Medikament absetzen

Antworten
rundgang

Medikament absetzen

Beitrag von rundgang »

Hallo,

habe seit 4 Wochen das Medikament Citalopram abgesetzt (20 mg), ohne dies
mit meiner Therapeutin zu besprechen. Diese war nicht begeistert von meinem
plötzlichen Absetzen. Ich nehme das Medikament seit c. 6 Jahren. Verschrieben
hat mir Citalopram immer mein Hausarzt. Als Symptome des Absetzens hatte
ich zwei Wochen Schwindel und Magen- Darmprobleme (konnte auch ein anderer
Grund gewesen sein). Ich bin nun etwas enttäuscht, dass mich meine Therapeutin
bei der Absetzung nicht unterstützt. Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapeuten
beim "eigenmächtigen" Absetzen eines Antidepressiva ?

VG

Rainer
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Medikament absetzen

Beitrag von Zarra »

Hallo Rainer,

da ich nie "total abgeflitzt" bin deshalb (und es ggf. Anlässe gab und ich es mir gut überlegt hatte *) - ... ich glaube, meine Psychotherapeuten hat das ggf. gar nicht oder wenig interessiert. Vielleicht war da aber auch immer gerade gar keiner vorhanden, ich weiß es einfach nicht mehr. Mein letzter, guter, tat (!) sogar immer so, als ob er die Medikamentennamen fast nicht buchstabieren könnte (war garantiert nicht so war). Der hätte sicher einfach GAR NICHTS dazu gesagt (inkl. dem impliziten: "Wenn's ihr dadurch schlechter geht, wird sie schon die geeigneten Maßnahmen ergreifen"). Meine jetzige Therapeutin würde wohl nachfragen und zur Vorsicht raten (Warnzeichen beachten etc. etc.) - dagegen wäre ja nun auch wirklich nichts einzuwenden.

* Ich kann bei meinen Absetz- oder Wechselversuchen auch gar nicht genau sagen, was da eher eigenmächtig oder eher abgesprochen war.

Hm, ansonsten: Ja, ich war enttäuscht, als auf meinen Zielwunsch des Absetzen-Könnens des ADs bei meinem zweiten Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik GAR nicht eingegangen wurde (zumal diese Klinik keineswegs den Ruf hatte, in erster Linie oder überhaupt auf Psychopharmaka zu setzen), auch nicht für eine eventuell benennbare Zukunft.

Und es ist wohl ein Mangel-Punkt, daß Psychiater diesen Punkt (Wieder-Absetzen) von sich aus eigentlich gar nicht oder sehr wenig "im Repertoire" haben; oder täusche ich mich?

-----
Was hättest Du Dir denn als Unterstützung erwartet?

LG, Zarra
rundgang

Re: Medikament absetzen

Beitrag von rundgang »

Hallo Zarra,

ja, ich war mal in einer Klinik, da wurde erst mal weitgehend alles abgesetzt. Da hatte
ich allerdings noch kein Antidepressiva genommen. Die Klinik war psychoanalytisch ausgerichtet.
Die fanden es gut, dass ich nichts nehme. Später ambulant nach der Klinik habe ich dann
erst ein Antidepressiva verschrieben bekommen. Ich glaube die Psychoanalytiker mögen
keine Medikamente bei ihren Patienten. Es ist halt paradox: auf der einen Seite hat mir
das Medikament geholfen auf der anderen ist das doch alles "Teufelszeug", d.h. so wirklich
weiß man doch nicht was es genau macht, aber so ungefähr. Ich wünsche mir natürlich
Unterstützung bei meinem Vorhaben. Aber vielleicht quält ich mich da nur und es ist einfach
einfacher das Medikament weiter zu nehmen.

LG Rainer
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Medikament absetzen

Beitrag von M1971 »

Hallo Rainer,
nach meiner Wahrnehmung ist die Tätigkeit der Psychologen eine andere Säule bei der Behandlung. Sozusagen eine "andere Baustelle" wie eine medikamentöse Therapie.
Das erlebt man ja auch bei anderen Arztbesuchen. Es wird selten ganzheitlich gesehen. Jeder betrachtet nur sein Fachgebiet.
Mich wundert es, dass Dein Hausarzt so lange ein AD rezeptiert hat und nicht einen Termin beim Facharzt empfohlen hat.
LG
M.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Medikament absetzen

Beitrag von Zarra »

Hallo Rainer,

mir ist immer noch nicht klarer, was Du Dir unter Unterstützung (von Seiten Deiner Therapeutin) vorstellst. Einfach sagen, daß sie es gut findet?!?!

Ansonsten, meine persönliche Meinung: Es kommt immer darauf an. (Klingt blöd, ist aber so.) Darauf, was eindeutig besser ist (in Deinem Empfinden, in Deinen Handlungsmöglichkeiten), wenn Du das Medikament nimmst - ggf. abgewogen gegen das, was ebenfalls eindeutig schlechter ist.

"Teufelszeug" würde ich nicht sagen. Aber es ist ein Medikament, ein Wirkstoff. Und ob und was es im ... wohl eher Einzelfall ... doch auch als Spätwirkung haben kann ... ... - Wenn man nur minimalen Gewinn und viele Bedenken hat, ist Absetzen vermutlich der passendere Weg. Andere sind wiederum um jedes Stückchen dankbar, weil das vielleicht das ist, was ihnen spürbar weiterhilft. Das kann sicher unterschiedlich sein.

LG, Zarra
Sensibel72
Beiträge: 85
Registriert: 15. Feb 2012, 18:41

Re: Medikament absetzen

Beitrag von Sensibel72 »

Hallo Rainer,

mich würde mal eben interessieren, warum du das Medikament jetzt nach 6 Jahren abgesetzt hast? Zu viele Nebenwirkungen oder hat es dir einfach nichts gebracht? Wobei, dafür wären dann 6 Jahre schon eine verdammt lange Zeit. Ich nehme Citalopram jetzt seit einem dreiviertel Jahr und vertrage es auch sehr gut, allerdings geht es mir dadurch auch nicht wirklich besser, meine ich zumindest. :? Wahrscheinlich merkt man die Wirkung des Medikaments erst dann, wenn man es dann irgendwann nicht mehr nimmt?!

LG
rundgang

Re: Medikament absetzen

Beitrag von rundgang »

Hallo,

Unterstützung, z.B.: gut zureden und das Angebot eines Anrufs, wenn
Absetzssymptome zu heftig werden. Mit Teufelszeug, will ich nicht
das Medikament veteufeln. Das hilft vielen und es gut, dass es das gibt.
Ich meine damit, dass man nicht wirklich die Zusammenhänge kennt,
die ablaufen, wenn ein solches Medikament eingesetzt wird. Absetzen will
ich aus zwei gründen: 1. es ist immer ein Gefühl der Abhängigkeit da,
2. Ich habe seit ca. einem Jahr das Gefühl, etwas "dumpf" zu werden
(ob es nun besser wird werde ich ja spüren). Gestern hatte ich heftige
Mißempfindungen (Brennen, Kribbeln, Übelkeit). Mein Hausarzt hat mir ein
Entkrampfungsmedikament verschrieben für den Magen (Buscopan).
Er meint, das sei kein Symptom des Absetzens sondern eher ein Infekt.
Heute geht mir wieder prima. Ich hätte mir 10 mg Citalopram verschreiben
lassen, wenn das so noch länger angedauert hätte. Mal sehen, wie es
weiter geht.

LG

Rainer
Antworten