Es wichtigen Menschen erzählen

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Herzrythmus
Beiträge: 8
Registriert: 5. Jan 2015, 11:49

Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von Herzrythmus »

Hallo liebe Forengemeinde,

da es mir schon einmal sehr geholfen hat, würde ich euch gerne wieder bitten eure Erfahrungen mit mir zu teilen. Es geht darum, wie man Menschen mitteilen kann, was los ist mit einem. Bisher weiß es bei mir keiner, außer meinem Partner.

a) Am schlimmsten ist das Dilemma für mich bei meinen Eltern. Seit Monaten spiele ich ihnen heile Welt vor. Und das obwohl sie immer für mich da waren. Doch die Vorstellung, wie es sie belasten würde, wenn sie von meinem Leid wüssten, hat mich immer davon abgehalten, mich ihnen zu öffnen. Und je länger ich meine Fassade aufrecht erhalten habe, desto schlimmer ist es geworden: Jetzt muss ich ihnen nicht nur beichten, dass es mir so schlecht geht, dass ich alleine nicht mehr klar komme, sondern auch, dass ich sie seit Monaten belüge und ihnen etwas vorspiele. Ich möchte nicht, dass sie sich schlecht fühlen. Doch ich weiß keinen angenehmen Weg, es ihnen beizubringen… Was soll ich bloß tun? Ich habe Angst!

b) Soll ich es meinem Chef mitteilen? Und vielleicht auch meinen Kollegen? Ich habe einen sehr guten, sehr verständnisvollen Chef und weiß, dass ich keine Konsequenzen zu befürchten hätte. Er schätzt Offenheit sogar. Einerseits denke ich, es könnte einiges erleichtern, wenn er Bescheid wüsste, was los ist. Andererseits ist vor kurzem erst ein Mitarbeiter weggefallen. Das heißt, wir laufen schon auf Reserve. Was wäre es für eine Belastung für meinen Chef zu erfahren, dass eine weitere Mitarbeiterin nicht voll belastbar ist, schlimmstenfalls sogar ebenfalls ausfallen könnte?

Wem habt ihr euch geöffnet? Und wie? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Ich danke euch bereits im Voraus. Von meinem ersten Beitrag und vom Mitlesen weiß ich, dass alles, was hier geschrieben wird, wertvoll ist.

Liebste Grüße,
Herzrythmus(störung)
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von M1971 »

Hallo Herzrhythmus,

zu diesem Thema gibt es mit Sicherheit viele unterschiedliche Meinungen. Ich würde es an der Arbeit nicht erzählen. Die heutige Arbeitswelt ist leider sehr rau. Auch wenn Du Deinen Chef im Moment als verständnisvoll einschätzt und keine Konsequenzen befürchtest. Ein Unternehmer wird immer sein Firmenwohl als oberste Priorität haben. Das kann ich sogar verstehen. Auch wenn Du Dich in der Firma sicher fühlst: du weißt nie wie sich der Wind dreht. Und somit würde ich möglichst wenige Angriffsprunkte geben und außér beim Chef auch im Kollegenkreis die Krankheit verschweigen.

Was Deine Eltern angeht, hängt es nach meiner Einschätzung davon ab, welche Erwartungshaltung Du hast wenn sie es erfahren. Und ob Du sie (je nach dem wie alt sie sind) damit nur belastest.

Gruß
m.
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von vanezzo »

Hallo Herzrythmus,
ich habe deine anderen Posts überflogen und wenn ich es richtig deute, bist gerade auf der Suche nach einer Behandlung bzw. nach Klarheit zur Diagnose. Wie geht es dir denn im Moment? Daran würde ich festmachen, ob ich es der Familie erzähle. Manchmal sind Mitmenschen damit überfordert und dann tun hilflose Kommentare oder Ratschläge eher weh, wenn es einem selbst schlecht geht.
Kennst du die Videos "I had a black dog" und vor allem "living with a black dog"? Die sind herzerwärmend ehrlich und feinfühlig. Vielleicht kannst du sie zusammen mit deinen Eltern anschauen?

Einen Gedanken würde ich dir gern mitgeben für das "Outing" auf deiner Arbeit. Ich habe auch oft überlegt und es nicht getan. Nicht unbedingt, weil ich Angst vor negativen Reaktionen hatte, sondern vielmehr, weil es mich sehr oft getröstet hat, dass das berufliche Umfeld es nicht wusste und "trotzdem" freundlich, anerkennend und interessiert war. Hätte ich es ihnen gesagt, würde bei mir immer mitschwingen "die sind so nett, weil ich krank bin". Es nicht zu sagen, gab mir das Gefühl, noch am normalen Leben teilzunehmen und war ein Indikator, wie ich auf andere wirke. Nach dem Motto: "Solange auf Arbeit alle zufrieden sind, kann ich nicht so schlecht sein, wie ich mir selber immer einrede."
Ich hoffe, du verstehst diesen etwas schrägen Gedankengang. :)
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von JanetWeiss »

Liebe Herzrhythmus,

meine Erfahrung ist, dass es wirklich nur Leute nachvollziehen können, die selbst unter D leiden oder gelitten haben und denen das bewusst ist.
Das ist auch ein Grund, warum ich mich in den letzten Jahren sehr von anderen Menschen zurückgezogen habe.
Gerade auf Kommentare meiner Familienmitglieder kann ich sehr gut verzichten.
Deshalb wissen es (neben meiner Therapeutin natürlich) nur meine Mitbewohnerinnen. Die eine hat selbst psychische Probleme und mich direkt angesprochen, die andere weiß es, weil sie immer die Post aus dem Briefkasten nimmt.
Ich möchte dir absolut nicht den Wind aus den Segeln nehmen, nur zu Bedenken geben, ob du evtl. aus Hilflosigkeit entstandene Kommentare aushalten kannst.

Alles Gute
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von timmie2002 »

hallo herz,

ich denke, dass es viele gründe dafür und dagegen gibt, anderen von der krankheit zu erzählen. die entscheidung muss jeder für sich selber treffen. vllt. könnte dir eine pro- und kontraliste helfen.

meine sichtweise:

ich rede verhältnismäßig offen über meine krankheit, weil ich mich damit nicht mehr versteclken will und das fassadeaufrechterhalten viel zu anstrengend ist. jedoch erwarte ich von meinen mitmenschen nciht, dass sie sich in mich hineinversetzen können. eien solche grundhaltung halte ich grundsätzlich für verkehrt. kann ich selber nachfühlen, wie es für jemanden ist, im rollstuhl zu sitzen? ich erwarte aber eine gewisse akzeptanz. menschen, die depression nicht für eine krankheit sondern eine ausrede halten, sind für mich gestorben.

für dich gebe ich zu bedenken, was m 1971 schon geschrieben hat. in der freien wirtschaft halte ich es bei weitem für problematischer als im öffentlichen dienst, wobei es hier mit sicherheit auch verständnis geben kann. es gibt aber auch ökonomische zwänge.

wenn ein gutes verhältnis besteht, würde ich mit den eltern reden. meine empfehlung: einen plan machen. z.b. könntest du ihnen einen brief schreiben, indem du dich schon mal erklärst. in diesem würde ich die eltern zu mir einladen: einen gemütlichen abend, an dem man auch in ruhe über alles reden kann. die idee mit den beiden anschauungsvideos finde ich auch nicht übel.

deine eltern ständig zu belügen belastet dich sicher sehr. und denkst du nicht, dass sie schon irgendwie gemerkt haben, dass etwas be i dir nicht stimmt? dann sit es doch auf jeden fall eine größere belastung für sie, nicht zu wissen, was mit dir los ist. wenn nicht gewichtige gründe dagegen sprechen, halte ich ehrlichkeit für beide seiten für besser und nutzbringender.

glg final
cinder89

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von cinder89 »

Hallo Herzrythmus,

Ich möchte dir einfach von meinen Erfahrungen erzählen.

Meinen Eltern habe ich es gesagt, weil ich das Fassade Aufrecht Erhalten nicht mehr ertragen konnte. Ich habe es ihnen aber auch erst gesagt, als ich die Diagnose hatte. Ich habe aber kein besonders gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Mittlerweile sage ich es ihnen aber nicht, wie es mir gerade geht. Ansonsten kommen sowieso nur dumme Ratschläge.
Genauso meinen Schwiegereltern. Mein Schwiegervater ist da teilweise auch sehr verletzend. Mir ihm rede ich da dementsprechend auch nicht mehr drüber. Sprüche wie "psychische Störungen sind ja auch gerade in" brauche ich echt nicht.
Auch Freundinnen können da nur sehr schlecht mit umgehen.
Die einzigen, denen ich völlig beruhigt irgendwas erzählen kann, sind meine beste Freundin und mein Verlobter. Meine beste Freundin hat auch Depressionen.

Es erleichtert sicherlich, ehrlich zu sein.
Aber ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
Du solltest darauf gefasst sein, dass die meisten das nicht nach vollziehen können.
Manche Menschen bringen auch schnell verletzende Bemerkungen, aus Unsicherheit denke ich.
Ich wünsche dir alles Gute.
dine31
Beiträge: 169
Registriert: 5. Jan 2015, 09:21

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von dine31 »

Hallo :)

Ja es wichtigen Menschen erzählen hab ich auch jetzt versucht bin aber mehr oder weniger gescheidert..

Ich habe es versucht meiner besten freundin sie ist wirklich verständnissvoll und meinen Partner zu sagen...sie haben es sich angehört war gut soweit aber ich glaub richtig verstanden haben sie es nicht...höchstens für den moment vll.

Das war so erleichternd in diesem moment um dann aber zu merken ok da fehlt noch einiges...also war das gespräch theoretisch sinnlos oder ernüchternd oder ich weis auch nicht..
sie haben es so gefasst das es mir im moment zwar nicht so gut geht aber das hat ja echt jeder mal so einen schlechten tag ich bekam dann die tips wie...ruh dich heute mal aus damit du morgen wieder fit bist oder mach schön langsam es zwingt dich doch keiner was zu tun jetzt..

ich sollte einfach langsam machen..naja sie haben ja recht aber damit ist es nun leider nicht getan auch wenn es sich anders anhört und auch viel leichter gesagt wie getan ist..

Auf arbeit werde ich erstmal garnichts sagen denn da ist mir das risiko zu groß also um ehrlich zu sein soweit bin ich noch lange nicht...

Ich htte es so satt die fasate aufrecht zuerhalten denn das ist so kräfte aufreibend das ich jetzt den mut hatte es zum 1. meinen HA zu sagen das war ok..und eben meinen Mann und Freundin was wiederum nicht so wie erhofft verlaufen ist...

Also werde ich wohl oder übel es weiter so machen das ich meine fasate stehen lasse nur wie lange geht es diesmal gut??

ich hab tage dabei da könnte ich es raus schreien und es wäre mir egal was die leute sagen und es giebt tage da darf es überhaupt niemand merken oder erfahren...

Ich würde es auch gern meiner ganzen familie sagen und ich würde auch sagen das sie es wie mein Partner und Freundin aufnehemen für den Moment aber ich glaub nicht das sie wissen was ich eigendlich sagen will das eben nicht nur eine Phase ist...das würden sie nicht verstehen glaube ich...

aber ich trotzdem dafür wenn es möglich ist es den wichtigsten menschen zu sagen ob es immer gut geht oder nicht das weis man eben nie vorher.

letztenendes muss es jeder für sich endscheiden wann und wie man es mitteilt..
denn leicht wird es für den betroffenenv selbst sowie den angehörigen nicht werden..
und wer die möglichkeit hat es zu sagen dann macht es helfen würde es allen...

Lg dine31
Herzrythmus
Beiträge: 8
Registriert: 5. Jan 2015, 11:49

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von Herzrythmus »

Hallo ihr Lieben,

ich danke euch für eure verschiedenen Perspektiven, jetzt kann ich da, glaube ich, etwas differenzierter drüber nachdenken. Was mir beim Lesen klar geworden ist: Ich erwarte gar nicht Hilfe und Trost von meinen Angehörigen. Denn mittlerweile habe ich begriffen, dass mir nur Experten wieder raushelfen können. Mein einziges Ziel: Nicht mehr zu lügen. Sicherlich ist es frustrierend, wenn das dann alles auf "nur eine Phase" geschoben wird - aber wie soll man es auch begreifen, wenn man noch nie damit zu tun hatte? Vielleicht hilft es, mit diesem Bewusstsein in das Gespräch zu gehen... Meine Sorge, meine Eltern zu verletzen ist übrigens viel größer, als selbst verletzt zu werden.

@ vanezzo: Genau, ich habe noch keine feste Diagnose, nur Vermutung von meinem Hausarzt (F41.2). Dass eine Behandlung folgen wird, steht schon fest, nur nicht welche. Seit ich Mittwoch beim Arzt war, habe ich deutlichen Aufschwung und überlege, ob ich das nicht nutzen sollte. Ich habe übrigens ein Buch von Matthew und Ainsley Johnstone "Mit dem schwarzen Hund leben". Sind die Videos auch von ihnen? Ich werde bei Gelegenheit mal reinschauen.

@timmie: Du hast sicherlich recht, dass sie zumindest meine Stimmungsschwankungen wohl schon bemerkt haben... Ich werde es mit der Pro- und Kontraliste mal versuchen.

Ich danke euch, für eure Erfahrungen.
Herzrythmus
sam1960
Beiträge: 135
Registriert: 10. Okt 2014, 11:48

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von sam1960 »

Herzrythmus hat geschrieben:Hallo liebe Forengemeinde,

da es mir schon einmal sehr geholfen hat, würde ich euch gerne wieder bitten eure Erfahrungen mit mir zu teilen. Es geht darum, wie man Menschen mitteilen kann, was los ist mit einem. Bisher weiß es bei mir keiner, außer meinem Partner.
Das Problem kenne ich, bei mir weiß es auch nur meine Partnerin.
Am schlimmsten ist das Dilemma für mich bei meinen Eltern
Ich weiß auch nicht wie ich es meiner Schwester beibringen kann.
Ich schrieb darüber an anderer Stelle hier im Forum
Thema: Bin ich egoistisch, oder habe ich das Recht NEIN zu sagen?
http://www.diskussionsforum-depression. ... 6&t=32304"

es belaastet mich sehr, wenn sie ständig meine Freizeit in Anspruch nimmt, denn meine Freizeit ist mir in letzter Zeit mehr als heilig.
das ist die einzige Zeit, wo ich mal „runterkommen“ und abschalten kann.

b) Soll ich es meinem Chef mitteilen? Und vielleicht auch meinen Kollegen? Ich habe einen sehr guten, sehr verständnisvollen Chef und weiß,
ein gesagtes Wort kann man nicht zurücknehmen, aber ein ungesagtes Wort jederzeit aussprechen.
deshalb würde ich mir das gut überlegen, wem Du dich anvertraust.
Auch wenn Chef und Kollegen verständnisvoll sind, du weißt nie, was mit dem Betrieb passiert.
Wenn es dem Betrieb schlechter geht, dann stehst du womöglich als erster auf der Abschussliste.
Außerdem weißt du nicht, wem diese Information weitergetragen wird. Was deine Kollegen heute wissen, das wissen morgen womöglich Freunde deiner Kollegen und irgendwann wissen es Leute, denen du es nie anvertrauen wolltest.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Galaxis
Beiträge: 246
Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Es wichtigen Menschen erzählen

Beitrag von Galaxis »

Herzrythmus hat geschrieben:Hallo liebe Forengemeinde,

da es mir schon einmal sehr geholfen hat, würde ich euch gerne wieder bitten eure Erfahrungen mit mir zu teilen. Es geht darum, wie man Menschen mitteilen kann, was los ist mit einem. Bisher weiß es bei mir keiner, außer meinem Partner.

Ich habe mich sehr vielen Menschen geöffnet. Sie haben auch versucht, sich in mich hinein zu versetzen; jedoch habe ich immer mehr das Gefühl, dass sie sich mit meiner Situation überfordert fühlen. Ich habe so das Gefühl, dass selbst meine Psychologin und mein Psychiater nicht weiter weiß.

a) Am schlimmsten ist das Dilemma für mich bei meinen Eltern. Seit Monaten spiele ich ihnen heile Welt vor. Und das obwohl sie immer für mich da waren. Doch die Vorstellung, wie es sie belasten würde, wenn sie von meinem Leid wüssten, hat mich immer davon abgehalten, mich ihnen zu öffnen. Und je länger ich meine Fassade aufrecht erhalten habe, desto schlimmer ist es geworden: Jetzt muss ich ihnen nicht nur beichten, dass es mir so schlecht geht, dass ich alleine nicht mehr klar komme, sondern auch, dass ich sie seit Monaten belüge und ihnen etwas vorspiele. Ich möchte nicht, dass sie sich schlecht fühlen. Doch ich weiß keinen angenehmen Weg, es ihnen beizubringen… Was soll ich bloß tun? Ich habe Angst!

Meine Eltern habe ich gleich eingeweiht, da ich ja auch im Haus meiner Eltern wohne und sie jeden Tag sehe. Sie merkten daher sehr gut, dass es mir nicht gut ging. Sie stehen zwar voll hinter mir, jedoch können sie meine Situation nicht ändern. Von daher versuche ich viel hier im Forum mich mit Gleichgesinnten auszutauschen, die sich so in meine Lage reinversetzen können. Natürlich haben meine Eltern versucht mir Ratschläge zu erteilen; zum Teil habe ich versucht sie umzusetzen, zum anderen konnte ich sie auch nicht umsetzen.

b) Soll ich es meinem Chef mitteilen? Und vielleicht auch meinen Kollegen? Ich habe einen sehr guten, sehr verständnisvollen Chef und weiß, dass ich keine Konsequenzen zu befürchten hätte. Er schätzt Offenheit sogar. Einerseits denke ich, es könnte einiges erleichtern, wenn er Bescheid wüsste, was los ist. Andererseits ist vor kurzem erst ein Mitarbeiter weggefallen. Das heißt, wir laufen schon auf Reserve. Was wäre es für eine Belastung für meinen Chef zu erfahren, dass eine weitere Mitarbeiterin nicht voll belastbar ist, schlimmstenfalls sogar ebenfalls ausfallen könnte?

Warum ist den ein Mitarbeiter weggefallen? Hattest Du vorher schon mit Depressionen zu kämpfen oder ist das erst jetzt sehr akut, weil der Mitarbeiter nicht mehr dort arbeitet und es vom Arbeitsanfall nicht mehr für Dich zu schaffen ist? Wenn Dein Chef verständnisvoll ist und Du ihm schilderst, wie es um Dich steht, wird er vielleicht versuchen, wieder einen Mitarbeiter zu finden, der Euch/Dich entlastet. Es kann ja auch nicht in seinem Interesse liegen, dass Du auch noch als gute Mitarbeiterin ausfällst, weil Du Dich den Arbeitspensum nicht gewachsen fühlst.

Was soll Dir passieren? Dein Chef ist froh, dass Du da bist und er hat ja auch eine gewisse Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter, dass der Arbeitsablauf nicht noch durch Dein Wegfall mehr gestört wird. Leider hat mein langjähriger Arbeitgeber es nicht eingesehen. Er hat es belächelt und meinte, andere sind noch viel weniger im Betrieb. Ich habe mich immer so gefühlt, dass es ihm gerade Spaß gemacht hat, wenn wir rotiert sind! Ich hatte insgesamt 5 Chefs, jeder wollte seine Arbeit zu erst erledigt haben, dann zwischendurch noch 40 Anrufe am Tag, die auch abgewickelt werden musste. Wenn einer krank oder Urlaub hatte, dann hatte ich schon angst auf die Arbeit zu gehen. Ich musste mir immer sagen lassen, das ist mir egal wie sie das schaffen, das muss heute noch raus!!!

Ich muss aber sagen, dass bei uns im Betrieb auch schon ein sehr schlechtes Arbeitsklima herrschte auch unter uns Kollegen war es sehr frostig. Ich bin froh, dass ich aus diesem Verein draußen bin. Ich habe gelernt, schnelle die Notbremse zu ziehen, wenn es nicht passt für mich.

Wem habt ihr euch geöffnet? Und wie? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Ich danke euch bereits im Voraus. Von meinem ersten Beitrag und vom Mitlesen weiß ich, dass alles, was hier geschrieben wird, wertvoll ist.

Ich habe mich wie gesagt vielen geöffnet. Viele antworteten nur, das ist bei uns genau so, Augen zu und durch, oder such Dir eine andere Arbeitsstelle, kündige und das muss Dir egal sein, Du kannst nicht mehr als arbeiten.

Von meiner Psychologin habe ich geraten bekommen Entspannungsübungen zu machen. Aber das hat mir reichlich wenig genutzt.

Ich führe unter anderem auch so ein Tagesbuch, wo ich meine Gefühle freien Lauf lassen kann. Am liebsten will ich meine Ruhe haben und nicht ständig in der Erklärungsnot stehen. Mittlerweile sage ich auch, dass ich darüber nicht sprechen möchte.

Du brauchst Dich aber nicht zu schämen, ich denke, dass wir uns alle selbst noch mehr Druck machen, da wir meinen immer funktionieren zu müssen. Ich versuche mich gerade abzugrenzen. Die Ratschläge der Leute ist zwar schön, aber viel bringen sie auch nichts. Was auch noch mit spielt ist, dass man es jedem recht machen will und das kann man nicht. Das hat mit Egoismus auch nichts zu tun.

Liebste Grüße,
Herzrythmus(störung)
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