Mal Luft von der Seele schreiben...

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ghandi
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Registriert: 6. Jan 2015, 21:14

Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von ghandi »

Hallo zusammen,

mein Name ist Sven und ich bin 37 Jahre alt. Vor fast fünf Jahren habe ich meine jetzige Frau kennen und lieben gelernt. Sie brachte ein Kind aus erster Ehe mit in die Beziehung und zusammen haben wir noch zwei weitere Kinder bekommen.
Nach der ersten Schwangerschaft veränderte sich meine Frau und zog sich immer weiter zurück. Sie redete nicht mehr mit mir und lies mich emotional nicht mehr an sich heran. Sie wurde agressiv und gewalttätig mir gegenüber und auch von ihrem Sohn aus erster Ehe distanzierte sie sich immer weiter. Irgendwann war es dann soweit dass sie zusammenbrach und einfach nicht mehr konnte. Gott sei Dank bekamen wir recht schnell einen Termin in der Tagesklinik. Als sie nach 8 Wochen entlassen wurde ging es ihr besser. Sie sollte laut Klinik eine ambulante Therapie weiterführen. Nach etlichen Versuchen einen Termin zu finden hat sie dann allerdings aufgegeben.
Dann ging es eine ganze Weile gut. Sie erholte sich auch ohne Therapie und wir kamen uns auch wieder näher und konnten über die Zeit die hinter uns lag miteinander reden und ein bisschen aufarbeiten. In dieser Zeit gelang es ihr auch wieder ihre Gefühle mir gegenüber zu benennen, auch wenn das allerdings die Ausnahme blieb. Das macht mir auch nichts aus. Sie muss mir nicht sagen dass sie mich liebt, da ich das ja ganz genau selbst weiß.
Vor drei Monaten bemerkte ich dann wieder die ersten Anzeichen für eine neue Episode. Sie zog sich in bestimmten Sitautionen zurück aufs Sofa und verharrte dann ein paar Minuten. Dann hat sie sich recht schnell wieder gefasst und kam zurück. Doch täglich wurden diese Phasen immer länger, so dass wir wieder an dem Punkt sind dass sie nicht spricht was sie betrifft. Lediglich die banalen Dinge des Alltags werden besprochen aber nicht intensifiert. Auf der anderen Seite wird sie wütend wenn ich in den Situationen auch nichts mehr sage (irgendwann fällt mir nichts mehr ein wenn keine Antwort kommt) dass sie mir vorwirft ich würde nicht mit ihr reden und es wäre mir ganz egal was mit ihr ist. Wenn ich ihr sage, dass sie wieder unter der Depression leidet, dann meint sie, dass das nicht so sei und ich das nur vorschieben würde um nicht mit ihr reden zu müssen... (paradox, ich weiß...)
Ich habe ihr angeboten einen Termin beim Art zu machen dass wenn sie der Meinung ist, dass es keine Depression ist, wir abchecken lassen was es sonst sein könnte. aber das will sie nicht.
Das Problem was ich an der ganzen Sache habe ist, dass unsere Kinder darunter extrem leiden. Gerade der Große (8Jahre) zeigt ähnliche Symptome wie seine Mutter. Aus diesem Grund gibt es einen Termin bei einem Kinderpsychologen in diesem Monat. Er ist antriebslos, nachdenklich, freut sich so gut wie nie, agressiv und zurückgezogen.
Unsere beiden kleinen bekommen das noch nicht so stark mit. Wenn es meiner Frau nicht gut geht erzähle ich unserer dreijährigen dass die Mama krank ist und es ihr nicht gut geht.
Das kann ich dann allerdings auch nur wenn ich zu hause bin. Durch meinen Job arbeite ich im 24 Stunden Tag und habe dann wieder 24 Stunden frei. In dieser Zeit habe ich keine Kontrolle was zu Hause passiert. Gerade im Bezug auf das Verhalten unseres Sohnes gearten die beiden immer extrem aneinander. Bisher konnte sich meine Frau aber noch zusammenreißen und hat ihn noch nicht geschlagen. Bei mir ist diese Schwelle allerdings schon wieder überschritten worden und ich habe von ihr in einem Verzweiflungsanfall zwei Schlage auf den Hinterkopf abbekommen. Zum Glück weiß ich ja dass das ncicht gegen mich geht, aber Kinder können das ja noch nicht wirklich trennen.
So, das war erstmal ein bisschen erleichternd. Vielleicht finde ich hier ja ein paar nette Leute, die mir Tipps mit auf den Weg geben können was ich für Möglichkeiten habe und wie ich in manchen Situationen reagieren kann.

Lieben Gruß

Sven
Zuletzt geändert von ghandi am 12. Jan 2015, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
ghandi
Beiträge: 13
Registriert: 6. Jan 2015, 21:14

Re: MAl Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von ghandi »

Ach so, meine Frau ist 33 ;) Fast vergessen
lucky8
Beiträge: 476
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von lucky8 »

Hallo ghandi,
es tut mir weh, deine geschichte zu lesen. helfen kann ich dir nicht, aber verrstehen, wie es dir geht, schon.
ich denke, dass deine frau dringend hilfe braucht, aber dazu zwingen kann man sie ja nicht. vielleicht kannst du sie überzeugen, wenn du ihr die kinder vor augen führst, vor allem den großen, der ja, wie du schreibst, auch schon ein ähnliches verhalten zeigt. vielleicht kann auch der kinderpsychologe ihr raten. den rat von einem fremden und experten nimmt sie vielleicht leichter an....
das unlogische verhalten und ist aber, soweit ich weiß, typisch für diese erkrankung. aber dass sie handgreiflich wird, ist schon hart. allein deshalb müsste sie in behandlung, denn sogesehen stellt sie ja eine gefahr für die allgemeinheit dar. auch wenn das jetzt vielleicht etwas übertrieben ist. auf jeden fall schadet es den kindern und dir.
ich wünsche dir viel kraft und durchhaltevermögen, alleine schon für die kinder.
liebe grüße
lucky :hello:
ghandi
Beiträge: 13
Registriert: 6. Jan 2015, 21:14

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von ghandi »

Hallo Lucky,

vielen Dank für deine Worte!
das Verhalten unseres Sohnes ihr vor Augen zu führen habe ich schon versucht. Sie erkennt auch, dass er sich so verhält wie sie und ist auch der Meinung dass er unter einer Depression leidet.
Sie bezieht das allerdings auf die vergangene Episode und nicht auf das was jetzt gerade los ist. Keine Chance dass sie ihr jetziges Verhalten reflektieren kann.
Ich bin ja momentan auf Arbeit und habe mit ihr gerade per SMS geschrieben (scheint ihr leichter zu fallen als zu sprechen) Sie schreibt dass etwas geschehen muss bei uns, aber in der nächsten SMS wird das schon wieder völlig über den Haufen geschmissen, bzw. das was ich geschrieben habe wird ihrerseits verdreht wahrgenommen.
Die Hoffnung habe ich aber auch, dass der Kinderpsychologe ihr vielleicht ein bisschen die Augen öffnen kann. Als wir beim letzten Mal nach ihrem Zusammenbruch beim Arzt waren, da konnte sie mit ihm alles besprechen. Mit mir geht das leider überhaupt nicht, was zwar ok, aber schon sehr belsastend ist.
ghandi
Beiträge: 13
Registriert: 6. Jan 2015, 21:14

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von ghandi »

So, da bin ich wieder.
Ich war leider zwischenzeitlich im Krankenhaus und musste mich von einem Bandscheibenvorfall erholen aber nun hier mal wieder ein aktueller Stand meinerseits:
Während ich im Krankenhaus war, fing meine Frau wieder an zu reden und sie konnte auch benennen dass sie in der Situation mit den kinder zu Haus alleine überfordert ist. Ich konnte mit ihr reden und habe ihr den Vorschlag gemacht dass wir eine ambulante Familienhilfe in Anspruch nehmen. Das fand sie in diesem Augenblick auch gut und konnte es annemhen.
Wieder aus dem Krankenhaus zurück drehte sich die depressive Spirale aber immer schneller und enger, so dass sie die letzten drei Tage kein einziges Wort mit mir gesprochen hat. Gleich welches Thema es ging gar nichts. Ich habe ihr in der Zeit versucht klarzumachen, dass unsere Kinder uns als funktionierendes Elternpaar brauchen, aber auch das half nichts.
Seit gestern nun liegt sie selbst mit einer Erkältung im Bett und kommt nur ganz schwer aus dem bett. Allerdings gelingt es ihr mir zu sagen wenn sie etwas zu trinken haben möchte oder ähnliches. Das ist schon wieder ein Fortschritt für mich.
Allerdings ist nun die Familienhilfe die wir im Krankenhaus besprochen haben auch kein Thema mehr. Ich bin am überlegen ob ich die Initiative ergreife und einfach einen Termin mache damit wir Hilfe bekommen, habe aber immer irgendwie das Gefühl sie zu hintergehen.
Was könnt ihr mir an dieser Stelle evtl. raten oder empfehlen? Würde mich echt interessieren!
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von julcas »

Hallo ghandi,

es ist dringend notwendig das du Hilfe organisierst. Eure Kinder können die Situation nicht verstehen, müssen sie auch nicht. Habt ihr einen Sozialpsychiatrischen Dienst in der Nähe? Da bekommst du als Angehöriger schnelle Unterstützung. Ich hab grad nicht auf dem Schirm, nimmt deine Frau Medikamente?

Im Interesse eurer Kinder, unternimm etwas.
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von Gerbera »

Hallo ghandi,

ich bin nicht Angehörige sondern ehemals Betroffene und kann Julcas nur beipflichten.

Deine Frau ist ganz offensichtlich nicht in der Lage, für die Kinder und Dich dazusein, ist zu krank dazu. Und damit meine ich nicht die Erkältung. Depressive haben oft sehr wenig Krankheitseinsicht, brauchen aber Entlastung und Unterstützung.

Sieh zu, dass Du in dieser Richtung etwas organisierst. Das hilft den Kindern und Dir, langfristig auch Deiner Frau. Kurzfristig wird sie möglicherweise ein Problem damit haben, wenn ihr ihre "Nutzlosigkeit" so direkt vor Augen geführt wird. Ging mir zumindest damals so. Ich hab gesehen, wie mein Mann und meine Tochter sich abgeschuftet haben, um den Haushalt am Laufen zu halten und alle meine Aufgaben innerhalb der Familie zu übernehmen, während ich nutzlos auf dem Sofa rumlag und zu nichts zu gebrauchen war, mich am liebsten den ganzen Tag unter der Bettdecke verkrochen hätte. Ergebnis: Selbstvorwürfe, Selbstabwertung - noch eine Kurve auf der Abwärtsspirale. Trotzdem war es gut so. Keiner hätte etwas davon gehabt, wenn alles zusammengebrochen wäre. Hätte ich genauso registriert, mit exakt demselben Ergebnis. So war meine Familie zumindest versorgt.

Ihr habt im Krankenhaus über eine Familienhilfe gesprochen. Sie kennt Deine Meinung. Von "hinter ihrem Rücken" kann also nicht die Rede sein, auch wenn sie ihre Meinung geändert hat. Sag ihr einfach, Du machst das jetzt und tu's dann auch.

Die Idee mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst finde ich super. Die können Dich auch beraten, wie Du am besten mit der ganzen Angelegenheit und der Krankheit Deiner Frau umgehst, evtl. auch Hilfe organisieren.

Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Du einen Weg findest, mit dem Ihr Beide leben könnt.

Viele Grüße,
Gerbera
ghandi
Beiträge: 13
Registriert: 6. Jan 2015, 21:14

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von ghandi »

@julcas
Nein, meine Frau nimmt keine Medikamente und gesteht sich selbst auch nicht ein, das sie momentan wieder in einer depressiven Episode steckt.
Einen spD haben wir hier in der Nähe. Das wäre auf jeden Fall eine Alternative

@Gerbera
Ich habe bei der letzten Episode den Fehler gemacht und meiner Frau einfach alles abgenommen. Dieses Mal mache ich das nicht. Ich übernehme nur das Nötigste so dass meine Frau noch einen großen Teil im Haushalt alleine übernimmt. Das funktioniert im Augenblick auch noch ganz gut, jedenfalls solange ich im Haus bin und sie die Sicherheit hat, dass ich im Zweifeslfall einspringe.
Nur wenn ich nicht zu Hause bin kommt sie in die Überforderungssituationen in denen ich nichts ausrichten kann
Vielen Dank auch an dich aus der betroffenen Seite zu hören. Das tut echt gut!



Heute habe ich ein Gespräch mit der Kinderpsychologin unseres Sohnes gehabt bei dem ich ihr die Situation auch noch einmal geschildert habe. Sie hat mir im Grunde genommen das Gleiche wie ihr gesagt. Für einen allerletzten Schritt hat sie vorgeschlagen ihrerseits das Jugendamt zu informieren, da durch die Krankenheit auch eine Kindeswohlgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann.
ghandi
Beiträge: 13
Registriert: 6. Jan 2015, 21:14

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von ghandi »

Am Donnerstag habe ich hier beim spD angerufen und tatsächlich super kurzfristig für kommenden Dienstag einen Termin bekommen. Meiner Frau habe ich das dann erzählt und dann gings los. Was sie die Tage davor nicht gesprochen hat das hat sie dann herausgeschrien, geweint mich mit allem und alles beschuldigt, wollte ausziehen und mir die Kinder da lassen und und und...
Na gut, irdendwann beruhigte sie sich wieder und dann war der Tag erstmal gelaufen.
Gestern dann war sie wie ausgewechselt. Sie redete mit mir über dies und das (nur nicht über sich oder uns) und fragte mich dann was denn heute anders wäre als gestern.
Ich habe ihr gesagt dass ich es schön finde mit ihr so zu reden und was denn ihrer Meinung nach anders wäre als gestern, aber da gabs keine Antwort.
Nun ja auf jeden Fall wirkte sie die Zeit über doch recht angespannt, so als wenn sie mir zeigen wollte dass sie keine Hilfe bräuchte. Das ginge ja auch so, denn es ist ja gar nichts. Trotzdem habe ich den Tag gestern wahnsinnig genossen und mir wieder neue Kraft gesammelt.
Heute morgen dann war auf jeden Fall nicht mehr viel von gestern zu merken. Sie redet wieder kaum und ist sehr angespannt auch gegenüber unserem Großen. Trotzdem hat sie sich aufmachen können und ist mit unserer Tochter schwimmen gefahren.
Nun bin ich gespannt auf den kommenden Dienstag und ob sie mitkommen wird oder nicht. Ich lasse mich überraschen! ;)
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von Gerbera »

Hallo Ghandi,

hab an Dich gedacht heute, denn heute sollte Dein/Euer Termin beim spD sein, oder? Wie ist es denn gelaufen? Hast Du das Gefühl, irgendwie weitergekommen zu sein?

Die Frage, was ihrer Meinung nach anders wäre als gestern, war für sie nicht zu beantworten. Hätte sie eine Antwort gehabt, hätte sie nicht Dich gefragt. Ich erinnere mich auch daran, nachgefragt zu haben, was sich verändert hat, weil ich zwar registriert hatte, dass etwas anders war als noch am Tag zuvor, aber nicht wusste, was. Symptom der Krankheit fürchte ich. Die ersten Wochen nach Therapiebeginn sind im Wesentlichen dafür draufgegangen, dass meine Thera mir meine doch sehr veränderte Welt erklärt hat. Ich konnte mir damals auf absolut nichts mehr einen Reim machen - und nichts auf den Punkt bringen. Auch das ist ein Symptom der Depression. Vielleicht hilft Dir das, das Verhalten Deiner Frau besser einzuordnen.

Es gibt übrigens viele Depressive, die sich nicht eingestehen wollen oder können, dass sie krank sind, Hilfe brauchen. Erstens ist ja genau das Organ erkrankt, wo derartige Erkenntnisse entstehen und zweitens ist es ganz schön demütigend, wenn einem so richtig vor Augen geführt wird, dass man alleine nicht mehr klar kommt. Schwer zu akzeptieren...

Ich wünsche Dir und Deiner Frau, dass alles wieder ins Lot kommt, sie ihre Depression überwindet und wieder der herzliche, fröhliche Mensch von früher wird.

Viele Grüße,
Gerbera
ghandi
Beiträge: 13
Registriert: 6. Jan 2015, 21:14

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von ghandi »

Liebe Gerbera,
Zum Termin bin ich alleine gegangen. Keine Chance meine Frau dazu zu bewegen. Allerdings ging es mir nach dem Gespräch besser und habe ein paar Ansätze bekommen wie ich eventuell an meine Frau heran komme.
Wieder zurück zu Hause gab's erstmal Vorwürfe dass ich nur jemanden bräuchte um mich auszuheulen. Nun ja dann war es aber auch erstmal gut und sie hat mir eine lange SMS geschrieben mit Sachen die sie bedrücken. Leider sind das aber Dinge wie zum Beispiel etwas unternehmen oder rausgehen die ich ihr auch vorgeschlagen habe aber dann nur ein zucken mit den Schultern kam.
Aber Auf jeden Fall War das schonmal ein Anfang. Also habe ich ihr per SMS geantwortet und uns für den Abend zu einem Gespräch verabredet. Sie konnte zwar nicht wirklich reden aber sie hat mir zugehört.
Heute morgen War wieder alles weg.sie machte mir Vorwürfe und verletzte mich verbal so sehr dass ich mich an den PC gesetzt habe und nach einer Wohnung für mich geguckt habe. Im Nachhinein weiß ich dass es falsch War nur in dem Moment halt nicht.
Das War dann auf jeden Fall der Zeitpunkt das meine Frau einen extremen Zusammenbruch hatte. Sie hat sich das Gesicht tief zerkratzt und ist auf mich losgegangen aber den Angriff konnte ich abwehren und sie festhalten so das sie dann in meinen Armen zusammensackte.
Ich habe dann beim spD angerufen um mir Hilfe zu holen.
Dann ist etwas passiert womit ich nicht gerechnet habe. Sie konnte mit dem Herrn dort telefonieren und er hat mit ihr einen Termin für Montag morgen vereinbart. Sie hat ihm versichert zu kommen. Nun hoffe ich das wir das Wochenende überstehen ohne noch so einen Zwischenfall. Zum Glück waren die großen aus dem Haus und der kleine hat geschlafen.
Auf jeden Fall konnte sie mir danach erklären warum sie mir nicht antworten kann. Sie beschreibt es als Loch in dem gar nichts ist und es keinen Sinn macht zu antworten weil Alles egal ist.
Ich hoffe dass sie nun erkannt hat das sie wirklich Hilfe braucht.
Vielen lieben Dank Gerbera!
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Mal Luft von der Seele schreiben...

Beitrag von Gerbera »

Hallo Ghandi,

schön, dass wenigstens Du ein wenig Hilfe gefunden hast. Und wenn Deine Frau sich an die Abmachung hält, ist der Montag vielleicht auch für sie der Start Richtung Therapie. Und die braucht sie wirklich. Das mit dem Loch kommt mir sehr bekannt vor. Ich erinnere mich gut an die Zeit, als ich morgens im Gang stand, im Nachthemd, und einfach nicht mehr weiter wusste. In mir war nichts mehr. Dort, wo einmal ich war, war ein großes schwarzes Loch.

Genau wie Deine Frau habe ich aggressiv reagiert damals, auf jede Provokation - und Provokation war für mich so gut wie alles. Hat sich jemand gemeldet, hat mich das genervt, hat sich jemand nicht gemeldet, auch. Ein falsches Wort und ich habe den Sprecher verbal angegriffen. Und weil Depressive in der Regel sehr feinfühlige Menschen sind, habe ich instinktiv dorthin geschlagen, wo es besonders weh tut. Heute tut mir das alles wahnsinnig leid, aber damals fand ich mich total normal. Nicht normal waren die anderen...

Vielleicht tröstet es Dich ein bisschen, dass Deine Frau nicht die Einzige ist, die so heftig und unvorhersehbar reagiert. Es gibt Leute, die glauben, wer die Energie für derartige Angriffe besitzt, ist nicht depressiv. Das halte ich für falsch. Auf jeden Ausbruch folgt der Zusammenbruch, denn es wurden Energiereserven mobilisiert, die gar nicht mehr da waren. Das kommt aus dem innersten Kern. Bei mir wurde es erst besser, als die Antidepressiva angefangen haben zu wirken und die Therapie schon einige Zeit gedauert hatte.

Wie Deine Frau konnte ich damals nichts mehr auf den Punkt bringen, habe entweder nichts gesagt oder so lange um den heißen Brei herumgeredet bis der Andere entweder entnervt aufgegeben oder in einem Satz zusammengefasst hat, was ich eigentlich sagen wollte. Fand ich sehr frustrierend, bin deshalb den meisten Leuten bzw. Gesprächsversuchen aus dem Weg gegangen. Kommt Dir das bekannt vor?

Ich drück Euch beiden ganz fest die Daumen, dass Ihr das Wochenende einigermaßen gut übersteht, wünsche vorallem Dir weiterhin viel Geduld und starke Nerven!

Liebe Grüße,
Gerbera
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