Chaos im Kopf

Antworten
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Chaos im Kopf

Beitrag von wegsucherin »

Hallo,

seit über 10 Jahren herrscht Chaos in meinem Kopf. Das ist mehr als 1/3 meines Lebens und mich nervt es inzwischen nur noch, keinen Weg hinaus zu finden...

Ich teile diese Jahre in drei Phasen ein:
5 Jahre lang diverse Schicksalsschläge und Krisen - meine Überlastung, Trauer, Wut, Depressive Phasen und Erschöpfung hatten einen sehr gut nachvollziehbaren Grund...
3 Jahre lang ging es mir "gut" - ich war aber "übermütig" und habe die neu generierte Kraft sofort in Arbeit umgesetzt...
seit 3 Jahren bin ich erschöpft, habe Zukunftsängste, bin phasenweise arbeitsunfähig, ausgebrannt, depressiv, empfinde keine Freude, Antriebslosigkeit, Grübeln etc. Zwischendrin gab es eine kurze "Hoch"-Phase, um dann wieder abzustürzen. Zu allem Überfluss hat sich mein Mann von mir getrennt. Meine Hauptsorge gilt nun meiner Gesundheit und meiner Arbeit.

Bislang dachte ich an einen Burnout, aber vor kurzem fiel mir ein Zettel mit meinen Symptomen von damals in die Hände und sie waren identisch. Nur meine Lebenssituation hat sich - im Vergleich zu damals - gewandelt. Zugleich fühle ich mich als HSP (hochsensibel), was die Sache nicht gerade leichter macht. Die Diagnose der Ärzte "Depression"...

Beruflich komme ich aus dem sozialen Bereich, aber ich merke, dass ich den Anforderungen nicht mehr gewachsen bin. Ich habe mit verhaltensauffälligen, problembehafteten und / oder psychisch erkrankten Menschen zu tun, die für mich inzwischen eine hohe Belastung darstellen. Für wenige Stunden kann ich eine Maske aufsetzen, aber die zerbricht innerhalb von wenigen Tagen und alle Reize und Stimmungen prasseln auf mich ein. Dann bin ich schnell reizbar, kraftlos, schlafe daheim sofort ein und gehe mit Magenschmerzen zur Arbeit... bzw. tue es nicht, weil ich meiner Gesundheit nicht weiter schaden will. Die erste Zeit nach der Krankschreibung habe ich nur geschlafen...
Sollen Ausbildung und Studium nun umsonst gewesen sein?
Unter speziellen Bedingungen könnte ich mir eine berufliche Tätigkeit vorstellen, aber die finde ich als Angestellte eher nicht...

An erster Stelle steht jedoch meine Gesundheit. Meine Antriebslosigkeit finde ich inzwischen echt nervig und neige dann zu Selbstvorwürfen. An manchen Tagen fasse ich Mut und merke, wie die Motivation langsam zurückkehrt. Andere Tage sind totaler Mist und der normale Alltag fällt mir schon schwer.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind scheinbar sehr begrenzt. Ein Therapieplatz ist hier nicht zu bekommen, da die Anrufbeantworter schon abweisend sind. Daher zahle ich die Therapiestunden - soweit es geht - aus eigener Tasche.
Mein Hausarzt hat mir AD's verschrieben. Seitdem ist zumindest meine Reizbarkeit zurückgegangen.
Mein vorheriger Neurologe war menschlich daneben... bei einem anderen habe ich einen Termin, aber das dauert noch. Viel verspreche ich mir davon allerdings nicht.

Ich suche nun nach einem Weg aus dem Sumpf...

Viele Grüße
Wegsucherin
Viele Grüße
Die Wegsucherin
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von vanezzo »

Hallo Wegsucherin,

ich weiß gerade nicht, was ich schreiben soll (liegt an mir, nicht an dir!), möchte dir aber zeigen, dass deine Geschichte gelesen wird.
Du hast deinen Nickname sicher nicht zufällig gewählt. Du unternimmst etwas, zahlst sogar für Therastunden selbst, nimmst kleine Verbesserungen durch die AD wahr. Das sind gute, kleine, sichere Schritte. Hab Geduld mit dir und der Welt.
dine31
Beiträge: 169
Registriert: 5. Jan 2015, 09:21

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von dine31 »

Hallo..

Ich kann es ganz gut nachvollziehen wie es dir geht...

ich habe sogar genau wie du 5 schicksal hafte jahre hinter mir...
meine Mama ist genau morgen vor 5 jahren gestorben hab auch ihre handgehalten wo sie ein geschlafen ist....naja danach hab ich
mich abgelenkt mit meinem kindern und partner hab gearbeitet im schicht system (heute noch ) habe mich von meinem Vater distanziert seit 3 jahren kein kontakt naja und eben viele kleinigkeiten also ich kenn es ganz gut über jahre quasi im dauerstress
zu sein..

und jetzt bin ich an dem punkt wo ich haltmerke das irgendwas nicht stimmt..manche tage sind super und ok manche tage naja geht so und eben solche wo sogut wie garnichts mehr geht so wie jetzt... und ich mir eingrstanden habe ok so geht es nicht weiter...

Hab mich meinem Hausarzt anvertraut immerhin..und ich will auch mehr hilfe sprich Psychiater..Psychologe oder Therapie oder so...aber das Proplem..
Psychiater...erst im April einem Termin
Psychologe find ich nicht wenn ich glück hab ende des jahres...

also was tun?? Naja und dann kommen halt
Die selbstzweifel musd das wirklich alles sein..so schlimm es doch garnicht...oder was ist wenn garnichts mehr geht..ich bin so hin und hergerissen von meinem Gedanken das ich nicht mehr weis manchmal wo vorne und hinten ist...

also kurz um ich kann es sehr nachempfinden wie du dich fühlst..nur das schreiben hier hilft mir sehr...und auch wenn du nicht immer Andworten erhälst..gelesen wirst du meistens..wie vanezzo schon geschrieben hat...

Ich wünsch dir trotzdem alles gute und du bist nicht allein auch wenn das nicht immer tröstlich ist...

Lg dine31
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von wegsucherin »

Danke für eure Antworten.
Dine, deine Geschichte ist tatsächlich sehr ähnlich. Genau diese extremen Belastungen habe ich auch schon durchstehen müssen.

Nachdem ich tagsüber durchhing, geht es abends bzw. nachts oft besser. Da ich etwas ändern möchte, aber keinesfalls in eine Klinik will, bin ich auf der Suche nach einem Weg raus aus dem Sumpf. Ich überlege, ob es Sinn macht, laaangsam Dinge zu ändern (Sport einführen, mich zu Aktivitäten zwingen) oder in einem Ruck etwas zu verändern. Man sagt ja immer, dass man es langsam machen soll. Allerdings wäre in einer Reha oder Klinik auch von heute auf morgen alles anders... (Hmm, gerade bin ich gut drauf, wenn mich mein Schweinehund wieder breit macht, komme ich vor Antriebslosigkeit nicht vom Sofa)

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Viele Grüße
Die Wegsucherin
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von JanetWeiss »

Liebe Wegsucherin,
erst einmal willkommen hier im Forum! :hello:

Besonders viel kann ich leider auch nicht sagen, da ich selbst erst vor Kurzem damit begonnen habe, mir Hilfe zu suchen (obwohl ich bereits über 30 bin und seit meiner Kindheit an D leide).
Aber:
wegsucherin hat geschrieben: Ein Therapieplatz ist hier nicht zu bekommen, da die Anrufbeantworter schon abweisend sind. Daher zahle ich die Therapiestunden - soweit es geht - aus eigener Tasche.
Das musst du nicht! Die Krankenkassen müssen auch die Kosten für Stunden bei Therapeuten ohne Kassenzulassung übernehmen. Dafür musst du ca. 5-8 Absagen (bzw. Wartelisten, die länger als x (meist drei bis sechs) Monate sind) von kassenärztlich zugelassenen Therapeuten nachweisen. Frag mal deine Kasse, wie lang die Liste sein muss. Meist reicht Datum und Uhrzeit des Anrufs.
Bist du denn momentan wenigstens krank geschrieben?

Alles Gute wünscht
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Galaxis
Beiträge: 246
Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von Galaxis »

Liebe Wegsucherin,

in Deinem Beruf ist es natürlich nicht einfach, zumal Du mit sehr schlimmen Problemen jeden Tag Dich befassen musst. Das muss man auch erst mal für sich verdauen. Denn ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass manche Dinge einem ganz schön an die Nieren gehen. Man muss die ganzen Probleme der Leute ja auch irgendwie verarbeiten können. Das kostet natürlich auch sehr viel Kraft.

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass Du viele Sachen mit nach Hause nimmst. Wenn es wirklich nicht der richtige Beruf für Dich sein sollte, dann solltest Du wirklich überlegen, etwas anders zu machen, wo Du nicht psychisch so belastet wirst. Man hat ja auch wie Du schon schreibst, selbst private Probleme, mit denen man fertig werden muss.

Einen Tipp kann ich Dir auch nicht wirklich gehen, aber ich kann mich sehr gut da hineinversetzen. Ich komme zwar nicht vom sozialen Bereich. Aber ich möchte auch nicht mehr in meinem erlernten Beruf arbeiten. Nur einen anderen Job zu finden, wovon man auch leben kann, ist sehr schwer zu bekommen.

Ich wünsche Dir, dass Du für Dich einen Weg findest, damit es Dir besser geht. Therapien und AD sind zwar gut, aber das Hauptproblem ist ja immer noch präsent. Man kann vielleicht durch eine Therapie lernen gewissen Dinge anders zu sehen. Die Tabletten machen zwar einen ruhiger, jedoch eine richtige Lösung ist es ja letztendlich auch nicht. Es sind schon mal zumindest Grundstöcke, die einen zumindest aus den ganz tiefen Loch rauszuziehen.

Also Kopf hoch! Du schaffst das.
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von wegsucherin »

Danke für eure Antworten.

Ich kann mich von den Problemen der Ratsuchenden im Beruf recht gut distanzieren. Allerdings überträgt sich die Stimmung. Viele sind unmotiviert und schnell reizbar. Das verlangt mir viel Kraft ab. Zudem entspricht vieles nicht meinen Werten, ich muss Ansichten vertreten, die ich nicht unterstützen will. Die Kommunikation mit vielen meiner Klienten fällt mir inzwischen schwer, weil sie eben anders sind (nicht weil ich depressiv bin, sondern allgemein). Viele sind einfach dreist, unfreundlich und oftmals beleidigend, was ich nicht persönlich nehme (oder doch?), aber was die Kommunikation erschwert.

Außerdem empfinde ich Menschen inzwischen "unberechenbar". Ich wurde oft genug enttäuscht. In meiner Selbständigkeit erfahre ich öfters Lob und lerne gerade, dies auch wertzuschätzen. Bei meiner Arbeit als Angestellte bekomme ich nie Lob, bekomme vom Arbeitgeber nur Steine in den Weg gelegt und fühle mich aufgrund der Rahmenbedingungen ausgenutzt. Einige Kollegen hatten schon einen Burnout... es gibt Tage, an denen Kollegen morgens weinen...

Trotzdem kann ich mir vorstellen, wieder mit Menschen zu arbeiten, die freiwillig kommen und tatsächlich motiviert sind. Ich kann diesen Job trotzdem gut machen und ich komme von der Thematik auch nicht los. Irgendwie ist es doch meins... Aber eben nicht diese bisherige Tätigkeit mit diesem Klientel. Ich bin gerade dabei, mir mein ideales Arbeitsumfeld zu kreieren. Nicht so einfach, weil man ja auch irgendwovon leben muss.


Ich habe diesen Antrag bei der Krankenkasse bereits gestellt gehabt. Allerdings ist meine (ehemalige) Therapeutin nur Heilpraktikerin für Psychotherapie, da selbst die Therapeuten ohne Kassenzulassung eine Wartezeit von mehreren Monaten haben. Dort kam ich sofort dran, was mir wichtig war.
Der Antrag wurde natürlich abgelehnt.

Ich bin noch krankgeschrieben. Allerdings habe ich auch schon gekündigt (ja, ich weiß was ich tue), da ich nicht vor habe zurückzugehen.

Dank eines guten Freundes geht es mir gerade etwas besser und habe Pläne für morgen. Ich hoffe, dass ich mich morgen auch dazu aufraffen kann und nicht wieder untergehe...

Viele Grüße
Viele Grüße
Die Wegsucherin
Galaxis
Beiträge: 246
Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von Galaxis »

Dann wünsche ich Dir mal ein schönes Wochenende und dass Du die Pläne für morgen alle gut abarbeiten kannst.

VG Galaxis
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Wegsucherin,

ich gehörte auch zu denjenigen, die panische Angst vor einem Klinikaufenthalt hatten und den möglichst vermeiden wollten. Heute (nachdem ich 7 Wochen Tagesklinik hinter mir habe), bin ich dankbr für die Zeit, die ich dort verbringen durfte und fürf die Dinge, die ich dort gelernt habe. Das wäre mir in einer ambulanten Therapie niemals gelungen.

Du bekommst Zeit, dich dort einzugewöhnen und mit dem Umfeld zurechtzukommen. Erst danach lernst du, was die Krankheit bedeutet und wie du dich damit arrangieren kannst. Es werden viele Möglichkeiten geboten, mit den depressiven Phasen umzugehen. Nicht alles trifft auch dich zu, nicht alles hilft dir. Du lernst, herauszufinden, was dir guttut, denn das übergeht man im Alltag zu oft.

Heraus kommt ein Konzept, wie du Achtsamkeit und Ich-Zeit in deinen Alltag integrieren kannst. Das genaue Maß musst du dann finden. Aber ein Klinikaufenthalt ist eine schwere aber auch lehrreiche Zeit, die - wenn man bereit ist, das anzunehmen - sehr hilfreich ist.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
dine31
Beiträge: 169
Registriert: 5. Jan 2015, 09:21

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von dine31 »

Huhu..

Chaos im Kopf hab ich heute auch..heute ist wieder ein Tag voller grübeln.

Ich habe hier fast in jedem Beitrag etwas von klinik gehört..
Also ich muss sagen ich bin zwar auch relativ neu hier und am Anfang mir hilfe zu holen... (weis nicht was alles auf mich zu kommt)...aber ganz ehrlich vor einem klinik aufendhalt habe ich auch Angst..und wenn es nur möglich ist möchte ich dies eigendlich nicht..

Weil das genau der Weg ist wo alle motbekommen was eigendlich mit einem los ist ich würde quasi gezwungen werden mich zu outen... (BIN ICH BEREIT DAFÜR??)

eidendlich schon weil es immer schwerer wird die phasate aufrecht zu erhalten ..
Deshalb auch der erste weg zum Hausarzt...
aber für eine klinik ich weis es nicht..
gehöre ich da eigendlich hin????

Ich bin glaube ich auch so ein Fall von ach vill. Ein paar Medikamente (giebt ja genug)..und Psychologe das reicht vollkommen aber ich glaube auch das ich es noch ein bisschen zu naiv sehe...

Ich bin aber zu 100% jetzt an dem punkt wo ich sage gemacht werden muss auf jedenfall was...
Ich lass jetzt alles erstmal auf mich zukommen mal sehen wie mein weg aussieht..

Wenn halt das Chaos im kopf nicht wäre..wäre einiges einfacher...diese zweifel von du hast doch garnichts bis ich kann nicht mehr..macht einem schon zu schaffen..

aber trotzdem euch noch einem schönen Tag..

lg dine31
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von wegsucherin »

Hallo zusammen,

nach ein paar Tagen im Tief, gab es heute wieder einen guten Tag. Ich bin gerade der Logik auf der Spur - was kann ich tun, damit der Tag gut wird? Was ist eigentlich ein guter Tag?
Es war heute ein anstrengender aber auch erfolgreicher Tag. Ich habe mich aufgerafft und war den ganzen Tag auf den Beinen. Habe das Nebengebäude aufgeräumt und auch einiges weggeschmissen. Ziel ist, Platz zum Bauen und Werken zu haben, was ich recht gerne mache. Natürlich bin ich jetzt erschöpft, aber nur rein körperlich. Und man sieht bereits gute Ergebnisse.

Ich möchte nicht nur wegen allgemeiner Bedenken in eine Klinik, sondern wegen meinen Hunden. Eine Fremdbetreuung kann ich mir absolut nicht vorstellen und ich brauche auch mein Bett und meine gewohnte Umgebung. Tagesklinik wäre daher durchaus denkbar. Allerdings stelle ich mir mein Programm gerne selbst zusammen. Es fehlt mir nur ein wenig (manchmal etwas mehr) Antrieb, um neue Aktivitäten (z.B. Klettern) auszuprobieren. Wenn ich nix ändere, ändert sich nix.

Ich habe in den letzten 2 Jahren gelernt, dass es eben nicht von alleine besser wird. Auch den Faktor Zeit habe ich unterschätzt. Damals wollte ich nach einer Woche wieder arbeiten gehen... Bin ich dann auch und habe eine Woche durchgehalten. Danach ging nix mehr. Nach zwei Wochen habe ich die Heilpraktikerin mit großen Augen angeschaut, als sie meinte, dass ich in diesem Jahr nicht mehr an Arbeit denken sollte. Das war Mitte November... Nun ist einige Zeit vergangen... Inzwischen stehe ich zu der Diagnose, versuche aber weiterhin mich selbst - mit Hilfe - rauszuziehen. Im Grunde, liegt der Weg bzw. die Lösung ja in uns. Nur wir brauchen halt - mehr oder weniger - Unterstützung um aus dem Keller herauszukrabbeln oder das Leben entsprechend anzupassen und um aus dem Keller eine Souterrainwohnung zu machen. Mein Weg liegt irgendwo dazwischen...

dine31, ich würde mit einem Therapeuten darüber reden, wie viel Unterstützung du benötigst.

Sonnenblume, ist es dir gelungen, das dort gelernte auch in den Alltag zu übertragen und auch beizubehalten? Das wären meine Bedenken, bei stationären Maßnahmen.

Galaxis, hast du die Möglichkeit, einen freien "Laufbahnberater" (keinen vom Amt) aufzusuchen? Ich weiß, dass man bei sich selbst meist ratlos ist und Außenstehende oft gut helfen können, bei der Entwicklung einer beruflichen Perspektive. Leider ist es da nicht ganz einfach, einen qualifizierten Berater / Coach zu finden.

Viele Grüße
Die Wegsucherin
Viele Grüße
Die Wegsucherin
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von wegsucherin »

Hallo zusammen,

nach jedem Hoch kommt auch wieder ein Tief. In dem stecke ich jetzt.
Mein angehender Therapeut - den ich auch noch selbst bezahle - treibt mich mit seiner Unzuverlässigkeit in den Wahnsinn. Ich bin enttäuscht, wütend und zweifle mal wieder ein Stück mehr an den Mitmenschen. Seine Reaktion auf SEIN Verschulden ist auch nicht das, was ich erwartet habe. Super. Entweder ich lebe damit, da er sonst "gut" erscheint oder ich begebe mich erneut auf die Suche zwischen unqualifizierten Coaches (eine erfahrene Fußpflegerin habe ich eben gefunden, die nun Coaching anbietet) und überfüllten Therapeuten. Verdammt. Wieder von vorne anfangen. :cry:
Aber irgendwo sitzt der Knoten, der aufgelöst werden will.

Gefrustet.
Viele Grüße
Die Wegsucherin
anelan
Beiträge: 7
Registriert: 22. Nov 2009, 17:10

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von anelan »

Hallo Wegsucherin,
ich bin jetzt aufgrund der derzeitigen heftigen Krise wieder auf das Forum gestoßen und schreibe mal mein erstes Posting, weil ich einige der von Dir genannten Probleme gut nachvollziehen kann bzw. im Moment auch ähnlich erlebe. „Chaos im Kopf“ beginnt gleich morgens, ist ein ständiger Begleiter durch den Tag und mit etwas Glück wird es abends ein kleines bisschen erträglicher.

Weil eben nach jedem Hoch oft ein umso schmerzhafteres Tief folgt, geht es mir im Moment nur darum, die Ausschläge zu vermindern, was gleichzeitig im besten Fall bedeutet, auf dem knallharten Boden der Realität zu landen. Wie oft habe ich schon gedankengesteuert versucht, „Aufbruchstimmung“ zu erzeugen und Dinge sozusagen im Schnellverfahren zu verändern. Klappt alles nicht. Entscheidend ist nicht was Du denkst sondern was Du machst. Dann sind Veränderungen möglich, wenn Du die richtigen Weichen stellst, aber nur gaaaanz langsam ohne Druck und Ungeduld.

Ich stelle mir auch die Frage, ob all das, wofür ich mich eingesetzt und gekämpft habe, ein Stück weit umsonst war. Ich hatte mit 30 nach einer heftigen Selbstfindungsphase mit Krankenhaus, Therapie, AD verspätet ein Studium begonnen und das dann unter erschwerten Bedingungen knapp sieben Jahre später noch erfolgreich beendet. Seitdem hatte ich immer nur befristete Anstellungen (auch im sozialen Bereich) bis ich jetzt seit Januar arbeitslos bin, nachdem ein Projekt ausgelaufen ist. Insgesamt macht sich besonders im fortgeschritteneren Alter (51) bemerkbar, dass die mittlerweile in der Öffentlichkeit vieldiskutierte Resilienz aufgrund ungünstiger Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahrzehnten extrem gelitten hat und dadurch Körper und Geist mittlerweile so sehr geschwächt sind, dass ein „Normalzustand“ schwer zu erreichen ist.

Darum: Dreimal genau hinschauen, was Dir wirklich gut tut, auf Deiner Suche nach dem besten Weg mit Rückschlägen rechnen, davon nicht entmutigen lassen und stattdessen Fortschritte langsam und geduldig erarbeiten.

VG anelan
mime
Beiträge: 1320
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von mime »

Hallo Wegsucherin,

das, was du von deinem "angehenden Therapeuten" schreibst, liest sich nicht besonders vertrauenserweckend. Zuverlässigkeit ist (für mich wie auch viele andere) gerade im therapeutischen Bereich ein wichtiger Faktor. Wenn du diesen Therapeuten momentan noch selbst bezahlst (ich nehme an, dass er dann ein Therapeut für Privatpatienten ist?) -was hält dich ab, dir nicht doch einen anderen zu suchen? Du bist als Patienten doch auch etwas wert! Und seine Unzuverlässigkeit zeigt dir indirekt genau das Gegenteil.

Dass die Krankenkasse die Kosten für Heilpraktiker nicht übernimmt, kenne ich (auch aus eigener Erfahrung). Doch vielleicht lohnt es sich, die Reihe der Therapeuten, die auf Privatrechnung arbeiten, noch einmal abzuklappern und dann erneut einen Antrag bei der Krankenkasse auf Kostenübernahme zu stellen (wie du es schon für die Heilpraktikerin getan hast) - möglicherweise gibt es dann doch noch eine Zusage von der Krankenkasse (das würde ich vorher mit dieser kurz abklären). Bei mir wurde der Antrag bei einer Heilpraktikerin für Psychotherapie auch abgelehnt, aber der Antrag auf Kostenübernahme bei einer Therapeutin ohne Kassenzulassung (für deren Kosten man normalerweise privat zahlen muss) wurde genehmigt, d. h. ca 80 % der Therapiekosten wurden bei mir übernommen, den Rest zahle ich selbst.

Dies nur als Hinweis. Du musst dir von einem unzuverlässigem Therapeuten (der ansonsten vielleicht durchaus "gut" und hilfreich sein mag) nicht alles gefallen lassen -es gibt noch andere! Hast du mit deinem Therapeuten mal seine Unzuverlässigkeit angesprochen? Gibt es evtl. einen plausiblen Grund dafür? Wie oft kam diese Unzuverlässigkeit vor? Das sind Fragen, die ich mir zur Bewertung noch einmal stellen würde, um mich evtl. dann doch nach einer anderen Therapiemöglichkeit umzusehen.

Alles Gute für dich und lass dich bitte nicht entmutigen, es dauert manchmal, bis man einen Weg für sich findet, aber es lohnt sich auf jeden Fall, weiterzumachen.

Viele Grüße und viel Kraft wünsche ich dir
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von wegsucherin »

Hallo Mime,

danke für deine Antwort. Ja, ich kenne die Möglichkeit, aber auch diese Therapeuten haben ihre Wartezeit... leider... Und irgendwie mag ich mich derzeit gar nicht auf einen neuen Therapeuten einlassen. Es ist gefühlt immer wieder ein Beginn von vorne.

Bei dem oben beschriebenen Therapeuten handelte es sich erst um ganz wenige Stunden (daher "angehend") und es gab schon öfters diese Terminprobleme, oft auch ohne für mich erkennbaren Grund. Ich habe die Entscheidung ersteinmal vertagt, damit ich nicht den ganzen Tag darüber nachdenke.

Stattdessen habe ich mir selbst meinen eigenen Wohlfühlplan aufgestellt und probiere es erstmal wieder alleine. Wenn das Verhältnis von guten zu schlechten Tagen steigt bzw. die Ausprägungen geringer werden, bleibe ich dabei. Wenn nicht, werde ich mich erneut auf die Therapeuten-Suche begeben. Inzwischen habe ich die Schnauze gestrichen voll meiner Depression und den Therapeuten...

So, jetzt mache ich weiter mit meinem "Plan"... bin schon ein wenig in "Verzug".
Wenn es zunehmend klappt, werde ich davon berichten...
Viele Grüße
Die Wegsucherin
bibel
Beiträge: 494
Registriert: 20. Okt 2011, 14:45

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von bibel »

Liebe wegsucherin,

bei allem deinem Leid, bei aller unserer Depression.......vielleicht könnte es dir helfen, einen Sinn für dein
ganz persönliches Leben zu finden. Etwas Festes in deinem Leben, wo du dich anlehnen kannst, auf das
du bauen und vertrauen kannst. Was möchtest du mit deinem Leben bezwecken? Du hast wie alle Menschen
etwas, was du ganz besonders gut kannst, was dir Freude macht.
Und du bist wertvoll, auch wenn du deinen Beruf gerade nicht mehr packst, es kommt mehr auf dein
sein an, als was du alles hast..
Das du zu einem Frieden mit dir selbst findest, ein Frieden der dich trägt, und wo wir lernen können, Dinge
zu ertragen, die wir eigentlich gar nicht wollen. Das du dir wieder mehr selbst vertrauen kannst, mehr
Selbstvertrauen hast, auch wenn es gerade in deinem Leben gar nicht gut läuft. Leider könne wir
nicht alles ändern........., gerade auch die begrenzten Behandlungsmöglichkeiten in der Depression........,
da können wir nur selbst das Beste für uns daraus machen. Vielleicht auch mal unsere persönlichen Ein-
stellungen ändern.........und da versuchen, irgendwie gelassener, ruhiger zu werden. Selbst zieht es mich
da auch mehr runter, wenn ich mich über alles aufrege, mich nerven lasse...........................................
Und vielleicht kannst du dich ja auch beruflich verändern..........................................................
Aber bleibe du selbst, stehe trotz allem zu dir, so gut du es nur irgendwie kannst...............................

liebe Grüße, und das wieder vieles gut wird in deinem Leben.
toni07

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von toni07 »

Liebe Wegsucherin,
Ich komme auch aus dem sozialen Bereich, habe 25 Jahre mit Obdachlosen, Alkoholkranken, Drogenabhaengigen, Strichern, usw gearbeitet. Vor 5 Jahren hatte ich den totalen Zusammenbruch, seit dem geht nur sehr wenig. Ist der Job, wirklich fuer dich Ok, oder bist du, wie ich, auf der Suche, wohin auch immer. Wegsucherin halt,
Therapeuten können nur helfen, die Verantwortung liegt bei dir, Klinikaufenthalt, wenn es dir so schlecht geht, dann ja, habe 5 Aufenthalte hinter mir, gut es ist eine Kaeseglocke, abgeschirmt von der Aussenwelt, aber ein Ort der Ruhe, ein Ort, der dir mit Hilfe Orientierung geben kann.
Gebe dir deinem leben einen Sinn, geniesse das Positive in deinem Leben, unabhaenigig von deinem Beruf.
Ich wuensche dir alles erdenklich gut, solidarische Gruesse, Ludger
halloduda
Beiträge: 10
Registriert: 31. Aug 2013, 23:02

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von halloduda »

Hallo wegsucherin,

Ich war auch in einer tagesklinik und kann mich sonnenblume14 anschließen.
Der Aufenthalt hat sehr geholfen.

Lg momo73
"Leben bedeutet mehr als überleben! "
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von wegsucherin »

Hallo,

ich möchte mal von meinen Fortschritten berichten. Auch, um anderen Mut zu machen...

Was hat sich geändert? Nach einem kleinen aber tiefem Tief hat es mir gereicht. Ich will meine Depression nicht mehr. Ich habe mir kleine Ziele gesetzt, Endlos-Themen notiert und aus dem Kopf verbannt. Einen Tagesplan mit kleinen Aufgaben gemacht (immer am Abend zuvor für den nächsten Tag). Zudem eine überschaubare Frist gesetzt, um das Ganze Vorhaben zu reflektieren. Also nicht "ab jetzt für immer..." sondern "die nächsten zwei Wochen...".

Zudem habe ich mir das Buch von Burns "Felling Good" besorgt und angefangen zu lesen. Ja, ich lese wirklich und das seit langer Zeit wieder durchgängig ohne sofort einzuschlafen.
Mir wird immer mehr klar, welche Denkfehler ich mache. Und das alles ohne Therapeuten. Obwohl ich für einen Therapeuten durchaus offen bin, wenn es denn passt und das Gesundheitssystem das auch ermöglicht.
Beruflich entwickelt es sich auch gerade - ob positiv und passend, wird sich zeigen. Aber ich werde weiter an mir arbeiten.
Inzwischen konnte ich es von "viele miese Tage, ab und zu mal ein halbwegs guter Tag" zu "viele recht gute Tage... nen schlechten Tag hat jeder mal" umkehren.

Ich hoffe, dass dies der richtige Weg ist und mich das nächste kleine Hindernis wieder komplett zurückwirft.
Viele Grüße
Die Wegsucherin
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von FönX »

Hallo Wegsucherin,

das klingt so gut wie realistisch. Bei deiner Beschreibung fiel mir sofort wieder ein, dass mir in der Klinik ans Herz gelegt wurde, S.M.A.R.T.e Ziele zu setzen. Das kam so bildhaft zu mir rüber, so dass ich es nach Jahren noch immer vor mir habe.

Alles Gute weiter auf deinem Weg
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: Chaos im Kopf

Beitrag von wegsucherin »

Hallo FönX,

die Theorie ist mir ja bekannt und ich kann auch wunderbar andere Menschen auf ihrem Weg unterstützen. Aber das auf sich selbst zu übertragen und umzusetzen ist nicht so leicht. Gerade letzteres ist mit Depression und jahrelang falschen Denkweisen sehr schwierig. Aber genau darum geht es ja meines Erachtens: diese zu erkennen und zu ändern.

Natürlich ist noch nicht alles wunderbar und ich bin geheilt.... es sind Fortschitte... Jahrelange falsche Denkmuster und Depressionen / Burnout lassen sich nicht mal eben innerhalb von zwei Wochen heilen. Aber es fand tief in mir drin ein erstes Umdenken statt. Ich erkenne nach und nach, wie oft ich mich mit geistigen Verzerrungen schädige. Zudem habe ich tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass die Motivation mit dem Handeln kommt. Ich habe in den letzten Monaten verzweifelt auf einen Funken Motivation gewartet... der kam aber nie.
Jetzt gilt es, damit zunehmend in einen "normalen" Alltag zurückzukehren. Was für mich die letzten Monate normal war (was man mit mittelschwerer Depression so macht, dürfte bekannt sein...), soll wieder der Vergangenheit angehören.
Alles was jahrelang für mich normal war, soll nun anders werden. Ich habe mich arg verausgabt und möchte wieder an MICH denken. Mich von den beruflichen Einflüssen zu distanzieren wird sicherlich die größte Herausforderung. Und insgesamt... der Alltag (auch ohne Job) ist derzeit immer noch eine Herausforderung...

Gestern habe ich mich wieder mit Bekannten und Freunden getroffen und hatte sogar Spaß dabei. Zwei Monate zuvor haben Begegnungen mit Menschen bzw. größeren Gruppen enorm viel von meiner Energie geraubt.

Jetzt werde ich meinen Notfallplan überarbeiten, denn bisher hat der nie gewirkt. Ich hoffe, dass er mich zukünftig wirkungsvoller wieder aus dem Tief hervorzerren kann...
Viele Grüße
Die Wegsucherin
Antworten