als auch vom ambulanten Therapeuten gesagt wurde, dass ich mehr in diese Aktivität, in den Alltag etc. reingehen soll, das andere „einfach wegpacken“, scheint mir das also die einzig lebenskompatible Lösung; Alles wegdrücken, wegschließen wieder hinter ganz dicke Wände, und MICH EINFACHER MACHEN sozusagen.
Wie genau ich das hinbekomme, weiß ich noch nicht, aber ich arbeite daran. Dass ich da einige Teile von mir „abschneiden“ muss, ist mir bewusst, aber es scheint ja wohl irgendwie nicht anders zu gehen.
Mein Therapeut findet das super. Nur er stellt sich vor, dass ich dadurch stabiler werde und wir in ein paar Wochen oder Monaten nochmal an Themen rankönnen, für die er mich nicht stabil genug hält grade.
Ich sehe es anders; wenn ich es wegpacke, dann kann ich es nicht jederzeit wieder vorholen, genau das kann ich ja nicht, auch wenn sich das scheinbar alle so vorstellen…
Das hieße für mich auch, dass ich mich hier irgendwann rausziehe aber vor allem eben die Therapie abbreche und das ganze einfach „ignoriere“.
Lange genug habe ich es jetzt ja auf die ganz andere Art versucht, da sehe ich einfach keine Perspektive mehr drin.
Auch ich sollte mich hinsichtlich "klinischer" Traumata zurückhalten.
In Wunden absichtlich RUMzuwühlen ist das eine (sollte man SO nicht tun). Etwas "wegzusperren", was aber da ist und was von demjenigen her nicht weggesperrt werden kann, empfinde ich als das entgegengesetzte Extrem. (Ich habe auch immer nicht so recht verstanden, wie z.B. diese Tresor-Übung bei Trauma-Patienten funktionieren soll.)
Sinfonia, Dein Bild von "Abschneiden" gefällt mir überhaupt nicht. - Okay, ich weiß, daß echte Gärtner eher radikal schneiden und das "Hegen und Pflegen" nicht nur so sanft ausfällt, wie man sich das vorstellt. Doch vielleicht trifft es einfach die Übertragung des Bildes auch nicht.
Etwas besser gefällt mir das, was mal ein (mittlerer) Therapeut in einer Gruppenstunde "erzählt" hat: Man fällt immer wieder in eine Grube, ein "Straßenloch". Man kann immer wieder reinfallen, jammern und irgendwann auch drin liegen bleiben. - Man kann einen anderen Weg wählen. Man kann sicher die Methoden verfeinern, da wieder rauszukommen, genau hinschauen, wie man schneller wieder den Rand erklimmt und wieder auf der Straße ist. Man kann sozusagen einen "Achtung"-Sperrzaun um die Grube aufstellen. Man kann ...
Für manches Lebensproblem bietet sich das - anderer Weg oder zumindest der Zaun - tatsächlich an, nicht für alle wahrscheinlich.
Mir wurde eigentlich öfters mal was von "Integration" erzählt, und vielleicht bin ich da gerade mit meiner tiefenpsychologischen Therapie zumindest sachte dabei. Da passiert aber nichts Spektakuläres und auch nichts ständig mich labil(er) Machendes. (Ich bin aber auch älter und vermutlich in einer anderen Situation.)
Daneben (!!) - und keineswegs entweder-oder!! - gibt es aber einfach Lebenspraktisches: Du lebst im Hier und Jetzt und hast Dinge zu bewältigen. Also muß man nicht zur eigenen Destabilisierung beitragen. Z.B. den Alltag komplett auszublenden halte ich über längere Zeit für eine schlechte Idee, in guten Kliniken, in denen es schon auch tief gehen kann, hat man oft aber auch kleine Aufgaben - eben um nicht jeden Lebensrealitätsbezug zu verlieren.
So, auf die Mittelschnelle, ich muß nochmals weg.
Ciao, Zarra