Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

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bibi812
Beiträge: 1
Registriert: 1. Feb 2015, 17:18

Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von bibi812 »

Hallo ihr lieben,
Ich bin ganz neu hier und versuche mal mein anliegen zu äußern. :?
Momentan befinde ich mich in einer psychsomatischen rehaklinik und habe hier viel über mich gelernt und über mein verhalten, das mir vorher irgendwie nie so bewusst war und ich nicht gemerkt habe, warum ich mich so verhalte wie ich es tue. :cry:
Ich habe hier herausgefunden , dass ich unter anderem in die depression gerutscht bin weil ich regelrecht süchtig nach anerkennung und aufmerksamkeit von außen bin. Ich habe mich für andere so verbogen, nur um ihnen zu gefallen bzw. Es ihnen recht zu machen und mich selbst dabei total vergessen. Als der gewünschte effekt nicht eintrat bzw die anerkennung von außen meist nur von kurzer dauer ist, kam die einsamkeit, selbstzweifel, selbstabwertung usw.

Kennt sich jemand damit aus, kennt vielleicht jemand das problem selbst oder weiß rat wie ich das abstellen kann? Ich möchte mir selbst anerkennung geben können und nicht von anderen abhängig machen aber so richtig weiß ich nicht wie ich das anstellen soll. Ich möchte mich unbedingt ändern, dass es mir besser geht.
Danke .
Katerle
Beiträge: 11309
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von Katerle »

Hallo bibi,

erst mal herzlich Willkommen hier im Forum und ich wünsche dir einen guten Austausch mit anderen.

Das was du beschreibst, kannte ich auch von mir. Auch ich wollte es anderen immer gerne recht machen und hatte mich selbst dabei vergessen. In der psychosomatischen Reha wurde mir das auch so richtig bewusst und ich wollte es gerne anders machen. Leider hatte ich da kein Verständnis in meinem Umfeld von einigen. Mir ging es sehr schlecht, denn ich hatte kaum noch Kraft, aber das sah man mir nicht an. Von meinem P. fühlte ich mich mit der Erkrankung im Stich gelassen. Und auch die SM stempelte mich gerne als faul ab. Das hatte mich sehr verletzt. Ich rutschte auch in die Einsamkeit, was auch noch andere Gründe hatte.

Anerkennung ist der Spiegel dessen, wie andere dich sehen, und kein Gradmesser deines Wertes.

Ich hatte dann angefangen, auf meine Grenzen zu achten und auch mal auf meine Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. Mein Weg war kein einfacher, steinig und schwer.
Glaube an dich und du brauchst keine Anerkennung von anderen. Sich mehr selbst anzunehmen ist der bessere Weg.

Wünsche dir alles Gute bei deinem Weg.

Herzliche Grüße
Katerle
toni07

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von toni07 »

Hallo bibi 812,
genau das ist auch mein Thema. Nach meinem Zusammenbruch vor 5 Jahren haben ich schmerzlich feststellen müssen, dass mein ganzes Leben davon gepraegt war.
Es ist schlimm fuer mich, zu erleben, wie ich groesste Anstrengungen machem um nicht anzuecken. Meine "Antennen" sind darauf programmiert, bloß nicht negativ aufzufallen.
Entweder bin ich ueberschwenglich freundlich, oder freundlich, und dann suche ich mir Grün de, warum ich diese Person nicht mag, hole mir Infos ein, die dann meinen Eindruck bestaetigen.
Ich habe den Mittelweg noch nicht gefunden, doch, vielleicht, ich bemuehe mich, dass positivem dass was ich gemacht habe in nden Vordergrund zu stellen. Gelingt wenig.
Auch meinem Partner mute ich viel zu, hast du mich noch lieb, habe ich was falsch gemacht, wenn ich nicht ehrenamtlich arbeite, dann sitze ich oft im Keller, denke ueber die Kontakte der vergangenen Tage nach, was hast du falsch gemacht, usw.
Liebe Bibi, es ist ein furchtbarer Zustand,
Und verschiedene Therapien haben noch keine Lösung herbei gefuehrt, es gibt wohl keinen Namen dafür, meine Krankenakte sagt dazu, kombinierte und andere Verhaltenstoerung, hilft mir nicht viel,
Und es hilft mir, wenn ich es offen mache, aber dann koennte auch was negatives kommen.
Es ist so anstrengend.
Liebe Gruesse, Ludger
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von timmie2002 »

hallo bibi

und auch von mir ein herzliches willkommen.

den ersten schritt hast du aus meiner sicht bereits gemacht, indem du dein problem erkannt hast. wie katerle schreibt, ist das nächste ein etwas längerer weg, der im wesentlichen, wie du als ansatz schon selber benennst, darin besteht, sich von der anerkennung anderer unabhängig zu machen.

ich denke, dass es gut wäre, wenn du ergründest, WARUM du diese anerkennung so stark benötigst, denn ein problem lässt sich meistens erst dann lösen, wenn man die genaue ursache weiß. vielleicht kannst du das als zielstellung für deine behandlung in der rehaklinik mit aufnehmen?

ich selber denke, dass es auch viel mit selbstwertgefühl zu tun hat, oder wie katerle schreibt, mit sich selbst annehmen. versuche mal diese frage für dich ehrlich zu beantworten: liebe ich mich selbst?

auch diese fragen formuliere ich nur, damit du sie einmal für dich ergründest: wie sieht mein soziales umfeld aus? habe ich menschen, die mir anerkennung, achtung und liebe geben?

ansosnten vielleicht noch die empfehlung nach der klinik mit einer ambulanten therapie weiter zu machen. die psychologen in der klinik können dir da bestimmt rat geben.

glg final
toni07

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von toni07 »

Lieber Final, Du hast bibi geantwortet, darf ich dazu was schreiben?
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von timmie2002 »

hallo toni,

natürlich darfst du. du müsstest auch nicht fragen, denn es ist ein öffentliches forum und jeder kann sich zu dem äußern, was andere schreiben. das ist völlig ok, auch wenn es eine entgegnung ist.

übrigens bin ich weiblich. naja, mein nick ist missverständlich. :-)

glg final (line)
toni07

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von toni07 »

Liebe Final:-) ,
Du hast sehr gute Anstupser gegeben, Dinge, die Mann/Frau in einer reha ansprechen sollen.
Jedoch gibt es Menschen wie mich, die trotz Reha, ambulante Psychotherapie diesen Teufelskreislauf nicht durchbrechen können.
Ich habe nicht gemerkt, dass ich Jahrzehnte meines Lebens so gelebt habe, und es ist mit mir meiner heutigen Stimmung verbunden, Anlass
toni07

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von toni07 »

Hi, sch ...Technik.
...Anlass genug, traurig zu sein. Nicht verzweifelt, nein eher die dringende Frage, wie gehe ich damit weiterhin um, bin geneigt es als gegeben hinzunehmen, und doch, es bleibt die Erkenntnis, dass mir niemand mir helfen kann, therapieresistent.
Lg, Ludger
Katerle
Beiträge: 11309
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von Katerle »

Da hat final ein paar wichtige Punkte mit angesprochen.

@ toni

Dieser Teufelskreis ist auch nicht so einfach zu durchbrechen und das erfordert auch Zeit und Geduld. Bei dem einen geht das hakt schneller und bei dem anderen braucht es halt länger und ist auch von verschiedenen Faktoren abhängig. Manchmal ist das auch nicht nur mit einem Rehaaufenthalt abgetan oder einer ambulanten Therapie. Du kannst erst mal eins machen, es so anzunehmen, wie es ist und versuchen, dich dadurch nicht entmutigen zu lassen, sondern weiter an dir arbeiten, indem du deine ambulante Therapie weitermachst, denn was auch wichtig ist, bereit zu sein, mitzuhelfen.

Liebe Grüße
elfiena
Beiträge: 9
Registriert: 9. Feb 2015, 15:17

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von elfiena »

hallo ihr lieben hier ,liebe bibi

ein sehr nachdenklicher thread hier für mich .denn es geht mir sehr oft genauso.mmh und ich kann es immer so schlecht beschreiben bei meiner therapie ....sucht nach anerkennung und aufmerksamkeit...mmmmh ja keiner schöner zustand ...und wenn dann mal was positves kommt ,kann ich es entweder nicht sofrot erkennen oder nicht annehmen.....da wirft mich oft noch weiter zurück....

schade nur das ich dir bibi nichts raten kann....ich kenne das problem und halte dann den selbstzweifel und die einsamkeit irgendwie aus.mmmh oft lenke ich mich ab ....aber ich denke damit löst man das eigentliche problem nicht....

ich wünschte ich könnte dir was raten ,aber ich wünsche dir viel kraft da dran zubleiben !!
toni07

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von toni07 »

Hallo Ihr Lieben, es ist tatsaechlich ein belastendes Thema, abends zu denken, hast du jemanden wehgetan, hast du dich sozialadaequat verhalten. Meine Therapeutin sagt, es geschieht alles nur in Ihren Kopf, schoen gesagt, es hat sich ueber mich auch noch niemand beschwert, aber.......das grosse aber, ueber das ich nicht hinwegkomme.
Lg, Ludger
qwertzuiop

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von qwertzuiop »

@bibi812

und mir wirft man vor, ich würde mich zu wenig um die meinung, zu mir, von anderen scheren. man kann es den leuten aber auch nie recht machen ;-)
hier_und_jetzt
Beiträge: 66
Registriert: 26. Okt 2013, 00:15

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von hier_und_jetzt »

Hallo Bibi
Ich kenne das Gefühl auch sehr gut und glaube auch, dass du einen ersten wichtigen Schritt getan hast, dadurch, dass du es für dich erkennen konntest!
Grundsätzlich finde ich es ok, dass wir Anerkennung brauchen... Von anderen und von uns selbst.
Ich glaube auch, dass es unmöglich ist, ganz von der Anerkennung anderer unabhängig zu werden, aber zumindest etwas unabhängiger sollte möglich sein. Ich selbst arbeite noch dran und es bleibt eine meiner größten Herausforderungen! Die Gründe der "Anerkennungssucht" sind wichtig, oft liegen Sie in der Kindheit... Mir hilft es sehr diese zu kennen, weil ich dann in bestimmten Situationen zumindest manchmal sehen kann, dass ich mich gerade wie ein kleines Mädchen fühle und verhalte... Das hilft Distanz zu schaffen und auch Verständnis dafür zu entwickeln, dass es ein Teil von mir ist und für immer bleiben wird.
Ich bin in Polen, in einer sozialistischen Gesellschaft, aufgewachsen bevor ich nach Deutschland kam. Dort war Anerkennung ganz wichtig, wir hatten Schulzeugnisse mit rotem Streifen bei sehr guten Noten, und bei gutem Benehmen Musterschüler-Aufnäher auf den Schuluniformen.... verrückt! damals entwickelte ich ein ungesundes. Verhältnis zur Anerkennung. Dieses Bedürfnis wird immer ein Teil von mir sein. Gleichzeitig kann auch gerade ich entscheiden, wie viel Platz ich diesen Teil von mir gewähre... Zum Glück habe ich nämlich auch andere Teile...
Manchmal wenn mir Anerkennung fehlt fühle ich mich traurig-verzweifelt oder ratlos-aggressiv. Darin geht sehr viel meiner Energie verloren. Was mir hilft: gelegentlich entwerte ich meine Gefühle als Eitelkeit im Sinne von "ich möchte dass mich alle mögen, weil ich eitel bin"... dann kann ich feststellen, dass auch Eitelkeit ok ist! Wir sind alle mehr oder weniger eitel, aber ich muss mich von dieser Eitelkeit nicht dominieren lassen!
Ich spüre ich mein Anerkennungsdefizit am meisten bei der Arbeit... Manchmal bekomme ich das Gefühl, dass einige meiner Kollegen ganz genau wissen, wie wichtig mir gutes Feedback ist und es mir absichtlich nicht geben.... Aber vielleicht verlier ich mich da in Verschwörungstheorien... jedenfalls ist meine Devise inzwischen, anstatt zwanghaft ihre Anerkennungan anzustreben, alle ihre Bedenken zu antizipieren und mich dem Drang ihnen alles recht zu machen zu ergeben, versuche ich einfach gute Arbeit zu machen, klar zu sagen was ich brauche etc. Nicht zuletzt geb ich ihnen Anerkennung, wenn sie gut arbeiten, ich höre nicht "aus Rache" auf, weil ich selbst keine, kriege damit...
Was mir auch sehr hilft ist zu wissen, oder mich immer wieder zu erinnern, da ich es oft vergesse, dass mein Mann mich liebt und fuer mich da ist, ich seine volle Anerkennung habe, die letztendlich wichtiger ist als Lob von Arbeitskollegen.

Ich hoffe, dass du dich weiter Richtung Selbsterkenntnis und Selbstliebe voran tasten kannst und schicke dir liebe Grüße!
Pia
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von jolanda »

Hallo,

Momentan kann ich mich schwer konzentrieren, eine lange Antwort zu schreiben. Ich habe aber alles mit Interesse gelesen.
Nur soviel:
Das Problem hatte/habe ich auch. Nur im Spiegel der anderen scheint sich meine Existenz zu bestätigen. Das ist natürlich fatal, sein Existenzrecht von positiven Rückmeldungen anderer abhängig zu machen....

Zwei Dinge haben mein Leben in dieser Hinsicht nachhaltig verändert, bzw. mich auf einen guten Weg gebracht:

1.
die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg - wer sich eingehender damit beschäftig merkt, dass es eine Lebenshaltung und zwar eine sehr lebensbejahende Haltung ist und eine, die es erlaubt, zu spüren, was ich brauche und was andere brauchen und dass das keine Widersprüche sein müssen.
Wer mehr dazu wissen will, oder Buchtipps kann mir PN schreiben.

2. Das Buch "Selbstmitgefühl" von Kristin Neff. Der Untertitel "Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und und selbst der beste Freund werden" sagt eigentlich schon alles.
Es geht darin auch genau darum, warum wir uns immer in Vergleich setzten zu anderen. Warum wir so ticken uns selber fertig zu machen. Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Therorie/Bezug auf diverse Studien prakischen Anleitungen und Erfahrungsberichten. Dabei bleibt die Autorin stets liebevoll und wertschätzend.
Mir hat es die Augen geöffnet und gleichzeitig auch wirklich etwas an die Hand gegeben, wie ich anders mit mir umgehen kann, denn Selbsterkenntnis alleine hilft nur bedingt, ich muss auch wissen wie und was ich ändern kann.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Süchtig nach Anerkennung/Aufmerksamkeit von aussen

Beitrag von Botus »

Es hilft enorm, wenn man sich darüber bewusst wird, dass Aufmerksamkeit/Anerkennung (ebenso auch das Gegenteil dessen) von seiten der Umwelt / anderen Menschen sehr häufig aus emotionalen oder instrumentellen Gründen erfolgt.

Vielen Empfängern ist nicht bewusst, dass sich hinter so mancher heftiger Aufmerksamkeit/Anerkennung oder dem Gegenteil dessen (Mißachtung / Aberkennen jeglicher Fähigkeiten) in Wirklichkeit etwas ganz anderes verbirgt.

Deshalb gilt es zunächst zu erkennen, mit welcher Art von Sender man es zu tun hat.

Viele Menschen fällen keine objektiven Urteile. Viele folgen nur ihren jeweiligen Zielsetzungen. Es gibt auch viele, die alles um sie herum nur "gefühlt" wahrnehmen und ihre Eindrücke anschließend mit Redekunst zur Realität werden lassen wollen.

Wenn man die Erzeugnisse von Menschen, die (aus welchen Gründen auch immer...) die Realität manipulieren, als "Nichts" wertet, wäre schon viel gewonnen. Dann wäre der Weg für Echtes frei. Wenn man nur Annahme (oder Ablehnung) von anderen zulässt, wenn sie "echt" ist, blickt man da viel besser durch, wie ich finde.

Mir hat diese Sichtweise immer sehr geholfen.

Liebe Grüße vom Dobi
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