ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ......

Antworten
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ......

Beitrag von Secret »

Hallo Forumsgemeinde,

seit einem Jahr habe ich keine Therapie mehr, Wiedereistieg in den alten Beruf, Tabletten ausgeschlichen, anschließend mit Abnahme der überflüssigen Pflunde aus der Depression wieder ein Schritt weiter: zumindest was das Äussere betrifft. Job und alte Kleidergrösse. Ich habe in Tageskliniken meine Biografie aufgearbeitet, doch ganz geht nichts weg - sagte mir auch mein damaliger Therapeut.

Ich habe seitder Besserung immer die unterschwellige Angst es könnte alles wieder wie ein Kartenhaus zusammenbrechen wenn mal nicht alles so glatt im Leben läuft wie zur Zeit, jedes Quartal gehe ich noch zum Psychiater, auch wenn ich mir nichts mehr verschreiben lasse.

Was mir noch Mühe macht ist meine Schreckhaftigkeit wenn ich in Konflikte gerate, jemand lauter wird und ich mich ungerecht behandelt fühle. So war es auch heut morge im Straßenverkehr dazu gekommen dass ich von einem anderen Autofahrer belästigt wurde, sie setzte rückwärts aus einer Straße zurück, ich bekam Angst dass sich rückwärts von auf mein Auto hupte und sie zeigte auch noch den Scheibenwischer. Da geht mir so der Puls und ich kann das auch nicht abschütteln. Auch ärgere ich mich über mich selber wenn ich nicht so einfach um Hilfe bitten kann. Z.Bsp. wenn ich bei einer schulischen Veranstaltung das Fahrrad nicht aus meinem Auto bekomme und mein Sohn selbstbewusster andere Eltern um Hilfe bittet als ich und mich fragt warum ich nicht einfach auf andere zugehe. So haben sich zuletzt mehrere Situationen gehäuft.

Doch ich will das nicht mehr. Ich stelle mir die Frage: was kann ich an dieser Situation noch verbessern? Selbstverteidigungskurs? Habe ich schon mal gemacht - wäre eine Widerholung. Zudem mache ich schon 1x Yoga und 1x Ernährungskurs zum Abnehmen und will nicht zu viel auf einmal machen. Konfrontation mit meiner Angst? Doch wie? Hätte ich konkret Angst vor Spinnen zum beispiel gäbe es Therapien wo man die Spinne mal in der Hand hält. Den Therapeut könnte ich kontaktieren wenn mal etwas sei haben wir zum Abschied vereinbart. Doch es ist ja nicht neues wie Trennung/Todesfall/Krankheit etc. sondern die alte Geschichte ....

Ist/War jemand in ähnlicher Situation zwecks Austausch?

LG
Secret
LG

Secret
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Secret,

genau, Konfrontation mit den angstauslösenden Situationen ist das Mittel der Wahl. Bei mir hat es eindeutig geholfen. Du hast ja auch schon ein konkretes Beispiel beschrieben, an dem du ausprobieren könntest, über deinen Schatten zu springen.
Ich habe in der Verhaltenstherapie mit der Therapeutin meine aktuellen Probleme angesprochen und mit ihr jeweils vereinbart, was ich an meinem Verhalten ändern möchte. Und dann bin ich mit der Vereinbarung wieder in mein Leben herausgegangen und habe das gemacht, anfangs mit großen Widerständen, manches war plötzlich ganz leicht.

In Geschäfte gehen, gucken, anprobieren und dann nichts kaufen.
Um den Preis verhandeln.
Einen Telefonanruf machen.
Ansprechen, wenn mich etwas geärgert hat oder stört.
Kurze Röcke trauen und aushalten, dass ich angeschaut werde.
Im Konzertsaal vor der ersten Sitzreihe entlanggehen.
Jemanden um Hilfe bitten.

Was für eine Therapie hast du denn gemacht? Wenn du offenbar eine Angststörung hast, dann wundert es mich, dass du dieses Prinzip noch nicht kennst.

Die Heilungschancen sind gut.

Puk
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo Puk,

eigentlich habe ich es schon gewusst, bin aber noch etwas skeptisch ob ich das loswerde.

Es ging mir die letzte Zeit auch gut, momentan ist es wieder etwas schwieriger. Ich fühlte mich auch gestern damit allein gelassen, hatte keinen zum Reden. Da kommt wieder das alte: keine Freundin zum Reden .... habe zwar eine: aber eher zum Walken und Smalltalk, wenn man jemanden braucht ist sie nicht da. Viele kleine Dinge, die ich vorher verdrängt habe bzw. mir gesagt habe es geht auf nach der Depression stoßen mir auf: sei es die Freundin, die nur spontan zum Walken anruft und keine Termine ausmachen kann oder will. Der Job mit eigentlich netten Kollegen und Chef - keiner will mir was: und dennoch langweilt er mich nach nur einem Jahr - da ärgere ich mich über mich selber. Bin ich schon verwöhnt? Oder ist es der normale Motor in mir, den Nichtdepressive haben?? Wut/Ärger gibt auch einen Anstoss/Kraft zur Veränderung?

Ich verdränge dass mich Veränderungen des Lebens traurig machen. Meine Schwiegereltern werden alt und können nicht mehr so: ich erinnere mich an viele schöne Dinge: wir kennen uns seit 30 Jahren.

Heute morgen habe ich meinen 15Jährigen Sohn zur 4-tägigen Klassenfahrt weggebracht. Unerwartet kamen mir auf dem Heimweg im Auto die Tränen. Ich komme mir selber blöd dabei vor: ich weiss - das ist eigentlich OK und je nach Temperament passiert das bestimmt auch andernen nichtdepressiven Müttern. Sei es nun der Gedanke - eines Tages ist er ganz weg - ausgezogen und erwachsen oder auch die schlechten Erinnerungen an die Zeit als ich so alt war: ich war damals aus Prinzip nicht mitgefahren weil ich Aussenseiterin war und kurz zuvor auf einer Klassenfeier sehr von meinen Klassenkamerad/innen enttäuscht wurde. Ich wollte nicht mehr mit ihnen zu tun haben und hatte finanzielle Gründe als Vorwand angegeben.

Das musste ich mir mal wieder von der Seele schreiben.

Meine Ehe hat die Depression überdauert, aber ich konnte gestern nicht wirklich gut mit ihm darüber reden.

Ich überlege gerade ob ich nicht Wochenweise mal Buch führe über meine Stimmungen da ich noch pro Quartal zum Psychiater gehe.

Ich fahre nun mit dem Fahrrad zur Arbeit anstatt dem Auto (5KM Entfernung) und hoffe das hilft und wird mir guttun.

Ich würde mich freuen wenn ich noch Austausch finde, ich hatte schon befürchtet dass auf meinen Thread gar keiner antwortet.

LG
Secret
LG

Secret
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Secret
ich will dir Mut machen---------geh deinen Weg weiter----------sei stolz,was du geschafft hast!!!

Stimmungschwankungen dürfen sein,gute Idee,dir ein Buch anzulegen------einfach kommen lassen,was kommen will.
Aber sei gnädig mit dir,lobe dich,nur du weißt,welche Kraftanstrengungen du machst!

Alles wird lange Zeit brauchen,das ist doch völlig in Ordnung,deine Schritte klein genug halten,dir das zustehen,das ist wichtig.
Auch das Schreiben im Forum ist ein guter Weg seine Schritte abzuwägen,sich sicher werden,andere Sichtweisen kennen lernen.
Ich konnte nicht in den Beruf zurück,leider,aber auch der Weg zu anderen Aufgaben war schwer----je öfter ich es wage-um so einfacher wird es.
Gib den Dingen deinen Wert---sei nett und liebevoll mit dir---eine schwere Depression hängt noch Jahre in den Knochen,also langsam und alles einfach annehmen,auch die schwereren Tage.
Ich wünsche dir ganz viel Zuversicht
anna54
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo Anna,

schön von Dir etwas zu lesen. Ich bin gerade mit dem Fahrrad von der Arbeit zurück und habe die Blumen und die Gegend genossen. Mit dem Auto nehme ich das nicht so wahr.

Da hast Du recht: das Leben ist sehr viel leichter wenn wir es hinbekommen gnädiger mit uns zu sein. Doch das umzusetzen ist nicht immer leicht: was mir gestern beim Autofahren passiert ist - ich kann Unverschämtheiten noch nicht so gut abschütteln: ich bin aber auf einen langsamen Weg.

Und Veränderungen tun oft weh: bringen aber auch etwas neues mit sich.

LG
Secret
LG

Secret
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo zusammen :hello:

ich war gestern seit längerer Zeit wieder in diesem Forum. Heute habe ich nachgesehen wann ich denn das letzte Mal hier war... das war in diesem Beitrag - also gut über ein halbes Jahr ist es her.

Ich hatte Dienstag einen Karnevalsblues - wie aus heiterm Himmel war ich traurig darüber dass ich niemanden hatte der mit mir den Zug ansieht. Ich bin noch nicht einmal so ein Karnevalsfan - aber mir fehlte etwas .... Ein Verein, Freundinnen ....

Seit diesem Jahr gehe ich alle zwei Wochen zur Gruppentherapie.

Ausserdem gibt mir auch die Nutzung des Forums Halt - mal bin ich auf dieser Seite mehr - mal eine ganze Zeit nicht mehr.

Die Depression kommt und geht....
LG

Secret
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von FönX »

Secret hat geschrieben:Die Depression kommt und geht....
... oftmals nicht ganz.

Ich hatte von Anbeginn meiner Depression einen guten Freund, der schon viele Jahre damit gekämpft hatte und es noch tut. Er sagte mir damals: "Es wird nie mehr, wie es vorher war.". Dafür war und bin ich ihm sehr dankbar. Das hatte mich auf eine Tatsache vorbereitet, die ich heute erlebe und die zu akzeptieren nicht leicht war. Aber vorbereitet zu sein, dass ich von da an mein Leben komplett umstellen müsste, hat es mir leichter gemacht.

Man wird nie wieder der Alte, und meistens ist es gut so.

Ich denke, Akzeptanz ist das Zauberwort.
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo FönX,

wenn die Depression oftmals nicht ganz geht erklärt sich warum ich in besseren Zeiten das ungute Gefühl habe dass es jederzeit unerwartet und plötzlich zurückkommen kann. Und bleibt. Oder wieder geht und nach welcher Zeit ist ungewiss.

Eine Zeit wie ich vorher war gibt es bei mir nicht, ich hatte das schon als Kind.

Das man nicht mehr die Alte wird und auch ganz gut sein kann sehe ich auch so, denn wir entwickeln uns weiter.

Manchmal gibt es einen direkten Auslöser wenn ein tiefes Loch kommt, aber nicht immer... Diesmal war es mir nicht ganz ersichtlich, es steckt mehr dahinter als nur dass ich den Zug nich gesehen habe.
LG

Secret
Herd04
Beiträge: 1362
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Herd04 »

Liebe Secret,

schön, wieder etwas von dir zu lesen.

Ich habe zwei Erfahrungen gemacht , möchte aber keine Wertung abgeben, welche nun besser ist.

Nachdem ich mich nach einer ersten sehr langen Depressionsphase und einem befristeten Rentenjahr richtig gut erholt hatte und auch wieder arbeiten gehen konnte (4 Jahre lang), glaubte ich überhaupt nicht dran, dass "es" wieder zurückkommen könnte. Ich habe mich auch nie mit dem Gedanken beschäftigt, was natürlich nicht heißt, dass ich nicht von dieser Möglichkeit wusste.Für mich habe ich das ausgeschlossen. Und das war zu dem Zeitpunkt auch gut so.

2010 ging alles wieder von vorn los. Auch diese Phase ist vorbeigegangen, aber sie hat deutlichere Spuren hinterlassen. Dazu gehören das Bewusstsein, dass es keine endgültige Sicherheit gibt, und - bei mir - das Registrieren und Beobachten jedes noch so kleinen Stimmungstiefs. Es ist ein dauernder Übungsprozess, das alles nicht überzubewerten.

Ich kann das, was FönX schreibt, nur unterstreichen. Wichtig ist es zu akzeptieren, dass das Leben nicht mehr so sein wird, wie es war.

Du hast schon so viel geschafft.

LG,E.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Secret
wie schön, von dir zu lesen.
Ja es bleibt immer etwas,was dann das Leben begleitet.
Aber der Umgang damit wird einfacher.
Ich hatte zu Anfang die Hoffnung,ich werde gesund und die Depression ist für immer weg.
Das war nicht so,es wäre besser gewesen,ich hätte das auch frühzeitig gewußt.
Stärker hätte ich mich gewehrt,gegen Ablehnungen von Therapie und Reha.

Ich finde es ganz wichtig,hier im Forum auch davon zu schreiben.
Sicher gibt es einfache Verläufe,wo die Depression eine einmalige Episode hat.
Gute ärztliche Begleitung habe ich erst jetzt,wo die Krankheit chronisch geworden ist.
Ganz liebe Grüße
anna54
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo Anna,

heute geht es mir wieder besser. Ich gehe davon aus dass eine Depression bedeutet wenn es mir am Stück zwei Wochen lang so schlecht wie am Dienstag geht. Aber auch zwei Tage sind ein Warnschuss. Ich schreibe mir mal für eine Woche abends auf was gut lief....

Hallo Herd04,

die erste Depression hatte ich in der Jugend, beim ersten Mal dachte ich auch als es mir besser ging sie kommt nicht mehr wieder. Beim zweiten Mal gehe ich danach anders mit der guten Phase um...

Ich denke dass es mir Dienstag schlecht ging war auch ein Flashback aus Zeiten wo ich von anderen Menschen ausgeschlossen wurde. Nun wurmt mich das einfach wenn andere etwas schönes erleben und ich kann nicht mitmachen, obwohl es mir nun schon unreif vorkam - aber ich konnte nicht daran machen. Ich habe das Gefühl trotzde ernst genommen.
LG

Secret
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

also ich habe mir mal meine eigenen Beiträge angesehen und bin auf einen aus dem Jahr 2011 gestossen, da wurde ich von der Tagesklinik entlassen.

Ich hätte mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen können das ich 2015 so lebe wie jetzt.

dafür bin ich dankbar. :D
LG

Secret
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von BunteWolke »

Liebe Secret,

dein Ursprungsbeitrag war ja bereits von 2014, ich habe ihn spontan angeklickt, weil die Überschrift gerade so massiv zu mir passt. Und ich war auch schon ewig nicht mehr hier, weil ich mich die ganze Zeit sehr, sehr gut gefühlt habe und doch die kleine Hoffnung hatte, dass ich irgendwann sagen kann, diese Krankheit war einmal, das ist Vergangenheit.
Und doch kommt sie immer mal wieder zu "Besuch".

Ich wollte dir etwas zu dem Vorfall mit der Autofahrerin (obwohl schon so lange her, aber es gibt ja immer mal wieder solche Situationen) sagen. Mir geht es auch so, dass ich meine Schwachstellen kenne und es doch kein Patentrezept gibt. Mein Ziel ist es, immer wieder "heil" daraus zukommen, mir zu sagen, es geht vorbei, ich schaffe das.
Mein Kopf kann das sehr gut, mein Bauch (Unterbewusstsein) überhaupt nicht.

Mich hat letzte Woche eine unangenehme Situation aus der Bahn geworfen, die nüchtern betrachtet ganz cool zu nehmen ist. Ich bekomme es aber mal wieder nicht hin. Die Sache beschäftigt mich rund um die Uhr, ich kann nicht abschalten, abends dröhnt mir der Kopf, nachts schlafe ich kaum, das Essen fällt mir wieder schwer.
Am liebsten würde ich mir die Decke über den Kopf ziehen und nichts machen. Aber ich weiß, das ist keine Lösung. Und so ist jeder Schritt, jedes Denken, jedes Handeln Schwerstarbeit.
Aber die Gedanken an die guten Zeiten helfen mir, damit umzugehen. Ich habe meine Aktivitäten auf 20 % runtergefahren, 80 % verbringe ich damit mich wieder zu stabilisieren. Das mache ich jetzt seit einer Woche und 2 Tagen. Es wird nicht schlimmer, aber auch nicht besser. Wegen einer Sache, die sich lösen wird. Verrückt.

Liebe Grüße
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo Bunte Wolke,

ich drücke dich von hier aus mal. Ich hoffe es geht bald vorbei. An die Sache mit der Autofahrerin hatte ich auch schon gar nicht mehr gedacht. Aber ich erinnere mich daran dass ich damals erst mal zur eigenen Beruhigung Selbstverteidigungskurse und Verkehrsforen gegoogelt habe um runterzukommen.
LG

Secret
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von BunteWolke »

Guten Morgen liebe Secret,

Danke für das virtuelle Drücken :-)

Ich google auch viel ( zu viel?), telefoniere mit einer Anwältin, unterhalte mich mit anderen darüber. Aber nicht, um mich zu beruhigen, sondern da ist dieses Verbissene, um meine Unschuld zu beweisen...

Zur Erklärung kurz: Ich war mit meinem Hund unterwegs, er war an der Leine, ein andere Hund kam unangeleint auf uns zu, der Besitzer 50 m entfernt. Der andere Hund griff meinen an, ich bin dazwischen und habe die Situation geklärt. An dem Hund war nichts zu sehen. Der Besitzer kam gemütlich angetrabt und meinte, ich hätte sie doch lassen sollen, die klären das unter sich. Drei Wochen (!) später treffe ich die Besitzerin, die geifert mich an, ihr Hund habe schlimmste Verletzungen und wir werden dafür blechen. Dazu schlimmste Beleidigungen in Facebook, aber nicht namentlich, sodass ich sie zur Unterlassung zwingen könnte.
Ich muss das ja nicht lesen, aber trotzdem mache ich es.
Ich habe das Gefühl, das halbe Ort wird von ihnen mit den unwahren Behauptungen gefüttert, dabei sehe ich wahrscheinlich Gespenster.

Ich habe nichts falsch gemacht und trotzdem hat da jemand die Möglichkeit mir mein Leben zu vermiesen. Und dabei weiß ich genau, ICH bin diejenige, die das mit sich machen lässt, ich könnte Stopp sagen.
Und dann wird mir mal wieder klar, dass ich mit der Welt, so wie sie ist und den schlechten Menschen, die es nun mal gibt, einfach nicht zurecht komme.

Warum ist das so? Es gibt so viele, die das locker wegstecken. Nur ich kann das nicht...

Liebe Grüße
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe bunte Wolke
Schwierigkeiten in der Begegnung mit anderen Hunden kenne ich auch.
Ich kann meinen Hund nie ableinen,so gibt es ständig Aufforderungen das zu tun,wenn mir unangeleinte Hunde begegnen.
Ich bin sturr geworden,mache sofort klar,dass ich nicht diskutiere.
Da ich nicht bei Facebook bin,erreichen mich diese Auswüchse nicht.

Ich kann dir nur den Rat geben,dich nicht auf das Niveo einzulassen,grenz dich ab,mach dich "unangreifbar".
Falls es nicht aufhört,dann direkte Ansage,dass Unterstellungen nicht hingenommen werden,notfalls einen Anwalt einschalten,ich halte ja auch was von Schiedsleuten.

Klärung kann dir wieder Sicherheit geben,was soll dein Hund denn gemacht haben,du warst doch dabei.

Wir haben jetzt einen Hundeauslauf mit großer Umzäunung,anfangs war ich erfreut,jetzt reicht es mir,bekomme nur "weise" Ratschläge--------Hundebesitzer sind nicht nur nett.

Liebe Wolke,ich kann deinen Ärger und deine Aufregung gut verstehen,aber was kannst du tun---um dich stark zu machen.
Ganz liebe Grüße
anna54
Herd04
Beiträge: 1362
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Herd04 »

Hallo Secret und Bunte Wolke,

es liegt, glaube ich, in der Natur der Krankheit, dass wir vieles nicht so locker sehen können. Es ist auch nicht einfach , diese Tatsache zu akzeptieren. Und das führt wieder zu Druck.

Ich habe immer wieder damit zu tun, dass ich nicht mehr unbeschwert und länger vorher Urlaub planen kann. Mein Verstand sagt mir, es ist so, ich weiß das, ein kurzfristig geplanter Kurzurlaub ist auch schön. Mein Mann hat volles Verständnis. Ich kann froh sein, dass ich überhaupt diesen Punkt erreicht habe. Aber das alles schützt mich nicht vor dem Hadern damit, dass mir vieles verwehrt bleibt . Ich bin dann einfach wütend mit mir selbst und kann es trotzdem nicht ändern.

Was dir mit deinem Hund passiert ist, liebe Bunte Wolke, würde ich auch nicht locker wegstecken können. Ich nehme an, auch gesunde Leute hätten damit ein Problem.

Ich weiß ja nicht, wie groß der Ort ist, in dem du wohnst.
Wenn es ein kleiner ist, könnte ich mir vorstellen, dass die Besitzerin des anderen Hundes sicher auch schon anderen Leuten negativ aufgefallen ist.
Ich kann dir nur den Rat geben , das du versuchst, gelassener mit der Situation umzugehen.

Mir hilft dann in solchen mich belastenden Situationen immer die Frage, was mir schlimmstenfalls passieren kann. Und da hat die andere Frau schlechte Karten, denn du hast korrekt gehandelt.

Lassen wir uns gemeinsam immer wieder, wenn es gerade nicht so gut läuft, daran denken, es wird wieder besser.

LG, auch an dich, liebe Anna,

E.
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von BunteWolke »

Liebe anna, liebe E. ,

vielen lieben Dank für eure aufmunternden Worte. Das ist Balsam für die Seele :-)

Anna, ich kann meinen Hund ohne Leine laufen lassen, er ist ein sehr unterwürfiger Rüde (gerade heute morgen hat er sich beim Spielen mit einem anderen Rüden wieder auf den Rücken gelegt). ABER, ich will meinen Hund gar nicht immer ohne Leine laufen lassen! 1. an Straßen nicht, viel zu gefährlich. 2. wenn mir jemand entgegen kommt, es weiß ja nicht jeder, dass er ein ruhiger Vertreter ist. 3. wenn er eine Hündin sieht, die gut riecht, kennt er mich nicht mehr.
4. ein anderer Hund, der uns entgegen kommt, kann ja krank oder verletzt sein. Oder 5. eben nicht mit anderen verträglich.
Bei der Begegnung vor ein paar Wochen wusste ich genau, das ist ein knurrender, bissiger Hund. Daher musste meiner nicht nur an der Leine bleiben, sondern an meinem Fuß absitzen.

Ja, wir sind ein kleiner Ort. Und ich bilde mir ein, die Leute schauen mich an und verurteilen mich. Es sagt keiner was, aber in meinem Kopf ist da dieses Monster, das mir das einredet.

Was könnte Schlimmstenfalls passieren? Diese Methode wende ich übrigens oft an.
Die Versicherung würde bezahlen. Wie eingangs schon gesagt, es wäre also absolut kein Drama für mich. Und trotzdem macht mich die Sache fix und fertig. Und das ist nicht normal.
Und so bin ich wieder mal auf der Suche, warum bin ich so?

Ich grüße euch ganz herzlich!
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo Bunte Wolke, Herd und alle die sich für das Thema interssieren,

ich habe gerade erst die Beiträge gelesen. Ich habe zwar keinen Hund und auch kein Konto bei Facebook. Doch sonst kenne ich dieses ähnliche Gefühl.

Die Frage was schlimmstenfalls passieren kann erinnert mich an einige Sitzungen damals bei meinem Therapeuten, da kann etwas dran sein......

Dieses Verbissene habe ich auch wenn ich mich ungerecht behandelt fühle.

Was mir auch zu schaffen macht ist dass ich plötzlich ohne besonderen Anlass an so Situationen aus der Vergangenheit denke, das kann sogar bis in meiner Kindheit zurück liegen.

Ich versuche in letzter Zeit zumindest mir zu erklären was der andere, der mich kränkt bzw. ungerecht behandelt für Defizite haben könnte. Das kann etwas ganz einfaches sein, vielleicht eigene Probleme / Stress / Schmerzen etc. - das macht die Sache ja auch gar nicht gerechter. Aber es nimmt mir das Gefühl von damals dass mein Gegenüber mir nur Überlegenheit demonstrieren will - es macht mir bewusst dass der/die andere sich vielleicht gar nicht überlegen fühlt.

Du schreibst von Rechtsanwalt, Schiedsfrau/mann und dergleichen. Das viele Kämpfen und immer wieder Unrecht behandelt zu werden macht irgendwann einmal müde.....
Was natürlich nicht heissen soll dass man sich nicht wehren sollte.
Doch wenn ich mich auf frührer Arbeitsstellen wenn auch zurecht Ungerecht behandelt fühlte dann habe ich mein Recht oft eingeklagt und es bekommen. Doch es hat mich auch viel Kraft gekostet und ausgelaugt.
Ein Beispiel: Bei Hochzeitskleidern muss ich immer an Arbeitsgerichte denken weil mein damaliger Arbeitgeber mir kündigte und sich davor drücken wollte mein letztes Gehalt zu zahlen was ich aber für das Kleid brauchte, das alles ist schon 24,5 Jahre her.

Da könnte ich noch so vieles aufzählen.

Ich wünschte ich könnte dir helfen bei deinem Ärger mit dem Hund.... doch mir geht es in ähnlichen Situationen so ähnlich.

Oft fühlt sich dein Gegenüber selber in Recht, das ist ja das Paradoxe.

Was müsste eigentlich passieren wenn ich oder du ungerecht behandelt werden damit uns das nicht mehr so zusetzt frage ich mich gerade? was meinst du? selbst wenn ich recht bekomme wie nach verhandlungen vor arbeitsgericht habe ich immer noch keinen inneren frieden......

selbst wenn sich der andere entschuldigt bleibt noch etwas......

ich könnte noch viele andere Situationen wie mit dem Hund, Hochzeitskleid oder Auto hier drüber schreiben.

Könnte es sein dass es an die allerältesten Kindheitserinnerungen liegt und diese durch einen Flashback bei dir schwieriger gemacht werden? dann kannst du gar nichts dafür auch wenn es zermürbt. ein beispiel was mich jetzt betrifft: ich war nich im kindergartenalter oder noch kleiner ich weiss nicht genau. ich wohnte mit meinen eltern und großen bruder in einer kleinen mietwohnung. aus mir unerklärlichen gründen hat mein vater mir einfach so ohne grund in den hintern getreten. ich hatte geweint und bei mutter und bruder trost und schutz gesucht und gesagt dass ich gar nichts gemacht habe. da antwortete mir mein vater das stimme, denn ich habe nichts gemacht. so viel ironie soll ein kleines kind verstehen :x wisst ihr was mit gar nichts gemacht gemeint war: mutter und bruder haben es herausbekommen und mir gesagt: dass ich die türen nicht hinter mir zugemacht habe. mein vater konnte nie reden und erziehen nur ausflippen. meine depression ist ein nachkriegsschaden, denn meine eltern waren vom krieg und den eigenen kindheits und späteren traumata gestört.

wut wegen ungerechtigkeit ist also die eine sache. (Autofahrerin)

traurigkeit wegen nicht dazugehören (karnevalszug nicht gesehen da keiner mitgegangen ist) die andere sache.

ich war auch heute müde.

wenn ich nun an die alten geschichten aus der kindheit so denke stelle ich doch fest dass dies tiefer sitzt als die sache mit dem hochzeitskleid / arbeitgeber.

ich habe nun kalte hände, das von meinem vater zu schreiben regte mich auf. aber dafür kommen mir die aktuellen ungerechtigkeiten nicht unbedingt kleiner vor - aber ich bin nicht mehr so klein und hilflos wie frührer. :!:

ich bin jahrgang 1967 aber als nachzügler von drei kindern noch ein kind von der kriegsgeneration, das hat mich sich auch geprägt. da ist viel kaputtes aus der zeit die indirekt auch noch auswirkungen auf mich hat. da war manchmal krieg in der kindheit.

ich bin froh dass ihr euch für meinen älteren thread so interessiert.

noch viel kraft und dass wir uns nicht mehr hilflos fühlen.

alles gute :hello:
LG

Secret
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von BunteWolke »

Liebe Secret,

ich sitze hier und staune... Ich bin ebenfalls Jahrgang 1967, ebenfalls ein Nachzügler bei drei Kindern (meine Schwestern sind 1956 und 1959 geboren) und meine Eltern sind auch "Kriegskinder" (1932 und 1933) geboren...

Und meine Gedanken gingen in den letzten Tagen auch in die Kindheit zurück, da ich nach meiner tiefenpsychologischen Behandlung 2012 in einer Klinik viele Ursachen meiner heutigen "Probleme" in der Kindheit gefunden habe.
Allerdings kann ich mich nicht erinnern, ob mir als Kind auch einmal große Ungerechtigkeit widerfahren ist. Wenn man mal davon absieht, dass ich nicht die Liebe und Aufmerksamkeit bekommen habe, die mir zugestanden hätte.

So und dann hatte 2011 ebenfalls eine Gerichtsverhandlung mit einem früheren Arbeitgeber. Das habe ich damals alleine, ohne Anwalt durchgezogen und vor dem Arbeitsgericht Recht gesprochen bekommen. Danach fühlte ich mich kurze Zeit sehr, sehr gut und stark. Am Ende haben die Reibereien wahrscheinlich jedoch zu meinem großen Zusammenbruch 2012 beigetragen.

Ich will nicht mehr kämpfen, ich will einfach nur mein Leben zufrieden leben.
Meine Therapeutin in der ambulanten Verhaltenstherapie sagte ganz oft zu mir: Frau BunteWolke, Sie können nicht die Welt retten!

Schön, dass es euch gibt! Der Austausch hat mich heute schon richtig aufgebaut, endlich verspüre ich ein wenig Ruhe und ich konnte heute Abend auch etwas essen!

Viele Grüße
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo Bunte Wolke,

gestern habe erst mal Abstand von dem gebraucht was ich da geschrieben habe, aber ich war schon die ganze Zeit gespannt ob und was darauf geantwortet wird.

Einen wichtigen Schluss habe ich daraus gefasst:

Wann immer mir ein Unrecht widerfährt - ich bin nicht mehr klein und auch nicht hilflos / ohnmächtig dabei - wenn ich es nur nicht zulasse.

Insoweit alles Gute - :hello:
LG

Secret
Herd04
Beiträge: 1362
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Herd04 »

BunteWolke hat geschrieben:Schön, dass es euch gibt! Der Austausch hat mich heute schon richtig aufgebaut
Secret hat geschrieben: ich bin froh dass ihr euch für meinen älteren thread so interessiert.
Das ist schön.
Ich habe mich gefreut, nach längerer Zeit von euch, liebe Secret und liebe Bunte Wolke, wieder etwas zu lesen.

Einiges von dem, was ihr schreibt, ist oder war bei mir ähnlich.

Ich hatte eine gute Kindheit, war aber schon immer sehr sensibel,wenig selbstbewusst und demzufolge sehr für Ungerechtigkeiten oder auch nur vermeintliche Ungerechtigkeiten empfänglich.

Lange Zeit habe ich mich auch dann nicht gewehrt, weil ich keinen wehtun wollte oder weil es mir einfach am Mut fehlte.
Aber mittlerweile kann ich den den Entschluss, den du, Secret, gefasst hast, nur unterstreichen. Das ist eine positive Depressionserfahrung.
Ich mache mich nicht mehr klein und lasse mir Ungerechtigkeiten nicht mehr gefallen.

Das heißt leider noch nicht, dass mich die Gedanken über die jeweilige Situation nicht noch lange quälen.

Ich möchte euch von einem Beispiel erzählen, das vielleicht banal klingt, aber hoffentlich verdeutlicht, was ich meine.
Ich habe eine Verwandte (die Cousine meines Vaters), die sich sehr wichtig nimmt und die vor Selbstvertrauen nur so strotzt. Von ihr und ihrem Mann habe ich mich schon als Kind nicht wahrgenommen gefühlt. Bei denen ging es nur um meine Schwester, und das tat mir schon weh.
Nur zu Anlässen, die ihre Familie betrafen, "celebrierte" diese Verwandte Zusammengehörigkeitsgefühl, auch mit mir und meinem Mann. Und das, obwohl mein Mann sich schon manchmal traute, seine Meinung, die nicht ihrer entsprach, zu äußern.

Mein Verhältnis zu ihr schien besser zu werden, als meine kleine Enkelin geboren worden war. Ich zweifle auch nicht daran, dass ihr Interesse und ihr Mitgefühl echt waren. Mir fiel deshalb auch gar nicht auf, dass sie meine Tochter (F.´Mama ) und auch meine andere Tochter immer wieder lobte, sie bewunderte für das, was beide so leisten, und meinte, ich könne mehr als stolz auf sie sein. Eine Tochter erwähnte dazu nur kurz, dass das zwar eine schöne , aber auch etwas eigenartige Einschätzung von jemand ist, der einen gar nicht richtig kennt und auch nicht kennenlernen will.
Da habe ich sie doch tatsächlich noch verteidigt.

Im letzten Frühjahr waren wir nun zum 80. Geburtstages des Mannes dieses Verwandten eingeladen, meine Schwester und mein Schwager natürlich auch. Als ich 2 Tage durch einen mehr oder weniger dummen Zufall erfuhr, dass auch meine Nichten mit ihren Freunden dabei sind, fühlte ich urplötzlich wieder die ganz große Ungerechtigkeit. Wo bleiben meine Kinder?
Ich weiß, dass der sonstige Kontakt zu den Töchtern meiner Schwester nicht besser als der zu meinen Mädels ist.

Klar, jeder kann einladen, wen er möchte, aber ich verstand die Welt nicht mehr.

Wir haben auch abgesagt. Das war der Punkt, ich lasse nicht mehr zu, was mir nicht guttut.
Leider war ich zu feige, den wahren Grund zu sagen.Meinem Mann ging es ohnehin gesundheitlich nicht so gut. Diesen Grund nannte ich.
Darüber ärgere ich mich heute sehr, vor allem, wenn ich (leider noch viel zu oft) daran denke.

Allerdings habe ich seit dieser Zeit im vorigen Jahr meine Verwandte nicht mehr angerufen, und ich weiß von meiner Mutter und von meiner Schwester, dass sie gar nicht weiß, was sie mir getan hat.....Allerdings hat sie den richtigen Grund auch schon "erraten" und in dem Zusammenhang nach einer Rechtfertigung gesucht. Meine Schwester hat ihr gesagt, dass sie mich selbst fragen soll. Darauf warte ich schon ein bischen, denn ich bin jetzt so weit, von meiner Verletzung zu reden.

Gelernt habe ich daraus, dass mir Feigheit in der aktuellen Situation nichts bringt.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.

LG,E.
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Secret »

Hallo Herd :)

schön von dir zu lesen.

Sei nicht so hart zu dir selber, diese Verwandte bekommt von dir mehr Wichtigkeit als sie hat. Das habe ich bei meinem Vater jedenfalls oft so gemacht und auf andere Menschen übertragen.

Was würde es ändern wenn die Verwandte / Tante wüsste warum du nicht zu Besuch gekommen bist?

Oft hat es einen guten Grund, der aber tiefer im Unterbewussten sitzt wenn man etwas lässt.


Ich wünsche auch noch ein schönes Restwochenende
LG

Secret
Herd04
Beiträge: 1362
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von Herd04 »

Liebe Secret,

das ist ein innerer Kampf in mir. Wenn ich tagelang nicht an "sie" gedacht habe, und dann irgendwie aufschrecke, weil irgendjemand -meine Mutti oder meine Schwester- über sie spricht, denke ich :So ein Mist, jetzt war es lange kein Thema für mich, und plötzlich arbeitet es wieder in mir.

Du hast vollkommen recht, ich messe ihr und dem ganzen Geschehen um die Einladung eine zu große Bedeutung zu.
Da spielen sicher die Verletzungen, die ich von Kindheit an gespürt habe, eine Rolle.

Ich muss mich bemühen, diese Gedanken zwar zu registrieren, aber nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.


LG, E.
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: ein Jahr nach Behandlungsende - doch es bleibt etwas ...

Beitrag von BunteWolke »

Liebe E.,

dieses Gefühl, dass jemand anderes "bevorzugt", "mehr geachtet", ja sogar "mehr geliebt" wird, kenne ich auch sehr gut und war auch ein Thema während meiner Therapie.
Denn ich stellte mir oft die Frage, was hat sie, was ich nicht habe, nicht gebe, nicht ausstrahle?

Es ging um meine älteste Schwester. Die Erstgeborene. Die so sehr erwartete Tochter (es hat 3 Jahre gedauert, bis meine Mutter schwanger wurde). Und dann ich, die dritte Tochter, die doch gar nicht mehr geplant war und auch gar nicht in die Lebensplanung passte.

Ich habe aufgehört, meine Mutter davon überzeugen zu wollen, dass ich genau so viel wert bin.
Das war nicht leicht. Heute komme ich damit aber gut zurecht und ich weiß, dass meine Mutter mich auch liebt, eben anders.

Aber sicherlich kommt mein extremer Gerechtigkeitswunsch davon. Ich habe zwei Söhne und achte sehr darauf, dass ich beide gleich behandele, was nicht immer so einfach ist, denn sie sind sehr verschieden und der Erstgeborene ist auch oft sehr egoistisch. War er doch fast 7 Jahre lang auch ein Einzelkind.

Klein habe ich mich übrigens noch nie gemacht, ich würde eher sagen, ich habe ein großes Selbstbewusstsein und kann meine Meinung auch sehr deutlich und unverblümt sagen.
Bei mir trifft eher der Satz zu: Raue Schale, weicher Kern.
Man muss sich das so vorstellen. Wenn jemand etwas von mir will und ich kann das aber nicht geben oder leisten, dann sage ich das auch. Aber ich habe dann tagelang ein schlechtes Gewissen. Eine zeitlang habe ich deshalb immer zu allem ja und Amen gesagt. Das hat mir aber dann auch nicht gut getan, weil ich über meine Grenzen gegangen bin und der Bauch mir sagte, warum hast du das denn jetzt wieder gemacht?
Ich würde mir für mich wünschen, dass ich Nein sage und mein Bauch mir sagt: Das war genau richtig. Kopf und Bauch im Einklang, das wäre es!

Einen schönen Abend wünsche ich euch!
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Antworten