Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Heute habe ich beim Sozialpsychatrischen Dienst angerufen und warte derzeitig noch auf einen Rückruf. Es fiehl mir auf einmal ganz leicht...

Meine Freundin hatte sich 4 Tage zurück gezogen. Nach wie vor melde ich mich selbst nicht bei ihr. Seit gestern ruft sie wieder regelmäßig an. Ich habe gemerkt, dass ich den emotional Abstand zu ihrer Person wahren kann. Das was mich trifft sind die Beschimpfungen, die verbale Agressivität. Warum? Weil es mich zurück teleportiert in eine Zeit in der ich ein Prellbock war. Eine Zeit in der ich am Abgrund war.

Ich werde das Alte, sowie das Neue verarbeiten müssen.

Und ich habe heute endlich einen weiteren Schritt dafür getan.

LG Schneefuchs
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von JanetWeiss »

Das ist sehr gut!!! Du kannst stolz auf dich sein! :D
Schneefuchs hat geschrieben:Seit gestern ruft sie wieder regelmäßig an.
Das klingt, als ob sie ungefähr alle zwei Stunden bei dir anruft??!
Ich denke, mehr als ein Telefonat am Tag solltest du dir (wenn überhaupt) nicht geben...
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Danke Janet! :)

Sie hat in ihrer Mittagspause angerufen, überraschend, aber das war ok. Wir hatten etwas wichtiges zu besprechen. Dann nochmal am Nachmittag, mir war das fast schon zu viel Nähe.

Denn je mehr wir telefonieren, um so ehr gibts Stress... So wie heute. Hat mich nach einem wichtigen Arzttermin angerufen, das war auch ok. Aber danach konnte ich sie fast nicht mehr abwimmeln und es ist wieder eskaliert.

Naja, das war auch der Auslöser dass ich kurze Hand beim Sozialpsychologischen Dienst angerufen habe...

Ich muss lernen es auch einfach mal klingeln zu lassen. Und ganz dringend wie man sie wieder abwimmelt. Ich meine das nicht böse. Aber sobald ich gewisse Schwingungen spüre, eine gewisse Stimmung an ihr aus mache, muss der Rückzug schnell gehen...

LG Schneefuchs
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von JanetWeiss »

Mir fällt es leichter, klingeln zu lassen, wenn das Telefon auf "lautlos" ist. Dann seh ich es (wenn überhaupt) nur blinken, und hab nicht den Drang ranzugehen, damit das Gedudel aufhört... ;)
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Gerbera »

Hallo Schneefuchs,

bin zur Zeit beruflich ziemlich im Stress. Deshalb die verspätete und ziemlich knappe Antwort dieses Mal.

Ja, ich hatte durchaus das Gefühl, dass manche Leute auf einer völlig anderen Ebene kommunizieren als ich, auf einer für mich unverständlichen, wie ich anfügen möchte. Du hast das sehr schön beschrieben: ich habe das, was Andere gesagt oder geschrieben haben, als kalt empfunden, mit sehr viel Distanz und noch mehr Unverständnis für mich.

Interessanterweise habe ich von meinem Freund die Rückmeldung gekriegt, dass er mich als übertrieben emotional empfunden hat, unlogisch und wie nannte er das gleich noch, ja, polemisch. So ähnlich kommt mir das bei Dir und Deiner Freundin auch vor. Meine Thera hat damals zu mir gesagt, wir würden auf verschiedenen Ebenen kommunizieren, ich auf einer sehr emotionalen und er streng logisch, sehr verstandesmäßig.

Von meiner Thera stammt auch die Aussage, dass Beziehungsprobleme immer Kommunikationsprobleme sind. Da hat sie sicher Recht. Es muss nicht immer Schweigen sein oder Aneinander-vorbei-reden. Man kann, siehe oben, schlicht auch auf völlig verschiedenen Ebenen kommunizieren. Das Ergebnis ist in allen Fällen das Gleiche.

Ich kann Euch Beiden nur von Herzen wünschen, dass Ihr einen Weg findet, auf derselben Ebene miteinander zu reden, und ich fürchte, Du wirst den Anfang machen müssen. Ganz offensichtlich geht es ihr schlechter als Dir - und Dir geht's auch nicht gut.

Liebe Grüße,
Gerbera
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Hallo Zusammen,

heute war ich zu einem persönlichen Gespräch beim Sozialpsychatrischen Dienst. Die Dame war sehr nett zu mir, ist selbst Ärztin, hat sich meine Geschichte angehört und mir auch ein bisschen "auf den Zahn gefühlt". Es war befreiend!

Sie meint dass ich gerade nicht arbeitsfähig bin und mich krank schreiben lassen soll, um denn ganzen Druck aus meine Bewerbungssituation und gegenüber der ARGE rauß zu nehmen. Leider hält mein Hausarzt Depressionen nicht für so wichtig wie einen Schnupfen, deswegen habe ich meinen Termin erst nächsten Mittwoch.

Und sie teilt meine Meinung, dass ich unter der Situation u.a. deswegen zusammengebrochen bin, weil die ganze unverarbeitete Sache von damals dadurch wieder hoch gekommen ist. Deswegen möchte ich jetzt versuchen einen Therapeuten zu finden.

Vorhin habe ich versucht meiner Mutter das mit meiner Freundin (Nennen wir sie einfach mal Nora) zu erzählen, mich ihr anzuvertrauen. Ich rede sonst nie mit Ihr über sowas. Auf meinen Satz hin, dass Nora schwere Depressionen hat und mich das mit nimmt, kam nur die Antwort: "Ach Gott, die braucht Sonne"...

Sonne?? Ich dachte meine Mutter hätte inzwischen (durch mich und einer engen Kollegin) mehr Verständnis und Feingefühl für Depressionen. Einen zweiten Versuch werde ich erstmal nicht so schnell starten :(

@JanetWeiss
Heute Nacht war das Handy lautlos. Und sie hat auch tatsächlich angerufen. Morgends war sie dann sauer dass ich nicht abgenommen habe :P Die Dame beim Sozialpsychologischen Dienst hat gesagt, ich soll nur so viel Nähe und Telefonate zulassen wie ich mich damit wohl fühle und meiner Freundin das auch ganz klar sagen. Wenn sie das ankäst, dann soll das halt so sein. Und wenn sie Verständnis zeigt, dann um so besser, dann bringt uns das nach vorne.

@Gerbera
Danke für deine liebe Antwort, auch wenn du gerade ein wenig im Stress bist :)

Ich denke es gibt im Augenblick keinen Weg die gleiche Kommunikationsebene zu finden. Schon zu lange versuche ich das Gleichgewicht wieder herzustellen, aber ohne Erfolg. Sie hat mehr und mehr das Gefühl dass ich kalt, wissenschaftlich und unlogisch, egal wie oft ich versucht habe es mehr so zu sagen wie sie gerade denkt, fühlt und funktioniert. Im Moment habe ich nicht mehr die Kraft dafür es weiter zu versuchen. Das heißt nicht dass ich nicht mehr mit ihr rede...

@Sonnenblume
Uhm, ich hoffe dir neulich nicht zu nahe getreten zu sein. Vielleicht habe ich dich auch einfach falsch verstanden :O

LG Schneefuchs
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von JanetWeiss »

Schneefüchschen, ;)

das ist ja ganz toll mit dem Gespräch!!! Das freut mich wirklich für dich.

Bei deinem Hausarzt würde ich einfach vorbeimarschieren und sagen, dass du Wartezeit mitbringst. Die dürfen dich dann gar nicht wegschicken. Für eine AU bricht er sich ja keinen Zacken aus der Krone.

Ehrlich gesagt weiß von meinen Depressionen niemand außer meinen Mitbewohnerinnen, von denen es eine auch nur so "halb" durch Post von der DDL etc mitgekriegt hat. Mit der anderen kann ich ein bisschen darüber reden, weil sie auch sehr vieles durchgemacht, u.a. vier Jahre Traumatherapie hinter sich hat. Ich würde einfach auf so viel Unverständnis stoßen, gerade bei meiner Familie. Wenigstens diese Enttäuschung versuche ich mir zu ersparen.
Schneefuchs hat geschrieben: @JanetWeiss
Heute Nacht war das Handy lautlos. Und sie hat auch tatsächlich angerufen. Morgends war sie dann sauer dass ich nicht abgenommen habe :P Die Dame beim Sozialpsychologischen Dienst hat gesagt, ich soll nur so viel Nähe und Telefonate zulassen wie ich mich damit wohl fühle und meiner Freundin das auch ganz klar sagen. Wenn sie das ankäst, dann soll das halt so sein. Und wenn sie Verständnis zeigt, dann um so besser, dann bringt uns das nach vorne.
Mir fehlen echt die Worte...Sie ruft dich NACHTS an und ist sauer, dass du nicht rangehst???!!!
Gut, dass du das schon mit Humor nehmen kannst... Die Dame vom SpDi hat vollkommen recht!

Hab noch einen schönen Abend


P.S. Hast du dich eigentlich schonmal im Forum "Umgang mit der Krankheit" umgeguckt? :roll:
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

@JanetWeiss
Ja, manchmal schleiche ich mich dort zum lesen ein. Demnächst möchte ich mich dort noch einmal vorstellen :)
Galaxis
Beiträge: 246
Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Galaxis »

Hallo Schneefuchs,

ich finde es toll, dass Du beim sozialpsychatrischen Dienst warst. So wie ich das aus Deinen Threads herauslese, ist Deine Freundin ja auch ziemlich frech am Telefon, wenn Du ihr nicht gleich zur Verfügung stehst. Du solltest Ihr klar und deutlich sagen, dass Du Dir in Zukunft so einen Ton verbietest. Du bist nicht ihr seelischer Abfalleimer. Es ist vollkommen richtig, dass Du Dich abgrenzt. Es kann nicht sein, dass Du durch sie wieder in eine Depression verfällst.

Außerdem bist Du nicht ihre Leibeigene. Wenn sie am Telefon frech wird, dann würde ich an Deiner Stelle ihr sagen, dass Du das Gespräch jetzt abbrichst. Vielleicht kommt sie ja dann irgendwann zur Einsicht, sich entsprechende Hilfe zu holen.

Liebe Grüße Galaxis
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Liebe Galaxis...

...wenn ich das nicht schon 100x versucht hätte :roll:

Oft genug sage ich Ihr dass sie sich im Ton vergreift, ich das nicht nötig habe, mich nicht gut damit fühle. Und mindestens genauso oft habe ich schon "Tschüss" gesagt und das Gespräch schnell beendet. Aber dann lasse ich sie aus ihrer Sicht ja einfach so stehen, spiele ihre Gefühle runter und bin selbst Schuld weil ich sie provoziert habe.

Sie ist einfach nicht mehr sie selbst wenn sie so ist :shock: Sie war immer ein lieber Mensch mit dem man so gut und gepflegt reden konnte. Ein Mensch mit Selbstreflexion, jemand der zwei Seiten der Medallie sieht, Verständnis zeigt, ohne dabei sich selbst und den eigenen Standpunkt zu verlieren.

In den letzten Monaten habe ich schon zig Mal zu ihr gesagt, dass ich spät Abends (nach 0:00 Uhr) nicht angerufen werden möchte. So manches mal hab ich da auch schon mit ihr geschimpft. Oft ist mein Handy Nachts schon stumm. Manchmal finde ich das etwas undankbar, wenn sie sauer wird weil ich nicht ran gehe (auch am Tag). Ich finde ehr sie sollte das mehr zu schätzen wissen dass wir überhaupt, trotz der Entfernung, so viel Kontakt haben können und ich für sie da bin. Sie kann ja auch nicht immer gleich ans Telefon gehen...

Irgendwann ist das "Ruf an, wenn was ist, wenn du dich nicht gut fühlst, egal wann" zu einem Freifahrtsschein für sie geworden, mich aus dem Schlaf zu reißen, wenn sie selber nicht schlafen kann! Dann ist da nur noch das ICH ICH ICH ICH in dem Moment X_x

Zur Zeit schrenke ich den Kontakt ein. Ich hab sie trotzdem lieb. Und wenn was wirklich wirklich schlimmes passieren würde, wäre ich auch sofort vor Ort und Stelle. Trotz allem Respekt und Verständnis den ich habe, dass sie krank ist, wünsche ich mir wieder mehr Respekt und Wertschätzung. Sonst behandelt sie mich nicht besser als all die jenigen, die mich damals kaputt gemacht haben. Und ich möchte nicht dass der Tag kommt, an dem ich ihr das genau so sagen muss...

Also muss ich mich jetzt erstmal selbst schützen.
Ich stecke jetzt nämlich erstmal voll drin in meiner eigenen kleinen Krise :shock:

LG Schneefuchs
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Da ist wirklich null Selbstreflexion. Und meine Gefühle scheinen keine Rolle zu spielen. Die fallen einfach unter den Tisch. Und dann sagt sie mir auch gerade noch dass ich, seit wir uns kennen, nie für sie da war. :shock: Und wenn sie mal anruft um zu reden, höre ich meist nicht zu oder bin schon müde. Klar kann ich nicht zuhören wenn ich schon müde bin!

Klar habe ich auch schon Fehler gemacht. Ja, bestimmt konnte ich auch mal nicht für sie da sein. Bin ja auch nur ein Mensch. Aber das gebe ich dann auch immer zu. Wie gut dass das gerade wie Wasser an einer Wachshaut an mir abperlt :shock:

Das ist einfach zu absurd um mir da n Kopf drüber zu machen. :|

Aber das wirklich schlimme ist, dass ich Anfange in ihr das Mädchen von damals, mit BPS, zu sehen. Ich kann das teilweise nicht mehr trennen. Fehlt nur dass ich sie irgendwann mit dem falschen Namen anrede.
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von JanetWeiss »

Liebe Schneefuchs,
Schneefuchs hat geschrieben:Aber das wirklich schlimme ist, dass ich Anfange in ihr das Mädchen von damals, mit BPS, zu sehen. Ich kann das teilweise nicht mehr trennen. Fehlt nur dass ich sie irgendwann mit dem falschen Namen anrede.
Für mich klingt das wirklich nach einem Warnsignal!!!
Du brauchst in meinen Augen dringend Abstand. Warum soll immer nur sie egoistisch sein dürfen? Du musst es nun sein!
Warst du jetzt bei Hausarzt? ;)
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

JanetWeiss hat geschrieben:Warst du jetzt bei Hausarzt? ;)
Nein ._.

Ich hätte gleich gestern gehen sollen, anstatt anzurufen. Mein Hausarzt ist nicht weit vom sozialpsychatrischen Dienst entfernt. Hätte ich zu Fuß hin laufen können. Selber Stadteil. Kleiner Spatziergang. Das ärgert mich heute. Und Am Telefon habe ich nicht geschaltet und nicht um einen früheren Termin gebeten. Konnte mich heute nicht aufraffen da hin zu gehen...
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von JanetWeiss »

Hm. Dann morgen hoffentlich!? ;)
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Ich hoffe es!!

Zu dem was du zuvor geschrieben hast:
Ja, ich brauche eigentlich noch mehr Abstand. Nicht nur emotional, generell zu Ihr. Aber heute Abend vermisse ich sie schon arg... Ist denke ich nochmal, wenn man seit ner Woche kein wirkliches Gespräch geführt hat. Muss mich echt zusammen reißen nicht bei ihr anzurufen :?

Das ist dieser "Es geht mir nicht gut, meine beste Freundin gibt mir Kraft"-Effekt. War ja auch immer so... Ist das jetzt so ne Art Entzugserscheinung? :shock:
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von JanetWeiss »

Hmmm, wahrscheinlich...
Kann nicht so viel dazu sagen, weil ich Menschen eigentlich nur selten vermisse. :?

Hab mich aber noch gefragt, ob sie ihre Anruferei auch so betreiben würde, wenn du arbeiten würdest??! :o (In einer konventionellen Art und Weise, nicht so wie es wohl in den letzten Monaten deines letzten Jobs war, wie ich "drüben" lesen konnte.)

Nein, nein, nicht anrufen. Denk daran, dass es dir dann wieder schlecht geht, nachdem sie sich bei dir (und über dich) ausgelassen hat. :!:

Ich wünsche dir für den Rest des Abends und für morgen viel Kraft! :D
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Gerbera »

Hallo Schneefuchs,

ich glaube nicht, dass das eine Entzugserscheinung ist, sondern eher der Wunsch, die Nähe von einst wiederherzustellen, und zwar auf gleicher Augenhöhe. Im Moment kommt es Dir so vor, als würde sie nicht realisieren, wie schlecht es Dir geht, Dich nicht ernst nehmen, oder? Das kommt mir wahnsinnig bekannt vor.

Ich hatte gestern einen Thera-Termin, nach 2 Monaten Pause (juhuuu!!!), und meine Thera hat u.a. nach meinem Freund gefragt. Wir haben über "damals" geredet und mir ist nochmal so richtig klar geworden, dass es regelrecht eine fixe Idee war, auf der einen Seite für ihn da zu sein, weil es ihm ziemlich schlecht ging, auf der anderen aber gleichzeitig zu erwarten, dass er für mich da ist, weil es mir nämlich noch schlechter ging. Es war, als hinge mein Leben davon ab, dass dieser eine Mensch mir zur Seite steht. So ähnlich kommt mir Deine Geschichte auch vor. Je mehr Du abgleitest, desto intensiver trifft Dich das Verhalten Deiner Freundin und desto größer wird die Sehnsucht danach, von ihr Unterstützung zu bekommen.

Meine Thera hat mir gestern auch gesagt, sie hätte damals am liebsten ein komplettes Kontaktverbot ausgesprochen, weil wir uns irgendwann gegenseitig nur noch zerfleischt haben, und das hat keinem von uns gut getan. Aber da war von meiner Seite kein Weg hin. Du würdest das mit Deiner Freundin auch nicht wollen, oder?

Ich kenne auch nächtliche SMS, Anrufe/SMS am Wochenende, wenn ich mit Freundinnen unterwegs war, mitten in Besprechungen etc. und hatte immer das Gefühl, mein Einsatz werde nicht ausreichend gewürdigt. Im Gegensatz zu Dir war meine Frustrationstoleranz aber gleich null, und dementsprechend habe ich reagiert: heftig. Und ich bin selbst immer weiter abgerutscht...

Deshalb auch von mir der dringende Rat: lass es nicht soweit kommen, dass Du die Kontrolle verlierst, Dinge aussprichst, die Dir später leid tun und die nicht wieder gut gemacht werden können. Geh zum Arzt, am besten gleich morgen früh, lass Dich krank schreiben und such Dir einen Therapieplatz. Kümmere Dich intensiv im Dich. Deine Freundin hat nichts davon, wenn Du komplett zusammenklappst - und Du auch nicht. Sag ihr notfalls, dass Du selbst am Ende bist und ihr nicht ständig zur Verfügung stehen kannst. Da darfst Du nicht nur, da sollst Du sogar Egoist sein! Wenn Eure Freundschaft, die offenbar schon sehr lange besteht, daran zugrunde geht, war sie nicht das, was Du in ihr gesehen hast.

Ich schicke Dir eine herzliche Umarmung! Meine Gedanken begleiten Dich - hoffentlich morgen zum Arzt :-).

Liebe Grüße,
Gerbera
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Huhu,

Wo du es sagst...

Wir haben früher immer mal Abends telefoniert, wenn Zeit war und beide nix zu tun hatten. Bequatschen wie der Tag war, alles mögliche. Das Ist unter engen Freundin jetzt erstmal nix ungewöhnliches. Auch mal kurz in der Mittagspause, wenn es etwas wichtiges gab. Aber es wurde immer respektiert, wenn der andere nicht will/kann.

Aber so wirklich unkontolliert ist es erst ab August geworden, ja :? "Ist doch ok wenn du spät schlafen gehst. Kannst doch morgen ausschlafen". Hab ihr immer gesagt, dass ich Morgends trotzdem früh aufstehen möchte, weil ich mich nicht gehen lassen möchte. In ihren Augen hab ich jetzt keine Verpflichtung außer nen Job zu finden und da sollte ich auch den ganzen Tag für sie abrufbar sein.

Sie braucht mich, klar, aber ich bin nicht ihr Leibeigener, so sehr ich selber an ihr hänge. Ich gebe ihr Freirsum, dann möchte ich den auch. Und das heißt nicht, dass ich nicht für sie da bin.

Ich glaube immernoch dass all das ne reaktion darauf ist, dass sie mich vermisst und mit der Entfernung nicht klar kommt. Es gerne wieder hätte dass ich in der Nähe bin, und man mal ausgehen kann. Mir tut das ja auch weh, dass es so ist wie es ist...

Naja, mir wirds gerade n bisschen viel mir da Gedanken drüber zu machen :)
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

@Gerbera
Danke für deinen post. Ich werde mich morgen um eine Antwort bemühen :)
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von JanetWeiss »

Schneefuchs hat geschrieben: Naja, mir wirds gerade n bisschen viel mir da Gedanken drüber zu machen :)
Ok, aber die Ansätze sind ja schonmal nicht schlecht...

Bis morgen beim Arzt (in Gedanken - wenn du möchtest) ;)

Schlaf gut!
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Hallo erstmal,

ich war nun eine Woche nicht im Forum für Angehörige unterwegs. Liegt zum einen daran, dass ich nun ehr bei den Betroffenen aktiv bin, zum anderen dass ich mir selbst total Druck gemacht habe hier was antworten zu müssen... Ich wollte mich damit irgendwie nicht befassen....

Wie ist die letzte Woche gelaufen?

Sie hat mir klar gesagt, dass sie zur Zeit irgendwie nicht mit mir telefonieren kann. Dass sie sich nicht wohl dabei fühlt. Auf das Gespräch dass es mir zur Zeit damit auch nicht gut fühle, wollte sie sich nicht einlassen, egal wie rücksichtsvoll ich ihrem Problem gegenüber war...

Also telefonieren wir eigentlich fast garnicht. Sie hat 2x Abends angerufen (Ich wollte es und habe es zugelassen), weil sie meine Stimme hören wollte, aber wir haben eigentlich nur kurz telefoniert und kaum geredet. Anscheint leidet Sie jetzt auch unter Schlaflosigkeit, kommt vor 2 Uhr nicht ins Bett und ist dann auf der Arbeit sehr müde.

Small Talk ergibt sich zwischen uns eigentlich keiner bzw nur schwer. Auch per Chat oder sms. Sie scheint Abstand zu nehmen, ähnlich wie ich. Möchte nicht gefragt werden wie es ihr geht. Wir haben also ehr "Stolper-Kontakt".

Sie sucht jetzt vermehrt Kontakt zu Ihren Eltern, was ich gut für sie finde.

@ Gerbera
Ich hatte nun viel Zeit mir Gedanken über deinen letzten post zu machen... Und du hast Recht. Natürlich wünsche ich mir dass sie auch für mich da ist. Natürlich wünsche ich mir dass Sie merkt, dass es mir nicht mehr gut geht. In einer "normalen" Freundschaft würde das auch funktionieren. Aber bei uns geht das im Augenblick nicht mehr. Sie kann nicht für mich da sein und ich musste leider erkennen, dass ich umgekehrt nicht mehr in dem vollen Umfang für sie da sein kann wie früher.

Uns geht es beiden nicht mit der Situation gut... und ich hoffe das Beste für uns und dass wir wieder näher zusammen finden.

@ JanetWeiss
Heute hatte ich meinen Arzttermin. Einen Monat krank geschrieben... Außerdem werde ich sicherheitshalber auch auf eine Schilddrüsenerkrankung und Vitamin D Mangel überprüft. Finde ich gut von meiner Ärztin, dass sie das als zusätzliches "Öl im Feuer" ausschließen möchte.

Mit etwas Glück habe ich vielleicht auch einen freien Therapeuten ergattert. Da muss ich aber noch auf Rückruf warten.

Liebe Grüße
Schneefuchs
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Gerbera »

Hallo Schneefuchs,

super, dass Du beim Arzt warst. Hat das mit dem Therapeuten dann noch geklappt oder wartest Du noch auf (s)einen Rückruf?

Deine Ärztin scheint sehr gut zu sein, wenn sie gleich mal organische Ursachen in Betracht zieht und auszuschließen versucht. Sollte herauskommen, dass die Schilddrüse tatsächlich ihren Beitrag zu Deinem Zustand leistet, geh bitte trotzdem zum Therapeuten. Auch bei mir hat die Schilddrüse mit"reingepfuscht", aber die Depression hat sich verselbständigt, ehe die Schilddrüsengeschichte ausgestanden war. Meine Thera meinte, ich hätte viel früher kommen sollen. Eine Parallelbehandlung hätte vieles abfangen können.

Hast Du noch Kontakt mit Deiner Freundin? Hat sie zumindest ansatzweise begriffen, wie schlecht es auch Dir geht?

Ich denke oft an Dich und drücke ganz fest die Daumen, dass alles wieder ins Lot kommt - Deine Gesundheit, ihre Gesundheit und Eure Freundschaft.

Ganz liebe Grüße,
Gerbera
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Ich habe das Gefühl selbst zu zerbrechen

Beitrag von Schneefuchs »

Hallo Gerbera,

deine lieben Worte haben mir jetzt ernsthaft ein paar Tränen in die Augen schießen lassen.

Meine Ärztin ist wirklich gut. Das war schon immer so, dass sie ein Problem ernst nimmt und mich dann sofort rundum auf den Kopf stellt und es nicht einfach abtut wie viele Ärzte. Als ich anfing zu erzählen und plötzlich anfing zu zittern, habe ich gemerkt wie sich ihr Gesichtsausdruck verändert hat und sie erstmal Schlucken musste... Wir haben nie über meine frühere Depression gesprochen, es steht nichts in meiner Akte dazu und sie kennt mich nicht in so einem Zustand. Die Schilddrüse ist zum Glück in Ordnung, aber ich soll Vitamin D zu mir nehmen.

Kommenden Donnerstag habe ich eine Probesitzung! Wenn ich mich bei der Dame wohl fühle, wäre das ein echter Glücksfall! Und auch den hätte ich auch meiner Hausärztin zu verdanken. Die meinte nämlich zu mir "gleich gegenüber sitzen ein paar Therapeuten. Gehen Sie doch gleich mal rüber und fragen nach!". Also ich rüber und die Dame von der Terminvergabe meinte dass bei einer ihrer Ärzte gerade einen Platz frei geworden ist :)

Bezüglich meiner Freundin gehts mir gerade ehr besch*** Nach wie vor höre ich mal alle 2-3 Tage Abends von ihr und dann schläft sie meist nach 5 Minuten ein. Komischerweise schlafe ich in diesen Nächten dann aber gut... Mir fehlt die gemeinsame Zeit. Das schwätzen, das Lachen, der Austausch...

Neulich habe ich mich von Ihr verabschiedet und als letzte Worte geschrieben, dass ich sie lieb habe. Ich weiß nicht warum. Irgendwie wollte ich ihr einfach zeigen, dass ich sie nicht vergesse und trotz unserer Freundschaftskrise zu ihr stehen. Obwohl ich fest damit gerechnet habe, dass darauf keine antwort kommt, kam ein "Ich weiß..." zurück. So wie ich sie kenne, darf ich das als etwas gutes werten.

Ich bin mir nicht sicher ob ihr bewusst ist, dass es mir schlecht geht. Das Thema möchte ich auch kein zweites mal anschneiden. Das hat letzte Woche zu nichts geführt. Sie denkt dann ich will aus Ihr einen Buhmann machen und mit dem Finger auf sie Zeigen. Sie bezieht alles sofort auf sich.

Und ich frage mich zur Zeit immer häufiger, ob sie die Zeit ohne mich nicht vielleicht sogar genießt und es ihr ohne mich besser geht. Absurd.


Und das muss jetzt auch mal gesagt werden:

Danke, liebe Gerbera, für all deine Worte, mit denen du mich in den letzten Wochen unterstützt hast. Und natürlich auch ein großes DANKE an alle anderen! Galaxis, Sonnenblume, JanetWeiss & CO. Es hat mir sehr geholfen hier zu sein, zu schreiben und zu lesen was mir geantwortet wird. Es hat mich nach vorne gebracht, mir geholfen mich wieder zu stabilisieren und es hilft mir das mit meiner guten Freundin durchzustehen. Ohne euch hätte ich das nicht geschafft und wäre auch nie den Weg über den sozialpsychatrischen Dienst gegangen.

DANKE
Schneefuchs
Antworten