Depression oder „nur faul“

sam1960
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Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

Ich stelle mir manchmal die Frage, ob ich wirklich depressiv bin, oder nur faul.

Fakt ist, dass mir mein Job keinen Spaß macht und ich mich überfordert fühle, wenn es stressig wird.
Hinzu kommt, dass ich ständig grübele, was ich daran ändern kann.

Im Lauf der Zeit habe ich es geschafft mich erfolgreich vor der Arbeit zu drücken. Nun frage ich mich, ob ich nur unter „chronischer Unlust“ also Faulheit "leide" oder wirklich Depressionen habe.
Meine Körperlichen Beschwerden (in anderem Beitrag erwähnt) sehne ich mir womöglich herbei, um mir selbst eine Ausrede zu geben, warum ich keinen Bock habe.
Meine bisherigen Therapien brachten keine Änderung meines Zustandes aber bisher hat auch keiner der Therapeuten mir eine eindeutige Diagnose gestellt. Vielleicht ist es wirklich nur Faulheit bei mir, und das wäre keine Krankheit.
Warum hat mir das denn kein Therapeut ins Gesicht gesagt, wenns so wäre? Nur um weitere Stunden mit mir abzuhalten, an denen er Geld verdient?
Vielleicht bilde ich mir nur ein depressiv zu sein?

wer kennt ähnliches aus seinem Leben? Wer hat sich bereits ähnliche Fragen gestellt?

Ich weiß nur, dass ich mit meine Leben nicht glücklich bin zumindest beruflich und ich etwas ändern will.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Gerbera
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Gerbera »

Hallo Sam,

aggressive Frage: wenn Du beruflich etwas ändern willst, warum tust Du es dann nicht? Könnte es sein, dass Dir die Energie dazu fehlt, Du Dich nicht so recht entscheiden kannst, Zweifel hast, ob das tatsächlich DIE Lösung ist?

Und wie läuft Dein Privatleben? Ich habe Deine anderen Threads nicht gelesen. Dazu fehlt mir im Moment komplett die Zeit, sorry. Vielleicht hast Du dort auf meine Fragen schon geantwortet.

Kannst Du Dich erinnern, dass Du früher anders warst, aktiver, lebensfroher, geselliger?

Wärest Du "nur" faul, ist es eine Frage des Willens, mehr oder besser zu arbeiten. Bist Du depressiv, kannst Du es schlicht nicht, selbst wenn Du es wolltest. Ob für Dich das Eine oder das Andere zutrifft, kann ich nicht beurteilen, aber ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass ich in den akuten Phasen der Depression nicht mehr in der Lage war, konzentriert an irgendetwas zu arbeiten, egal, ob im Beruf oder im Privatleben. Ich war ohne jede Energie, nicht mehr fähig, klar zu denken, logische Schlüsse zu ziehen, Dinge zu verknüpfen. Oft konnte ich mich Minuten später nicht mehr erinnern, was vorher jemand zu mir gesagt hatte oder was ich gelesen hatte. Vielleicht hilft Dir das weiter in Deiner Einschätzung, ob Du krank bist oder arbeitsunlustig.

Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass Du Dir nur einbildest, depressiv zu sein, auch wenn Dir das kein Therapeut bisher wirklich deutlich gesagt hat. Allein die Tatsache, dass Du einen Therapieplatz hast, besagt, dass die Therapeuten der Meinung sind, dass Du die auch brauchst. Therapieplätze sind nämlich ziemlich rar. Die werden nicht leichtfertig an Leute vergeben, die gar keine Therapie nötig haben. Aber wenn Du es genau wissen willst, frag doch Deinen Therapeuten mal. Er wird Dir sicher eine Antwort geben. Und die wird gewiss nicht lauten "chronische Faulheit".

Viele Grüße, und tut mir leid, dass Du so lange auf eine Antwort warten musstest. Vielleicht hätte es im Unterforum "Umgang mit der Krankheit" mehr Echo gegeben. Versuch's doch mal :-).

Gerbera
Brummi59
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Brummi59 »

sam1960 hat geschrieben: Vielleicht ist es wirklich nur Faulheit bei mir, und das wäre keine Krankheit.

Warum hat mir das denn kein Therapeut ins Gesicht gesagt, wenns so wäre? Nur um weitere Stunden mit mir abzuhalten, an denen er Geld verdient?
Vielleicht bilde ich mir nur ein depressiv zu sein?
Die Frage krank oder nur einfach faul, stelle ich mir auch ständig. Ich glaube aber das dies eine Frage der Akzeptanz unserer Erkrankung ist. Wenn es nur die Arbeit betrifft, könnte es Faulheit oder der falsche Job sein. Wenn sich das Nichtstun (Motivation) aber wie ein roter Faden durch jeden Tag zieht, dann stimmt doch etwas nicht mit uns - sprich Depression. Das Thema Faulheit vs. Depression ist am Ende doch nichts Anderes als ein von der Gesellschaft und dem Leistungsdruck gezolltes Bild. Noch vor zwei Jahren waren Depressive für mich nichts Anderes als faule Simulanten. Das Leben hat mich eines Besseren belehrt.

Warum Dir das kein Therapeut ins Gesicht gesagt hat? Gegenfrage: Warum hast Du keinen Therapeuten danach gefragt. Er/ sie ist kein Weissager, sondern Dein Begleiter.
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
sam1960
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

Gerbera hat geschrieben:Hallo Sam,
aggressive Frage: wenn Du beruflich etwas ändern willst, warum tust Du es dann nicht? Könnte es sein, dass Dir die Energie dazu fehlt, Du Dich nicht so recht entscheiden kannst, Zweifel hast, ob das tatsächlich DIE Lösung ist?

Und wie läuft Dein Privatleben? Ich habe Deine anderen Threads nicht gelesen.
ich schrieb dazu in Beitrag: Therpie brachte bisher keien Erfolg http://www.diskussionsforum-depression. ... 32#p456032

Kannst Du Dich erinnern, dass Du früher anders warst, aktiver, lebensfroher, geselliger?
Es gab Zeiten, da war ich noch strebsam und Ehrgeizig. Das war aber in früheren Betrieben.
Dort wäre ich auch gerne geblieben wenn es mit dem Unternehmen nicht bergab gegangen wäre.
Dort wurde mein Engagement noch honoriert und ich wurde gefördert.
Schon mein Ausbilder hatte sich dafür eingesetzt, dass ich, nach der Lehre in eine Abteilung komme, in der ich meine Fähigkeiten anwenden kann.
Früher war ich bildungshungrig, habe bei jedem neuen Gerät die Bedienungsanleitung hungrig verschlungen und hatte daher stets mit der neusten Technologie zu tun. Mein früherer Chef erkannte meine Fähigkeiten und setzte mich auch dementsprechend ein.

Jetzt ist mein Job ziemlich trostlos. Man hat mich mit falschen Versprechungen hier „angelockt“ vieles versprochen und nichts gehalten. In der Probezeit wurde mir noch Honig ums Maul geschmiert. Dann aber zeigte der Chef nach und nach sein wahres Gesicht. Man versuchte mich ständig in Bereiche reinzudrängen für die ich erstens nicht ausreichend qualifiziert bin und zweitens, an denen ich kein Interesse hatte. Es war ein permanenter Kampf gegen Windmühlen. Die ganze Sache hat mich mürbe gemacht und ich habe nach und nach die Kraft verloren etwas zu ändern.
Außerdem hatte ich Frau, Kinder und ein Haus gekauft und da hieß es für mich „Augen zu und durch“, um Geld zu verdienen.
ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass ich in den akuten Phasen der Depression nicht mehr in der Lage war, konzentriert an irgendetwas zu arbeiten, egal, ob im Beruf oder im Privatleben. Ich war ohne jede Energie, nicht mehr fähig, klar zu denken, logische Schlüsse zu ziehen,
Auch hier geht es mir ähnlich. manchmal habe ich das Gefühl, dass ich längeren Gesprächen nicht folgen kann. Wenn wir z.B. Besprechung haben, dann ist das nach ein paar Minuten wie ein Schalter, so, als ob der Speicher voll ist. Dann fällt es mir schwer weiter zuzuhören und das gehörte auch zu verinnerlichen. Auch das was 5-10 Sätze vorher gesagt wurde ist wieder weg. Dann muss ich in mich gehen, um das wieder „hervorzuholen“, verpasse aber dadurch das, was aktuell gesagt wird. Wenn das Gespräch länger dauert, dann habe ich irgendwann das Gefühl, als ob mir gleich der Schädel platzt.
Irgendwie ist es mir gelungen das bisher zu vertuschen, obwohl ich manchmal zu hören bekomme: „Das haben wir doch gestern besprochen.“ oder ähnlich.
Das ist im Privaten genauso. so kann ich z.B. über einen Weihnachtsmarkt gehen, und weiß nicht mehr, was 2 Buden vorher verkauft wurde.
Manchmal fühle ich mich schlichtweg überfordert, habe das Gefühl, „das pack ich nicht“ und ich muss alle Kraft aufwenden um es dann trotzdem zu beginnen.

Manchmal entwickele ich regelrechte Aggressionen bei der Arbeit. früher war ich ruhig und geduldig.
Wenn ich an einer Sache dran bin, z.B. eine Lampe repariere, und das funktioniert nicht gleich, dann überkommt mich plötzlich eine Aggression und ein Frust, da habe ich schon mal eine Lampe zertrümmert oder mit der Zange auf ein elektrisches Bauteil in einer Steuerung eingeschlagen. Das war natürlich kaputt und ich musste es austauschen. aber in dem Augenblick hatte ich jede Kontrolle über meine Emotionen verloren. Ich dachte währenddessen, „warum bist du hier, wofür wirst du so bestraft, dass du dich mit so einem Sch… auseinandersetzen musst.“

Auch im Privaten muss ich mich manchmal zwingen etwas zu tun und oft frage ich mich dann, wofür das ganze? Dann habe ich wiederum Phasen, da bin ich vor Elan nicht zu bremsen, da steigere ich mich regelrecht hinein und vergesse sogar mal Pause zu machen. Aber das wiederum passiert mir nur zu hause.
Ich habe mir Bücher gekauft um mich etwas zu bilden, aber schaffe es nicht, diese auch zu lesen. Irgenwie scheint mir dass viel zu hoch und unerreichbar, liegt es vielleicht am Alter?

Auch habe ich die Absicht meinen Beruf aufzugeben, und was neues zu beginnen, aber dann befürchte ich, dass ich vom Regen in die Traufe komme, nämlich genau dann, wenn es nicht an meinem Job sondern an mir liegt, dann nehme ich die Krankheit mit in den neuen Job.
Liegt es an mir, liegt es an meinem Job, oder liegt es daran, dass ich mit meinem Job nicht „kompatibel“ bin? Das sind Fragen, die ich mir fortwährend stelle.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

Hallo Sam,

Du sprichst mir da aus vollem Herzen. Ich fühle mich meinem Beruf auch nicht mehr gewachsen. Ich habe solange dort gearbeitet, bis ich den totalen Zusammenbruch hatte. Dort war ich 18 Jahre lang beschäftigt und habe mindestens schon 10 Jahre innerlich gekündigt. Habe mir aber nicht zugetraut, es woanders zu probieren. Das war Anfang 2000 wo es schon mit hoher Arbeitslosigkeit anfing.

Das Ende war, dass sie mich wegen Krankheit gekündigt haben. Ich habe mir immer gesagt, ich möchte etwas anderes machen, was mir Spaß macht und wo ich nicht den ganzen Tag unter Strom stehe. Vom Arbeitsamt habe ich überhaupt keine Hilfe bekommen. Sie hatten mich mal in eine Maßnahme gesteckt, die nicht all zu viel gebracht hat.

Nach 9 Monaten habe ich wieder einen Job für 30 Stunden in meinem Beruf gefunden. Leider bin ich mit dem hohen Leistungsniveau überhaupt nicht klargekommen und wurde nach 5 Monaten wieder entlassen. Jetzt bin ich wieder auf Arbeitssuche und bin seit 03.11. arbeitsunfähig geschrieben.

Ich reagiere auch auf Stress aggressiv. Ich habe schon so viel ausprobiert, wie ich mein Verhalten ändern kann. Meine Therapeutin sagte mir, dass ich mich selbst unter Stress setzen würde. Sie hätte immer den Eindruck, dass ich irgendwie auf der Flucht bin. Ja, Leute, die es nicht selbst betrifft, die haben immer gut lachen. Wir sind halt keine 20 mehr, dass die Welt uns noch großartig offen steht. Ich mache mir schon seit Wochen Gedanken, was ich beruflich machen könnte. Komme aber nicht weiter, da ich im Moment nicht weiß, wie es weiter geht.

Wahrscheinlich Endstation Hartz IV, was für mich auch noch mal eine sehr große psychische Belastung ist. Vor Weihnachten etwas Neues zu finden, ist auch sehr unwahrscheinlich.

Heute muss man in jedem Job 100000% bringen. Wenn man es nicht bringt, dann ist man schneller weg, als einem lieb ist.

Mit meiner Konzentration habe ich genau so Probleme wie Du. Wenn mich etwas nicht interessiert, dann höre ich einfach nicht hin. Das haben mir auch schon Leute in meinem Bekanntenkreis gesagt. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wo das alles noch hinführen soll.

Einen Tipp oder Rat, den ich Dir geben könnte, kann ich Dir daher nicht geben, da ich selbst in der Luft hänge und nicht weiß, was alles noch auf mich zukommt.

Ich fühle nichts, ich will nur noch im Bett schlafen und meine Ruhe haben und nicht den ständigen Druck im Nacken haben.

Hoffentlich finde ich für mich neue Erkenntnisse im neuen Jahr und Dir wünsche ich das auch von ganzem Herzen.

Liebe Grüße Galaxis
sam1960
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

Ich habe hier eine Frage an die jenigen, die nicht Arbeitsfähig sind.
Wie hat sich das bei Euch gezeigt?
Habt ihr irgendwann gemerkt oder geglaubt, ihr packt das nicht? Habt ihr weitergemacht, bis zum Zusammenbruch, bis es zu körperlichen Merkmalen kam?
Hattet ihr körperliche Symptome, die medizinisch nicht erklärbar waren? Wie etwa ein Gefühl von Herzinfarkt, Atemnot?
Hat Euer Chef gemerkt, dass mit euch etwas nicht stimmt? Oder habt ihr euch eurem Vorgesetzten anvertraut.
Hattet ihr einen Arzt, der sofort erkannte, was euch fehlt?
Wurde euch gekündigt, eine Abmahnung geschrieben, obwohl ihr alles gegeben habt?
Warum frage ich?
Weil ich eigentlich weiß, dass ich so nicht weiter machen kann aber andererseits nicht weiß, was ich ändern kann.
Ich muss weiter Geld verdienen. Auch wenn es mir jeden Morgen schwer fällt, den inneren Schweinehund zu überwinden. Es ist nicht nur „Unlust“, es ist mehr, aber das sagte ich bereits.
Ich weiss nicht wo ich stehe, wieweit ich bin, wie lange ich das noch packe. oder ob ich mir alles nur einbilde und die Zähne zusamenbeissen muss, damit es weitergeht.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

sam1960 hat geschrieben:Ich habe hier eine Frage an die jenigen, die nicht Arbeitsfähig sind.

Wie hat sich das bei Euch gezeigt?

Bei mir hat sich das so gezeigt, dass ich immer reizbarer geworden bin. Nicht abschalten konnte. Immer nur an die Arbeit gedacht habe, wie schaffe ich die ganze Arbeit, ich habe mich wie im Hamsterrad gefühlt. Ich hatte massive Schlafstörungen und habe mich daher an meinem Arbeitsplatz erschöpft gefühlt. Dann habe ich auch im privaten Bereich mich immer mehr zurückgezogen und habe mich total selbst in Frage gestellt. Das endete dann so, dass ich mit meinem Junior-Chef so eine Auseinandersetzung hatte, dass ich einen Bürostuhl umgeschmissen habe. Der ganze Frust, der Jahre in mir geschlummert hat, kam auf einmal hoch. Mir war es dann auch von den Konsequenzen egal. Ich wollte da einfach nicht mehr hingehen. Ich habe mich dann selbst in die Psychiatrie einweisen lassen. Dort war ich 2 Wochen, während dieser Zeit habe ich dann meine Kündigung erhalten. Ich war dann noch 10 Wochen in der psychomatischen Akutstation. Dann hat mein Arbeitgeber noch meine Krankheit angezweifelt und hat mir eine Abmahnung geschrieben. Sie haben meine Krankmeldungen vom Krankenhaus nicht anerkannt. Sie wollten wissen, wie lange ich krankgeschrieben sei. Ich hatte ja durch die lange Tätigkeit 6 Monate Kündigungsfrist. Sie wollten mich so schnell wie möglich los werden. Nach dem Klinikaufenthalt hatte ich immer angst, dort wieder hingehen zu müssen. Hatte aber einen sehr guten Psychiater, der mich für diese Zeit aus dem Verkehr gezogen hatte. Nach der Reha begab ich mich dann wieder auf Arbeitssuche.

Habt ihr irgendwann gemerkt oder geglaubt, ihr packt das nicht?

Natürlich habe ich weiter gemacht, ich bin mit Migräneattacken zu Arbeit gegangen, weil wir so wenig Arbeitskräfte waren. Wir haben alle den Chefs gesagt, dass wir das nicht schaffen. Aber das wurde nur belächelt. Sie wollten die Person, die in Rente ging, nicht mehr ersetzen. Die Arbeit wurde auf die Leute verteilt und es war denen egal, ob jemand krank oder Urlaub hatte. Ich wurde dort auch immer aggressiver. Im Grunde genommen habe ich mich entschuldigt bitte, prostituiert. Ich hatte auch Angst vor Arbeitslosigkeit und dass ich es woanders nicht schaffen würde. Das hätte ich auch damals in meinem Zustand nicht geschafft. Da bin ich jetzt mal ganz ehrlich.

Habt ihr weitergemacht, bis zum Zusammenbruch, bis es zu körperlichen Merkmalen kam?

Diese Frage kann ich nur mit ja beantworten. Ich war wirklich am Limit. Lebensqualität hatte ich überhaupt keine mehr in dieser schwierigen Zeit. Ich konnte überhaupt nicht mehr abschalten. Es hat sich alles wie im Kreis gedreht. Wenn ich nur an die Arbeit gedacht habe - auch schon am Sonntag, da bekam ich schlechte Laune.


Hattet ihr körperliche Symptome, die medizinisch nicht erklärbar waren? Wie etwa ein Gefühl von Herzinfarkt, Atemnot?

Körperliche Symptome hatte ich. 3 bis 4 Tage hintereinander Migräneattacken, Übelkeit, im Urlaub konnte ich auch nicht mehr zur Ruhe kommen. Erholung war überhaupt nicht mehr drin. Ich habe mich gefangen gesehen in dem Loch.

Hat Euer Chef gemerkt, dass mit euch etwas nicht stimmt? Oder habt ihr euch eurem Vorgesetzten anvertraut.

Die Chefs haben das schon gesehen, dass wir am Limit gekämpft haben. Sie haben das aber nicht ernst genommen. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass sie sich besonders gefreut haben, wenn wir draußen am rotieren waren. Verständnis war dort ein Fremdwort. Von der Fürsorgepflicht eines Arbeitgebers war überhaupt nichts zu merken.

Hattet ihr einen Arzt, der sofort erkannte, was euch fehlt?

Ich war erst beim Hausarzt in Bewegung. Der hat mir aber auch immer Druck gemacht mit der Krankschreibung. Bin dann nach meinem Klinikaufenthalt zum Psychiater gegangen. Da war schon mehr Verständnis als vom Hausarzt. Meine Psychologin hat mir auch gesagt, ich solle lernen abzuschalten und die Sachen machen, die mir Spaß machen. Aber den Druck hat man immer irgendwie im Kreuz.

Wurde euch gekündigt, eine Abmahnung geschrieben, obwohl ihr alles gegeben habt?

Meine Kündigung habe ich während meines Krankenhausaufenthalts bekommen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Wenn Du nicht funktionierst, dann wirst Du einfach ausgetauscht. So sieht es in der Arbeitswelt leider aus.

Warum frage ich?
Weil ich eigentlich weiß, dass ich so nicht weiter machen kann aber andererseits nicht weiß, was ich ändern kann.

Diese Frage stelle ich mir immer noch. Ich weiß auch nicht, wie es weitergeht. Ich bin zwar jetzt einigermaßen stabil aber ich bin mir auch bewusst, dass es nicht einfach wird, einen Arbeitsplatz zu finden, der zu mir passt. Meine Therapeuten empfahl mir auf einem Blatt mal aufzuschreiben, was ich gerne machen will. Ich denke, dass man sich oft selbst im Wege steht und sich einfach zu wenig zutraut.

Ich muss weiter Geld verdienen.

Wer muss das nicht. Jeder muss seine monatlichen Rechnungen bezahlen und man möchte sich ja auch nicht zurück entwickeln. Die ganzen Lebenshaltungskosten sind ja auch nicht wenig, da kann man nicht für 8,50 € die Stunde arbeiten. Das ist halt immer wegen des guten Geldes. Im Großen und Ganzen vergewaltigt man sich eigentlich immer selbst. Wenn man auch ein gewisses Alter hat, dann will man auch seinen Platz haben, wo man sich wohlfühlt und in Rente gehen kann. Auch das Arbeitsklima muss stimmen. Wenn ich jeden Tag schon mit einem Igel zur Arbeit gehe, dann ist das gesundheitlich nicht förderlich.

Auch wenn es mir jeden Morgen schwer fällt, den inneren Schweinehund zu überwinden. Es ist nicht nur „Unlust“, es ist mehr, aber das sagte ich bereits.

Es sind immer mehrere Faktoren, die da mit einspielen. Die Arbeit wird ja von vielen Firmen einfach nicht mehr wertgeschätzt. Man ist eine Nummer. Vielleicht machen wir auch den Fehler, uns nur durch die Arbeit zu definieren. Arbeit ist wichtig, aber man muss sich in dem Job auch wohlfühlen. Diese schnelllebige Zeit ist oft an solchen Dingen schuld. Ich denke, dass es eine Vielzahl von Leuten gibt, denen es so ähnlich geht, wie uns. Aber irgendwann geht man einfach in die Knie und dann kann so etwas ziemlich böse enden.

Ich weiss nicht wo ich stehe, wieweit ich bin, wie lange ich das noch packe. oder ob ich mir alles nur einbilde und die Zähne zusamenbeissen muss, damit es weitergeht.
Mit den Zähnen zusammen beißen finde ich nicht gut für mich. Denn da zwingt man sich ja auch zu irgendetwas, wo dann auch der Körper rebelliert. Man sollte sich schon mit der Arbeit identifizieren. Denn man ist die meiste Zeit dort und da muss es einfach klappen. Gut arrangieren muss man sich immer. Das Perfekte gibt es meines Erachtens nicht.

Ich denke, dass man erst merkt, wo man steht, wenn man auch mal etwas neues ausprobiert. Wenn der Leidensdruck immer höher wird, dann ändert man auch etwas. Wenn nicht dann kommt definitiv der Zusammenbruch mit Angstattacken und Depressionen und dergl.

Durch meinen Zusammenbruch habe ich erkannt, schneller die Notbremse zu ziehen und was mir gut tut oder nicht.

Liebe Grüße Galaxis
Brummi59
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Brummi59 »

Hallo Sam und liebe Grüße aus dem Kellerloch,

so viel kann ich nicht schreiben aber anreißen ist schon möglich.
Klar hat mich die Arbeit geschafft und das Letzte gefordert. Jetzt das Leben eines Fernfahrers zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Fakt ist, das jeden Tag 13 Stunden zu leisten sind. Einmal pro Woche 15 Stunden. Das ist nicht nur Fahren, sondern auch laden, Ladungssicherung, Wartezeiten, mit dem Be- oder Verlader rumstreiten, Zoll erledigen und und und. Zum Papiere ordnen, blieb meist nur die Zeit nach Feierabend.
Mein letzter Chef hat mich innerhalb eines Jahres auf drei verschiedenen Aufgabengebieten (Plane, Container, Kühler) eingesetzt. Zu meiner damaligen Freundin sagte er im November 12 das man den Brummi klonen müsste, so zufrieden war er. Nur das der Brummi am Anschlag war, merkte er nicht. Es hat dann zweimal mächtig zwischen uns gekracht und im Dezember kam die Kündigung. Es war wie eine Erleichterung.
Da eh Winter war und ich ne Pause brauchte, habe ich einen gesundheitlichen Komplettcheck machen lassen (ich hatte ja nichtmal einen Hausarzt). Das Ergebniss war niederschmetternd.
Es folgte eine schwere Operation die mich zu meinem Trauma getriggert hat. Ich bekam einen Rückfall nach 11 Jahren Trockenheit.
Die Abwärtsspirale war rasend schnell. Während der Suchttherapie (11/13-2/14) haben sich so ab Dezember immermehr Patienten von mich abgewendet. Im Nachhinein betrachtet hatte mich da die Depression fest im Griff. Danach jagte eine körperliche Erkrankung die Nächste und die Spirale drehte sich immer schneller.

Möchte ich nochmal arbeiten?
Selbst wenn es momentan in ganz weiter Ferne ist, möchte ich schon nochmal in die Hände spucken. Als Kraftfahrer aber definitiv nicht. Das macht keinen Spaß mehr und ich bin eh Berufsunfähig.
Ich könnte mir vorstellen entweder im Therapiebereich eine Umschulung zu machen (Ergo) oder eben einen Job mit möglichst wenig Menschen (soziale Phobie). Vielleicht in einer kleinen Firma als Qualitätsprüfer oder was mit Tieren.
Aber das ist Zukunftsmusik und da verwende ich nicht allzuviel Kraft für.
Liebe Grüße
Dieter

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Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

Für mich war die Kündigung auch eine Erleichterung. Auch wenn die Zeit danach sehr schwer für mich war. Ich war enttäuscht, dass mein alter Arbeitgeber so reagiert hat. Da sieht man mal, was man als Mensch noch bei Firmen wert ist. Es gibt immer noch Tage, wo das mal wieder hoch kommt, dass ich so dumm war, da 19 Jahre zu bleiben, zumal ich mindestens schon 10 Jahre innerlich gekündigt habe.

Das passiert mir definitiv nicht mehr!
sam1960
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

Galaxis hat geschrieben: Es gibt immer noch Tage, wo das mal wieder hoch kommt…..
Ich wohne in einer Industriestadt und komme täglich an einem Industriebetrieb vorbei, ähnlich dem, wo ich einst gearbeitet habe. Da kommen mir manchmal die Tränen, wenn ich die Anlagen sehe und mich daran erinnere, dass ich einst in solchen Anlagen gearbeitet hatte.
Das ist so, als käme man ständig an seiner Ex-Frau vorbei, die man mal geliebt hatte und die einen verlassen hatte.

Ich hatte dort auch schon Initiativbewerbungen abgegeben, leider ohne Erfolg, da ist kein Bedarf.

Ausserdem stellt sich mir heute die Frage, ob ich, falls ich wirklich dort unterkommen würde, die Arbeit noch packen würde. Es sind seither über 20 Jahre vergangen, und in Punkto Fortbildung hat sich bei mir fast "NULL" gatan.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

sam1960 hat geschrieben:
Galaxis hat geschrieben: Es gibt immer noch Tage, wo das mal wieder hoch kommt…..
Ich wohne in einer Industriestadt und komme täglich an einem Industriebetrieb vorbei, ähnlich dem, wo ich einst gearbeitet habe. Da kommen mir manchmal die Tränen, wenn ich die Anlagen sehe und mich daran erinnere, dass ich einst in solchen Anlagen gearbeitet hatte.
Das ist so, als käme man ständig an seiner Ex-Frau vorbei, die man mal geliebt hatte und die einen verlassen hatte.

Es gibt doch bestimmt Firmen, die ähnliche Tätigkeiten anbieten. Wenn es nicht diese Firma ist, warum probierst Du es nicht mal in einer anderen Firma? Das mit der Ex-Frau ist gar nicht mal so ein schlechtes Beispiel. So geht es mir auch; zumal ich mich immer wieder im Kreis bewege und kein Lösungsansatz für mich finde. Deswegen habe ich mich heute mit dem sozialpsychiatrischen Dienst in Verbindung gesetzt. Dort habe ich am 22.01.2015 einen Termin. Mit ihm will ich mal meine persönliche Lage besprechen. Ich habe ja schließlich auch immer im Arbeitsleben funktioniert. Wieso steht im Moment alles still? Ich will arbeiten und möchte auch einen Job ausführen, wo ich von leben kann.

Ich hatte dort auch schon Initiativbewerbungen abgegeben, leider ohne Erfolg, da ist kein Bedarf.

Das mit den Initiativbewerbungen und auch anderen Bewerbungen kenne ich selbst gut genug. Wenn dort nichts kommt, dann ist die Motivation irgendwann auch weg. Es ist schwer auch positiv dann zu denken.

Ausserdem stellt sich mir heute die Frage, ob ich, falls ich wirklich dort unterkommen würde, die Arbeit noch packen würde. Es sind seither über 20 Jahre vergangen, und in Punkto Fortbildung hat sich bei mir fast "NULL" getan.

Das mit der Fortbildung geht mir auch so. Mein alter Betrieb hat da überhaupt keinen Wert gelegt. Dann ist die Arbeitskraft ja nicht verfügbar und das kostet ja auch Geld, in jemanden etwas zu investieren; denn wenn er auf dem neuesten Stand ist, dann kann er ja mehr Gehalt fordern und das wollen ja die Arbeitgeber nicht. Entweder man investiert in sich selbst und macht das in seiner Freizeit oder man hat gelitten.

In einer neuen Firma die investieren vielleicht aber die ganzen Qualifikationen in der Probezeit aufzuarbeiten, das ist auch nicht einfach. Man sucht heute die eierlegende Wollmilchsau; das sogenannte Nutztier, was keine Ansprüche zu stellen hat. Wenn man da aufmuckt, dann wird man ganz schnell abserviert.

Die ständige Rumeierei geht mir so etwas auf den Geist! Manchmal weiß ich auch nicht, was Firmen überhaupt für Mitarbeiter wollen.
Brummi59
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Brummi59 »

sam1960 hat geschrieben:
Galaxis hat geschrieben: Es gibt immer noch Tage, wo das mal wieder hoch kommt…..
Ich wohne in einer Industriestadt und komme täglich an einem Industriebetrieb vorbei, ähnlich dem, wo ich einst gearbeitet habe. Da kommen mir manchmal die Tränen, wenn ich die Anlagen sehe und mich daran erinnere, dass ich einst in solchen Anlagen gearbeitet hatte.
Das ist so, als käme man ständig an seiner Ex-Frau vorbei, die man mal geliebt hatte und die einen verlassen hatte.
Das sind immer ganz schlimme Momente. Was meinst Du wie es mir geht, wenn ich einen schönen Fernlastzug sehe. Meist erkenne ich schon am Motorengeräusch was für ein LKW es ist. Und wenn ich dann von ferne die Reifen singe höre, hab ich einen dicken Kloß im Hals :(
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
dine31
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von dine31 »

Hallo und guten Morgen zusammen...

Also wo fang ich an..und schonmal vorweg sorry wenn der text etwas länger ausfallen sollte...

Ich habe das erste mal 2008 die Diagnose mittelschwere Depression erhalten...naj war krankgeschrieben eine zeitlang und danach halt weiter gemacht wie zuvor...
das ging auch eigendlich ganz gut bis auf ein paar kleine phasen...

2013 hatte ich eine Neurologische Erkrankung auch das hab ich soweit weggesteckt hab gearbeitet privat leben war gut bis november 2014 dann... da bekam ich wieder propleme mit meinen Körper naja ich wieder zum arzt ins Krankenhaus..und wieder alles meist ohne befund also es kann sich dies keiner so richtig erkläheren was mit mir los ist...

Habe aber gemerkt seid ich aus dem Krankenhaus raus bin 20.12 das ich in einem loch sitze und nicht so richtig wieder hoch komme...
Hab auch schon relativ viel geschrieben hier im forum unter Umgang mit der Krankheit..

Ich zum Arzt wurde bis ende Januar Krankgeschrieben Überweißung zum Psychiater bekommen aber das proplem man bekommt keinen termin hab schon unzählige Therapeuten angerufen aber endweder sie nehmen keinen mehr oder worteliste bis ende des Jahres und.und..undd ihr kennt das ..gut ich kann es verstehen es giebt genug leute welche auch dorthin müssen oder wollen...aber es muss doch auch an sogenannte neupatienten gedacht werden oder nicht??...

Naja zurück zu meinen eigendlichen Proplem...
Ich merke selber für mich das ich dieses Loch diesmal nicht allein wieder verlassen kann wie sonst der fall war...wollte mir jetzt dann doch hilfe holen aber so richtig klappt das nicht..
Naja aufjedenfall ist es so das ich eigendlich gern auf arbeit gegangen bin versteh mich auch soweit gut mit kollegen aber ich kann mir eigendlich nicht vorstellen jetzt wieder zu arbeiten hab irgendwie ein komisches gefühl dabei wenn ich an arbeit denke ..von ganz oben mit man ich kanns kaum erwarten endlich wieder zu gehen bis ganz unten nee du schaffst es garnicht..
ich muss dazu sagen das niemend von meinem proplem weis ausser ne freundin und mein partner wo ich aber auch weis das sie sich nicht in diese situation reinversetzten können..
also unterm strich ich bin allein damit...

jetzt weis ich nicht was ich machen soll geh ich einfach wieder arbeiten als ob nichts gewesen ist bis dann vll. bald garnichts mehr geht weil man so unter druck gerät..oder was mach ich..denn ein psychiater termin bekomm ich nicht oder nicht relativ zeitnah ...
das heist ich war jetzt quasi 3 wochen für umsonst zuhause was mir so ein schlechtes gewissen macht das glaubt ihr garnicht,..
weil ja niemand weis was los ist mit mir..was sag ich freunden verwanden und kollegen was los ist mit mir ich schieb es immer auf die neurologie weil das kennt ja jeder aber eiegndlich weis ich auch das es nur ein kleiner punkt ist...

ich hab echt bissel angst davor als simulant oder so abgestempelt zuwerden...weil selbst jetzt wo ich beim arzt damit war also hausarzt weis von meinen proplem hab ich ja weiter keine arzttermine oder so was..also es geht mit nichts weiter..was kann ich tun...

Ich hoffe ihr könnt mir über alles folgen und endschuldigt wegen dem evtl. wirrwarr aber richtige konzentration ist grad bissel schwierig...

Kennt das noch jemand hat jemand tips oder so.. oder seh ich das nur so schwarz..

und sorry wegen dem langen text....

lg dine
Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

Hallo Dine,

ich kenne das selbst von mir. Nur ich habe keinen Job zur Zeit und traue mir auch keinen zur Zeit zu. Ich habe auch angst, wenn ich wieder Arbeit finde, wieder in ein größeres Loch rein zu fallen. Du siehst die Sache schon richtig, wie wollen sich Leute in irgendwelche Situationen reinversetzen, wenn sie nicht wissen, wie sich Panikattacken anfühlen. Ich habe einfach angst zu versagen. Den Anforderungen und Leistungsniveau nicht gewachsen zu sein.

Ich stehe auch alleine da. Keiner will auf die Kosten aufkommen. Ich habe schon etliche Vorstellungsgespräche gehabt und komme einfach nicht weiter. Ich fühle mich als Versager. Es gibt mir ja auch einer eine Chance, mich wieder zu beweisen. Die Anforderungen sind ja auch überall so hoch, dass es einem schon schlecht wird, wenn man nur daran denkt, wieder eine Arbeit aufzunehmen.
sam1960
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

Galaxis hat geschrieben: Die Anforderungen sind ja auch überall so hoch, dass es einem schon schlecht wird, wenn man nur daran denkt, wieder eine Arbeit aufzunehmen.
Das Problem sind nicht die Kranken sondern die Gesellschaft (meine Meinung)

Die Leistungsspirale und die Anforderungen werden immer höher und die schwächsten, die Kranken, bleiben auf der Strecke.

Vor einigen Jahrzehnten hatte man von Depressionen fast garnichts gehört.
Ich denke nicht weil es diese Krankheit nicht gab sondern weil die Erkrankten noch in der Gesellschaft mitgetragen wurden. Das Leistungspensum, die Anforderungen an den Einzelnen, waren nicht so hoch und somit der Druck auf die Arbeitnehmer. Es gab noch ein miteinander und weniger ein gegeneinander
Es gab keine Versagensängste, keine Panikattacken, keine „Abwärtsspirale in ein tiefes Loch“ für die Menschen mit Depressionen.

Mag sein, dass Depression auch noch nicht als solche erkannt und bekannt war, aber, eben weil die Menschen in der Gesellschaft nicht an ihre Grenzen kamen, sind sie nicht an überhöhten Anforderungen gescheitert.

Mir stellt sich die Frage, ob Naturvölker, die im Einklang mit der Natur leben, und nicht durch Konsum und Wirtschaftswachstum ständig gefordert sind, auch an Depressionen leiden, oder ob dies eine Zivilisationskrankheit ist.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

sam1960 hat geschrieben:
Galaxis hat geschrieben: Die Anforderungen sind ja auch überall so hoch, dass es einem schon schlecht wird, wenn man nur daran denkt, wieder eine Arbeit aufzunehmen.
Das Problem sind nicht die Kranken sondern die Gesellschaft (meine Meinung)

Ja, da gebe ich Dir vollkommen recht. In der Gesellschaft ist man nur gut angesehen, wenn man einen gut dotierten Job hat, Leistung erbringt, keine Schwäche zeigt. Viele machen es fest, was sie materiell besitzen, um im Freundeskreis und Bekanntenkreis mithalten zu können.

Die Leistungsspirale und die Anforderungen werden immer höher und die schwächsten, die Kranken, bleiben auf der Strecke.

Das Problem sehe ich auch an den ganz hochtechnischen Arbeitsplätzen. Computer, Internet rationalisieren auch viele Arbeitsplätze weg! Viele werden wegrationalisiert oder Leute, die in Rente gehen, werden nicht mehr ersetzt, so dass die Arbeit auf die Leute verteilt werden und so das Arbeitspensum gerade mal so geschafft wird. Das geht natürlich nur, wenn Überstunden gemacht werden, die nicht bezahlt werden. Ich denke, dass da irgendwann jeder irgendwann krank wird. Man hat angst seinen Arbeitsplatz zu verlieren und macht einfach so weiter, wie bisher. Bis dann schließlich der Zusammenbruch kommt

Vor einigen Jahrzehnten hatte man von Depressionen fast gar nichts gehört.

Das ist richtig. Darüber hat man auch gar nicht gesprochen.

Ich denke nicht weil es diese Krankheit nicht gab sondern weil die Erkrankten noch in der Gesellschaft mitgetragen wurden.

Sie wurden mitgetragen, weil genug Mitarbeiter vorhanden war, so dass sich keiner überfordert gefühlt hat. Man hatte auch schneller eine neue Arbeitsstelle, die vielleicht besser zu einem gepasst hat.

Das Leistungspensum, die Anforderungen an den Einzelnen, waren nicht so hoch und somit der Druck auf die Arbeitnehmer. Es gab noch ein miteinander und weniger ein gegeneinander

Ja, es war ein miteinander und es gab auch mehr Kollegialität. Aber jeder einzelne Mitarbeiter hat ja angst, dass der andere Mitarbeiter besser ist und somit nicht mehr brauchbar für den Arbeitsplatz ist. Es geht hier um das nackte Überleben. Den tut das vielleicht leid; aber die sagen sich, Hauptsache hat es mich nicht getroffen.

Es gab keine Versagensängste, keine Panikattacken, keine „Abwärtsspirale in ein tiefes Loch“ für die Menschen mit Depressionen.

Die Arbeit war so verteilt, dass man sie schaffen konnte - ohne sich unter Druck gesetzt zu fühlen. Wenn jemand krank oder im Urlaub war, dann war es vielleicht mal etwas mehr Stress, aber die Arbeit war trotzdem zu schaffen. Wenn mal etwas liegen geblieben ist, dann ist es halt den nächsten Tag erledigt worden.

Mag sein, dass Depression auch noch nicht als solche erkannt und bekannt war, aber, eben weil die Menschen in der Gesellschaft nicht an ihre Grenzen kamen, sind sie nicht an überhöhten Anforderungen gescheitert.

Das kann ich auch so unterschreiben. Viele lieben ja die hohen Herausforderung. Je mehr Arbeit da ist, um so leistungsfähiger fühlen sie sich. Das geht eine ganze Zeit gut, nur irgendwann ist der Akku leer und dann funktioniert auch ein Mensch, der die Herausforderungen liebt, auch nicht mehr. Dann liegt es auch bei der Einarbeitungszeit, wie gut jemand sein kann. Meistens fehlt ja das Personal dafür, die sich um neue Mitarbeiter kümmern. Ich kann einen Job nur so gut machen, wie ich auch eingearbeitet bin. Ich finde es immer so krass, dass vorausgesetzt wird, dass man in allen PC-Programmen sich auskennt. Die wollen einfach Kosten sparen: Also werden die Leute ins kalte Wasser geworfen.

Mir stellt sich die Frage, ob Naturvölker, die im Einklang mit der Natur leben, und nicht durch Konsum und Wirtschaftswachstum ständig gefordert sind, auch an Depressionen leiden, oder ob dies eine Zivilisationskrankheit ist.
Es kommt drauf an. Ich denke, Südländer haben weniger mit Depressionen zu tun, das mehr Sonne und Licht vorhanden ist. Die können ja auch durch die Wärme nicht so arbeiten. Also wird erst mal in der Mittagszeit nicht gearbeitet. Erst, wenn es abends dunkel ist, kommen die in die Gänge.
Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

sam1960 hat geschrieben:
Galaxis hat geschrieben: Die Anforderungen sind ja auch überall so hoch, dass es einem schon schlecht wird, wenn man nur daran denkt, wieder eine Arbeit aufzunehmen.
Das Problem sind nicht die Kranken sondern die Gesellschaft (meine Meinung)

Ja, da gebe ich Dir vollkommen recht. In der Gesellschaft ist man nur gut angesehen, wenn man einen gut dotierten Job hat, Leistung erbringt, keine Schwäche zeigt. Viele machen es fest, was sie materiell besitzen, um im Freundeskreis und Bekanntenkreis mithalten zu können.

Die Leistungsspirale und die Anforderungen werden immer höher und die schwächsten, die Kranken, bleiben auf der Strecke.

Das Problem sehe ich auch an den ganz hochtechnischen Arbeitsplätzen. Computer, Internet rationalisieren auch viele Arbeitsplätze weg! Viele werden wegrationalisiert oder Leute, die in Rente gehen, werden nicht mehr ersetzt, so dass die Arbeit auf die Leute verteilt werden und so das Arbeitspensum gerade mal so geschafft wird. Das geht natürlich nur, wenn Überstunden gemacht werden, die nicht bezahlt werden. Ich denke, dass da irgendwann jeder irgendwann krank wird. Man hat angst seinen Arbeitsplatz zu verlieren und macht einfach so weiter, wie bisher. Bis dann schließlich der Zusammenbruch kommt

Vor einigen Jahrzehnten hatte man von Depressionen fast gar nichts gehört.

Das ist richtig. Darüber hat man auch gar nicht gesprochen.

Ich denke nicht weil es diese Krankheit nicht gab sondern weil die Erkrankten noch in der Gesellschaft mitgetragen wurden.

Sie wurden mitgetragen, weil genug Mitarbeiter vorhanden war, so dass sich keiner überfordert gefühlt hat. Man hatte auch schneller eine neue Arbeitsstelle, die vielleicht besser zu einem gepasst hat.

Das Leistungspensum, die Anforderungen an den Einzelnen, waren nicht so hoch und somit der Druck auf die Arbeitnehmer. Es gab noch ein miteinander und weniger ein gegeneinander

Ja, es war ein miteinander und es gab auch mehr Kollegialität. Aber jeder einzelne Mitarbeiter hat ja angst, dass der andere Mitarbeiter besser ist und somit nicht mehr brauchbar für den Arbeitsplatz ist. Es geht hier um das nackte Überleben. Den tut das vielleicht leid; aber die sagen sich, Hauptsache hat es mich nicht getroffen.

Es gab keine Versagensängste, keine Panikattacken, keine „Abwärtsspirale in ein tiefes Loch“ für die Menschen mit Depressionen.

Die Arbeit war so verteilt, dass man sie schaffen konnte - ohne sich unter Druck gesetzt zu fühlen. Wenn jemand krank oder im Urlaub war, dann war es vielleicht mal etwas mehr Stress, aber die Arbeit war trotzdem zu schaffen. Wenn mal etwas liegen geblieben ist, dann ist es halt den nächsten Tag erledigt worden.

Mag sein, dass Depression auch noch nicht als solche erkannt und bekannt war, aber, eben weil die Menschen in der Gesellschaft nicht an ihre Grenzen kamen, sind sie nicht an überhöhten Anforderungen gescheitert.

Das kann ich auch so unterschreiben. Viele lieben ja die hohen Herausforderung. Je mehr Arbeit da ist, um so leistungsfähiger fühlen sie sich. Das geht eine ganze Zeit gut, nur irgendwann ist der Akku leer und dann funktioniert auch ein Mensch, der die Herausforderungen liebt, auch nicht mehr. Dann liegt es auch bei der Einarbeitungszeit, wie gut jemand sein kann. Meistens fehlt ja das Personal dafür, die sich um neue Mitarbeiter kümmern. Ich kann einen Job nur so gut machen, wie ich auch eingearbeitet bin. Ich finde es immer so krass, dass vorausgesetzt wird, dass man in allen PC-Programmen sich auskennt. Die wollen einfach Kosten sparen: Also werden die Leute ins kalte Wasser geworfen.

Mir stellt sich die Frage, ob Naturvölker, die im Einklang mit der Natur leben, und nicht durch Konsum und Wirtschaftswachstum ständig gefordert sind, auch an Depressionen leiden, oder ob dies eine Zivilisationskrankheit ist.
Es kommt drauf an. Ich denke, Südländer haben weniger mit Depressionen zu tun, das mehr Sonne und Licht vorhanden ist. Die können ja auch durch die Wärme nicht so arbeiten. Also wird erst mal in der Mittagszeit nicht gearbeitet. Erst, wenn es abends dunkel ist, kommen die in die Gänge.
Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

sam1960 hat geschrieben:
Galaxis hat geschrieben: Die Anforderungen sind ja auch überall so hoch, dass es einem schon schlecht wird, wenn man nur daran denkt, wieder eine Arbeit aufzunehmen.
Das Problem sind nicht die Kranken sondern die Gesellschaft (meine Meinung)

Ja, da gebe ich Dir vollkommen recht. In der Gesellschaft ist man nur gut angesehen, wenn man einen gut dotierten Job hat, Leistung erbringt, keine Schwäche zeigt. Viele machen es fest, was sie materiell besitzen, um im Freundeskreis und Bekanntenkreis mithalten zu können.

Die Leistungsspirale und die Anforderungen werden immer höher und die schwächsten, die Kranken, bleiben auf der Strecke.

Das Problem sehe ich auch an den ganz hochtechnischen Arbeitsplätzen. Computer, Internet rationalisieren auch viele Arbeitsplätze weg! Viele werden wegrationalisiert oder Leute, die in Rente gehen, werden nicht mehr ersetzt, so dass die Arbeit auf die Leute verteilt werden und so das Arbeitspensum gerade mal so geschafft wird. Das geht natürlich nur, wenn Überstunden gemacht werden, die nicht bezahlt werden. Ich denke, dass da irgendwann jeder irgendwann krank wird. Man hat angst seinen Arbeitsplatz zu verlieren und macht einfach so weiter, wie bisher. Bis dann schließlich der Zusammenbruch kommt

Vor einigen Jahrzehnten hatte man von Depressionen fast gar nichts gehört.

Das ist richtig. Darüber hat man auch gar nicht gesprochen.

Ich denke nicht weil es diese Krankheit nicht gab sondern weil die Erkrankten noch in der Gesellschaft mitgetragen wurden.

Sie wurden mitgetragen, weil genug Mitarbeiter vorhanden war, so dass sich keiner überfordert gefühlt hat. Man hatte auch schneller eine neue Arbeitsstelle, die vielleicht besser zu einem gepasst hat.

Das Leistungspensum, die Anforderungen an den Einzelnen, waren nicht so hoch und somit der Druck auf die Arbeitnehmer. Es gab noch ein miteinander und weniger ein gegeneinander

Ja, es war ein miteinander und es gab auch mehr Kollegialität. Aber jeder einzelne Mitarbeiter hat ja angst, dass der andere Mitarbeiter besser ist und somit nicht mehr brauchbar für den Arbeitsplatz ist. Es geht hier um das nackte Überleben. Den tut das vielleicht leid; aber die sagen sich, Hauptsache hat es mich nicht getroffen.

Es gab keine Versagensängste, keine Panikattacken, keine „Abwärtsspirale in ein tiefes Loch“ für die Menschen mit Depressionen.

Die Arbeit war so verteilt, dass man sie schaffen konnte - ohne sich unter Druck gesetzt zu fühlen. Wenn jemand krank oder im Urlaub war, dann war es vielleicht mal etwas mehr Stress, aber die Arbeit war trotzdem zu schaffen. Wenn mal etwas liegen geblieben ist, dann ist es halt den nächsten Tag erledigt worden.

Mag sein, dass Depression auch noch nicht als solche erkannt und bekannt war, aber, eben weil die Menschen in der Gesellschaft nicht an ihre Grenzen kamen, sind sie nicht an überhöhten Anforderungen gescheitert.

Das kann ich auch so unterschreiben. Viele lieben ja die hohen Herausforderung. Je mehr Arbeit da ist, um so leistungsfähiger fühlen sie sich. Das geht eine ganze Zeit gut, nur irgendwann ist der Akku leer und dann funktioniert auch ein Mensch, der die Herausforderungen liebt, auch nicht mehr. Dann liegt es auch bei der Einarbeitungszeit, wie gut jemand sein kann. Meistens fehlt ja das Personal dafür, die sich um neue Mitarbeiter kümmern. Ich kann einen Job nur so gut machen, wie ich auch eingearbeitet bin. Ich finde es immer so krass, dass vorausgesetzt wird, dass man in allen PC-Programmen sich auskennt. Die wollen einfach Kosten sparen: Also werden die Leute ins kalte Wasser geworfen.

Mir stellt sich die Frage, ob Naturvölker, die im Einklang mit der Natur leben, und nicht durch Konsum und Wirtschaftswachstum ständig gefordert sind, auch an Depressionen leiden, oder ob dies eine Zivilisationskrankheit ist.
Es kommt drauf an. Ich denke, Südländer haben weniger mit Depressionen zu tun, das mehr Sonne und Licht vorhanden ist. Die können ja auch durch die Wärme nicht so arbeiten. Also wird erst mal in der Mittagszeit nicht gearbeitet. Erst, wenn es abends dunkel ist, kommen die in die Gänge.
sam1960
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

sam1960 hat geschrieben:
Galaxis hat geschrieben: Die Anforderungen sind ja auch überall so hoch, dass es einem schon schlecht wird, wenn man nur daran denkt, wieder eine Arbeit aufzunehmen.
Das Problem sind nicht die Kranken sondern die Gesellschaft (meine Meinung)
Zeit ist unser wertvollstes Gut,
und natürlich die damit verbundene Gesundheit.

Niemand weiß, wieviel er davon hat und man kann sich nichts dazukaufen.
Jeder hat eine Wundertüte, mit unbekannter Menge, davon mitbekommen.
(ob von der Natur oder von Gott, das lassen wir mal außer acht)

Doch leider ist sie uns all zu oft lästig und wir wünschen, dass sie vergeht.

Wir wünschen, dass endlich Pause ist, endlich Feierabend und endlich Wochenende.
Wir können es nicht erwarten, wann endlich Urlaub ist und letztendes, wann wir endlich in Rente gehen dürfen.

Die Zeit ist uns all zu oft überdrüssig,weil sie nicht mehr uns gehört, sondern den Arbeitgebern.
Die Gesellschaft läßt uns aber auch keine Alternativen, als dass wir uns täglich diesem Zwang unterwerfen müssen.

Dazu kann ich nur eines sagen:
Eine Gesellschaftsform, in der unsere Zeit, unser wertvollstes Gut, so an Wert verloren hat, in der sie uns eher als Strafe, denn als Geschenk, vorkommt, mit so einer Gesellschaft kann doch etwas nicht stimmen.
Ist dies der Tribut, den wir für unsere Zivilisation, unseren Wohlstand zahlen?

Da kann ich nur sagen, das ist ein all zu hoher Preis.

Der Mensch, interessiert nicht mehr, sondern nur die Zeit, die er dem Unternehmen Tag für Tag verkauft. Täglich 8 Stunden, die er von seinem wertvollsten Gut verhökert, und sein Konto allmählich plündert, bis ihm, im Alter, nur noch ein "schäbiger Rest" übrigbleibt. Falls er das Alter überhaupt erleben darf und er sein Konto nicht bereits vorher restlos geplündert hat.

Wir sollten uns täglich fragen, ob uns das die Sache wirklich wert ist.
Spätestens wenn uns Zeit, z.B bei der Arbeit, als Gefangenschaft, als "offener Strafvollzug" und nicht als Geschenk vorkommt, dann müssen wir einsehen, dass wir nicht mehr unser Leben leben, sondern ein Leben, das von anderen aufgezwungen wird.
Zuletzt geändert von sam1960 am 18. Jan 2015, 09:19, insgesamt 4-mal geändert.
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sam1960
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

Ich denke viele setzen auch die falschen Prioritäten.

Wir sollten mal Bilanz aufstellen, was wir im Leben tun, und welche Folgen es für uns hat.

Brauche ich ein Statussymbol um glücklich zu sein?

Muss ich einen große Wagen haben, ein Große Haus, nur weil mein Nachbar, meine Kollegen, eine Nobelkarosse fahren und in einer Villa leben. (in dem Strom bin ich nie mitgeschwommen, ich habe einen Kleinwagen, der mich täglich zur Arbeit bringt, das reicht mir)
Ich lebe mein Leben, und nicht das meiner Nachbarn oder Kollegen.

Bei vielen gehen beide, Mann und Frau, vollzeit arbeiten damit man sich einen erholsamen Urlaub leisten kann.
Überlegt doch mal: wenn man weniger arbeitet, dann ist man auch weniger ausgebrannt und braucht auch nicht sooo dringend Urlaub. Ist ein Urlaub für 1000€/Woche wirklich erholsamer, als ein Urlaub für 200€/Woche, nur weil es nicht die Malediven sind sondern Mallorca oder Schwarzwald?

Ich muss nicht so viel Arbeiten, um mir den Urlaub leisten zu können, sondern ich brauche den Urlaub, weil ich so viel Arbeite. (Nicht das Huhn war zuerst da, sondern das Ei)

Brauche ich täglich 2 Schachtel Zigaretten um meine Nerven zu beruhigen? Die kosten Geld und das muss ich verdienen. Arbeite ich 5 Stunden weniger die Woche oder mache ich einen Job, bei dem ich zwar 200€ weniger in der Tasche habe, aber bei dem ich kein Nikotin brauche um runterzukommen, da hab ich doch am Monatsende das Gleiche im Portemone
den gesundheitlichen Aspekt noch nicht mit eingerechnet.

Ich will das hier nicht ausweiten, aber jeder sollte sich Fragen ob er so viel arbeitet, weil er auf bestimmte Dinge nicht verzichten will oder kann, oder ob er auf dieses oder jenes nicht verzichten kann, weil er so viel Arbeitet.

Meine Beispiele mögen nicht auf jeden zutreffen aber sie sollten, wie gesagt, nur Beispiele sein, das wir mal über unser Leben nachdenken sollten, wir sollten versuchen bewusster und selbstkritischer zu Leben.

Sicher lässt sich das eine oder andere nicht sofort oder möglicherweise überhaupt nicht umsetzen. Aber wir sollten zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und vermeintlichen Luxusausgaben unterscheiden, die uns das Leben womöglich schwerer machen als nötig.

Weniger kann oft mehr sein, wenn man den Blick auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben richtet: Gesundheit, Liebe, Geborgenheit, Familie, Zeit füreinander und miteinander etc. und letztendes Lebensqualität

Die wirklich wertvollen Dinge lassen sich nicht mit Geld bezahlen.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Galaxis
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Galaxis »

Hallo Sam,

ich bin früher auch jedes Jahr in Urlaub geflogen, habe viele Fernreisen gemacht. Aber heute vermisse ich es nicht. Du hast vollkommen recht, dass die meisten Leute von einem Urlaub und von einem Wochenende zum anderen leben, nur um einen Sinn zu sehen, arbeiten zu gehen. Ich bin auch der Meinung, dass weniger manchmal mehr ist, als ständig im Autopiloten zu agieren.

Ich möchte höchstens 6 Stunden pro Tag arbeiten. Da bin ich auch bereit Abstriche zu machen. So wenig sind die Abstriche noch nicht mal. Im Gegenteil man hat mehr Freizeit und kann sich mit schöneren Dingen beschäftigen. Man ist nicht ständig fremd bestimmt.

Vor allen Dingen arbeitet man effektiver; so ist es auf jeden Fall bei mir.

Das Umfeld auf der Arbeit ist mir auch sehr wichtig, das ich wenigstens halbwegs mit den Leuten dort zurecht komme und miteinander arbeite und nicht gegeneinander.
sam1960
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

Galaxis hat geschrieben: Ich möchte höchstens 6 Stunden pro Tag arbeiten. Da bin ich auch bereit Abstriche zu machen. So wenig sind die Abstriche noch nicht mal. Im Gegenteil man hat mehr Freizeit und kann sich mit schöneren Dingen beschäftigen. Man ist nicht ständig fremd bestimmt.
Ich habe letztens meinem Chef mitgeteilt, dass ich in Erwägung ziehe zukünftig nur noch Teilzeit zu arbeiten (Altersteilzeit) z.B. 4-Tage-Woche Montag-Donnerstag.

Da bekam ich zur Antwort, dass wir ja noch so viel aufzuarbeiten hätten und, wenn das Rückständige erledigt ist, dann könnte man darüber nachdenken.
Dazu kann ich nur sagen: Betriebsinteresse geht mal wieder vor Gesundheit.

Außerdem, das rückständige aufzuarbeiten (was der frühere Chef 20 Jahre hat schleifen lassen), das dauert höchstwahrscheinlich, bis ich in Rente bin.
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Sonnenblume14
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Sonnenblume14 »

sam1960 hat geschrieben:Ich habe hier eine Frage an die jenigen, die nicht Arbeitsfähig sind.
Wie hat sich das bei Euch gezeigt?
Im totalen Zusammenbruch. Auf dem Rückweg von der Arbeit wurde alles grau - die Farben waren weg. Verrückt, oder? Am folgenden Tag (Samstag) habe ich mich zum Einkaufen geschleppt und weiß nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin. In diesem Laden habe ich auch heute noch (fast ein Jahr später) leichte Beklemmungen. Nachts Schweißausbrüche und theoretische Abwägung aller Suizidmöglichkeiten. Glücklicherweise erkannte mein Mann, was los war. Montag zum Arzt - ein Woche krankschreibung. Danach erneuter Arbeitsversuch mit einem erneuten Zusammenbruch - nicht ganz so schlimm, aber dennoch rech teffektiv.

mit dem Arbeitgeber bin ich offen umgegangen. Die erkannten das eher als ich un dsignalisierten immer : "in Ruhe gesund werden" und "wir rechnen mindestens mit 6 Monaten Ausfall". ICH habe es nicht erkannt und schon gar nicht geglaubt. Letztlich hatten sie recht. Es folgten einige Monate zu Hause, 2 Monate Tagesklinik, noch ein Monat zu Hause und dann Wiedereingliederung. Erneuter Rückschlag (2 Wochen krank), danach ging es mit verminderter Stundenzahl einigermaßen. Trotzdem bin ich jetzt noch nicht fit (11 Monate ist das her).

Ich habe sehr, sehr viel Glück mit dem Arbeitgeber. Es gab weder Abmahnungen oder gar eine Kündigung. SIe haben zu mir gestanden und gehen diesen Weg mit. So schlimm es klingt, vielleicht "profitierte" ich vom Burnout einer Kollegin ein Jahr zuvor, die nicht wieder auf die Beine kam. Was alle sehr betroffen machte.

Warum frage ich?
Weil ich eigentlich weiß, dass ich so nicht weiter machen kann aber andererseits nicht weiß, was ich ändern kann.
Ich muss weiter Geld verdienen. Auch wenn es mir jeden Morgen schwer fällt, den inneren Schweinehund zu überwinden. Es ist nicht nur „Unlust“, es ist mehr, aber das sagte ich bereits.
Ich weiss nicht wo ich stehe, wieweit ich bin, wie lange ich das noch packe. oder ob ich mir alles nur einbilde und die Zähne zusamenbeissen muss, damit es weitergeht.[/quote]

Wo du stehst, wird dir niemand wirklich beantworten können. Ich kann dir nur raten, einen Psychologen/Psychiater aufzusuchen oder den sozialpsychiatrischen Dienst. SChildere genau, was für Bedenken du hast und untertreibe nicht. Diese Gedanken "stelle ich mich nur an" oder "ich muss ja nur die Zähne zusammenbeißen" sind typisch für Depressionen.
Vielleicht reicht eine ambulante Therapie, mit der du erkennst, WO genau die Probleme liegen. Wenn du das weißt, kannst du auch mit dem Arbeitgeber ganz anders argumentieren.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
sam1960
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von sam1960 »

Sonnenblume14 hat geschrieben: Ich kann dir nur raten, einen Psychologen/Psychiater aufzusuchen oder den sozialpsychiatrischen Dienst.
genau das habe ich bereits mehrfach getan.
Ich habe bereits mehrere Therapeuten „verschlissen“ wirklich weitergekommen bin ich nicht.
Letztlich hatte ich 5 Sitzungen bei einem sozialpsychiatrischen Dienst in unserem Betrieb, Ich glaube das war die erste Psychologin, die mich wirklich verstanden hatte. Leider war die Maßnahme auf nur 5 Stunden begrenzt und als Überbrückung für eine „echte“ Therapie gedacht.
Aber nun wieder einen Therapeuten suchen und wieder erfolglos dazustehen, da hab ich keinen Bock mehr drauf.
Sonnenblume14 hat geschrieben: Auf dem Rückweg von der Arbeit wurde alles grau - die Farben waren weg. Verrückt, oder? Am folgenden Tag (Samstag) habe ich mich zum Einkaufen geschleppt und weiß nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin.
Das kommt mir auch sehr bekannt vor. Es ist jetzt 8 Jahre her, können auch 10 sein, ich weiß es nicht mehr. An den Vorfall aber erinnere ich mich noch ganz genau. Ich war auf der A4 auf dem Nachhauseweg von der Arbeit.
Als ich am Autobahnkreuz, wie gewohnt, die Autobahn wechselte, fühlte ich mich plötzlich ganz fremd.
Mein Verstand sagte mir, dass ich richtig bin, aber ich erkannte die Strecke nicht wieder, es war so, als wäre ich seit Jahren nicht mehr hier langgefahren, obwohl ich gerade erst gestern noch hier war. Ich kam mir vor wie ein Demenzkranker, der nicht mehr weiß wie er nach hause kommt.
Ich hatte plötzlich Angst mich zu verfahren und den Heimweg nicht zu finden.
Ich hatte zum Glück mein Navi dabei und hab es sicherheitshalber eingeschaltet.
Erst als ich gut 10 km weiter war, da war es, als löste sich ein Schleier vor meinen Augen und ich erkannte, dass ich auf der bekannten Strecke war. Das war damals der Grund, warum ich einen Therapeuten aufgesucht hatte.

Aber, wie gesagt, wirklich besser geworden ist mein Zustand nicht.

Diese „Gedächtnislücken“ haben sich zwar nicht wiederholt, aber mein Allgemeinbefinden ist immer noch besch….
Mein Problem ist auch oft, dass mir vieles einfällt, was ich dem Therapeuten sagen will. Und wenn ich dann in der Sitzung bin, dann ist alles weg, dann fällt mir nicht mehr ein, was ich sagen wollte. Ist wie beim Zahnarzt, dann ist plötzlich der Schmerz weg.
Und so glaube ich, kann ich meinen wirklichen Gemütszustand nur unzureichend rüberbringen.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Amy1680
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Re: Depression oder „nur faul“

Beitrag von Amy1680 »

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Zuletzt geändert von Amy1680 am 30. Mär 2016, 17:05, insgesamt 1-mal geändert.
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