Hallo liebe(r) Bibo,
zunächst herzliche Grüße von mir. Ich hoffe und wünsche Ihnen sehr, dass es Ihnen bald besser geht. - Ich habe auch solche Tage, Zeiten gehabt und daher weiß ich zu gut, wie es Ihnen gerade geht und wie Sie gerade empfinden (Trauer). - Ihre Entscheidung, morgen Ihren Psychiater aufzusuchen, ist richtig. Er wird Sie gut kennen und daher gut einschätzen können, was für Sie im Moment das Beste ist, auch hinsichtlich etwaiger Anpassungen Ihrer Medikamente. - Er wird Ihnen auch sagen können, ob Ihre Medikamente nach längerer Einnahme, nicht mehr so wirksam sind, seien können. -
In solchen Lebenssituationen, die Sie gerade erleben, sind alle Mensche nicht mehr so geduldig, wenn es auch Unterschiede geben mag. Sie arbeiten in der Krankenhauspflege, also in einem sozialen Beruf. In diesem Rahmen werden Sie bestimmt sehr oft wahrgenommen haben, wie unterschiedlich geduldig bzw. ungeduldig Patienten sein können. Das ist menschlich. Zumal es auch darauf ankommt, wie fordernd, anstrengend die jeweilige konkrete Siuation, Erkrankung ist.
Ihren Patienten sagen Sie "Bitte teilen sie sich ihre Kräfte ein" oder "Es braucht seine Zeit"! Sie geben ihnen "tolle Tipps". Das konnte ich auch noch gut, selbst als es mir schon richtig schlecht ging, anderen Menschen Mut zuzusprechen, ihnen Tipps zu geben. Rückblickend fand ich das für mich schon sehr gewöhnungsbedürftig, bisweilen war es für mich sogar amüsant (im Sinne von bitterer Satire). Ich selbst wußte schon eine lange Weile nicht, wie es weitergehen soll, ob mein Leben, bin inzwischen 58 Jahre alt, nur noch so weitergeht, aber "Tipps" konnte ich noch gut geben. Irgend klingt das doch wie Wasser zu predigen, aber selbst Wein zu trinken. Um insoweit auf den Punkt zu kommen, es galt für mich zu lernen selbst Geduld zu haben, zu entwickeln. "Blöde" Rolle, die es zu lernen galt und das braucht so viel Zeit.
Nun, offensichtlich scheint dieses Muster (Wasser zu predigen, selbst Wein zu trinken) typisch für Menschen zu sein, die in sozialen Berufen tätig sind. Ich arbeite beim Jugendamt. - Eben für andere Menschen da zu sein, sich stets professionell im beruflichen Umfeld zu bewegen, zu verhalten. Das jeden Tag, jede Woche, jeden Monat usw. . Mir macht die Arbeit auch Freude, aber irgendwann hatte ich nicht mehr die Kraft, dann hatte ich keine Freude mehr, auch nicht mehr an privaten Dingen, die mir sonst richtig Freude und Zufriedenheit bereitet hatten. Vielleicht, dafür sprach/spricht einiges, wollte ich nicht wahr haben, dass ich seelisch erkrankt war. - Gott sei Dank, das scheint bei Ihnen anders zu sein, Zitat: ".... mein Arbeitgeber nicht gerade zimperlich mit den Arbeitnehmern umgeht", habe ich tolle Chefs und Kollegen/Kolleginnen, die das viel früher erkannt hatten und mir alle denkbare Unterstützung gereicht hatten. Insoweit war bzw. ist meine diesbezügliche Ausgangslage besser, keine Frage. Wenn ich das Bedürfnis hatte zu sprechen, dann nahmen sie sich Zeit für mich usw. . - Mir wurde natürlich auch gesagt, dass ich Geduld haben soll bzw. nicht versuchen sollte, den Berg, der vor mir stand, heraufrennen zu wollen. Sonst gerät man schnell aus der Puste, dann wäre man noch trauriger. - Irgendwo habe ich im Forum gelesen, dass eine Depression, Depressionen zu haben bedeutet, dass ein 100 Meterläufer einen Marathon laufen muss. Er wird deutlich länger brauchen, als ein auf Marathon spezialisierter Läufer, aber schaffen kann er es auch. Es, er braucht halt
seine Zeit. -
Herzliche Grüße
w-j-l