Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Butterblume33
Beiträge: 27
Registriert: 13. Jun 2014, 19:16

Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Butterblume33 »

Hallo Lupine,

ich war ein paar Tage tatsächlich einfach mal weg, bin an die Ostsee gefahren und war dort meistens internetlos sozusagen. :) Die Antwort kommt bald, aber dann per PN.

Liebe Grüße,
Butterblume
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Lupine_84 »

:hello: PUUH, erleichtert :D !!!

Mein Depri-Hirn wollte sich da gerade in etwas reinsteigern ;)
und wenn die Nachrichten jetzt immer noch in meinen Postausgang gedümpelt hätten, dann wäre mein Szenario aber sowas von angelaufen, da hätte ich vermutlich die Moderation um deine private Mail-Adresse ANGEFLEHT :lol:

Alles gut also! Sehr schön, dass du dir etwas Gutes tust :D

LG!!!
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Stirnrunzler
Beiträge: 1
Registriert: 12. Sep 2014, 16:36

Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Stirnrunzler »

Hallo miteinander,

als bisher Nur-Leser und lernen Wollender habe ich mich registriert, um denen die hier schreiben Danke zu sagen. Die recht anschaulichen, fundierten und ehrlichen Ansichten sowohl Betroffener, als auch Angehöriger/ Freunde/ (Ex)Partner helfen mir viel. Einige Dinge kann ich (als (Ex)Partner - das ist in der Schwebe bzw. ist für mich ungeklärt, da ich von jeder Information abgeschnitten bin) nun etwas besser verstehen bzw. einorden. Einerseits macht mir das natürlich Mut, aber andererseits frage ich mich, ob und wie lange ich die Kraft -trotz aller Liebe zu dem Menschen- aufbringen könnte, über längere Strecken/ tiefe Einschnitte mitzugehen oder auch "nur" auszuhalten. Wenn ich hier von vielen Monaten oder gar Jahren lese..ohje.

Trotzdem: Nochmals vielen Dank an euch.

Gruß S.
Butterblume33
Beiträge: 27
Registriert: 13. Jun 2014, 19:16

Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Butterblume33 »

Hallo Stirnrunzler,

mir hat dieses Forum ebenfalls enorm geholfen. Der Austausch mit Angehörigen, aber auch Betroffenen. Die Sichtweisen können sehr unterschiedlich sein, aber das ist auch gut so, denn die Situationen sind immer andere und kein Mensch ist gleich. Depressionen äußern sich bei jedem individuell unterschiedlich und jeder geht anders damit um. Ich musste erst lernen, was bei meinem Partner geht und was nicht.

Ich durchlebe das ganze seit fünf Monaten, ohne erkennbaren Fortschritt und er lässt sich weiterhin nicht helfen, trotz intensivstem Bitten von meiner Seite. Auch ohne Trennung bin ich schlichtweg durch die Depression ausgetauscht worden und würde ich mich nicht zwischendurch melden und ein Treffen initiieren, käme da wohl auch nichts mehr von seiner Seite. Das ist schmerzhaft und kaum zu ertragen. Wie viel Weg man dann als Paar noch gemeinsam gehen kann, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Liebe Grüße,
Butterblume
AngelHH
Beiträge: 17
Registriert: 22. Sep 2014, 18:54

Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von AngelHH »

Hallo Pia!

Ich habe deinen Eintrag gerade gelesen und auch wenn er schon älter ist, wollte ich als Erkrankte etwas dazu sagen.

Du schreibst: "Im Grunde ist diese Orientierungslosigkeit d a s
Hauptproblem, was ich mit meinem Mann habe und es hat sich auch in den letzten knapp 5 Jahren trotz Therapien nicht verändert." aus der Sicht der Angehörigen. Für den depressiv erkrankten ist es um so vieles schlimmer... man will ja können! Man erwartet von sich selber zu können! Und sackt noch tiefer, wenn es einfach nicht geht...

Ich bin ziemlichen Schwankungen unterworfen, komme vor Mittags nicht aus dem Bett (Danke, Forum, nun geht es :D ), schaffe es vor frühem Nachmittag nicht, mich anzuziehen (wenn überhaupt. Und manchmal kann ich dann in den frühen Abendstunden alles, was liegen geblieben ist: Wäsche waschen, einkaufen, duschen, essen... An welchem Punkt genau soll man da sagen können, tut mir leid, es geht nicht? Oder meine Stimmung schlägt von einer auf die andere Sekunde um. Gerade nett und freundlich und irgendwie "gut drauf" - ein "falsches" Wort oder ein "falscher" Blick reichen, um ins Negative zu kippen.

Und zu der Aussage: Angehörige machen in einer schlechten Phase tatsächlich alles verkehrt. Weil der Erkrankte auf Grund der Deprobrille eben nur die negativen Dinge sehen kann. Nur weil die Lieblingsfarbe der Ehefrau Blau ist, kann ein Farbenblinder diese trotzdem nicht erkennen, auch wenn es um seine Frau geht. Jemand bietet Hilfe beim Putzen an? Das ist nicht hilfreich, sondern sagt unterschwellig, dass ich es nicht drauf habe. Ein Beispiel: Mein Freund wollte mir etwas per Email schicken. Das kommt äußerst selten vor, daher benutzte er eine Email-Adresse, die ich seit ca 2 Jahren nicht mehr benutze. Ich warf ihm eine Kurzfassung der aktuellen Adresse zu und wieder ging die Mail an jemand anders.

Als er nach Hause kam, habe ich ihm vorgeworfen, dass er ja nicht mal weiß, dass ich die Adresse seit Jahren nicht mehr habe. Er sagte nur: Oder du siehst, dass ich deine Email-Adresse über Jahre hinweg auswendig behalten und mich jetzt daran erinnert habe.

Das, was Mut geschrieben hat ist aus meiner Sicht eine ganz tolle Lösung. Was dir wichtig ist, das tu. Biete ihm an, dabei sein zu können. In guten Momenten wird er sich von ganz allein dazu gesellen.
Butterblume33
Beiträge: 27
Registriert: 13. Jun 2014, 19:16

Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Butterblume33 »

Hallo zusammen,

ich habe aus verschiedenen Gründen hier länger nicht geschrieben oder gelesen, weil es mir schlichtweg nicht mehr geholfen hat und eher Hoffnungen schürte, wo gar keine hingehörten. Ich musste schmerzlich erkennen, dass diese Krankheit eben doch ganz facettenreich unterschiedliche Ausmaße annehmen kann. Wärend regelmäßig zu lesen ist, der Depressive käme normalerweise irgendwann als der Alte wieder, oder einfach nur "da sein" als Angehöriger täte gut, Gedächtsnisverlust wird als berunruhigend angesehen und verunsichert den Depressiven auch zutiefst, so dass dieser ab einem bestimmten Punkt selbst Hilfe einfordert.... kann ich dazu leider nur sagen: ich habe wohl eine Sonderspezies erwischt.

Mein Freund lässt sich weder helfen noch ist er sonst in irgendeiner Weise einsichtig. Seinen Zustand hält er mittlerweile für normal und nicht als Ausnahme. Er sperrt mich seit fünf Monaten völlig aus seinem Leben aus und wenn ich mich nicht zwischendurch melden würde, ich weiß nicht, ob er es jemals wieder täte ... Leider hat er über die Monate alles, wirklich alles vergessen, was einmal war und wie wir zusammen waren. Er ist mir gegenüber teilweise fast schon feindselig in seinen Aussagen. Er führt jetzt eine Beziehung mit seiner Depression und ich fühle mich mittlerweile wie weggeworfener Dreck. Innerhalb nur weniger Tage war unsere 2-jährige Beziehung Geschichte. Wie viel Verständnis soll ich da als normaler, gesunder Mensch aufbringen? Ich habe so oft versucht, ihn zu unterstützen, habe ihm so oft gesagt, dass ich immer noch da bin und schon nicht weglaufen werde, habe so unendlich viel Geduld und Verständnis aufgebracht und mein Freund hat mich auf jede nur erdenkliche Weise von sich gestoßen. Er funktioniert lieber wie ein Roboter und tut nur das Nötigste, anstatt sich endlich aufrichtig um sich selbst zu kümmern.

Aber ich bin auch nur ein Mädchen, das geliebt werden möchte. Und ich halte diese Beziehung nicht aufrecht, indem ich sie nicht sterben lasse. Es wird sich vorerst nichts ändern bei ihm, aber wenn ich mich mit Haut und Haar auf jemanden einlasse, dann möchte ich für diese Person der wichtigste Mensch sein. Immer, und nicht nur zwei gute Jahre lang, um dann in der echten großen Krise abgehakt zu werden. Aus diesem Grund werde ich meinen Weg jetzt alleine weiter gehen, auch wenn mein Herz immerzu ganz laut "nein" schreit. Manchmal muss man eine Entscheidung für sich treffen.

Seid gegrüßt,
Butterblume
AngelHH
Beiträge: 17
Registriert: 22. Sep 2014, 18:54

Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von AngelHH »

Hallo Butterblume.

Aus meiner ganz persönlichen Erfahrung:

Meine Symptome waren: Gereiztheit bis zum Anschlag, überall sah ich Angriffe gegen mich als Mensch (auch von Freund und Tochter!), wähnte mich auf meiner Arbeit gemobbt (davon mag ich auch immer noch nicht ablassen), Gedächtnisverlust (den ich selbst gar nicht wahrgenommen habe), Konzentrationsschwäche (auch nicht, wenn ich auf der Arbeit meine Fehler nicht "vorgeführt" bekommen hätte), niemals hat mir irgendjemand genug (oder gut genug) geholfen. Körperlich war ich dauererschöpft (oft bin ich sobald meine Tochter im Bett war sitzend auf dem Sofa eingeschlafen), hatte keine Lust auf Sex, konnte nicht mehr einkaufen, nicht kochen, die Wäsche nicht waschen... Das Schlimmste für ihn waren wohl die Nächte... wir bekamen beide keinen Schlaf und ich war ein kleines Bündel - hin und her gerissen zwischen abgrundtief verzweifeltm "Verlass mich nicht" und unsäglich wütendem "Schau, was du aus mir gemacht hast"

Das alles habe ich nicht als Krankheit erkannt!

Wenn mein Freund sich nicht sehr nachdrücklich von mir getrennt hätte und mich damit in ein unfassbar tiefes Loch gestossen hätte, wäre ich vielleicht nie zum Arzt gegangen.

Und manchemal denke ich, die Depression ist wie eine Drogensucht. Nur wer erkennt, dass er Hilfe braucht und sich diese holt (aus eigenem Willen und Antrieb!), dem kann auch geholfen werden.

Mir hat auf jeden Fall geholfen, fallen gelassen zu werden, wobei das natürlich mit Vorsicht ausgesprochen ist! Mein Freund hat sich danach bis zu meinem Termin beim Arzt keinen Milimeter von meiner Seite bewegt. Und ganz bestimmt war das auch gut so. Richtig verzweifelt habe ich versucht, alle davon zu überzeugen, ich wäre nicht lebensmüde. Heute beurteile ich eine so schwere Episode anders. (Ich bin nicht suizidal, gut auf Medikamente eingestellt, in einer glücklichen Beziehung und habe eine tolle Therapeutin! :))

Und trotz allem bleibt mir Depressiver nichts anderes als dir zu sagen: du hast den richtigen Weg genommen. Nimm dich selbst wichtiger als den Erkrankten. Das würdest du in einer Beziehung mit einem gesunden Mann auch machen. Zieh die Grenze, wo sie dir gut tut. Nichts von dem, was er tut oder sagt ist gegen dich gerichtet, nur um mit dir oder für dich etwas zu tun, müsste er dich wahrnehmen. Und wie soll er das, wenn er sich selbst nicht sieht?
Lupine_84
Beiträge: 678
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Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Lupine_84 »

Liebe Butterblume,

die oben geschriebenen Worte möchte ich so ebenfalls unterschreiben und dir auf diese Weise "Mut" machen, dass du das Richtige tust!!
Ich weiß es geht dir schlecht mit dem Ende der Beziehung, wie sollte es anders sein, ... aber es ist der Weg der nun ansteht!
Nach fast 6Monaten kannst du so nicht mehr weiter machen! Entscheide für DICH! Auch dein Mit-Leiden und Hoffen ist auf Dauer nicht gesund und ebenfalls schmerzlich!
Und: Du hilfst ihm damit nicht.

Leider steht "fallen lassen" an. Es kann eine Hilfe sein!
Vielleicht auch für ihn. Wenn nicht, dann aber in absehbarer Zeit für DICH!

Alles Gute!
Ich wünsche dir viel Kraft!!!

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Butterblume33
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Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Butterblume33 »

Hallo ihr Lieben,

ja - eine Trennung ist auch in diesem Fall immer nur der richtige Weg. Es bedeutet ja nicht, dass ich mich völlig abwende und ihn ab sofort "im Stich" lasse. Es geht vielmehr darum, dass ich diese klare Grenze für mich brauche, damit es mir wieder besser geht und ich ihn somit ggf. besser unterstützen kann. Ich werde nach wie vor für ihn da sein und ihm bei den nächsten Schritten beistehen, falls diese irgendwann kommen. Dieser Mann ist meine große Liebe und es wird ihm wohl keiner das Wasser reichen können. Nur kann unser Kontakt jetzt einfach nicht mehr über eine Beziehung laufen, die im klassischen Sinne auch schon lange nicht mehr existiert. Und vielleicht ist es sogar für ihn notwendig, endlich einen großen Schlussstrich zu ziehen.

Danke für eure Unterstützung!

LG
Butterblume
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Lupine_84 »

:hello:
Sind wir gerade beide online... :) so schnell war meine PN noch nie aus dem Postausgang verschwunden ;)

Ich drücke dich einmal ganz lieb!!!

Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Butterblume33
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Re: Was bespricht man (nicht) nach der akuten Phase?

Beitrag von Butterblume33 »

Ja, waren wir. Lieben Dank für deine PN, Lupine. :)
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