Christ sein bei einem depressiven, provokativen Ehemann....

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Swiss
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Registriert: 26. Feb 2015, 11:28

Christ sein bei einem depressiven, provokativen Ehemann....

Beitrag von Swiss »

Es ist auf das extremste schwierig, der Schmerz nicht in Worte fassbar, die vielen neuen Gesichter des einst so geliebten Mannes so fremd. Ich habe schon darüber nachgedacht nach meinem „früheren“ Mann in der TV-Sendung „Vermisst“ suchen zu lassen. Bei mir ist zwar die richtige Hülle, aber das was aus diesem Menschen raus kommt ist ….sagen wir es freundlich…ohne Worte!
Abgrenzen ist unmöglich, da man ja noch liebt, das geht nicht abzuschalten von heute auf morgen und man ist nicht fähig zu geniessen, da man nur funktioniert und nicht lebt. Was soll da Spass machen, wo soll die Energie her kommen, wenn nichts Freude macht?
Wie seid ihr mit eurem Mann umgegangen, ruhig, zornig, wütend, verständnisvoll? Ich erkenne mich teilweise mit meinen Gefühlen/Ausbrüchen/Reaktionen nicht wieder. Schlaflose Nächte, weil er irgendwo Bier trinken geht und morgens bin ich dann fast nicht fähig zur Arbeit zu gehen, natürlich habe ich im Bett gewartet bis die Tür aufgeht, vorher komme ich nicht zur Ruhe, das Herz pocht, der Puls rast. Der Herzschmerz ist so schrecklich und nun will er auch noch räumlichen Abstand!!! Klar wollte ich ihn schon rauswerfen, die Hemmschwelle sinkt, aber so weit kam es noch nicht.
Er erzählt/schildert Dinge über unsere Beziehung, die machen mich fassungslos. Wir waren so so so glücklich. Jetzt bin ich Mitschuld an seiner Depression (wurde ausgelöst vor 5 Monaten durch den Arbeitsplatzverlust nach 13 hart geschufteten Jahren bei seinem „Freund“, zudem 49 = Midlifecrisis, Burnout)! Ich enge ihn ein seit Jahren? WTF? Ich könnte Seiten füllen mit seinen Anschuldigungen und Verletzungen. Er ist ein gefühlloses Monster, schaut mich traurig an, wenn ich weine und meint, dass ist nichts von dem Schmerz, den er fühle. Ich könnte ihn dann … Er fügt mir ja den Schmerz zu und nicht ich ihm, den hat er durch sein Trauma. Aber diese Diskussionen sind mit ihm nicht fruchtbar. Es folgen nur noch mehr Tränen, Traurigkeit = OHNMACHT!
Er nimmt momentan noch pflanzliche Antidepressiva, will den Psychiater aber heute (!) ansprechen auf stärkere Medikamente, da die Tbl. auf pflanzlicher Basis nicht helfen. Ob er es dann auch tut ist dann die nächste Frage! Es ist kein Verlass auf irgendeine seiner Aussagen (z.B. hat er nach 7 Jahren wieder das Rauchen angefangen und wollte zum 31.01.15 aufhören -> Pustekuchen! Nur um ein harmloses Bsp. zu nennen, geschweige von den Versprechen, die er mir sonst schon gegeben hat. NOTHER!) Wir waren diese Woche (wohl verfrüht!) bei der Eheberatung, natürlich auf meinen Wunsch hin, sie sah recht schnell, dass das nicht bei ihm fruchtet und möchte mit mir alleine weiter machen, um mich zu stärken und zu schauen, was bei mir los ist. MICH? BEI MIR? Ver….Sch… jetzt brauche ich noch einen Therapeuten?
Momentan wohnen wir noch zusammen, er sucht nach einer Lösung (erstmal Ferienwohnung oder Skiurlaub bei seinem Bruder) bis er wieder anfängt zu arbeiten. Urlaub zu zweit undenkbar, dabei wäre es mein grösster Wunsch und ich hätte es so notwendig! Nichts zu machen. Die räumliche Trennung bricht mir noch mehr das Herz? Ich muss dazu sagen, wir sind aktive Christen. (er ist wohl zusätzlich in einer Glaubenskrise, was er verneint, aber eine solche Entscheidung ist bei Christen nicht drin!). Da passt auch nicht zu meinen Werten, daher habe ich noch mehr Probleme damit.
Er schrieb mir heute eine SMS, dass er einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben hat. Was soll ich dazu sagen? Ist es überhaupt gut für ihn und was will er von mir? Glückwünsche? Ich weiss selbst auf die kleinsten Nachrichten keine unverfängliche Antwort mehr. Ich sage, schreibe eh das Falsche. Immer. Meistens ist tagsüber Funkstille, ausser er braucht was. Die Frage ist, soll ich ihm dann helfen? Oder ignorieren? Ich brauche Antworten. Früher hatten wir immer wieder mal Kontakt tagsüber und wenn nur mal ne SMS mit:“ Ich liebe dich“ kam oder eine email. Heute an einem super Tag kommt auch mal, soll ich was einkaufen? (damit ich dann nach der Arbeit wieder kochen kann, grrrh) Er macht nichts im Haushalt, er vernachlässigt auch sich bis auf ein paar Ausnahmen.
Ein gemeinsames, soziales Leben findet nicht mehr statt. In die Gemeinde gehen, no way! Zärtlichkeiten Fehlanzeige! Aaaawwwwwwww Ich vermisse das so sehr!
Er provoziert mich so sehr mit seinen Aussagen, er findet jede Möglichkeit, lässt keine Gelegenheit aus, fast schon „schlau“ und spitzfindig. Und ich leide und weiss mich nicht richtig zu Verhalten.
Ist nett aber unterkühlt sein der richtige Weg? Ihn gehen lassen?
Seid herzlich gegrüsst, Jana
Marie-Luise
Beiträge: 8
Registriert: 19. Feb 2015, 14:39

Re: Christ sein bei einem depressiven, provokativen Ehemann.

Beitrag von Marie-Luise »

Liebe Jana,
ich Kann dich sehr gut verstehen. Die Situation ist superschwierig Und alle Emotionen Die du hast Sind richtig. Mein Partner ist auch nicht Mehr So, wie Er früher war. Auch die gleichen Wutausbrüche, emotionale Verletzungen. Die Frage Ist, Wie lange hält man das aus, wie lange Sind die Gefühle so groß, das man um die Liebe Und Parnerschaft kämpft. Kann Ich ihm helfen und lässt Er Das Zu. Wir werden nicht mehr die alten Partner haben, aber ist Es dieser Mensch nicht doch wert , Unsere Unterstützung Zu bekommen ! Denke aber auch an Dich, du bist Es wert. Suche dir kleine Inseln, vorallen in deinem Glauben. Das Ist natürlich leichter gesagt Als getan. Ich weiss wovon ich rede.Bei mir Ist Auch jeder Tag eine Wundertüte, mal sehen Wie drauf Er Ist. Ich wünsche dir viel Kraft Lg Marie- Luise
Swiss
Beiträge: 49
Registriert: 26. Feb 2015, 11:28

Re: Christ sein bei einem depressiven, provokativen Ehemann.

Beitrag von Swiss »

Liebe Marie-Luise,
dieses Forum vor allem der Beitrag Happy End macht mir dennoch Mut. Zumindest gestern und heute, mal sehen, wie es morgen wieder ist...je nachdem, was man da zu Hause alles so zu hören bekommt von seinem depressiven Mann.... :-(
Ich finde auf jeden Fall alle Angehörigen von Depressiven die wirklichen Helden des Alltags. Kein Aussenstehender wird je nachvollziehen können, was wir durchmachen, was wir erleben und was wir alles zu hören bekommen. Ich nehme mir immer vor, wenn ich mit meinem Mann spreche, mir zu sagen du sprichst hier mit einer schwarzen, bösen Krankheit, die nur die Hülle meines "Liebsten" angenommen hat. Ich kann dann, wenn er verletzend wird oder ich mich betroffen fühle es dann MANCHMAL besser annehmen oder weghören. Das DummSchwierigste daran ist einfach, dass die Hülle vor mir steht, die mir so vertraut ist und äusserst liebevoll war und dass der Mund, der einst küsste nun voller Wut und Zorn ist, sodass ich vor allem am Anfang nicht wirklich unterscheiden konnte, was ist jetzt ER und was ist davon die Krankheit. Sie lässt uns zweifeln und ist teuflisch. In einem Beitrag habe ich aber nun auch gelesen, dass man die Krankheit so sehen soll, wie einen Strudel im Fluss, in dem sich die Depressiven befinden. Du als Anghöriger machst meistens den Fehler und willst in das Wasser springen (logisch) um deinen Liebsten zu retten, aber du gehts nur mit unter in dem Strudel. Der Einzige, der es richtig macht, ist der Therapeut, er kann ihm helfen sich an einem Stock/Seil rauszuziehen, niemand sonst. Also meine Liebe lass los, er holt sich da raus! Ich wünsche dir Hoffnung und Vertrauen und Gottes Gnade und Segen!
Herzliche Grüsse
Ichbinschön
Beiträge: 53
Registriert: 30. Mai 2013, 08:24

Re: Christ sein bei einem depressiven, provokativen Ehemann.

Beitrag von Ichbinschön »

Liebe Swiss, lass' ihn gehen. Er will eine Veränderung.
Warum auch immer. Man kann es nicht verstehen.
Freunde Dich mit dem Gedanken an, daß er ein anderer Mensch ist und nichts mehr so sein wird, wie es war.
Darauf zu warten, daß der Therapeut ihn für Dich herausrettet, weil er ja momentan in einer Krise steckt, ist vertane Zeit. Und selbst wenn er bleibt, wird es ein Leben mit Angst und Zweifeln, die nie aufhören.
Im Übrigen werde ich hellhörig, wenn ein Mann urplötzlich Veränderungen will, wie z.B. allein ein Bier trinken gehen etc.
lucky8
Beiträge: 476
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Christ sein bei einem depressiven, provokativen Ehemann.

Beitrag von lucky8 »

Liebe Swiss,
ich kann mich der Meinung von Ichbinschön nur anschließen. Kein Mensch, ob christlich oder nicht, hat es nötig, sich so behandeln zu lassen. Sein Verhalten ist mit Sicherheit nicht christlich, auch wenn die Krankheit aus ihm spricht. Abstand halten, zu dir selber gut sein und auf dich achten ist meiner Meinung nach das beste. Wobei ich ja nur raten kann, du musst selber lernen und entscheiden was am besten für dich ist. Aber so erscheint mir dein Leben nicht wirklich lebenswert.
Auch wenn es hier ab und zu ein happy end gibt, das ist einfach zu selten um sich darauf zu verlassen.
Mein Mann ist nach einer Psychose depressiv geworden, das seit drei Jahren. Ich dachte auch, dass ich ihm helfen kann, aber weit gefehlt. Er ist nett und freundlich, keine Frage. Hat aber keinerlei Antrieb und lässt sich von mir bedienen, macht nur dann etwas, wenn ich ihn direkt darauf anspreche. Ich war jetzt eine Woche bei meiner Familie zu Besuch und siehe da: er kann auch alles alleine machen. Auch diese Art der Depression ist für Angehörige nur schwer auszuhalten und ich bin am überlegen, ob ich ihn nicht bitten soll, zu gehen. Sein altes Zuhause ist nur über die Straße, ich müsste nicht mal den Kontakt abbrechen. Aber ich liebe ihn noch, so wie du deinen Mann wohl liebst und weiß auch nicht was richtig ist....
Bei dir denke ich, du musst auf dich aufpassen, wenn er weg will, lass ihn, beobachte die Sache von weitem und dann überlege was gut für dich, bzw. euch ist.
Pass auf dich auf, ich wünsche dir viel Kraft.
lucky
Swiss
Beiträge: 49
Registriert: 26. Feb 2015, 11:28

Re: Christ sein bei einem depressiven, provokativen Ehemann.

Beitrag von Swiss »

Liebe Ichbinschön und lucky8 :hello: ,
ich habe vor 4 Tagen das Warten beendet. In facebook mich mit Frauen aus meiner Stadt verabredet, die ich nicht kenne, war spazieren, Essen, Kino, usw... (Hat etwas Mut erfordert :o ) Will jedoch momentan frischen Wind um mich herum und meinen/unseren "alten" Freunden keine Erklärungen mehr abgeben. Nicht böse gemeint, nur müde. Ui ui ui, wie hat das meinen Mann verwundert/geärgert. Ich hatte keine Zeit für ihn und seine "Spielchen"/Krankheit und habe nicht gewartet und am Samstag/Sonntag blieb die Küche kalt, da ich verabredet war. Natürlich konnte ich draussen nicht alles zu 100% geniessen (den Anspruch hatte ich aber auch nicht), habe ihn ja vermisst und mir Gedanken gemacht, aber es lenkt ab. Mein Mann wird jetzt 10 Tage weg gehen zu seinem Bruder, der weit weg wohnt und ich werde versuchen ihn wirklich loszulassen. Er hat das schon 2 x gemacht in den letzten 3 Monaten und ich bin zu Hause fast verrückt geworden - Sehnsucht, Angst, Sorgen, Einsamkeit,.... Ich denke, das wird mir nicht mehr passieren (?). Natürlich heule ich auch noch oft, die Nerven sind nicht mehr die Besten, aber wenn möglich nicht vor ihm. In 2 Tagen gehe ich zur Therapie, die stärkt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, in guten wie in schweren Tagen, oder? Aber keine Selbstaufgabe mehr. Und das habe ich von der Therapeutin schon gelernt (war erst einmal dort). Das Alte wird es nicht mehr geben, aber es kann was Neues entstehen, was mir jetzt noch mit "DEM" Mann Angst macht, aber auch er wird sich verändern. Es gibt danach ABSOLUT kein Zurückschauen mehr nur noch vorwärts schauen. Es wird neue Regeln geben/neue Rituale, aber ev. ist es der Mensch (DANN WIEDER) wert. Bei einem neuen Partner wäre es nicht anders. Das muss jede(r) für sich entscheiden. Wichtig ist danach eine Partnerschaftstherapie/Eheberatung, das geht aber erst dann, wenn es ihm besser geht. Momentan sagt er, er wäre bereit, nach dem WE ist er sowieso ewtas anders (neue Medikamente und/oder mein Weggehen und mal ihn alleine lassen, ich weiss es nicht, auch nicht, ob es von Dauer ist. Mal sehen...) Ich hoffe so sehr für uns alle, dass es bei jedem Einzelnen gut ausgeht und hoffe doch für den/die Ein oder Andere mehr Hoffnung und den Mut neue Wege zu gehen. Wer weiss wohin sie (gemeinsam?) führen....
GLG und ich bete :)
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