Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

Hallo an alle,

war heute dort und habe wie oben beschrieben angesprochen wie es mir geht und dass ich derzeit wenig Erfolge in der Therapie sehe. Und eben gerne über den Therapiefortschritt, Therapieziele etc. sprechen würde. Sie hat mich dann unterbrochen und gemeint, es gehe nicht um Therapieziele, sondern mein Krankheitsverlauf hätte sich eben nach unten entwickelt. Fertig aus. Ich soll mich in der Klinik medikamentös einstellen lassen, ambulant ginge das nicht bei mir. Und außerdem vielleicht solle ich es ohne Medikamente probieren. Sie wird jedenfalls keine weiteren Therapiestunden (die Therapie läuft in zwei Monaten von den Stunden her aus) beantragen. Und überhaupt wäre ich ein schwerer Fall. Sie will mich in die Klinik einweisen.

Bumm. Ich bin völlig fertig. Ich weiß nur noch eins, da will ich nicht mehr hin. Bei mir stellt sich fast so etwas wie Erleichterung ein. Wir haben dann doch noch einen Termin vereinbart, vielleicht sollte ich das ganze auch in Ehren beenden. Aber das kann ich nicht mehr. Das es so endet, hätte ich nicht gedacht, aber sie war so massiv, ein Gespräch gab es nicht. Ich kam kaum zu Wort und habe mich - mal wieder - völlig klein machen lassen. Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen, das es die ganze Zeit schon so lief.

Liebe Grüße
Braut 10
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katyfel
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von katyfel »

Liebe Braut 10,

ich habe grade einen relativ langen Beitrag geschrieben, der jetzt aber weg ist...
Deshalb jetzt in Kurzform;

Das ist so der scheinbare SuperGAU, den du da erlebt hast...
Für mich ist das eine typische Überforderungsreaktion von wenig kompetenten und wenig empathischen Behandlern...
An deiner Stelle würde ich die Therapie sicher auch an dieser Stelle sofort endgültig abbrechen, andererseits ist es vielleicht sinnvoll dort zu sagen, dass dieser Bruch für dich schwierig ist und die Art und Weise eigentlich nicht akzeptabel...
Vor allem, wenn du vorher nicht wusstest, dass sie nicht verlängern will? Dass sie sowas erst sagt, wenn du es ansprichst, finde ich hart.

Am Wichtigsten finde ich aber; was kannst du dir denn jetzt für dich vorstellen?
Ist Klinik für dich grade eine Option, die sinnvoll erscheint?
Oder suchst du dir erstmal nur einen neuen Arzt?
Oder eine neue Therapie? ...oder beides?

Liebe Grüße,
Sinfonia
Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

Hallo Sinfonia,

schade, dass dein Beitrag weg war, mir passiert das leider hier auch manchmal. Umso schöner, dass du noch geschrieben hast.

Ja, Supergau ist der richtige Ausdruck. Es kommt sogar noch besser. Nachmittags rief sie mich an, ich solle in die Ambulanz einer Uniklinik bei uns in der Nähe gehen, das wäre etwas für schwierige, therapieresistente Fälle und die Professorin dort könnte mir dann sagen, ob ich stationär kommen solle oder ob es ambulant ginge. Am Anfang dachte ich, ok, sie hat sich Gedanken gemacht und gemerkt, dass sie sich vormittags seltsam benahm. Das Gespräch am Telefon endete mit dem Satz "Dann mache ich dort einen Termin für sie aus und dann ziehe ich mich zurück. Aber ich habe ja gesagt, ich lasse sie nicht im Stich." Und da hat sich mein Bauch gemeldet und gesagt: "Nein so geht das nicht."

Erst mal weiß ich gar nicht wie ich das alles einzuschätzen habe, man denkt ja dann schnell (vor allem durch die Krankheit) man selbst ist falsch oder verkehrt oder vielleicht wirklich ein ganz, ganz schwerer Fall. Sie hat mir sogar schon erzählt, dass das neue Medikament sicher ganz toll wirken wird, Venlafaxin, um mir heute zu sagen, dass sie es mir nicht gibt. Ich stecke mitten im Absetzprozess der "alten" Medikamente, weiß jetzt erstmal gar nicht wieviel ich noch nehmen soll, von den körperlichen und psychischen Symptomen ganz zu schweigen.

Ich habe aber ein Notfallprogramm gefahren. Im Januar war ich bereits in der Ambulanz einer Psychiatrie, um mir eine zweite Meinung zu ihrer medikamentösen Behandlung einzuholen. Denn drei Medikamente kamen mir ganz schön viel vor und mir ging es nicht gut damit. Dort wurde das Gefühl bestätigt. Allerdings hatte ich da noch Vertrauen zu ihr, schwindendes Vertrauen, aber noch Vertrauen. Das ist jetzt völlig weg. Ich habe heute Mittag dort angerufen, meine Situation geschildert und Gott sei Dank nächste Woche einen Termin bekommen.

Interessant ist auch, dass mir nahe stehende Personen, die ich heute Mittag panisch anrief, alle ohne Ausnahme freudig reagierten. Sie sagten unabhängig voneinander, dass mein Selbstbewusstsein durch die Therapie schon sehr gelitten hätte. Und dass es zwar jetzt hart sei, aber sie froh sind, dass ich endlich den Absprung geschafft habe. Alle hatten kein gutes Gefühl bezüglich der Therapie. Das war nochmal heftig.

Ich gehe jetzt also in die Ambulanz und werde dort medikamentös betreut. Vielleicht können sie mir ja auch einen guten Therapeuten empfehlen. Weitermachen will ich auf jeden Fall, ich brauche Hilfe. Klinik ist schwer vorstellbar, da ich ein kleines Kind habe und mir eine Trennung über einen längeren Zeitraum nicht vorstellen kann. Eine Freundin, die bereits in einer Klinik war, meinte auch ich bräuchte dort einen klaren, freien Kopf, den ich nur schwer hätte. Denn in Gedanken wäre ich immer bei meinem Kind. Das hat die Therapeutin überhaupt nicht verstanden.

Liebe Grüße Braut10
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katyfel
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von katyfel »

Hallo Braut10,
ich wiederhole mich, aber; das Verhalten deiner Therapeutin geht auch mit diesem "Nachklang" gar nicht. Was für eine respektlose Art und Weise. Und auch die neue Medikation zu besprechen und dann doch nicht zu geben.. weiß ehrlich nicht, was das soll.
Ich hoffe, dass der Termin dort gut wird. Wenn du den schon nächste Woche hast, kannst du ja vielleicht auch bis dahin weiter reduzierern und mit denen dann besprechen, ob Venlafaxin jetzt dran ist oder vielleicht ein anderes Medikament. Obwohl ich es schon so verstanden hatte, dass du dich darauf jetzt eingestellt hattest, oder?!

Empfehlen kann die Ambulanz sicher auch jemanden, hier wird auch vielfach der SPDi genannt als Hilfsmöglichkeit, auch die Kasse müsste dir mind. eine Liste schicken können, was mögliche Therapeuten angeht.

Ich war ja selber mehrfach in Kliniken, und kann deswegen für mich sagen, dass es hilt, eben auch eine "Auszeit" aus dem Alltag zu haben dort, eine intensive Behandlung und eben auch ein Umfeld dort, was trägt.
Gleichzeitig halte ich es auch nicht für sinnvoll, wenn du selber schon weißt und merkst, dass du dich nicht darauf einlassen kannst... dann ergibt das wirklich keinen Sinn- das hätte auch eine gute Therapeutin gemerkt...

Von daher drücke ich dir weiter die Daumen erstmal für diese Woche und dann auch für den Termin dort in der Ambulanz!

Liebe Grüße,
Sinfonia
Lenobia
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Lenobia »

Liebe Braut10,

also ich kann mich noch daran erinnern als ich Zeifel an meiner Therapeutin bekommen habe und nicht wusste ob es mir noch weiter etwas bringt. Naja, ich wusste nicht ganz genau was ich tun sollte also hab ich mich für die SchönKlinik in Hamburg beworben. Und was soll ich sagen? Ich war ein halbes Jahr dort aufgrund von Depressionen und Borderline. Und ich hab mich danach besser gefühlt weil man mir dort wirklich helfen konnte.

Danach war ich wieder bei meiner vertrauten Therapeutin die auch bemerkt hat das sich in meinem eigenen Verhalten mir und anderen gegenüber einiges verändert hat. Seit dem habe ich einen Schritt nach dem anderen machen können und bin froh das ich mich für eine Stationäre Behandlung endschieden habe.

Ich weiß es ist ein großer Schritt aber er ist es wert gegangen zu werden.
Besondere Menschen gibt es wenige, aber wenn du sie findest wirst du schnell merken wie leicht auch deine Seele zu lesen ist.
Zarra
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Zarra »

Liebe Braut10,

ich bin zwar gerade dabei, mich hier etwas rarer zu machen, aber ich mag Dir gerne noch schreiben, ... denn ich kann mir einfach zu gut vorstellen, daß Dich das komplette umgehauen hat ... und Du Dich ziemlich allein fühlst -- vor allem wirkte es so auf mich, daß Du so etwas auf keinen Fall erwartet hättest.

Bei mir hat es sich mit einer Therapeutin auch mal hochgesteigert, doch das kam nicht von ungefähr ... und beide Seiten waren auch noch mal bereit zu schauen ... (und ich war da auch gerade in keinem absoluten Abgrund ...) ... und ich habe dann damals jedenfalls beschlossen, daß ich das SO (!) nicht brauche, daß ich auch nicht sehe, "wo" und "wie" es konstruktiv weitergehen könnte ... Ich hatte dann sogar Bedenkzeit - vielleicht war das auch nur taktisch klug von ihr, um mich nicht absolut vor den Kopf zu stoßen (was sie sonst gesagt hatte, reichte, um eine Therapie mit ihr nicht als hilfreiche Basis zu empfinden - das könnte sie teils auch bewußt eingesetzt haben, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß man das so (!) in dieser Weise (!) einem Patienten sagen sollte laut "konstruktivem Lehrbuch"), keine Ahnung, ob es wirklich gegolten hätte, wenn ich mich daraufhin ernsthaft nochmals gemeldet hätte. Wenn ich in mich ging, mußte ich damals aber einfach feststellen, daß ich nichts vermißte, weil ich da Hoffnung hintrug, aber mit nicht mehr wegging (weder etwas Richtung Lösungsweg, was ich mir sehr erhofft hatte, noch mehr Hoffnung).

Und in Deinem Fall finde ich die Kombi von medikamentöser und Psychotherapie nun doch nicht gut.

Es kann durchaus sein, daß Dein Krankheitsverlauf so ist. Ärzte und Therapeuten sind keine zu 90% wirksamen Wunderheiler und können auch nicht immer helfen. Nichtsdestotrotz würde ich mir irgendwie eine verträglichere Reaktion wünschen. Und irgendetwas wirkt sehr ... hmm, nicht gerade zugunsten dieser Frau. Sch...

Mir wurde ein stationärer Klinikaufenthalt immer eher als Chance "verkauft", um die ich dankbar sein sollte, nicht als "Bestrafung" - irgendwie klingst das (nur für mich?) so bei Dir.

Ein (geplanter, d.h. gewollter) stationärer Therapieaufenthalt ist eine Chance. Aber das muß man wollen - und nicht angeordnet bekommen. Doch vielleicht muß das auch gar nicht sein. ... für mich klang da jetzt jedenfalls nichts absolut zwingend. Und falls das je mal drängender werden sollte: Es gibt auch Kliniken, in die man Kinder auch mitnehmen kann. In welchen Fällen das sinnvoll ist und in welchen man doch lieber andere Wege versucht, ...

----------------
So, akut: Mit Ratschlägen ist es so eine Sache ... Doch Du hast momentan keinen anderen Psychiater und keine andere Psychotherapeutin an der Hand. In diesem Sinne war dann ihr Ratschlag, zu dieser Uni-Ambulanz zu gehen sehr gut - und das würde ich an Deiner Stelle auch tun!! ... schlechter können die fast nicht sein, egal wie sie sind.

Ich drück' Dir ganz fest die Daumen, daß das auf alle Fälle ein guter Termin wird und Du medikamentös etwas klarer siehst.

... und die Reaktionen Deiner Freunde und Bekannten finde ich auch "krass" ... tja ---

Herzlich, Zarra
mime
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von mime »

Hallo Braut10,

brrrr, was war denn das für ein unsäglicher Termin?! Es tut mir echt total leid, dass das Ganze jetzt so eine Wendung genommen hat :shock: - es ist gut, dass du noch eine zweite Anlaufstelle in der Ambulanz hast. Lass dich bitte nicht entmutigen von diesem Erlebnis; vielleicht hatte sich einiges so entwickelt, dass der Vorschlag mit der Klinik usw. unter Umständen auch eine Chance für dich bieten könnte.

Damit möchte ich allerdings die Strategie der Therapeutin definitiv nicht verteidigen, obwohl ich mir auch vorstellen könnte, dass sie die rein ambulante Behandlung nicht längerfristig verantworten kann/darf/soll (keine Ahnung). Dennoch: das hätte man bestimmt besser kommunizieren können (von ihrer Seite aus). Mag sein, dass eine andere Behandlung für dich hilfreicher ist - vor allem, wenn du das Gefühl hast, dass es dir in der Therapie nicht gut ging (du schriebst von "Kleinmachen" usw.); vielleicht ist dann die Beendung der jetzigen Therapie auch eine Möglichkeit des Neuanfangs (einer Behandlung die für dich besser zugeschnitten ist und hilfreicher ist) :roll:.

Ich drücke dir die Daumen für den Termin nächste Woche in der Ambulanz. Vielleicht kannst du dort, nachdem etwas Ruhe in die Sache eingekehrt ist, das Thema Medikamente und ggf. ambulante oder stationäre Weiterbehandlung neu entscheiden; vielleicht ergeben sich auch weitere Perspektiven, Lösungsmöglichkeiten, wie es ggf. mit deinem Kind und einem evtl. Klinikaufenthalt weitergehen kann. Es ist gut, dass du für dich die Ambulanz schon als Notfallplan kontaktiert hattest - sorge für dich gut weiterhin, ja?

Alles Gute wünsche ich dir und viel Kraft für die kommenden Tage. Schön ist jedenfalls, dass du positive Rückmeldungen von Freunden bekommen hast - vielleicht kannst du die Kontakte, die dir guttun, wieder ein bisschen intensivieren.

Liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
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(Dietrich Bonhoeffer)
Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

Hallo an alle,

danke für eure - unterschiedlichen - Rückmeldungen.

Ich bin derzeit durcheinander, so dass ich gar nicht auf alle eure Vorschläge, Gedanken, Ideen eingehen kann, obwohl ich
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Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

jetzt gehts weiter...

gerne tun würde.

Das, was das gestern ablief, ist nicht ok, ob sie jetzt inhaltlich recht hat oder nicht. Es war eine sehr brutale Abfertigung meiner Person, die Therapie hat insgesamt destabilisierend auf mich gewirkt. Damit will ich ihr keine Schuld zuschieben, aber manchmal passt es einfach nicht und das habe ich zu spät bemerkt.

Ich verteufle einen Klinikaufenthalt keineswegs, kann mir wenn dann aber eher eine Mutter-Kind-Klinik vorstellen, da muss ich mich informieren. Da ich mich kenne, weiß ich, dass ich mein Kind in der Klinik fürchterlich vermissen würde und ich mir eine Trennung über mehrere Tage, Wochen nicht vorstellen kann. Mutter-Kind-Kliniken hat die Therapeutin rigoros abgelehnt.

Ich setze nun Hoffnungen in die Ambulanz und Beratung dort. Ja, da ist ein Neuanfang.

Liebe Grüße
Braut10
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mime
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von mime »

Hallo Braut10 :hello:,

das musst du auch gar nicht (auf unsere Beiträge einzeln eingehen) :)! Schaue einfach momentan, was dir gut tut.

Ich drücke dir die Daumen, dass du deinen weiteren Weg machst und Lösungen findest. Es gibt bestimmt auch Möglichkeiten für dich und dein Kind zusammen (da muss man sich zu gegebener Zeit dann erkundigen).

Alles Gute für dich und
liebe Grüße
Mime
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Zarra
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Zarra »

Liebe Braut10,

mir sträuben sich ja die Nackenhaare, wenn ich lese, daß sie etwas - in diesem Fall der Klinikaufenthalt mit Deinem Kind dabei - rigoros abgelehnt hat. So klar ist die Sachlage und vor allem in solch einem Fall seltenst. Sie kann Dir aufzählen, was alles aus ihrer Sicht dagegenspricht - abwägen und entscheiden mußt Du. Und es hängt ja auch noch von den Gegegebenheiten bei Dir und dort vor Ort ab.

Ärzte und Therapeuten können nicht immer eine Verschlechterung abwenden, auch bei anderen Krankheiten nicht; aber sie sollten nicht noch zur weiteren Destabilisierung beitragen, wie das wohl in Deinem Fall geschehen ist. Und gerade im Bereich von psychischer Krankheit kann man das als Patient eben nicht oder nur sehr schlecht erkennen, richtig einschätzen und entsprechend handeln. - Rückmeldungen von Dritten, wie bei Dir geschehen, müssen nicht immer stimmen (gerade Familienangehörige können da durchaus unbewußt eigene "Interessen" haben), doch wenn es aus verschiedenen Richtungen gleichlautend so ausgeht wie bei Dir ...

Das Einzige, was wenigstens für etwas Verantwortungsbewußtsein dieser Frau spricht, ist, daß sie Dich weitervermittelt hat und keinen absoluten Bruch macht.

Ich wünsche Dir, daß Du erst mal gut für Dich sorgen kannst und durch den kommenden andersweitigen Termin wieder etwas Boden unter die Füße bekommst.

Alles Liebe, Zarra
Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

Hallo,

danke für eure guten Wünsche.

Ich muss jetzt- wie ihr richtig schreibt - erst einmal wieder auf die Beine kommen und hoffe, dass mich der Termin in der Ambulanz weiter bringt.

Jetzt kann ich nur sagen, dass ich große Erleichterung verspüre, dass die Therapie dort vorbei ist. Jetzt geht es irgendwie weiter. Ich muss erst einmal wieder zu mir selbst finden, denn sie hat mich schon sehr verunsichert und ich wurde dort zu einer unmündigen Patientin. Meine Persönlichkeit - so mein Umfeld - hat sich in der Zeit dort sehr verändert. Das hat mit der Krankheit zu tun, aber sicher auch mit der Dominanz der Therapeutin. Ich ärgere mich, dass mir das nicht früher aufgefallen ist, obwohl mein Bauch schon länger rebelliert. Sie ist kein Unmensch, aber halt sehr dominant. Eine Therapie im eigentlichen Sinne fand auch gar nicht statt, wir haben ewig über meine Symptome gesprochen, dann über die Medikation, dann hat sie mir von anderen Patienten erzählt (Alarmglocken gingen an, aber nicht laut genug), dann war die Stunde um. Aber ich habe das ja auch lange mitgemacht.

Euch alles Gute!

Liebe Grüße
Braut10
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mime
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von mime »

Hallo Braut10,

da kann ich deine Erleichterung aber sowas von gut verstehen...!! Von anderen Patienten MAL kurz, beispielsweise zu berichten, ist OK, aber nicht, wenn außer Medikamentenabstimmung (psychiatrischer Teil) die Therapie (psychotherapeutischer Teil) nur im Erzählen seitens deiner Therapeutin bestand. Da kann ich auch nur den Kopf schütteln.

Ähm, nein, mache dir da mal keine Vorwürfe, dass du es eher hättest merken müssen. Wie denn? Du bist doch wahrscheinlich auch noch neu auf dem Gebiet, einer dich betreffenden psychiatrischen/psychotherapeutischen Behandlung, und hast möglicherweise auch noch keine Vergleichsmöglichkeiten gehabt.

Ich habe meine (alte) Therapeutin nach 2 Jahren auf Anraten meines Facharztes gewechselt und bin jetzt (auch) bei einer Fachärztin für Psychiatrie u. Psychotherapie und mache dort jetzt die Gesprächstherapie weiter (die medikamentöse Behandlung bleibt beim Facharzt), und "fahre gut" damit. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass mir die Therapie bei der neuen Therapeutin bisher besser helfen konnte als die erste (das lag allerdings auch noch an anderen Umständen, das würde jetzt zu weit führen).

Erst im Vergleich ist mir das aufgefallen, und da hoffe ich für dich SEHR, dass du im weiteren Behandlungsverlauf an GUTE Fachleute gerätst. Diese Art von Dominanz, wie du sie erlebt hast, ist zwar eine ungute Erfahrung für dich, doch vielleicht kannst du bei der nächsten Therapeutenauswahl darauf achten.

Mir ging es im Übrigen einmal ähnlich (ich hatte auch mal ein Klinik-Vorgespräch bei einer ziemlich für mich schwierigen Psychologin, die ebenfalls sehr dominant auf mich wirkte) - es passt halt nicht immer zusammen. Wenn jemand extremen Druck auf mich ausüben würde in der Therapie, liefe bei mir gar nichts mehr (weil ich dann blockiert bin).

Meine (2.) Therapeutin ist (typisch Ärztin) auch ziemlich intensiv auf die Symptomatik eingegangen (das gehört mit zur Anamnese/Krankheitsgeschichte), das legte sich aber dann, nachdem die Medikamentengeschichte (endlich) abgehakt war. Bei dir ist es wohl generell auch nicht so einfach, dich medikamentös einzustellen - möglicherweise konnte unter anderem auch deswegen keine richtige Therapie stattfinden oder es war so, wie hier schon vermutet, dass die Therapeutin mit deinem Krankheitsverlauf an ihre Behandlungsgrenzen gestoßen ist (doch da hätte sie meines Erachtens das anders unf früher an dich zurückmelden müssen).

Es ist jetzt, wie es ist, und es geht weiter bei jemand anderem, das ist sicherlich gut für dich. Ich drücke dir für den Termin in der Ambulanz fest die Daumen.

Liebe Grüße
Mime
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(Dietrich Bonhoeffer)
Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

Hallo Mime,

ich wollte dir unbedingt für deine lieben, aufmunternden Worte danken! Das kann ich im Moment sehr gut gebrauchen!

Da unsere Trennung doch recht schnell ging, schrieb ich der Therapeutin heute einen Brief. Keine Abrechnung, sondern eine Verabschiedung, die es noch gebraucht hat.

Liebe Grüße
Braut10
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mime
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von mime »

Hallo Braut,

das mit dem Brief finde ich eine gute Idee, dann hat das Ganze irgendwie doch einen Abschluss. Wie geht es dir jetzt damit (ich meine, als du den Brief geschrieben hast, hast du ihn schon abgeschickt)? Rechnest du noch mit irgendeiner Reaktion seitens der Therapeutin?

Meine Therapeutin hat in den Vertragsbedingungen im Behandlungsvertrag stehen, dass zumindest noch eine Stunde (als Abschlussgespräch) stattfinden soll, ich denke, dass das auch sinnvoll ist. Da dir diese Stunde nicht möglich war, hast du sie quasi durch den Brief ersetzt - ich hoffe sehr für dich, dass du das Ganze dann für dich in Ruhe abschließen kannst.

Liebe Grüße und danke auch für deine netten Worte an mich
Mime
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(Dietrich Bonhoeffer)
Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

Hallo Mime,

ja, der Brief war eine riesengroße Erleichterung. Ich habe im Brief sehr deutlich gemacht, dass es sich um meine Verabschiedung handelt und ich kein weiteres Gespräch mehr wünsche / brauche. Vielleicht ist das feige, prinzipiell finde ich ein klares Ende auch schöner und besser. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, noch einen Fuß in die Praxis zu setzen. Ich habe ein Jahr lang versäumt meine Wünsche / Bedürfnisse zu artikulieren, jetzt endlich konnte ich es. Zwar nur schriftlich, aber damit ist dem ein Ende gesetzt.

Seltsamerweise geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr...

Danke, Mime, für deine liebe Begleitung in diesem Forum, das tat gut!
Liebe Grüße und die allerbesten Wünsche für dich
Braut 10
Was wenn alles gut wird.
katyfel
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von katyfel »

Hallo Braut10,

ich finde das mit dem Brief gar nciht feige oder blöd. Mir kommt es eher vor, wie ein gutes Für-dich-sorgen... Ein Gespräch wäre nicht mehr gegangen, aber du schleichst dich nicht davon.
Auch dass es dir damit jetzt gut geht, ist m.E. ein sicheres Zeichen dafür, dass dieser Abschluss gut war, aber auch wichtig, dass es zuende ist, wie es mir scheint.
Ich hoffe, dass es für dich gut weitergeht!

Liebe Grüße,
Sinfonia
Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

Liebe Sinfonia,

auch dir vielen lieben Dank für die wohltuenden Rückmeldungen in diesem Thread, die ich als sehr hilfreich empfand.

Ich wünsche dir auch für deine Zukunft von Herzen das Allerbeste!
Liebe Grüße Braut 10
Was wenn alles gut wird.
mime
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von mime »

Hallo Braut10,

vielen Dank für deine Worte :).

Die Sache mit dem Brief finde ich ebenfalls gut (das könnte ich gewesen sein ;)) - so hast du einen Abschluss für dich, und konntest der Therapeutin deine abschließenden Gedanken noch kundtun (daran sieht sie auch, dass du das Ganze nicht auf die leichte Schulter nimmst, sondern dir Gedanken gemacht hast). Briefe, die ich meinen Behandlern geschrieben habe, kamen immer gut an, insofern kann das durchaus auch als postive Lösung gewertet werden, dass du geschrieben hast.

Alles Gute für dich und Daumendrückgrüße für den Ambulanztermin.

Liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
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(Dietrich Bonhoeffer)
Braut10
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von Braut10 »

Liebe Mime,

vielen Dank!

Liebe Grüße und auch dir alles Gute!
Braut10
Was wenn alles gut wird.
IsabellDre
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von IsabellDre »

Ich denke, dass das völlig gesund ist, seinen Therapeuten auch mal in Frage zu stellen, immerhin sind es auch nur Menschen
bingo123

Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von bingo123 »

Hi,

ich möchte auch kurz etwas zu der Thematik sagen, da ich ähnliche "Probleme" innerhalb einer Therapie erfahren habe.

Ich denke, dass eine Zusammenkunft von Psychotherapeut und Patient nur auf einer Vertrauensbasis funktionieren kann. Die Grenze der Schutzmauer, die jeder Mensch hat, ist bei jedem individuell. Die einen Vertrauen schnell, die anderen nicht.

Es kann recht mühselig sein, seinem Psychotherapeuten vertrauen zu können. Das liegt meiner Meinung nach, in den schlechten Erfahrungen die in der Vergangenheit/Kindheit liegen zu tun.

Wichtig empfinde ich, dass wenn Unstimmigkeiten aufkommen; auch angesprochen werden sollten.
Ohne ein Feedback vom Patienten an den Therapeuten, kann es sein, dass aneinander vorbei
geredet wird. Was zur Folge hat, dass der Patient an der Kompetenz des Therapeuten zweifelt.

Eine gewisse Grundhaltung setze ich voraus. Ein Therapeut sollte niemals genervt sein, seine persönliche Meinung in den Vordergrund setzen oder den Patienten in irgendeine Richtung drängen, die ihm nicht bekommt.

Mir hat es geholfen, Unstimmigkeiten in Form einer Mail an meinen Therapeuten zu senden.

In Momenten (innerhalb einer Therapiestunde), als ich mich als Patient unwohl fühlte, habe ich mich verschlossen, es war mir nicht möglich direkt zu antworten. Mein Körper (bzw. das Gehirn) hat in diesen Momenten völlig unbewusst und in Bruchteilen einer Sekunden in Form von somatischen Symptomen / Emotionalen Veränderungen, wie durch Schüchternheit, reagiert.

Wichtig ist, sich dem Sinn einer Therapie bewusst zu machen. Kein Zuckerschlecken, bin ich der Meinung!

Wie ein Mensch, mit seinem Therapeuten zusammen arbeitet, hängt stark vom Patienten ab. Ein Therapeut ist keine Allmacht, er/sie kann uns Begleiten Dinge zu erkennen, sich Lebensumständen bewusster zu machen.

Soweit erst einmal.. ;)
John4155
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Re: Habt ihr schon mal euren Therapeuten in Frage gestellt?

Beitrag von John4155 »

Hallo Braut10,

was Du über Deine Therapeutin und ihr Verhalten schreibst entsetzt mich. Anscheinend weis sie nicht weiter und schiebt Dir dann die Verantwortung zu. Von Therapieresistenz zu sprechen ist Schwachsinn. Es gibt leider viele nicht so gute Therapeuten. Ich spreche da aus Erfahrung. Ausserdem können auch Psychotherapien Nebenwirkungen haben. Ich wünsche Dir viel Glück und Beharrlichkeit bei der Suche nach einer passenden Therapieform und einer passenden Therapeutin.

LG :hello:
Viele Grüße

John
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