Depression, Familie und Gewalt

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Anni70
Beiträge: 1
Registriert: 16. Feb 2014, 19:53

Depression, Familie und Gewalt

Beitrag von Anni70 »

Ich weiß nicht mehr weiter. Mein Mann ist stark depressiv. Hat Minderwertigkeitskomplexe, Selbstmordgedanken. Droht der ganzen Familie. Im nächsten Moment tut ihm wieder alles leid in er ist der liebste Ehemann und Familienvater der Welt.
Einmal habe ich es geschafft ihn zum Arzt zu bringen. Er hat sogar eine Einweisung bekommen, doch der blöde Psychiater hat ihm noch am selben Tag wieder nach Hause geschickt mit einer Bescheinigung in der steht, dass er kerngesund sei. Schuld sind nur die Ehefrau, die Kinder, die Arbeitskollegen und alle Anderen die ihn so stressen. Genauso hat er es nämlich dem Arzt erzählt und der ist voll darauf reingefallen. Der Arzt hat sich gerademal 10 Minuten mit ihm unterhalten.
Die Kinder und ich leiden sehr unter dieser Situation. Beim geringsten Anlass rastet er aus, Schreit wie wild herum, und wirft Sachen durch die Wohnung. Ich denke ernsthaft über Scheidung nach. Er fühlt sich ständig hintergangen und denkt jeder wäre gegen ihn, aber das ist gar nicht so.
Angela1980
Beiträge: 82
Registriert: 12. Jul 2012, 23:08

Re: Depression, Familie und Gewalt

Beitrag von Angela1980 »

[quote="Anni70"]Einmal habe ich es geschafft ihn zum Arzt zu bringen. Er hat sogar eine Einweisung bekommen, doch der blöde Psychiater hat ihm noch am selben Tag wieder nach Hause geschickt [/quote]

einer der beiden hat da dann wohl eine fehlentscheidung getroffen, sehr wahrscheinlich der psycho.
du solltest sofort über diese "fehlentscheidung" mit dem ARZT sprechen der ihn eingewiesen hat,
dieser wird dann schon andere möglichkeiten aufzeigen bzw. ergreifen.

Angela
"Wenn es keine Menschen gäbe, gäbe es keine Wirtschaft.

Folglich ist die Wirtschaft für den Menschen da und nicht umgekehrt."



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Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression, Familie und Gewalt

Beitrag von Katerle »

Hallo liebes Forum,

ich habe mich entschlossen, hier zu schreiben, um mich mit evtl. mit anderen auszutauschen, die vielleicht ähnliches erfahren haben.
Sind schon seit längerer Zeit verheiratet, haben Kinder, die bereits eigene Wege gehen. Damals ging es mir nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter sehr schlecht (endogene Depression), körperlich als auch seelisch und begab mich in Behandlung. Davor war ich immer für alle da gewesen, war auch berufstätig. Jedenfalls ging ich dann auf Anraten meines Arztes in die Klinik. Weitere Klinikaufenthalte folgten. Mir ist ganz klar, dass dies auch keine einfache Situation für Angehörige darstellt. Aber als ich aus der Klinik wieder raus kam, behandelten mich einige nicht so gut. Es kam mal zu einem heftigen Streit, weil ich meine Meinung sagte und mein M. damit nicht zurechtkam und er ging auf mich los..., hatte mich heftig geschlagen, dass meine Lippe blutete und mein Kopf schmerzte. Ich wehrte mich mit Händen und Füssen. Zum Glück war das nur einmal vorgekommen, aber ich denke einmal ist schon zu viel... Meine Schwiegermutter und er verstanden nicht, dass ich erwerbsunfähig berentet wurde und sie versuchte mir ständig ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich musste mich für alles rechtfertigen. Dann wurde ich wie eine Idiotin behandelt, weil ich in der Psychiatrie landete, bzw. in einer stationären Psychotherapie, später in einer psychosomatischen Reha, was mir ganz gutgetan hatte, weil ich Ängste und körperliche Beschwerden hatte.
Später ging mein M. weiter nicht gut mit mir um. Ich wurde nur als "faul" abgestempelt und runtergemacht, manchmal auch vor den Kids, obwohl ich mich sonst um alles kümmerte, Haushalt, Schule, Hausaufgaben oder wenn die Kids mal krank waren. Es gab mal eine Zeit, da wurde ich auch finanziell total knapp gehalten, konnte mir nicht mal nen Fahrschein leisten oder wenn ich mal telefonieren wollte... Ausserdem verbrauchte ich nach denen ihrer Ansicht zuviel Wasser und Strom, dabei kochte und waschte ich ja für alle... Wog damals nur noch 43 kg.

Ausserdem fühlte ich mich von meinem M. im Stich gelassen, mit meiner Erkrankung. Wenn er von der Arbeit kam, schlief er nur vor dem Fernseher ein und das war`s. Es gab keine Gespräche, nur Kritik und ich fühlte mich sehr einsam in meiner Beziehung. Dann ging e smir erneut schlechter und ich kam in die Klinik. Dort wurde uns eine Paartherapie empfohlen, wo mein M. auch mit dabei war. Aber da war er nur einmal mitgekommen, wieder ließ er mich hängen. Nun ging das Spiel weiter und ich hatte mich vor ca. 6 Jahren dazu entschlossen, mir ne kleine Wohnung zu nehmen, also mich räumlich zu trennen. Seitdem geht es besser, mir zumindest. Mein M. sagte damals zu mir, wehe wenn ich mich trenne... das machte mir widerum Angst, ausserdem war ich mal wieder nicht seiner Meinung und da meinte er, er würde sich aufhängen... o. a.
Mein M. war schonmal wegen ner Depression in therapeutischer Behandlung, die nur ca. 1 Jahr lang ging. Jetzt ging es ihm mal ziemlich schlecht und ich musste den Notarzt rufen, er kam auf die Wachstation wegen Vorhofflimmern. Dort wurde ihm eine OP vorgeschlagen. Inzwischen war er aber bei nem anderen Arzt und der meinte, man könnte auch medikamentös was machen. Demnächst erfährt er wie es weitergeht.
Wie gesagt, seit der räumlichen Trennung geht er mit mir nicht mehr so schlecht um. Weiß aber nicht, wie ich mich weiter verhalten soll. Ich habe jetzt immer Angst, er könnte erneut umkippen und ich bin nicht da...

Liebe Grüße
spike1
Beiträge: 7
Registriert: 17. Sep 2014, 23:28

Re: Depression, Familie und Gewalt

Beitrag von spike1 »

Hallo Katerle,
da weiss man gar nicht so recht, was man dir raten soll, bei der Vorgeschichte. Das ist ja so ziemlich das Schlimmste, körperliche Gewalt und zusätzlich psychische Manipulation durch deinen Partner. Du sagst, er behandelt dich seit der räumlichen Trennung etwas ``besser``. Ich hoffe, dass soll heißen, die Gewalt ist vorbei...ich wünsche es dir jedenfalls. Du kannst nichts daran ändern, falls etwas mit ihm passieren sollte, wenn du nicht dabei bist. Du kannst ja nur kurz den Raum verlassen und es ``kann`` etwas passieren! Darf ich fragen, ob du ihn täglich siehst? Kann es sein, dass er dich immer noch unter Druck setzen kann und will, mit der Diagnose, mit dem Vorfall (Notarzt) und was wäre wenn? Ich habe mich auch mal total durch einen Mann psychisch unter Druck setzen lassen, nicht mein jetziger Ehemann!!!, und zu körperlichen Gewaltausbrüchen ist es seinerseits auch gekommen, ich nehme an, ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst. Ich weiss nicht, wie nah ihr euch (noch)seid,vielleicht versuchst dich mehr auf dein Leben und dich zu konzentrieren, bei einer ewigen, Was-Kann-Passieren-Wenn-Einstellung, lebst du ja nur in ständiger Angst und Angespanntheit.....Entschuldige, wenn ich mich zu sehr eingemischt habe! Ich wünsche Dir alles Gute und viel Selbstbewusstsein!
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression, Familie und Gewalt

Beitrag von Katerle »

Hallo spike,

erstmal danke für deine Antwort.
Ja, seit der räumlichen Trennung ist es viel besser geworden. Es kommt keine Kritik mehr, sogar Lob und auch keine körperliche Gewalt. Später kam es mal wieder zu einem Streit und da flüchtete ich in ein anderes Zimmer, er folgte mir und forderte S. ein..., obwohl ich nein sagte...Ist aber auch schon einige Jahre her.

Da hast du recht, es kann immer was passieren. Nein, ich sehe ihn nur noch an den Wochenenden, seselten mal in der Woche. Unter Druck fühle ich mich jetzt nicht mehr gesetzt durch ihn. Tut mir leid, dass du auch ähnliches erfahren musstest...

Ja, das mache ich schon, mich mehr auf mich zu konzentrieren, allerdings als er vor ein paar Wochen plötzlich umfiel, da wollte ich nur noch helfen...

Gute Nacht und LG
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression, Familie und Gewalt

Beitrag von Katerle »

Ich fühlte mich durch meinen M. und seine Mutter noch zusätzlich in die Angst reingedrängt, so wie sich mir gegenüber verhalten hatte. Am Ende hatte ich mir kaum noch was zugetraut. Hatte immer Angst, nichts richtig zu machen. Als ich damals berentet wurde, reagierte meine Schwiegermutter auch mit Neid und weil ich äußerlich so gut aussah, verstanden sie erst recht nicht, dass ich erstmal nicht mehr arbeiten konnte in meinem Beruf, den ich sehr gerne gemacht hatte. Manchmal hatte ich echt das Gefühl, sie wollten mich in den Selbstmord treiben... Mir hatte das Verhalten von denen echt nicht gutgetan und ich hatte Mühe, mich nicht noch davon runterziehen zu lassen, damit meine ich, es war verdammt schwer, dem standdzuhalten...
Einmal reichte es mir und ich sagte zu seiner Mutter, ob sie denn Arzt sei, um das beurteilen zu können, dass ich berentet wurde. Da war sie dann ruhig. So stelle ich mir auf jedem Fall keine Unterstützung durch Angehörige vor. Mit Hilfe meiner Therapie hatte ich mir dann einen Abstand aufgebaut zu einigen in der Familie, wo ich das Gefühl hatte, dass sie mir nicht guttaten und war auf Distanz gegangen. Ich hatte schon damals Angst gehabt in meiner Kindheit und Jugend, aber was dann später noch hinzukam hatte meine Angst dann noch verstärkt... Mir hatte das auch sehr wehgetan, aber wie gesagt, inzwischen ist das alles besser geworden. Meine Schwiegermutter sagte dann noch eines Tages zu meiner Schwester, sie würde nicht verstehen, dass ich ihr gegenüber so distanziert wäre. War doch kein Wunder, wenn sie sich so mir gegenüber verhielt, oder? Es war ganz einfach zu meinem eigenen Schutz...

Liebe Grüße
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression, Familie und Gewalt

Beitrag von Katerle »

Über meine Erkrankung konnte ich in der Schwiegerfamilie überhaupt nicht reden, weil ich ja eh abgestempelt wurde. Fühlte mich somit im Stich gelassen, aber ich hatte noch ein paar Leute aus meiner Umgebung, die mich verstanden. Ausserdem hatte ich ja auch meine Therapeutin, durch die ich damals in die psychosomatische Rehaklinik kam, was mir insgesamt sehr gutgetan hatte.

Das war für mich schon sehr schmerzhaft, dass so zu erfahren, zumal ich einmal selbst beruflich mit kranken Menschen zutun hatte... Mich machte das auch traurig...
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression, Familie und Gewalt

Beitrag von Katerle »

Wütend natürlich auch...

Der Bruder meines M., wollte sich nicht scheiden lassen und meinte, sonst bringe er sich um..., zu seiner Frau. Mein M. hatte ja auch mal sowas zu mir gesagt, wehe wenn ich mich trennen würde und als wir mal nicht einer Meinung waren, sagte er, er hänge sich auf... Mein M. war immer sehr rechthaberisch und wollte alles besserwissen und machte gerne Vorschriften. Jedenfalls finde ich sowas schon ganz schön mies, seine Partnerin/Partner durch solche Äußerungen unter Druck zu setzen und Angst einzujagen... Bei einer Feier war der Bruder mal im alkohol auf seine Frau losgegangen und wollte sie umbringen. Manche Männer können im Alkohol ganz schön zum schwein werden, ekelhaft...,entschuldigt bitte den Ausdruck. Zum Glück sind aber nicht alle so...

Welche Erfahrungen habt ihr in der Hinsicht machen müssen?

Liebe Grüße
Katerle
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