Weiß nicht mehr weiter!

Antworten
Yodap
Beiträge: 1
Registriert: 1. Dez 2014, 11:35

Weiß nicht mehr weiter!

Beitrag von Yodap »

Hallo,
ich bin neu hier (m, 24 Jahre alt) und möchte einfach mal schildern was so in mir vorgeht.
Ich habe seit längerer Zeit einfach auf nichts mehr lust, kann nichts mehr positiv sehen und habe auch an nichts mehr spass. Der Grund ist eigentlich sehr einfach: mein Job. Glaube ich zumindest.
Ich arbeite in der Krankenpflege, bin seit einem halben Jahr ausgelernt und habe inzwischen auch schon einen Stationswechsel hinter mir. Trotzdem gehts mir beschissen. Ich gehe jeden Tag mit Bauchschmerzen zur Arbeit, kann garnicht mehr abschalten, kann nichtmal meine Freizeit genießen weil ich dauernd denke "oh nein morgen schon wieder Arbeiten". Magenkrämpfe, Durchfall, und das schon über ein halber Jahr. Am Wochenende gehts mir spätestens Sonntag Morgen wieder total dreckig weil ich genau weiss das ich wieder da hin muss. Überall riesen Erwartungen. Patienten, Ärzte, Kollegen, Stress ohne ende, ich kann das nicht mehr!!
Meine Hobbies bereiten mir keine Freude mehr, ich höre praktisch auf zu leben im Moment.
Habe kaum noch soziale Kontakte. Kann mich nicht konzentrieren, bin immer müde. Schlafe schlecht.

Letzte Woche habe ich mich dann Krank gemeldet (weil ich gemerkt habe das ich mich selber total verändert habe/bzw meine Freunde mir auch sagen ich wäre seit dem ich Arbeite nichtmehr ich selber) und bin zum Hausarzt, der mich dann auch mit Depressionen 1 Woche krank geschrieben hat. Die Woche tat mir gut. Habe ebenfalls Medikamente mitbekommen (Opipramol), traue mich auch nicht dieses zu nehmen, kann diese Erkrankung auch nicht akzeptieren.

Gehe jetzt seit 1 Woche wieder Arbeiten. Die Beschwerden sind natürlich wieder da, fühle mich garnicht in der lage meinen Job vernünftig zu machen. Davon mal abgesehen das ich wieder 0 Lebensqualität habe. Habe jetzt überlegt mal zum Psychotherapeuten zu gehen. Mit meinen Eltern habe ich gesprochen (bei denen Lebe ich noch)..nach einigen Streitgespächen haben sie akzeptiert wie es mir geht und mir Unterstützung zugesprochen. Ich könnte sogar kündigen (auch ohne neuen Job). Das wäre im Moment mein größter Wunsch um da raus zu kommen. Ich möchte eh was ganz anderes machen. Aber SO will ich das im Moment einfach nicht mehr ertragen, oder ist es ein Job wert das es mir so geht?! :(
Habe jetzt Spätdienst, würde mich am liebsten nochmal krank melden, und mir dann doch professionelle Hilfe suchen. Da kommt dann das schlechte gewissen das die anderen meine Arbeit machen müssen, bzw wer einspringen müssen. Ich will doch nur mal wieder etwas Spass im Leben haben! :(

lg
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Weiß nicht mehr weiter!

Beitrag von Zarra »

Hallo Yodap,

so wie beschrieben kannst Du dauerhaft weder leben - noch arbeiten. Die Frage ist halt, an was es liegt. Wirklich nur an der Arbeit? Und an was genau daran?!? Ich denke, daß Du versuchen solltest, das, zumindest soweit möglich, zu klären. Denn allein durch die Krankheit Depression kann einem alles schlecht und doof und ätzend vorkommen - ... und überall anders wäre es letztendlich genauso. Andererseits gibt es natürlich auch das, daß man einfach am falschen Platz für sich selbst ist.

Professionelle Hilfe bekommt man in diesem Bereich leider sehr, sehr selten schnell. Das ist schlecht, und daß ich das schreibe, Desillusionierung pur, es ist aber leider die Realität, auf die Du Dich einstellen solltest - und dennoch nach Hilfe suchen solltest, Dich nicht abschrecken lassen solltest; besser späte Hilfe als keine.
Yodap hat geschrieben:Ich möchte eh was ganz anderes machen.
Was heißt das? Wie bist Du dann zu diesem Beruf gekommen?

LG, Zarra
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Weiß nicht mehr weiter!

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo, wenn man die reinen Fakten aus deinem Beitrag nimmt, hast du weder Spass an der Arbeit noch an der Freizeit. Depression hört sich schon richtig an, dann reicht aber eine Woche nie im Leben aus, um dich wieder fit zu machen. Du hast im Grunde nur eine Möglichkeit, die zweite (weitermachen wie bisher) dürfte auf lange Sicht katastropal sein. Das hast du erkannt und möchtest etwas ändern.

Soweit so gut. Zunächst, bevor du über Berufswechsel entscheidest, gibt es ein vorrangiges Ziel: Du musst wieder fit werden. Krankschreibung ist gut, aber professionelle Hilfe besser. Sprich mit deinem Hausarzt, schildere ihm ehrlich (!!!) und ungeschminkt, wie stark dich die Situation belastet. Du befindest dich offenbar in einer existenziell recht gesicherten Lage, du wohnst bei deinen Eltern, hast vermutlich relativ wenige Lebenshaltungskosten. Das heisst, du könntest dir eine länger Auszeit leisten, die du auch brauchst. Der Arzt wird dich vermutlich weiter überweisen - Psychiater / Psychotherapeut ... beide haben sehr lange Wartezeiten. Auch Kliniken haben Wartezeiten zwischen 3 und 6 Monaten. Aber die beginnt erst zu laufen, wenn du dich dort anmeldest. Dann ist auch ein Weg klar und das hilft bereits etwas. Du hast ja gesehen, dass eine Woche Auszeit zwar hilft, aber die Symptome zurückkommen, sobald du wieder arbeitest. Also sind kurzfristige Krankschreibungen für die Katz. du musst etwas tun.

Eine schnellere Variante ist eine PIA (Psychiatrische Institutsambulanz), dazu müsste aber eine entsprechende Klnik in erreichbarer Nähe sein. Ansonsten kannst du dich auch an den sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Bei beiden könntest du Glück haben und zeitnah mit jemandem sprechen können, der dir mindestens mit Ansprechpartnern weiterhilft.

Wie gesagt, das Abtelefonieren der Psychotherapeuten ist eine langwierige und nervenaufreibende Angelegenheit, die allerdings gemacht werden mus, da sich auch z.B an eine Reha/Klinikaufenthalt normalerweise eine ambulante Therapie anschließt.

In dieser Zeit kommst du mit Sicherheit an den Punkt, wo du dir über deinen weiteren beruflichen Weg Gedanken machst. In Ruhe zu dir kommen, Möglichkeiten ausloten, dazu hast du dann genügend Zeit und auch Hilfe. Du bist wahrlich zu jung, um in einem Beruf zu arbeiten, der dich weder ausfüllt noch Spaß macht. Aus dem Beruf zieht man normalerweise Achtungserfolge, wertschätzung und Selbstbewußtsein. Iist das nicht der Fall und der Beruf bedeutet nur Stress, Niedermachen und Schlimmeres, dann ist Kranksein eigentlich fast vorprogrammiert.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Weiß nicht mehr weiter!

Beitrag von Zarra »

Liebe Sonnenblume,

... ich gestehe sofort, daß das ein wunder Punkt bei mir ist, aber entweder habe ich jahre- bis jahrzehntelange Falschbehandlung erlebt oder oder ... jedenfalls scheint es mir nicht so zu sein, daß zu einer guten Depressionsbehandlung immer (!!!) eine lange (!!) berufliche Auszeit von Monaten gehört. In Einzelfällen selbstverständlich! Vielleicht habe ich das andere Fast-Extrem erlebt, aber ich habe mich schon zur Arbeit gedrängt gefühlt, auch da, wo es mich nur belastet hat. Mir wurde nie eine (kürzere) Krankschreibung verweigert, aber wenn der Arzt Dir alles mögliche erzählt und jedenfalls von sich aus diese Möglichkeit nicht einräumt: Bitte, was machst Du dann, wenn Du nicht einfach gar nirgends (weder an der Arbeitsstelle noch beim Arzt) aufkreuzt, was machst Du, wenn Du schon gerne einen Lebensunterhalt möchtest und eigentlich auch nicht auf der Straße landen möchtest? Wenn ich hier im Forum (immer wieder mal in verschiedenen Threads) von zumindest auch eher mit "Selbstfindung" und langen Spaziergängen und Hobbyfindung u.ä. lese, dann frage ich mich schon ...

Sorry Yodap, geht etwas bis ziemlich an Dir vorbei, - aber ich kann mir das gerade nicht verkneifen.

Ansonsten finde ich gut, was Sonnenblume Dir geschrieben hat.

LG, Zarra
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Weiß nicht mehr weiter!

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Zarra,

ich möchte das Extrem nicht ausmalen, das am Ende einer heftigen Depression stehen könnte, ich betone: könnte. Ich habe immer gern gearbeitet und es war mein Lebensinhalt. In eine 7monatige Arbeitsunfähgikeit geworfen zu werden und das zu akzeptieren, obwohl es die Familie in eine finanzielle Schräglage bringt, das war schwer. Und ich kann dir nicht sagen, welcher Weg schwerer ist. Vielleicht fiel es mir leichter, weil ich früher eine sehr gute Therapeutin hatte und an Hilfe und an diesen Weg geglaubt habe, weil ich überzeugt war, dass es der einzige ist.

Ob man mit einer kürzeren Krankschreibung auskommt - hängt vermutlich vom Menschen und vom Stadium der Depression ab. Aber bei Yodap habe ich entnommen, dass die Arbeit eines der auslösenden Probleme ist und dass ein Wechsel durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Weißt du, ich gehöre zu denjenigen, die glauben, dass es Situationen gibt, die man ertragen MUSS und andere, die man umgehen kann. In letzterem sehe ich keineswegs eine Schwäche.
Ich für mich wollte immer wieder zur Arbeit zurück, habe mit wöchentlichen Besuchen Kontakt gehalten. Aber es war auch klar, dass Arbeiten schlichtweg nicht geht, zuviel Kraft kostet. Kraft, die ich zum Gesundwerden brauchte. Ich brauchte 7 Monate - stehe aber jetzt wieder ganz normal im Arbeitsleben - das einzige, das sich verändert hat, ist, dass ich achtsamer mit mir umgehe und meine Bedürfnisse wahrnehmen kann. Etwas das ich in der Tagesklinik gelernt habe.

für MICH war dieser Weg eine Möglichkeit, zu mir zu finden und dancha wieder am Arbeitsleben teilzunehmen. Dass das (leider, leider) nicht immer so ist, ist mir auch klar. jeder muss seinen Weg finden und gehen - leider es es nicht immer der, den man sich erträumt. Einige erreichen das Ziel nicht. Aber nicht, weil sie es nicht wollen, sondern weil Depression eine Sch.... krankheit ist, die alles tut, um einen daran zu hindern.

ich wollte Yodap unter anderem signalisieren, dass es eine gute Idee ist, sich Hilfe zu holen. Und dass man den Stress auf dem Arbeitsplatz nicht aushalten muss. Inwieweit Arbeit guttut oder nicht, muss man immer wieder selber hinterfragen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Antworten