Klinik Ja oder Nein?

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Kopflos_85
Beiträge: 11
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Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von Kopflos_85 »

Hallo zusammen..

ich habe die Zusage zu einer Klinik bekommen die 500 km weiter weg ist. Ich habe Angst dorthin zu gehen und bin mir so unsicher ob ich es wirklich machen soll.

Kurz zu meiner Person:

- Depression schon seit 4 Jahren
- habe im Juli meinen Job verloren weil ich nicht mehr in der Lage war zu arbeiten
- seit Juli habe ich den Klinikaufenthalt beantragt und hatte sehr sehr schwierige Phasen (die Wartezeit hat mich sehr angestrengt)
- nun nachdem ich beschlossen hatte mit Yoga anzufangen und jetzt sogar einen Praktikumsplatz bekommen habe (für das was ich schon immer mal machen wollte, Hundetrainer in einer Hundepension) bekam ich nun jetzt für nächste Woche die Aufnahmebestätigung.
Werde morgen in der Hundebetreuung anfangen..es hat mich sehr viel Kraft gekostet diesen Schritt zu wagen....ich weiß nicht was ich machen soll...ich merke nur wie mein Körper kämpft...jeden Tag...hab nur die Hoffnung es wird besser wenn ich das mache was mir Spass macht (mit Hunden arbeiten) aaaaaaber reicht das aus?
Ich bin so hin und her gerissen...Wenn ich mit der Chefin von der Hundebetreuung offen darüber rede, habe ich vielleicht die Chance nach der Klinik da anzufangen...auf der anderen Seite bezweifle ich das ein Klinikaufenthalt sinnvoll für mich ist, oder ist es nur die Angst vor dem Unbekannten?
Hat jmd Erfahrungen mit Klinikaufenthalten?
Wenn die als allererstes mir Tabletten aufschwätzen wollen, ohne mich richtig anzuhören dann geh ich wieder...die Zeit habe ich hintermir!
Lg
Katerle
Beiträge: 11379
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von Katerle »

Hallo kopflos,

kann deine Angst nachvollziehen, mir ging das auch immer so vor Klinikaufenthalten. Aber ich hatte mich dann überwunden dorthin zu gehen und es hatte mich immer ein Stückchen wieter nach vorne gebracht. Besonders die Rehaklinik hatte mir sehr gutgetan. Dort hatte ich einen Yogakurs mitmachen können und Qigong oder andere Maßnahmen, wie Massagen, Bäder und Krafttraining. Ich hatte allerdings mit ziemlichen Ängsten zu kämpfen dort im Speisesaal. Abere s wurde dann mit der Zeit besser.

Medikamente hatte ich dort auch bekommen, aber mit ärztlicher Absprache konnten die wieder abgesetzt werden.

Seit längerer Zeit bin ich wieder auf Medikamente eingestellt wurden in meiner Umgebung, aber mir gehts dadurch nicht schlechter.

Was für eine Klinik ist das denn?

Am Besten ist, ohne irgendwelche Vorurteile in die Klinik zu gehen. Auf jedem Fall ist es die Angst vor dem Unbekannten, ist ja alles neu dort, was auf einen einströmt. Aber du wirst mit der Zeit feststellen, dass dir das was bringt.

Ich war zum Beispiel in einer stationären Psychotherapie und hatte dort in der Gruppe das Autogene Training erlernt, vor längerer Zeit, was ich bis heute auch zu Hause weitermache, ebenfalls Yoga und Fahrradfahren, Spaziergänge. Einfach Dinge, die mir guttun.

Wünsche dir alles Gute und vor allem Mut zu diesem Schritt!

Herzliche Grüße
Katerle
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Kopflos,

ich habe mir aus diesem Grund eine Tagesklinik gesucht, so dass ich immer wieder in mein Umfeld zurück konnte. Was ich dabei nicht bedacht hatte, war, dass dies doppelt anstrengend war. Fahrtwege und "umschalten" belasteten da arg, von daher würde ich es mir inzwischen zweimal überlegen.

Das "Zudröhnen" macht glaube ich kaum eine Klinik mehr, die Tendenz geht zu Therapie, Sport und künstlerischen Anregungen sowie Entspannung. Eine Wohlfühloase, die du auch brauchst, weil in der Therapie natürlich "gearbeitet" wird.

Hilft dir vielleicht der Gedanke, dass du freiwillig in der Klinik bist und jederzeit nach Hause fahren kannst? Eine coole Geschichte - Hundetrainer - ich könnte mir vorstellen, dass diese Arbeit - viel draußen, mit Hunden, die dich so nehmen, wie du bist, richtig guttut. mit der Chefin reden? Für mich war Ehrlichkeit immer das A und O, ich habe allerdings auch NUR gute Erfahrungen damit gemacht.
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Kopflos_85
Beiträge: 11
Registriert: 2. Mai 2014, 17:47

Re: Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von Kopflos_85 »

Hallo Katerle,
hallo Sonnenblume...
vielen Dank für euren Zuspruch. Seitdem ich die Zusage bekommen habe, geht es mir sehr schlecht. Ich habe nur noch geweint und war sehr kraftlos. Jetzt wo es ernst wird und es für mich so anfühlt als hätte ich versagt. Ich weiß ich darf es nicht so sehen. Ich denke ich muss mir auch eingestehen, dass ich mir da nicht selbst raushelfen kann:(
Das was ihr erzählt, klingt ja eigentlich ganz gut. Das ist eine Psychosomatische Klinik in den Alpen. Ich mein ich kann jederzeit gehen, wenn ich möchte. Ist halt die Distanz zur Heimat, die mir auch noch mehr Angst macht. Ich werde aufjedenfall mein Hund schwer vermissen und ich weiß, dass es für ihn auch hart ist.
Ich glaube, dass ich dort lerne mal auf mich zu achten. In meiner Welt, komme ich eigentlich immer als letztes.

Ich werde morgen mal mit meiner Chefin reden. Ich wollte schon immer mit Hunden arbeiten und am Montag hab ich dann einfach mal die Initiative ergriffen. Musste die Hundebetreuerin schon sehr überreden weil sie eigentlich niemanden braucht. Ich denke auch, dass man mit der Wahrheit am besten fährt.

Hat euch die Klinik geholfen? Ging es euch danach deutlich besser?
Lg
Katerle
Beiträge: 11379
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von Katerle »

@ kopflos

Stelle ich mir echt schön vor, in den Alpen.
Es ist schon so, dass man sich so fühlt, als hätte man versagt. Und es ist auch wichtig, zu erkennen, dass man sich da nicht selbst raushelfen kann und sich das eingestehen muss. War ich ja eigentlich immer jemand, der anderen gut helfen konnte.
Kann dir gut nachfühlen, wie sehr du deinen Hund vermissen wirst, ich hatte meine Kinder auch immer sehr vermisst, aber ich musste erst wieder zu Kräften kommen. Daher tat mir der Abstand zu allem erstmal ganz gut, weil ich ganz viel Ruhe brauchte. In der psysomatischen Reha lernte ich auch, mehr auf mich zu achten un das tat sehr gut, dass ich mich dort erholen konnte. Auch die Umgebung dort war sehr wohltuend für mich gewesen, ich durfte das dann später noch einmal wiederholen. Mir hatte der Klinikaufenthalt sehr gut getan, auch wenn ich jetzt nicht gesund entlassen werden konnte. Die Leute (Ärzte, Therapeuten, Schwestern und alle anderen Mitarbeiter waren alle sehr nett, der menschliche Umgang dort hatte mir sehr gutgetan.

LG
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von Sonnenblume14 »

ja, so ähnlich wie Katerle würde ich es auch beschreiben. Meine Vorstellungen von dem, was die Klinik leisten sollte (mach mir mal die Depressionen weg), waren völlig überzogen. Das wurde mir auch sofort gesagt. Du lernst, auf Dich zu achten, Anzeichen zu erkennen und darauf zu reagieren. Du bekommst Zeit, darüber nachzudenken, wie Du Dein Leben verändern kannst, dern ICH-Anteil vergrößern.

Leider kollidiert das mit den eingefahrenen Verhaltensmustern. Das ändert sich nicht in 3, 4, oder wie in meinem Fall, 7 Wochen.Das ist ein Kampf über Monate, womöglich Jahre, wobei der Verlauf schwächer werden dürfte, je mehr man "sein" Konzept annimmt und umsetzt.

Auf jeden Fall war die Zeit eine Bereicherung. Die Therapien waren intensiver als die ambulante, zeigten auch mal eine noch andere Sichtweise. Ich habe auch einen anderen Blick für die Dinge bekommen, sehe Kleinigkeiten, kann mich an Details erfreuen, an denen ich sonst achtlos vorübergegangen wäre. Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte und würde nicht zögern, noch einmal dorthin zu gehen.

Die Ängste vorher hatte ich übrigens auch, das war zeitweise total schlimm, weil ich dachte, ich schaffe das nicht. Aber in der Klinik sind normalerweise immer Menschen, die Dir in einem Tief beistehen. Schwierig war für mich die Zeit danach, als ich plötzlich wieder mit einer Therapeistunde pro Woche klarkommen musste. Aber das waren einige Tage.

Ich war nach der Klinik noch 6 Wochen arbeitsunfähig und habe jetzt langsam angefangen zu arbeiten. Es gibt mal bessere und mal schlechtere Tage - aber die Einbrücke sind kürzer und nicht mehr ganz so tief.
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Kopflos_85
Beiträge: 11
Registriert: 2. Mai 2014, 17:47

Re: Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von Kopflos_85 »

danke für eure lieben Worte...ich werde es durchziehen und mich vielleicht hoffentlich ein wenig besser fühlen...es wird komisch und nicht einfach sein aber wie ihr schon gesagt habt...ich muss anfangen auf mich zu achten und alles andere wird hinten angestellt.
Ich wünsche euch auch viel Kraft und Energie!

Lg
Katerle
Beiträge: 11379
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von Katerle »

Hey kopflos,

gerne und stark, dass du es durchziehen möchtest. Einfach wird es wirklich nicht, aber es ist ein Weg in die richtige Richtung und ich wünsche dir auch ganz viel Kraft dazu und viel Erfolg!

Herzliche Grüße
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: Klinik Ja oder Nein?

Beitrag von BunteWolke »

Hallo Kopflos,

im Mai 2012 meinte eine Freundin zu mir: "Und wenn du mal in Kur gehst?" Ich habe ziemlich harsch geantwortet: "Spinnst du, ich bin als Kind schon nicht gerne auf Klassenfahrt gefahren!"
Im Juli 2012 sagte meine (neue) Hausärztin, als ich nur noch Haut- und Knochen war und mich kaum auf den Beinen halten konnte: "Entweder gehen Sie in eine Klinik, oder suchen sich einen neuen Arzt!" Danach habe ich 24 Stunden geheult und saß am nächsten Tag bei ihr und meinte kleinlaut: "Okay, rufen sie für mich dort an."
Am 20.08.12 bin ich in eine psychosomatische Klinik und ab da ging es Stück für Stück aufwärts.
Ich würde jederzeit wieder diesen Weg gehen. Er war ungemein hart, aber wichtig für mich. Danach habe ich noch ein Jahr eine ambulante Therapie durchlaufen.

Ich habe übrigens keine Medikamente genommen, obwohl sie mir bereits am 3. Tag in der Klinik angeboten wurden. Ich wollte das nicht und das wurde auch akzeptiert.

Die Tage bevor ich "eingerückt" bin, waren für mich auch schlimm und als ich dort war, habe ich erst mal nur geheult. Also unwohle Gefühle sind wohl ganz normal.

Ich wünsche dir alles Gute!
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
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