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Herzrythmus
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Neu hier

Beitrag von Herzrythmus »

Liebe Forengemeinde,

ich möchte mich gerne vorstellen. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich anfangen soll… Zu Anfang vielleicht: Ich habe keine gestellte Diagnose. Deswegen fällt es mir auch sehr schwer, mich hier einzubringen – vielleicht habe ich gar kein Recht, hier zu sein? Bestimmt geht es anderen viel schlechter als mir! Vielleicht bilde ich mir alles nur ein? Warum ich trotzdem hier bin… Es geht mir nicht gut. Ich fühle mich gar nicht mehr richtig „ich“. Ich habe Psychologie (aber ohne Therapeutenausbildung) studiert und denke, meine Symptome könnten für eine vielleicht mittelschwere Depression sprechen. Aber ich denke, zu diesem Schluss wäre ich auch ohne mein Studium gekommen. Man kennt sich doch selbst einfach am besten und merkt einfach, wenn etwas mit einem nicht stimmt – oder?

Es ist noch gar nicht so lange her, dass meine Beschwerden angefangen haben, ich sehe den Beginn etwa Anfang August 2014. Soweit ich mich erinnere, ging es mir schleichend schlechter. Vor allem hatte ich zuerst körperliche Symptome: Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und extremes Sodbrennen. Genau in der Zeit gab es zusätzlich ein großes „Peng“. Ich arbeite seit meinem Abschluss im Oktober 2013 in der Suchthilfe. Eine Klientin hatte einen Rückfall. Zu sehen, was der Alkohol mit ihr machte, war schrecklich. Zudem weiß ich, dass sie auch noch viele andere Baustellen hat. In der Nacht nach dem Rückfall war ich plötzlich hellwach. In mir hatte sich die Vorstellung festgesetzt, dass sie sich etwas antun würde und ich konnte sie nicht mehr loswerden. Stundenlang konnte ich nicht mehr einschlafen, war unruhig, aufgewühlt, verzweifelt und bekam schließlich einen ausgewachsenen Weinkrampf. Die Tage darauf wurde mein Befinden kaum besser. Als ich es nicht mehr aushalten konnte, ging ich zum Arzt. Meine Ärztin war sehr verständnisvoll und aufmerksam. Sie war der Meinung, dass meine Empfindungen eine ganz normale Reaktion auf meinen Berufseinstieg mit all seinen Belastungen sind und schrieb mich einige Tage mit einer „akuten Belastungsreaktion“ krank. Außerdem empfahl sie mir, ein Behandlunsgszentrum aufzusuchen, wenn meine Beschwerden nicht besser werden. Ich dachte darüber nach, konnte mich aber nicht aufraffen, weil ich weiß, dass dort Menschen mit „richtigen“ Problemen Hilfe erhalten und es mir albern und egozentrisch vorkam, mit meinen Kinkerlitzchen dort aufzulaufen. In der Zeit zu Hause ging es mir zudem von Tag zu Tag besser und ich dachte, ich hätte einfach nur eine Pause gebraucht.

Seitdem ging es mir nicht durchgängig schlecht. Eher phasenweise. Aber es schlich sich ein, dass ich immer weniger unternahm. Ich kann beinah an einer Hand abzählen, wie viele Verabredungen ich im letzten Vierteljahr hatte. Ich zog mich zurück, hatte keine Lust auf Menschen oder Aktivitäten.

Sehr viel schlimmer wurde es jetzt seit November. Da kam ein nahestehender Angehöriger von mir ins Krankenhaus, das ausgerechnet in meinem Urlaub zu meinem Geburtstag. Von den Ärzten wurden wir total im Dunkeln gelassen und dachten, er müsste sterben oder würde zum Pflegefall. Verständlicherweise weinte ich in dieser Zeit sehr viel. Das war okay, ich wusste ja, warum. Doch es ging nicht wieder weg. Ich weine schon wegen kleinsten Anlässen oder fühle mich oft auch grundlos weinerlich. Dann wieder bin ich total aufgekratzt, mein Herz rast und hämmert, die Reize um mich überfordern mich, ich weiß nichts mit mir anzufangen. Ich bekomme schlecht Luft, es fühlt sich an, als läge ein Gewicht auf meiner Brust. An all meinen Hobbys habe ich die Lust verloren, kann mich zu nichts aufraffen. Vor allem alleine geht es mir schlecht, doch auch unter Menschen kommt es vor, dass ich mich total isoliert und schrecklich fühle. Freude und Genuss empfinde ich kaum noch. Alles scheint mir egal und sinnlos. Morgens komme ich nicht aus dem Bett, weil ich keinen Grund zum Aufstehen sehe. Ich bin sooo müde, habe für nichts mehr Energie, würde am liebsten immer schlafen. Früher war ich ein sehr positiver Mensch, hatte kein allzu schlechtes Selbstvertrauen. Jetzt grübele ich sehr viel und verheddere mich in negativen Gedankenschleifen. Ich mache mich selbst schlecht, zweifele an meinem Charakter und meinen Fähigkeiten. Am schlimmsten sind die Momente, in denen ich denke, es geht nicht mehr, ich halte es mit mir selbst einfach nicht mehr aus! Ich will raus aus meiner Haut!

Und dann wieder gibt es richtig gute Momente oder sogar Stunden. Dann denke ich, was hast du eigentlich, dir geht es doch gut! Wahrscheinlich bildest du dir das alles nur ein. Die guten Zeiten enden meist total abrupt. Gerade war alles noch gut, plötzlich fühle ich mich kraftlos und möchte mich am liebsten hinlegen. Mittlerweile habe ich in guten Momenten Angst, dass es gleich vorbei ist. Ich verstehe mich nicht mehr, kenne mich nicht mehr, vertraue mir nicht mehr.

Vor wenigen Tagen habe ich mich meinem Partner anvertraut. Er überraschte mich, indem er meinte, er habe schon lange so etwas vermutet. Dabei habe ich mich bis dahin immer angestrengt, der Welt zu zeigen, dass alles in Ordnung ist. Wir wollen jetzt gemeinsam einen Weg finden. Ich habe mich in den letzten Tagen sehr intensiv informiert und versuche, aktiv zu sein, auch wenn mir nicht danach ist. Mein Partner möchte mich unterstützen. Außer ihm weiß niemand, wie es mir geht. Bisher war ich auch nicht beim Arzt, auch wenn alle Ratgeber sowie mein Partner dazu raten. Ich habe das Gefühl, dass ich kein Recht habe, dass es mir schlecht geht, denn ich habe ein gutes Leben und ich habe Angst davor, dass ich nicht ernst genommen werde. Meine Ärztin hat mir ja auch geraten, zum BHZ zu gehen, das heißt, sie will oder kann mir ohnehin nicht helfen.

Ich habe eigentlich keine konkrete Frage an euch. Vielleicht hoffe ich einfach, hier Menschen zu finden, die mich verstehen…
Salvatore
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Re: Neu hier

Beitrag von Salvatore »

Hallo Herzrhythmus,

willkommen im Forum!

Die Vorstellung "nicht krank genug" zu sein, ist quasi symptomatisch - das kennen hier garantiert 99% der User! Ist aber genauso verbreitet wie unangebracht. Wenn du Krebs hättest, würdest du dann auch lieber nicht zum Arzt gehen, weil es ja nur ein kleiner Krebs ist und dein Leben eigentlich so schön und es anderen doch so viel schlechter geht?

Außerdem: andere gehen mit wesentlich weniger zum Arzt und haben dabei keine Bedenken. Tatsächlich sehe ich in letzter Zeit häufiger Berichte im Fernsehen, dass Menschen mit einem Schnupfen in der Notaufnahme aufschlagen...

Wenn du gerne liest, empfehle ich dir das Buch "Da gehen doch nur Bekloppte hin" von Andrea Jolander: http://www.deprilibri.de/doku.php?id=da ... herapeutin

Einen guten Austausch wünscht
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Brummi59
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Re: Neu hier

Beitrag von Brummi59 »

Herzlich willkommen im Forum Herzrhythmus,

so arg viel kann und möchte ich gar nicht schreiben. Aber vieleicht eine Frage an Dich:

Wie krank hättest Du es denn gerne, bis Du es einsiehst oder akzeptierst?

Ich habe selbst ausgeblendet, das es mir immer schlechter ging. Ich hatte ja Alles.
Im Rückblick auf die letzten Jahre, habe ich die Depression belächelt, obwohl ich da schon mind. eine mittlere Depression hatte. Ich hab einfach weitergeschafft. Jetzt habe ich eine seit März diagnostiziert schwere rezidivierende Depression und komme nicht mehr da raus.

Willst Du auch so lange warten???
Zuletzt geändert von Brummi59 am 7. Jan 2015, 12:57, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Neu hier

Beitrag von Antiope »

Hallo Herzrhythmus,

herzlich willkommen hier!

Selbstverständlich hast Du das "Recht", hier zu sein! Und ganz klar ist, Du hast hier einen Platz, DEINEN Platz und darfst hier sein!

Du denkst, dass Du kein Recht hättest, so zu fühlen, wie Du fühlst ... Doch, genau das hast Du!
Ich denke, es ist verdammt schwierig, mit solchen beruflichen Problemen konfrontiert zu sein und sie aushalten zu müssen.

Was Du an Symptomen so schilderst, sind "klassische" Symptome von Depression oder Überlastung. Es sind KEINE eingebildeten Symptome, keine Symptome, die "Kinkerlitzchen".
Dein Körper und Deine Seele sagen Dir, es ist viel zuviel. Sie schreien geradezu, nimm mich ernst.

Du traust Dich nicht, ihnen zuzuhören, weil Du denkst, "eigentlich" ein gutes Leben zu haben. Naja, keine Luft mehr zu bekommen, nicht schlafe zu können, emotional völlig am Boden zu sein - das klingt NICHT danach, gerade ein gutes Leben zu führen.
Das ist gerade ein sehr eingeschränktes Leben, ein Leben auf der Kippe!

Deine Ärztin hat Dir geraten, an ein BHZ zu gehen. Nicht deshalb, weil sie keine Lust hatte, Dir zu helfen, weil sie Dich abschieben wollte, weil sie Dich nicht ernst nahm. Sondern weil es Dir so schlecht geht, dass Du dort schneller und mehr Hilfe findest.
Sie hat Dich ernst genommen.

Das, was gerade mit Dir geschieht, ist wirkliche Krankheit und nix Eingebildetes.
Du brauchst Unterstützung und Fachwissen der anderen, um lernen zu können, mit den ganz schwierigen, extrem belastenden Erfahrungen und Erlebnissen umgehen zu lernen, mit denen Du im Beruf und im Privatleben konfrontiert worden bist.
Diese schwere Erlebnisse sind Dir zuviel geworden und Deine Seele, Dein Geist brauchen Hilfe.
Schnell und professionell.
Finn1992

Re: Neu hier

Beitrag von Finn1992 »

Hallo Herzrythmus,
willkommen hier im Forum. :)

Salvatore hat das schon ganz passend beschrieben. So gut wie jeder hier dachte von sich selbst, dass es doch gar nicht so schlimm ist und andere es "schlimmer" haben und es mehr verdienen Behandlung zu erhalten. Das das Leben von einem doch gar nicht so schlecht sei und das man sich nicht so anzustellen hat. Das ist ein sehr kontraproduktiver Gedanke und macht alles je mehr Zeit vergeht so viel schwerer wieder Gesund zu werden.

Wenn ich vor 4-5 Jahren zu der Therapie gegangen wäre wo alles noch frischer und nicht so manifestiert war und es leichter gewesen wäre anzusetzen, ich wäre heute vielleicht gar nicht hier. Je früher man etwas dagegen tut, desto besser kann die Behandlung greifen. Der Vergleich mit Krebs ist auch hier gut zu treffen, mit einem Anfangsstadium ist die Behandlung meist nicht so radikal und belastet den Körper nicht so stark, aber je weiter der Krebs voran schreitet wird es immer schwieriger ihn zu behandeln und die Methoden werden immer radikaler und ansträngender für den Körper. Auch ist die Diagnose je weiter die Depression voran geschritten ist zwar immer leichter, weshalb es aber so wichtig ist da den schweren Weg zu gehen und lieber mal daneben zu liegen aber sich untersucht zu haben, als dass man abwartet, bis es zwar klar aber schwer zu behandeln ist.

Die Selbstdiagnose würde ich dir abraten, dass führt dich nicht weiter und hilft dir auch nicht wirklich. Sich selbst am besten kennen würde ich auch nicht unterschreiben, grade in der Depression ist man einfach am Anfang so blauäugig und hat auch einfach keinen Vergleich, an dem es wirklich klar wird. Wenn man erkältet ist, dann fällt der Vergleich nicht schwer, da man bestimmt nicht das erste Mal im Leben erkältet ist und man weiß auch was zu machen ist, aber wenn die Depression das erste mal so richtig merklich aufflackert, da ist dann guter Rat teuer und man macht aus Unwissenheit Fehler.

Als ich letztes Jahr merkte das es mir schlecht ging und zu meinem Hausarzt bin und sagte, dass ich wohl in eine Klinik muss, da wusste ich nicht genau wie ich es einzuschätzen habe. Es waren viele der Symptome wie du sie auch beschrieben hast, doch auch viele weitaus schwerer einzuschätzende, die ich aber immer wieder schnell verdrängt habe. Ich ging dann in die Klinik und wurde auf eine Mittelschwere Depression diagnostiziert, obwohl ich schon diverse Versuche und allerhand schwerer Symptomatiken durch hatte. Als ich dieses Jahr in eine Klinik kam, wurde dann eine schwere Depression diagnostiziert, da ich nun die Symptomatiken besser einzuschätzen vermochte und es besser erklären konnte. Aber selbst da viel es mir immer noch schwer es einzuschätzen, denn wie schwer die Depression ist, ist von Person zu Person auch unterschiedlich zu bewerten. Das extrem einer schweren Depression wo die Person kaum noch reden und klar denken kann bedeutet nicht, dass eine Person die dies noch fast normal kann nicht auch eine schwere Depression hat. Deswegen kann es sich bei dir auch um eine leichte Depression handeln und einfach andere Faktoren dazu kommen. Es kann genauso gut eine mittelschwere sein, aber solange du nicht beim Arzt warst, wirst du es nicht wissen.

Das beste ist einfach zum Arzt zu gehen, am besten der Hausarzt und mit Ihm die weiteren Schritte besprechen. Was danach folgt und wie dann die Behandlung aussieht wirst du dann erfahren aber je früher du dich dazu aufraffst, desto schneller kannst du auch wieder Gesund werden.

Jetzt wo die Symptome vielleicht noch nicht ganz so schwer sind, brauchst du nur eine gute ambulante Therapie und eine geringere Menge Antidepressiva, wo dann die Nebenwirkungen natürlich nicht so stark sind und der Therapeut gut ansetzen kann. Das ist doch alle male besser als später in eine Klinik zu müssen und große Mengen Antidepressiva mit starken Nebenwirkungen zu erhalten. So sehe ich das jedenfalls aus meinen Erfahrungen.

Ich wünsch dir alles Gute und hoffe das du dich zu diesem Gang überzeugen kannst.

Liebe Grüße, Finn
Herzrythmus
Beiträge: 8
Registriert: 5. Jan 2015, 11:49

Re: Neu hier

Beitrag von Herzrythmus »

Hallo Salvatore,
Hallo Brummi,
Hallo Antiope,
Hallo Finn,

ich danke euch sehr für eure Antworten! Ehrlich gesagt könnte ich schon wieder weinen, aber aus Dankbarkeit und Erleichterung. Ich weiß, dass mein Text sehr lang war und dass ihr euch die Mühe gemacht habt, ihn zu lesen, mich ernst nehmt und mir antwortet bedeutet mir viel.

Ich habe mich heute überwunden, einen Termin bei meinem Hausarzt zu machen, zwar wegen einer anderen Sache, aber da ich jetzt ohnehin hingehe habe ich mir vorgenommen, dann auch meinen seelischen Zustand anzusprechen. Außerdem habe ich auch noch einen Termin bei einer Fachärztin, die mich seit Jahren mit einer chronischen Erkrankung begleitet. Ich vertraue ihr und könnte mir vorstellen, es auch da zu thematisieren. So habe ich quasi ein "Fangnetz", dass ich wenigstens an einer Stelle ernst genommen werde oder dass ich mich wenigstens bei einer Stelle auch traue. Vom Kopf her weiß ich, dass ihr Recht habt.

War einer von euch schonmal in einem BHZ? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Obwohl es ja eigentlich mein Gebiet ist, fällt es mir schwer mir einen Besuch dort aus der Perspektive einer Betroffenen vorzustellen...

@Salvatore: Tatsächlich lese oder las ich sehr gerne und dein Buchtipp klingt interessant.
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Neu hier

Beitrag von Lupine_84 »

Willkommen Herzrhythmus!

Für mich klingt das, als befindest du dich auf einem ganz bedenklichen Weg :|
Ich sag's jetzt mal ganz dumm (meine es aber sehr lieb): Wenn du schon mal erfahren hättest bis wohin sich das Ganze zuspitzen kann, dann wärest du JETZT bereits bei deinem Psychiater und würdest nicht eher gehen, bevor du Hilfe bekommst ;)

Es ist wichtig, dass dich jetzt ein Facharzt beurteilt und du bereits eine Anlaufstelle hättest, sollte es weiterhin eine Verschlechterung geben.
Manchmal kann man so ein Gefühl spüren, dass sagt "bald entgleitet es mir", "ich verliere die Kontrolle", "ich kann dies und jenes bald nicht mehr erledigen" ... das ist dann höchste Eisenbahn.

Jetzt hast du schon das Recht auf ärztliche Hilfe zu bestehen!! Das ist keine Kleinigkeit mehr, dafür dauert es auch schon zu lange an.

Ich hab auch immer mal gedacht, 1 guter Tag zwischendrin hebt die letzten Wochen wieder auf und ich "bin ja sicher gar nicht krank". :roll:

So blöd das ist, erst wenn man "seine" Depression/Verlauf kennt und wiedererkennt, weiß man zuverlässig, wann man zum Arzt muss. Und so lange du verunsichert bist, lass dir den Rücken stärken von den Forianern hier, die deine Symptome bereits gut einordnen können. :)

Du bist es wert, dass du dich jetzt um dich selbst kümmerst und dir alle nötigen Hilfen zugestehst!

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
nine73
Beiträge: 241
Registriert: 1. Jan 2015, 11:45

Re: Neu hier

Beitrag von nine73 »

Hallo Herzrythmus und ihr anderen,

ich nehm jetzt auch mal meinen ganzen Mut zusammen und schreib was :oops: Denn ich kenn diese Gedanken und Bedenken auch nur zu gut: ich bin auch ganz neu hier und wollte eigentlich schon gestern eine Vorstellung schreiben- und dann hab ich gesehen, dass so viele Neue da sind und hab mich nicht mehr getraut...mir geht schließlich eigentlich ganz gut, ich sollte keinen Platz wegnehmen, ich hab doch eigentlich gar nichts :?
Und selbst, wenn ich dann lese "das geht den meisten so", denke ich "ja, aber bei mir ist es wirklich so!"- und weiss nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll...

Ja, darum hab ich das jetzt einfach mal als Anlass genommen, hier ersten Kontakt aufzunehmen...auch wenn dir Herzrythmus, das jetzt nicht weiterhilft :? Außer der Gewissheit, dass du nicht alleine bist...
Ich wünsch dir auf jeden Fall, dass du dich traust, deinen Arzt anzusprechen und dass er "richtig" reagiert!

Es grüßt die nine
toni07

Re: Neu hier

Beitrag von toni07 »

Hallo Herzrhytmus,
Ich bin auch neu hier. Ich habe mit Interesse Deinen Text gelesen. Und ich möchte aus meiner Geschichte erzaehlen, aehnelt sich ein wenig.
Ich habe lange Zeit funktioniert, man fand mich toll, engagiert, war fuer und fuer alles offen. Konnte mich auf Menschen einlassen. (bin Sozialarbeiter)
Und ab einem bestimmten Zeitpunkt - ne quatsch - den Zeitpunkt habe ich nicht gemerkt. Ich habe nur bemerkt, dass ich alltaegliche Aufgaben nicht mehr erledigen konnte, beruflich lief - natürlich - alles gut. Habe wunderbar funktioniert, wollte besser als andere sein. Dann kam noch die sterbebegleitung fuer meinen Vater dazu und die Krankheit meines Partners. Und raten mal: Ich habe funktioniert. Und ich habe auch noch dann funktioniert, als ich taeglich 140 km zur Arbeit gefahren bin. Tolle Leistung.
Aber bei jedem Weg zur Arbeit, kamen mir die Brueckenpfeiler immer naeher, bis zu dem Zeitpunkt, dass ich mir das L......n.......w.......
Und auch da habe ich funktioniert. Bin am anderen Tag wieder zur Arbeit gefahren, als wäre nix, und ich immer verzweifelter.
Und an einem Tag ging gar nix mehr, kam in die Psychiatrie. Ich bin seit 5 Jahren auf dem Weg, dass ich mich und meine Umwelt verstehe.
Pass auf Dich auf, nehme die Signale ernst. Und habe keine Angst, ganz liebe. Gruesse, Ludger
Mea
Beiträge: 1
Registriert: 5. Jan 2015, 13:03

Re: Neu hier

Beitrag von Mea »

Hallo Herzrythmus,

bin ebenfalls neu hier und habe gerade deinen Beitrag gelesen. Wollte dich wissen lassen, dass ich vieles von dem, wie du es beschrieben hast, wirklich gut nachempfinden kann.

Habe heute ebenfalls schweren Herzens meine Hausärztin aufgesucht, da ich davon ausgegangen bin, dass die Symptome doch wieder nachlassen könnten. Dem war aber nicht so, somit bin ich jetzt erstmal vorerst krank geschrieben. Wirklich gut fühle ich mich damit nicht, da ich eben auch noch keine genaue Vorstellung davon habe, was jetzt genau mit mir los ist. Sie hat mir eine Gesprächstherapie empfohlen.

Zurzeit fällt es mir enorm schwer, mich zu konzentrieren und Sätze zu formulieren, deswegen für den Anfang eine etwas kurz gefasste Antwort von mir.

Viele Grüße
Mea
Herzrythmus
Beiträge: 8
Registriert: 5. Jan 2015, 11:49

Re: Neu hier

Beitrag von Herzrythmus »

Hallo Lupine,
Hallo nine,
Hallo toni,
Hallo Mea,

ich danke euch auch ganz herzlich für eure Aufmerksamkeit und eure Antworten. Ihr sprecht mir aus dem Herzen.

Heute Morgen habe ich mir Notizen gemacht, was ich beim Arzt ansprechen will, damit ich nicht dort sitze und genau das denke: Eigentlich ist es doch gar nicht so schlimm und was genau hast du überhaupt nochmal? Ihr habt mich auf jeden Fall ermutigt, mich selbst ernst zu nehmen und mir Hilfe zu suchen. Leider ist mein Termin erst in 20 Tagen. Ich hoffe, mein Entschluss hält stand und dass es nicht schlimmer wird in der Zeit.

@nine: Du schreibst, dein Beitrag hier würde mir nicht weiterhelfen. Aber das tut er doch! Ich fühle mich nämlich nicht mehr so alleine mit meinen Sorgen und Ängsten. Vielleicht hilft es dir umgekehrt auch, das wäre doch was, das wäre schön. Bei mir ist es wirklich so, dass es von Außen betrachtet nicht den geringsten Anlass gibt, mich so zu fühlen. Stress auf der Arbeit oder Krankheitsfälle in der Familie kennt ja jeder mal. Davon abgesehen habe ich eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann. Trotzdem geht es mir besch...... Wenn ich das Recht habe, dass es mir schlecht geht und dass ich dafür ernst genommen werde, hast du es auch! Ich wünsche dir Kraft und Mut!

@Mea: Wenn es dir etwas besser gelingt, magst du ein bisschen erzählen, wie du den Arztbesuch angegangen bist und wie es war bzw. wenn du mehr weißt, was die nächsten Schritte sind? Natürlich nur, wenn das in Ordnung für dich ist. Auch dir wünsche ich Energie dafür.

Liebste Grüße und alles Gute,
Herzrhytmus(störung)
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Neu hier

Beitrag von Antiope »

Hallo Herzrhythmus,

es ist gut, dass Du denn Termin ausgemacht hast. Versprich, dass Du ihn nicht absagst.

Wenn es die nächsten Tage weiterhin so bescheuert geht, dann wäre es vielleicht gut, den Termin vorzuziehen oder Dir noch andere Unterstützung zu holen. Bei einem Freund, einer Freundin, bei Deinem Hausarzt oder auch bei der Telefonseelsorge.

Der Hausarzt kann und wird Dir auch einen Notfalltermin geben.

Aus eigener, sehr bitterer Erfahrung weiß ich, dass mit schweren Belastungen nicht zu spaßen ist. Man denkt immer noch, es geht schon, das schaffe ich, sooo schlimm ist es nicht. Aber dabei läuft man schon längst auf Notaggregat.

Ich würde Folgendes sagen:
Wenn man die Frage "Wie geht es Dir" auf einer Skala zwischen 0 (alptraumhaft schlecht, schlechter geht es nicht) und 10 (paradiesisch gut, das höchste Glück) bewerten müsste, und man kommt auf einen Wert auf etwa 3 oder darunter, dann ist es Notfall. Punkt.

Wie Lupine es schon ganz treffend schrieb: Wenn Du den Eindruck hast, dass bald/demnächst/nicht mehr lange/ ... die Kraft ausgeht, dann solltest Du handeln oder handeln lassen.
nine73
Beiträge: 241
Registriert: 1. Jan 2015, 11:45

Re: Neu hier

Beitrag von nine73 »

Hallo Herzrythmus,

ganz lieben Dank für deine Worte :oops: Auch wenn das melodramatisch klingt: das bedeutet mir echt was...und ich werd versuchen, alle "abers" in meinem Kopf zu ignorieren...

Mit den Notizen ist eine prima Idee- mach ich mittlerweile auch oft...und auch, dass du dir selbst nicht glaubst, gehört genauso da drauf, ok?

Und was mir noch grad durch den Kopf geht (aus eigener Erfahrung ;) ): es darf dir auch zwischendurch besser gehen- und du darfst trotzdem noch hingehen.

Alles Gute, nine
Galaxis
Beiträge: 246
Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Neu hier

Beitrag von Galaxis »

Hallo Herzrhythmus,

warum hast Du kein Recht, dass es Dir schlecht gehen kann. Du bist ein Mensch mit Gefühlen wie jeder andere. In Deinem Beruf ist es auch glaube ich sehr schwer, da Du ja viel mit Leuten zu tun hast, denen es schlecht geht. Das ist schon nicht so einfach, dass alles nicht an sich rankommen zu lassen. Man kann manche Dinge halt nicht immer trennen. Natürlich wäre es besser, dass man sagt, wenn ich aus dem Job nach Hause komme lasse ich die Sorgen dort. Aber manche Dinge belasten einen einfach.

Ich kann Dir nur empfehlen, die professionelle Hilfe zu holen. Da ist nichts verwerfliches dran. Es gibt auch Psychologen oder Psychiater, die an Depressionen erkranken. Achte auf Dich, denn nur wenn es Dir gut geht, kannst Du auch eine gute Therapeutin sein. Also worauf wartest Du noch.

Wünsche Dir alles Gute.

LG Galaxis
Herzrythmus
Beiträge: 8
Registriert: 5. Jan 2015, 11:49

Re: Neu hier

Beitrag von Herzrythmus »

Hallo,

es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Ich konnte nicht. Auch jetzt nur kurz: Ich habe es zum Arzt geschafft. Die ersten Schritte sind eingeleitet. Ich spüre immer mehr, dass es dringend nötig ist. Danke für euren Beistand. Vielleicht hätte ich es ohne euch noch immer nicht geschafft.
nine73
Beiträge: 241
Registriert: 1. Jan 2015, 11:45

Re: Neu hier

Beitrag von nine73 »

Hallo du,

das ist prima, dass du das geschafft hast- da kannst du stolz auf dich sein!!! Und ich "freu" mich (du weisst, wie ich das meine, ja :oops: ?)

Dann wünsch ich dir, dass du jetzt Hilfe bekommst, die auch wirklich gut tut...nicht aufgeben, ok?

Es grüßt die nine :hello:
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Neu hier

Beitrag von Antiope »

Hallo Herzrhythmus,

das ist doch gut so. Es war das Allerwichtigste, dass Du jetzt nach Dir selbst schaust - und das hast Du getan.

Ich freue mich, dass Du sogar noch eine Nachricht hier hinterlassen hast.

Jetzt wünsche ich Dir für diesen Tag, diese Woche alles Gute - und mach Dir keine unnötigen Vorwürfe.

Ganz liebe Grüße
Antiope
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