Depressionen und Einsamkeit

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Schneefuchs
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Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Schneefuchs »

Hallo zusammen,

es ist nun einige Wochen her, dass ich zuletzt im Forum aktiv war. Irgendwie hatte ich ein wenig die Bindung zu dem Ganzen verloren. Nun geht es mir aber im Augenblick nicht gut und ich möchte mich gerne mit einem sehr wichtigen Thema an euch wenden.

Als ich Anfang des Jahres hier her kam, war ich voller Zuversicht, Kampfgeist und Akzeptanz für meine Depression und habe mich mit ihr arrangiert. Es gab da so eine gewisse Co-Existenz die funktioniert hat. Ich wollte dass es nicht schlimmer wird, wollte aktiv an mir Arbeiten. Nun bin ich gerade an einem Punkt an dem ich mit Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit (3Kg verloren), Ziellosigkeit und Weinkrämpfen zu kämpfen habe. Und ich habe gerade die Zuversicht verloren deine meine Theraphie jeh was bringen wird....

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Kern warum es schlimmer geworden ist, meine Einsamkeit ist...

Ich habe niemanden der mit mir redet. Sei es um emotionale Dinge, Weltgeschehen oder auch nur simples wie Smalltalk oder Alltägliches. Niemanden der Interesse für meine Belangen zeigt. Mir fehlt Kommunikation. Ich habe niemanden der mich mitreißt. Niemand der einfach nur mal an meiner Seite ist. Der mir den Rücken stärkt. Mich mal aufmuntert. Niemanden für gemeinsame Aktivitäten. Zum Lachen. Zum Weinen. Niemanden mit dem ich meine so selten gewordenen Energie teilen kann. Niemanden für den ich auch mal da sein darf und mir das Gefühl gibt gebraucht zu werden. Oder etwas geben zu können, etwas Wert zu sein. Niemanden.

Ich habe keine Freunde, keine Familie in meiner Nähe und auch niemanden in meiner Familie der es versteht mit Depressionen umzugehen. Und durch meine Arbeitslosigkeit habe ich auch keine Kollegen um mich herum.

Den ganzen Tag lang bin ich wie isoliert und ich habe das Gefühl, dass sich das sehr schlecht auf meine Depression auswirkt. Natürlich muss man es irgendwie alleine schaffen. Ich bin auch kein Mensch der sich ausschließlich auf Andere stützt. Aber das soziale Umfeld ist dabei sehr wichtig wie ich finde. Einsamkeit alleine ist schon etwas sehr schwieriges das krank macht. Einsamkeit und Depression für mich gerade eine Kombination, die die Hölle ist...

Gibt es hier jemanden mit ähnlichen Problemen? Wie geht Ihr mit der Einsamkeit um und habt Ihr auch das Gefühl dass sie euch behindert?

LG eure Schneefuchs
Chiron
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Chiron »

Liebe Schneefuchs,

wie wäre es mit einer Selbsthilfegruppe? Vielleicht gibt es so etwas in deiner Nähe.
Auch der Aufenthalt in einer Tagesklinik kann helfen wieder auf die Beine zu kommen.

Denn wenn du wieder mehr Kraft hast, wird es dir auch leichter fallen neue Kontakte zu knüpfen.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Schneefuchs
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Schneefuchs »

Hallo Chiron,

ja das sagt meine Therapeutin auch. Allerdings blockiere ich mich da irgendwie total selbst. Ich kann diese Vorschläge irgendwie schwer annehmen, weil es nicht das ist was ich will. Das Bewusstsein, dass es gute Ratschläge sind, dass ich das tun sollte ist da. Ich will aber nicht mit irgendwem reden... ich möchte Jemanden der mir emotional etwas bedeutet und der mich kennt.... Das ist total kontraproduktiv, weiß ich selber. Aber wie knipse ich solche Gedanken/Gefühle/Wünche aus?

Das Problem ist auch der Antrieb. Der kämpft wieder mit dem Bewusstsein... Ich schaffe es nicht mir alleine eine Gruppentherapie zu suchen. In einem Moment will ich es noch, dann zurück zuhause schaffe ich es nicht. Und da fehlt mir wieder ein Mensch an meiner Seite, der mich anstubst, mich begleitet hinter mir steht. Ich weiß immer nicht warum ich es nicht kann oder was der Grund dafür sein könnte. Meine Therapeutin hat mir bis heute keine Antwort darauf geben können, die mir hilft diese Unlust auszuknipsen.

Es ist immer dieser Zwiespalt zwischen wollen und irgendwie nicht können. Als wäre da noch etwas unsichtbares in mir das mich immer zurück hält....

Eine Tagesklinik wollte ich eigentlich nie... Irgendwie habe ich davor Angst. Aber der Gedanke ist inzwischen da und ich muss mich damit irgendwann mal auseinander setzten. Wenn es so weiter geht, muss ich das vielleicht in Erwägung ziehen.

Schneefuchs
Shehari

Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Shehari »

Hallo Schneefuchs,

siehe PN.

Schöne Grüße
SHehari
saneu1955
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Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Schneefuchs, ich kann deine Probleme mit der Einsamkeit verstehen.

Wie wäre es mit einer kleinen ehrenamtlichen Tätigkeit, dort lernst du Menschen kennen und bist vor allem unter Menschen.
Ich weis, wie schwer das ist, sich dazu durch zu ringen, aber ich habe es geschafft, obwohl ich jedesmal mich wieder dazu motivieren muss.

LG Saneu1955
Katerle
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Katerle »

Hallo Schneefuchs,

kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst.
Es kostet immer Überwindung, in eine Tagesklinik zu gehen oder in eine andere Klinik bzw. in eine Selbsthilfegruppe.

Ich hatte es z. b. erst beim dritten Versuch in eine Gruppe geschafft, aber so ist man auch unter Menschen und nicht so einsam. Inzwischen bin ich schon ein paar Jahre mit dabei.

Eine andere Person wurde von einer Betreuerin die ersten paar Male dorthin begleitet. Inzwischen schafft sie es allein, regelmäßig zu kommen.

LG
Botus
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Botus »

Schneefuchs hat geschrieben: Ich habe niemanden der mit mir redet. Sei es um emotionale Dinge, Weltgeschehen oder auch nur simples wie Smalltalk oder Alltägliches. Niemanden der Interesse für meine Belangen zeigt. Mir fehlt Kommunikation. Ich habe niemanden der mich mitreißt. Niemand der einfach nur mal an meiner Seite ist. Der mir den Rücken stärkt. Mich mal aufmuntert. Niemanden für gemeinsame Aktivitäten. Zum Lachen. Zum Weinen. Niemanden mit dem ich meine so selten gewordenen Energie teilen kann. Niemanden für den ich auch mal da sein darf und mir das Gefühl gibt gebraucht zu werden. Oder etwas geben zu können, etwas Wert zu sein. Niemanden.
Der obige Absatz könnte von mir stammen. Der Witz ist nur, dass das erst so ist, seitdem ich eine Partnerin habe, mit allem drum und dran, Familie, soziale Kontakte usw. Alle meinten damals, das sei was Tolles und man müsse unbedingt danach streben, aber ich bin seit dem ersten Tag, an dem das losging, komplett alleine, genau wie Du es beschrieben hast. Bevor ich diesen Schritt gemacht habe, gab es genügend Menschen. Seitdem gibt es nur noch die und ihre Welt, und ich bin komplett alleine.

Ich glaube, dass ein großer Teil der Menschen extremen Wert darauf legt "jemanden" zu "haben", aber darüber hinaus kein näheres Interesse an den Betreffenden hat. Wenn sie "jemanden haben", gehen sie dazu über, ihre eigenen Sachen zu machen und der Betreffende kann sehen, wie er sein Leben irgendwie alleine rumkriegt.

Wie gehe ich damit um ? Ich bedaure meine Situation. Ich bereue, damals auf die ganzen Leute gehört zu haben, die mich vollgelabert haben, man "müsse doch jemanden haben". Wegen dieses blöden Geredes bin ich seit Jahren allein. Ich hoffe, eines Tages vielleicht durch Zufall mal wieder einem Menschen zu begegnen. Damit das endlich ein Ende hat.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 9. Mär 2015, 18:28, insgesamt 1-mal geändert.
Schneefuchs
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Schneefuchs »

Katerle hat geschrieben: kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst.
Es kostet immer Überwindung, in eine Tagesklinik zu gehen oder in eine andere Klinik bzw. in eine Selbsthilfegruppe.
Eine Tagesklink bringt viel gutes mit sich... Intensive Therapie, gemeinsame Aktivitäten, andere Menschen um mich... Ich habe Angst dass es mir dort zu gut gefällt... Dass ich mich zu sehr daran gewöhne. Mich dort aufgehoben und an die Hand genommen fühle und garnicht wieder zurück in mein Leben will.... Angst mich vom realen Leben abzukapseln. Wo ich doch gerade eh meinen Platz in dieser Welt suche und mich sowohl beruflich als auch in dieser Gesellschaft wieder zu finden versuche...
Schneefuchs
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Schneefuchs »

saneu1955 hat geschrieben:Hallo Schneefuchs, ich kann deine Probleme mit der Einsamkeit verstehen.

Wie wäre es mit einer kleinen ehrenamtlichen Tätigkeit, dort lernst du Menschen kennen und bist vor allem unter Menschen.
Ich weis, wie schwer das ist, sich dazu durch zu ringen, aber ich habe es geschafft, obwohl ich jedesmal mich wieder dazu motivieren muss.

LG Saneu1955
Sowas habe ich auch schon überlegt. Vielleicht was mit Tieren oder Bücherbote für unsere Stadtbibliothek. Bücherboten holen bestellte Bücher ab und bringen sie zu älteren Menschen und lesen manchmal auch vor wenn sie Zeit haben.

Aber auch das schaffe ich nicht.... Man muss sich doch irgendwie überwinden können X_x
Botus
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Botus »

Die Sorge ist aus meiner Sicht berechtigt, denn die Zahl derer, die sich nur für sich selber, für ihre Eigeninteressen und ansonsten für Banales interessieren, ist leider hoch. Bis man einen echten Menschen trifft (wenn überhaupt) muss man viele andere treffen und das ist dann jedes mal eine Enttäuschung.
Zuletzt geändert von Botus am 9. Mär 2015, 18:38, insgesamt 1-mal geändert.
Shehari

Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Shehari »

Schneefuchs,

in eine Tagesklinik zu gehen oder eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, heißt nicht, dass Du danach "unselbstständig" wirst.Hier ist real, dort mit "Gleichgesinnten" bist Du im nicht realen. Das macht für mich wenig Sinn. Ich verstehe zwar was Du meinst, aber vielleicht versuchts Du's aus einer anderen Position mal zu beleuchten?!

@ Dobermann, ich sehe soviele Kaufhäuser für vieles, wer nicht gut reden kann, kann ja ein Rhetorikseminar besuchen, und soziale Kompetenz? ernt man beim Outdoor Training... (Habe ich irgendwo gelesen!) Das was gerfordert wird, muss ja irgendwie erfüllt werden. Selbstmanagement ist gefragt...
Zuletzt geändert von Shehari am 9. Mär 2015, 19:31, insgesamt 1-mal geändert.
Schneefuchs
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Schneefuchs »

Dobermann hat geschrieben:
Schneefuchs hat geschrieben: Ich habe niemanden der mit mir redet. Sei es um emotionale Dinge, Weltgeschehen oder auch nur simples wie Smalltalk oder Alltägliches. Niemanden der Interesse für meine Belangen zeigt. Mir fehlt Kommunikation. Ich habe niemanden der mich mitreißt. Niemand der einfach nur mal an meiner Seite ist. Der mir den Rücken stärkt. Mich mal aufmuntert. Niemanden für gemeinsame Aktivitäten. Zum Lachen. Zum Weinen. Niemanden mit dem ich meine so selten gewordenen Energie teilen kann. Niemanden für den ich auch mal da sein darf und mir das Gefühl gibt gebraucht zu werden. Oder etwas geben zu können, etwas Wert zu sein. Niemanden.
Der obige Absatz könnte von mir stammen. Der Witz ist nur, dass das erst so ist, seitdem ich eine Partnerin habe, mit allem drum und dran, Familie, soziale Kontakte usw. Alle meinten damals, das sei was Tolles und man müsse unbedingt danach streben, aber ich bin seit dem ersten Tag, an dem das losging, komplett alleine, genau wie Du es beschrieben hast. Bevor ich diesen Schritt gemacht habe, gab es genügend Menschen. Seitdem gibt es nur noch die und ihre Welt, und ich bin komplett alleine.

Ich glaube, dass ein großer Teil der Menschen extremen Wert darauf legt "jemanden" zu "haben", aber darüber hinaus kein näheres Interesse an den Betreffenden hat. Wenn sie "jemanden haben", gehen sie dazu über, ihre eigenen Sachen zu machen und der Betreffende kann sehen, wie er sein Leben irgendwie alleine rumkriegt.

Wie gehe ich damit um ? Ich bedaure meine Situation. Ich bereue, damals auf die ganzen Leute gehört zu haben, die mich vollgelabert haben, man "müsse doch jemanden haben". Wegen dieses blöden Geredes bin ich seit Jahren allein. Ich hoffe, eines Tages vielleicht durch Zufall mal wieder einem Menschen zu begegnen. Damit das endlich ein Ende hat.

Liebe Grüße vom Dobi
Ach Dobi... Du hast immer so viele weise Worte die mich immer ganz tief treffen...

Ich habe genau einen Menschen, mit dem ich immer ganz eng war, für den ich immer gegeben habe und der früher auch immer für mich da war... Sie legt auch großen Wert darauf jemanden "zu haben"... dass ich für Sie da bin, sie verstehe, mit Ihr rede, immer Interesse und Aufmerksamkeit zu bieten habe wenn sie es gerade wünscht... Sie ist auch dazu übergegangen Ihr eigenes Ding zu machen und ich stehe mit meinen Problemen alleine da. Sie erwartet von mir Dinge die sie selbst seit langen nicht mehr geben kann. Ich fühle mich damit sehr alleine...

Das passiert mir jetzt zum zweiten Mal in dieser Form. Nach dem ersten Mal wollte ich mir das nicht mehr antun. Dann kam sie, durch Zufall und sie war anders... War es... Ich glaube so mehr man sich einem Menschen "anschließt" um so mehr kommt die Abhängigkeit und auch die Einsamkeit. Weil Menschen früher oder später Erwartungen haben, auch wenn Sie selbst von sich behaupten anders zu sein. Kann man diese Erwartungen nicht erfüllen, fühlt man sich emotional ganz schnell alleine und unverstanden...

Schneefuchs
Schneefuchs
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Schneefuchs »

Dobermann hat geschrieben:Die Sorge ist aus meiner Sicht berechtigt, denn die Zahl derer, die sich nur für sich selber, für ihre Eigeninteressen und ansonsten für Banales interessieren, ist leider hoch. Bis man einen echten Menschen trifft (wenn überhaupt) muss man viele andere treffen und das ist dann jedes mal eine Enttäuschung.
Jeder Mensch möchte ein gewisses Maß an Interesse und Anerkennung. Das ist vollkommen menschlich und macht uns aus. Die Frage ist A) wie intensiv jeder Mensch dieses Drang auslebt und B) ob er oder sie auch fähig ist gleiches Maß an Interesse und Aufmerksamkeit für andere Menschen entgegen zu bringen. Nicht viele habe letzteres, dieses "Gleichgewicht", in sich...

Wenn man merkt, dass man ohne Menschen einsam ist, kann man sich aber auch nicht ewig von ihnen fern halten. Man wird vll wieder verletzt werden, aber so wird man auch nie jemanden finden der anders ist... Ob man ohne Menschen glücklicher ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.
Shehari

Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Shehari »

"Jeder Mensch möchte ein gewisses Maß an Interesse und Anerkennung. Das ist vollkommen menschlich und macht uns aus. Die Frage ist A) wie intensiv jeder Mensch dieses Drang auslebt und B) ob er oder sie auch fähig ist gleiches Maß an Interesse und Aufmerksamkeit für andere Menschen entgegen zu bringen."

Für einigen soll eine Beziehung/Freundschaft eine Art Funktion erfüllen, Derjenige wird zu etwas reduziert, da wird nicht der Mensch an sich wahrgenommen, mit seinen Eigenheiten und Charakterzügen, er/sie soll möglichst meine Bedürfnisse erfüllen.
Botus
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Botus »

Hallo Shehari & Schneefuchs,

wie schön, dass mich jemand versteht. Das tut echt gut. Eines meiner Hauptprobleme besteht nämlich darin, dass diese Aspekte bei der Mehrheit als tabu gesehen werden. "Jemanden" zu haben wird von vielen als eine Art "heiliger Gral" betrachtet. So nach dem Motto: Wenn ein Mann jemanden hat, ist er am Ziel eines langen Weges angekommen. Mehr geht gar nicht. Das ist das Größte, was es überhaupt gibt. Wenn ich eine Partnerin habe und dann sage, dass ich seitdem so alleine wie noch nie bin, reagieren die meisten Menschen angewidert, so als wolle ich vor ihren Augen den heiligen Gral, nach dem alle streben, schänden. Viele möchten am liebsten hingehen und sofort petzen, was ich gesagt habe. Manche haben das sogar getan. Mein bester Freund zum Beispiel. Danach fragte er meine Partnerin, ob sie nicht mal alleine zu ihm kommen will.

Mit so einem Problem ist man(n) tatsächlich ganz alleine und die Strafen sind hoch. Da werden schon nach einem halben Satz Konsequenzen gezogen. Man kann eigentlich nur mit sich selber drüber reden.

Liebe Grüße vom Dobi
Shehari

Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Shehari »

@ Dobi,

ist das wirklich so? Ich bin mir nicht sicher, ob ich je so gedacht habe.... hmm..muss wohl im Oberstübchen graben. Bei Dir habe ich das Gefühl, (Mag jetzt total bescheuert und oberflächlich klingen) Du gegen d. Rest der Welt. Aber gut, wenn es so ist, dann ist das so. Da können Dir andere Leutchen hineinreden wie sie wollen. Wir alle haben so unsere Haltungen. Ich komme aus Asien, da wird Frau bis zum Heirat geformt, dressiert und hergerichtet. Danach landet man im Gefängnis und die meisten kommen selten raus.
Der Mann auch... auch wenn es anders zu sein scheint...

Heiliger Gral erreicht---und Du bist so undankbar... das wird Dir wohl vermittelt

Gruss
Botus
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Botus »

Hallo Shehari,

das mit dem "allein gegen den Rest der Welt" liegt doch nicht an mir, sondern resultiert aus dem Umstand, dass mir keiner seine Meinung, seine Einstellung oder seine Beurteilung 1:1 persönlich sagt und niemand etwas als seine subjektive Sicht kennzeichnet.

Sowas gibt es in meinem Leben nicht. Meine Dialogpartner legen allergrößten Wert darauf, dass das, was sie meinen, "so ist" und auch genau dem entspricht, was "der oder die" ebenfalls sagt und überhaupt... würden das alle so sehen.

Wenn ich mit meiner Partnerin etwas Persönliches 1:1 bespreche, schweben während dessen jedes mal mindestens fünf weitere Personen (die ich überhaupt nicht kenne) imaginär im Raum, die alles, was sie sagt, fortwährend und lückenlos bestätigen.

Das "allein gegen alle" ist somit weder eingebildet, noch gefühlt, noch eine Marotte meinerseits. Es resultiert schlicht und ergreifend aus der angewandten -oben beschriebenen- Strategie.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 10. Mär 2015, 11:18, insgesamt 3-mal geändert.
Katerle
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Katerle »

Schneefuchs hat geschrieben:
Katerle hat geschrieben: kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst.
Es kostet immer Überwindung, in eine Tagesklinik zu gehen oder in eine andere Klinik bzw. in eine Selbsthilfegruppe.
Eine Tagesklink bringt viel gutes mit sich... Intensive Therapie, gemeinsame Aktivitäten, andere Menschen um mich... Ich habe Angst dass es mir dort zu gut gefällt... Dass ich mich zu sehr daran gewöhne. Mich dort aufgehoben und an die Hand genommen fühle und garnicht wieder zurück in mein Leben will.... Angst mich vom realen Leben abzukapseln. Wo ich doch gerade eh meinen Platz in dieser Welt suche und mich sowohl beruflich als auch in dieser Gesellschaft wieder zu finden versuche...
Hallo Schneefuchs,

tatsächlich hatte ich mich in der Tagesklinik oder psychosomatischen Reha sehr wohl gefühlt, dass es mir vor zu Hause graute. Fühlte mich dort sehr gut aufgehoben, besonders der menschliche Umgang dort tat mir sehr gut, so das ich mich gleichzeitig fragte, warum war das so, dass ich mich dort so fühlte. Was lief da schief, dass ich mich in meiner Umgebung nicht so wohl fühlte mit meiner Erkrankung, das erschreckte mich auch irgendwo.

LG
Sonnenblume14
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Schneefuchs,

ich finde, du hast einige Dinge sehr gut erkannt. Die Gefahr, sich in der Tagesklinik zu wohlzufühlen, ist definitiv gegeben. Man macht zwar eine schwere Zeit durch, aber du hast Recht, man wird an die Hand genommen. Man hat jederzeit jemanden zum Reden, die Atmosphäre ist nett und man fühlt sich irgendwie geborgen. Das ist ja auch notwendig, um die psychische Arbeit absolvieren zu können. Aber auch das Loslassen einer an sich angenehmen Situation ist ein Lernprozess - du stellst fest: "ich schaffe das ja". Für mich war die TK eine Erkenntnis, viel mehr Belastung aushalten zu können, als ich mir zugetraut hätte. Daneben bekam ich jede Menge"Rüstzeug", um die nächsten Krisen halbwegs abpuffern zu können.
Du bist nicht gesund, wenn du da rausgehst, aber du hast enorm viel gelernt. Über dich, über die Depression und wenn du Glück hast bekommst du auch den Schlüssel zu deinem inneren und erfährst, was dich in die Depression katapultiert.

Du fühlst dich einsam - an diesem Punkt könntest du dort zum Beispiel arbeiten. Du wirst keinen riesigen Freundeskreis haben, wenn du rausgehst, aber die Energie, dich umzuschauen und die Erkenntnis, nichts herbeireden zu können. Du weisst das jetzt vom Kopf her - in der TK machst du einen Prozess durch, dass du es dann auch vom Gefühl her so siehst, dass es wieder im Einklang ist. Ich hatte dort Mitpatienten, deren komplettes soziales Umfeld durch die Depression zusammengebrochen war. Am Ende der Behandlung hatten sie ihren Weg gefunden, der Einsamkeit zu begegnen. Auf ganz unterschiedliche Weise.

Schreibst du gerne? Für mich waren meine Brieffreundschaften immer eine Möglichkeit, Kontakte zu halten und aufzubauen. Die Menschen, mit denen man "reden" kann, sitzen nicht zwangsläufig in der nahen Umgebung. Für mich ist das ein sehr entspannender Weg -

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
akinom53
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Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von akinom53 »

Hallo Schneefuchs,
ich stimme dir zu im Punkt Einsamkeit in Verbindung mit Depression. Es ist genau das was in der depressiven Phase wirkt, keiner oder wenige verstehen einen , man sieht nur noch Probleme und alle Aufgaben sind kaum zu bewältigen. Natürlich fühlt man sich dann auch einsam, dann letzendlich bist du ja auch allein mit der Depression. In einer Tagesklinik kannst du durch Therapien, Gruppen,-und Einzelgesprächen viel über dich und deine Ursachen der Depression erfahren, sowie Gleichgesinnte finden, die dich verstehen. Aber auch dort hat jeder seine eigene Vorgeschichte. Du wirst auch dort Menschen finden, die nur ihre Erkrankung für wichtig halten, denn auch dort gibt es ganz unterschiedliche Charaktere, wie in der Außenwelt. Bei manchen Gruppentherapien haben wir uns nur mit den Empfindlichkeiten mancher Teilnehmer befasst, dies war nervend. Der Erfolg der Therapie hängt oft von der Zusammensetzung der Gruppe zusammen. zumindest kannst du dich dort unter Beobachtung von Psychologen ausprobieren, wie es dir gelingt mit deinen Mitpatienten umzugehen, sogar langfristige Freundsachaften aufzubauen. Trotzdem glaube ich, nach meinen vielen Therapien und Lebenserfahrung, dass die Einsamkeit zu jedem Menschen gehört und sogar wichtig ist für die eigene Selbsteinschätzung.
LG akinom 53

Hallo Dobi,
ich glaube, du hast wirklich sehr viel negative Erfahrungen im Umgang mit deinen Mitmenschen gemacht. Also ich kann dies nicht so ganz bestätigen. Während der Phase nach meinem Totalzusammenbruch, psychisch und physisch, habe ich Menschen getroffen, die mir zuhörten, mich nicht allein liesen und aus meiner heutigen Sicht, sogar das Leben gerettet haben. Es waren keine aus meinem persönlichen Umfeld, sondern die ich erst während meiner Behandlung kennen gelernt habe. Auch ich selbst habe sehr oft Freunden oder Kollegen zugehört, wenn sie in persönlichen Konflikte geraten waren, trotzdem arbeite ich immer an mir nicht zu schnell meine eigene Meinung als Rat zu geben. Ich habe bei mir selbst festgestellt, dass ich zu schnell wieder bei mir bin, auch aus Angst etwas was ich sagen möchte, zu vergessen. Zuhören ist verdammt schwer. Ich weiß ja nicht wie alt du bist, aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ich in jungen Jahren sehr an meinem Standpunkt in vielen Streitgesprächen festgehalten habe, heute akzeptiere ich die Meinung eines Jeden, ohne es unbedingt für mich richtig zu finden. Manchmal schäme ich mich sogar für mein damaliges Verhalten, weil einige Verwandte, die damals noch Kinder waren, sich nur dadurch an mich erinnern. Ich habe aus deinen Beiträgen erkannt, du vertritts über deine Mitmenschen immer die gleiche Meinung, ist es nicht genau dies was du an den Anderen nicht gut findest. Es ist ja nicht falsch seine Meinung zu verteten, aber nicht allen anderen Mitmenschen zu unterstellen sie könnten nicht zuhören. Solltest du nur diese eine Erfahrung gemacht haben, dann ist es für dich bedauerlich, vor allem nicht gut für deine Entwicklung und dein Vertrauen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir aufeinander angewiesen sind, sei es nur wegen der Nahrungsaufnahme, also sollten wir auch miteinander umgehen können, auch wenn nicht jeder unseren Vorstellunen entspricht. Auch das finde ich hier im Forum wichtig, Akzeptanz für jede Meinung.LG
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von Botus »

Hallo Akinom,

Du kannst mein Leben nicht mit Deinem Leben oder dem Leben anderer vergleichen oder gar gleichsetzen, weil es in entscheidenden Punkten anders ist. So hatte ich beispielsweise nur selten die Möglichkeit, zu entscheiden (oder wenigstens mitzuentscheiden), mit wem ich mich umgebe.

Ich wurde bereits als kleines Kind von einem Richter dazu verurteilt, regelmäßig zu einem Psychopathen hin zu müssen. Ich kenne bis heute keinen, der freiwillig irgendetwas mit diesem Irren zu tun haben möchte, aber ein wehrloses Kind verurteilt man dazu. Was ist das für eine Welt ?

Heute bin ich erwachsen und kann selber entscheiden, mit wem ich mich umgebe. Dennoch hat sich nichts geändert. Mein heutiges Leben wird von einer 1:1 Kopie meines Vaters bestimmt. Ein komplett wahnsinniger Kindesvater, den meine Partnerin mit angeschleppt hat und der sein Leben damit verbringt, zu schimpfen, zu pöbeln, zu drohen, zu wüten, zu beleidigen und zum Schluss jeder Vorstellung in Weinkrämpfe auszubrechen.

Das wirkt auf mich, als müsse ich mein Leben an Händen und Füßen gefesselt in einem Faß aus Erbrochendem verbringen.

Bei dem oben Aufgeführten handelt es sich lediglich um Beispiele.

Es gibt noch mehr Personen, die ihr Leben in der Wahnvorstellung verbringen, ihr Leben wäre sehr schön und wie nach Wunsch verlaufen, wenn...ja wenn es nur mich nicht gäbe. Ich habe faktisch null Einfluss auf das Handeln dieser Leute. Sie machen immer jeweils das, was ihnen gerade in den Kopf kommt. Sie denken überhaupt nicht nach. Ein Blick auf ihre Biografien zeigt auch sehr deutlich, dass ihr Scheitern im Leben überhaupt nichts mit mir zu tun hat. Dennoch beharren sie energisch darauf, dass das alles angeblich nur so sei, weil es mich gäbe.

Mein Wunsch war immer schon (seit meiner Kindheit) ein absoluter Nullkontakt zu Leuten, die anderen die Schuld für ihre Scherbenhaufen unterjubeln wollen. Das reicht mir zum Glück. Mehr brauche ich nicht. Würden sie zuverlässig fern bleiben, wäre alles gut. Aber die bleiben nicht fern und das ist das Problem. Ich muss wieder selber entscheiden können, mit wem ich mich umgebe. Dazu muss ich mich zunächst von der Frau trennen, die eine Affinität zu solchen Leuten hat und ungefiltert jeden durch mein Leben latschen lässt, ohne das mit mir abzustimmen.

Wenn ich selber entscheiden (oder zumindest mitentscheiden) kann, mit wem ich mich umgebe, sieht mein Leben völlig anders aus. Das gilt auch für mein Bild von den Menschen, das nach wie vor gut ist. Nur bin ich ich halt derzeit in dem bereits beschriebenen Fass.

Liebe Grüße vom Dobi
akinom53
Beiträge: 319
Registriert: 2. Mär 2015, 23:41

Re: Depressionen und Einsamkeit

Beitrag von akinom53 »

Hallo Dobi,
du wirst es nicht glauben, aber meine Kind-und Jugendzeit ist ähnlich wie deine verlaufen. Erst hatte ich einen Vater, der mich schon als Kleinkind mit Schlägen und in in den Keller sperren, bestraft hat. Dann hat er uns wegen einer anderen Frau sitzen lassen, ich war gerade mal drei Jahre alt. Meine Mutter war lange auf Suche nach dem richtigen reichen Mann für sich, aber nicht für uns Kinder , im Gegenteil, sie verleugnete uns anfangs immer. Doch dann ist sie auf den schlimmsten Psychopathen, Schwindler und Straftäter reingefallen, hat ihn sogar geheiratet. Er hat alle Fasetten seiner Wut auf mich übertragen und mich so oft er wollte mißhandelt. Meine Mutter hat dagegen nichts unternommen, sogar mir die Schuld dafür gegeben. Auch ich bin sehr mißtrauisch allen Menschen gegenüber und habe in meinem bisherigen Leben schon viel einstecken müssen, deshalb habe ich heute noch mit den Depressionen und Albträumen zu kämpfen. Aus den vielen Therapien weiß ich, dass mein späterer Umgang mit Menschen, deshalb oft zu meinem Ungunsten ausgefallen ist, weil ich durch meine Kindheitserlebnissse, falsche Verhaltensmuster entwickelt habe. Trotzdem glaube ich immer noch an das Gute im Menschen, denn jeder wird unschuldig geboren, nur die Umwelt und seine Gene machen ihn dann zu dem wie wir ihn kennenlernen. Natürlich gebe ich dir Recht, dass man sich von Menschen trennen muss, die glauben immer alles besser zu wissen, dir überhaupt keine Möglichkeit geben, deine Meinung zu hören. Von solchen habe ich mich getrennt, doch es fiel mir sehr schwer, die richtigen Freunde zu behalten, denn auch die machen Fehler. Ich möchte dir auf keinen Fall wehtun, doch wirst du nicht recht einsam, wenn du gar keinem mehr traust. Möchtest du dein Leben ganz allein verbringen? Du kannst das Geschehene nicht rückganig machen, doch mit Verbitterung machst du es dir nur unnötig schwer. Ich akzeptiere deine Meinung, denn jeder hat das Recht dazu. Erlaube mir jedoch etwas anders darüber zu denken. LG akinom 53
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