Zurück in den Arbeitsalltag finden

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AnkiS
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Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von AnkiS »

Hallo zusammen, ich stelle mich kurz vor. Ich bin weiblich, 25 J., ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte und stehe seit 8 Jahren im Berufsleben.
In meiner letzten Arbeitsstelle hatte ich seit Anfang 2012 immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Einerseits habe ich Mobbing von mehreren Kollegen aushalten müssen, zum anderen wurde ich immer mehr mit Arbeit zugeschaufelt, was irgendwann nur noch zur Überforderung und Resignation vor der zu bewältigenden Arbeit führte.
Den täglichen Druck zu bewältigen fiel mir irgendwann immer schwerer, Herzrasen, Ohrenrauschen, mangelnde Motivation/Konzentration, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, hämmernde Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Durchfall, Hoffnungslosigkeit auf eine Verbesserung stellten sich ein.
Mit letzten Kraftreserven habe ich mich in meinen 3-Wochen-Urlaub gerettet, nachdem ich vorher noch fünf Wochen Urlaubsvertretung mit bis zu 140 Wochenstunden, die ich alleine aufzufangen hatte, ableisten musste.
Resultat: Nervenzusammenbruch!
Zurück aus dem Urlaub habe ich mich schon in meiner ersten Arbeitswoche gefühlt, als wäre ich nie im Urlaub gewesen und bin deswegen zum Doc. gegangen. Diagnose: psychosomatische episodische leichte Depression und Krankmeldung für die nächsten Wochen.
Nachdem die Zukunftsprognosen für mich nicht tragbar waren und Chefetage gänzlich anderer Meinung war, nämlich noch reichlich Kapazitäten frei sein müssten, war mein einziger Ausweg, das Feld zu räumen.... und zwar schnell!
Ich habe mir daraufhin gleich eine neue Arbeitsstelle gesucht und war total happy, dass nun alles wieder gut wird. Pustekuchen! Ich kam dort an und es war schlimmer denn je. Man versprach mir ein familiäres Umfeld, das ganze Gegenteil war der Fall. Nur Rumgeschreie chefseits, verängstigte und verstörte Kolleginnen mit täglichen Magenschmerzen, bei dem Gedanken arbeiten zu müssen. Das kann nicht sein, dachte ich mir. Nach 2,5 Wochen Krankheit in der Probezeit habe ich (wen wunderts) die Kündigung arbeitgeberseits erhalten.
Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes "vom Regen in die Traufe gekommen." Toll!

Ich habe die Hoffnung auf eine gute Arbeitsstelle nicht aufgegeben. Heute habe ich einen Probearbeitstag und mich graust es mehr denn je. Irgendwie habe ich richtigehend Angst vor der Arbeit. Ist das nachvollziehbar oder ist das schon Paranoya? Kann mir jemand einen Tip geben, die Angst zu überwinden oder ist das womöglich ein "Zeichen", dass ich wohl doch noch nicht soweit bin, mich wieder auf etwas Neues einzulassen? Viele Grüße
Galaxis
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Galaxis »

Hallo Ankis,

da Dein Thread schon älter ist, möchte ich fragen, wie es sich jetzt weiter bei Dir arbeitsmäßig entwickelt hat! Ich frage, da ich selbst ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte bin und nach 18 jähriger Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei auch durch zu viel Arbeit und schlechten Betriebsklima krank geworden bin. Ich finde es schade, dass sich zu Deinem Thema niemand geäußert hat.

Ich hatte Anfang des Jahres auch wieder in einer Kanzlei angefangen. Vom Kima war es nicht schlecht, aber mit dem Chef bin ich nicht so gut ausgekommen, weil einfach die Chemie gefehlt hat, so dass sie mich nach 5 Monaten wieder entlassen haben. Für mich steht mittlerweile fest, dass ich nicht mehr in einer Anwaltskanzlei gehe. Das Volk in dieser Branche ist nicht so einfach cholerisch, rechthaberisch. Die Götter in schwarz, wie ich immer sage.

Ich habe auch noch nicht die Hoffnung auf einen guten Arbeitsplatz aufgegeben. Nur der Stress denke ich, ist überall sehr hoch. Ich merke einfach, dass ich nicht mehr so belastbar bin, wie ich es früher war; einfach empfindlicher, feinfühliger.

Hoffe, dass Du für Dich einen neuen Arbeitsplatz gefunden hast.

Liebe Grüße Galaxis
Zimperline
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Zimperline »

Hallo :hello: ,

auch wenn der Tread ein weilchen her ist, trifft die Überschrift mein aktuelles Vorhaben auf den Punkt, deshalb habe ich mir diesen gezogen.

Bin ja nun auch schon seit April 2014 krank geschrieben und wurde leider während dieser Zeit von meinem AG gekündigt. Tja, nun hatte mich vor ein paar Wochen ein alter AG kontaktiert und will mich wieder einstellen.

Ich hatte damals selbst gekündigt, da die Firma insolvent gegangen ist und ich den Umbruch mit der Übernahme nicht mitmachen wollte. Weiterhin bemerkte ich damals auch schon meine gesundheitlichen Einschränkungen und wollte mir die Chance mit eventuell auftretende Krankenzeit nicht versauen. Die Zeit hat mir diesbezüglich leider recht gegeben.

Wie dem auch sei, heute steht ein Besuch beim alten AG an. Ich bin mächtig aufgeregt und habe sch...

Millionen Fragen schwirren im Kopf:

- ich weiß, das ich nicht mehr so belastungsfähig bin wie früher
- ich kann die Arbeit nur mit ein paar Änderungen aufnehmen
- schaffe ich zum geplanten Arbeitsbeginn (ca. März) fit dafür zu sein?
- schaffe ich überhaupt noch das Arbeiten?
- u.s.w.

Boah, es macht mich ganz kirre.

Meine Psychologin meint, ich soll mit nur 4 Stunden anfangen zu arbeiten. Das es nicht geht habe ich ihr gesagt, denn ich brauche das Geld und will meine bisherigen 6 Stunden wieder jobben.

Hoffentlich kann ich bei meinem Besuch irgendwas gutes heute für mich ziehen.

Bisschen Daumendrücken, wäre lieb ;) .

Liebe Grüße

Zimperline
Sonnenblume14
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Sonnenblume14 »

Kannst du mit einer Wiedereingliederung anfangen? Weiss dein alter AG, dass du krank warst? Ich würde da mit offenen Karten spielen, ansonsten geht es gleich mit zu viel Druck los.

Und wenn er Bescheid weiss, könntest du mit 2 Stunden anfangen und dann langsam aufstocken. Du bleibst dabei noch krank geschrieben, kannst also in Ruhe ausprobieren, wo dein Limit liegt. Diese Ängste kenne ich nur zu gut, meine ständigen Begleiter, weil es auch bei mir immer noch mal wieder zu Erschöpfungsausfällen kommt.

Und so blöd es ist, das Geld muss erstmal egal sein. Du kannst nur bis zu deinem Limit arbeiten,a nsonsten steckst du bald in einer noch größeren Sch... Mute dir bitte nicht zuviel zu!

Deine Sonnenblume
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Zimperline
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Zimperline »

Hallo Sonnenblume,

nein bisher weiß mein Chef nur, dass ich derzeit in einer Auszeit bin.

Ob und was ich ihm sage, das entscheide ich dort, denn ich muss erstmal gucken was die Chemie sagt.

Möglichst würde ich am liebsten heute nur gucken und mit alten Kollegen quatschen. Aber ich rechne damit das mir auch mein Chef (vielleicht dann :) ) über den Weg läuft und konkretes mit mir besprechen will.

Hui... bin ich nervös.

So, ich muss nun los und berichte dann.
Galaxis
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Galaxis »

Hallo Zimperline,

ich drücke Dir alle Daumen und Fußzehen. Sonnenblume hat recht, ich würde auch an Deiner Stelle mit offenen Karten spielen, da sonst wirklich alles wieder von vorne los geht und sich noch verschlimmern kann.

So ist es gerade bei mir. Hatte auch eine neue Stelle Anfang 2014 gefunden und wurde wegen meinen Ängsten nach 5 Monaten wieder entlassen. Ich stehe wieder da, wo ich Mitte 2012 war.

Werde mich nächste Woche beim sozialpsychiatrischen Dienst beraten lassen. Denn für mich steht fest, dass ich nicht mehr in meinen alten Beruf arbeiten möchte.

Ich brauche einen strukturierten Arbeitsplatz, wo nicht 5 Sachen gleichzeitig erledigt werden müssen. Das versetzt mich in Panik. Da ich zur Zeit im Krankenstand bin, macht natürlich auch meine KK wieder Druck und das ist für mich Gift, da es mich aggressiv macht.

Ich habe auch Existenzängste. Man muss ja auch von einem Job leben können. 30 Stunden würde ich auch gerne arbeiten, nur ist es sehr schwierig so einen Job zu finden. Auch in einer Teilzeitbeschäftigung muss man ja in der Zeit auch funktionieren.

LG Galaxis
Zimperline
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Zimperline »

Puhhh..., geschafft!

Es lief so gut, das ich mich schon die ganze Zeit selbst zusammenstauche in der ganzen Euphorie nicht noch mehr den Kopf zu verlieren.

Es war eine herzliche Wiedersehensfreude mit meinen Kollegen und auch dem Chef. Die Begrüßungen liefen teilweise schon mit Arbeitszuweisungen ab, was ich denn erledigen könnte. Als alle im Rudel um mich herumstanden und mir tausend Fragen stellten (auch zur Gesundheit, was ich zuvor aber niemanden gesagt hatte) habe ich erstmal nix mehr sagen können. Ich wurde so überwältigt, dass ich wortlos war.

Das war schön, ich habe dieses Glück in dem Moment richtig genießen können :D .

Tja, damit war klar, ich brauchte nicht anzufangen zu lügen und habe im groben den Verlauf erzählt. Auch das ich mich nun stabil fühle und Lust zum Arbeiten habe. Scheinbar sah man mir das auch an und mir wurden zu diesem Erfolg Glückwünsche entgegengebracht.

Dann hat mich der Chef in den Besprechungsraum gebeten. Wir haben über meinen Stand zur Krankheit gesprochen und ich fasste allen Mut zusammen und habe meine Wünsche zum Arbeitsgebiet ausgesprochen. Unerwartet stimmte mein Chef sofort zu, auch das ich dennoch das gleich hohe Gehalt von damals wieder bekomme. Dann kam natürlich direkt der Arbeitsbeginn, worauf ich die Bremse getreten habe. Wir haben 2 Möglichkeiten zum Einstieg besprochen, da mein Chef leider nicht alleine meine Anstellung bestimmen kann.

1. Möglichkeit wäre mein Wunsch nach dem Hamburger Modell anfangen zu können. Damit wäre aber in der neuen Geschäftsleitung mein Krankheitsbild offengelegt und das halten wir beide nicht für gut.

2. Möglichkeit ist der Eintritt ab 01.03.2015 mit 30 Stunden. Im Februar bekomme ich einige Probearbeitstage, sodass ich zumindest damit mich wieder auf die Arbeitswelt einstellen könnte.

Es wird auf die 2. Möglichkeit hinauslaufen.

Er bespricht sich nun ohne Krankheit mit der Geschäftleitung und meldet sich bei mir, sobald er etwas hat. Beim Gehalt hatte er bereits vor ein paar Tagen das ok bekommen, da neue Kollegen mit deutlich weniger einsteigen.

So nun freue ich mich noch ein bisschen, bevor mich die Realität wieder hat.

Liebe Grüße

Zimperline
Zimperline
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Zimperline »

Hallo Galaxis,

vielen lieben Dank für das Daumendrücken bis in die Zehenspitzen, es hat was gebracht ;)

LG

Zimperline
Galaxis
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Galaxis »

Hallo Zimperline,

das freut mich, dass Du ein gutes Feedback hattest. Das ist doch toll, dass Du mit dem alten Gehalt wieder einsteigen kannst und mit der 30 Stundenwoche ist auch genial.

Ich freue mich für Dich!

GLG Galaxis
qwertzuiop

Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von qwertzuiop »

@AnkiS

warum kümmerst du dich nicht erstmal und einzig um die erkrankung?
deinen arbeitsitution(en) scheint nicht positive zu wirken. ich fände es besser, wenn du erstmal wieder stabiler wärst bevor du wieder in ein "haifischbecken" gehst.
Wintersonnenwende
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Wintersonnenwende »

Hallo AnkiS,

ich finde deinen Arbeitseinstieg gut. Die Februartage werden dir sehr helfen und bis dahin ist ja auch noch Zeit.
Du beschreibst alles sehr positiv und Veränderung beginnt ja auch im Kopf. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute dafür!

Dein unmittelbarer Chef weiß ja Bescheid und damit bist du auch gut abgesichert. Da du schon jetzt ein gutes Gefühl für die Kollegen hast, nutze die Chance!
Viele liebe Grüße Wintersonnenwende
Sonnenblume14
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Zimperline, bis zum Einstieg hast du ja noch etwas Zeit. Ich war in einer ähnlichen Situation - bin alledings mit dem Hamburger Modell nach 7 Monaten eingestiegen.

Mir hat es sehr gut getan, den Kontakt zu den Kollegen zu halten. Ich war alle 2 Wochen kurz in der Firma, um Hallo zu sagen. Es hat uns allen sehr gut getan, da sind wir uns inzwischen einig. Sie haben miterlebt, wie es mir immer besser ging und mir fiel es am Arbeitsbeginn leichter, mich wieder zurechtzufinden. Vielleicht eine Idee, um den Rest des Januars und den Februar zu überbrücken. Einfach mal vorbeischauen - vielleicht mal einen Kuchen mitbringen.

... und rechne bitte damit, dass es nicht glatt laufen MUSS. Versuche, dich gerade zu Anfang nicht unter Druck zu setzen. Wenn du die vorgegebene Stundenzahl noch nicht schaffst, suche nach einer anderen Regelung.
Ich bin nach Auslaufen des Hamburger Modells noch einmal in ein Loch gefallen. Zwei Wochen Krankschreibung. Jetzt bin ich noch einmal eine Woche zu Hause, weil ich nach dem Urlaub den Antritt auf Vollzeit nicht geschafft habe. Es ist wichtig, auch dem Chef zu kommunizieren, dass Gesundung sich nicht an den Plan hält. Es kann zu Rückschlägen kommen, aber die sind nicht mehr so langwierig. Ich hätte nach zwei TAgen Dauerschlaf wieder arbeiten können, habe aber gelernt, dass ich etwas mehr Schonung brauche. Ich gehe wieder auf eine reduzierte Stundenzahl zurück und versuche es dann später noch einmal. Also auch hier: Gelassenheit - und mit dem Verständnis von Chef und Kollegen ist echt viel gewonnen. Wichtig sind dann offene Karten - wenn sie wissen, dass der eine oder andere Ausfall noch kommen kann, werden sie dich dabei begleiten. Wichtig ist, dass sie erkennen, dass du zurück WILLST, dass du dich wohl fühlst und ihre Hilfe und Entgegenkommen zu schätzen weißt.



LG Sonnenblume
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Zimperline
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Zimperline »

Nun ist es fix.

Ich fange am 01.03.2015 wieder an zu arbeiten, unbefristeter Arbeitsvertrag nach Probezeit mit meinen gewünschten 30 Stunden und meinem alten Gehalt.

Ab der 2. Woche Februar werde ich die Tage an dem kein Arzt- oder Physio-Termin anliegt nutzen, um meine Kollegen immer mal wieder für ein paar Stunden zu besuchen. In Absprache mit meinem Chef, kann ich diese Zeit für meinen Wiedereinstieg nach eigenem Ermessen verbringen. Sprich, je nachdem wie ich es schaffe mal 1,2 oder mehr Stunden probieren. Die erste Februarwoche ist leider voll mit Termine beim HNO, Psychiater, Psychologin, Neurologe und 2 mal Physiotherapie.

Hui, bin ich aufgeregt und voller Vorfreude.

Viele liebe Grüße

Zimperline
Galaxis
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Galaxis »

Hallo Zimperline,

das ist doch mal eine gute Nachricht. Es gibt doch noch Menschen in der Arbeitswelt, die Verständnis für einen aufbringen und einem die Chance geben, wieder einen Einstieg zu finden. Ich finde es auch ganz toll, dass Du Dich mit Deinem Chef über die Erkrankung unterhalten hast und er Dich jetzt unterstützt.

Ich denke, dass Du ihn nicht enttäuschen wirst und das Beste geben wirst, was geht. Setze Dich auf jeden Fall nicht unter Druck, sondern lass es langsam angehen wieder in der Arbeitsalltag rein zu kommen. 30 Stunden ist doch auch toll. Das kann man denke ich auch gut bewältigen.

Alles Gute für Dich und liebe Grüße
Galaxis
Zimperline
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Zimperline »

Heute war mein 1. Besuchstag.

Aufregend ist gar kein Ausdruck für mein Gefühl heute morgen beim Aufstehen. Es war echte Panik mit Millionen Versagensängste.

Ich hatte mir 1-2 Stunden vorgenommen auf Arbeit zu verweilen, wollte pünktlich zum Arbeitsbeginn da sein und am 1. "Probetag" einfach nur zugucken.

Alles ist wie geplant gelaufen. Ich war pünktlich um 9.00 Uhr da (natürlich wie früher auch 15 min eher). Dann hat mir mein Chef einen Platz bei einem Kollegen eingeräumt und mit ihm besprochen, dass ich ihm über die Schulter gucken darf. So habe ich mich mit einem Käffchen gemütlich dort platziert.

Zuerst bin ich innerlich total zusammengefallen und dachte mir, dass schaffst Du nicht Dich da wieder reinzufinden. Mein Kopf fing auch schon nach 10 Minuten an zu qualmen und ich merkte wie sich meine Aufmerksamkeit immer wieder davon schleichen wollte. Ich habe dann meinem Kollegen gegenüber gesagt was gerade mit mir passiert. Es ist kaum zu glauben, aber er hörte auf zu Arbeiten und sah mich an, sagte dann freundlich zu mir das alle mir helfen möchten und deshalb ist es nicht schlimm wenn ich nicht alles gleich nachvollziehen kann. Ich solle mir keinen Stress machen.

Hä??? Was habe ich da verpasst? Ist das die Fortsetzung der Psychotherapie? Wurden meine Kollegen vor meinem Eintreffen gebrieft und konstruiert?

Dann hatte er langsamer gearbeitet, damit ich mehr Zeit hatte zu lesen.

Ich hatte es satte 60 Minuten ausgehalten und ihm bei der Arbeit zugesehen (Tschaka, das hätte ich von mir nicht erwartet und war sogar etwas Stolz auf mich).

Dann bin ich zu einer Kollegin gegangen um mal den Blick vom Bildschirm weg zu bekommen. Natürlich fragte Sie auch gleich wie mir so ist. Ich sagte Ihr meine anfänglichen Gedanken und ich erhielt auch von Ihr direkte Hilfe angeboten und ich solle cool herangehen, mich nicht verrückt machen u.s.w. u.s.f. Mein Chef kam hinzu und meinte, dass ich das schon wieder schaffen werde, da auch er bemerkte wie anstrengend es für mich ist.

Nach einer kurzen Pause habe ich mich dann wieder zu meinem Zuguckerkollegen gesetzt. Auf einmal merkte ich, dass mir alles was er machte bestens vertraut war, denn diese Arbeite hatte ich dort schon einmal gemacht. Ich spürte eine Erleichterung.

Die Zeit verging recht schnell und es war kurz nach 11.00 Uhr, das hieß für mich Feierabend und ich bin geschafft aber glücklich nach Hause gefahren.

Fazit: Ich glaube den Tag recht gut überstanden zu haben. Langsam denke ich, kann ich mich doch wieder in den Job einfinden :D

Lieben Gruß

Zimperlin
Sonnenblume14
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Zimperline,

was für ein toller Bericht! Es spiegelt das wider, was ich erlebt habe. du wirst sehen, die Ängste werden weniger, weil dir mehr und mehr vertraut wird. Dieses Gefühl, wieder dabeizusein, ist herrlich.

Allerdings rechne einfach damit, dass Rückfälle kommen, die dich vielleicht auch tageweise wieder aus der Arbeitswelt werfen. Es bringt nichts, über die Kräfte zu gehen. Ich mache gerade die Erfahrung, dass ich das "auf mich achten" umsetzen kann und muss. Die Umwelt spielt sogar mit.
Ich habe gemerkt, dass mein Sprung auf die volle Stundenzahl und frühen Beginn einfach zu groß war. Gestern kam ein Zusammenbruch, ich dachte schon, heute arbeiten geht gar nicht. Dennoch bin ich losgefahren und habe mit meinem Chef gesprochen. Tja. Es ist okay, wir haben eine Regelung gefunden, damit ich dieses Pensum noch nicht machen muss, wenn es mir mal schlechter geht.

Offenbar hast du ähnliches glück mit dem Arbeitgeber. Nutze es, mach in deinem eigenen Tempo, du wirst merken, wo die Grenzen sind. Geh nicht drüber, sondern versuche, die B alance zu finden zwischen Fordern und Schonen.

ICh wünsche dir noch ganz, ganz viele erfolgreiche Arbeitstage

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Zimperline
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Zimperline »

Hallo Sonnenblume,

es scheint mir auch, dass ich mit meinem neuen / alten Umfeld riesen Glück gehabt habe. Ich hätte nicht gewusst was ich ohne dieses Jobangebot gemacht hätte. Es wäre alles viel komplizierter gelaufen, denn einen komplett neuen Job könnte ich mir nicht als direkten Einstieg vorstellen, da ja dann alles neu wäre. Mein Gehirn kommt langsam wieder in die Gänge. Ich kann seit ca. 3 Monaten wieder lesen, schreiben und kopfrechnen, aber das halt auch nur in meinem Tempo, außerdem habe habe ich noch manchmal (wird immer seltener) Probleme beim flüssigen Sprechen und das käme bei einem richtig neuen AG bestimmt nicht so gut an.

Heute war mein 2. Besuchstag. Den mir zugeschickten Arbeitsvertrag und gefühlte tausend Datenschutzseiten habe ich unterschrieben abgegeben.

Auch für heute habe ich mir 2 Stunden vorgenommen. Zunächst habe ich erst wieder zugeschaut und dann kam der Platzwechsel. Mir wurde leicht mulmig und meine Hände zitterten vor Aufregung, aber ich habe es gemacht. Noch etwas holperig, aber gar nicht so blöd habe ich mich dann einigen Aufgaben zugewendet. Es war gut, dass mein Kollege noch da war, so konnte er mein Vorgehen mit verfolgen um bei eventuelle Fehler einzugreifen. Es sind mir komischerweise keine Fehler passiert, darüber habe ich mich richtig gefreut. Nach etwa 30 Minuten schaute ich auf die Uhr und sah, dass meine Zeit von 2 Stunden um ist. Obwohl ich gerade so mittendrin war und noch Kraft zum Weitermachen hatte, habe ich mich aber erhoben und Feierabend gemacht.

Es war schön, ich war nicht so kaputt wie beim 1. Mal. Zufrieden bin ich Heim gefahren.
Sonnenblume14
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Zimperline,

das hört sich ähnlich wie bei mir an. Ich habe ja auch mit zwei Stunden begonnen, manchmal habe ich mich am Ende der KRaft gefühlt, aber eigentlich ist die Zeit immer schnell vergangen und das schöne Gefühl, wieder eine Aufgabe zu haben, hat überwogen.

Es kamen noch einige Tiefs, vor allem, wenn ich die Arbeitszeit erhöht habe - das war immer mit vielen Zweifeln verbunden. Aber wenn man weiß, dass Kollegen und Chefs hinter einem stehen, ist es gut zu schaffen. Ich habe gelernt, mit auch Schwächen einzugestehen.
Vorgestern hinzugehen und zu sagen: ich schaffe das so nicht ... das kostete mich Überwindung, im letzten Jahr hätte ich mir eher die Zunge abgebissen. Jetzt wurde es akzeptiert und wir suchen gmeinsam nach einer Lösung. Heute ging es mir auch wieder besser, so dass ich nach den ersten "Anlaufschwierigkeiten" beim Aufstehen um 6 Uhr nachher den kompletten Arbeitstag gut bewältigt habe. Allerdings habe ich mir für Montag gleich Urlaub genommen um ein schönes langes Wochenende zum Erholen zu haben.

Und ich glaube, das ist ein grooßer Teil der Lösung: auch mal Schwächen zeigen können und auf eigene Bedürfnisse achten.

LG Sonnenblume
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Zimperline
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Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Zimperline »

Alles vorbei, Kündigung zum 31.12.2015, Betriebsschließung, Arbeitsamt will eine Vorstellung beim Arzt vom Amt, ich könnte nur noch heulen...

So eine sch...

trauriger Gruß

Zimperline
Columbus
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Registriert: 11. Jun 2015, 20:29

Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Columbus »

Ui!?

Das hatte sich alles so gut gelesen. :-(
Lass den Kopf nicht hängen!!!!

Ich bin schon verdammt lange (und ich meine verdammt lange) AU und ohne Job.
Bei mir war das Amt immer recht ... blöd. "Entweder Sie können Arbeiten (also auch 42,5 Std/Woche) oder eben nicht. Also nix mit Mini Job als Neueinstieg.

Davon habe ich mich aber nicht ins Boxhorn jagen lassen, mein Arzt hält zum Glück zu mir. Bisher konnte ich auch abwenden persönlich zum Amtsarzt zu müssen, einmal hat mein Doc (nach teilweiser Entbindung der Schweigepflicht) mit dem AA korrospondiert. Jetzt bin ich langsam so gefestigt überhaupt wieder nach vorne schaun zu können/mir vorstellen zu können überhaupt wieder zu arbeiten.
Da bist Du mir um Kilometer vorraus!

Allerdings bin ich allein stehend und habe (zwangsläufig) gelernt mit wenig auszukommen.
Der vermeintliche Vorteil (das es da überhaupt einen gibt) ist, das ich im Moment wenig Druck verspüre und mir den Luxus heraus nehme alles wirklich langsam an zu gehen.
Bedeutet in meinem Fall das ich (liest sich jetzt blöd) mich gerade noch immer an die alten und gewohnten Zeitlichen Abläufe heranpirsche. Mir immer neue Aufgaben stelle, Termine suche bzw. so lege das ich auch aus meiner eigenen "Komfortzone" heraus MUSS.
Neuerdings habe ich eine Selbsthilfegruppe gefunden die mir sehr hilft, weil die Menschen mich dort verstehen und beschäftige mich immer mehr Ehrenamtlich, mit dem Ziel auf jeden Fall in 2016 wieder auf "den Markt" zu kommen.

Meiner Erfahrung nach ist das Amt welches eigentlich helfen soll, leider das größte Hindernis.
Durch mein Engagement, welches ich immer weiter steigern möchte, sehe ich für mich aber plötzlich auch einen Quereinstig in völlig andere Berufsfelder. Das konnte ich mir früher z.B. nicht vorstellen.

Versuch Dich nicht verrückt zu machen und bitte berichte weiter hier.
Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es dass es enorm wichtig ist zu kommunizieren und sich aus zu tauschen.

Ich drück Dich und Dir die Daumen.

Gruß
Columbus
Sonnenblume14
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Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Zurück in den Arbeitsalltag finden

Beitrag von Sonnenblume14 »

Ach ZImperline,

wie blöd ist das denn?! Immerhin hast du einige monate gearbeitet und dich offenbar auch wohl gefühlt. Ich hoffe, du bist noch in therapeutischer Behandlung, so dass du aufgefangen wirst.

Bitte lass den Kopf nicht hängen, viele Dinge regeln sich besser, als es im ersten Moment aussieht. Schade, dass es gerade einen so mitfühlenden Arbeitgeber erwischen musste.

Mitfühlende Grüße
Sonnenblume
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