Psychotherapeut beendet Therapie

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laienspiel
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Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von laienspiel »

Hallo liebe Forianer,

mir wurde heute vomn meinem Therapeuten eröffnet, daß er jetzt nach 25 Std die Therapie mit mir nicht weiter machen wird.
Eigentlich war geplant, dass wir einen Verlängerungsantrag an die Krankenkasse schicken.
Mir wurde in meinem letzten Klinikaufenthalt auch bescheinigt, daß ich dringend weiter in psychot. Behandlung gehöre.

Mir ist grad so, wie wenn man mir den Boden unter den Füssen gezogen hätte.
Meine "einzige Vertauensperson" lässt mich jetzt auch noch im Stich.

Begründung war: ich hätte resigniert, stelle mich dem Schmerz nicht, würde meine Ängste und Defizite nicht richtig bearbeiten, würde mich als Versager betiteln......

Weiß grad garnicht, ob ich je wieder Vertrauen zu einem Therapeuten aufbauen könnte..........

Ist jemandem von euch auch schon so etwas widerfahren?

Betrübte Grüsse
Shena
Beiträge: 80
Registriert: 15. Aug 2011, 02:06

Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von Shena »

Hallo Laienspiel,

um Deine letzte Frage als erstes zu beantworten: Ja – sowas habe ich auch schon erlebt.
Der gute Mann hat sich allerdings damals bei mir nicht die Mühe gemacht, mir ehrlich zu erklären warum.
Er gab einen praktischen Grund vor (Ich würde ständig zu spät kommen. Was nicht stimmte.) Im nachhinein habe ich zufällig herausgefunden, dass er meinen Termin, den ich über ein Jahr bei ihm hatte, einem Privatzahlenden gegeben hat.

Ja, sowas gibt es auch. Mein erster Gedanke war damals :
„ Solchen Leuten vertraue ich nie wieder. Nie wieder Therapie.“ Ich fühlte mich verraten.
Ich kann also ganz gut nachvollziehen, was Du gerade durchmachst.

Vielleicht gelingt es Dir, in einigen Tagen, wenn Du etwas Abstand gewonnen hast, mal über Folgendes nachzudenken:

In einer Therapie befinden sich mindestens zwei Personen, die deren Verlauf und Ziele so gut es geht miteinander besprechen, sie immer wieder hinterfragen und korrigieren und.... sich auch an diese Abmachungen halten. Zumindest sollte es so sein.

Wenn, wie in Deinem Fall, nach 25 (!) Einheiten oder schon weitaus früher, vereinbart wird, zu verlängern, dann geschieht das automatisch (Antragstellung) von Seiten des T. Davon bist Du ausgegangen.
Es geht nicht an, dass der T. kurzfristig seine Meinung dazu ändert und die Therapie auslaufen lässt und seinen Patienten am letztmöglichen Termin hierüber in Kenntnis setzt. Das ist in höchstem Maße unprofessionell und für mich schon fast unmenschlich gegenüber dem Patienten, wenn nicht kriminell.

Wenn Du Dir diese „ Begründungen“ Deines Therapeuten mal genauer anguckst, dann sind das für mich alles Dinge, die dringend einer Therapie bedürfen und die wahrscheinlich schon zum Teil Inhalt Eurer Therapiestunden waren. Korrigier mich bitte, wenn ich falsch liegen sollte.

In all' diesen Punkten kann er Dich begleiten und mit Dir gemeinsam andere Wege und Lösungen finden.
Für mich, selber Patientin, sind das jedenfalls keine Gründe, vonseiten des T plötzlich (als wär Da plötzlich eine ganz andere Person) abzubrechen und damit, mehr oder weniger bewusst, den Patienten in ein Gefühlschaos zu stürzen.

Zumindest hätte es im Laufe der vergangenen Sitzungen irgendwelche Meinungsunstimmigkeiten, Unvereinbarkeiten im Therapieverlauf und -ziel, verbale Auseinandersetzungen und nicht zuletzt menschliche Inkompabilität geben müssen, um diese Entscheidung (die übrigens auch vom Patienten getroffen werden kann) zu rechtfertigen.

Diese scheinen nicht vorhanden gewesen zu sein. Oder doch? Wie stehst Du selber zu diesen Begründungen?

Aber Du sprichst von „Deiner einzigen Vertrauensperson“. Was schon eine Menge über Dein Verhältnis zu ihm aussagt und was die Sache noch schlimmer für Dich macht.

Du wirst Dir leider einen neuen Therapeuten suchen müssen, wann entscheidest Du. Es ist müssig, die wahren Hintergründe zu erforschen. Das raubt Dir nur Kraft. Offensichtlich will der Therapeut nicht mehr und das hat wahrscheinlich weitaus weniger mit Dir zu tun, als Du denkst. Versuche es zu akzeptieren.

LG
Shena
laienspiel
Beiträge: 123
Registriert: 27. Mär 2008, 13:05

Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von laienspiel »

Hallo Shena,

danke für deinen Beitrag!
Hat mir gut getan!
Kann grad nicht mehr schreiben.
Melde mich wieder.

LG laienspiel
qwertzuiop

Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von qwertzuiop »

ähm was hast du den da für eine null als therapeut
hast wohl einen der 80% inkompetenten erwischt.

"Begründung war: ich hätte resigniert, stelle mich dem Schmerz nicht, würde meine Ängste und Defizite nicht richtig bearbeiten, würde mich als Versager betiteln......"

bitte genau das soll doch in der therapie bearbeitet werden, wenn er dir keine gangbaren wege/möglichkeiten aufzeigen kann, hat er versagt nicht du
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von jolanda »

Hallo,

JA, das habe ich auch schon erlebt, wenn auch aus anderen Gründen. Die Therapeutin damals hat die Therapie mit mir nach 1,5 Jahren beendet, weil sie mit mir aus persönlichen Gründen, die sie nie näher benannt hat, nicht weiter machen "konnte". Wohlgemerkt, sie hat nicht die Praxis geschlossen, sondern nur mich abserviert (obwohl ich Privatzahler war damals, daran lags nicht).
Mir hat das den Boden unter den Füßen dermaßen weg gezogen, dass ich dnach erstmal 3 Monate in der Psychiatrie war.

Das fatale ist, das Vertrauen ist futsch. Zu deinem Therapeuten sowieso und auch zu der Zunft als solche.
Wie bereits gesagt, finde ich es auch verwunderlich, dass er dir Dinge vorwirft, die eigentlich Thema der Therapie sein sollten. Mal ganz abgesehen davon, ob die Vorwürfe stimmen oder nicht.
Selbst wenn es einen (momentanen) Stillstand gibt, muss ein Therapeut das aushalten und mittragen können.
Klingt fast so, als fühle er sich dir gegenüber hilflos und könne das nicht aushalten - aber alles Vermutungen.

dir hilft das momentan leider nicht weiter.
Mit diesem Herrn ist die Zusammenarbeit so oder so nicht mehr möglich denke ich.
Vielleicht schaffst du es, dir jemand anderes zu suchen, was ja auch nicht leicht ist. Wenn ja, rate ich dir, dort schnell zu erzählen, was dir passiert ist und dass du dich schwer tust mit dem Vertrauen.

Ich habe damals bei der nächsten Therapeutin über ein JAhr gebraucht, bis wir eine Vertrauensbasis hatten. Aber sie kannte die Vorgeschichte und hatte sehr viel Geduld, dafür bin ich ihr heute dankbar.

LG, jolanda


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uwed
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Registriert: 5. Jul 2004, 13:33

Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von uwed »

Hallo in die Runde,
bin beim Stöbern auf Euer Thema gestoßen und das bringt mich auch sofort auf 180.
Habe die gleichen Erfahrungen mehrfach in den letzten 10 Jahren gemacht und letztlich für mich beschlossen, keine Therapie mehr zu machen. Allein der Aufwand einen neuen Therapeuten zu finden, anschließend einen passenden Termin zu bekommen und dann noch jedes Mal stundenlang von Anfang an zu erzählen hängt mir zum Hals raus. Wenn ich dann noch nach der 6. oder 7. Stunde feststelle, dass die Chemie nicht stimmt ist die Motivation völlig im Eimer.
Tja, aber wie würde ein Therapeut sagen: "Geduld haben und an meiner Einstellung arbeiten!"
Sicher gibt es auch Therapeuten, welche selber die Geduld mitbringen sich auf die unterschiedlichen Charaktere einzulassen und somit einen Patienten wirklich weiter bringen. Ich hab leider keinen gefunden, wünsche Euch aber, dass Ihr mehr Glück habt.

VG Uwe
aprill
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Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von aprill »

Hallo!

Ich höre solche Probleme zu ersten mal - kenne aber auch wenige mit Therapeuten.

Irgendeinen Artikel hab ich mal gelesen, dass sich die Psychosomatik und Psychotherapeuten gerne die "leiteren" Fälle rauspicken, gerne einen Bogen um Borderline z.B. machen - kann mich gerade nicht mehr so genau erinnern.

Ich habe ja sehr viel Mist stationär erlebt, aber da war man dem mehr oder minder begabten Arzt oder Therapeuten nur auf absehbare Zeit ausgeliefert, aber ambulant, wo man die Wahl hat und sich für einen entscheidet, über längere Zeit und dann so einen Abgang ?
OMG
Also das wäre für mich dann der absolute Rest gewesen, komplett an der Menscheit zu verzweifeln. Einfach unvorstellbar

Bin da echt etwas sprachlos.
laienspiel
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Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von laienspiel »

Hallo,

vielen lieben Dank an Alle die mir geantwortet haben.
Es hat mich getröstet und ich habe einen anderen Blickwinkel einnehmen können.

Nach dieser Aussage von meinem Therapeuten habe ich mich gefühlt, als sei ich der einzigste Mensch auf Erden, der sogar für eine Therapie zu doof ist!

Momentan kann ich (zumindest zeitweise) sehen, daß mein Therapeut sich nicht ganz korrekt verhalten hat.
Was auch immer ihn gestört hat, wenn er meinte, daß ich zu wenig "Fortschritte" mache, egal was, er hätte das früher ansprechen müssen und mich nicht so abservieren dürfen.

Mein Vertrauen in die ganze Berufsgruppe ist ziemlich angeschlagen.
Habe mich noch nicht witer um einen Therapieplatz gekümmert.

Könnte ja auch ein Problem mit der KK geben:
mein Therapeut hält es nicht mehr für sinnvoll mit mir zu arbeiten....
-warum sollte dann die KK eine Verlängerung der Therapie bezahlen???

Muß nächste Woche mit meinem Arzt sprechen, was er meint.

Komm erst so allmählich aus der "Schockstarre" raus!
Es war einfach ein sehr demütigendes Erlebnis!

LG Laienspiel
Sonnenblume14
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Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Laienspiel,

auch ich kann deinen Frust nachvollziehen. Meine langjährige Therapeutin (wir kannten uns an die 20 Jahre, mit Unterbrechungen - wie das Leben eben so spielt) verschwand plötzlich von der Bildfläche. Als ich sie kontaktieren wollte, kam "kein Anschluss unter dieser Nummer". Später fand ich heraus, dass eine schwere Krankheit dazu geführt hatte, so dass es hier keine menschliche Enttäuschung gab.

Ich habe in der schwierigen Zeit danach sehr grosse Unterstützung von meiner Krankenkasse bekommen. Der Mitarbeiter hat für mich telefoniert und mir relativ schnell drei Therapeutenadressen geben können, die in absehbarer Zeit Termine frei haben. (interessanterweise hatte ich bei einer davon schon angerufen - bei MEINEM Anruf hatte sie nichts frei, nachdem die Kasse sich eingeschaltet hatte, dann plötzlich schon) das aber nur am Rande. Ich wollte nur mal ins Spiel bringen, dass die Krankenkasse vielleicht Hilfe von ganz unerwarteter Seite bieten kann. Ich würde denen mal schildern, wie es abgelaufen ist, denn es kann eigentlich nicht sein, dass ein Therapeut dir sagt, du würdest dich nicht bemühen - es ist SEIN Job, dich entsprechend zu motivieren und mit dir zu arbeiten.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Ostsee11
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Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von Ostsee11 »

Ja; mir ist das auch passiert. Ich sollte ursprünlgich eine Langzeittherapie machen, entschied mich dann doch erst mal für die Kurzzeittherapie. Nach vier Monaten meinte der Therapeut - austherapiert. Ich wäre schuld, dass es mir nicht besser geht. Er hätte das Handbuch durch und ich würde Nichts seiner Vorschläge annehmen. Aber Diese konnte ich nicht umsetzen. Bei Depressionen geht man ja selten raus und so. Ich sollte mir ne Gruppe suchen, Freunde usw. Zum Schluss bekam ich die Ansage, ich solle zu Weight W. gehen, dann würde ich wengistens abnehmen. Da war ich auch geschockt.
Ostsee11
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Re: Psychotherapeut beendet Therapie

Beitrag von Ostsee11 »

Ich muss dazu noch Was schrieiben. Was mir auch unangenehm aufgefallen ist, dass ich erfahren habe, dass ich mit meinem Anliegen ( Ursache der Depression ) die einzigste Patientin bin. Da fühlte ich mich nicht mehr gut aufgehoben. Vorher hat der Therapeut nur Alkis betreut. Er meinte zu mir. laut Handbuch hätte er Alle durch. Hätte bei mir nicht geholfen. Ich finde. ihm fehlt da Erfahrung. Aber warum er mich dann überhaupt angenommen hatte? Jetzt wußte er eben nicht weiter.
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