da bin ich wieder
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Die ein oder andere Forine wird sich sicherlich noch an mich erinnern;
für die anderen eine kurze Vorstellung meinerseits:
ich hab mich lange hier im Angehörigen-Forum rumgetrieben, einen sehr
guten, sehr, sehr hilfreichen Austausch hier gefunden….. irgendwann hat
die Krankheit meines Mannes jedoch soviel Raum eingenommen, dass ich
sogar hier die immer und immer wieder kehrenden, inhaltlich gleichen Stories
echt nicht mehr lesen konnte………
Meinen Mann, psychisch krank seit mindestens 35 Jahren kenne ich 31 Jahre,
aber erst 4,5 Jahre davon sind wir ein Paar und erst seit dieser Zeit durfte ich
erfahren, was es heisst, - auf die Geschichte meines Mannes bezogen - psychisch
krank zu sein und als Angehöriger damit umzugehen.
Diagnosen hat mein Mann viele, so viele, wie Ärzte, Therapeuten, ambulante,
tagesklinische und stationäre Aufenthalte….. ganz sicher ist dabei auch richtig
diagnostiziert, dass ein Teil dessen, was ihm das Leben schwer macht, das
depressive Reaktionsmuster ist……
Nach eigener Aussage konnte ihm von therapeutischer/ärztlicher Seite her
wenig geholfen werden (kann ich mittlerweile bestätigen)…. naja, was sich
über Jahrzehnte festsetzt…… bleibt halt……….
Wie geht es uns, mir? Unserer "Beziehung".
Die immer wieder kehrende, irgendwie nicht mehr so ganz spannende Frage.
Wir sind nach wie vor verheiratet, werden es auch bleiben;
wir wohnen in einem Haushalt, mir zumindest ist mittlerweile glasklar, dass dies
nicht lebbar ist, weder für meinen Mann, noch mein Kind, noch mich: eine
diesbezügliche Einsichtsfähigkeit meines Mannes ist nicht in Sicht.
Daher ist für mich nach wie vor Handeln nach der Divise: rette sich wer kann;
Doppelzimmer in der Psychatrie nein Danke, angesagt.
Damit fahren wir beide sehr gut;
mein Mann merkt es nicht (will es nicht merken?), für mich der Weg mit meinem
Mann in Beziehung zu treten…… leider der einzig lebbare……….
Was soll das heissen?
Beziehung leben, so wie "man" das herkömmlich versteht (mh…. wie definiert man
Beziehung?) ist unmöglich mit meinem Mann:
früh aufstehen, den Tag mit Familie, Verpflichtungen beginnen, 10 - 12 Stunden
arbeiten gehen, Hobby, Verpflichtungen, Familie & Kind, zack, zack…… und schwupp, weg ist er mein Mann: auf Nimmerwiedersehen in seinem Paralelluniversum der Depression……. nicht erreichbar; Nachrichten können auch nicht auf Band gesprochen werden, da die Depression diese nicht abhört.
Sein "Lebenspensum, seine Lebensgeschwindigkeit" als Rentner, manchmal aus-schließlich damit beschäftigt aufzustehen bremst mich völlig aus, macht mich ag-gressiv (unwillentlich) auf Dauer, entspricht nicht dem, wie ich leben will.
Mein Lebenstempo, dem mein Mann nicht stand halten kann sagt diesem": Versager,
Versager, Versager".
Morgens Aufstehtief, abends "ich bin erledigt-Tief" meines Mannes, tagsüber bin ich arbeiten und am Wochenende stresse ich meinen Mann…… klingt nach guter Beziehung, oder?
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Die letzten Wochen haben wir aus anderen Gründen getrennt verbracht……
hat mir gut getan,
hat ihm gut getan,
hat dem Kind gut getan.
Jeder konnte sein Lebenstempo leben, ohne deprimiert, ausgebremst oder sonst was zu werden…….
und siehe da: was mein Mann ein ganzes Jahr nicht erledigen konnte, hat er
(ohne Aufforderung, ohne Maßregelung ohne Antrieb meinerseits) in wenigen
Wochen erledigt ohne Probleme,
"plötzlich" bringt Entfernung Nähe.
Als dass haben sehr viele Forinen schon selber erfahren; ich kann es nur bestätigen.
Warum halte ich an der "Beziehung" fest?
Weil mein Mann nicht nur aus Krankheit besteht;
weil ich eigenständig bin,
weil es eine Verbundenheit gibt, die manchmal, in wenigen Zeiten wieder zum
Vorschein kommt, oft ist sie überschüttet, wenn mein Mann oder ich malwieder
nicht genug auf uns aufgepasst haben….. jeder auf sein Wohl, seinen Weg……
und doch ist sie latent immer da, diese Verbundenheit.
Der Bekanntenkreis schüttelt den Kopf.
Was für eine Ehe, was für ein Leben, was für eine Beziehung;
nein Danke.
Wir leben mit unserem Weg, ganz oft getrennte Auszeiten zu nehmen, um
zusammenzufinden, Beziehung für uns neu zu definieren , unsere Beziehung
zu leben, gut.
Sehr oft noch holprig, immer und immer wieder verbesserungswürdig, mit
vielen Überlegungen, ob es noch gemeinsam weitergehen kann und wie
man für sich selber gemeinsam definiert………
Fazit für mich persönlich:
Beziehung / Ehe mit meinem psychisch kranken Mann war neu zu definieren,
aber ich hatte und habe immer die Wahl: ich kann mich jederzeit trennen.
Gewollt und umgesetzt hat es bisher niemand von uns (ach und: andere Frauen
waren für meinen Mann übrigens nie ein Thema; Männer für mich auch nicht);
aber ganz oft mussten wir uns von dem, was wir glaubten, jeder für sich, wie
sich Beziehung definiert, trennen, betrauern und letztlich neue Wege gehen
dabei sind wir noch immer: aber gemeinsam und das habe ich bisher niemals
mit einem anderen Menschen derart geschafft
nur mit meinem "psychisch kranken" Mann.
Das härteste, das schwerste, aber auch das Beste, was mir je passiert ist.
LG
Pia