Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

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mitosa
Beiträge: 3
Registriert: 21. Okt 2014, 17:55

Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

Beitrag von mitosa »

Hallo Ihr Lieben,

es kostet mich extrem große Überwindungen zu schreiben denn schon allein wenn ich damit anfange, bekomme ich schon wieder Herzrasen und Panikattaken. Ich habe letztes Jahr im Januar die Diagnose für ein Burnout...naja jedenfalls alles was damit zusammenhängt (Angstzustände, Panikattaken, Herzrasen, hoher Blutdruck, Schlaflosigkeit, Magenbeschwerden, Kribbeln im linken Arm) bekommen und nach einem halben Jahr inkl. Verlust meiner langjährigen Arbeit (auf eigenen Wunsch), wollte ich nun wieder voll durchstarten. Habe mir leider schon allein mit der Arbeitssuche extremen Stress gemacht. In der Zwischenzeit, sage und schreibe 5 Jobangebote gehabt und leider für mich festgestellt, dass fast alles noch nicht zu bewältigen war. Vom Pensum her und auch von den Anforderungen. Auf 3 Arbeitsstellen bin ich sofort nach zwei bis einer Woche Einarbeitung für andere, die Kranken- oder Urlaubsvertretung gewesen und musste somit den Job für andere und meinen eigenen bewältigen. Ich habs nicht geschafft, es war mir einfach nach dieser schweren Zeit zuviel. Nun habe ich etwas gefunden was mir einigermaßen Freude bereitet und auch nur für ein paar Stunden, nun herrscht dort Zickenkrieg (damit kann ich irgenwie gar nicht umgehen, hatte ich noch nie) und der Vertrag ist wieder nur befristet. Nun setze ich mich wieder so unter Druck...Zweifle ständig an mir selber, bin total müde, nach meinen 5 Std Arbeit und völlig fertig...nur am Grübeln, kann diese tausend Gedanken nicht ausschalten. Bin wie ein Duracell Hase den ganzen Tag über, muss immer in Action und Bewegung sein ständig was tun, kann nicht stillsitzen, aber wenn ich dann zu Hause bin, wie gesagt total fertig und dann kommen die ganzen Gedanken. Ich kann mich nicht ablenken, ich schaffe es nicht. Ich nehme auch keine Medis und die Therapie habe ich nicht beendet. Der Therapeut hat mir nichts gesagt, was ich selber nicht schon wusste...da hatte ich einfach keine Lust drauf. Es war für mich vertane Zeit. Wie handhabt ihr das? Macht ihr Therapien? Bringen die Euch was? Nehmt ihr Medikamente? Ich habe diese abgesetzt, da ich selber gemerkt habe, dass ich davon benommen war und die eigentliche Ursache nicht abgestellt war, Gedanken habe ich mir trotzdem gemacht. Ich fühle mich minderwertig zu fett zu hässlich und dann zweifle ich auch so an meiner Arbeitsleistung... manchmal ist es schlechter manchmal besser, aber es gibt eben auch diesen verdammten Tage wo man ohne ersichtlichen Grund ständig anfängt zu heulen und das war gestern. Ich traue mir nicht mit irgendwem darüber zu reden, man will niemanden belästigen ...ich bin es eigentlich, die sich immer nur die Probleme von anderen anhört...ich selber gebe das nie zu ...und dann sagt man sich immer, es gibt Menschen, denen geht es körperlich weitaus schlechter..steht es einem überhaupt zu, zu jammern? Aber ich möchte auch gernmal aufgebaut werden und es täte gut, mal zu hören, wenn es Leute gibt, denen es auch so geht. Ich kann irgendwie nichtmehr und fürchte, ich werde nie wieder zu 100 Prozent so funktionieren wie vor dem Burnout...ich schaffe das nicht mehr...leider. Danke euch fürs Zuhören... :oops:
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

Beitrag von Katerle »

Hallo mitosa,

kann ich gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Bevor ich krank wurde, war ich auch immer für alle anderen da und für deren Probleme offen, stand hilfreich zur Seite.
Das mit dem Zickenkrieg kann schon belastend sein, aber ich denke, bei dir kommt noch viel mehr zusammen.
Auch ich war zwischendurch mal in einer Phase, wo ich mit den Medikamenten aufgehört hatte und nicht mehr zu meinem Psychaiter/Neurologen gegangen war und meine Therapie abbrach. Ich fühlte mich total gefangen in einer schwierigen Situation. Ausserdem wollte ich es gerne alleine schaffen. Angehörige hatten sich damals darüber lustig gemacht, dass ich professionelle Hilfe in Anspruch nahm und ich wurde einfach abgestempelt und fühlte mich damit echt schlecht. Unterstützung hatte ich in der Hinsicht auch nicht von meinem Partner erfahren, was es mir auch nicht möglich machte, über meine Gedanken, überhaupt über Probleme zu reden, obwohl ich anfangs noch meine Meinung äußerte. Fand aber nie Gehör und fühlte mich somit mit meiner Erkrankung im Stich gelassen. Es wurde einfach alles abgetan und als geklärt hingestellt. Aber das war es nicht. Meine SM versuchte mir auch noch das Leben zur Hölle zu machen, als sie erfuhr, dass ich berentet wurde. Da fiel sie aus allen Wolken. Was ich dabei auch vermisste, dass sich mein M. hinter seine Mutter stellte...

Irgendwann fasste ich dann wieder Mut und ging weiter zur Therapie, denn ich sagte mir ganz einfach, ich tue das für mich, egal was die Anderen dazu meinen. Nach einem Klinikaufenthalt musste ich ja erneut wieder zu meinem Psychiater, weil ich ja auf Depotspritzen eingestellt wurde. Und ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein. Als vertane Zeit empfinde ich meine Therapie nicht. Ganz im Gegenteil, ich gehe sehr gerne hin und meistens notiere ich mir, was ich alles ansprechen will. Somit nutze ich jede Stunde, auch wenn ich nur noch in größeren Abständen zu meiner Therapeutin gehe. Es tut mir gut und das zählt. Fühle mich auch in vielen Sachen bestätigt. Wir kommen immer auf einen gemeinsamen Nenner. Freue mich, dass sie für mich da ist. Wenn mal was dringendes ist, darf ich meine Therapeutin auch anrufen und als es mir sehr schlecht ging, hatte ich das auch schon mal genutzt. Schön, dass sie mir mit Rat und Tat zur Seite steht, bin sehr dankbar darüber.

An deiner Stelle würde ich mich erneut in Therapie begeben, schon um die Ursache herauszufinden, warum es dir so schlecht geht. Denke erstmal an dich, ich weiß, das ist nicht immer leicht, wenn man immer für Andere da war. Auch ich musste das lernen. Manchmal benötigt man aber begleitend dazu auch Medikamente, was aber nicht heißt, dass man sie für den Rest seines Lebens immer nehmen muss. Mir ging es damals genauso, wollte niemenaden belästigen, konnte aber gut andere Probleme aufnehmen und dann kam noch hinzu, dass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, Hilfe anzunehmen, bis ich zusammenbrach. War ich ja eigentlich immer jemand, der anderen geholfen hatte. Und irgendwie musste ich mir auch immer selbst helfen, wenn es mir schlecht ging. Hatte mich immer stark gezeigt nach aussen hin, aber ich denke schon, dass es einem auch mal zusteht, zu jammern.

Meine S. hatte ich damals das Erstemal zur Therapie begleitet und auch schon zum Arzt, als es ihr sehr schlecht ging und sie zusammengebrochen war...

Wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft.

Liebe Grüße
Katerle
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Mitosa,

Du bist nicht allein mit diesen GEdanken und Gefühlen. Es gehört einfach dazu und die Tatsache, einen Neustart versucht zu haben, der nicht gelungen ist, dürfte alles verstärkt haben. Das tut mir echt leid für Dich.

Die Therapie wird nur dann etwas bringen, wenn Du Dich darauf einlässt. Die Medikamenteneinstellung ist schwierig, nicht jedes Medi hilft jedem und da ist etwas Bastelei und Experimentiererei dabei. Ich habe mich sehr dagegen gesträubt, aber letztlich waren es Vorurteile, die irgendwo im Hinterkopf schmoren. Die heutigen ADs machen nicht abhängig, sondern helfen - nicht ohne Nebenwirkungen, aber es ist dann Abwägungssache, wie hoch der Leidensdruck ist.

Für mich war es so, dass der große Fortschritt erst über die Akzeptanz und über das Wissen der Symptome führt. Nichts hat mich so weit gebracht, wie die Wochen in der Tagesklinik. Dort habe ich eigentlich erst gelernt, mit der Krankheit umzugehen und sie als Teil von mir zu akzeptieren, der ruhig ist, sobald ich in der Lage bin, meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und mich selbst zu achten. Das hört sich komisch an, aber es ist auch schwer zu beschreiben, weil es eine Veränderung ist, die man nicht so einfach greifen kann. Auch dass dort Menschen mit ähnlichen Problemen sind, die gleiche Erfahrungen machen und sich nun in sicherer Atmosphäre ernst genommen fühlen - all das hilft enorm.
Mit "nur" Therapie wäre ich nicht (so schnell) an diesen Punkt gekommen.

Vielleicht wäre die Klinik oder Tagesklinik auch für dich mal eine Idee?

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

Beitrag von Katerle »

Schließe mich den Worten von Sonnenblume gerne an, denn Tagesklinik wäre auch eine gute Möglichkeit, habe damit auch nur positive Erfahrungen machen können.

Wünsche ganz viel Mut!
mitosa
Beiträge: 3
Registriert: 21. Okt 2014, 17:55

Re: Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

Beitrag von mitosa »

Hey ich danke euch für eure umfangreichen und lieben Worte. Wahrscheinlich habt ihr Recht. Ich war ja damals nichtmal in der Reha obwohl ich sollte. Was aber nicht möglich ist, da mein Mann die Woche über außerhalb arbeitet und ich mein Kind hier zu beaufsichtigen habe. Er ist schon 15 aber gerade das ist momentan ein sehr schwieriges Alter und Oma ist auch nicht greifbar und diese, welche hier in der Nähe ist, hatte auch eine schwere Erkrankung ist nicht mehr belastbar. Die Tagesklinik klingt gut, allerdings im Moment nicht zu realisieren, da ich ja arbeite und irgendwo im Hinterkopf die Hoffnung habe, vlt. doch übernommen zu werden. Es ist auch nicht unbedingt der Arbeitsstress bei mir. Damit kann ich gut umgehen. Es kamen vielen Dinge zueinander, die sich die Jahre über angehäuft haben. Eine nun mittlerweile überstanden gewerbliche Insolvenz...jeder der sich damit auskennt, weiß dass da auch alles andere mit dranhängt, die schwere Erkrankung meiner Schwiegermutti, wo ich wochenlang jeden Tag nach Arbeit auf die Intensivstation gefahren bin und im Anschluss habe ich ja auch noch meine beiden Kinder zu versorgen gehabt. Und dann auf Arbeit Außeinandersetzungen mit meinem Kollegen, der cholerisch veranlagt war und über Leichen gegangen ist. Nicht mir gegenüber, aber den anderen Kollegen gegenüber und ich habe mich immer für sie eingesetzt und mich vor sie gestellt und somit endete fast jeder Tag in einer Anbrüllerei...weil man mit ihm nicht ruhig reden konnte...das war der Grund weswegen ich da wegmusste...er wollte mich nicht gehen lassen, hat auch auf meine Meinung gehört und mich auch für vollgenommen, aber ich hatte dafür einfach keine Kraft mehr, diese ständigen Diskussionen haben mich kaputtgemacht und dann hatte man eine Lösung gefunden und diese wurde dann komplett wieder umgeschubst am darauffolgenden Tag und dafür so viele Nerven gelassen und nun bin ich da wo ich jetzt bin. War früher weisungsberechtigt und viel zu gutmütig, heute kann und ich will ich diese Verantwortung nicht mehr. Es tut auch gut, einfach mal alles aufzuschreiben. Man weiß ja im ersten Moment gar nicht was man hat, man kann nur nicht mehr und bei mir war es der Anfang mit dem extrem hohen Blutdruck und dass ich nicht mehr runtergekommen bin, gar nicht mehr auch nachts nicht und das macht auf die Dauer eben richtig krank. Und bei mir eben schlimm diese Gefühlsschwankungen heute gehts und morgen wieder das ganze Gegenteil...hach es ist einfach ein Teufelkreis
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

Beitrag von Katerle »

Eben mitlosa und weil du auch schon so vieles auf dich genommen hast an Verantwortung und gemeistert und es dir nicht so gut geht, wäre es empfehlenswert, auch mal was für dich zu tun, im Interesse deiner Gesundheit. Denn wie schnell ist man dann am Ende seiner Kräfte und es geht garnichts mehr. Soweit muss es nicht erst kommen. Vielleicht ginge doch ein Weg rein mit der Tagesklinik, denke nochmal darüber nach.

Liebe Grüße
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

Beitrag von timmie2002 »

hallo mitosa,

alle und alles ist wichtig: der mann, der sohn, die arbeit, der job? und du? wann fängst du an, dich wichtig zu nehmen? nimm es mir bitte nicht übel, dass ich so direkt bin. aber für mich war das einer der ersten schritte: zu lernen, dass ich mich wichtig nhemen muss. der lernprozess dauert noch immer an. aber nur so kannst du endlich etwas für dich tun.

katerle hat recht. wenn du so weitermachst, geht irgendwann gar nichts mehr. was willst du dann noch für deinen mann, deinen sohn und für die arbeit tun?


glg final
mitosa
Beiträge: 3
Registriert: 21. Okt 2014, 17:55

Re: Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle nach Burnout

Beitrag von mitosa »

Ihr seid echt lieb und ihr habt Recht. Ich setze mich auch selber unter Druck immer mit allem. Ich schaffe es nicht, das abzustellen. Aber Ihr bringt das schon dementsprechend auf den Punkt. Ich werde es versuchen...Nein ich MUSS etwas ändern...sonst kommt das wirklich so ABER meine Familie unterstützt mich wo sie kann, das kann ich auf alle Fälle sagen, die sagen das ja selber, dass ich mir mehr Zeit für mich nehmen soll und vor allem ruhiger werden muss. Danke Euch, es tut gut das mal von anderen zu hören. Mein Mann würde jetzt sagen, mir glaubste ja sowieso nicht.. :-)
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