VergnügungsSUCHT

sam1960
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VergnügungsSUCHT

Beitrag von sam1960 »

Manchmal stelle ich mir die Frage, ob es eine Vergnügungssucht gibt. Kann das Verlangen nach Vergnügen zur Sucht werden?

Bei mir ist es oft so, dass ich, wenn ich etwas Positives erlebe, hinterher in ein tiefes Loch falle, das schon fast einem Entzug gleicht.

So war ich letztens auf einer Karnevalsveranstaltung. Nachdem ich mich überwunden hatte, dorthin zu gehen, fand ich es richtig amüsant und ich konnte dort den Alltagsstress vergessen.
Als dann gegen halb drei morgens die Veranstaltung zu Ende war, da holte mich die Realität wieder ein. Es war für mich wie ein Abschied, so als wäre ein geliebter Mensch gegangen.

Ich verfalle dann in eine Art traurige Stimmung, und ich könnte manchmal heulen.
Am liebsten würde ich diese Feier am nächsten Tag nochmals besuchen (wenn’s sie denn gäbe) Es ist schon fast wie ein Entzug.
Das ist manchmal so schlimm, dass ich den ganzen Tag danach in Erinnerungen schwelge, und darüber grübele, dass ich die Zeit zurückdrehen möchte, um das Glücksgefühl zurückzuholen.
Ich bin dann zu nichts zu gebrauchen, möchte nur meine Ruhe haben, und das hat nichts mit körperlicher Katerstimmung zu tun.

So war bis vor einigen Jahren bei mir in der Nähe regelmäßig eine Ü30 Party.
Die konnte ich auch zu Fuß erreichen, was es mir ermöglichte ein paar Bier zu trinken um noch bessere Laune zu bekommen.
Leider wurde die letzte Veranstaltung abgesagt, was in mir ein tiefes Loch aufriss.
Mir war regelrecht zum Heulen, Ich glaube so fühlt sich auch ein Junkie, wenn sein Dealer nicht mehr liefert. Ich war über mich selbst entsetzt, was die Absage dieser Veranstaltung in mir bewirkte.
So ist es mittlerweile immer öfter. Wenn ich etwas Positives erlebe, dann kann ich nicht mehr davon ablassen, ich brauche dann weiteren „Stoff“ um nicht psychisch abzustürzen.

So auch nach dem Urlaub wenn ich wieder arbeiten muss.

Das dauert dann mitunter bis zu einer Woche, oder länger, bis meine Entzugserscheinungen vorbei sind.
Meine schönsten Erlebnisse habe ich wenn ich mit Alkohol in Stimmung bin, wenn ich bei einer Musikveranstaltung bin, oder in der Natur. Wobei die Intensität der Wirkung genau in der Reihenfolge erfolgt.

.....und hinterher kommt immer der brutale Absturz.
Nun ist es zum Glück so, dass bei mir der Verstand stärker ist, als das Suchtgefühl und ich daher z.B. nicht in Alkoholismus verfalle. Fakt ist aber dass es mir in den besagten drei Zuständen meist richtig gut geht und ich meine Depri, meine Sorgen etc. vergesse oder verdränge.

Auch in der Natur, z.B. im Urlaub, da kann ich mich stundenlang an der Landschaft erfreuen. ich inhaliere regelrecht die Stille, die Ruhe, den Eindruck, den die Bergwelt auf mich ausübt.
Auf jeden Fall tut sich bei mir jedes Mal, wenn das Vergnügen zu Ende ist, ein tiefes Loch auf, und ich fühle mich ganz unten, möchte mich am liebsten verkriechen, bis die Entzugssymptome vorbei sind. Das führt z.B. auch bei der Arbeit zu extrem schlechter Laune, fehlender Motivation etc. bis hin zu körperlichen Symptomen wie Magenschmerzen.

Gibt es bei euch ähnliche Erfahrungen?

Mittlerweile ist es sogar oft schon montags so, wenn das Wochenende vorbei ist, genau genommen schon Sonntagsabends.

Für mich ist jeder Montag ist wie ein kleiner Tod, der unaufhaltsam aber bestimmt auf einen Zukommt, den man nicht verhindern kann.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Shehari

Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Shehari »

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Zuletzt geändert von Shehari am 17. Feb 2015, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
qwertzuiop

Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von qwertzuiop »

@sam1960

ja gibt es nennt sich hedonismus.

so wie du das bei dir beschreibst drängt sich mir der verdacht von etwas aus dem bipolaren bereich auf. auch wenn es dort zu diesen high and lows eher unvermittelt kommt.
was unterscheidet den die aktivitäten die die highs verursachen, von den lows? umgebung, zeit, menschen, gps-koordinaten?
sam1960
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von sam1960 »

qwertzuiop hat geschrieben:@sam1960

ja gibt es nennt sich hedonismus.

so wie du das bei dir beschreibst drängt sich mir der verdacht von etwas aus dem bipolaren bereich auf. auch wenn es dort zu diesen high and lows eher unvermittelt kommt.
was unterscheidet den die aktivitäten die die highs verursachen, von den lows? umgebung, zeit, menschen, gps-koordinaten?
Ich würde es mal so beschreiben
Das Leben eines „normalen“ Menschen spielt sich um einen Nullpunkt ab, wobei positive, schöne Erlebnisse nach oben auf +10 ausschlagen. Und negative Ergebnisse nach unten auf -10 ausschlagen.
Dabei zehren die „Normalen“ von den positiven Erlebnissen, die wie ein Speicher, ein Puffer fungieren. z.B. nach einem Urlaub nach einer Feier etc. ist eine „Nachfreude", eine Erinnerung, von der man zehren kann, bis der Level wieder auf null oder unter null rutscht.
Das kann man vergleichen mit der Erholung, die einem ein Urlaub bringt, und von der man noch eine Weile zehren kann. Bei mir fehlt die Phase der Erholung nach einem Urlaub gänzlich. Mit dem Tag des Urlaubsendes fühle ich mich wieder voll im Trott integriert. Mit dem Tag des Urlaubsendes reißt das Glücksgefühl abrupt ab.

Bei mir ist es so, dass der Level gleich auf – 10 abfällt, wenn das Glückserlebnis endet. Das ist wie eine Erwartungshaltung, dass dies das Leben ist, das ich mir wünsche und ich leider in ein reales Leben zurück muss.

Wie wenn man ein Stück Kuchen gegessen hat und sich anschließen wieder mit trockenem Brot begnügen muss.

Ich vergleiche es bei mir immer mit einem Schwimmer, der sich durch hohe Wellen kämpfen muss, bis er endlich eine rettende Insel erreicht. Der aber weiß, dass er am Ende der Insel wieder in die tosende See muss, und schwimmen muss, bis er die nächste Insel erreicht.
Die „High“ habe ich immer wenn ich über mein Leben selbst bestimmen kann. und die „Lows“ wenn andere mein Leben diktieren, z.B. im Job.

Hier ist der jeweilige Beginn dieser Zustände, also Montag=Wochenanfang bzw. morgens früh=Arbeitsanfang das „Low“ besonders tief im Keller.
Und gaaanz tief ist es wenn ich Urlaub, eine Veranstaltung etc. erlebt habe und diese zuende geht oder ist. Dann will ich nicht loslassen von diesem Glücksgefühl.

Ich denke mit den GPS-Koordinaten hat das weniger zu tun. Wobei ich hier differenziere zwischen Orten wo ich mich wohlfühle, wie etwa Urlaub, Berge, meine 4 Wände, und dem negativen Gegenpol, mein Arbeitsplatz.

Zum Hedonismus habe ich folgendes gefunden:
Was hat man sich darunter vorzustellen?
Wenn man 85 ist und sein Leben Revue passieren lässt, sollte man zu dem Schluss kommen: Ich habe im Wesentlichen meine Möglichkeiten genutzt und mein Leben nicht verschwendet, ich habe Sinnvolles getan und das, was mir die Natur an Talenten und Möglichkeiten zugestanden hat, habe ich ausgenützt. Das ist die essenzielle Idee des Hedonismus.
Quelle:http://www.tagesspiegel.de/wissen/hedon ... 40968.html

Ich würde sagen, dass dies im weitesten Sinne auf mich zutrifft.
des Weiteren habe ich gefunden:
Mit dem Substantiv Hedonismus wird das Streben nach Genuss oder Sinneslust umschrieben. Es wird ferner in der Philosophie für eine Grundeinstellung verwendet, welche sich nach den Genusssüchten des Lebens orientiert. Demnach sei das Bestreben nach Genuss das höchste Ziel im Leben.
Quelle: http://neueswort.de/hedonismus/

Ich strebe nicht nach Genuss und Sinneslust, ich falle nur in ein Loch, wenn diese "Genüsse" enden. Mein „Delta“ zwischen hoch und tief ist bei mir wahrscheinlich stärker ausgeprägt, insbesondere der Augenblick des Sturzes von oben nach unten ist sehr schmerzhaft.

Außerdem kommen diese Hoch-Tiefs nicht unvermittelt sondern sind immer an real stattfindende Ereignisse bzw. Erlebnisse gekoppelt, die entweder positiv oder negativ polarisieren.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
toni07

Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von toni07 »

Lieber sam, das kenne ich nur zu gut.
Ich fühle mich ganz unten....denke nach ( ich bin sexsuechtig, meine diagnose) das nächste was ich anstrebe, ist ein pornokino. Und dann denke ich, dass darfst du nicht. Und wenn ich es dann doch tue, und habe womöglich Spass dabei, bleibt und wird immer wiederbelebt, ich Arschloch, hast deine Triebe nicht im griff, tust etwas, was dir Spass macht und fuehlst dich hinterher elend.
Von daher bleibe ich lieber zu Hause, ich weiss, wie es sich später anfühlt, und ich fühle mich beschnitten. Weiss nicht mehr, was mir gut tut, ohne ein schlechtes Gewissen.
LG, Ludger
Botus
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Botus »

Ich kann Sucht nach Sex oder Feiern oder Alk oder Drogen (was auch immer...) nicht selber nachvollziehen, weil ich das alles nicht so prall finde. Ich habe es ja auch nicht so mit anderen Sachen, wie z.B. Geld oder Rangordnungen oder Status. Ablehnung stürzt mich nicht in die Tiefe. Annahme hebt mich nicht in den Himmel. Keine Ahnung wieso, aber diese ganzen Sachen wirken irgendwie nicht so extrem bei mir.

Vielleicht liegt darin ja auch ein alternativer Lösungsansatz. Statt gegen die Sucht zu kämpfen, könnte man ersatzweise daran arbeiten, die jeweiligen Sachen einfach weniger gut zu finden.

Könnte man sich beispielsweise selbst beobachten, wie man wie ein Passagier quasi hilflos im Fahrstuhl rauf- und runter jagt, wäre man vielleicht schon kuriert, denn ein schöner Anblick ist das sicher nicht.

Man will sich ja schließlich selber mögen. Der Respekt vor sich selbst ist genauso wichtig. Der Wunsch nach Selbstbestimmung ist vielleicht sogar das Wichtigste.

Wenn mir irgendwas oder irgendwer diese wichtigen Dinge vereiteln will, finde ich die Sache oder die Person nicht mehr gut. Mein Geschmack ordnet sich den "übergeordneten Wünschen" dann sozusagen unter.

Ich denke, das kann man üben. So schlimm, wie es sich anhört, ist es auch gar nicht, weil man ja im Gegenzug etwas "Großes" dafür zurück erhält, das in einem ist.
qwertzuiop

Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von qwertzuiop »

@sam1960

"Ich strebe nicht nach Genuss und Sinneslust,"
doch tust du wie alle anderen auch. hedonismus ist die übertreibung dieser erfahrungen, alles andere wird unwichtig und ggf wird diesem ziel alles untergeordnet. alles auch das eigene und fremde wohlergehen.
das was mich auf diese idee bringt ist, dass nur das extreme für dich positive besetzt zu sein scheint. normales eher nicht.

du beschreibst nur ausnahmen als positive. was ist mit dem alltag ist der auch bei -10?
wenn dein job dich runter drückt, solltest du ihn wechseln oder einen erfüllendere zusatztätigkeit finden.
biochemisch würde ich wieder auf die bipolaren verweisen es gibt einige medis die das auf und ab dämpfen, allerdings auch auf kosten der highs.
psychotherapeutisch müsste da auch was zu machen sein.
toni07

Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von toni07 »

@qwertzuiop
Ja es gibt Medikamente , psychische Störungen wie bipolare, es ist furchtbar, glaube mir, und auch diese Kombination von verschiedenen media, ich leide an anhedonie. Null Bock auf gar nix. Glaube mir, kein erstebenswerter zustand
LG, ludger
qwertzuiop

Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von qwertzuiop »

@toni07

"Glaube mir, kein erstebenswerter zustand"
ach ersthaft
http://www.diskussionsforum-depression. ... ie#p458194" onclick="window.open(this.href);return false;
ironie off
sam1960
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von sam1960 »

Dobermann hat geschrieben: Vielleicht liegt darin ja auch ein alternativer Lösungsansatz. Statt gegen die Sucht zu kämpfen, könnte man ersatzweise daran arbeiten, die jeweiligen Sachen einfach weniger gut zu finden.
Wenn ich deinen Ansatz richtig verstehe, dann bedeutetet das, dass ich die „High´s“ nicht mehr so intensiv zulassen darf.
Mein „Gefühlspegel“ würde dann nicht mehr zwischen -10 und +10 schwanken sondern nur noch zwischen -10 und +5

Sorry, aber warum soll ich mir denn ausgerechnet die angenehmen Dinge des Lebens verwehren.
Warum soll ich mein Lieblingsessen versalzen, nur damit ich das nächste Mal nicht mehr so einen Appetit darauf habe?
Was wäre das Leben ohne die „High´s“ ? Wie bereits (anderswo) gesagt: dann kann ich mich doch gleich den Haien zum Fraß vorwerfen.
Dann sollte ich doch lieber daran arbeiten dass die „Low´s“ nicht so extrem ausfallen, also mein Leben nur noch zwischen +10 und -5 pendelt.
Das würde mir doch viel mehr Lebensqualität bringen.
Dann stellt sich natürlich die nächste Frage, wie ich das ganze umsetzen kann.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Botus
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Botus »

Ich meinte das eigentlich anders. Mal ein Beispiel...

Früher war ich auf Wolke Sieben, wenn ich eine tolle Frau kennen lernte und mit ihr zusammen kam. Wenn sich diesbezüglich nichts tat oder sich sogar über längere Zeiträume nichts ergab, fühlte ich mich gegenteilig. Ich sah dann auch andere Dinge negativ. Es kam dann eins zum anderen. Man denkt, man sei irgendwie hässlich geworden. Man denkt auch: "Scheiße, alle anderen sind was, nur Du nicht." Man zählt seine Haare. Wie lange hat man wohl noch... Dann lernt man irgendwann eine süße Frau kennen und alles ist wieder super.

Irgendwann stellte ich mir die Frage, was denn nun eigentlich so toll daran ist. Ich will das nicht im Einzelnen schildern. Nur so viel: Ich habe mir die weniger schönen Anblicke, die oft angetroffenen Umstände und auch die Erlebnisse in diesem Zusammenhang sehr bewusst gemacht.

Der Zauber verlor sich dann allmählich. Ich sah es nicht mehr als erstrebenswert an. Da war ich Mitte / Ende 20.

In der Summe war es aber kein Verlust, weil die neu gewonnene Freiheit im Kopf viel freien Platz im selbigen schaffte. Ich bin fortan Dinge angegangen, die viel tiefer saßen und viel wichtiger waren. Beispielsweise habe ich im Zuge dessen mein berufliches Dauerproblem gelöst. Ich war nicht mehr passiv, wie vorher, bin nicht mehr in Ersatzbefriedigungen geflüchtet, sondern habe konsequent meinen Job gekündigt und mich selbständig gemacht.

Ich habe mich später auch von weiteren Sachen gelöst, wie etwa dem Weggehen am Wochenende. Aber das war kein Verzicht, denn dafür holte ich mir ein großes altes ziemlich kaputtes Segelboot, das ich selbst restaurierte. Ein Kindheitstraum.

Es geht nicht darum, zu verzichten, sondern vielmehr darum, sich von oberflächlichen Vergnügungen zu befreien, um die wirklich tief sitzenden, bedeutenden Dinge anzugehen. In meinem Fall hat sich das mehr als gelohnt. Aus dem Blickwinkel dieser Erfahrungen interessiert mich Verschiedenes, das für die meisten gleichaltrigen Männer heute extrem wichtig ist, nicht besonders. Ich bin quasi über die Sachen weg. Weil ich darüber sehr froh bin, versuche ich das auch anderen zu empfehlen.

Viele Grüße vom Dobi
sam1960
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von sam1960 »

Dobermann hat geschrieben:Ich meinte das eigentlich anders. Mal ein Beispiel...

Früher war ich auf Wolke Sieben, wenn ich eine tolle Frau kennen lernte und mit ihr zusammen kam. Wenn sich diesbezüglich nichts tat oder sich sogar über längere Zeiträume nichts ergab, fühlte ich mich gegenteilig. Ich sah dann auch andere Dinge negativ. Es kam dann eins zum anderen. Man denkt, man sei irgendwie hässlich geworden. Man denkt auch: "Scheiße, alle anderen sind was, nur Du nicht." Man zählt seine Haare. Wie lange hat man wohl noch... Dann lernt man irgendwann eine süße Frau kennen und alles ist wieder super.

jetzt habe ich dich verstanden.
hoffe ich zumindest.
Du hast die Erwartungshaltung zurückgeschraubt.

Wenn man wenig erwartet, dann ist es leichter die Erwartungen zu erfüllen oder zu übertreffen, als wenn man viel erwartet. Erwartet man z.B. von einer Frau nichts und es ergibt sich dann doch etwas, dann ist es positiver als wäre es genau umgekehrt.
In der Summe war es aber kein Verlust, weil die neu gewonnene Freiheit im Kopf viel freien Platz im selbigen schaffte. Ich bin fortan Dinge angegangen, die viel tiefer saßen und viel wichtiger waren.
Auch diese Dinge habe ich nicht aus dem Blickfeld verloren, wie etwa die Renovierung meines Hauses, womit ich mir mein Reich, nach meinen Wünschen schaffe, meine Insel zum Wohlfühlen.
Ich habe mich später auch von weiteren Sachen gelöst, wie etwa dem Weggehen am Wochenende. Aber das war kein Verzicht, denn dafür holte ich mir ein großes altes ziemlich kaputtes Segelboot, das ich selbst restaurierte. Ein Kindheitstraum.
Hier ist es bei mir genau umgekehrt.
Wenn ich so einige Wochenenden in meinem Haus „geschaffen“ habe, dann ist es mal wieder eine willkommene Abwechslung mal ein Wochenende zu Feiern. Auch wenn es nur ca. 4-mal Jährlich ist, das gönn ich mir. Leider sind die Veranstaltungen viel zu schnell vorbei und es dauert sooo lange bis zum nächsten Mal.
Mit dem Urlaub ist es ebenso. Ich genieße den Urlaub, ich sauge die Eindrücke regelrecht in mich auf, ich versuche mir ein inneres Bild zu machen, dass dann als Erinnerung bestehen bleibt. Und nach dem Urlaub bleibt dann nur die Hoffnung und die Vorfreude auf den nächsten Urlaub. Und die Zeit scheint dann nicht zu vergehen, und wenn dann der nächste Urlaub wieder da ist, dann ist er auch gleich wieder vorbei.
Hoffnung deshalb, weil, wenn man in die Zeitung schaut, dann kommen die „Einschläge“ immer näher. Todesfälle bei Menschen meines Alters nehmen immer mehr zu. Ich sagte bereits, dass ich manchmal regelrecht Ängste vor´m Sterben habe. Und da ist dann die Hoffnung, den nächsten Urlaub noch erleben zu dürfen.
Und darum möchte ich heute leben und etwas erleben, denn was morgen ist, das kann uns niemand sagen. Und zum Erleben gehört auch, dass man mal etwas Anspruchsloses, oberflächiges macht, was nur die Glückshormone beflügelt

Es geht nicht darum, zu verzichten, sondern vielmehr darum, sich von oberflächlichen Vergnügungen zu befreien, um die wirklich tief sitzenden, bedeutenden Dinge anzugehen. In meinem Fall hat sich das mehr als gelohnt.
Was ist hier oberflächlich? Ist der Wunsch, mal einfach abzutauchen und sich von Musik "bedudeln" lassen oberflächlich? Sicher es erfordert keinen hohen Anspruch, aber das ist für mich Erholung pur.
Ich könnte es nicht jeden Tag „ertragen“ denn wer möchte schon von Sonntag bis Samstag seine Leibspeise essen, aber der langfristige Verzicht macht nach einiger Zeit wieder intensiven Appetit darauf.

Aus dem Blickwinkel dieser Erfahrungen interessiert mich Verschiedenes, das für die meisten gleichaltrigen Männer heute extrem wichtig ist, nicht besonders. Ich bin quasi über die Sachen weg. Weil ich darüber sehr froh bin, versuche ich das auch anderen zu empfehlen.
Auch hier stimme ich dir zu.
Ich bin nicht besonders materiell eingestellt, sondern eher praktisch.
So fahre ich z.B. einen Kleinwagen, denn ich brauche kein Statussymbol. Was nützt mir ein rollendes Wohnzimmer, wenn ich mit der „Riesenkarre“ keinen Parkplatz finde. Mit meinem kleinen „Ding“ finde ich Platz in der kleinsten Lücke und das ist für mich Luxus.
Ich verabscheu z.B. Schmuck. Das ist das unpraktischste und nutzloseste was es für mich gibt. Meine Uhr von Conrad Elektronik für damals 15 € zeigt mir ebenso gut die Zeit, und sogar funkgesteuert, geht also immer genau. Das ist für mich Luxus.

Es kommt immer auf die Prioritäten an.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Jamba
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Jamba »

Hallo,

Ich habe eine bipolare Störung und würde dir raten, mal zu deinem Arzt zu gehen und ihm dieses schnelle hin und her beschreiben. Ich habe ein Medikament, das diese extremen Stimmungsschwankungen ein wenig ausgleicht. Soll nicht heißen, dass man schönes nicht mehr genießen kann! Aber dann ist der Übergang von einer manischen in eine depressive Phase nicht so heftig.

Ich hatte aber bisher eine Manie nur über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen, gefolgt von mehreren Wochen Tiefphase. Vielleicht ist das bei dir ähnlich, nur in kürzeren Abständen?

In der Manie hab ich den Drang möglichst viel zu unternehmen, Spaß zu haben, zu feiern und trinken. Auch in Bezug auf Sex viel Neues auszuprobieren. Meine Gefühle spielen total verrückt, und ich fühle mich ständig unruhig und getrieben.

Vielleicht helfen dir meine Erfahrungen ein bisserl.

Gruß, die Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Botus
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Botus »

Hallo Sam,

meine Mutter hatte Probleme mit ihrer Kindheit, bzw. der Stiefmutter. Mein Vater war auch ein Produkt seiner Kindheit, er hatte ein Problem mit seiner Mutter. Als beide heirateten, sollte das ein Ende haben, aber nun hatten beide ein gleich großes Problem miteinander. Als sie sich scheiden ließen, hatte mein Vater ein noch größeres Problem mit meiner Mutter. Die wiederum hatte damit ein großes Problem und zudem auch große Probleme mit ihrem neuen Partner. Und so weiter und so fort...

Ich empfand das als Lebensverschwendung, denn schließlich hätte man seine wertvolle Lebenszeit ja auch mit Schönem verbringen können. Ich musste alles Schöne immer allein machen. Meine Eltern waren für Schönes jeder Art nicht zu begeistern. Ihre gesamte Zeit ging für Negatives drauf, das eigentlich schon längst Vergangenheit war.

Als ich irgendwann endlich erwachsen war, glaubte ich, das sei nun endlich zu Ende. Aber es ging genauso weiter. Man verstand sich z.B. toll mit Freundinnen, es gab nie ein Problem, die Perspektiven für Schönes waren grenzenlos, aber Unbeschwertes war irgendwie nie möglich. Irgendwas war immer. Und das war nicht innen, sondern kam von außen. Es lag nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Man wollte oder konnte es nicht abstellen. Da konnte ich so viel beraten, wie ich will. Ich stand -wie schon als Kind- meist vor der Wahl, entweder mitzuleiden oder Schönes allein zu machen.

Weil nie die Möglichkeit bestand, das Leben einfach nur zu genießen, hat sich bei mir im Laufe des Lebens ein großer diesbezüglicher Nachholbedarf ergeben. Ich habe deshalb mein Leben damals radikal umgestellt und einen Riesenbogen um solche Sachen gemacht. In den Folgejahren habe ich erstmalig richtig gelebt. Das war einfach nur geil. Das Leben bietet so viel Schönes. (Vergnügungssucht mal ganz anders...)

Leider war das nach einigen Jahren abrupt zu Ende. Ich habe seitdem wieder das andere. Alles ist perfekt, es gibt objektiv null Probleme. Aber das Leben besteht ausschließlich aus "er hat das gesagt" oder "er hat das gemacht". Ich habe das nun eine halbe Ewigkeit mitgemacht. Meine Partnerin möchte ihn um jeden Preis lebenslang als "mächtig" ansehen sich lebenslang seine Beschimpfungen und Drohungen, immer mit dem obligatorischen Weinkrampf am Ende, anhören.

Aus diesem Grund ist mein Nachholbedarf nach Leben heute größer den je. Die Dinge, nach denen ich mich sehne, werden von den Protagonisten als oberflächlich bezeichnet, als nicht wichtig. Sie sagen, andere Dinge seien im Leben wichtig. Von diesen Sachen habe ich aber echt genug. Ich möchte endlich (wieder) die schönen Sachen machen, die das Leben bietet. Ich möchte nicht mehr belastet werden, weil andere Probleme miteinander haben.

Jeder hat halt seine Geschichte. In meinem Leben waren immer Probleme dominierend, die andere mit anderen hatten. Mein Einfluss darauf war jeweils Null. Von mir wurde quasi erwartet, dass ich passiv mitleide.

Dazu war ich aber schon als Grundschüler nicht bereit. Ich litt nicht mit. Statt dessen versuchte ich, mich ohne Eltern und ohne Mitgliedsbeitrag nach der Schule bei den Seglern einzuschmuggeln, denn da wollte ich hin. Das ist mir auch gelungen. Sie haben den kleinen Jungen, der da immer am Zaun stand, bei sich aufgenommen. Ich habe mir mein schönes Leben selber geholt. Schon als Kind.

Meine "Vergnügungssucht" sieht so aus, dass ich süchtig nach Normalität bin. Es ist egal, was ich gerade tue. Ich finde selbst Belangloses gut, sofern es nicht davon überschattet wird, was irgendein Dritter wieder gesagt oder getan hat. Weihnachten waren die Voraussetzungen perfekt. Ich habe mich echt drauf gefreut. Aber die gesamte Runde war tagelang düster drauf, weil meine Partnerin und ihre Schwester sich beide (!) von ihrer Mutter so behandelt fühlten, als würde die eine der anderen bevorzugt werden. Beide fühlten sich auch zu unrecht bei der Kindererziehung kritisiert. Das war`s dann mit Weihnachten.

Ich hätte diese Tage gerne genossen und Schönes erlebt, aber es ist immer das selbe. Nächstes Weihnachten hole ich mir ein Ticket und düse in in die USA. Wäre das jetzt Vergnügungssucht oder einfach nur der Wunsch nach Leben, nach Normalität :?:

Viele Grüße vom Dobi :hello:
sam1960
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von sam1960 »

Dobermann hat geschrieben:Hallo Sam,
Ich empfand das als Lebensverschwendung, denn schließlich hätte man seine wertvolle Lebenszeit ja auch mit Schönem verbringen können. Ich musste alles Schöne immer allein machen. Meine Eltern waren für Schönes jeder Art nicht zu begeistern. Ihre gesamte Zeit ging für Negatives drauf, das eigentlich schon längst Vergangenheit war.
ich stelle mir manchmal die Frage, was wäre, wenn man die schlechten Momente einfach aus dem Leben herausschneiden könnte. So wie man aus einem Film die negativen Szenen einfach herausschneiden könnte. Der Nachteil wäre natürlich, dass aus einem ursprünglich 2 Stunden dauernden Film ein möglicher weise nur noch einstündiger Film zusammengeschnitten würde. Auf das Leben bezogen würde dies bedeuten dass aus einer Lebenserwartung von angenommen 80 Jahren mit Höhen und Tiefen eine Lebenserwartung von angenommen 50 Jahren würde, die ausschließlich aus Höhen bestehen würde.
Dies Frage habe ich mir schon öfter gestellt und bin bisher immer zu dem Ergebnis gekommen, dass ich auf keines meiner Lebensjahre verzichten möchte.
Aber manch anderer würde das Angebot sofort annehmen.
Weil nie die Möglichkeit bestand, das Leben einfach nur zu genießen, hat sich bei mir im Laufe des Lebens ein großer diesbezüglicher Nachholbedarf ergeben. Ich habe deshalb mein Leben damals radikal umgestellt und einen Riesenbogen um solche Sachen gemacht. In den Folgejahren habe ich erstmalig richtig gelebt. Das war einfach nur geil. Das Leben bietet so viel Schönes. (Vergnügungssucht mal ganz anders...)
......
Aus diesem Grund ist mein Nachholbedarf nach Leben heute größer den je. Die Dinge, nach denen ich mich sehne, werden von den Protagonisten als oberflächlich bezeichnet, als nicht wichtig. Sie sagen, andere Dinge seien im Leben wichtig. Von diesen Sachen habe ich aber echt genug. Ich möchte endlich (wieder) die schönen Sachen machen, die das Leben bietet. Ich möchte nicht mehr belastet werden, weil andere Probleme miteinander haben.
Ich denke, wie sind einfach dazu erzogen uns perfekt in die Gesellschaft zu integrieren. Da ist Egoismus und Vergnügungssucht von vornherein ausgeschlossen.

Meine "Vergnügungssucht" sieht so aus, dass ich süchtig nach Normalität bin. Es ist egal, was ich gerade tue.
.....
Ich hätte diese Tage gerne genossen und Schönes erlebt, aber es ist immer das selbe. Nächstes Weihnachten hole ich mir ein Ticket und düse in in die USA. Wäre das jetzt Vergnügungssucht oder einfach nur der Wunsch nach Leben, nach Normalität :?:
Meiner Meinung nach gibt es sie nicht, die Normalität.
Für den Workoholic ist es normal, dass er arbeitet,
für den Junkie ist es normal "unter Strom" zu stehen
für den Aufreißer ist es normal sich durchs Leben zu vö....

Jeder hat ein eigenes Bild von seiner Normalität und die eigene Normalität ist selten auch die Normalität der Allgemeinheit.

Es spricht nichts dagegen dass jeder seine Normalität im Leben sucht und alles daran setzt, diese zu erreichen.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
DocHolliday
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von DocHolliday »

hallo sam,

ich kann für mich nicht erkennen, an welchen Stellen sich bei Deinen philosophischen Betrachtungen Probleme erkennen lassen, wenn Du "Träume" und "Vergnügung" als Droge bzw. als Süchte bezeichnest, diese kleinen Freiheiten schon problematisierst, dann kann ich mir das nur mit Deiner strengen katholischen Sozialisation und deren moralisierenden Maßstäben erklären.

"Ich denke, wie sind einfach dazu erzogen uns perfekt in die Gesellschaft zu integrieren. Da ist Egoismus und Vergnügungssucht von vornherein ausgeschlossen."

Als ich diesen Satz gelesen habe, da sträubten sich mir die Nackenhaare.

Wen meinst Du mit "wir"? Dobermann und Dich? oder schreibst Du über Dich in der dritten Person?...oder verallgemeinernd "wir alle"?

"erzogen" für mich hat dieser Begriff etwas Manipulatives und Unterdrückendes, gegen das man sich als Erwachsener nicht zur Wehr setzen kann, quasi ausgeliefert ist...für mich eine veraltete Denkweise...

"einfach" ...ist mal gar nix!

"perfekt" ... "das perfekte Dinner, die perfekte Hochzeit, der perfekte Geburtstag...." eine Begrifflichkeit, die völlig überstrapaziert ist und Idealisierungen ausdrückt...na hoffentlich gibts da keine Enttäuschungen, die zum "Absturz" führen...

"Egoismus und Vergnügungssucht" klingt für mich, als wenns Todsünden seien...die gilt es "einfach" wegzuerziehen...?

sam, ich finde das es alles eine sehr subjektive Sicht der Dinge von Dir ist und das mag ja gerne sein, nur dann solltest Du es auch entsprechend kennzeichnen und nicht verallgemeinernd in den Raum stellen. Vor allem, wenn Du, so habe ich Dich insgesamt verstanden, den Deinen Dingen auf den Grund gehen willst...also weniger schwadronieren...

DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Botus
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Botus »

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Zuletzt geändert von Botus am 23. Feb 2015, 14:49, insgesamt 2-mal geändert.
DocHolliday
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von DocHolliday »

hallo Dobermann,

sofern Du mich angesprochen hast...ich kann mit diesen Verallgemeinerungen von Dir nicht viel anfangen. Ich verspüre auch weder Lust nachzufragen oder Aussagen aus meiner Sicht zurecht zu rücken, das bedeutet nämlich Arbeit.

Ich lasse es dann mal so stehen.

DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
anna54
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von anna54 »

Hallo lieber sam
Mir ist aufgefallen,was du ganz deutlich beschrieben hast----------den Schmerz,wenn ein gutes Gefühl aufhört,weil es nicht nachklingt,weil du nicht davon zehren kannst.

Wechselbäder,Absturz in Traurigkeit,nie "satt" sein----

Viele Ausführungen über biopolare Erkrankungen kenne ich auch,es gibt da ganz unterschiedliche Formen,aber ganz sicher ist,dass man solche "Wechselbäder" oft erfolgreich behandelt.
Unterschiedliche Medikamente,unterschiedliche Nebenwirkungen----aber oft ein großer Gewinn an Lebensqualität.

Ich möchte dir Mut machen,es gibt nicht nur den Verlust an Hochs-----------es kann sich eine Zufriedenheit einstellen,wenn man nicht mehr hin und her gerissen ist.

Es braucht eine gute Diagnose.
Dann eine absolut gute Erfahrung mit der Auswahl und Dosierung entsprechender Medikamente.
Ich hab inzwischen eine Ärztin,die auch "nach links und rechts" guckt,mir viel mehr erklärt.
Ich wünsche dir ,dass du eine sattes Gefühl von Zufriedenheit für dich erfahren kannst.
anna54
Botus
Beiträge: 2096
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Botus »

DocHolliday hat geschrieben:hallo Dobermann,

sofern Du mich angesprochen hast...ich kann mit diesen Verallgemeinerungen von Dir nicht viel anfangen. Ich verspüre auch weder Lust nachzufragen oder Aussagen aus meiner Sicht zurecht zu rücken, das bedeutet nämlich Arbeit.

Ich lasse es dann mal so stehen.

DocHolliday
Ich habe meinen Beitrag wunschgemäß gelöscht, wie auch schon andere zuvor. Wie es aussieht, hast Du die Botschaft offenbar nicht verstanden. Deshalb sage ich es nochmal ganz deutlich:

Ich bin an einem Austausch mit anderen interessiert, bei denen auch etwas "ist". Andere würden den Begriff "Substanz" verwenden. Bei vielen hier im Forum bin ich mir dessen sicher, so auch beispielsweise bei Sam.

Ganz anders bei Leuten, die Positionen wie "richtig" oder "recht" oder die "übergeordnete Weisheit" für sich reserviert haben. Hier stellte sich meist heraus, dass sich in deren realen Lebensergebnissen das genaue Gegenteil dessen spiegelt.

Aus diesem Grund bin ich nicht an dem interessiert, was Leute meinen, die so auftreten, wie Du das hier immer wieder zeigst. Neben diesem Sachgrund wirken Deine Beträge auch auf mich, als hättest Du wenig Interesse an anderen, auf andere einzugehen oder sie wenigstens zu verstehen. Dafür sehe in beinahe jedem Beitrag einen Versuch, möglichst klug zu erscheinen, indem ein anderer als möglichst doof hingestellt wird. Das passt und rundet das bereits gewonnene Bild ab.

Ich unterhalte mich nie mit solchen Leuten und dabei soll es auch bleiben.
DocHolliday
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von DocHolliday »

hallo Dobermann,

den Beitrag zu löschen, wenn Du mit meiner Rückmeldung nicht zufrieden bist, das ist für mich eine "Diskussionsentziehung", entweder man steht zu seinen Ansichten oder man schreibt es gar nicht erst, das aber dann wahlweise zu löschen, je nach Stimmung, halte ich nicht für seriös.

Im Übrigen habe ich mir an keiner Stelle "gewünscht", dass Du Deinen Beitrag löschst.

Ich finde es auch denjenigen gegenüber, die mitlesen (wollen), blöd.

Das Andere, was Du mir da auch unterstellen willst...Deine Ansicht.


DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Botus
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Botus »

Du blendest aus meiner Sicht aus, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich Dialogen in dem Moment entziehen, in dem sie merken, dass die Behauptung eines anderen, "es gäbe da noch was zu besprechen", allein dazu benutzt wird, ihre Aufnahmebereitschaft für Herabstufungen so lange wie möglich aufrecht zu halten.

Ich kann das nicht ausblenden, weil ich viel mit Menschen zu tun hatte, die irgendwen an der Backe hatten, der genau das versuchte. Dadurch bin ich zu jemandem geworden, der die Position der Empfängerseite vertritt. Die häufigen Erfahrungen ermöglichen mir zudem, so etwas schneller zu erkennen als diejenigen, die das erste mal mit sowas konfrontiert werden.

Wenn Du in Deinem Leben nie die Erfahrung machst, dass sich Dialogpartner / -innen solchen Ansprachen entziehen, freut mich das für Dich.

In meiner Welt ist das wie gesagt anders. Selbst im Beruf werden Dialoge zeitnah beendet, wenn eine Person nichts Eigenes bringt, sondern ausschließlich als Bewerter dessen auftritt, was andere bringen.

Wenn Du auch hier andere Erfahrungen gemacht hast oder das sogar als Erfolgsstrategie erlebt hast, freut mich das ebenfalls.
Zuletzt geändert von Botus am 24. Feb 2015, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.
sam1960
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Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von sam1960 »

DocHolliday hat geschrieben:hallo sam,

ich kann für mich nicht erkennen, an welchen Stellen sich bei Deinen philosophischen Betrachtungen Probleme erkennen lassen, wenn Du "Träume" und "Vergnügung" als Droge bzw. als Süchte bezeichnest, diese kleinen Freiheiten schon problematisierst, dann kann ich mir das nur mit Deiner strengen katholischen Sozialisation und deren moralisierenden Maßstäben erklären.
Ich versuche mal aufzuklären:
Ich bezeichnete diese besagten Träume als Süchte, weil ich da bei mir gewisse "Nebenwirkungen" erkennen konnte, Die Nebenwirkung war eine nicht objektive Einschätzung von Gefahr (Stichwort Schaltschrank) Entschuldigt bitte das Wort "Nebenwirkung", bevor es hier wieder auf die Goldwaage gelegt wird.
"Ich denke, wie sind einfach dazu erzogen uns perfekt in die Gesellschaft zu integrieren. Da ist Egoismus und Vergnügungssucht von vornherein ausgeschlossen."

Als ich diesen Satz gelesen habe, da sträubten sich mir die Nackenhaare.
Ich meine hier niemand speziell. Ich dachte aber dabei an all die jenigen, die täglich "Schaffe schaffe Häusle baue" und das System einfach als gegeben hinnehmen. Die in der Gesellschaft "kuschen" und brav weiterarbeiten, die sich ihre Grenzen von Vorgesetzten vorscheiben lassen, und als "Ja-Sager" immer schön tun, was von ihnen verlangt wird.
Und das sogar, wenn die Gesundheit auf der Strecke bleibt.
"erzogen" für mich hat dieser Begriff etwas Manipulatives und Unterdrückendes, gegen das man sich als Erwachsener nicht zur Wehr setzen kann, quasi ausgeliefert ist...für mich eine veraltete Denkweise...
Ist nicht jede Erziehung eine Form von Manipulation?
Soziale Erziehung, dass wir uns in die Gesellschaft intergrieren, religiöse Erziehung. Erzeihung bezüglich des "immer schön Arbeiten gehens" usw.
In der Zeit unserer "Unreife", sprich Kindheit, werden uns Ziele und Ideale aufdiktiert, von Eltern, von Lehrern, von Vorgesetzen. etc.
Wenn wir erwachsen werden, dann wird es aber Zeit, dass wir diese Ziele und Ideale hinterfragen, ob es auch wirklich unsere Ziele sind. Manch einer ist aber so von der Richtigkeit der Tretmühle überzeugt, dass er dieses Lebensweise als seinen eigenen garnicht in Frage stellt. Als Erwachsener muss man sich zur Wehr setzen, wenn diese Ziele mit den eigenen kolidieren. Und hier gilt der Spruch, besser spät als nie. denn bei einem kommt die Erkenntnis früher, bei dem anderen Später. Das ist letztendes auch von der Intensität der "Gehirnwäsche" Erziehung abhängig, die jeder speziell erfahren hat.
"perfekt" ... "das perfekte Dinner, die perfekte Hochzeit, der perfekte Geburtstag...." eine Begrifflichkeit, die völlig überstrapaziert ist und Idealisierungen ausdrückt...na hoffentlich gibts da keine Enttäuschungen, die zum "Absturz" führen...
Perfekt ist relativ, was für den einen perfekt erscheint ist für den anderen ein "No-Go"
"Egoismus und Vergnügungssucht" klingt für mich, als wenns Todsünden seien...die gilt es "einfach" wegzuerziehen...?
Ich denke bei Egoismus gibt es kein schwarz oder weiss, sondern einen extrem breite Grauzone. Wieviel "Egoismus und Vergnügungssucht" sich jeder selbst gönnen möchte und ab wann er glaubt, damit Grenzen zu überschreiten, ist eine individuelle Betrachtung.
sam, ich finde das es alles eine sehr subjektive Sicht der Dinge von Dir ist und das mag ja gerne sein, nur dann solltest Du es auch entsprechend kennzeichnen und nicht verallgemeinernd in den Raum stellen. Vor allem, wenn Du, so habe ich Dich insgesamt verstanden, den Deinen Dingen auf den Grund gehen willst...also weniger schwadronieren...
Es fällt mir manchmal schwer, Dinge beim Namen zu nennen und dann beginne ich schon mal etwas zu verallgemeinern. Ich weiß, dass ich immer nur aus meiner Sicht sprechen kann und nie aus der Sicht anderer. Aber ich denke, wer mich kennt, der wird meine "Denkweise" verstehen. trotz allem versuche ich zukünftig nicht mehr Formulierungen wie "wir" und "alle" zu verwenden sondern "ich" bzw. "aus meiner Sicht"
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Botus
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Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von Botus »

Hallo Sam,

nach meinem Eindruck weißt Du im Innern und Äußern genau, wo Du hin willst. Behindernd wirken innere und äußere Hemmnisse. Mit ihrem Abbau hast Du bereits begonnen.

Aber es gibt noch weitere Behinderungen, die daraus resultieren, was Menschen (die ganz anders sind und auch ganz anders leben als Du) manchmal an Dich senden. Diese Art von Behinderung ist aus meiner Sicht keine Einbildung, sondern real. Viele Leute sind heute außer stande, sich um den eigenen Kram zu kümmern, die eigenen Baustellen anzugehen, im Eigenleben zu verbleiben. Der Übertritt in das Leben anderer, um dort für sich selbst zu werben und bei anderen Mängel zu ermitteln, ist für viele bequemer. Manchen bleibt auch gar nichts anderes übrig als diese Variante.

Man kann seinen Ärger im Rahmen von Sendungen solcher Leute reduzieren, indem man bei ihnen ein wenig hinter den Vorhang schaut. Ich war ja mit dem Extremfall dessen konfrontiert, als ich mit meiner Frau zusammen kam. Plötzlich waren überall Leute, die unentwegt betonten, wie "richtig" sie doch seien und wie "falsch" ich wäre. Die männlichen Protagonisten setzten noch einen drauf, indem sie sich selber zu tollen Typen erklärten und mich zum Loser. Auf mich wirkte das wie Horror, Verunsicherung und Absurdistan zugleich, schließlich kannte ich die alle gar nicht. Nachdem ich dann hinter ihren Vorhang geschaut und das Elend gesehen hatte, wurde mir schlagartig klar, warum dieses Umfeld so redet. Seitdem ärgert mich das nicht mehr so.

Ich könnte mir vorstellen, das das auch in harmloseren Situationen funktioniert, wie z.B. auf Deinem Klassentreffen, wo alle übertrieben heraus stellen, wie toll sie sind. Du hattest ja davon berichtet. Sowas wirkt weniger nervig, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass viele gar keine andere Wahl haben, als unentwegt für sich selber zu werben.

Liebe Grüße vom Dobi
sam1960
Beiträge: 142
Registriert: 10. Okt 2014, 11:48

Re: VergnügungsSUCHT

Beitrag von sam1960 »

Zunächst einmal wollte ich euch mitteilen, dass ich 2 Wochen mit Grippe flach lag, und deshalb „nicht den Nerv“ hatte mich an den PC zu setzen.

Es hat mich diesmal so umgehauen, wie schon lange nicht mehr. Ich denke, dass ich mich innerlich nicht einmal gegen die Grippe gewehrt hatte, weil sie mir ein paar freie Tage eingebracht hat.

Die psychische Freiheit wog in dem Fall mehr als die körperlichen „Leiden“

Man sagt in einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist, was man aber auch ebenso umgekehrt formulieren kann, denn wer psychisch angeschlagen ist, der ist wahrscheinlich auch anfälliger für körperliche Krankheiten.

Was ich aber festgestellt habe ist, dass mir, neben der körperlichen Genesung, auch die psychische Ruhe gut getan hat. 2 Wochen kein Stress, 2 Wochen nur auf das eigene Wohlbefinden achten. Das hat mir sogar mehr gebracht, als die Bekämpfung der körperlichen Symptome meiner Grippe.

Im Moment durchlebe ich ein „High“, von dem ich gern länger zehren würde. Mal sehen, wie lange es mich oben trägt. Zumindest fühle ich mich heute, an meinem ersten Arbeitstag, nicht so sehr gestresst.
Dobermann hat geschrieben:Hallo Sam,
Man kann seinen Ärger im Rahmen von Sendungen solcher Leute reduzieren, indem man bei ihnen ein wenig hinter den Vorhang schaut.
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Ich könnte mir vorstellen, dass das auch in harmloseren Situationen funktioniert, wie z.B. auf Deinem Klassentreffen, wo alle übertrieben heraus stellen, wie toll sie sind. Du hattest ja davon berichtet. Sowas wirkt weniger nervig, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass viele gar keine andere Wahl haben, als unentwegt für sich selber zu werben.

Liebe Grüße vom Dobi
Glaub mir Dobi, dass ich im Lauf der Zeit gelernt habe mich solchen Zeitgenossen zu widersetzen.
Ich nehme schon lange nicht alles für bare Münze, was mir andere erzählen.

Jeder hat seine eigene Sicht die Dinge zu betrachten und der eine mag sie herabschrauben, und der andere neigt zu Übertreibungen. Da gibt’s die Helden, die über den Dingen stehen, die sich für die besten und die klügsten halten und von allen bewundert werden wollen.
Auf der anderen Seite sind die „Jammerlappen“, die ständig bemitleidet werden wollen, und um die Aufmerksamkeit anderer buhlen.

Und dann gibt es die Grauzone zwischen beiden Extremen, in sich jeder einreihen muss, selbst ich kann mich davon nicht freisprechen. In jedem steckt ein bisschen Held und ein bisschen Jammerlappen, denn jeder hat seine Erfolgserlebnisse, die sein Leben reicher machen, und die er in die Welt hinausposaunen möchte und jeder hat seine „Wehwehchen“, für die er Verständnis und Mitgefühl erwartet.

Ich denke es liegt an jedem selbst wie er sein Leben postuliert und inwieweit er seinen Erfahrgen, seine Heldentaten und seine Leidensgeschichte wichtiger und mitteilungswürdiger einschätzt als die seiner Mitmenschen.
Aber es sind meist die Helden, die im Leben weiterkommen, die keine Schwächen zulassen, die ihren Mann stehen, unverwüstlich wie eine Eiche. Und da liegt es nahe seine Heldenseite zu präsentieren, um als „strahlende Bronzefigur auf dem Sockel“ von allen bewundert zu werden.

Ich glaube man kann es manchen nicht übel nehmen, wenn sie wie Götter angebetet werden wollen, vielleicht weil sie so erzogen wurden, oder, bei Nichtbeachtung, vor Selbstmitleid zerfließen würden.
nach meinem Eindruck weißt Du im Innern und Äußern genau, wo Du hin willst. Behindernd wirken innere und äußere Hemmnisse. Mit ihrem Abbau hast Du bereits begonnen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich bereit bin etwas zu ändern. Ich weiß mittlerweile was ich nicht will, nämlich so weiterleben wie bisher.
Es fehlt mir nur noch die „Nische“ in die ich hineinrutschen kann, die Möglichkeit, wie ich zukünftig mein Leben gestalten kann. Hier halte ich die Augen offen.
Sobald sich eine Gelegenheit bietet, werde ich sie beim Schopfe fassen.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
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