Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

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szegfue75
Beiträge: 494
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Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo,
ich bin mal wieder lange Zeit nicht hier gewesen... Aber vielleicht ändert sich das diesmal :) Also, ich habe einen langen Leidensweg hinter mir mit vielen Therapien und Medikamenten
und fühle mich gerade wieder instabil.
Zunächst hatte ich in meiner Jugend Bulimie und war deswegen in Behandlung. Die Bulimie bekam ich nach vielen Jahren in den Griff. Neben der Bulimie wurde mir dann von meiner 2. Therapeutin Dysthymia diagnostiziert... So gut so weit, die 3. Therapie habe ich dann wegen Verdacht auf Beziehungsunfähigkeit begonnen. Die 4. Therapie war eine Psychoanalyse. Diese Therapie liegt ungefähr 4 Jahre zurück und in dieser Zeit habe ich auch begonnen Fluoxetin zu nehmen. Und nun fällt mir ein, dass ich doch noch eine weitere Therapie gemacht habe. Und zwar eine Suchtentwöhnungstherapie. Auch die ist mittlerweile vorbei, weil mich meine Therapeutin enttäuscht hatte und ich nicht mehr weitermachen wollte.
Nun, habe ich vor 4 Wochen ca. das Fluoxetin abgesetzt. Weitere 4 Wochen vor dem Absetzen habe ich 4 Wochen lange die Dosis halbiert.
Seit ein paar Tagen geht es mir nicht gut. Zuerst vermutete ich eine beginnende Erkältung. Aber leider möchte diese Stimmung nicht weichen. Ich hätte Lust alles hinzuschmeißen. Seit über 2 Monaten habe ich eine Beziehung. Es ist toll. Ich habe einen sehr lieben Menschen gefunden. Aber ich habe schreckliche Angst, diesen Menschen zu verlieren.
Nicht nur das. Ich habe eigentlich vor allem Angst. Heute habe ich mich krank gemeldet, weil ich mal wieder sehr unzufrieden bei der Arbeit bin.
Warum ich das Fluoxetin abgesetzt habe? Ich habe meine Periode nicht mehr regelmäßig bekommen und ich schiebe das auf eine der Nebenwirkungen des ADs.
Nun meine Frage an euch: Ich möchte weder ADs nehmen, noch eine Therapie machen, in der ich meinen ganzen Seelenmüll ein weiteres Mal einem Therapeuten offenbare. Welche Alternativen gibt es?
Momentan mache ich viel Sport. Außerdem überlege ich jeden Tag Tagebuch zu schreiben. Eventuell überlege ich zu den Emotional Anonymous zu gehen. Was haltet ihr davon? Gibt es Alternativen zu ADs? Freue mich sehr über eure Tipps....
Liebe Grüße,
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Finn1992

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Finn1992 »

Hallo szegfue75,

es gibt Alternativen, zum Einen wären da die pflanzlichen Mittel wie Johanneskraut, dann gebe es die Akupunktur und Yoga um deinen Körper und Geist in Einklang zu bringen und die nahöstliche Heilkunst, also die chinesische Medizin sowie die Homöopathie.
Es gibt außerdem noch Verfahren wie die MKT (Magnetkonvulsionstherapie), VNS (Vagusnervstimulation) oder einen Eingriff am Gehirn, die Tiefe Hirnstimulation.

Aber das Wichtigste wäre zuerst einmal mit deinem Hausarzt darüber zu sprechen und dir alles nochmal durch den Kopf gehen zu lassen. Vieles davon kann keine AD´s ersetzen und einiges davon ist mit einem gewissen Glauben daran verbunden. Lass dich also als erstes lieber von deinem Hausarzt wegen dem Absetzen beraten, ob es ein anderes AD geben würde, was da vielleicht besser wirken würde oder ob es bei dir ausreichen kann, wenn du die Alternativen versuchst, ohne Gefahr zu laufen, wieder in eine tiefe Depression zu rutschen.

Liebe Grüße, Finn
szegfue75
Beiträge: 494
Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Finn,
Danke für deinen Beitrag. Das werde ich mal recherchieren und auch mit meinem Arzt besprechen.. Den werde ich vielleicht noch diese Woche besuchen, da ich gerne die ganze Woche zu Hause wäre...
Liebe Grüße,
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Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Sonnenblume14
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Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Guten Morgen szegfue75,

einerseits kann ich dich ja verstehen, nach einer solchen Odyssee mag man nicht noch einmal einen Anlauf starten, der womöglich in einer Enttäuschung endet. Doch ... Du hast die Bulemie in den Griff bekommen - also geht auch etwas. Versuche einmal zu sehen, was du kannst und was funktioniert hat, konzentriere dich auf die positiven Aspekte, auch auf die kleinen, die täglich auf dich warten. Ich weiß, das ist in dieser Stimmung leicht gesagt, Floskeln, die schwer umsetzbar sind.

Mir fiel in deinem Beitrag auf, dass du über viele Dinge nachdenkst (Tagebuch schreiben...) - warum nur nachdenken? Mach doch einfach und schau, ob es dir damit besser geht. Nimm dir ein zweites Buch und notiere täglich drei Dinge, die dir gefallen haben, Kleinigkeiten. Lies es dir nach einigen Wochen noch einmal durch - vielleicht gibt auch das einen positiven Schub.

Wenn ich eines gelernt habe: man muss ausprobieren, nicht alles hilft jedem. Jeder ist ein Individuum mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Du hast einen lieben Menschen gefunden - das ist doch wunderbar. Verlustängste sind völlig normal, wenn man jemanden gern hat (die habe ich auch nach 25 Jahren Ehe noch) - zu anfang ist man sich nicht sicher, vertraut sich noch nicht vollkommen, doch das wächst Die Ängste werden später anders, dann betreffen sie nicht die Trennung, sondern eher die Unwägbarkeiten des Lebens wie Krankheit oder Unfall.

Die Medis ... tja, warst du beim Frauenarzt oder ist es nur eine Vermutung, dass die ADs mit dem Ausbleiben in Zusammenhang stehen? Vielleicht musst du das AD wechseln - aber ganz gleich was, alles sollte nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen.

Eine neue Therapie? Vielleicht einmal eine Tagesklinik, wo du mehree Kontaktpersonen und eine intensivere Betreuung hast? Es gibt Möglichkeiten, solange Du Hoffnung hast und dich selber nicht aufgibst.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
qwertzuiop

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von qwertzuiop »

@Sonnenblume14
"Es gibt Möglichkeiten, solange Du Hoffnung hast und dich selber nicht aufgibst. "
aber nur wenn dir das verhältniss von aufwand und nutzen egal ist.
Brummi59
Beiträge: 979
Registriert: 15. Aug 2014, 23:13

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Brummi59 »

Hallo szegfue75,

ich habe für mich die weiteren Abläufe schon geplant.
Die Anmeldung für eine Therapie ist raus, eine Medikamentenumstellung ist am Laufen. Sollte dies bei mir keine oder nur eine geringe Besserung bringen, werde ich eine EKT (Elektrokrampftherapie) machen. Die Erfolgsquoten liegen da bei 60-80%. In den USA und Schweden ist diese Therapie weit verbreitet und wird oftmals zuerst angewendet.
In Deutschland muß erst eine erfolglose Therapie und Medikamentenwechsel durchgeführt werden. Ich habe mich in der Klinik ausführlich mit Ärzten und Pflegern unterhalten. Sie schwören drauf. Vielleicht wäre das für Dich auch eine Option.
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
riverflow
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Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von riverflow »

Hier möchte ich widersprechen:
Einer meiner Professoren meinte, dass wohl kein Neurologe eine EKT bei sich selbst durchführen lassen würde aus Angst vor bleibender Hirnschädigung. Diese Aussage bringt es wohl ganz eindrucksvoll auf den Punkt.
Das Netz ist voll von Berichten, in denen Betroffene unter Gedächtnisverlust leiden, der auch teilweise persistiert.
Außerdem hat die EKT oft keine Langzeitwirkung und muss somit immer wieder wiederholt werden.
Erst neulich habe ich irgendwo gelesen, dass der therapeutische Wert nicht belegt sei.
Brummi59
Beiträge: 979
Registriert: 15. Aug 2014, 23:13

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Brummi59 »

Hallo riverflow,

am ZI Mannheim sind zwei Proffesoren. Einer ist für die EKT, der Andere eher dagegen.
Berichte im Netz zeigen oftmals die negativen Auswirkungen (siehe Klinikbewertungen.de).
Ich habe mich, wie schon geschrieben, ausführlich mit dem Pflegepersonal am ZI Mannheim unterhalten. Die waren selbst mehrmals bei der EKT als Personal dabei (wird am ZI ausgeführt). Gedächtnisverlust ist in der ersten halben Stunde nach der EKT normal. Aber bereits zwei Stunden später waren die Patienten im normalen Therapieprogramm integriert.
Ich verlasse mich da lieber auf praxisbezogene Erfahrungen. Das mit dem Kurzzeitgedächtnis ist übrigens völlig normal. Schließlich wird dem Gehirn ein epilleptischen Anfall vorgetäuscht. So ein Anfall ist nichts Anderes als ein "Reset" des Gehirns.
Liebe Grüße
Dieter

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riverflow
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Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von riverflow »

Ein epilieptischer Anfall wird nicht vorgetäuscht, sondern ausgelöst. Bei Epilepsiepatienten geht es darum, einen großen Anfall zu vermeiden, weil der mit Gehirnschädigungen einhergehen kann.
Ja, ein "Reset" von dem keiner weiß, was da genau passiert bzw. wie er sich auswirkt, welche Software gelöscht ist oder umstrukturiert wird.
Das Pflegepersonal sieht die Patienten in der Klinik, danach nie wieder bzw. erst bei erneuter Wiederaufnahme, die dann nicht selten als Rückfall gedeutet wird, so dass Spätfolgen im Dunkeln bleiben.
Zarra
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Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Zarra »

Hallo szegfue75,

nur am Rande, da Deine Fragen ja andere waren: Das (Wieder-)Auftauchen Deiner Symptome paßt aufgrund von dessen Halbwertszeit und auch nach meinen eigenen Absetzerfahrungen zum Absetzungszeitpunkt von Fluoxetin. Da gilt es halt abzuwägen. Kannst Du relativ ausschließen, daß die Unregelmäßigkeit im Menstruationszyklus nicht doch von was anderem kommt? - Bei mir hatte recht lange Zeit Fluoxetin sehr niedrig dosiert immer noch eine Wirkung - falls Du je doch wieder zu diesem Strohhalm greifen solltest, wäre vielleicht das zumindest auch noch einen Versuch wert.

Ansonsten: Alles, was Dir gut tut und hilft, egal ob das Sport machen, Entspannungs-CD hören oder zu einer Selbsthilfegruppe gehen ist.

Johanniskraut ist halt pflanzlich und sanfter (und man braucht ggf. am Anfang Geduld), aber im Prinzip auch ein AD.

LG, Zarra
Mohrmann
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Registriert: 28. Mai 2014, 16:06

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Mohrmann »

szegfue75 hat geschrieben:Welche Alternativen gibt es?
Momentan mache ich viel Sport. Außerdem überlege ich jeden Tag Tagebuch zu schreiben. Eventuell überlege ich zu den Emotional Anonymous zu gehen. Was haltet ihr davon? Gibt es Alternativen zu ADs? Freue mich sehr über eure Tipps....
Sport ist bestimmt gut, insbesondere Ausdauersport. In unserer Stadt gibt es vom Bündnis gegen Depression einen Lauftreff und vor zwei Jahren habe ich begonnen zu laufen. Seither fühle ich mich deutlich stabiler. Für mich ist Laufen ein prima Zusatzmedikament, ebenso wie meine Lichtdusche, die im Winter zum Einsatz kommt.
Die Selbsthilfegruppe EA habe ich auch einige Jahre besucht. Hat mir sehr gut getan. Leider ist sie mangels Teilnehmerzahlen eingeschlafen. Jetzt besuche ich eine herkömmliche Selbsthilfegruppe, die auf mich so beruhigend wie ein Medikament wirkt.

Auf mein AD verzichten kann ich trotzden nicht. Nehme es seit 15 Jahren und seit einigen Wochen die halbe Dosis, also 10 mg Paroxetin. Ganz aufzuhören damit bleibt wohl ein Traum.
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Botus »

Das mit dem Laufen und viel Sport kann ich nicht verstehen, weil gerade diejenigen aus meinem Blickfeld, die das zu Zeiten unseres Kontakts zunehmend, fast schon exzessiv betrieben (weil sie das, wie sie sagten, "brauchen") heute Burnout-Patienten sind.

Ich schwöre auf Medikamente für die Seele und damit meine ich Dinge, die wirkliche tiefe Glücksgefühle liefern. Das kann alles mögliche sein, ein paar Minuten des tiefen In-Sich-Gehens bei geschlossenen Augen genügen, um sie zu sehen.

Erstaunlicherweise fällt vielen nichts ein, wenn man sie nach Dingen fragt, die sie tief berühren. Meine Schwester, die seit dem Tod unserer Mutter sichtlich Probleme hat, antwortet: "wir waren neulich essen" oder "ich habe mir einen schönen Seidenschal gekauft". So kann das natürlich nichts werden.

Ich finde es hilfreich, die Oberfläche unseres Bewusstseins mit den ganzen Oberflächlichkeiten regelmäßig ganz bewusst zu verlassen, um kleine Tauchgänge in sich zu unternehmen. Es gibt so viele verborgene Träume und man lebt nur einmal. Ich finde es schade, dass oberflächliche tägliche Verrichtungen vielfach im Vordergrund stehen, so als wären sie der Lebensinhalt. Wenn wir mal ein paar Tage nicht das tun, was wir jeden Tag tun, passiert... überhaupt nichts. Deshalb kann kann man das andere ruhig einmal wagen.

Liebe Grüße vom Dobi
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Dobi,

das stimme ich dir völlig zu. Sport war für mich ein derartiger Zwang ... das ging irgendwie gar nicht. Wenn ich im Normalmodus jemand bin, der dem nichts abgewinnen kann und mir in der tiefsten Phase genau das antun soll, dann passt es nicht mit dem "tu dir etwas Gutes".
Bewegung ist vielleicht der bessere Begriff - ein Spaziergang kann Wunder wirken - er kann aber auch das Grübeln unterstützen. Jeder muss sein probates Mittel finden.

Wobei ich den Ansatz deiner SChwester nicht schlecht finde. Essen gehen und sich etwas Schönes gönnen (eben besagten Schal) ist ja durchaus etwas Positives. Und den Weg, den Du beschreibst, muss man für sich erst einmal finden. Mit offenen Augen durch die Gegend gehen, Kleinigkeiten wahrnehmen: das passiert in der Hektik des Alltags kaum , daher muss man erst trainieren, das alles wieder zu sehen und sich daran zu erfreuen. Und der Innere Ort will ebenfalls erst gefunden werden, m.E. funktioniert das auch nur, wenn man bereit dafür ist und sich darauf einlassen kann. Die Tauchgänge sind dann enorm spannend - gerade weil auch dort Veränderungen stattfinden.

LG Sonnenblume
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Mohrmann
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Registriert: 28. Mai 2014, 16:06

Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von Mohrmann »

Dobermann hat geschrieben:Das mit dem Laufen und viel Sport kann ich nicht verstehen, weil gerade diejenigen aus meinem Blickfeld, die das zu Zeiten unseres Kontakts zunehmend, fast schon exzessiv betrieben (weil sie das, wie sie sagten, "brauchen") heute Burnout-Patienten sind.
Schade, dass das Laufen bei euch so schlecht angesehen ist. Ich bin absolut unsportlich, war seit meiner Schulzeit nicht mehr gelaufen und habe es mit 49 angefangen. Zuerst schnelles Walken, dann 2 Minuten Laufen, 3 Minuten Gehen und allmählich aufgebaut bis ich jetzt 20 Minuten am Stück Laufen kann. Angefangen habe ich, als es mir normal gut ging. In ganz kritischen Zeiten habe ich Pause gemacht, weil Depression und Ängste schon genug Kraft kosten. Oder ich bin spazierengegeangen oder gewalkt. Grundsätzlich kann ich aber von mir, als ehemalige überzeugte Nichtläuferin sagen, dass das langsame Laufen verbunden mit Schwitzen an der frischen Luft sehr gut getan und auch stabilisiert hat. Auch andere körperliche Beschwerden haben nachgelassen, seit ich regelmäßig einmal wöchentlich laufe, z. B. die Hitzewellen bedingt durch die Wechseljahre sind so gut wie ganz weg.

Das Gefährliche am Laufen ist vielleicht, dass man sich selbst leicht Leistungsdruck macht, wenn man irgendwelche Zeiten oder Strecken vergleicht. Deshalb habe ich mich von meinem Lauftreff derzeit selbst beurlaubt und laufe nur noch allein, in meinem Tempo und die Strecke, die mir gut tut.

Liebe Grüße, Mohrmann
szegfue75
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Re: Ist ein Leben ohne Therapie und Medikamente möglich?

Beitrag von szegfue75 »

Ui, hier ist ja eine Menge geschehen :)
Also, ich war heute bei meinem Hausarzt und habe ihm mein Problem geschildert. Richtig gut kenne ich ihn nicht. Aber wir verstehen uns und er meinte, dass ich doch versuchen sollte Gutes für mich zu tun. Und wenn es ganz schlimm wird, dann kann ich ja immer noch zu den Tabletten zurück. Nächste Woche habe ich einen Termin bei meiner Neurologin, die mir die Dinger verschreibt.
Ja, Alternativen... Also, ich glaube EKT kommt für mich nicht in Frage. Das erinnert mich zu sehr an "Einer flog über das Kuckucksnest"...
Überhaupt möchte ich mal ohne Hilfe von Ärzten, Krankenversicherungen, Rentenversicherungen und was es sonst noch für Möglichkeiten gibt, eine Therapie zu fördern , sein lassen.. Ich möchte mir selbst helfen. Einen Klinikaufenthalt finde ich gerade auch nicht gut. Aber das fällt ja eigentlich schon zu den ungewünschten Bedingungen, die ich gerade aufgezählt habe. Außerdem möchte ich auch auf keinen Fall meinem Arbeitgeber da mit reinziehen... Das geht die nichts an.
Also, ich habe, so blöd es sich in meiner Situation und mit meinem Krankheitsbild anhört.. einen Kinderwunsch. Warum meine Tage ab und an ausbleiben, keine Ahnung. Es häuft sich aber und ich habe auch schon den Verdacht gehabt, dass der Drops gelutscht ist und ich mich mit einem kinderlosen Leben abfinden muss.
Ich bin zu meiner Frauenärztin, um meinen Hormonstatus checken zu lassen. Aus irgendwelchen Gründen findet sie die Idee nicht so gut. Sie hat auch extra nochmal nachgefragt, ob ich aktuell im Moment schwanger werden möchte. Also ja, eigentlich schon. Aber mein neuer Partner will eigentlich noch nicht. Wir sind auch noch gar nicht so lange zusammen.
Meine Frauenärztin hat mich gebeten, das Fluoxetin abzusetzen und mit dem Rauchen aufzuhören. Gesagt, getan. So, jetzt wisst ihr es. Warum ich das Ganze mache.
Für mich ist Sport was tolles. Aber ja, ich fühle mich schon auch zwanghaft dabei. Trotz allem.. Ich fühle mich jedesmal super danach. Ich werde das weitermachen.
Und die EAs werde ich auch besuchen. Ich weiß nicht genau warum es gerade wieder so akut schlimm ist. Ich bin sehr launisch und ständig am Grübeln.. Und hin- und her gerissen. Kann einfach nicht bei einer Sache bleiben. Und dann kommen die Launen dazwischen... Da ich ja seit kurzem einen neuen Partner habe, habe ich auch plötzlich weniger Zeit. Ich habe das Gefühl, dass ich nur noch funktioniere. Arbeiten, Sport und dann Freund sehen. Er versteht das glaube ich noch nicht, warum ich soviel Zeit brauche. Ich habe es mehrmals angedeutet.. Vielleicht liegt hier der Hund begraben. Aber auch wenn ich es angedeutet habe, es zählt irgendwie nicht. Weil eigentlich will ich ihn ja auch sehen. Ich hab ganz große Schwierigkeiten meine Bedürfnisse zu spüren und sie dann auch durchzusetzen... Weder er noch sonst jemand zwingt mich zu etwas. Ich unterdrücke meine Bedürfnisse im Keim und fühle mich wie ein egozentrischer Mensch. Selbst jetzt wo ich es schreibe...
Mir hilft Struktur. Das ist wichtig.... Und reden oder austausch hilft auch. Vielleicht schreibe ich hier jetzt öfter mal :)
Liebe Grüße,
szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
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