fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Neisella
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fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Neisella »

Hallo zusammen,

ich heiße Denise, bin 28 Jahre alt und ganz neu hier. Eine Frage, die mich sehr beschäftigt, möchte ich gerne, trotz meiner frischen Anmeldung stellen.

Mein Partner, mit dem ich nun seit fast 2 Jahren zusammen bin, hat Anfang des Jahres schwere Depressionen diagnostiziert bekommen.

Mitte März kam es zu einem Selbstmordversuch. Er wurde stationär behandelt, ist seitdem mit Venlaflaxin eingestellt und hat nächste Woche endlich sein erstes Gespräch bei einem Psychologen. Soviel als kurze Vorgeschichte.

Ich würde euch gerne eine sehr intime Frage stellen. Vielleicht mag mir jemand darauf antworten:

Mein Partner und ich haben seit einigen Monaten nur sehr wenig Sex. Er sagt, dass er überhaupt keinen sexuellen Antrieb hat und dass dies wohl an den Tabletten liegt. Trotzdem bekomme ich mit, dass er sich heimlich Pornos anschaut und dazu, nun ja, Druck abbaut.

Es mag sich vielleicht kindisch anhören, aber mich verletzt das sehr. Ich habe kein Problem mit Masturbation oder Pornografie. Aber dass sich mein Partner lieber einen Porno anschaut, statt mit mir zu schlafen, macht mich fertig. Zumal er mir ja sagt, wenn ich mal wieder einen Versuch wage und er mich abblitzen lässt, dass er wegen der Tabletten überhaupt keine Lust und keinen Drang hat. Aber wieso dann Porno und Masturbation?

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich hier jemand dazu äußern kann/mag, auch wenn es ein sehr privates Thema ist.

Dafür schon mal vielen Dank im Voraus :-)
FrauRossi
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

Ich will dir nur eine kurze Antwort da lassen.

Ein Symptom in der Depression ist, dass man Nähe nicht mehr zulassen kann. Auch der Sexualtrieb ist gemindert.

Was du von deinem Partner möchtest ist Liebe Sex und Zärtlichkeit. Das kann er gerade nicht weil er eine Krankheit hat.

Was dein Partner macht, ist wie du es selbst treffend beschrieben hast: Druckabbau.

Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe und hat mit dir vermutlich nicht das geringste zu tun.

LG FrauRossi
Shaddow
Beiträge: 27
Registriert: 12. Sep 2014, 06:14

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Shaddow »

Hallo

Dies Nähe nicht mehr zulassen erschlägt mich langsam....
Beziehungsangst..Misstrauen...Hauthunger gestillt mehr kommt nicht in Frage.
Muss gestehn es gab emotionale Grausamkeit und körperliche Übergriffe in der Vergangenheit.
Ich hab da schon therapeutisch drüber gesprochen...und warte anscheinend auf ein Wunder..
Lerne jemand kennen...gut und schön..er möchte mehr...Beziehung..Partnerschaft....ich nicht.
Aber es kommt auch ein gewisser Ekel durch...den ich nicht deuten kann.
Dieses Verliebt sein..Euphorie..weg.
Jemand ins Herz zu lassen..meine Seele zu öffnen...ich hab Sie verschlossen...
Tja so rätsel ich an mir rum....
Druck abbauen ja...ständige Nähe...berührt zu werden...geküsst zu werden...nein.
missdi
Beiträge: 100
Registriert: 23. Dez 2005, 23:25

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von missdi »

Hallo Denise,

ich gehöre wie Shaddow zur Fraktion "Beziehungsangsthasen", ich kann überhaupt keine (intime) Nähe zulassen, zumindest wenn es mir schlecht geht. Da ich nicht in einer Beziehung lebe, kann ich mich also nicht so gut in Deinen Freund hineinversetzen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass mir körperliche Nähe, wenn ich das dann zulassen könnte, helfen würde gegen die Depression. Es hat sicher auch was damit zu tun, dass man sich schlecht fühlt, wenn man depressiv ist, auch unattraktiv (ich jedenfalls). Und für mich ist die Voraussetzung, mich körperlich zu öffnen, auch, dass ich mich einigermaßen mag, attraktiv finde. Dann ist es sicher einfacher, sich mit Pornos zu beschäftigen, da braucht man keine Angst zu haben, abgelehnt zu werden, zu versagen (gerade als Mann). Und außerdem kann er so ohne Angst austesten, ob seine Lust wirklich vollkommen verschwunden ist. Ich lebe wie gesagt in keiner Beziehung und habe manchmal die Befürchtung, dass da die Lust ohnehin verschwindet, wenn man nicht genug Anreize hat, aber jetzt in einer langen depressiven Phase fühle ich NULL Libido, vielleicht auch verstärkt durch mein Medikament. Obwohl ich keinen Partner habe, finde ich das sehr frustrierend, weil ich mich dadurch noch weniger lebendig fühle. Das nur meine Gedanken dazu...

Liebe Grüße
Missdi
lucky8
Beiträge: 477
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von lucky8 »

Liebe Denise,
ich lebe mit meinem Partner zusammen, der nach einer Psychose Depressionen bekommen hat und mit Venlafaxin behandelt wurde. Das erste Mal vor fast drei Jahren war in Richtung Liebe und Zärtlichkeit leider vollkommene Funkstille. Das hat sich erst nach ca. zwei Jahren wieder verbessert. Allerdings weiß ich nicht, ob er "Druckabbau" gebraucht hat, darüber haben wir nicht gesprochen. Nach einem Rückschlag vor einem halben Jahr und erneuter Medikation mit Venlafaxin ist es diesmal anders. Das Bedürfnis nach Zärtlichkeit ist da. Die Depression ist diesmal nicht so stark.
Was ich mit all dem sagen möchte, ich denke, es ist hauptsächlich die Krankheit, die keine Nähe zulässt und das Medikament tut ein übriges dazu. Zweifle nicht an dir, ich denke, wenn es ihm wieder besser geht, dann wird er wieder Nähe, Liebe und Zärtlichkeit mit dir zulassen. Auch wenn das Warten darauf sehr schwer ist.
Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld. Bei mir hat sich das Warten gelohnt.
Alles Liebe
lucky8
Busumo
Beiträge: 18
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Busumo »

Hallo Denise,

ich bin ein Mann und leide unter Depressionen und zwar schon seit längerer Zeit, im Moment geht es mir nicht gut und deshalb bin ich im Forum unterwegs. Ich möchte hier nur von mir sprechen und nicht von den Männern allgemein. Denn obwohl ich wegen der Medikamente impotent bin und sexuell nichts empfinde schaue ich mir Pornographie an. Das ist nur schwer zuerklären und Dir vielleicht unverständlich, aber für mich hat es viel mit dem Wunsch zu tun einfach zu funktionieren und mit Wehmut. Das Wort Wehmut trifft es am besten weil ich gerne funktionieren würde als Mann, als Partner, als sexueller Wesen. Ich wünsche mir sehr einfach so zu sein wie früher und wenn ich eine Frau sehe schaue ich ihr einfach nur wehmütig hinterher weil ich weiß das ich nicht fuktioniere. Das Schauen von Pornographie ist irgendwo ein Verdrängen von Trauer und Wut auf sich selbst, weil ich nicht funktioniere. Es macht mir keinen Spaß, es soll nur eine Illusion sein als Mann zu funktionieren.

Gib Dir nicht die Schuld für das Verhalten Deines Freundes und habe Verständnis für seinen Wunsch zu funktionieren. Mit dem Ende der Einnahme der Medikamente kommen auch die Gefühle zurück und die Freude an Sexualität zurück und Pornographie ist wie Fast Food, sie schmeckt fad und macht nicht satt.

Alles Gute
Busumo
Brummi59
Beiträge: 979
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Brummi59 »

Hallo Neisella,

auch ich bin ein Mann, bin depressiv (momentan sehr starke Phase) und nehme Venlafaxin (zeitweise in der nominalen Höchstdosis).
Mit der Nähe und Zärtlichkeit ist es so ein Ding. Bin ich alleine sehne ich mich danach, ist meine Partnerin da, hoffe ich das sie keinen Sex möchte. Das liegt nicht am Venlafaxin, da es trotz diesem Medikament noch klappt. Es liegt ganz klar an der Depression. Mir ist einfach Alles zu viel. Selbst eine Umarmung fällt da schwer.
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
meister
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von meister »

Ich hatte noch nie eine Beziehung dank meiner "sozialen Phobie" und der Sexualltrieb ist bei mir durch Medikamente weg. Ich könnte es auch gar nicht mehr ertragen wieder täglich "spitz" zu sein...
Mathias63
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Registriert: 17. Okt 2014, 10:09

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Mathias63 »

Hallo, ich bin neu hier und hoffe auch zu diesem Thema auf einen regen Erfahrungsaustausch.
Ich befinde mich momentan wieder in einer schwierigeren Fase der Depression.
Meine Sexualität ist schon längere Zeit ein Thema, welches mich zunehmend blockiert und runterzieht!
Ich lebe jetzt seit 2007 mit meiner Depression und bin seit 2010 zuhause ( leider in die Arbeitslosigkeit abgerutscht und warte seit längerem auf den Bescheid zu meinem Rentenantrag).
Ich nehme schon länger Elontriel 300mg. Leider geht es mir auch schon längere Zeit so, dass ich Probleme mit meiner Libido habe.
Auch ich schaue Pornos, kann wie hier im Forum aber schon beschrieben nicht viel dabei fühlen. Sex mit meiner Frau findet schon länger überhaupt nicht mehr statt. Dies liegt, und das ist mein nächstes Problem auch an der Lustlosigkeit meiner Frau ( Sie hatte eine schwierige Kindheit, wobei unser Sexleben in den früheren Jahren schon ok war!). Ich versuche eigentlich immer wieder das Thema anzusprechen und frage dann auch offen, ob es an mir liegt dass meine Frau keine Lust hat, was Sie aber dann immer bestreitet.
Trotz der schlechteren Fase momentan sehne ich mich nach Zärtlichkeit und Nähe. Auch hoffe ich immer, dass es dann auch mit dem Sex klappt!

Ihr wisst ja wie das ist, irgendwo sucht man nach ein wenig Freude am Leben, und wenn es nur für kurz ist!

Mich lähmt dieses Thema und ich denke auch, dass es meinen Weg aus der Depression erschwert.
Ich glaube, bei mir ist es größtenteils eine Kopfsache, und ich denke dass durch ein Funktionieren beim Sex sich auch mein Selbstwertgefühl wieder steigern würde, usw., usw. Aber diese Ungewissheit, ob es noch funktioniert, oder wieder funktionieren wird zermürbt mich. Was ich dazu noch erwähnen möchte, ich war schon beim Urologen und habe mir von meiner Psychiaterin ein Potenzmittel verschreiben lassen, welches ich leider nur im Selbstversuch getestet habe (erfolgreich).
Ich bin schon fast so weit, mir Zärtlichkeit und Sexuelle Befriedigung über Sexkontakte oder auch bezahlten Sex zu suchen um einfach diese Ungewissheit loszuwerden, dass es geht, und dann irgendwann auch ohne ein Mittelchen!
Momentan bin ich in keiner Therapie (seit Mai), denke aber darüber nach wieder einzusteigen. Aber leider ist es nun auch so, das ist zumindest mein Gefühl, dass dieses Thema für Ärzte und Therapeuten eher peinlich ist.
Nochmals zu meiner Beziehung, ich liebe meine Frau und kann mir ein Leben ohne Sie nicht vorstellen, weiß zur Zeit aber leider keinen Rat.

Über Reaktionen würde ich mich freuen.
Brummi59
Beiträge: 979
Registriert: 15. Aug 2014, 23:13

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Brummi59 »

Mathias63 hat geschrieben: Mich lähmt dieses Thema und ich denke auch, dass es meinen Weg aus der Depression erschwert.

Aber diese Ungewissheit, ob es noch funktioniert, oder wieder funktionieren wird zermürbt mich.
Dieses Thema erschwert sicher den Weg aus der Depression. Gerade jetzt wo ich mir wieder eine Nacht um die Ohren schlage, sehne ich mich nach normaler Zweisamkeit und gutem Sex. Das hält aber nur an, bis ich zur Tat schreiten müßte/ wollte. Dann kommen Versagensängste wegen der Medikamente dazu aber noch schlimmer: Dann, wenn die Möglichkeit da wäre, will ich keine Nähe, keine Zärtlichkeit, keinen Sex.
Auf Pornos brauche ich gar nicht erst zurück greifen. Die haben mich noch nie interessiert. Ich hoffe nur das sich dieser Zustand während der Therapie verbessert. Und dann würde ich zur Sicherheit auch zu Hilfsmittelchen greifen. Nichts ist für einen Mann schlimmer als ein Ausfall nach langer Durststrecke ;)
Liebe Grüße
Dieter

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payasa
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Registriert: 3. Sep 2014, 22:15

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von payasa »

Hallo Mathias,

du hast recht, das ist ein süffisantes Thema, aber mit Sicherheit auch eines, das angesprochen werden darf!!

Du schreibst: Ich liebe meine Frau und könnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Hm... und wieso kannst du mit dieser Frau nicht über deine momentane Befindlichkeit sprechen?? Wenn nicht mit der Frau, die du liebst - mit wem denn dann?? Lieber bezahlten "Versuchssex" als es mit der Frau, die du liebst zu probieren?? Sorry, das verstehe ich nicht so ganz - aber ich bin ja auch kein Mann *zwinker...

Also, aus meiner Sicht wäre es der größte Verrat, wenn du nicht mit mir sprechen würdest, sondern versuchen würdest, deine Probleme auf andere Art und mit wem anders zu "lösen". Das ist sicher.

Edit: Und nochwas... ok, auch aus Frauensicht: Vielleicht solltest du versuchen, dir den Druck zu nehmen, "können zu müssen". Vielleicht macht ihr aus, du und deine Frau, dass ihr zwar kuschelt und euch streichelt ABER kein Sex! Ihr müsst euch daran aber auch halten, auch wenn du dann können könntest. Eine ganze Weile würde ich das so versuchen und dann nach und nach erst Sex wieder zulassen. Wäre so eine Idee...
Liebe Grüße


Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.

Mutter Teresa
Mathias63
Beiträge: 3
Registriert: 17. Okt 2014, 10:09

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Mathias63 »

Hallo zusammen,
zuerst möchte ich mich für die Rückmeldungen bedanken.

Liebe payasa, vielleicht ist in meinem Beitrag manches etwas untergegengen (etwas wirre geschrieben), aber ich habe mit meiner Frau schon versucht offen zu reden. Sie weiß schon, dass ich dieses Verlangen und den Druck verspüre, und dass ich Pornos schaue und immer es immer wieder auch mit Selbsbefriedigung versuche Druck abzubauen. Aber leider hat Sie da eine totale Blockade. Gerade, wie du auch schreibst, war mein Vorschlag dahingehend es einfach nur mit Zärtlichkeit und Streicheln zu versuchen. Aber Sie kann sich darauf einfach nicht einlassen!
Das mit dem "Versuchssex", denke ich würde warscheinlich eh nicht klappen, habe das mit dem käuflichen Sex schon vor meiner Beziehung zu meiner Frau versucht, das ging damals schon in die "Hose"!! Ich bin da einfach zu sehr kopfgesteuert und brauche da auch die Sicherheit, das Vertrauen und die Zuneigung zu einem Partner.
Ich weiß nicht wie du damit umgehen würdest, so als Frau?

Leider ist es nun mal so, dass ich immer in solchen Fasen, wenns mir schlechter geht, verzweifelt nach Glücksmomenten suche.

Hallo Brummi59, du sprichst vieles an, was wohl den meisten von uns depressiven Männern wiederfährt. Das Verlangen ist groß, aber die Angst, der Selbstzweifel und das mangelnde Selbswertgefühl sind immer vorhanden und zermürben dich.
Das mit den Hilfsmittelchen ist auf alle Fälle ein Versuch wert. Es kann einem, gerade nach Misserfolen oder auch beim ersten mal nach längerer Zeit schon Druck nehmen. Man solltes dies, wenn man einen Partner hat, dann aber auch offen ansprechen.
Auch das habe ich mit meiner Frau besprochen und ihr offen gesagt, dass ich es mit ihr gerne ausprobieren wüde.

Liebe Grüße
sam1960
Beiträge: 142
Registriert: 10. Okt 2014, 11:48

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von sam1960 »

Neisella hat geschrieben: Aber dass sich mein Partner lieber einen Porno anschaut, statt mit mir zu schlafen, macht mich fertig. Zumal er mir ja sagt, wenn ich mal wieder einen Versuch wage und er mich abblitzen lässt,
Ich weiß nicht, wie es mit seiner Sexuellen Potenz aussieht. vielleicht macht er sich deswegen sorgen und möchte dieses Problem zunächst mit sich selbst ausmachen.

Dass er keine Lust hat scheint nicht zu stimmen, sonst würde er sich nicht selbst befriedigen. Aber vielleicht kann er die Lust nicht steuern, er hat womöglich Versagensängste. Und die geraten schnell in einen Teufelskreis. Wenn er einmal "versagt", dann hat er das nächste mal Sorge, dass es wieder passiert, und genau dann, wenn man darüber nachdenkt, dann passiert das, was nicht passieren sollte.

Zeige ihm dass Du Verständnis hast, auch wenn es mal "nicht so richtig" klappen sollte, nur so kannst Du ihm die Angst nehmen.

Ausserdem, es muss ja nicht unbedingt zum Geschlechtsverkehr kommen. Es gibt auch andere Praktiken, mit denen man sich wieder allmählich annähern kann.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
FönX
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von FönX »

Hallo, darf ich mal etwas vielleicht radikales Gedankengut einwerfen?

Pornografie ist eine Seuche! Eine "Droge", die auch schon mit Crack auf eine Stufe gestellt wurde. Auf der anderen Seite wird sie auch gerne als harmloser Zeitvertreib bagatellisiert.

Unlängst las ich folgendes:

Pornografie schadet Ehen und Familien, weil sie
- das Vertrauen, die Intimität und die Liebe in einer Beziehung untergräbt.
- Egoismus, emotionale Distanz und Unzufriedenheit mit dem Partner fördert.
- schädlichen sexuellen Fantasien und Begierden Vorschub leistet.
- dazu verleitet, dem Partner anstößige Sexualpraktiken aufzuzwingen.
- emotionale und körperliche Untreue fördert.


Ich glaube das.

Es wird nicht einfach sein, deinen Mann von der Schädlichkeit von Pornografie zu überzeugen. Aber ich wünsche es euch. Und wenn er etwas Distanz zu den Bildern bekommen hat, die im Moment in seinem Kopf herumschwirren werden, wird es auch mit eurer Sexualität wieder aufwärts gehen. Das würde auch seiner aus dem Takt geratenen Neurochemie helfen. Allein, was die Selbstachtung angeht.

Beste Wünsche und Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Katerle
Beiträge: 11309
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Katerle »

Hallo Neisella,

möchte mal versuchen, auch was dazu zu schreiben.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig es ist, in der Partnerschaft über Sexualität zu reden.

Versuch doch mal mit deinem Partner über deine Wünsche und Bedürfnisse in diesem Bereich zu sprechen und darüber, wie du dich dabei fühlst, wenn er sich Pornos anschaut.
Danach wartest du mal seine Meinung dazu ab.
Und dann wäre es vielleicht auch hilfreich, mal eine gewisse Zeit keinen S. zuzulassen, nur Zärtlichkeiten. Dann kommt auch wieder die Lust. Gut, ich schreibe das jetzt so einfach, für mich war das auch schwer umsetzbar, zumal ich schlimme Erfahrungen in meiner frühesten Kindheit in diesem Bereich machen musste und auch später..., so das ich immer der gehemmtere Teil bei dieser Thematik war. Kamen dann auch noch Dinge in meiner Partnerschaft dazu, die nicht in Ordnung waren und was sich auch nicht gerade positiv auf unser Sexleben auswirkte... Ausserdem fehlten mir auch die Gespräche in unserer Beziehung. Die Liebe bleibt lebendig, durch Gespräche und Sexualität...

Alles Gute
sam1960
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von sam1960 »

FönX hat geschrieben: Unlängst las ich folgendes:

Pornografie schadet Ehen und Familien, weil sie
- das Vertrauen, die Intimität und die Liebe in einer Beziehung untergräbt.
- Egoismus, emotionale Distanz und Unzufriedenheit mit dem Partner fördert.
- schädlichen sexuellen Fantasien und Begierden Vorschub leistet.
- dazu verleitet, dem Partner anstößige Sexualpraktiken aufzuzwingen.
- emotionale und körperliche Untreue fördert.
Ich möchte erst einmal fragen, wo ihr den Unterschied zwischen Pornographie und Sexvideos seht.

Sex ist das natürlichste der Welt und der Mensch ist die einzige Spezies, die so ein Drama darum macht.

Da wird Sex nur im „dunklen Kämmerlein“ praktiziert, und niemand darf es wissen.
Das ist ein Teufelskreis. Niemand spricht offen darüber, weil es ein Tabuthema ist und es bleibt ein Tabuthema, weil niemand darüber spricht.
Pornographie ist in meinen Augen die „Bildliche Aufzeichnung“ sexueller Handlungen, also eines natürlichen Verhaltens dass ein Lebewesen auf Erden zu Fortpflanzung praktiziert.
Es müssen ja nicht perverse, oder abartige Sexualpraktiken sein, denn die sehe ich wiederum als „anstößig“, um es milde auszudrücken.
Das Anschauen von Sexfilmen, (ich vermeide absichtlich das Wort Pornografie) kann bei jedem anders wirken. Bei einem wirkt es lustfördernd, bei anderen suggeriert es möglicherweise Leistungsdruck, nämlich dann, wenn der Zuschauer sich mit den Darstellern vergleicht und denkt, dass eine ständige Potenz und Lustbereitschaft „normal“ ist.

Aber die positive oder negative Wirkung muss jeder für sich selber beurteilen.
Wichtig ist aber, dass man darüber mit seinem Partner spricht.

Aus meiner Sicht: schöne nackte Frauenkörper finde ich anregend, aber "wildes Gerammel" (entschuldigt die direkte Aussprache) finde ich absolut abtörnend.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
payasa
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von payasa »

Wenn ich ganz ehrlich sein soll, muss ich sagen, über sexuelle Probleme in der Depression diskutiere ich mit - aber das ganze Gelaber mit Pornos und was weiß ich hat meiner Meinung nach hier gar nix zu suchen. Sorry!

Guckt euch an, was ihr wollt, so lange keiner keinem etwas tut ist doch alles in Ordnung! Aber der richtige Platz ist hier nicht, um sexuelle Vorlieben auszubreiten. Seh ich jedenfalls so.
Liebe Grüße


Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.

Mutter Teresa
sam1960
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Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von sam1960 »

Aber der richtige Platz ist hier nicht, um sexuelle Vorlieben auszubreiten.
payasa, ich gebe Dir Recht, ich glaube die Absicht hatte hier auch niemand.
es ging letztendlich darum, Pornos (Porno hört sich gleich so abwertend an.)
oder besser gesagt Sexvideos, nicht generell zu verteufeln.
Wenn´s für den Therapieerfolg nützlich ist, warum nicht, natürlich nur so lange nicht gegen Gesetze verstoßen wird (z.B. Kinderpornografie)

aber das Thema Porno sollten wir jetzt wirklich abhaken.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Lærke
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Registriert: 16. Jan 2014, 21:51

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Lærke »

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FönX
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Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von FönX »

Danke, Lærke. Sehr informativ, und ich glaube, das hilft jedem, den die Themenstellung interessiert.
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
krimi56
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Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von krimi56 »

Hallo FönX,

ein sehr guter Beitrag von dir.


@ Danke, Lærke, sage ich auch für diese informativen Links.

Ich hoffe, sie werden aufmerksam gelesen.

LG krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Katerle »

Da schließe ich mich krimi gerne an...
Lærke
Beiträge: 142
Registriert: 16. Jan 2014, 21:51

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Lærke »

Danke @ Fönix, Krimi und Katerle.

Und für den User Mathias63, der daran denkt, eine Frau zu kaufen, habe ich noch einen besonders schönen Link:

http://www.emma.de/artikel/traumatherap ... ion-317787" onclick="window.open(this.href);return false;

Mathias 63, Du hast viel Empathie für Deine Befindlichkeiten, wie wäre es mit etwas Empathie für Dein Gegenüber?

LG, Lærke
Katerle
Beiträge: 11309
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Katerle »

@ Matthias

Auf jedem Fall wirken sich frühere Erfahrungen aus der Kindheit auf die Sexualität in der Partnerschaft aus. Und du hattest ja auch geschrieben, dass es früher schonmal besser mt eurem Sexleben lief. Gehst du vielleicht zu wenig auf ihre sexuellen Wünsche ein? Über Wünsche konnte ich auch nicht reden und mich so richtig fallen lassen auch nicht. Das war aber nicht, dass ich keine Lust hatte, schließlich waren wir ja mal ineinander verliebt und später wünschten wir uns Kinder. Ich muss aber dazu sagen, ganz am Anfang unserer Beziehung gabe es länger gar keinen Sex, weil ich Angst davor hatte. Und als ich früher mal einen Freund hatte in meiner Jugend und es mir zu nah wurde, dann machte ich mit ihm Schluss. So erging es mir auch mit meinem P., aber wir kamen dann doch wieder zusammen.
Sexualität ist aber nicht alles. Gespräche sind auch wichtig.

Hast du vielleicht mal daran gedacht, einen Sexualtherapeuten zusammen mit deiner Frau aufzusuchen? Sowas wäre wohl besser, als Pornos, Sexkontakte oder bezahlter Sex...

Liebe Grüße
Katerle
Beiträge: 11309
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: fehlender Sexualtrieb vs. Pornografie

Beitrag von Katerle »

Und überhaupt, Pornos wirken auf mich abstoßend, schaue ich mir garnicht erst an und wenn ich daran denke, dass sowas zu Gewaltzwecken bei Kindern genutzt wird, dann bekomme ich eine Gänsehaut und es macht mich gleichzeitig wütend und traurig... Ich wünschte mir auch, Sexualität als was Schönes zu erleben, leider hatte ich auch Gefühle von Abscheu und Ekel empfunden... Vielleicht hat ja sowas auch jemand ähnlich erlebt... Und das hat ja auch alles seine Ursache...
Hinzu kommt noch, dass ich im Laufe der Jahre einen Dusch-Badezwang entwickelt habe, was zwar schon besser geworden ist, es aber noch manchmal am Tage noch zu oft vorkommt...

Nachdenkliche Grüße
Gesperrt