Die "lieben" Freundinnen und Freunde

Selea

Re: Die "lieben" Freundinnen und Freunde

Beitrag von Selea »

Schönen Guten Morgen :)

Sonnenblume :) Danke für deine empathischen Worte.
Sie haben mir gut getan.
Gestern war ich auf der Weihnachtsfeier im Vortragssaal der Einrichtung, in der meine Mutter in Pflege ist.
Es hatte etwas so Trauriges und Belastendes an sich.
Ausholen will ich nicht.
Blutdruckkrise dann bei mir am Abend. Medis genommen......es geht nicht spurlos an mir vorbei.

Nun zu der Freundin A. Die hat mich heute angerufen , ich würde mich ja gar nicht melden bei ihr, ob was sei.
Und ich war mutig, alles ganz ganz ruhig anzusprechen. Sehr lieb und ruhig.
Ich fand es schon mal gut, dass sie gemerkt hat, dass was nicht so gut gelaufen ist. Das hat das Ansprechen erleichtert.
Ich hab sie auch gebeten, nicht laut zu werden, und sich das mal alles in Ruhe anzuhören.

Und siehe da, sie hat sich entschuldigt, natürlich sei ich eine Freundin für sie, sie würde ja immer zu mir sagen, so wie mit mir, würde sie sich mit niemandem unterhalten können.
Und auch der Versuch von ihr, alles zu besprechen und auszuräumen mit mir, war von hohem Wohlwollen, sehr sehr liebevoll.

Beide haben wir uns dann mehr oder minder beieinander bedankt, dass wir so gut über alles sprechen konnten.

Ich stelle für mich fest, ein Ansprechen ist immer wichtig für mich.
Ansonsten bauen sich so blöde Sachen innerlich auf und werden irgendwann unüberwindlich.
Aber dazu brauchts ja auch ein Gegenüber, das gewillt ist, einfach mal zuzuhören, ohne gleich draufzuhauen.

Und es ist wichtig, das Gespräch zu führen, wenn der erste Zorn oder die erste Verletzung verraucht ist.
Erst dann wird es konstruktiv.

Solange man noch so im Gefühl "wütet", wirds schnell destruktiv.

Jetzt ist mir wohler.



Ich hab gedacht, ich lass euch daran teilhaben, wie es mit der Freundin gelaufen ist.......

Herzlich
Selea
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Die "lieben" Freundinnen und Freunde

Beitrag von Zarra »

Liebe Selea,

es freut mich, daß Du zumindest in dieser Hinsicht unbelasteter in die Weihnachtstage und das neue Jahr gehst!

Doch wie Du zu recht sagstest: Es braucht zwei Seiten, die das wollen.

LG, Zarra
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Die "lieben" Freundinnen und Freunde

Beitrag von anna54 »

Liebe Selas
da ist ja noch eine gute Wendung möglich gewesen,freu dich.
Aber dass du ihr sagen konntest,sie solle nicht laut werden,zeigt doch, dass Beziehungen und Freundschaften auch was aushalten.
Ich wünsche dir schöne Weihnachtstage
anna54
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Die "lieben" Freundinnen und Freunde

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Selea, ich freue mich für dich, dass du das mit deiner Freundin klar stellen konntest und du auch sehr souverän ran gegangen bist. Ich denke, dass dir da eine große Last von den Schultern gefallen ist.

Was deine Mutter betrifft, natürlich macht man sich Sorgen. Aber bedenke bitte eines, deine Mutter lebt aufgrund ihrer Demenz bereits in ihrer Welt, niemand weis so recht, was da wirklich noch ankommt und was nicht. Vielleicht ist sie auf ihre Weise glücklich und zufrieden.
Als Angehöriger ist man da sehr betroffen, aber du kannst halt nur da sein und ihre hellen Momente genießen.
Ich weis wovon ich rede, ich hatte drei Menschen mit Demenz. Es ist furchtbar zuzuschauen, wie immer weniger Gedächtnis da ist, mein Vater wußte dann auch nicht mehr, wer ich war, aber er hat sich über jeden Besuch gefreut.

In diesem Sinne wünsche ich dir ein friedliches Weihnachten

LG Saneu1955
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
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Re: Die "lieben" Freundinnen und Freunde

Beitrag von Sonnenblume14 »

Ach, Selea, das hört sich schön an. manche Freundschaften sind es auch einfach wert, dass man um sie kämpft. Oft ist Gedankenlosigkeit im Spiel und es ist schön, wenn man es so offen ausräumen kann. Habt ihr fein gemacht, ehrlich.

Pflegeeinrichtungen sind immer irgendwo belastend. Schlimm fand ich die Bewohner, um die sich die Verwandten nicht mehr kümmern, die selbst an Weihnachten einsam herumsitzen. Da ich mit meinem Hund dort im "Einsatz" war, haben wir versucht, eines aufzufangen. Leider bekam man dann auch viele traurige Hintergrundgeschichten mit - insofern ist es toll für deine Eltern, dass du für sie da bist. Im Rahmen deiner Möglichkeiten, mehr hätten sie vermutlich nie erwartet. Man muss für sie einstehen, sich um sie kümmern, darf aber dabei das eigene Leben nicht vernachlässigen. Ebenso wie Eltern während der Kindererziehung auch Zeit für sich selber brauchen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Jamba
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Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Die "lieben" Freundinnen und Freunde

Beitrag von Jamba »

Da hast du recht, Selea, die Erfahrung mache ich auch immer wieder. Manchmal muss man erst mal einfach ein paar Stunden oder Tage vergehen lassen und dann nochmal darüber reden. So nimmt man viel Spannung und überkochende Emotionen raus und kann sachlich miteinander reden. Ich versuche, das bei Konfliktgesprächen möglichst immer so zu machen. Erstmal in Ruhe durchschnaufen, dann weitersehen.

Zum Thema Demenz: Meine Oma war auch viele Jahre dement. Schlimm war für mich der Moment, als sie neben mir saß, mich ansah und sagte "Ich merke, dass ich immer mehr durcheinander bringe und vergesse. Ich hab so Angst das das schlimmer wird." Das war ganz, ganz schrecklich...
Sie war, als es schlimmer wurde, in einem Pflegeheim (mein Opa war ein Stockwerk tiefer, allerdings war er bettlägerig und sie auf einer Demenz-Station), ihr tat es gut, weg von ihrer gewohnten Umgebung zu sein. Denn das hat sie alles nur noch mehr verwirrt. Nach einigen Monaten hat sie sich dann verändert. Sie war in ihrer eigenen Welt angekommen.
Von da an war sie nicht mehr meine Oma, sondern eher wie ein Kind. Wir sind mit ihr zum Eis essen oder spazieren gefahren und sie hat sich gefreut, wenn sie etwas schönes gesehen hat, sie lachte wieder mehr. Wir sangen mit ihren Mitpatienten alte Wanderslieder (Hammer, wie sich die teilweise an jede Strophe der Lieder erinnert haben!). Das war schön, weil ich wusste, auf ihre Art geht es ihr gut.
Als es ihr dann körperlich schlechter ging wurde sie glücklicherweise relativ bald erlöst, am Samstag ist ihr 6. Todestag.
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Selea

Re: Die "lieben" Freundinnen und Freunde

Beitrag von Selea »

Hallo , ihr Lieben :) :)

Jamba :) Sonnenblume :) saneu :) anna :) Zarra :)

Danke für eure Beiträge, und dass ihr Anteil daran nehmt, wie es jetzt mit dieser Freundin A. gelaufen ist.
Das tut mir gut. Ist wie ein kleines Weihnachtsgeschenk von euch an mich. :)

So wie es mit A. gelaufen ist, so ist es für mich komplett stimmig.

Und das ist für mich so wichtig, dass Situationen und Begegnungen stimmig sind.
Ich spüre das eigentlich in mir immer sehr genau, ob was stimmig ist für mich oder nicht.

Auch bin ich froh , dass ich doch nicht ganz so konfliktscheu bin, also die Sachen schon versuche, anzugehen, zu lösen etc. etc.

Zarra, :) du schreibst so schön, dazu brauchts aber halt das Gegenüber, das auch will. Ganz richtig gesagt.

Ich selber kann ja meinen Teil tun, wenn der andere aber blockt, nicht will etc. etc. oder unter die Gürtellinie geht, dann hat "die Lösung" keine Chance.

Nun, wenigstens diesbezüglich ist Weihnachten unbelastet.

Das Andere bleibt. Meine Mutter. Danke für eure einfühlsamen Worte diesbezüglich.
Mittlerweile kriegen die PflegerInnen sie fast nicht mehr auf Toilette, weil sie so schwach ist. Dann will sie mich dabei haben, ruft nach mir......es macht mich todtraurig.
Die andere Seite ist halt ihre Psychose, ihr Wahn ,________(_neben der Demenz___________in der sie mich oft für eine ihrer Schwestern hält.)
Und in diesem Wahn hat sie mir am Mittwoch wieder Vorwürfe gemacht, ich hätte sie betrogen, sie um ihr ganzes Geld betrogen......

Sie kann nicht sehen, was ich alles für sie tue. Wie sehr ich auf sie aufpasse, dass es auch einigermaßen verträglich mit ihr läuft, weil das Pflegepersonal immer wieder überfordert ist mit ihr.
Die Pflegedienstleiterin, eine eigentlich sehr sympathische junge Frau, sagte diese Tage zu mir, Frau Selea, ihre Mutter hat mich neulich (gefühlte) zehn Jahre meines Lebens gekostet........

Geschultes und emotional nicht involviertes Pflegepersonal kommt nach 20 Minuten mit ihr an Grenzen.
Und ich als Tochter??????_______________bin doch meist auch über den eigenen Grenzen.....
Trotzdem_____Endzeit Demenz und Pflegeheim___ist keine Zeit für alte Rechnungen. Und eine hilflose Greisin alleine ihrem Schicksal zu überlassen wäre gegen jegliche Art von innerer Ethik und menschlichen Vorstellungen meinerseits.

Meine Mutter____mein Schicksal.

Weil ich so eine komplizierte, wahrscheinlich immer schon psychotisch kranke Mutter hatte, bin ich genau die geworden, die ich auch in meinen positiven Seiten bin.

Auf der Weihnachtsfeier z,B. war ich wieder erstaunt, wie gut ich mit einer anderen Tochter am Tisch ins Gespräch gekommen bin, eine Sektretärin einer Einrichtung für Psychisch Kranke, jetzt auch im Vorruhestand.......und interessanterweise ist die Familie mit einem meiner langjährigen Kollegen befreundet.
War das lustig.

Aus solchen Begegnungen schöpfe ich Kraft. Spüre, dass ich mich schnell auch mit fremden Menschen "gut" und "gemocht" fühlen kann, und mich interessant austauschen kann.

Weihnachten ist die Psychose meiner Mutter immer besonders schlimm.
So auch dieses Jahr wieder.
Drückt mir die Daumen, dass ich auch diese Tage einigermaßen gut über die Bühne bringen kann.

Herzlich
Selea
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