Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

vanezzo
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Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

Hallo Forum,

ich bin neu hier, habe schon ein wenig mitgelesen und schreibe jetzt zum 1. Mal.
Ich bin w, 33 Jahre, depressive Episoden habe ich seit ca. 13 Jahren, 1 Jahr tiefenpsych. PT, 3 Jahre Psychoanalyse, seit 3 Jahren Citalopram mit Unterbrechung. Ich habe wohl nur leichte bis mittelschwere Depressionen.

Bisher habe ich eigentlich immer noch funktioniert, hier und da mal ein paar Tage Krankschreibung, die Tabletten halfen mir aber ganz gut.
Seit ein paar Wochen ist bei mir aber diese "ich-funktioniere-noch"-Schranke nicht mehr richtig intakt. Ich verschlafe häufig, komme zu spät zur Arbeit, bin einige Tage krank, dann denke ich, es geht wieder, dann wieder zuhause. Das macht mir Sorgen.
Mein Arbeitgeber weiß nichts von meiner Erkrankung, nur ein paar Kollegen wissen Bescheid, das war mir wichtig. Bisher konnte ich das gut verstecken, so dass keiner blöd nachfragt, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es jetzt negativ auffällt. Ich habe einen befristeten Vertrag, der in wenigen Monaten ausläuft und ich dann auf einen unbefristeten Vertrag hoffe.

Ich fühle mich mies, habe Schuldgefühle, habe Angst vor Fragen... Ich bin nicht zufrieden im Job, aber möchte ihn nicht aufs Spiel setzen.
Wenn ich daran denke, zu meinem Arzt zu gehen und um Krankschreibung zu bitten, komme ich mir schäbig vor - denn wenn ich dann den "Darf-Schein" habe, geht's mir sofort besser. Ich wünsche mir eine Erkältung, damit ich mit ruhigem Gewissen zuhause bleiben kann.
Was soll ich tun? Der nächste Termin beim Psychiater ist erst im April, es ist der 1. Termin bei ihm, weil ich den Arzt gewechselt habe. Mit dem alten Psychiater war ich menschlich überhaupt nicht kompatibel.

Ich fühle mich im Moment so, dass mich alle in Ruhe lassen sollen, ich will diese Schuldgefühle nicht mehr haben, will mich nicht rechtfertigen müssen. Ich will einen guten Job machen, aber kann es im Moment einfach nicht.

Ich weiß nicht, was ich tun soll, ich kann im Moment nicht zur Arbeit gehen. Fühle mich wie in Treibsand.
Vielleicht hat jemand einen Rat?

PS: Das ist das erste Mal, dass ich meine Krankheitsgeschichte so runterschreibe, ich will's mir immer noch nicht richtig eingestehen.. oder denke, dass ich es als Entschuldigung für Faulheit nehme. Wenn ein Arzt mir eine Diagnose "depressive Episode" stellt, dann denke ich, dass ich nur geschauspielert habe... wenn er es nicht tut, bin ich gekränkt, weil ich mich nicht ernst genommen fühle. Das ist doch bescheuert.
timmie2002
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Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von timmie2002 »

hallo vanezzo

und herzlich willkommen.

eine totale zwickmühle, die du da beschreibst und die dich ungeheuer unter druck setzt. was in dir gerade vorgeht, können hier im forum sicher alle verstehen und nachvollziehen. ganz viele haben ähnliches erfahren und erlebt.

wie damit umgehen?

gehen wir einfach von den fakten aus:

dir geht es zurzeit richtig mies.
du kannst nicht arbeiten.
du hast depressionen, die ebenso eine krankheit sind, wie andere auch.

ich denke, dass dein erster schritt sein muss, diese fakten anzunehmen. es ist so! leider :-(

deine einräumungen, bedenken und schuldgefühle wirst du sicher nicht so einfach los. versuche trotzdem, diese so gut wie möglich zu überwinden. priorität hat, dass du dich jetzt erst einmal um dich selber kümmerst. krankschreibung auf unbestimmte zeit gehört dazu.

verständlich, dass du deinen job nciht gefährden möchtest. aber welche alternative hast du? durchhaltemodus funktioniert schon nicht mehr. wenn du weitermachst wie bisher, wird es irgendwann zum totalen zusammenbruch kommen, soweit du nicht schon davor stehst. und dann kannst du den job auf jeden fall vergessen.

da ist es doch besser, sofort etwas zu unternehmen, für dich selber und für deine arbeitsfähigkeit.

konkret auch noch: hast du schon probiert, bei deinem psychiater vorfristig einen termin zu bekommen?
müssen die machen, wenn du verdeutlichst, dass es dir sehr schlecht geht.

hilfe kannst du auch in anderen psychiatrischen einrichtungen und kliniken bekommen.


soweit erst einmal. hoffe, die zeilen helfen dir ein wenig. das dumme ist: handeln müssen wir selber.

glg final
vanezzo
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Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

Danke für deine Worte und den sanften Schubs.
Beim Psychiater nach einem früheren Termin zu fragen, habe ich noch nicht versucht. Werde ich wohl probieren.
Und ich gehe heute Nachmittag zu meinem Hausarzt und lasse mich krankschreiben.
Deine Skizze der Alternative hat mir geholfen.

Zu Thema "annehmen" noch ein Gedanke:
Verschiedene Menschen haben mir schon gesagt, dass es nicht unbedingt hilfreich ist, sich auf die Diagnose zu fokussieren, weil das die Erkrankung evtl. sogar noch festigt und man eher auf die Lösung und das Verhalten schauen soll. Das finde ich schlüssig.
Andererseits soll man die Erkrankung annehmen, damit sich etwas bessern kann. Ich sehe da irgendwie einen Konflikt. Wie geht es euch damit? Kennt ihr diesen Gedankengang?
Galaxis
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Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Galaxis »

Hallo Vanezzio,

erst mal Herzlich willkommen hier im Forum. Das was Du beschreibst, das ist mir sehr gut bekannt. Ich fühle mich auch von den anderen nicht verstanden. Die Diagnose, die Du hier beschreibst habe ich auch. Ich leide auch an mittelschweren bis leichten Depressionen. Ich kenne das Gefühl sehr gut, nicht ernst genommen zu werden. Aktuell besuche ich zur Zeit eine Verhaltenstherapie und befinde mich in psychiatrischer Behandlung und nehme auch das Citralopram.

Ich bin zur Zeit krankgeschrieben, habe aber auch das Gefühl ständig unter Druck zu stehen. Meine Krankenkasse hat mich diese Woche angerufen, um mit mir über meine Erkrankung zu sprechen, da sie mich gerne aus dem Krankengeld raushaben möchte. Verständlich, wenn es um Kosten geht, dann will sich keiner groß dafür verantwortlich fühlen. Ich habe auch immer das Gefühl, dass viele außenstehende Menschen, die nicht Depressionen haben, als faul angesehen zu werden. Leider habe ich nun mal mit Depressionen zu tun und wäre auch froh, wenn ich funktionieren würde, wie das im Arbeitsleben erwartet wird.

Das ganze macht mich natürlich auch sehr aggressiv, da ich immer wieder auf der gleichen Stelle trete. An Depressionen zu leiden ist genau so eine Erkrankung, wie jede andere. Nur man sieht einem es ja nicht an und keiner kann sich vorstellen, dass man einfach Ängste hat z.B. wie schaffe ich den ganzen Arbeitsdruck.

Ich habe mir für nächste Woche einen Termin beim sozialpsychologischen Dienst gemacht und lasse mich mal beraten, wie ich mich wieder in das Arbeitsleben integrieren lassen will. Mir strebt ein Job an, wo ich im geschützten Rahmen, ohne viel Verantwortung zu haben, nicht ständig dem Leistungsdruck ausgeliefert zu sein, vor.

Ich war 19 Jahre in einer Kanzlei beschäftigt und will auch nicht mehr in diese Branche zurück, da ich mich den Anforderungen nicht gewachsen fühle. Ich habe mich in zig Bereichen beworben; jedoch war alles ohne Erfolg. Voriges Jahr hatte ich in meinem Beruf wieder eine Stelle für 30 Stunden. Jedoch haben sie mir in der Probezeit nach 5 Monaten gekündigt, weil ich einfach mit Stresssituationen nicht klar gekommen war und ich mich als inkompatibel gefühlt habe. Im November hatte ich noch mal versucht mich in der ambulanten Pflege zu beweisen, wo ich an meinem ersten Arbeitstag schon total auf mich gestellt gewesen wäre. Sehr hoher Zeitdruck, Spritzen geben, obwohl ich kein medizinischen Vorwissen habe, doppelte Einsätze. Beginn morgens 7.00 bis 14.00 Uhr, 16.00 bis 21.00 Uhr. Habe die Arbeit nicht angetreten und bin seitdem krankgeschrieben. Arbeitslosengeld I ist auch so gut wie aufgebraucht, so dass die nächste Stufe Hartz IV sein wird. Ich komme alleine nicht aus dem Dilemma raus und hoffe, dass mir der sozialpsychiatrische Dienst helfen kann. Denn so kann es auf die Dauer nicht weiter gehen.

Du brauchst Dich wegen Deinen Depressionen nicht gekränkt fühlen. Wir sind mit dieser Diagnose nicht alleine. Ich will auch einen guten Job machen und keinen halbherzigen. Da ist natürlich auch der Druck wieder da. Erst mal von der Firma und von einem selbst und das ist dann wieder ein Punkt, wo man immer wieder auf der gleichen Stelle sich bewegt.

Ich kann Dir diesbezüglich nur den Rat geben, Dich nicht so unter Druck zu setzen. Aber das ist halt nicht einfach! Ich muss auch an meinem Selbstwertgefühl arbeiten. Leider wird es mit der ganzen Situation, in der ich mich zur Zeit befinde, nicht besser damit.

Bist Du im Moment in Therapie. Vielleicht hilft Dir auch eine Verhaltenstherapie? Vielleicht wäre auch für Dich der sozialpsychiatrische Dienst eine Option. Ein Versuch wäre es auf jeden Fall wert.

Viele liebe Grüße Galaxis
timmie2002
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Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von timmie2002 »

es ist durchaus ein konflikt und doch richtig.

ich halte es hierbei mit dem gebet von niebuhr über das annehmen der dinge, die man nicht ändern kann: ich kann nicht ändern, dass ich depression habe- den mut, die dinge zu verandern, die man ändern kann: ich werde alles tun, was mir möglich ist, um die krankheit zu bekämpfen und so viel verbesserung wie möglich zu erreichen- und die kraft, die beiden dinge zu unterscheiden: ja, man muss genau prüfen, was machbar und veränderbar sit und was nicht.

annehmen der krankheit darf nciht bedeuten, sie einfach so hinzunehmen. aber nehme ich sie nicht an, werde ich immer wieder dinge tun, die mir schaden und die noch tiefer in die depression führen.

so meine gedanken.

glg final
vanezzo
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Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

@Galaxis
Danke für deine Anteilnahme. Deine Situation klingt auch nicht einfach. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich sage, dass ich nicht dorthin gelangen möchte... damit meine ich Arbeitslosigkeit und der ganze Kampf, der damit verbunden ist. Ich war nach dem Studium kurz arbeitslos (sofort ALG II) und fand es grausam.
An Verhaltsntherapie habe ich auch gedacht... das ist eine der 3 großen Therapieformen, die ich noch nicht hatte. Klingt ein wenig zynisch, ist aber ernst gemeint. Das in Angriff zu nehmen, ist im Moment ein großer Berg für mich.

@timmie2002
Diesen Spruch kenne ich auch. Wenn ich das ganz konsequent durchdenke, muss ich mein Leben anpassen. Einen Vollzeitjob dauerhaft und mit Engagement auszufüllen scheint mir fast illusorisch. Das ist irgendwie bitter, passt nicht in mein Welt- bzw. Selbstbild.
Während meiner Analyse war das Berufsleben noch nicht Thema, weil ich zu der Zeit noch im Studium steckte und nur nebenbei gearbeitet habe. In dem Bereich fehlt mir wohl noch Akzeptanz und Reflektion.
Galaxis
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Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Galaxis »

Liebe Vanezzo,

ich bin Dir überhaupt nicht böse. Wer will schon arbeitslos und Hartz IV-Empfänger werden. Das war auch nicht, das, was ich wollte. Die Zeit steht ja nicht still. Irgendwann läuft das Arbeitslosengeld I aus und man kommt zwangsläufig in diese Situation, die einfach für einen schrecklich ist. Man fühlt sich wie ein Mensch zweiter Klasse, der ausrangiert wurde.

Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du es schaffst nicht wieder in diese schreckliche Situation reinzukommen. Den ersten Schritt hast Du ja schon mal gemacht, weil Du Dich hier in das Forum angemeldet hast und Austausch suchst. Alles Stepp bei Stepp.

Viele Grüße
nine73
Beiträge: 241
Registriert: 1. Jan 2015, 11:45

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von nine73 »

Hallo vanezzo, hallo alle,

bin auch ganz neu hier und hab mich in vielem wiedergefunden, was du schreibst...und ich sehe die Lage genauso, wie meine Vorschreiber...

Was dir jetzt leider nicht hilft, aber für mich ein "Wow" war:
Verschiedene Menschen haben mir schon gesagt, dass es nicht unbedingt hilfreich ist, sich auf die Diagnose zu fokussieren, weil das die Erkrankung evtl. sogar noch festigt und man eher auf die Lösung und das Verhalten schauen soll. Das finde ich schlüssig.
Andererseits soll man die Erkrankung annehmen, damit sich etwas bessern kann. Ich sehe da irgendwie einen Konflikt.
Das ist eine meiner ungelösten Fragen- darf/will/soll ich mich selbst als "krank" sehen? Und ich glaub, ich hab sie noch nie jemand anders stellen hören...danke dafür :)

Dasselbe gilt hierfür:
oder denke, dass ich es als Entschuldigung für Faulheit nehme. Wenn ein Arzt mir eine Diagnose "depressive Episode" stellt, dann denke ich, dass ich nur geschauspielert habe... wenn er es nicht tut, bin ich gekränkt, weil ich mich nicht ernst genommen fühle. Das ist doch bescheuert.
Ja, das ist schon eine eigene Logik- aber wir sind zumindest schonmal zwei, die so verquer denken ;)
Hast du eine Ahnung, warum und wieso das so ist? Mir ist das relativ unangenehm, das so zuzugeben...

@timmie (oder final?):
Dieses Gebet "verfolgt" mich schon seit meiner Schulzeit und ich muss sagen, dass es mich in der Regel zur Verzweiflung bringt- weil ich eben NICHT unterscheiden kann...woher soll ich das denn wissen??? Zumal im Sinne der oft gehörten These "alles ist möglich, wenn man nur will" :?

Ja, das wollte ich irgendwie loswerden...

Viele Grüße, nine
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

Hallo nine73,

mir wird es immer bewusst, dass wirklich etwas nicht stimmt, wenn ich anderen, z.B. einem Arzt, erzähle, wie es mir wirklich geht. Das fühlt sich manchmal an, als würde ich über eine andere Person sprechen.
Oder wenn ich die Schilderungen anderer höre und mich darin wiedererkenne. Dann merke ich, wie ich anderen Mitgefühl und manchmal auch Mitleid entgegenbringe und in dem Moment merke, dass ich mir das selbst nicht zugestehe.

In der Analyse war es so, dass meine Theratante oft einfach erstmal den Druck rausgenommen hat. Das war dann immer die "innere Richterin", die erstmal die Klappe halten soll.
Kann es sein, dass du auch zu den sehr selbstkritischen Menschen gehörst? ;)
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

Zum Zitat
"alles ist möglich, wenn man nur will"
ein weiteres Zitat von einer Psychologin:
Ein depressiver Mensch kann eben nicht wollen
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Schneefuchs »

Hallo Vanezzo,

wie viele meiner Vorredner kann auch ich sehr gut nachvollziehen was du gerade durch machst. Das Gefühl nicht mehr zu können... nicht aus dem Bett zu kommen. Sich zur Arbeit zu quälen. Jede Faser des Körpers streubt sich, man kommt zu spät, schaffe einfach nicht mehr seine "Pflicht" wie erwartet zu erfüllen...

Meinen ersten Beruf nach dem Studium habe ich damals nach der Probezeit verloren. Danach habe ich, trotz hohem Angagement eine neue Stelle zu finden, 8 Monate von Harzt IV gelebt. Diese Zeit war sehr hart.

Mein nächster Job war zunächst super. Eine neue Aufgabe, ich wurde geschätzt, meine Meinung war gefragt und ich hatte tolle Kollegen. Es war nicht der Traumjob, aber es war ganz ok. Dann wurden die Verhältnisse in der Firma schlimmer. Ich blieb. Weil ich befördert wurde, etwas mehr Geld bekam.

Doch dann kam der Personalwechsel in der Führungsebene und Umstrukturierungen der Firmenausrichtung. Der neue Chef war ein Hausdrache und der Unmut im Team wuchs. Wir sind mit ihm nicht klar gekommen. Es hat das Team entzweit. Es kam zur Gruppenbildung und wurde niemals wie früher. Die Umstrukturierung hat mich auch einiges gekostet. Meine Aufgaben wurden weniger... eintöniger. Ich litt unter dem zusammenbrechendem Team und unter der Unterforderung. Doch ich blieb. Besser ein Job als kein Job. Nie wieder Hartz IV. Und da waren ja noch 2-3 super nette Kollegen mit denen der Arbeitsalltag nur halb so schwer war.

Dann ging die erste Kollegin. Das war ok. Dann eine große Entlassungswelle. Festangestellte, Praktikanten... All die Menschen die ich mochte. Nur nie die Neuen... Seine neue Gefolgschaft. Er sortierte nach und nach aus. Doch ich blieb. Ich weiß nicht warum. Die Neuen wurden immer mehr bevorzug (Eine davon ist heute seine Ehefrau...), meine Meinung war nicht mehr gefragt und ich hatte oft Tagelang keine Aufgabe. Dann ging auch noch die letzte Kollegin und ich war alleine.... Ohne Aufgaben, Ohne Menschen um mich herum. Zu den anderen hatte ich keine Bindung.

Das hielt ich zwei/drei Monate aus. Doch zu welchem Preis? Ich musste morgends meinen eigenen A*** anschieben und habe meinem Chef kaum noch Respekt entgegen bringen können. Als ich aus dem Sommerurlaub kam wurde mir gekündigt. Es war eine Erlösung! Ich war... glücklich. Es war unwirklich aber ich war glücklich!

Tja, die nächsten 3 Monate musste ich aber noch absitzen. Und ich frage mich warum ich so dumm war mich nicht krank schreiben zu lassen. Aber als ich es im Hals hatte, da hab ich wenigstens schön lange krank gemacht! Mein Chef hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich zum Dank für 3 Jahre treue Mitarbeit durch die Hölle gehen zu lassen: 3 Monat ohne eine einzige Aufgabe! Alleine in einem Büro in das 4 Leute passen (Alle anderen Stellen wegrationalisiert). Er hat mich kaum gegrüßt oder verabschiedet. Alle anderen Kollegen bekamen Literweise Freibier und Prosecco, für mich wurde kein einziges mal ne Cola gekauft (Ich mag kein Bier). Hat sie halt Pech und bleibt wenigstens in ihrem Büro. Ich habe ihn teilweise tagelang nicht gesehen, wusste nie ob er überhaut da ist, obwohl er das Büro neben mir hatte!! Aber ich sollte ja brav noch da bleiben. Schließlich stand das so in meinem Arbeitsvertrage... Er wollte nur das Gefühl von Macht.

Also kam ich künftig wann ich wollte und ging als Erste. Früher kommen ging eh nicht. Es war ein Wunder dass ich morgends überhaupt noch aus dem Bett gekommen bin. Auf der Arbeit habe ich gelesen, gesurft, private Telefonate geführt, Onlineshopping, zokken auf dem Tablet, Döner am Schreibtisch... Ich habe mir ALLES rauß genommen und niemand hat es gemerkt! Für viele Klingt das nach Spaß, doch ich habe gelitten wie ein Hund... Ich bin sogar einmal Abends eingeschlossen worden, weil mir niemand mehr Beachtung geschenkt hat. Man hat mich vergessen!

An meinem letzten Tag hatte mein Chef nicht einmal den Anstand mich zu verabschieden. Er kam einfach nicht zur Arbeit an diesem Tag.

Jetzt bekomme ich Arbeitslosengeld... und mein Satz liegt nur ca. 50€ über dem was ich damals mit Hartz IV hatte....

Es hat mir also rein garnix gebracht mich für einen Job unglücklich zu machen.

Ich will damit sagen, dass man manchmal besser abwegen sollte, was wichtiger ist und was einem wirklich gut tut. Wie die vielen lieben Leute hier schon gesagt haben: Du bist erstmal wichtiger als ein Job den du sowieso nicht magst. Denn wenn du erstmal nicht mehr richtig läufst, wenn der Tank endgültig leer ist, dann bringt dir auch dieser Job nicht mehr viel.

Pass gut auf dich auf. Akzeptiere dass du nicht mehr kannst. Das musste ich auch gerade lernen ;). Und ich drücke dir ebenfalls die Daumen, dass du das alles durchstehst.

LG
Schneefuchs
vanezzo
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Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

Danke für deine Geschichte, Schneefuchs.
Vielleicht muss ich einfach von meinen Ansprüchen runter. Ich werde mal in mich gehen und sortieren.
dine31
Beiträge: 169
Registriert: 5. Jan 2015, 09:21

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von dine31 »

Huhu

ich schließe mich meinen vorrednern da gern an...

bei mir ist es ganz anders rum...ich geh eigendlich gern auf arbeit verstehe mich auch ganz gut mit kollegen aber ...
ich hab ein ganz schlechtes gewissen weil ich gerade nicht gehe...
ich bin im moment krankgeschrieben weil ich einfach gerade nicht arbeiten kann...

aber wie es erklähren warum eigendlich nicht..ich weis es nich..

Eigendlich könnte ich mein schlechtes gewissen schnell bereinigen bräuchte nur arbeiten gehen aber wie arbeiten wenn es nicht geht...
vor allem hab ich das schlechte gewissen weil ich ja so nichts habe keine erkältung oder sowas..ja mein körper macht da und da nicht mit aber das ist bestimmt (normal)
aber was im kopf vor geht sieht ja keiner und die meisten können sich da auch nicht richtig reinversetzen...
Dann geht auch nichts vorran das macht mich auch irre...war beim hausarzt ok...psychologe hab ich immer noch nicht gefunden tel. Jeden tag und keiner hat termine zu vergeben...psychiater erst im april.. (hab jetzt aber die propleme)..gut sind auch nur menschen und facharzt termin dauert halt...aber das macht mich kirre...
wenn nichts passiert...das unterstützt natürlich mein schlechtes gewissen...

mein partner hat mich gestern gefragt wann ich wieder gehen will..soll doch auf mein posten achten oder das ist schon blöd wenn de so lange fehlst...ja klar ich versteh ihn ja aber es versteht niemand das es nicht um wollen geht sondern es einfach garnicht geht gerade...ja ich bin erst 31 jahre aber man sucht es sich ja nicht aus...

ich glaube es wäre wirklich einfacher wenn man es richtig akzeptiert was los ist...aber so einfach ist es ja nicht...auch wenn ich trotzdem denke meine kinder ich hab 2 sind
Wichtiger wie das schlechte gewissen auch wenn ich es damit nicht weg bekommen kann ich mich damit gut endschultigen und die warheit ist es ja auch...was bringt mir das wenn ich so lange mache bis garnichts mehr geht dann hab ich den job evtl. Nicht mehr und meine kinder mich auch nicht...und das ist es mir auch nicht wert..denn jetzt konnte ich die reisleine ziehen das nàchste mal muss es vll. Ein anderer machen das will ich auch nicht...

ich drück dir trotzdem die daumen und wünsch dir alles gute noch

lg dine31
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von timmie2002 »

hallo vanezzo,

ich arbeite auch hart daran, in der arbeitswelt zurecht zukommen. mein job, den ich richtig gerne ausübe, bedeutet mir sehr viel. die arbeit hilft mir sogar, mit meiner erkrankung besser klar zu kommen. aber es ist auch ein schmaler grad, wie ich im letzten halben jahr wieder feststellen musste. ich arbeite 75 % und habe auf meiner arbeitsstelle zusätzlich einige entlastungen eingeräumt bekommen. doch scheint der umfang für mich noch immer zuviel zu sein. im moment bin ich wieder au.

so mache ich mir gerade gedanken, ob ich auf halbzeitstelle gehen soll. finanziell wäre das aber echt schon richtig bescheiden. nun, ich lasse mir zeit und werde mich erkundigen, wie das mit der eu-rente sit. aber eines weiß ich jetzt schon: gesundheit geht vor, denn sonst läuft bald gar nichts mehr. ich weiß nur noch nicht so richtig, was ich mache oder wie ich es mache.
kommt zeit, kommt rat. :-)

hohe selbsterwartungen helfen auf jeden fall nciht weiter, vanezzo. wünsche dir ein gewinnbringendes in-dich -gehen.

final
Schneefuchs
Beiträge: 124
Registriert: 28. Dez 2014, 23:52

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Schneefuchs »

Wo ich gerade dine's post lese:

Die Schuldgefühle... Bin gerade in der miseren Lage dass ich Bewerbungen schreiben muss. Ich WEISS dass ich es sollte, aber ich kann nicht. Ich will... aber ich kann nicht und frage mich wieso. Und dann habe ich Schuldgefühle. Mir selbst gegenüber, aber auch den Menschen gegenüber die an mich glauben und mir die Daumen drücken dass ich schnell was finde...

@vanezzo
Ich fühle mich im Moment so, dass mich alle in Ruhe lassen sollen, ich will diese Schuldgefühle nicht mehr haben, will mich nicht rechtfertigen müssen. Ich will einen guten Job machen, aber kann es im Moment einfach nicht.
Wie gehst du damit um, wenn du in Ruhe gelassen werden möchtest? Hast du da bereits irgendeine "Lösung" für dich?

Ich möchte das ganze Thema Bewerbungen auch von niemanden hören. Mich setzt das total unter Druck. Ich will ja wieder arbeiten, aber es geht gerade nicht.
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo, ich bin auch jemand, der gerne arbeitet und geglaubt hat, ohne nicht zu können. Leichte Signale habe ich übersehen, bis es im Februar letzten Jahres zum totalen Zusammenbruch kam. Es ging nichts mehr, der Arzt schrieb mich eine Woche krank, danach habe ich wieder gearbeitet - nach vier Stunden sass ich schweißgebadet am Schreibtisch mit dem "Erfolg", dass ich mir Vorwürfe machte, noch nicht einmal vier Stunden durchzuhalten.
Es folgte eine zweiwöchige Krankschreibung, weil ich meinem Arzt nicht glaubte dass ich eine längere Auszeit brauche.

Ich habe mich gesperrt, mit Händen und Füßen - ignoriert und geleugnet. Ein ähnliches Muster erkenne ich bei dir. Mir ging es erst langsam wieder besser, als ich erkannte, dass ich Arbeit zunächst mal Arbeit sein lassen muss. Selbst wenn es mir drei Tage besser geht, bedeutete das kein eKontinuität. Viele Leute mussten mir immer wieder sagen, dass ich krank sei (ich selber betrachtete mich als faul und unfähig, nutzlos etc).

Ich kann deine Sorge um den Arbeitsplatz durchaus verstehen. Für mich war Offenheit die erste Wahl und in meinem Fall wurde sie mit Unterstützung durch Kollegen und Chef belohnt.
Sieh mal, wenn sie dich loswerden wollen, wird das vermutlich früher oder später sowieso passieren. Denn du hast ja selber erkannt, dass du es nicht mehr kompensieren kannst. Du brauchst einfach eine längere auszeit. Und bei Diagnose Depression weiß jeder, dass es nicht mit ein oder zwei Wochen getan ist.
Mit OFfenheit kannst du gewinnen oder verlieren, das ist klar. Aber wenn du es verschweigst, belastet du dich noch mehr. Aber jeder ist da anders und jede Situation ist anders, letztlich musst du das selber beurteilen. Oder mit einem Vertrauten sprechen.

LG SOnnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

Ihr Lieben,

ich habe mal eine Frage an euch: Ihr schreibt vielfach, dass ihr gerade krank geschrieben seid. Blöd gefragt: Fragt ihr euren Arzt direkt nach einer AU oder schildert ihr eure Beschwerden und es ergibt sich daraus automatisch eine Krankschreibung?
Ich habe eigentlich keine Lust, meinem HA einen vorzubeten, wie ich mich fühle... offen gestanden schildere ich dann eher körperliche Symptome. Das ist auch irgendwie krank, oder? Hm.
Bin wohl auch ein gebranntes Kind, da mein letzter Psychiater nicht gerade einfühlsam war: Er hatte mir ein neues AD Rezept hingeworfen mit den Worten "Naja, wenn Sie meinen... bitte." Ich stand heulend in seinem Sprechzimmer und habe ihm gesagt, dass ich so nicht zur Arbeit gehen kann und was ich denn machen solle. Er sagte darauf hin: "Gehen Sie doch mal raus, essen Sie ein Eis, es ist doch Sommer." Ich war echt fertig, gehe da auch nicht mehr hin.

@Schneefuchs
Ehrlich gesagt habe ich keine (gesunde) Lösung dafür, wenn ich in Ruhe gelassen werden will. Ich verkriech mich, gehe nicht ans Telefon, ziehe die Vorhänge zu usw.
Schöner wäre es, wenn es gar nicht soweit kommen würde und man es frühzeitig merkt... aber da fehlt mir wohl das Rüstzeug. (Stichwort VT sinnvoll, s.o.)


Hohe Erwartungen... hmm... wie findet man denn raus, welche Erwartungen realistisch sind? Einen "normalen" Job zu haben und am Ende des Tages nicht völlig k.o. auf der Couch zu liegen ist doch nicht zu viel? Anscheinend doch. Aber bis vor ein paar Wochen ging's ja noch.
An eine Stundenreduzierung habe ich auch schon gedacht, allerdings hat mich das Finanzielle bisher auch abgeschreckt.
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

Sonnenblume, hat es dir denn dann geholfen, länger nicht zu arbeiten? Darf ich fragen, wie lang das war?

Ich habe noch die Sätze alter Ärzte im Ohr "Versuchen so lange wie möglich den normalen, geregelten Alltag aufrecht zu erhalten" oder "Gar keine Beschäftigung kann es verschlimmern."
Was meint ihr zu solchen Statements?
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von timmie2002 »

hallo vanozzo,

du hast ja viele fragen. :-)aber das sit gut so.

meine erfahrungen bei ärzten.

bei meiner damaligen hausärztin zu beginn meiner akuten erkrankung war es nicht einfach. ich konnte damals allerdings auch noch nicht gut ausdrücken, wie schlecht es mir ging. als ich eine verlängerung der krankschreibung wollte, fragte sie mich, was ich denn mit der vielen freizeit mache. da war ich schon geplättet. aber sie hat es gemacht.

bei meinem psychiater und meiner jetzigen hausärztin ist das nie ein problem gewesen. jetzt ließ ich mich von meiner hausärztin krank schreiben und habe einfach gleich gesagt, dass ich eine auszeit brauche. hat sie auch gleich zugestimmt, wollte aber trotzdem wissen, was los ist. das fand ich auch ok.

wie findet man heraus, wann erwartungen zu hoch sind?
durch selbstbeobachtung würde ich sagen. aber mein innerstes wehrt sich auch immer noch, signale für überforderung wahrzunehmen. mir ging es schon seit november nicht mehr richtig gut. ich wollte aber unbedingt durchhalten. habe es auch geschafft bis weihnachten. aber in dieser zeit ging außer arbeit im grunde schon ncihts mehr. zu hause blieb alles liegen und soziale kontakte pflegte ich auch nicht mehr. war einfach zu geschafft. nun habe ich den salat und hoffe, nach drei bis vier woche wieder starten zu können. ist das realistisch? ich weiß es selber nicht.

die ärzte haben übrigens nicht ganz unrecht damit, dass man den geregelten alltag so gut wie möglich aufrecht erhalten soll. aber wer bestimmt den grad? das ist echt schwierig.

gute nacht

final
Galaxis
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Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Galaxis »

Ich habe mal eine Fortbildung über das Arbeitsamt gemacht. Die Angestellten in dieser Fortbildung sagten mir, ich solle auf keinen Fall einem potentiellen Arbeitgeber etwas über meine Depression sagen. Sie sagte wortwörtlich "man muss sich ja den Stempel nicht selbst auf die Stirn setzen, dass man an Depressionen leide" Wenn man es nicht tut, dann merken die es ja irgendwann doch, dass etwas mit einem nicht stimmt und man verliert den Job dann gleich wieder und sitzt noch viel tiefer im Loch. Andererseits, wenn man ehrlich ist und auf Verständnis hofft, wird man gleich aussortiert.

Wie soll man sich gut darstellen und in einem Gespräch mitteilen, was man gut kann und was einem Spaß macht, wenn man sich in Frage stellt? Was nützen Bewerbungstrainings, wenn man sich nicht so fühlt. In einer Depression sieht man eigentlich nur die negativen Sachen, was man nicht kann und man fühlt sich klein. Für ein Vorstellungsgespräch schon mal das Ende!
Galaxis
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Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Galaxis »

Ich habe mal eine Fortbildung über das Arbeitsamt gemacht. Die Angestellten in dieser Fortbildung sagten mir, ich solle auf keinen Fall einem potentiellen Arbeitgeber etwas über meine Depression sagen. Sie sagte wortwörtlich "man muss sich ja den Stempel nicht selbst auf die Stirn setzen, dass man an Depressionen leide" Wenn man es nicht tut, dann merken die es ja irgendwann doch, dass etwas mit einem nicht stimmt und man verliert den Job dann gleich wieder und sitzt noch viel tiefer im Loch. Andererseits, wenn man ehrlich ist und auf Verständnis hofft, wird man gleich aussortiert.

Wie soll man sich gut darstellen und in einem Gespräch mitteilen, was man gut kann und was einem Spaß macht, wenn man sich in Frage stellt? Was nützen Bewerbungstrainings, wenn man sich nicht so fühlt. In einer Depression sieht man eigentlich nur die negativen Sachen, was man nicht kann und man fühlt sich klein. Für ein Vorstellungsgespräch schon mal das Ende!
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von wegsucherin »

Galaxis, das ist nicht einfach. Ich kann mir eine kurze Zeit eine Maske aufsetzen und man sieht nicht, wie es mir eigentlich geht. Man sieht auch nicht, dass es für mich belastend ist und ich danach 1-2 Tage zur Regeneration brauche...

Ich habe einen etwas anderen Einblick in den Bereich und weiß, dass das Arbeitsamt (und die Fortbildungen von denen) natürlich eine schnelle Vermittlung will. Zudem bin ich davon überzeugt, dass Depressionen ein Ausschlusskriterium im Bewerbungsverfahren sind.

Allerdings sehe ich es nicht hoffnungslos. Findet man einen "depressionsgeeigneten" Job, wird man von der Erkrankung nichts sagen müssen. Schließlich ist die Rückfallquote recht hoch und jeder sollte für sich herausfinden, welche Arbeitsbedingungen er benötigt, um einen Rückfall zu vermeiden. Bei einer beruflichen Eingliederung sieht es natürlich anders aus - da muss man es ja sagen.

Vermutlich macht es Sinn, das mit einem Therapeuten oder Coach (nein, nicht die vom Amt) zu besprechen, um sowohl ein passendes Arbeitsfeld zu finden, als auch die Stärken und Interessen wieder hervorzuholen und überzeugend "verkaufen" zu können.
Vielleicht beruhigt es ein wenig: viele Bewerber können sich schlecht verkaufen, unabhängig von einer Depression. Nicht jeder hat ein gesundes Selbstbewusstsein. Und dann gibt es noch die Angeber - die alles sind und alles können (zuverlässig, teamfähig etc.)... und in der Praxis stellt es sich dann doch anders heraus.
Viele Grüße
Die Wegsucherin
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von vanezzo »

Ich kann mir eine kurze Zeit eine Maske aufsetzen und man sieht nicht, wie es mir eigentlich geht. Man sieht auch nicht, dass es für mich belastend ist und ich danach 1-2 Tage zur Regeneration brauche...
So geht es mir auch oft!

Andererseits kenne ich auch Phasen(!), in denen ich z.T. 9-10 Stunden am Tag gearbeitet habe und es mir gut ging - ich war einfach hoch motiviert. Herauszufinden, was einen motiviert und zu welchen Bedingungen man welche Leistung bringen kann, ist der Kern, denke ich.
Leider weiß man das oft erst, wenn man Negativbeispiele gesammelt hat, nach Ausschlussprinzip sozusagen. Das ist zumindest meine Erfahrung.

@Galaxis
Nur als Idee, frag doch mal jemanden in deinem engen Umfeld, was er oder sie für Stärken bei dir sieht. Oder anderes Prinzip: Nenn dieser Person eine -vermeintliche- Schwäche von dir und lass dein Gegenüber den positiven Aspekt daran beschreiben. Den gibt es immer.


Ihr alle habt mir übrigens viel Gedankenfutter gegeben, danke dafür! Ich setze mich endlich einmal wieder ernsthaft damit auseinander, wie ich mir mein (Berufs-)Leben so einrichten kann, dass ich gut damit klarkomme. So wie es im Moment ist, geht es zumindest nicht weiter.
Minya
Beiträge: 79
Registriert: 18. Sep 2014, 16:42

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Minya »

gelöscht
Zuletzt geändert von Minya am 19. Jan 2015, 12:36, insgesamt 1-mal geändert.
Galaxis
Beiträge: 246
Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Job in Gefahr, Schuldgefühle, Orientierung

Beitrag von Galaxis »

Das Problem bei mir, ist dass ich mich in meinen Beruf nicht fachlich qualifiziert fühle. Dann gibt es ja Arbeiten, die auch schnell abgewickelt werden müssen. Wenn ich z.B. eine Aufgabe in einem gewissen Zeitablauf abwickeln muss und ich hänge an den Aufgaben, dann kommt bei mir die Panik auf, das Herz fängt an heftig zu rasen. Ich fühle mich einfach klein, da ich es in der Zeit nicht hinbekomme. Das ist ein Kreislauf, wo ich einfach nicht raus komme. Anders verhält es sich bei Arbeiten, die ich beherrsche, da kann ich auch unter Stresssituationen die Arbeit hinbekommen. Wenn ich genug Zeit habe, zu recherchieren, dann bekomme ich das auch hin. Aber meistens ist so eine Aufgabe, die dann gestellt wird ja auch eilig.

Wenn dann noch 1000 Telefonanrufe kommen und ich nicht an der Arbeit dran bleiben kann, dann drehe ich einfach durch. Ich bin zwar eine Frau, bei denen heißt es ja, dass sie die Fähigkeit besitzen mehrere Sachen gleichzeitig zu erledigen. Das wurde mir eben nicht in die Wiege gelegt. Was ich mir auch nicht vorstellen, dann, dass das überhaupt ein Mensch kann. Die meisten können es halt gut kaschieren, dass es den anderen nicht auffällt.

Firmen wollen einfach Kosten sparen. Deshalb ist auch die Personaldecke sehr dünn und es ist keine Zeit da, jemanden richtig in das Arbeitsgebiet einzuarbeiten. Viele Sachen muss man sich selbst aneignen und man wird ja ständig mit Aufgaben zugedeckt, die nicht in das Arbeitsgebiet des einen passen. Das schimpft sich Flexibilität! Die wollen Leute, die sich schnell in neue Aufgabengebiete einarbeiten können.

Ich finde es immer krass, wenn in den Stellenangeboten steht, sie bringen sehr gute MS-Officekenntnisse mit, sie sprechen mindestens verhandlungssicheres Englisch, sie sind ein Organisationstalent, natürlich arbeiten sie auch selbständig, was Ihr Profil dann noch abrundet ist, dass sie auch in tubulenten Zeiten nicht den Überblick verlieren. Französischkenntnisse wären wünschenswert!

Welcher Mensch hat diese ganzen Fähigkeiten? Da muss man schon ein sehr gesundes Selbstvertrauen mitbringen und vor allen Dingen von sich überzeugt sein.

Eine Einarbeitungszeit ist vielleicht 2 Wochen, wenn man glück hat. Meistens sind ja die Kollegen, die den Platz vorher inne hatten, schon weg und keiner kennt sich mit der Materie aus.
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