hoffnungslos VIII - neue Hoffnung, altes Leid....

[Xenia]

So, das Praktikum habe ich in der Tasche.

Es war total schön in Basel heute, wenn sich auch der Zeitplan meiner Freundin und mir kurzfristig geändert hat...

Ich war um 10.30 Uhr bestellt. Natürlich hatte der Zug Verspätung, so daß wir um 10.30 völlig abgehetzt in der Psychiatrie ankamen. Ich kann das gar nicht haben, unpünktlich zu sein, das setzt mich total unter Druck, außerdem wollten wir vor dem Gespräch noch einen Kaffee trinken in dem klinikeigenen Café, so daß ich mich quasi einstimmen kann auf das Vorstellungsgespräch. Das ging nun alles nicht... Okay, am Empfang sagte man mir, daß ich abgeholt werde von der Oberärztin, bei der ich den Termin hatte. Mit meiner Freundin habe ich ausgemacht, daß sie in dem Café auf mich wartet.

Ich mußte auch gar nicht lange warten bis ich abgeholt wurde. Ich war total aufgeregt!! Wir gingen in ihr Arztzimmer, das sich nicht auf der Station befindet. Sie war mir gleich sympathisch. Irgendwann klingelte ihr Telefon und als sie telefonierte, habe ich mich ein wenig in ihrem Zimmer umgesehen und auf einer Tafel eine Verhaltensanalyse gesehen eines Pädophilen (wie er mit Situationen umgehen soll, die für ihn gefährlich werden können). Das habe ich mir also näher angeschaut und als sie zurückkam vom Telefonieren sprach ich sie darauf an, ob das für einen pädophilen Patienten gemacht ist usw. Ich glaube, daß durch meine Frage das Eis gebrochen war. Denn sie merkte ja an meiner Frage und an dem, was ich dazu gesagt habe, daß ich schon ziemlich viel weiß über deviantes Verhalten und über verhaltenstherapeutische Maßnahmen. Sie wußte ja vorher nicht, daß ich mich auskenne damit. Und so entwickelte sich ein richtig gutes Gespräch über VT und Psychoanalyse im allgemeinen und über Therapie in der Forensik, insbesondere bei Sexualstraftätern (was ja mein "Spezialgebiet" ist). Wir haben uns recht lange unterhalten, vielleicht 40 Minuten, auch darüber wie ich mir den Ablauf des Praktikums vorstelle und so.

Auf jeden Fall sagte sie dann, daß sie mir jetzt die Station zeigt. Da ist meine Spannung schon gestiegen, denn ich war zuvor noch nie auf einer forensischen Station und wußte nur, daß es 14 Planbetten gibt, aber meistens 16 Betten auf der Station belegt sind. Wir sind also zu dem Gebäude gegangen, während des Weges haben wir uns weiter unterhalten.

Auf der Station hat sie mich dann dem Team vorgestellt, ich hätte mich um ein Praktikum beworben und würde evtl. eines bei ihnen machen wollen. Den Satz hat sie aber gar nicht fertig gesprochen, sie hat sich selbst verbessert und gesagt, daß ich ein Praktikum bei ihnen machen werde! Also war da schon klar, daß ich genommen werde! Ich habe mich total gefreut. Sie hat mir dann noch die ganze Station gezeigt und fragte dann, ob ich Lust hätte, mit ihr zu Mittag zu essen. Das habe ich natürlich bejaht (aus Höflichkeitsgründen und vor allem aber aus Hungergründen - ich war morgens zu aufgeregt, um etwas zu essen). Also sind wir dann gemeinsam in die Personalkantine gegangen zum Mittagessen, danach waren wir dann noch in der Cafeteria.

Als ich zu meiner Freundin kam, war es 12.30 Uhr, ich habe also zwei Stunden mit der Ärztin gesprochen... Daß die Zeit so verging, habe ich gar nicht mitbekommen...

Das Gespräch mit der Ärztin hat mir total gutgetan. Irgendwie habe ich mich endlich mal nicht als Patientin gefühlt, sondern eben als jemand, der auch etwas zu sagen hat in dem Sinne, daß ich mich auskenne und auch über die Dinge diskutieren kann. Ich bin mir mal wieder ganz sicher geworden, daß die Forensik das richtige Gebiet für mich ist.

Ich glaube, daß ich bei der Ärztin gepunktet habe mit meinem Wissen und mit meinem Interesse bzw. den Fragen, die ich mir stelle.

Am Anfang, noch bevor wir auf die Station gegangen sind, sollte ich ein wenig von mir erzählen. Sie hatte noch im Gedächtnis, daß ich Jura studiert habe. Aber sie dachte, daß ich auch das Examen gemacht habe. Das habe ich dann berichtigt, indem ich ihr mitteilte, daß ich zwar das vollständige Studium habe, das Examen aber nicht machen konnte, weil ich krank geworden bin. Dann habe ich erzählt, daß ich im Anschluß an die Erkrankung eine Umschulung gemacht habe zur Rechtsanwaltsfachangestellten und jetzt in diesem Beruf arbeite. Sie hat natürlich die dreijährige Lücke bemerkt. Sie fragte im Laufe des Gesprächs, ob ich denn jetzt wieder gesund sei. Das bejahte ich und habe gemerkt, daß sie das nur gefragt hat, damit ich sage, welche Krankheit ich gehabt habe. Ich habe kurz überlegt und dann gesagt: "Ich habe das Gefühl, Sie wüßten gerne, was für eine Krankheit ich gehabt habe." Sie hat ein wenig gelacht und meine Frage bejaht. Ich habe dann gesagt, daß es eine Depression war. Natürlich war ich sehr angespannt, weil ich ja nicht wußte, ob das jetzt die Eintritts- oder Austrittskarte ist für das Praktikum.

Aber ich habe das Gefühl, daß sie auch durch meine Offenheit beeindruckt war. Sie hat dann gesagt, daß das unter uns bleibt und so. Aber ich habe ihr geantwortet, daß ich kein Problem damit habe und auch dazu stehe. Dann hat sie gesagt, daß sooo viele Menschen schon einmal eine Depression hatten und daß auch jeder Mensch eine Depression bekommen kann. Sie wollte mir damit - denke ich - zu verstehen geben, daß das für sie nichts schlimmes ist. Sie sagte später auch, daß sie sich so etwas in der Art schon gedacht hätte.

Das ist mal wieder ein Beweis dafür, daß ich punkten kann, wenn ich zu meiner Krankheit stehe... Aber leider weiß man das ja vorher nicht und das ist das Problem an der Sache. Soll man es sagen oder lieber nicht?!

Aber ich dachte mir, daß ich es sagen werde, weil die Depression nunmal ein Teil meines Lebens ist und ich hatte auch das Gefühl, daß sie nicht zu den Idioten gehören, die mich dann als Alien behandeln.

Sie hat mich ihrem Team vorgestellt, die waren alle total nett und haben mich freundlich begrüßt, ich habe mich gleich als dazugehörig gefühlt.

Ach, Mensch, der Tag hat mir so gutgetan. Bis kurz vor 14.00 Uhr... da hat mich nämlich meine Chefin angerufen.... Aber das schreibe ich im nächsten Posting, ich möchte dieses hier nicht "vergiften" mit der schlechten Stimmung meiner Chefin, die mich kurzzeitig angesteckt hat. Aber dann habe ich es tatsächlich geschafft, mir zu sagen, daß sie mir meinen Tag nicht versauen wird. Ich werde kündigen, denke ich. Auf jeden Fall werde ich morgen eine Abmahnung bekommen... Ist mir aber relativ egal.

Für das Praktikum muß ich mich aber noch offiziell bewerben mit Lebenslauf und so. Das werde ich in den nächsten Tagen machen, heute werde ich erstmal meine Kündigung schreiben, ob ich sie tatsächlich abgebe, wird sich dann zeigen.

Ich schaue nachher nochmal rein.

Bis dann viele Grüße, Eure

Xenia

[SRT]

Liebe Xenia,
es gibt Postings die einfach gut tun
Liebe Grüsse
INUIT

[Annie]

Liebe Xenia,
das sind ja wunderbare Nachrichten!!! Herzlichen Glückwunsch!! Das freut mich sehr, daß Du Deinen Praktikumsplatz in der Tasche hast.
Ich hatte heute morgen 'mal wieder Probleme, aus dem Bett zu kommen (Depression) und habe dann Citalopram geschluckt, damit ich den Tag überstehe, aber wenn ich Deine gute Nachricht lese, freue ich mich wirklich!

Viele liebe Grüße
Annie

[Xenia]

So, jetzt kommt der häßliche Teil des Tages, meine Chefin.

Also: normalerweise arbeite ich mittwochs am Nachmittag. Aber im August habe ich mal für meine Kollegin gearbeitet und habe daher vier Überstunden. Es war ausgemacht, daß ich heute frei habe dafür.

Heute um ca. 13.45 Uhr klingelt mein Handy (leider hatte ich es wieder angeschaltet nach meinem Vorstellungsgespräch), ich gehe dran und höre gleich ein Gemeckere "ich erwarte Sie". Lange Rede kurzer Sinn: jetzt sieht es so aus, daß angeblich gar nichts ausgemacht war und ich demnach einfach nicht zur Arbeit erschienen bin.

Also gesagt hat sie's nicht, aber weiß, daß ich morgen eine Abmahnung vorfinden werde.

Das geht mir so auf die Nerven, am liebsten würde ich kündigen. Ich werde es auch machen, sobald ich weiß, daß ich mit dem Arbeitsamt keinen Ärger kriege. Ich kenne mich da nicht so gut aus, wie das ist, wenn man einen Schwerbehindertenausweis hat. Aber es ist wirklich so, daß ich Angst habe, diesen Psychoterror in der Kanzlei nicht aushalten zu können. Und was mir gerade noch fehlt ist schon wieder eine Depression zu bekommen. Also kündige ich lieber... Und suche mir etwas vorübergehendes.

Ich habe echt keinen Nerv mehr, ich werde nicht adäquat behandelt. Ich werde jetzt aber noch nichts machen, nur morgen eben zurückschreien, wenn sie mich anschreit oder so. Und ich werde dann meinen Krisentherapeuten fragen, ob er am Montag oder Dienstag kurz Zeit für mich hat. Dann werde ich die Geschichte mit ihm besprechen. Im Zweifel lasse ich mich krank schreiben, das dürfte kein Problem sein.

Ich habe beschlossen, daß meine Gesundheit oberste Priorität hat. Und daß ich alle Streßfaktoren aus meinem Leben verbanne, soweit das geht.

Ich werde Euch morgen berichten.

Liebe Grüße, Xenia

[Xenia]

So, als Belohnung für meinen Tag, der so schön war, wie es schon lange keinen mehr gab, habe ich mir bei ebay einen Ring ersteigert. Das habe ich mir verdient, finde ich!

Gute Nacht Xenia

[Xenia]

Guten Morgen meine Lieben!

Ich hoffe, daß Ihr alle einigermaßen gut schlafen konntet... Ich konnte nicht so gut schlafen, weil mir die Geschichte mit meiner Chefin doch nicht sooo egal ist. Ich habe mir einige Varianten überlegt, wie ich heute mit ihr umgehen werde. Ich denke, daß ich als erstes versuchen werde, nicht anzufangen zu heulen... Gestern habe ich noch eine e-mail geschickt an die für mich zuständige Stelle vom Integrationsamt (die zahlen den Lohnkostenzuschuß) und habe gefragt, ob ich Schwierigkeiten bekommen werde, wenn ich aufgrund drohender Krankheit kündigen werde. Bin gespannt, was die mir zurückschreiben. Wenn es keinen Ärger gibt, ist die Kündigung für mich eine echte Alternative. Natürlich werde ich versuchen, vorher etwas anderes zu bekommen, das ist klar. Aber bevor ich wieder krank werde oder wieder mit ständigen SVVs anfange, kündige ich lieber.

Würdet Ihr das auch so machen? Wenn es am Arbeitsplatz zwischenmenschlich so unerträglich wird, daß eine Depression nicht unwahrscheinlich ist, kündigen und krank melden? Auf der anderen Seite ist es heutzutage ja schon ein Luxus, überhaupt einen Arbeitsplatz zu haben. Naja, ich werde mal schauen, was ich machen werde.

Heute ist ja auch schon Donnerstag, d.h. ich muß sowieso nur zwei Tage arbeiten, bevor ich wieder frei habe bis zum kommenden Mittwoch.

Ich bin gespannt auf meine Abmahnung, das wird eine Auflistung meiner sämtlichen Verfehlungen werden (oh, da fällt mir ein: ich habe doch tatsächlich einmal verschlafen und bin 'ne halbe Stunde zu spät gekommen, ohne sie nachzuarbeiten...) dieser unheimlich schlimme Fehler, der so viele Nachwirkungen hatte (so wird es drinstehen) wird mir natürlich zum Verhängnis werden. Momentan kann ich das alles noch nicht so ernstnehmen. Ich meine, wenn meine Chefin glücklich ist, mir eine Abmahnung zu geben oder zumindest einen riesigen Anschiß (der natürlich meine Person angreifen wird und nicht meine Fehler), dann soll sie's halt machen. Ich bin nicht auf sie angewiesen, obwohl sie das wahrscheinlich denkt.

Naja, man wird sehen.

Bis dann, liebe Grüße

Xenia

[Xenia]

Hallo Ihr Lieben,

ich mach's heute abend kurz - bin todmüde...

Ich habe keine Abmahnung gekriegt, auch kein Geschrei war zu bemerken. Ich nehme an, meine Chefin hat mit irgendjemandem gesprochen...

Wir haben jetzt die neue Regelung, daß meine Kollegin und ich unseren Urlaub jeweils schriftlich beantragen müssen, auch wenn wir nur mal einen Arbeitstag tauschen wollen. Wir haben das alles bisher unter uns geregelt.

Ich bin aber ganz stolz auf mich: ich konnte heute in dem Gespräch mit meiner Chefin meinen Standpunkt ganz klar behalten. Ich habe auch die Schuldzuweisung nicht "angenommen". Ich habe dazu nur gesagt, daß es nicht so ist, daß ich einfach beschlossen habe, nicht zu kommen, sondern daß es so ausgemacht war. Aber daß ich keine Lust habe, darüber zu sprechen, wer schuld ist. Ich habe noch ein paar andere Dinge ganz klar von mir gewiesen.

Ich mußte nicht heulen, meine Stimme hat noch nicht einmal gezittert!! Das verbuche ich ganz klar als Fortschritt.

Mein Anwalt hat jetzt mal Druck gemacht beim Gericht:

(...) Seit der Strafanzeige meiner Mandantin sind nunmehr über zwei Jahre vergangen. Die lange Verzögerung dieses Verfahrens ist für meine Mandantin sehr belastend, so daß ich um eine möglichst zeitnahe Anberaumung eines Hauptverhandlungstermins bitten möchte. (...)

Ich hoffe, daß sein Schreiben irgendetwas nützt. Aber ich glaube schon.

Mehr weiß ich momentan nicht zu schreiben.

Gute Nacht, ich gehe gleich ins Bett, bin zu müde. Ich glaube, daß ich erst morgen früh wieder hier reinschaue.

Liebe Grüße, Eure

Xenia

[SRT]

Liebe Xenia,
da ist ein nicht ungewöhnliches Problem sehr"normal" geregelt worden.....durch miteinander reden.
Herzlichen Glückwunsch.

Aber das du heute hier nicht mehr reinschaust mag ich fast nicht glauben.
Ansonsten schlaf gut.
INUIT

[Xenia]

Ach menno Inuit,

hast mich glatt ertappt... habe eben nach einem Buch gesucht, und da habe ich gedacht, daß ich doch nochmal ganz schnell gucke, ob jemand was geschrieben hat...

Gute Nacht. Schlaf' gut.

[Annie]

Liebe Xenia,
prima, daß Du Deiner Chefin heute standhalten konntest! Das sind lauter gute Nachrichten!!
Ich bin totmüde und lasse morgen wieder etwas von mir hören.
Viele liebe Grüße
Annie

[Xenia]

Guten Morgen Ihr Lieben!

Ach, das hat gutgetan, ich habe von ca. 21.30 Uhr bis 05.45 Uhr geschlafen. Jetzt bin ich einigermaßen ausgeschlafen und wehre mich vehement gegen mein "Morgengrauen". Im Moment ist es noch ein Kampf zwischen beiden Stimmungen, schrecklich schlecht drauf und gut drauf kämpfen, sind gleichzeitig "oben"... Bin mal gespannt, wer gewinnt.

Das Arbeiten gestern war eigentlich okay, meine Chefin hat wirklich Kreide gefressen... Sie hat sich auch auf ihre Art bei mir entschuldigt. Also gesagt hat sie es nicht, aber sie entschuldigt sich sowieso nie eindeutig verbal, sondern eher durch ihr momentanes Verhalten. Ich habe gestern dann auch gleich einen Urlaubsantrag geschrieben, schön mit meinem Briefkopf (den habe ich auf meinem PC in der Kanzlei gespeichert). Ich habe dieses Jahr noch drei Wochen Resturlaub, den ich nehmen "muß" bis Ende Januar. Meine Kolligin und meine Chefin hatten sich überlegt, daß ich ja die beiden letzten Novemberwochen sowie die erste Dezemberwoche nehmen könne. Das hat mich zwar geärgert, daß die sich überlegen, wann ich Urlaub nehme, aber egal, ich habe ja nichts vor und auch keine Kohle, um wegzufahren.

Also habe ich gestern mit in meinen Antrag aufgenommen, daß ich die letzten beiden Novemberwochen haben möchte und die restliche Woche dann lieber noch nicht verplanen möchte, damit ich sie nehmen kann, wenn mein Verfahren ist. Da kam sie dann auf mich zu und meinte, daß ich doch für das Verfahren keinen Urlaub nehmen brauche, daß ich da natürlich frei bekomme, das sei doch kein Problem. Aber ich solle mir überlegen, ob ich wirklich die ganze Zeit dabei sein möchte oder ob ich nur zu meiner Aussage in die Verhandlung komme, mein Anwalt ist ja die ganze Zeit für mich anwesend. Ich habe ihr gesagt, daß ich nur zu meiner Aussage hingehe. Aber daß ich mir überlege, frei zu nehmen, bevor ich in der Kanzlei völlig im Nebel sitze und nur Fehler mache... Sie hat mir noch gesagt, daß ich mir jemanden mitnehmen soll in die Verhandlung, der dann mit mir da ist. Das werde ich machen, ist schon lange ausgemacht.

Über meinen Urlaub sprechen wir heute nochmal. Bin gespannt, wie ihre Laune heute ist... Freitags ist sie manchmal echt gut drauf oder aber echt schlecht...

So, jetzt widme ich mich mal meiner "Schönheit", versuche, mich so hinzukriegen, daß ich mich in der Öffentlichkeit blicken lassen kann... Vielleicht schreibe ich nachher noch weiter, mal sehen.

Ansonsten bis heute abend liebe Grüße, Eure Xenia

[Xenia]

Tja, ich befürchte, die depressive Stimmung hat gesiegt...

Gruß,
Xenia

[Annie]

Liebe Xenia,
wie geht es Dir heute? Hält die gute Stimmung nach Deinem Besuch in Basel nicht noch etwas an?

Mich hat es am Montag erwischt, nach 6 Monaten (!) ohne Zwischenfälle hat sich meine ungeliebte Depression zurückgemeldet. Wahrscheinlich hat sie gedacht, ich müßte doch Sehnsucht nach ihr haben. Habe ich aber nicht, wenn man sich so lange kennt!!

Das ist aber super, daß Du im Februar in die Schweiz fährst. Das ist doch schon ein sehr guter Anfang!!
Nein, ich war schon lange nicht mehr im Urlaub, geschweige denn in der Schweiz, weil ich doch so eine blöde Reisephobie habe, oder wie man es sonst nennen soll. Mir graut es davor, wegzufahren. Ich habe meinem Therapeuten davon erzählt, aber er hat mich noch nie über meine diversen psychischen Erkrankungen informiert. Warum er sich so bedeckt hält, weiß ich nicht. Manchmal wüßte ich doch gerne, WAS mit mir los ist.

Zum Glück habe ich meine "kleine Lebensversicherung" auf vier Beinen, wie meine Freundin sie einmal genannt hat. Ich solle nur gut auf mich aufpassen, denn woanders ginge es ihr wahrscheinlich nicht so gut.

Liebe Grüße
Annie

[Xenia]

Liebe Annie,

leider hält die gute Stimmung nicht mehr so wahnsinnig an. Manchmal kommt sie noch durch die Traurigkeit durch, aber sie wird schwächer... Naja, ist wohl normal.

Es tut mir sehr leid, zu lesen, daß es Dir wieder schlecht geht. Ich hoffe aber, daß es nur ein vorübergehendes Tief ist und Du bald wieder ein bißchen besser drauf bist!!

>Zum Glück habe ich meine "kleine Lebensversicherung" auf vier Beinen, wie meine Freundin sie einmal genannt hat. Ich solle nur gut auf mich aufpassen, denn woanders ginge es ihr wahrscheinlich nicht so gut.>

Ich glaube, daß nicht nur Du auf sie aufpassen mußt. Ich bin mir sicher, daß Heidi ganz genauso auf Dich aufpaßt. Ich habe auf Station mal eine Mitpatientin gehabt, die auch einen Hund hatte. Die hat erzählt, daß ihr Hund es genau merkt, wann sie hoch suizidal ist. Der Hund würde ihr dann immer hinterherlaufen und sie nicht alleine lassen. Sie meinte, daß sie das in diesen Momenten zwar nerven würde, aber es doch eigentlich toll sei. Und ich bin sicher, daß Heidi ganz genauso reagieren würde! Vielleicht meldet sich Inuit ja mal und erzählt, wie es mit seinen Hunden ist, wenn es ihm so schlecht geht. Als ich noch meinen Papagei hatte, war es ganz ähnlich. Der hat meine Depression ganz genau gespürt und war dann ganz besonders anhänglich. Das ist er sowieso (er lebt ja jetzt bei meinen Eltern und da wird er richtig depressiv, wenn mein Vater auf eine Dienstreise geht - die ersten drei Tage ist er quasi stumm und will auch nicht richtig fressen, bleibt freiwillig in seinem Käfig, obwohl er sonst eigentlich den ganzen Tag in der Wohnung unterwegs ist), aber als es mir damals so richtig schlimm schlecht ging, "durfte" ich nicht eine Minute alleine im Zimmer sein, geschweige denn weggehen. Das hat er nicht toleriert. Sogar wenn ich mir die Haare geföhnt habe, hat er darauf bestanden, auf meiner Schulter zu sitzen... Und hat dann ein bißchen dämlich in den warmen Wind geschaut und in den Spiegel... Das hat mich damals ein wenig aufgemuntert, ihn zu haben. Bis die Depression halt so schlimm wurde, daß ich mich nicht mehr um ihn kümmern konnte...

Also: sei Dir gewiß, daß Heidi Dich auch nicht im Stich lassen würde!!!

>Ich habe meinem Therapeuten davon erzählt, aber er hat mich noch nie über meine diversen psychischen Erkrankungen informiert. Warum er sich so bedeckt hält, weiß ich nicht. Manchmal wüßte ich doch gerne, WAS mit mir los ist.>

Das verstehe ich einfach nicht. Fast alle Therapeuten (das Gefühl habe ich zumindest) halten sich bedeckt mit Informationen über die Erkrankung. Machen ein Geheimnis daraus. Dabei finde ich es auch extrem wichtig, informiert zu sein. Ich war damals richtig froh, daß meine Therapeutin mich über die Therapie und meine Erkrankung aufgeklärt hat. Das ist in der Therapieform, die ich damals gemacht habe (dialektisch-behaviorale Therapie; das ist eine spezielle Therapieform für Borderline-Störungen)aber auch so vorgesehen: alles soll transparent sein, authentisch, auch der Therapeut im übrigen. Das hat mir damals total geholfen.

Mich würde auch interessieren, warum "man" den Patienten nicht aufklärt. Ich meine, für mich war es damals ziemlich gut, weil ich auch manches, was ich in Büchern gelesen hatte besser verstehen konnte und manches konnte ich eben auch relativieren.

So, liebe Annie, mehr weiß ich momentan nicht zu schreiben. Ich hoffe, Du läßt was von Dir hören!

Ganz viele liebe Grüße und so,

Xenia

[Xenia]

[Xenia]

Hallo,

ich muß wohl mal wieder monologisieren, aber das geht sicher wieder vorüber...

Ich muß mich in Basel noch ganz offiziell bewerben. Davor drücke ich mich jetzt schon seit Donnerstag; ich hasse Bewerbungen nunmal.

Da kam es mir ganz gelegen, daß ich - vergebens - versucht habe, eine .pdf-Datei umzuspeichern in eine Word-Datei, damit ich sie bearbeiten kann (Schrift verkleinern, damit es beim Drucken nicht so viele Seiten sind, so sind es 30 Seiten, was ich meinem Drucker und meinem Portemonnaie nicht antun will). Kann mir da jemand helfen??

Und dann habe ich noch feststellen müssen, daß das Kopieren meiner alten Ordner von meinem alten PC auf meinen neuen nicht ganz funktioniert hat. Es sind alle Ordner heil auf die jetzige Festplatte gekommen, bis auf einen: der Ordner mit meinen Bewerbungen. Da war auch mein Lebenslauf drin. Den muß ich jetzt wohl neu schreiben, was mich total nervt, weil sich in 33 Jahren halt einiges ereignet hat und ich auch schon viel gemacht habe. Vielleicht finde ich ja noch einen Ausdruck irgendwo, ich habe Anfang dieses Jahres eine Bewerbung abgeschickt und die Stelle später abgesagt, da müßte ich doch die Bewerbung noch irgendwo haben, ich habe sie nämlich zurückbekommen. Allerdings war ich da gerade stationär, so daß es natürlich sein kann, daß ich sie weggeschmissen habe und das nicht mehr weiß. Und da ich ein total chaotischer Mensch bin, habe ich auch keinen Ordner oder so für solche Sachen. Mußte mich auch noch nicht so oft bewerben (wirklich ernsthaft nur zweimal, die anderen paar Male mußte ich mich nur im nachhinein nochmal schriftlich bewerben, da habe ich mir dann nicht so große Mühe gegeben).

So was blödes!! Na, dann weiß ich wenigstens, was ich am Wochenende zu tun habe.

Zerknirschte Grüße von Eurer leider nicht so fleißigen Xenia

[Faustus]

Liebe Xenia !


Ich komme gerade aus Frankreich zurueck und lese mich gerade hier durch. Das Daumendruecken hat sich ja offenbar gelohnt - aber okay, fuer den Erfolg sind sicher nicht unsere Daumen, sondern Dein kompetentes Auftreten verantwortlich. Ich freue mich sehr ueber diese guten Neuigkeiten.

Schade, dass Deine Chefin Dir die Stimmung so verhagelte - zumal es ja offenbar ein Organisationsfehler ihrerseits war. Hab ich vor einigen Monaten auch mal erlebt - einen Videoprojektor von der Verwaltung fuer ein Studentenseminar ausgeliehen, beim Zurueckbringen fehlte die Fernbedienung. Wurde schon gereizt angeschaut, und die Studenten waren sich keiner Schuld bewusst. Obwohl ich danach gefragt hatte (nee, das Teil war komplett vorher) stellte sich nach einigen Tagen heraus, dass der vorherige Ausleiher das Teil vergessen hat zurueckzugeben. Ich musste also wieder den Kopf hinhalten, und hinterher wurde nur verlegen dreingeguckt - die Staerke zu einer Entschuldigung hatte keiner. Es gibt ja gute Blitzableiter, vor allem die Depressiven ...




Alles Gute,



Faustus

[Xenia]

Hallo Ihr Lieben,
hallo Faustus,

meine gute Stimmung läßt immer mehr nach, ich fühle mich so allein (komisch, wie ich da nur drauf komme...). Ich habe den Nachmittag und frühen Abend bei meiner Freundin verbracht und bin immer trauriger geworden. Wir haben dann über Sylvester gesprochen und was wir machen wollen. Da ist es mir mal wieder so richtig aufgefallen, wie einsam ich bin. Irgendwie sind meine Freundin und ich eine Einheit, die aber trotzdem irgendwie nicht so toll ist. Ach, ausnahmsweise mal kann ich nicht richtig beschreiben, was ich denke und fühle. Ich habe halt nur sie und sonst niemanden... Ich bin in einen Mann verliebt, der das nicht weiß und auch nie wissen wird, denn er ist einfach nicht zu haben (für mich). Andere Baustelle sozusagen, ich bin einfach nicht auf seiner Ebene...Wir haben e- mail-Kontakt zueinander und wenn ich ihm schreibe, warte ich immer sehnsüchtig auf eine Antwort von ihm. Manchmal antwortet er gleich und manchmal überhaupt nicht. Und wenn ich dann warte, renne ich ständig zum PC und kontrolliere meine mails. Die Enttäuschung brauche ich Euch nicht schildern, wenn ich keine Antwort vorfinde, nehme ich an?! Jetzt ist es mal wieder soweit, ich warte auf eine Antwort, die wohl nicht kommen wird. Das tut so weh.

Ich möchte aber nicht so viel jammern, deshalb höre ich lieber wieder auf, von meiner unerwiderten Liebe zu schreiben. Er ist wichtig für mich und ich bin nicht so wichtig für ihn. Ich bin nicht niemand für ihn, aber sein Interesse beschränkt sich - glaube ich zumindest - auf mein Wunsch, in die Forensik zu gehen... Er ist der Prof und ich irgendetwas wie (s)eine Studentin, er weist mich auf neu erschiene Fachliteratur hin und ich würde ihm am liebsten schreiben, daß ich mich in ihn verliebt habe. Ich überlege oft, wie ich es schaffen könnte, einen Termin bei ihm zu bekommen, aber mir will einfach kein Vorwand einfallen. Ich bin einfach verrückt, so einfach ist das. Es ist natürlich geschickt von mir, mich in so einen Mann zu verlieben. Es wird nie eine Liebesbeziehung zwischen uns bestehen und so kann er mir auch nicht wehtun oder mich verlassen oder so etwas in der Art. Und ich kann trotzdem Liebe spüren... Ach, das ist alles so kompliziert.

Natürlich habe ich noch nicht begonnen, meine Bewerbung zu schreiben. Ich muß meinen Lebenslauf neu schreiben, das stinkt mir gewaltig. Und dann will ich noch eine Übersicht machen, was ich schon alles in Richtung Forensik getan bzw. gelesen habe. Und wo meine Interessen liegen innerhalb der forensischen Psychiatrie/Psychologie. Ich habe hier einige Bücher rumliegen, die ich gerne durcharbeiten würde, aber ich schaffe es einfach nicht, bin zu unruhig. Ich habe "ihm" geschrieben von einem Buch, das ich lese: "Persönlichkeitsstörung, Sexualstraftat und Empathie". Aber so richtig angefangen habe ich noch nicht. Vielleicht schaffe ich es ja jetzt am Wochenende, damit ich auch was darüber erzählen kann, sollte "er" mich dahingehend etwas fragen...

Also, bis bald, Eure traurige Xenia

[SRT]

Ach du arme Xenia,
ist es nicht vielleicht besser einer unerwiderten Liebe zu frönen ....als gar keiner.
Zumindest bist du doch noch nicht zur Männer-
hasserin geworden.

Sei lieb gegrüsst,auch wenn ich dir nur den Pausenfüller geschrieben hab.

INUIT

[Faustus]

Hallo Xenia !



Ich bin auch ein bisschen traurig momentan. Halt auch allein. Heute Nacht ist Mondfinsternis, aber eine dichte Wolkendecke hindert mich an der Beobachtung. Und selbst wenn ich wieder rausgehe in den Pub - fuer ein paar Stunden Stimmung (und Alkohol), danach wieder truebes Sinnen.

Was will ich ?

Dass es klingelt und meine Traumfrau vor der Tuer steht - mich akzeptiert wie ich bin ? Reichlich naiv.

Irgendwie drehe ich mich immer nur im Kreis.

Auf jeden Fall siehst Du, dass es nicht nur Dir so geht. Und ich kenne auch das Gefuehl, wie es ist wenn man eine Email bekommt, von einem Menschen den man ins Herz geschlossen hat obwohl er unerreichbar ist. Auch dies scheint typisch Depression zu sein.

Du bist nicht allein ...


Alles Gute, und vielleicht siehst Du ja die Mondfinsternis,


Faustus

[Xenia]

Hallo Faustus,

hier bei uns soll man die Mondfinsternis gut sehen können. Haben sie heute im Radio gesagt. Und bis jetzt ist der Himmel sternenklar, so daß es tatsächlich hinhauen würde. Gegen Mitternacht soll sie anfangen und gegen 02.30 Uhr oder so soll sie hier zu sehen sein. Ich würde sie gerne sehen, zumal ich schon zwei Sonnenfinsternisse gesehen habe, eine als Kind, daran kann ich mich noch gut erinnern, mein Vater hat für uns Kinder Glas mit Ruß geschwärzt, so daß wir in die Sonne schauen konnten und es unseren Augen angeblich nicht geschadet hat. Obwohl ich mich gerade frage, wie man durch eine rußgeschwärzte Glasscherbe etwas sehen konnte. Wie es aussah damals weiß ich nicht mehr. Und die letzte Sonnenfinsternis war ja erst vor ein paar Jahren, 1999, richtig? Da ging es mir nicht gut, hatte meinen Ex-Mann auf der Straße getroffen und mich fertigmachen lassen. Als es dann so langsam dunkler wurde war es aber irgendwie schaurig, weil schlagartig alle Tiere still waren... Ich habe damals im Studentenwohnheim gewohnt, das an einem See ist, so daß dort einige Tiere unterwegs waren.

Aber ich befürchte, daß ich heute nicht so lange aushalte, bin jetzt schon müde und jetzt gerade geht es mir ziemlich schlecht, aber nicht nur wegen meines Verliebtseins, sondern auch aus einem anderen Grund. Wieviel Uhr ist es bei Dir eigentlich gerade? Ich komme immer durcheinander mit Sommerzeit und Winterzeit und welche Zeit in England dann gerade ist. Bist Du etwa noch im Department?

Du arbeitest zuviel!!!

Liebe Grüße,
Xenia

[igel]

...drehe mich auch nur im Kreis....

Xenia, ich schaffe es aus irgendwelchen Gründen einfach nicht, Dir eine Mail zu schreiben....hat nichts mit Dir zu tun!!!!

Liebe Grüsse Euch und trotzdem gute Nacht und eine Umarmung aus der Ferne,

[Annie]

Liebe Xenia,
schade, daß bei Dir die gute Stimmung nicht angehalten hat. Bei mir ist's auch seit einer Woche wieder finsterer geworden...

Ich war auch Jahre lang in einen Mann verliebt, der mich zwar als Mensch gern mochte, mich aber nicht als Partnerin haben wollte, weil ich einfach nicht seiner Vorstellung entsprach. Mir hat er das auch fairerweise gesagt, bevor ich mich blamiert hätte. Wir sind jetzt noch immer befreundet, allerdings lebt er jetzt in den Vereinigten Staaten und ist verheiratet. Ich war in ihn sehr verliebt, er aber nicht in mich. Wahrscheinlich habe ich ihn mir ausgesucht, weil ich nicht verlassen, verletzt und was sonst noch mit der Vorsilbe ver- anfangen könnte... ach, ich ärgere mich so über mich und meine blöden Ängste.
Mein Therapeut hat einmal bemerkt, ich hätte wahrscheinlich Angst, geliebt zu werden, um meiner Selbst willen. Weil ich mich doch als so unliebenswürdig betrachte.

Das ist aber schön, was Du über die Tiere geschrieben hast. Stimmt, meine Freundin hat mir einmal erzählt, als sie mit 20 wegen eines Mannes mit dem Leben Schluß machen wollte und sich ins Badezimmer zurückgezogen hatte (man kann sich denken, wozu) hat ihr freilaufendes Kaninchen, daß eine Phobie vor glatten Böden und Badezimmern hatte, sehr vehement an der Tür gekratzt und sie mit seinen Zähnen bearbeitet. Daraufhin hat sie ihr Tun unterbrochen... Wenn ihr Kaninchen nicht gewesen wäre, hätte sie ihr Vorhaben wahrscheinlich zumindest versucht durchzuführen.

Ich habe gedacht, eine solche Geschichte sei ein Einzelfall. Das ist ja rührend, daß Dein Papagei sogar beim Föhnen bei Dir war!!! Ich will ja nicht zum Misanthropen werden, aber es gibt wenige Menschen, die zu einer solchen Hingabe und Geduld fähig sind (ich schrieb e "wenige", aber nicht "keine"). Ich denke mir, daß ich mich mehr oder weniger für einen Bernhardiner entschieden habe, hat auch etwas zu sagen: der klassische Retter in der Not!! Mein Therapeut hat mich einmal darauf hingewiesen. Ja, ja die Analytiker! Hahaha! Zum Glück habe ich mir keinen Pitbull-Terrier zugelegt, wie hätte er das dann interpretiert, obwohl ich bis jetzt viele nette, friedliche sog. "Kampfhunde" getroffen habe. Hierbei wären wir wieder beim Misanthropen. Ich beginne, mich auch im Kreis zu drehen.

Bevor ich noch mehr Unsinn schreibe, gehe ich erst 'mal mit der kleinen Lebensversicherung spazieren.

Viele liebe Grüße
Annie

[Xenia]

Guten Morgen!

Ich bin gerade mal ein wenig wach und frühstücke. Wahrscheinlich lege ich mich danach aber wieder hin. Heute ist so ein Sonntag, wie ich ihn nicht mag. Nichts zu tun (außer BEwerbung schreiben...), meine Freundin hat keine Zeit, und ich bin nicht so gut drauf. Solche Tage verbringe ich meistens schlafend, auch wenn ich ab einem gewissen Zeitpunkt nachhelfen muß. Ich weiß aber einfach nichts mit mir anzufangen, so einfach ist das...

Was macht Ihr eigentlich an solchen Tagen? An denen Ihr schlecht drauf seid und niemand Zeit hat, Ihr also vollkommen auf Euch allein gestellt seid? Ich finde es sehr schwer, dann etwas Vernünftiges zu tun. Weil ich gar nicht die Ideen bekomme, was ich tun könnte außer schlafen in die Luft starren...

Ja, Basel, das rutscht immer weiter in die Vergessenheit.

Ich muß heute endlich mal meinen Eltern eine e-mail schicken. Ich habe nämlich keine Lust, mit denen zu telefonieren. Aber ich muß ihnen irgendwie sagen, daß ich Geld brauche. Naja, vielleicht rufe ich doch lieber an... Ja, das mache ich jetzt schnell mal. Danach schreibe ich dann weiter.

So, das wäre erledigt. Meine Eltern sind vor drei Wochen umgezogen, die Wohnung, in der sei vorher gewohnt haben, wird nämlich von grund auf saniert. Deshalb wohnen sie jetzt für diese Zeit in einem Haus in einem anderen Stadtteil. Und das witzige (?) ist, daß sie jetzt in der gleichen Straße wohnen, in der mein bester Freund, der sich das Leben genommen hat, auch gewohnt hat. Ich muß mal hinfahren, ich glaube aber, daß sie entweder in diesem Haus und in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnen... Komisches Gefühl. In dessen Haus sind nämlich drei Menschen gestorben, die Mutter hat sich auf dem Dachboden erhängt, mein Freund hat sie finden "dürfen", als er ca. fünf Jahre alt war, sein Vater hat im mittleren Stockwerk einen Herzinfarkt bekommen, als mein Freund gerade in seinem Stockwerk telefoniert hat und mein Freund selbst hat sich im Keller erhängt... Gruselig, ehrlich. Naja, ist schon lange her. Tut trotzdem manchmal noch ziemlich weh...

So, bis später, schwingt mal Eure faulen Finger in die Tasten, daß ich was zu Lesen habe später!!!

Liebe Grüße, Xenia

[Xenia]

Ich hab's geschafft: Mein Bewerbungsschreiben kann zur Post. War 'ne schwere Geburt. Vor allem meinen Lebenslauf neu zu schreiben hat mich total genervt. Bis man das so hingekriegt, daß es nach etwas aussieht und dann noch taktisch arbeitet, daß meine dreijährige Lücke nicht so auffällt... Das kostet echt Zeit und Nerven! Vor allem habe ich es diesmal auch noch auf eine ganz neue Art gemacht: ich habe eine "Anlage zum Lebenslauf" geschrieben und dort meine bisherigen Kenntnisse in der Forensik aufgezählt. Hoffentlich habe ich nichts vergessen. Aber eigentlich dürfte es ja jetzt nicht mehr schiefgehen, nachdem ich die mündliche Zusage habe. Und in meiner Bewerbung findet sich auch nichts neues, das die Verwaltung dort davon abhalten könnte, mir das Praktikum zu erlauben. Aber ich denke, daß jeder in meiner Situation aufgeregt wäre und sich Mühe geben würde beim Schreiben der Bewerbung. Als ich diese "Anlage zum Lebenslauf" geschrieben habe, habe ich mir überlegt, daß ich sie auch noch nach Bern maile. Vielleicht kann ich die Uni ja damit überzeugen, daß sie mich doch noch nehmen. Ich hatte mir auch überlegt, nach einer Aufnahmeprüfung zu fragen. Dann würde ich meinetwegen in der nächsten Zeit lernen wie'ne Verrückte, aber wenn es was bringt...

Warum laßt Ihr nur noch so selten was von Euch hören? Liegt das an mir?

Bis bald, melde mich bestimmt nochmal heute, Eure Xenia